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W. Wundt: Zur Theorie der räumlichen Wahrnehmungen [Corr.: Gesichtswahrnehmungen]. Philos. Studien 14 (1), 1-118. 1898

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{"created":"2022-01-31T14:20:34.673673+00:00","id":"lit31148","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Pilzecker","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 22: 68-70","fulltext":[{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"68\nLiteraturbericht.\nF. W. Goleosove. H\u00f4tes oa Heitel Standards of Lenght (Psychol. Labor, of Clark Uniy.) A meric. Journ. of Psychology 10 (2), 292\u2014294. 1899.\nVerf. betrachtet die vorliegende Studie nur als vorbereitende Untersuchung des geistigen Maafsstabes, den wir bei Absch\u00e4tzung gegebener L\u00e4ngen zu Grunde legen. Zu diesem Zwecke wurden den Versuchspersonen \u00f6\u00fc Kreise vorgelegt, die eine continuirliche Gr\u00f6fsenserie von 1 7\u00ab \u2014\u2022 4 9/1\u00c4 Zoll im Durchmesser bildeten. Die L\u00e4ngendifferenz der einzelnen Durchmesser war Vie Zoll. Desgleichen wurde eine \u00e4hnliche Serie gerader Linien zur Absch\u00e4tzung aufgegeben. Unter den verschiedenen Sch\u00e4tzungen wurde 3 Zoll 110 mal als Maafs angegeben, 2lfk/i\u00ae nur 4 mal, 3 78 10 mal. (Ein Diagramm versinnlicht das Resultat.) Angaben von Sechzehnteln sind sehr selten, Achtel h\u00e4ufig in den L\u00e4ngen zwischen 1 \u2014 4 7s Zoll. Angaben von Vierteln sind sehr h\u00e4ufig, halbe und ganze Zoll noch h\u00e4ufiger, und das Mals 3 Zoll am h\u00e4ufigsten. Die Feinheit der Absch\u00e4tzung nimmt ab mit der Zunahme der gegebenen L\u00e4ngen, \u201evermuthlich\u201c in einem Verh\u00e4ltnis, das dem Weber sehen Gesetz, in seiner Anwendung auf sichtbare Ausdehnung, entspricht. In gewissem Sinne glaubt der Verf. sein Diagramm als den durchschnittlichen Maafsstab auffassen zu d\u00fcrfen, den Jeder von uns f\u00fcr das Maafs 17* \u2014 41ji Zoll im Geiste mit sich tr\u00e4gt. Davon verschieden sei das Vorstellungsbild einer Gr\u00f6fsenskala. Vermuthlich hat Jeder von uns f\u00fcr die wichtigsten der einzelnen Gr\u00f6fsenbilder specielle, nicht zu einer Skala zusammenh\u00e4ngende Gr\u00f6fsenbilder. \u2014 Die Arbeit ist mehr anregend als ersch\u00f6pfend, aber ich glaube, es w\u00e4re der M\u00fche werth, das Thema weiter zu verfolgen und experimentelle Resultate des Laboratoriums in Verbindung zu bringen mit den praktischen Erfahrungen, die man mit der Distanzsch\u00e4tzung im Grofsen (beim Milit\u00e4r) gemacht hat. Verf. selbst regt an die Ausdehnung der Maafsstabsuntersuchung bei Gewichten, Kubikinhalt, Temperatur, Winkelmaafs, Geld werth u. s. w.\nWallaschek: (Wien).\nW. Wundt. Zur Theorie der r\u00e4umlichen Wahrnehmungen. Ph\u00fcos. Studien 14 (1), 1\u2014118. 1898.\nNicht eine Neubearbeitung sondern eine Revision der hierher geh\u00f6rigen Thatsachen und Theorien ist nach des Verf. eigenen Worten der Zweck der Studie. Ber\u00fccksichtigung finden an erster Stelle die unter dem Namen Metamorphop8ien beschriebenen, auf Lagever\u00e4nderungen der Netzhaut beruhenden Bildverzerrungen. Hier war W. in Folge Selbsterkrankung in der Lage, Beobachtungen anzustellen, welche das Schwinden der Meta-morphop8ien ergaben, nachdem der Zustand der Retina wieder stabil geworden war. Da nun hierbei vermuthlich kein Punkt der abgel\u00f6sten Netzhaut wieder in seine fr\u00fchere Lage zur\u00fcckgekehrt ist, so spricht dies f\u00fcr eine durch die Bedingungen des Sehens erzwungene Neuordnung der r\u00e4umlichen Beziehungen des Sehens. Noch entscheidender f\u00fcr die M\u00f6glichkeit einer allm\u00e4hlichen Adaptation der Netzhaut an eingetretene constante Abweichungen der Bilder sprechen die dioptrisch erzeugten Meta-morphopsien, bei denen eine in Folge unpassend gew\u00e4hlter, prismatisch wirkender Brillengl\u00e4ser eingetretene Bildverzerrung nach einigen Tagen, vollst\u00e4ndig verschwindet.","page":68},{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturberich t.\n69\nIm folgenden Abschnitt \u00fcber die Convergenzversuche und die Innervation der Blickbewegungen vertheidigt Wundt seine vor 40 Jahren hier\u00fcber angestellten Versuche gegen Hildebrand's Einw\u00e4nde (im VII. Bande dieser Zeitschrift), dessen Versuche in Folge Irradiation zu einem v\u00f6lligen Versagen der Accomodation f\u00fchren mufsten. W. beruft sich ihm gegen\u00fcber auf die Versuche Arrer\u2019s, die Wundt\u2019s eigene fr\u00fchere Ergebnisse im Wesentlichen best\u00e4tigen. Zwar haben auch die monbcularen Beobachtungen Arrer's eine sichere Entscheidung \u00fcber den relativen Antheil von Accomodation und Convergenz an der Entfemungssch\u00e4tzung nicht herbeigef\u00fchrt. Indes scheint ihm der f\u00fcr das Gesichtswahrnehmungsproblem wichtige Nachweis gelungen zu sein, dafs an die Convergenzbewegungen des Doppel--auges Empfindungen gebunden sind, \u201edie irgendwie eine Vorstellung von der Entfernung des Fixationspunktes vermitteln.\u201c Wahrscheinlich handle es sich dabei um Complexe von Empfindungen, die den von Goldscheider \"bei den Gelenkbewegungen beschriebenen Empfindungscomplexen analog zu denken seien.\nDie nun folgende Betrachtung der geometrisch-optischen T\u00e4uschungen Hat das Verdienst, die sich hier darbietenden Erscheinungen nach geschickt \"lierausgegriffenen unterscheidenden Merkmalen in 4 Gruppen geordnet zu Haben. Die erste derselben, die Classe der umkehrbaren perspectivischen T\u00e4uschungen (ScHR\u00d6DEH\u2019sche Treppenfigur, Figuren von Thi\u00e9ry u. A.) zeigt aufs Deutlichste den bestimmenden Einflufs der Blickbewegungen und Blickstellungen auf die r\u00e4umliche Wahrnehmung, ferner aber die wichtige Bolle, welche reproducirte Elemente \u2014 simultane Associationen nach W. \u2014 in fester Association mit bestimmten Augenstellungen und Blickbewegungen spielen. Die beiden weiteren Classen geometrisch-optischer T\u00e4uschungen, <lie der variablen und die der constanten Strecken- und Richtungst\u00e4uschungen unterscheiden sich von einander dadurch, dafs bei ersteren die Gr\u00f6fse der T\u00e4uschung durch willk\u00fcrliche Variation ihrer Bedingungen ver\u00e4ndert werden kann, w\u00e4hrend dies bei den constanten Strecken- und Bichtungst\u00e4uschungen unm\u00f6glich ist, da sie durch den asymmetrischen Bau der Augenmuskelapparate, nicht wie jene durch Neben Vorstellungen, bedingt sind. Das Studium dieser beiden Gruppen f\u00fchrt Wundt zu dem Nachweis, dafB es 2 H\u00fclfsmittel der r\u00e4umlichen Gesichtswahrnehmung giebt, das Netzhautbild und die durch die Gesetze der Blickbewegung bestimmte Auffassung des Gegenstandes, das sogenannte Bewegungsbild des Auges. W\u00e4hrend bei fixirendem Blick das erste \u00fcberwiegt, ist f\u00fcr bewegten Blick der Einflufs des Bewegungsbildes der gr\u00f6fsere. Immer aber sind beide Momente wirksam, denn erst ihr Zusammenwirken erzeugt das Wahrnehmungsbild.\nDie letzte Classe der geometrisch-optischen T\u00e4uschungen endlich bilden die Associationst\u00e4uschungen, die sich auf das Verh\u00e4ltnis verschiedener Wahmehmungsinhalte beziehen und sich als Angleichungs- und Con-trastt\u00e4uschungen darstellen. Sie beweisen besonders den Einflufs der reproductiven Elemente neben den directen auf die concrete Wahrnehmung.\nDie so gewonnenen Ergebnisse weifs Wundt, nachdem er kurz die Widerspr\u00fcche der nativistischen und der empiristischen Raumtheorien aufgezeigt, in klarer Weise f\u00fcr seine als genetische gekennzeichnete Theorie","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"70\nJjiteraturberich t.\nder complexen Localzeichen zu verwerthen. Er zeigt ferner, dafa mit einfachen Localzeichen im Sinne Lotze\u2019s oder der empiriatiachen Theorie nicht auazukommen iat, dafa vielmehr qualitative Unterachiede der Netzhautempfindungen, die vom Orte dee Eindruckea abh\u00e4ngen und intensive Gradabatufungen der die Bewegungen und Stellungen dea Auges begleitenden Spannungsempfindungen vorauazuaetzen seien, die beide in Folge der Reflexbeziehungen* zum Netzhautcentrum in gesetzm\u00e4faigen Verbindungen mit einander stehen. Die extensive Vorstellung ist eine Function,, welche aus der associativen Synthese von Spannungsempfindungen und Localzeichen der Netzhaut hervorgeht, wobei f\u00fcr das ruhende Auge die Spannungsempfindungen als reproducirte Elemente in das Product ein-gehen.\tPilzecker (G\u00f6ttingen).\nMargaret Floy Washburn. Subjectif\u00ae Colours and the After-Image : their Significance for the Theory of Attention. Mind, N. S., 7 (29), 25\u201434. 1899.\nVerf. untersucht den Einflufs einer auf bestimmte Farben gerichteten intellectuellen Aufmerksamkeit auf eine Reihe von Nachbildern, die in Folge eines 20 Sec. dauernden Anblicks des hellen Tageshimmels entstanden waren. Zuvor wurde der normale Verlauf des \u201efarbigen Abklingens\u201c bei jeder der 4 Versuchspersonen festgestellt und im Grofsen und Ganzen mit dem von Helmholtz beschriebenen \u00fcbereinstimmend gefunden. Alle Versuchspersonen, namentlich eine von ausgepr\u00e4gt visuellem Typus, zeigten gesetzm\u00e4\u00dfige Aenderungen ihres Nachbilder Verlaufs, je nachdem sie rothe, gr\u00fcne oder blaue Gegenst\u00e4nde sich m\u00f6glichst lebhaft vorzustellen versuchten. So wirkte z. B. die Suggestion \u201eroth\u201c auf das blaue positive Nachbild in der Weise ein, dafs es stark mit roth gef\u00e4rbt erschien, w\u2019\u00e4hrend das gr\u00fcne Bild allen Anstrengungen es in roth zu wandeln widerstand. Doch nahmen die dunklen Linien auf dem gr\u00fcnen positiven Bilde oft einen deutlich r\u00f6thlichen Ton an. Auch waren die blauen und gr\u00fcnen Phasen nicht selten viel k\u00fcrzer, als in dem normalen Ablauf, indem die Anstrengung sie roth zu sehen offenbar die rothe Phase fr\u00fcher als gew\u00f6hnlich eintreten liefs. Diese Beobachtungen, die sich nur auf die erste H\u00e4lfte des farbigen Abklingens, d. h. bis zum Uebergang von der positiven in die negative Phase bezogen, erhielten ihre Erg\u00e4nzung durch Versuche, die erst in der negativen Phase einsetzten und beabsichtigten das rothe Bild m\u00f6glichst lange festzuhalten. In Folge davon blieb es nicht nur wirklich viel l\u00e4nger als gew\u00f6hnlich, sondern war auch heller und kehrte oft wieder* nachdem bereits die blaue oder gr\u00fcne Phase begonnen hatte.\nDie hier beschriebenen Aenderungen traten nicht s\u00e4mmtlich in jeder Reihe auf, aber nur in 1\u20142\u00b0/0 aller Experimente blieb jede Wirkung aus. Verf. f\u00fchrt die unregelm\u00e4\u00dfige Vertheilung der beobachteten Modificationen des normalen Nachbilderverlaufs auf die Schwankungen zur\u00fcck, denen die besprochene Einstellung der Aufmerksamkeit in uncontrolirbarer Weise unterlag. Sie fa\u00dft die erhaltenen Resultate in zwei allgemeinere Klassen zusammen. Zur ersten werden die F\u00e4lle gerechnet, in denen eine bestimmte Farbe, die bereits vorhanden ist, eine Verst\u00e4rkung durch eine auf sie ge-","page":70}],"identifier":"lit31148","issued":"1900","language":"de","pages":"68-70","startpages":"68","title":"W. Wundt: Zur Theorie der r\u00e4umlichen Wahrnehmungen [Corr.: Gesichtswahrnehmungen]. Philos. Studien 14 (1), 1-118. 1898","type":"Journal Article","volume":"22"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:20:34.673679+00:00"}

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