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{"created":"2022-01-31T16:15:21.886368+00:00","id":"lit31151","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Storch","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 22: 71-72","fulltext":[{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n71\nrichtete Aufmerksamkeit erf\u00e4hrt; zur zweiten die F\u00e4lle, in denen eine Farbe fr\u00fcher als gew\u00f6hnlich entstand oder l\u00e4nger als gew\u00f6hnlich bestehen blieb, weil die Aufmerksamkeit sich mit ihr besch\u00e4ftigte. Thats\u00e4chlich jedoch handelt es sich, wie Verf. richtig bemerkt, in beiden F\u00e4llen um einen wesentlich gleichen Procefs, indem auch in dem zweiten eine peripherische Erregung durch eine centrale verst\u00e4rkt werde.\nTheoretisch folgert die Verf. aus ihren Versuchen, dafs perception and idea, Wahmehmungs- und ErinnerungsVorstellung, in letzter Linie nur in der Art ihrer Entstehung von einander abweichen, und dafs die Aufmerksamkeit eine sowohl positive als auch negative (hemmende) Function ist, deren positive Wirkung dem Einflufs der centralen Erregungen auf die peripherischen zu verdanken ist. Eine derartige Wirkung aber braucht nicht von einem besonderen Centrum, einem Apperceptionsorgan auszugehen, sondern kann in associirten Centren beliebiger Art ihre Quelle haben.\tK\u00fclpe (W\u00fcrzburg).\nG. von Voss. Ueber die Schwankungen der geistigen Arbeitsleistung. Kbab-pelin\u2019s Psychologische Arbeiten 2 (3), 399\u2014449. 1898.\nAls Maafs f\u00fcr die Arbeitsleistung galt dem Verf, die Zeit, welche ein Mensch zum Addiren zweier Zahlen ben\u00f6thigt. Die Versuchspersonen addirten t\u00e4glich 1 Stunde lang und markirten mit einem eigens zu diesem Zwecke construirten Begistrirapparat in m\u00f6glichst exakter Weise die f\u00fcr jede Addition gebrauchte Zeit.\nDie wichtigsten Ergebnisse sind folgende: die Uebung bewirkt im Allgemeinen nicht eine Verk\u00fcrzung der Additionszeiten, sondern sie hat zur Folge, dafs s\u00e4mmtliche Additionszeiten sich mehr und mehr einem Durchschnittswerthe n\u00e4hern.\n2. Im Verlaufe der \u00dfechenarbeit zeigen sich Schwankungen der Leistung von einer Dauer, die auffallend h\u00e4ufig mit der auch bei anderen Versuchen gefundenen Dauer einer Aufmerksamkeitsschwankung \u00fcbereinstimmt und etwa 2\" bis 2,6\" betr\u00e4gt.\tStorch (Breslau).\nW. Wbygandt. Ueber den Kinfluls des Arbeitawechsela auf fortlaufende geistige Arbeit. Kbaepelin's Psychologische Arbeiten 2 (1), 118\u2014202. 1897.\nAls Arbeiten w\u00e4hlte Verf.: Addiren einstelliger Zahlenreihen, das Auswendiglernen 12stelliger Zahlen und 12stelliger sinnloser Silbenreihen, ferner das Aufsuchen eines bestimmten Buchstabens in einem zusammenh\u00e4ngenden Text, das Lesen von Texten verschiedener Sprachen, Niederschreiben bekannter Buchstabenreihen. Derartige Arbeiten wurden im Wechsel von 7*> */* und iji Stunde Dauer vorgenommen, indem die mittlere halbe Stunde durch eine andere als die sogenannte Grundarbeit ausgef\u00fcllt wurde.\nVerf. kommt zu dem Schlufs, dafs ein Einflufs des Arbeitswechsels auf die Leistung sich aus den 64 Tabellen nicht heraussch\u00e4len l\u00e4fst.\nIch habe zu bemerken: Erstens kann von einem ArbeitsWechsel doch nur in sehr beschr\u00e4nktem Sinne die Bede sein. Alle Arbeiten stellen Anspr\u00fcche oberfl\u00e4chlichster Art an das Sprachcentrum und die eng angegliederten Projectionsfelder. Ob ich V> Stunde lang Zahlen auswendig","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72\nLiteraturbericht.\nlerne, oder Silben Verkuppelungen, ob ich Italienisch oder Deutsch lese, bedingt nur Abwechselungen, die unendlich minimal sind, jedenfalls weil minimaler als die beliebiger Arbeiten des t\u00e4glichen Lebens. Zweitens bedingt die unendliche Monotonie derartiger Besch\u00e4ftigungen einen Geisteszustand, der von .der Norm so stark abweicht, dafs auch positive Unter-suchungsergebnisse eine Uebertragung z. B. auf Schulverh\u00e4ltnisse nicht ohne Weiteres gestatten w\u00fcrden.\tStorch (Breslau).\nE. Goblot. Sur la th\u00e9orie physiologique de l\u2019association. Rev. philos. 46 (11), 487\u2014503. 1898.\nDie vorliegende Abhandlung bildet eine Mosaik von werthvollen Einzeluntersuchungen, deren rechte Verschmelzung im Sinne des Themas jedoch zu w\u00fcnschen \u00fcbrig l\u00e4fst. Verf. beginnt mit einem Beispiel: Wenn ein Kind seine Lection auswendig lernt, so sind 3 F\u00e4lle m\u00f6glich: 1. Es lernt mechanisch wie ein Papagei, indem es dabei an etwas Anderes denkt. In diesem Falle associirt es nur Bewegungen. 2. Es denkt an die sonoren und visuellen Bilder der W\u00f6rter und associirt dieselben. 3. Es versteht den Sinn der W\u00f6rter. Jede Vorstellung zieht die folgende herbei, jede\nruft das Wortbild hervor, das Bild bestimmt die vocale Bewegung..........\nNach der physiologischen Theorie bezieht sich die Association immer nur auf die organischen Processe. D\u00fcrkheim dagegen behauptet, dafs eine rein psychische Association stattfinden kann ohne R\u00fccksicht auf das organische Substrat.\nG. wendet sich nun zun\u00e4chst gegen eine Verquickung von Ged\u00e4cht-nifs und Association. Die Association ist das Gesetz, kraft dessen die R\u00fcckkehr eines fr\u00fcheren Bewufstseinszustandes erfolgt, und folglich giebt es kein Ged\u00e4chtnifs ohne Association. Aber nicht jede R\u00fcckkehr eines fr\u00fcheren Bewufstseinszustandes ist Erinnerung, sondern nur dann, wenn er f\u00fcr etwas Fr\u00fcheres gehalten wird. Das Wiedererkennen ist der wesentliche Charakter des Ged\u00e4chtnisses. Das Wiedererkennen ist aber ein Ur-theilen: \u201edas Urtheil des Fr\u00fcherseins\u201c. Dasselbe kann auch falsch sein wie bei dem fausse m\u00e9moire. Ferner darf man nicht Wiedererkennen und Localisation vermengen. Letztere besteht darin, ein Ereignifs in eine bestimmte Epoche der Vergangenheit zu verlegen, ersteres besteht nur in dem Urtheil, dafs es der Vergangenheit angeh\u00f6rt. Das Ged\u00e4chtnifs ist also etwas Psychisches, die Association etwas Physiologisches.\nEs folgt eine Auseinandersetzung \u00fcber das BewufBtsein. Im Gegensatz zu Huxley und Maudsley, welche das Bewufstsein nur alB ein Epiph\u00e4nomen ansehen, als eine \u00fcberfl\u00fcssige Erleuchtung, mufs man nach G. Alles aus dem Bewufstsein entfernen, was Mechanismus ist. Das Bewufstsein ist Activit\u00e4t: es unterscheidet und identificirt. Es appercipirt das, was es schafft. Das Bewufstsein besitzt in gewissem Sinne auch etwas Unmittelbares: das Urtheil der Innerlichkeit oder Aeufserlichkeit einer Empfindung, desgleichen auch das Urtheil \u00fcber Gegenw\u00e4rtiges und Vergangenes. Ferner erheben wir nicht alle Eindr\u00fccke mit derselben Schnelligkeit ins Bewufst-sein, mit der wie sie empfangen, so dafs sich ihre Aufeinanderfolge bisweilen umkehrt. Wir percipiren nur das, was uns interessirt, was f\u00fcr uns","page":72}],"identifier":"lit31151","issued":"1900","language":"de","pages":"71-72","startpages":"71","title":"W. Weygandt: Ueber den Einflu\u00df des Arbeitswechsels auf fortlaufende geistige Arbeit. Kraepelin's Psychologische Arbeiten 2 (1), 118-202. 1897","type":"Journal Article","volume":"22"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:15:21.886373+00:00"}