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G. Aschaffenburg: Experimentelle Studien über Associationen. II. Theil: Die Associationen in der Erschöpfung. Kraepelin's Psychologische Arbeiten 2 (1), 1-83. 1897

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{"created":"2022-01-31T16:14:11.349595+00:00","id":"lit31153","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Storch","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 22: 73-75","fulltext":[{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"Li tera turberich t.\n73\neine Veranlassung bildet aufmerksam zu sein. G. schliefst daraus, dafs die Perception eine sensitive aber intellectuelle Operation ist. Ein Reiz bringt physiko-chemische Ver\u00e4nderungen in der Hirnzelle hervor und ein nnbewufstes F\u00fchlen. Es entsteht ein Denkact, ein Urtheil des Aufsen-seins. Aehnlich ist ein innerer Organreiz von dem Urtheil des Innenseins begleitet. Dies bildet einen erheblichen Einwand gegen die Physiologen, welche nicht vermocht haben, diese begleitenden Urtheile durch irgend eine Hypothese zu erkl\u00e4ren.\nD\u00fcrkheim bringt gegen die physiologische Theorie der Association einen anderen Einwand vor: Sie erkl\u00e4rt nicht die Aehnlichkeitsassociation. Die Aehnlichkeit zweier Vorstellungen besteht nicht immer, wie bei zwei Melodien, in der theilweisen Identit\u00e4t der organischen Erregung, sondern h\u00e4ufig mehr in dem Untergeordnetsein unter eine allgemeine Idee, z. B. bei Schnee und Papier die Idee des Weifsen, da das Weifs des Schnees ein anderes ist als daB Weifs des Papiers. Hiergegen bemerkt Goblot, dafs das Band zwischen beiden das Wort \u201eweifs\u201c gebildet habe. \u2014\nWelche Macht das Physiologische als associirendes Agens aus\u00fcben kann, erkennt man aus dem Traumzustand. Im Traum treten oft Vorstellungen und Bilder im Bewufstsein auf, namentlich wenn dasselbe auf einer zu tiefen Stufe psychischer Sammlung erscheint, welche weder den geringsten Grad von Aehnlichkeit besitzen, noch auch jemals in der Erfahrung associirt gewesen waren. Als associirendes Agens gelingt es in solchen F\u00e4llen h\u00e4ufig, eine gewisse Aehnlichkeit der physiologischen Erregungen nachzuweisen. Nebenbei bemerkt man aber immer noch ein anderes associirendes Band psychischer Natur, welches in der Zugeh\u00f6rigkeit der erscheinenden heterogenen Vorstellungen zu einer allgemeinen Erfahrung oder zu einem allgemeinen Gedanken besteht. Ebenfalls aus dem Traumzustande kann man aber auch erkennen, dafs, je mehr das Ich erstarkt, das Associiren vom Physiologischen um so unabh\u00e4ngiger wird. Schon aus diesen Gr\u00fcnden ist Ref. nicht f\u00fcr eine rein physiologische Theorie der Association.\tGiessleb (Erfurt).\nG. Aschaffbbbubg. Experimentelle Stadien aber Associationen. II. Theil: Die Associstionen in der Ersch\u00f6pfung. Krabpelih\u2019b Psychologische Arbeiten 2 (1), 1\u201483. 1897.\nEine in vieler Beziehung interessante Arbeit. Die wichtigsten Ergebnisse sind die folgenden.\n\u201eUnter dem Einfl\u00fcsse der Ersch\u00f6pfung, die eine durch arbeitete, durchwachte und ohne Nahrung verbrachte Nacht hervorruft, werden die engen begrifflichen Beziehungen zwischen dem (auf akustischem Wege \u00fcbermittelten) Reizwort und der Reaction nach und nach gelockert, und durch solche Associationen ersetzt, die der lang gewohnten Uebung ihre Entstehung verdanken. Besonders \u00fcberwiegen dabei die sprachlichen Beziehungen. Klang und Tonfarbe bestimmen die Reaction.\u201c\n\u201eReactionen, die mit dem Reizworte weder inhaltlich noch klanglich xusammenhingen, kamen nicht h\u00e4ufiger als bei Normal versuchen vor.\u201c\n\u201eDie Reactionszeit wurde durch die Ersch\u00f6pfung weder verk\u00fcrzt noch verl\u00e4ngert.\u201c","page":73},{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"74\nLiteraturbericht.\nGrofse Beachtung verdienen die folgenden Ergebnisse:\n\u201eDie Associationen nach Klang\u00e4hnlichkeit sind fast ausschliefslich mechanische, reip motorische Vorg\u00e4nge. Es l\u00e4fst sich daraus schliefsen, dafs mit der fortschreitenden Ersch\u00f6pfung die Bewegungsvorstellung an die Stelle des begrifflichen Zusammenhanges tritt.\n9.\tDas Auftreten der Keime und klang\u00e4hnlichen Worte ist eine Theil-erscheinung der allgemeinen Erleichterung der motorischen Reactionen.\n10.\tDie Erschwerung der Auffassung \u00e4ufserer Eindr\u00fccke gen\u00fcgt nicht, um das Auftreten einer \u00fcber die Norm grofsen Zahl von Klangassociationen zu erkl\u00e4ren. Es mufs vielmehr die Erleichterung der Bewegungsantriebe als die wesentliche Ursache f\u00fcr das Zustandekommen dieser Reactionen betrachtet werden.\n12. Bei den Ersch\u00f6pfungspsychosen kehrt in den Reden der Kranken besonders die Neigung zu Klangassociationen bei gleichzeitiger erleichterter Ausl\u00f6sung der Bewegungen wieder. Es entspricht also sehr wahrscheinlich die St\u00f6rung der Vorstellungsbildung durch die in den Versuchen erzeugte Ersch\u00f6pfung der bei den Ersch\u00f6pfungspsychosen auftretenden Ideenflucht.\nDiese unter 9, 10 und 12 angef\u00fchrten Behauptungen d\u00fcrfen nicht unwidersprochen bleiben. Treten doch die reinsten Klangassociationen, die einfachen Wiederholungen des Reizwortes h\u00e4ufig gerade bei motorisch gehemmten Kranken auf, w\u00e4hrend andererseits hyperkinetische Kranke durch keinen Reiz zu sprachlichen Aeufserungen veranlafst werden k\u00f6nnen. Die Verbigeration, die anhaltende Wiederholung eines oder einiger Worte beobachtet man h\u00e4ufig bei sonst vollst\u00e4ndiger Akinese.\nIst also die Feststellung, dafs die reinen Klangassociationen eine motorische Erscheinung sind, an sich sehr dankenswerth, so mufs andererseits darauf hingewiesen werden, dafs sie keine Theilerscheinung einer allgemein gesteigerten Motilit\u00e4t bilden. Die einzelnen motorischen Gebiete der Hirnrinde besitzen eine weitgehende functionelle Selbstst\u00e4ndigkeit und eine Functionssteigerung in der BROCx\u2019schen Windung kann mit einer Afunction der \u00fcbrigen motorischen Rindenbezirke verbunden sein; und ebenso ist das Umgekehrte der Fall.\nDiese feststehenden klinischen Thatsachen scheinen mir aber auch bei der Ersch\u00f6pfung der Gesunden in \u00e4hnlicher Weise wiederzukehren. Ich d\u00fcrfte wohl vielseitige Zustimmung finden, wenn ich die Beobachtung gemacht habe, dafs gerade nach k\u00f6rperlicher Ersch\u00f6pfung, wenn man das Gef\u00fchl einer immensen Faulheit hat, d. h. wenn die centrale Ausl\u00f6sung motorischer Vorg\u00e4nge erschwert ist, eine durch Klangassociationen stark beeinflufste Ideenflucht sich einzustellen pflegt. Dabei ist die Erleichterung der srpachlichen Bewegungsantriebe bisweilen so stark, dafs sie zum h\u00f6rbaren Selbstgespr\u00e4ch f\u00fchrt, w\u00e4hrend der K\u00f6rper im Uebrigen regungslos daliegt, eine \u00fcber das Gesicht kriechende Fliege nicht abgewehrt wird u. A. m.\nZum Schlufs noch ein Einwand. Mir will scheinen, dafs, wenn schon eine Ersch\u00f6pfung mittleren Grades bei den Versuchspersonen vorhanden war, diese eben durch die Versuche eine eigenartige F\u00e4rbung erhalten mufste. \u201eAlle 3 Stunden wurde eine Reihe von Associationen gemacht, die Zwischenzeiten wurden mit andersartigen Experimenten ausgef\u00fcllt.\u201c Was das f\u00fcr Experimente waren, ist nicht gesagt. Waren es aber, wie doch","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n75\nanzunehmen ist, die gebr\u00e4uchlichen der KR\u00c6PELiN\u2019schen Schule, so denke ich mit Schauder an den geistigen Zustand, in welchen ich nach solcher Marter gerathen w\u00fcrde. W\u00e4ren es aber auch andersartige Untersuchungen gewesen, so h\u00e4tten die Associationsversuche \u2014 jeder von etwa 15 Minuten Dauer \u2014 hingereicht, durch ihre Monotonie eine Einengung des seelischen Gesichtsfeldes zu erzeugen, die sicherlich der Ersch\u00f6pfung ein ganz eigenes Gepr\u00e4ge geben mufste.\tStobch (Breslau).\nF. W. Colbgeove. The Time required for Recognition. (PsychoL Labor, of Clark Univ.) Americ. Journ. of Psychology 10 (2), 286\u2014292. 1899.\nDie Experimente wurden in der Weise durchgef\u00fchrt, dafs 68 Bilder einer Monatsschrift in einen Chronometer eingeschaltet und durch einen herabfallenden Vorhang den Blicken des Beobachters ausgesetzt wurden. Mit f\u00fcnf Bildern wurden die Versuchspersonen vorher bekannt gemacht. Ein Chronoskop zeigt die Zeit der Aussetzung an, w\u00e4hrend der Beobachter mit der rechten beziehungsweise linken Hand angiebt, ob er das Bild zuvor gesehen oder nicht gesehen hat. Die Erkennung gew\u00f6hnlicher Zeitschriften-Illustrationen nahm im Durchschnitt 1/6 Secunde und weniger in Anspruch. Ob das Urtheil, dafs die Versuchsperson ein Bild kennt, schneller erfolgt, als das Urtheil, dafs es das Bild nicht kennt, h\u00e4ngt davon ab, ob sie ein bekanntes oder unbekanntes Bild erwartet. Zur Feststellung dieser That-sache wurden dem Beobachter vorher richtige und falsche Angaben gemacht. Besondere Ausnahmen in der Leichtigkeit der Erkennung scheinen bei solchen Bildern stattzufinden, die durch ihren Gegenstand das Interesse des Beobachters erregen, also die Aufmerksamkeit in h\u00f6herem Grade in Anspruch nehmen.\tWallaschek (Wien).\nL. M. Salomons. The Alleged Proof of Parallelism from the Conservation of Energy. Ph\u00fcosoph. Rev. 8 (2), 146\u2014165. 1899.\nDas Gesetz von der Erhaltung der Energie besagt nur, dafs keine Energie vernichtet wird, nicht unter welchen Bedingungen sie eine Transformation erleidet. Es schliefst demnach die M\u00f6glichkeit nicht aus, dafs Bewufstseinsprocesse solche Bedingungen abgeben k\u00f6nnten. Die entgegengesetzte Meinung verwechselt jenes Gesetz einmal mit einer speciellen Cau8alit\u00e4t8theorie, nach welcher jeder causale Procefs als ein Uebergang von Energie von dem verursachenden K\u00f6rper zu einem anderen zu denken sei, sodann mit der mechanischen Weltanschauung. Jene Causalit\u00e4tstheorie jst aber nach der Ansicht des Verf.\u2019s nicht in Einklang mit dem Verfahren der Wissenschaft, welche oft ein aufser dem Energieumtausch Stehendes als Ursache bezeichnet; und jene mechanische Weltanschauung ist eine nur f\u00fcr ein beschr\u00e4nktes Gebiet erwiesene, auf die chemischen und physiologischen Thatsachen aber noch in keiner Weise anwendbare Hypothese. Die parallelistische Theorie pafst ausgezeichnet zu den Ergebnissen der Hirnphysiologie; sie empfiehlt sich als Arbeitshypothese; aber sie darf nicht als a priori sicher der Untersuchung zu Grunde gelegt werden.\nHeymans (Groningen).","page":75}],"identifier":"lit31153","issued":"1900","language":"de","pages":"73-75","startpages":"73","title":"G. Aschaffenburg: Experimentelle Studien \u00fcber Associationen. II. Theil: Die Associationen in der Ersch\u00f6pfung. Kraepelin's Psychologische Arbeiten 2 (1), 1-83. 1897","type":"Journal Article","volume":"22"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:14:11.349600+00:00"}

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