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{"created":"2022-01-31T16:16:01.123317+00:00","id":"lit31128","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Wallaschek","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 21: 464-465","fulltext":[{"file":"p0464.txt","language":"de","ocr_de":"464\nLitera lurberirht.\nFrederick E. Bolton. Hydro - Psychoses. American Journal of Psychology 10 \u2022\t(2), 171\u2014227. 1899.\nJ. O. Q\u00fcantz. Dendro * Psychoses. American Journal of Psychology 9 (4), 449\u2014506.\n1898.\nIn vorliegenden Abhandlungen wird untersucht, welche Rolle in dem einen Fall das Wasser, im anderen der Baum im Geistesleben des Menschen spielen und auf welchen Thatsachen die Bedeutung beider beruht. Die Methode beider Verf. ist ungef\u00e4hr dieselbe. Beide treten zun\u00e4chst vom biologischen Standpunkt an die Frage heran. Bolton untersucht die Tormenschlichen Species in ihrem Verh\u00e4ltnifs zum Wasser, beschreibt den Zustand der Erde zur Zeit als es noch nichts Anderes gab als Wasser, die Entstehung des Landes, der Landthiere, die R\u00fcckkehr einiger Landthiere zum Wasserleben u. s. w. und kommt schliefslich beim Menschen selbst auf die atavistischen Bewegungen einer \u00fcberstandenen Fisch- und Amphibien-Existenz zu sprechen. Schon die Ausf\u00fchrlichkeit, mit der Bolton gerade dieses Capitel behandelt, l\u00e4fst vermuthen, dafs er die Bedeutung dieses biologischen Theiles f\u00fcr das geistige Verh\u00e4ltnifs des Menschen zum Wasser \u00fcbersch\u00e4tzt. Noch deutlicher wird diese Uebersch\u00e4tzung bei der Erkl\u00e4rung psychischer Erscheinungen, f\u00fcr die der Atavismus mehr ein bequemes Schema alB eine wahre Ursache zu sein scheint. Wie weit Bolton in diesem Punkte geht, zeigen die folgenden Beispiele: Wenn Frauen den sogenannten passiven Selbstmord (im Gegensatz zum activen Handanlegen) durch Ertr\u00e4nken oder durch Gift vorziehen, so soll diese Erscheinung darin ihren Grund haben, dafs h\u00f6here Centren aufser Th\u00e4tigkeit gesetzt sind und eine atavistische R\u00fcckkehr zu den Bedingungen des Wasserlebens stattfindet. Die That August Comte\u2019s, der sich ins Wasser st\u00fcrzte, ohne die Absicht zu haben sich zu ertr\u00e4nken, soll ebenfalls auf Atavismus zur\u00fcckzuf\u00fchren sein. Das Verlangen mancher Menschen zur Zeit der Sorge und des Ungl\u00fccks vom Wasser verschlungen zu werden, beruhe ebenfalls auf Atavismus. Als wenn es da keine n\u00e4her liegenden Erkl\u00e4rungen g\u00e4be I Vielleicht f\u00fchrt der Verf. das Baden und Waschen auch noch auf Atavismus zur\u00fcck. Ebenso f\u00fchrt Quantz das Verlangen des Kindes, das auf allen Vieren kriecht, alle Extremit\u00e4ten besch\u00e4ftigt hat und ein Ding von der Erde mit dem Munde aufhebt, auch auf Atavismus zur\u00fcck. Diese Erkl\u00e4rungsweise ist bei beiden Autoren zur wahren Manie geworden und \u00fcberhebt sie durch die Berufung auf die Vergangenheit von Jahrtausenden, in vornehmer Weise der Nothwendigkeit \u00fcber die Gegenwart in zwingenderen Gr\u00fcnden nachzudenken. Die ganze Art, wie sie \u00fcber die DARWiN\u2019sche Theorie und die Grundz\u00fcge der Biologie sprechen, scheint den Artikel mehr f\u00fcr ein \u201ePopul\u00e4r Monthly\u201c als f\u00fcr eine wissenschaftliche Zeitschrift geeignet zu machen. Dem Publikum der letzteren braucht man doch solche Dinge nicht mehr ausf\u00fchrlich auseinanderzusetzen, zumal sie in beiden Artikeln gr\u00f6fstentheils nur aus sorgf\u00e4ltig zusammengetragenen Citaten aus ber\u00fchmten Werken bestehen. Der \u00fcbrige Theil der Arbeiten ist hingegen hochinteressant und in dieser Zusammenstellung sehr belehrend. Bolton untersucht die Be* deutung des WaBsers in primitiven Lebensauffassungen und philosophischen Speculationen, das Vorkommen der heiligen und heilenden W\u00e4sser, der Spenden an das Wasser, der aus demselben vermeintlich hervorgehenden","page":464},{"file":"p0465.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n465\nWeissagungskraft, der Wasserg\u00f6tter, der paradiesischen und unterirdischen Gew\u00e4sser. Quaktz spricht von den heiligen B\u00e4umen, der Anbetung der B\u00e4ume, vom Lebensbaum, aus dem der Mensch geboren ist oder zu dem er nach dem Tode wieder zur\u00fcck kehrt, vom Weltenbaum, vom Baum des Paradieses, den B\u00e4umen in der Medicin und Poesie. Als vergleichende Mythologie, Religions- oder Culturgeschichte sind derartige Untersuchungen wie gesagt sehr werthvoll, und die Analogien, die dabei zu Tage treten, in vielen F\u00e4llen \u00fcberraschend. Am besten w\u00fcrden die Arbeiten in eine popul\u00e4re Zeitschrift f\u00fcr Folk-Lore passen, aber mit wissenschaftlicher Psychologie scheinen sie mir doch nur in sehr entferntem Zusammenh\u00e4nge zu stehen.\tWallaschek (Wien).\nRobbst MacDouqall. Music Imagery. A Confession of Experience. Psychological Review 5 (5), 463\u2014476. 1898.\n\u201eDie Macht der Musik, bestimmte Vorstellungen zu erwecken, beruht auf einem Procefs indirecter Association, die ihrem Bestehen und ihrem Charakter nach von der individuellen Geistesth\u00e4tigkeit und Erfahrung des H\u00f6rers abh\u00e4ngt.\u201c \u201eDie Musik kann uns veranlassen (make us think), an tausend Dinge oder Erfahrungen zu denken, aber sie bedeutet nicht das Object, f\u00fcr das sie gesetzt wird.\u201c \u201eDie Function der Musik besteht mehr im Erregen von Stimmungen als in der Mittheilung bestimmter Vorstellungen.\u201c Nach einigen allgemeinen Bemerkungen \u00fcber die associative Wirkung der Musik kommt MacDougal auf eine Erfahrung zu sprechen, die er selbst w\u00e4hrend eines Concertes in der Berliner Sing-Academie gemacht hat, und zwar insbesondere bei der Auff\u00fchrung von Schubert's D moll Quartett. Diese Erfahrung bestand in der Association der Musik mit Gesichtsvorstellungen, die er sehr ausf\u00fchrlich beschreibt. Sie ist bei ihm insofern merkw\u00fcrdig, als sein Vorstellungsleben, wie er selbst sagt, im Allgemeinen nicht zum Gesichtstypus geh\u00f6rt. Ziemlich eifrig bem\u00fcht sich der Verf., den Unterschied dieser Association vom Farbengeh\u00f6r hervorzuheben, ohne jedoch den springenden Punkt zu treffen, der wie ich glaube darin besteht, dafs das Farbengeh\u00f6r eine Empfindungsassociation ist, w\u00e4hrend MacDougal\u2019s Erfahrung zur Vorstellungsassociation geh\u00f6rt. Seine Mittheilung ist wohl ganz interessant, ist aber in der Musikpsychologie schon so oft und umso viel gr\u00fcndlicher im Zusammenhang mit der Lehre von der Musikvorstellung besprochen worden, dafs wir sie f\u00fcglich h\u00e4tten entbehren k\u00f6nnen.\tWallabchbk (Wien).\nNobmann Triplett. The Dynamogenic Factors in Pacemaking and Competition.\nAmer. Joum. of Psychol. 9 (4), 607\u2014533. 1898.\nTriplett bespricht die bekannte Erscheinung von dem Nutzen der Schrittmacher bei der Feststellung eines Records durch einen Einzelnen und bei Wettrennen mehrerer Betheiligter. Die Bedeutung dieser Schrittmacher ist heute selbst dem grofsen Publikum bekannt, ebenso wahrscheinlich die Hypothesen, welche die unl\u00e4ugbare H\u00fclfe f\u00fcr den Renner zu erkl\u00e4ren versuchen. Sie lassen sich in zwei Gruppen eintheilen, eine mechanische und eine psychische. In der ersteren erw\u00e4hnt Triplett die \u201esuction\u201c und die \u201eshelter\u201c Theorie, die darin bestehen, dafs nach der ersteren durch\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie XXI.\t30","page":465}],"identifier":"lit31128","issued":"1899","language":"de","pages":"464-465","startpages":"464","title":"Frederick E. Bolton: Hydro-Psychoses. American Journal of Psychology 10 (2), 171-227. 1899 / J. O. Quantz: Dendro-Psychoses. American Journal of Psychology 9 (4), 449-506. 1898","type":"Journal Article","volume":"21"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:16:01.123323+00:00"}