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{"created":"2022-01-31T16:17:03.883960+00:00","id":"lit31131","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Storch","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 21: 466-467","fulltext":[{"file":"p0466.txt","language":"de","ocr_de":"m\nLiteraturbericht.\nden Schrittmacher ein Luftvacuum entsteht, von dem der nachfolgende Fahrer gleichsam \u201eaufgesaugt\u201c wird, w\u00e4hrend nach der letzteren der Schrittmacher blos den Wind vom eigentlichen Fahrer abh\u00e4lt. In der psychischen Gruppe werden geltend gemacht: die Aufmunterungs-Theorie. (\u201eDer Fahrer kann etwas leisten, weil er fest daran glaubt, dafs er es kann\u201c.) die hypnotische Theorie, nach welcher der Fahrer durch das best\u00e4ndige Fixiren des sich drehenden Bades hypnotisirt wird, die automatische Theorie und die Theorie der Gehirnarbeit. Nach den beiden letzteren wird dem Fahrer die Sorge um das Tempo und sein eigenes Vorw\u00e4rtskommen durch den Schrittmacher abgenommen, daher seine Kraft lediglich f\u00fcr das Fahren aufgespart. Entschieden hat sich der Autor zun\u00e4chst f\u00fcr keine, er hat aber Experimente an einem eigenen Apparat gemacht, der im Wesentlichen darin besteht, dafs ein Band an einer Spule von der Versuchsperson aufgedreht werden soll. Vierzig Personen mufsten ihm dabei beh\u00fclflich sein. Die Resultate nennt Tbiplett zwar \u201emost interesting\u201c, ich finde sie aber geradezu kl\u00e4glich. Sie enthalten n\u00e4mlich absolut nichts, was nicht schon aus den Erfahrungen des t\u00e4glichen Lebens oder aus den Rennberichten der Tageszeitungen bekannt w\u00e4re, Dafs die Muskelenergie bei jeder Dauerleistung fluctuirt, dafs das Alter, das Geschlecht, der psychische Einfiuls des Wettbewerbs mit einem zweiten, die Beobachtung durch ein Publikum auf die Leistung einen Einflufs hat \u2014 das Alles ist doch nicht erst durch Laboratoriumsexperimente bekannt geworden. Da Triplett keineswegs zu festen Resultaten, etwa zur Aufstellung eines Energiegesetzes gekommen ist, oder sich f\u00fcr irgend eine Erkl\u00e4rungstheorie der Schrittmacher definitiv entscheidet und ihre Richtigkeit zu beweisen sucht, so kann ich nicht begreifen, wieso diese sogenannte Untersuchung \u00fcberhaupt in eine wissenschaftliche Zeitschrift gekommen ist.\tWallaschkk (Wien).\nW. Lloyd Andbikzxk. 0& the Bases and Possibilities of a Scientific Psychology and Classification in Mental Disease. The Journal of Mental Science 45 (189), 257\u2014290. 1899.\nNach einem phylogenetischen Ueberblick \u00fcber das Centralnervensystem der gesammten Thierreihe giebt Verf. eine Schilderung der Entwickelung des menschlichen Seelenlebens. Er unterscheidet hier drei Stadien der Entwickelung, deren erstes mit der Vollendung der Eukinese, anatomisch mit der Ausbildung der Projectionscentren im dritten Lebensjahre den Abschlufs findet, deren zweites und drittes auf das anatomische Verhalten der Associationscentren (Flechsig) zur\u00fcckgef\u00fchrt werden und in der Bildung des prim\u00e4ren und secund\u00e4ren Ichs (Meynebt) ihren psychologischen Ausdruck finden.\nDiesen Entwickelungsstadien gem\u00e4fs theilt Verf. die Geisteskrankheiten in vier Gruppen und f\u00fcgt ihnen noch \u2014 von einem anderen Gesichtspunkte aus eine f\u00fcnfte Abtheilung bei.\nDie ersten drei Gruppen, Aphrenie, Oligo- und Paraphrenie entsprechen mit einer kleinen Abweichung den Idioten, Imbicillen und Debilen, endlich den Instable!) (D\u00e9s\u00e9quilibr\u00e9s) Maqnan\u2019s.","page":466},{"file":"p0467.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht\n467\nDie vierte Gruppe, die Phrenopathien, beruhen auf St\u00f6rungen, die ein fast ganz entwickeltes Gehirn betreffen und werden in acht Unterabtheilungen nach sehr heterogenen Gesichtspunkten gebracht. Zur Erl\u00e4uterung diene: 1. Vesanic type (Melancholie, Manie, Stupor etc.: klinischer Gesichtspunkt) ; 2. Toxic type (Delirium tremens etc. Aetiologischer Ges.P.) ; 8. Neoplasmatic and thrombotic (Pathologisch anatomischer G.P.). Die f\u00fcnfte Gruppe, die Lipophrenie umfafst alle psychotischen Zust\u00e4nde, die nach akuten Psychosen Zur\u00fcckbleiben.\nDie eigentlichen Psychosen sind also in der vierten und f\u00fcnften Gruppe untergebracht, ihre Classification hat also mit dem vom Verf. so ger\u00fchmten wissenschaftlichen Eintheilungsprincip nichts zu thun. Woraus schliefst Verf., dafs das Delirium tremens oder der Hirntumor nur bei nicht ganz entwickelten Gehirnen vorkommt? Sollte dies nicht eine recht unfruchtbare, theoretische Speculation sein, welche blos aus dem Auftreten der Krankheit auf die Entwickelungsst\u00f6rung zur\u00fcckschliefst?\nMan thut der geistigen Tiefe des Systems wahrlich keinen Abbruch, wenn man es, von k\u00fcnstlichen Grenzbildungen und unwesentlichem Beiwerk befreit, folgendermaafsen fafst: Die Geisteskrankheiten beruhen auf St\u00f6rungen der psychischen Entwickelung, welche einsetzen:\n1.\tbei ganz, oder fast ganz gehemmter Entwickelung des Grofshirns (der Psyche);\n2.\tbei etwas weniger gehemmter Entwickelung des Grofshirns (der Psyche) ;\n3.\tbei noch weniger gehemmter Entwickelung des Grofshirns (der Psyche) ;\n4.\tbei fast gar nicht mehr gehemmter Entwickelung des Grofshirns (der Psyche);\n5.\tHierher geh\u00f6ren alle Geisteskrankheiten, die unter 1, 2, 3 und 4\nnicht geh\u00f6ren.\t8tobch (Breslau).\nConolly Norman. Considerations on the Mental State in Aphasia. The Journal of Mental Science 45 (189), 326\u2014337. 1899.\nVerf. kommt auf Grund theoretischer Erw\u00e4gungen zu der Anschauung, dafs ein wirkliches Denken nur bei Erhaltensein eines gewissen Maafses von Expressivbewegungen und deren Erinnerungsbildern m\u00f6glich ist. F\u00e4llt wie bei den aphasischen Zust\u00e4nden ein grofser Theil dieser F\u00e4higkeiten aus, so mufs sich ein je nach den Umst\u00e4nden verschiedener Grad von Geistesschw\u00e4che einstellen. Eine grofse Anzahl von Aphasien aus der Literatur auch einige eigene Beobachtungen betrachtet er unter diesem Gesichtspunkt und weist darauf hin, wie wichtig in jedem einzelnen Falle von Aphasie eine eingehende, wiederholte Untersuchung der Intelligenz des Pat. sei.\tStorch (Breslau).\n30*","page":467}],"identifier":"lit31131","issued":"1899","language":"de","pages":"466-467","startpages":"466","title":"W. Lloyd Andriezen: On the Bases and Possibilities of a Scientific Psychology and Classification in Mental Disease. The Journal of Mental Science 45 (189), 257-290. 1899","type":"Journal Article","volume":"21"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:17:03.883965+00:00"}