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Die Aenderungen der Pupillenweite durch verschiedenfarbige Belichtung

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{"created":"2022-01-31T16:15:34.825707+00:00","id":"lit31160","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Abelsdorff, G.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 22: 81-95","fulltext":[{"file":"p0081.txt","language":"de","ocr_de":"(Aas der physikalischen Abtheilung des Physiologischen Instituts zu Berlin.)\nDie Aenderangen\nder Pupillenweite durch verschiedenfarbige Belichtung.\nVon\nDr. G. Abelsdobff.\n(Mit 3 Fig.)\nDie Abh\u00e4ngigkeit der Pupillenweite von der Menge des einfallenden Lichtes tr\u00e4gt den Charakter der Zweckm\u00e4fsigkeit in zweifacher Hinsicht: das Auge wird mit steigender Helligkeit durch die PupilJenverengung vor den sch\u00e4dlichen Nebenwirkungen des Lichtes gesch\u00fctzt, zugleich nimmt mit der Enge der Lichtkegel auch die Sch\u00e4rfe des Netzhautbildes zu. Die Richtigkeit des Satzes, dafs Ver\u00e4nderungen der Helligkeit Ver\u00e4nderungen der Pupillengr\u00f6fse bewirken, wird nur insofern zweifellos anerkannt, als derselbe auf gleichfarbiges Licht bezogen wird. Wie die Pupillarreaction durch successive Bestrahlung der Netzhaut mit verschiedenfarbigem Lichte beeinflufst wird, ist eine Frage, die trotz des hohen theoretischen Interesses erst wenig Ber\u00fccksichtigung gefunden hat. Noch in der zweiten Auflage seines Handbuchs der physiologischen Optik (S. 444) betont Helmholtz den hier vorhandenen Mangel an experimentellen Beobachtungen. Dieselben m\u00fcssen bei der grofsen Unsicherheit, die der Helligkeitsvergleichung verschiedener Farben, der sogenannten hetero-chromen Photometrie anhaftet, um so w\u00fcnschenswerter erscheinen : kommt auch derjenigen Farbe, die uns heller erscheint, die st\u00e4rkere Wirkung auf das pupillenverengende Centrum zu? Wenn Schibmer1 schon mit Recht ganz allgemein betont hat, dafs die Pupillarreaction vom \u201eVerh\u00e4ltnis der \u00e4ufseren Helligkeit zum Adaptationszustande der Retina\u201c abh\u00e4ngig ist, so l\u00e4fet sich erwarten, dafs bei farbigen Lichtern die Wichtigkeit dieses\n1 O. Schirmes. Untersuchungen zur Physiologie der Pupillenweite, v. G&aefe\u2019s Arch. f. Ophthalm. 40 (5), 8. 1894.\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 28.\n6","page":81},{"file":"p0082.txt","language":"de","ocr_de":"82\nG. Abelsdorff.\nVerh\u00e4ltnisses noch mehr in den Vordergrund treten wird. Die Abh\u00e4ngigkeit der Helligkeitsempfindung der Farben von dem Adaptationszustande des Auges ist ja gerade in den letzten Jahren besonders untersucht und hervorgehoben worden. Zeigt die Pupillarreaction dieselbe Abh\u00e4ngigkeit? Ich brauche nur zu erinnern an das sogenannte PuuKiNjE\u2019sche Ph\u00e4nomen, selbst in der alten, die Ver\u00e4nderung der Lichtst\u00e4rke ausschliefslich ber\u00fccksichtigenden Helmholtz'sehen Auffassung, \u201ewenn1 ein rothes und blaues Papier bei Tageslicht gleich hell aussehen, so erscheint bei Einbruch der Nacht das blaue heller, das rothe oft ganz schwarz\u201c, und man sieht, dafs der einfache Nachweis des Satzes, dafs von farbigen Lichtem das hellste auch die st\u00e4rkste Pupillenverengung hervorbringt, wenig besagen w\u00fcrde; m\u00f6glicherweise k\u00f6nnte er nur f\u00fcr eine bestimmte Intensit\u00e4t des Lichtes und etwa den gew\u00f6hnlichen mittleren Helladaptationszustand des Auges G\u00fcltigkeit haben.\nOhne den Werth der Experimente Sachs\u20192 zu untersch\u00e4tzen, dem das Verdienst geb\u00fchrt, zuerst den \u201eEinflufs farbiger Lichter auf die Weite der Pupille\u201c gepr\u00fcft zu haben \u2014 ich komme noch mehrmals auf dieselben zur\u00fcck \u2014, glaube ich doch, dafs die im Folgenden wiedergegebenen Beobachtungen das ber\u00fchrte Problem noch etwas weiter gef\u00f6rdert haben. Sachs\u2019 Versuche beschr\u00e4nkten sich auf die Pr\u00fcfung mit Pigmentpapieren; ich benutzte monochromatisches Licht, und zwar l\u00e4fst sich die Frage, die ich mit Anwendung desselben beantworten wollte, kurz so zusammenfassen: Welcher Reizwerth f\u00fcr die Bewegungen der Iris kommt den einzelnen Farben des Spectrums zu, stimmt die Vertheilung dieser Werthe mit derjenigen unserer Helligkeitsempfindung \u00fcberein? Das so formulirte Problem schliefst schon eine weitere Frage in sich: nachdem besonders von Hering die Wichtigkeit des Adaptationszustandes f\u00fcr die Empfindungswerthe der Helligkeit hervorgehoben und gezeigt worden, dafs die HELMHOLTz\u2019sche Auffassung des P\u00fcRKiNjE\u2019schen Ph\u00e4nomens als einer durch Herabsetzung der Lichtst\u00e4rke bedingten Erscheinung unzureichend sei, dafs vielmehr die Stimmungs\u00e4nderung der betroffenen Sehfeldstellen eine wesentliche Rolle spiele, mufste diesem Umstande dadurch Rechnung getragen werden, dafs die Einwirkung mono-\n1\tH. Helmholtz. Handbuch d. physiolog. Optik, 1. Aufl., S. 317.\n2\tM. Sachs. Ueber den Einflufs farbiger Lichter auf die Weite der Pupille. Pfl\u00fcgek\u2019s Arch. f. d. ges. Physiologie 52, 79. 1892.","page":82},{"file":"p0083.txt","language":"de","ocr_de":"Die Aenderungen der PupiUenweite durch verschiedenfarbige Belichtung. 83\nchromatischen Lichtes auf die Gr\u00f6fse der Pupille nicht nur bei verschiedener Intensit\u00e4t, sondern auch bei verschiedenem Adaptationszustande des Auges gepr\u00fcft wurde.\nPigmentfarben verwendete ich nur zu einigen orientirenden Versuchen1, zu den definitiven dagegen Spektralfarben.\nEs stand mir hierf\u00fcr der Helmholtz \u2019 sehe von A. K\u00f6nig modificirte Farbenmischapparat zur Verf\u00fcgung. Im Ocularspalte des Beobachtungsrohrs desselben sieht man, nach dem das Spectrum entwickelnden Prisma blickend, zwei durch eine verticale Linie getrennte Felder, welchen in den folgenden Versuchen stets verschiedene F\u00e4rbung gegeben wurde. Bei der gew\u00f6hnlichen Beobachtung erblickt man nat\u00fcrlich beide Felder zugleich, f\u00fcr die in Rede stehende Frage war die Anordnung aber so zu treffen, dafs zwei Farben nicht neben, sondern nach einander die Netzhaut reizen konnten. In etwas primitiver, aber die Methode veranschaulichender Weise erreicht man das letztere leicht, wenn man ungef\u00e4hr einen halben Meter vom Ocularspalt entfernt, nach demselben blickend, den Kopf etwas seitlich bewegt; man sieht dann, je nachdem sich das Auge rechts oder links von der Femrohraxe befindet, die betreffende Farbe des rechten oder linken Feldes auftauchen. Die im Ocularspalte, der im Brennpunkt des Femrohrobjectivs gelegen, vereinigten Lichtstrahlen, divergiren, wenn sie aus dem Spalte wieder austreten, mit der Entfernung vom Spalte nimmt die Divergenz zu, und nur ein Theil des im Ocularspalte vereinigten Lichtb\u00fcndels f\u00fcllt die Pupille des Beobachters aus. So kommt die beschriebene Erscheinung zu Stande, dafs nur das eine oder andere der beiden Felder bei seitlicher Abweichung des Auges von der Axe des\n1 Bei Pigmentpapieren war es oft schwer, wenn nicht unm\u00f6glich, ein Grau von gew\u00fcnschter Helligkeit unter den k\u00e4uflichen Papieren zu finden. Auch die MARBE\u2019sche Methode, Grau von verschiedener Helligkeit auf photographischem Wege darzustellen (K. Marbe, Neue Methode zur Herstellung homogener grauer Fl\u00e4chen von verschiedener Helligkeit, diese Zeitschr. 12, 62), f\u00fchrte nicht immer zum Ziele. Ich pflichte dem Verf. bei, dals es leicht gelingt, mit Platinpapier zahlreiche Helligkeitsstufen von Grau herznstellen ; die Schwierigkeit beginnt aber dann, wenn die Darstellung einer zwischen zwei schon vorhandenen Stufen liegenden Helligkeit erforderlich ist. Um in diesem Falle die Expositionszeit richtig zu berechnen, ist nicht nur eine genau constante Beleuchtung, sondern auch Papier von nicht variirender Lichtempfindlichkeit nothwendig, selbst wenn Zeit und Art der Entwickelung genau innegehalten wird.\n6*","page":83},{"file":"p0084.txt","language":"de","ocr_de":"84\nG. Abdsdorff.\nFernrohrs wahrgenommen wird. Da zur fehlerfreien Beobachtung des Einflusses der Farben auf die Pupillengr\u00f6fse aber eine flxirte Haltung des Kopfes und Auges w\u00fcnschenswerth erschien, schaffte ich auf den Vorschlag Herrn Professor A. K\u00f6nig\u2019s f\u00fcr die Kopfbewegungen einen optischen Ersatz. Vor den Ocularspalt wurde ein seitlich leicht bewegliches Zwillingsprisma von geringer Dispersion geschoben, das je nach seiner Stellung die seitlich divergirenden Strahlen nach der Mittellinie zu ablenkte, so dafe schnell hinter einander die homogenen Lichter beider Felder zur Wirksamkeit gelangen konnten. Bei dem geringen mittleren Ablenkungswinkel des Crownglas-Prismas von 1\u00b0 10' und der damit gegebenen schwachen Dispersion konnte dasselbe Prisma f\u00fcr alle benutzten Spectralfarben verwendet werden. Zur Feststellung der Aenderungen der Pupillengr\u00f6fse erschien mir nach verschiedenen Versuchen am zweckm\u00e4fsigsten, dieselben entoptisch zu beobachten, indem ich durch Vorsetzen eines starken Convexglases vor mein emmetropisches Auge von dem als leuchtendem Punkte erscheinenden Ocularspalte einen Zerstreuungskreis entwarf, dessen der Verengung oder Erweiterung\nder Pupille entsprechende Verkleinerung oder Vergr\u00f6fserung gut wahrnehmbar ist.\nDie Versuchsanordnung gestaltete sich hiernach, wie folgt (cf. Fig. 1) : Das accom-modationslos fixirende Auge A des Beobachters befand sich 55 cm entfernt vom Ocularspalte 0 in der verl\u00e4ngerten Axe des Fernrohrs, der Kopf war durch eine Kinnst\u00fctze fixirt, dicht vor dem Auge steckte in einem festen Halter eine Convexlinse L von 10 cm Brennweite. Vor dem Ocularspalte stand das Zwillingsprisma Z in Sehlittenf\u00fchrung, so dafs der Beobachter es schnell und leicht an einem Schnurlaufe bewegen und so die in Frage kommenden Farben momentan ohne Zwischenraum hinter einander einwirken\n,\t\u201e\t,\t, lassen konnte. Ein schwarzer Pappcylinder\nder Versuchsanordnung. . , ,\t, T . T ., ,\nreichte von der Linse L mit konischem Ende\nbis zum Ocularspalte 0, um das diffuse\nLicht abzuhalten, weil sonst in dieser Entfernung die Farben\neinen zu kleinen Bruchtheil der gesammten Beleuchtung gebildet","page":84},{"file":"p0085.txt","language":"de","ocr_de":"Die Aenderungen der Pup\u00fclenweite durch verschiedenfarbige Belichtung. 85\"\nh\u00e4tten. Zur Pr\u00fcfung des Einflusses der Adaptation war diese Vorkehrung unerw\u00fcnscht, sie liefs ihn aber, wie aus dem Folgenden hervorgehen wird, noch gen\u00fcgend zur Geltung kommen.\nAls Lichtquelle diente vor dem einen Rohre Rt eine Triplex-, vor dem anderen R2 eine Auerlampe. Das dem Rohre R2 entnommene Licht diente zum Vergleich, die Stellung des Rohres wurde also nach Einstellung auf eine bestimmte Wellenl\u00e4nge nicht mehr ge\u00e4ndert, w\u00e4hrend mit R\u00b1 die verschiedenen Farben des Spectrums vorgef\u00fchrt wurden. In diesem wiederum wurde die Helligkeit nicht variirt, sondern ausschliefslich in dem das Vergleichslicht liefernden Rohre. Wegen der Unzuverl\u00e4ssigkeit, die der Benutzung von variablen Spaltbreiten f\u00fcr quantitative Vergleichungen anhaftet, wurde die Abstufung des Lichtes allein durch Nicoldrehung vorgenommen. Da nun die Verengung der Pupille schneller und energischer erfolgt als die Erweiterung und demgem\u00e4fs die erstere leichter zu beobachten ist, so wurde der Nicol entweder so weit aufgedreht, dafs das Vergleichslicht eine Verengung bewirkte, oder so weit zugedreht, dafs wiederum durch das Licht des anderen Rohres eine Pupillenverengung eintrat. W\u00e4hrend ein Geh\u00fclfe dem Nicol eine bestimmte, dem Beobachter nicht bekannte Stellung gab, war es also Aufgabe des Letzteren zu sagen, ob das Vergleichslicht Pupillen Verengung oder Erweiterung (nicht direct beobachtet, sondern aus der mit dem Auftauchen des anderen Lichtes auftretenden Verengung erschlossen) hervorrufe. Durch zahlreiche Wiederholung der Einstellungen liefs sich dann mit vollkommen ausreichender Sicherheit ersehen, bei welcher Winkelstellung des Nicols die Lichter motorisch \u00e4quivalent waren. Das Maafs der Aequivalenz gab das Quadrat des Sinus der Winkelstellung des Nicols an. Wurde also z. B. bei 31\u00b0 Erweiterung, bei 35\u00b0 Verengung der Pupille angegeben und waren bei den dazwischen liegenden Graden die Angaben unsicher oder widersprechend, so galten die Lichter bei 33\u00b0 als motorisch \u00e4quivalent. Die Unsicherheit nach oben und unten betrug im Durchschnitt 61/2 bis 7\u2019/2 Proc. Die Wiederholung einer solchen Reihe in l\u00e4ngeren Zwischenr\u00e4umen zeigte durch die Uebereinstimmung der Resultate, dafs in dieser Weise gerade dadurch, dafs mit Verzichtleistung auf die Wahrnehmung feinerer Vorg\u00e4nge nur einer wirklich energisch ein tretenden Verengung der Pupille Beachtung geschenkt wurde, ein zuverl\u00e4ssiges Ergebnifs erzielt wurde.","page":85},{"file":"p0086.txt","language":"de","ocr_de":"86\nCr. Abelsdorff.\nWas nun den Vergleich der pupillomotorischen1 Wirkung der Farben mit ihrer Helligkeit betrifft, so erschien es am zweck-m\u00e4fsigsten, bei den individuellen Schwankungen, welchen hetero-chrome Helligkeitsbestimmungen unterliegen, und ihrer Abh\u00e4ngigkeit von den speciellen Versuchsbedingungen, auch bei derselben experimentellen Anordnung die Helligkeitsbestimmung vorzu-\nw\n0,9\n0,8\n0,7\n0,6\n0,5\n0,5\n0,2\n0,Z\n0,1\n0\n\t\tZ / /!\t's\t\t\t\t\t\n\til\tJ/j {// f Vf\t\t\tV \\\\\t\t\t\n\t1\t/\t\t\t\\w \\\\\t\t\t\n\tII a (il\t\t\t\t\\\\ \\ \\\tK.\t\t\n\t111 / il 1 li 1!\t\t\t\t\t\\\\\\ \\\\v \\y\\ -\t\t\n\t1; li . li <!\u25a0\t\t\t\t\t%. \\\\\\\t\t\n\t7 !\t\t\t\t\tV \\\\] \\V \\\tA \\\\ \t\t\t .\t\n\t\t\t\t\t\t\tA- %\t\n\t\t\t\t\t\t\tv\\ v\\ <5.\t\n\t\t\t\t\t\t\t'S\t\n\u00dfffO 620\t600\t580\t660\t550\t5ZO\t500\nFig. 2.\nPupillomotorisehe Werthe-------1 bei Benutzung homogenen\nHelligkeitswerthe \u2014 \u2022 \u2014 \u2022 \u2014 * / Lichtes v. 600 \\i[i alsVergleichst\nPupillomotorisehe Werthe \u2014 -\u2014\tbei Benutzung homogenen\nHelligkeitswerthe .......*..... /Lichtes v. 480 ^ als Vergleichs!.\nHell-\nadaptation.\n1 Der Ausdruck Pupillenbewegung ist gewifs, wie P. Schultz (\"lieber die Wirkungsweise der Mydriaca und Miotica, Du Bois\u2019 Archiv, Physiolog. Abth. 1898, 47) zutreffend bemerkt, eine laienhafte Ausdrucksweise, die sich ab\u00e9r einmal in den Sprachgebrauch eingeschlichen hat und von der ich das entsprechende Adjectiv der K\u00fcrze wegen beibehalte.","page":86},{"file":"p0087.txt","language":"de","ocr_de":"Dit Aenderungen der Pupillemveite durch verschiedenfarbige Belichtung. '87\nfeehmen. Um andererseits eine subjective Beeinflussung nach M\u00f6glichkeit auszuschliefsen, wurden die Helligkeitsbestimmungen an zeitlich getrennten Abschnitten von der Untersuchung der .fpupillomotorischen Werthe ausgef\u00fchrt. Der Beobachter hatte (dann die bereits geschilderten Zerstreuungskreise als zu hell, zu dunkel resp. gleich zu bezeichnen, im Uebrigen blieb die Methode dieselbe. Ich verkenne nicht, dafs die hierdurch gegebene successive Helligkeitsvergleichung die Genauigkeit der Bestimmungen beeintr\u00e4chtigte ; ein unterst\u00fctzendes Moment bildete die simultane Vergleichung der Helligkeit der einzelnen Farbe mit der der dunklen Umgebung. Eine wesentliche Differenz zwischen der Sicherheit der Bestimmungen der Helligkeit und der der pupillomotorischen Werthe war nicht vorhanden; die ersteren waren nicht etwa, wie ich erwartet hatte, durch, gr\u00f6fsere Genauigkeit ausgezeichnet.\nPupillarreaction sowie Helligkeitsempfindung wurden sowohl mit hell- als mit dunkeladaptirtem Auge bei derselben Lichtst\u00e4rke gepr\u00fcft ; absichtlich wurden, um eine zu grofse Herabsetzung der Unterschiedsempfindlichkeit zu vermeiden, die Extreme des wirklich erreichbaren Adaptationszustandes nicht herbeigef\u00fchrt. Bei der Helladaptation blickte das beobachtende Auge vor jeder Einstellung 2 Minuten auf die weifse Wand eines elektrisch erleuchteten Zimmers, das andere Auge war nicht vollst\u00e4ndig lichtdicht verschlossen, aber vor st\u00f6rendem Lichteinfall durch eine Klappe : gesch\u00fctzt. Bei der Dunkeladaptation wurde im verdunkelten Zimmer der Kopf des Beobachters mit einem schwarzen Tuche .bedeckt, die nothwendigen Ablesungen nahm ein Geh\u00fclfe. bei d\u00e8m Lichte einer elektrischen Milchglas-Mignonlampe vor, das f\u00fcr den Beobachter unsichtbar blieb. Das Auge wurde vor jeder Einstellung einer drei Minuten dauernden Adaptation unterworfen. Wie schon fr\u00fcher hervorgehoben, mufsten durch einen unvermeidlichen Fehler der Versuchsanordnung die Wirkungen der Dunkeladaptation reiner als die der Helladaptation zum Ausdruck kommen, ohne dafs jedoch hierdurch die principiellen Unterschiede verwischt wurden.\nUeber die Wellenl\u00e4nge 500 wurde nicht hinausgegangen, weil sonst zur Erzielung einer wahrnehmbaren Pupillenverengung Spaltbreiten erforderlich gewesen w\u00e4ren, welche die Bestimmung rder Wellenl\u00e4nge illusorisch gemacht h\u00e4tten.","page":87},{"file":"p0088.txt","language":"de","ocr_de":"88\nG. Abelsdorf.\nIn Figur 2 sind nun die pupillomotoriachen Werthe und diejenigen der Helligkeit in ihrer Vertheilung im Spectrum bei helladaptirtem Auge dargestellt, indem das Spectrum mit seinem Wellenl\u00e4ngen als Abscissen, die Werthe als Ordinaten auf getragen wurden. Aufser dieser graphischen Darstellung sind die Resultate zahlenmftMg in Tabelle I und II wiedergegeben.\nTabelle L\nPupillomotorische Werthe.\nWellenl\u00e4nge PP\tHelladaptation\t\tDunkel- ftdaptation\n\t\u00bb) Vergleichslicht 600 pp\tb) Vergleichslicht 480 pp\tVergleichslicht 480 pp\n640\t0,5271\t0,3920\t0,2666\n620\t0,8523\t0,8376\t0,5670\n600\t0,9720\t0,9822\t0,7260\n580\t0,9536\t0,9090\t0,8065\n560\t0,8303\t0,8739\t0,8865\n540\t0,5518\t0,6141\t0,9200\n520\t0,3333\t0,2936\t0,5760\n500\t0,1181\t0,0914\t0,1612\nTabelle II.\nHeiligte itswerthe.\nWellenl\u00e4nge PP\tHelladaptation\t\tDunkel- adaptation\n\ta) Vergleichslicht 600 PP\tb) Vergleichslicht 480 pp\tV ergleichslicht 480 pp\n640\t0,5353\t0,3518\t0,2529\n620\t0,8204\t0,7230\t0,6515\n600\t0,9431\t0,9576\t0,7260\n680 |\t0,9431\t0,9090\t0,8635\n560\t|\t0,8811\t0,8613\t0,9540\n540\ti\t0,6259\t0,6354\t0,9540\n520\t0,3700\t0,3189\t0,5750\n500\t0,1168\t0,0944\t0,1612\nMan sieht, dafs die verschiedene Wahl des Vergleichslichte keine wesentliche Aenderung in der Vertheilung der Werthe","page":88},{"file":"p0089.txt","language":"de","ocr_de":"Die. Aenderungen der Pupi\u00fcenweite durch verschiedenfarbige Belichtung. 89\nherbeif\u00fchrte und die pupillomotorischen Werthe mit denjenigen der Helligkeitsempfindung so gut \u00fcbereinstimmen als es \u00fcberhaupt bei den der Methode anhaftenden Ungenauigkeiten zu erwarten ist. Das Maximum liegt im Gelben, drei Reihen haben dasselbe bei 600 nn, in der einen Reihe kommt dem Lichte von der Wellenl\u00e4nge von ca. 590 die st\u00e4rkste pupillenverengende Wirkung zu. Das Maximum w\u00fcrde wahrscheinlich durch noch strengere Helladaptation noch weiter nach dem warmen Ende des Spectrums verschoben werden k\u00f6nnen. Die Verschiebung nach dem kalten Ende durch Dunkeladaptation zeigen Figur 3 und die an zweiter und dritter Stelle stehenden Vertiealcolumnen von Tabelle I und IL In den vier Reihen, bei welchen alles Licht von derselben Wellenl\u00e4nge zum Vergleiche diente, tritt der principielle Unterschied der bei Hell- und Dunkeladaptation gewonnenen Werthe deutlich hervor, w\u00e4hrend wiederum die Werthe f\u00fcr Helligkeitsempfindung und Pupillenverengung \u00fcbereinstimmenden Verlauf zeigen. Das Maximum ist bei der Dunkeladaptation in der Weise nach dem kurzwelligen Ende des Spectrums verschoben, dafs es im Gr\u00fcnen liegt und zwar f\u00fcr die Helligkeitsempfindung bei 550 m*, f\u00fcr die Pupillenverengung bei 540 juu. Der nahe liegende Einwand, dafs bei der Dunkeladaptation durch Erweiterung der Pupille die Zerstreuungskreise vergr\u00f6fsert und andere Netzhauttheile gereizt wurden, liefs sich leicht entkr\u00e4ften, indem durch Vorsetzen schw\u00e4cherer Convexgl\u00e4ser die Zerstreuungskreise auf das bei der Helladaptation vorhandene Maafs zur\u00fcckgef\u00fchrt wurden. Ihre durchschnittliche Gr\u00f6fse betrug \u00fcbrigens 4 Vs 0 \u2014 5 0, d. h. der Durchmesser ihrer Netzhautbildgr\u00f6fse war 1,08 \u2014 1,2 mm.\nAls Ergebnifs dieser Versuche l\u00e4fst sich ganz allgemein der Satz auf stellen, dafs Lichter, die bei Reizung derselben Netzhautstelle gleich hell erscheinen, auch in Bezug auf ihre pupillo-motorische Wirkung \u00e4quivalent sind; mit der Steigerung oder Abnahme der Helligkeitswerthe der Farben geht eine gleichsinnige Aenderung ihrer pupillomotorischen Wirksamkeit einher.\nDiese Thatsache erscheint in dieser Formulirung vielleicht selbstverst\u00e4ndlicher als sie in Wirklichkeit ist; denn es handelte sich im Vorhergehenden nicht um eine Zunahme der pupillomotorischen Valenz des Lichtes bei Zunahme seiner Intensit\u00e4t, sondern bei gleichbleibender Intensit\u00e4t der Farben, bei der-","page":89},{"file":"p0090.txt","language":"de","ocr_de":"90\nGr. Abelsdorff.\nselben Energie der Lichtstrahlen war die pupillomotorisch\u00e9 -Valenz mit dem Zustande des Sehorgans variabel. Wie die Helligkeitsempfindung bei derselben Qualit\u00e4t des einfallenden Lichtes nicht blos eine Function ist der lebendigen Energie^ mit welcher die Strahlen die Netzhaut erreichen, sondern auch eine Function des Stimmungszustandes, in welchem die-\nPupillomotorische Werthe--------\n' Helligkeits werthe-----------\u2014\nTupillomotorische Werthe--------\n'Helligkeitswerthe \u2014............\nbei Helladaptation bei Dunkeladaptation\nhomogenes Licht > von 480 i.i{i diente als Yergleichslicfit.\nselben vom Sehorgane aufgenommen werden, so zeigen auch die Wirkungen der Farben auf die Bewegungen der Iris dieselbe .zwiefache Abh\u00e4ngigkeit. Dafs bei gleichzeitiger Aenderung der -Intensit\u00e4t, und des Adaptationszustandes auch die pupillo-","page":90},{"file":"p0091.txt","language":"de","ocr_de":"Die Aenderungen der PupiUenweite durch verschiedenfarbige Belichtung. 9]\n-motorischen Valenzen der Farben eine Aenderung erleiden, geht bereits aus Sachs\u2019 mehr die Extreme ber\u00fccksichtigenden Beobachtungen an Pigmentpapieren hervor. Meine Beobachtungen geigen in vollst\u00e4ndiger Reinheit, dafs es bei geeigneter Intensit\u00e4t .des Lichtes gelingt, auch ausschliefslich durch Aenderung des Adaptationszustandes die pupillomotorischen und Helligkeits-cvalenzen in \u00fcbereinstimmendem Sinne zu \u00e4ndern. Die hierbei fSt\u00e0ttfindende Verschiebung ist ein Ausdruck dessen, was man Jetzt allgemein als PuRKixjE\u2019sches Ph\u00e4nomen bezeichnet. Einerseits wird die HERixo\u2019sche1 Auffassung best\u00e4tigt, dafs dasselbe bei passend gew\u00e4hlter herabgeminderter Beleuchtung schon durch geeignete Adaptation des Auges allein erzeugt werden kann; \u00abandererseits ist der experimentelle Nachweis erbracht, dafs, wie .\u00abHelmholtz bereits in der zweiten Auflage der \u201ePhysiologischen \u2018Optik\u201c hypothetisch angedeutet hatte (S. 444), beim Purkinje-schen Ph\u00e4nomen die Helligkeitsempfindung mit einer entsprechenden Regulation der Pupillenweite einhergeht.\nEs w\u00e4re der Vollst\u00e4ndigkeit halber w\u00fcnschenswerth gewesen, auch Aenderungen der Lichtst\u00e4rke vorzunehmen. In beschr\u00e4nktem Maafse geschah dieses zwar schon durch die Wahl -zweier verschiedener Vergleichslichter, ohne dafs jedoch hier-; durch, wie aus Fig. 2 hervorgeht, die Werthe merklich beein-Rufst wurden. Die an sich recht m\u00e4fsige Lichtst\u00e4rke der farbigen \u201eZerstreuungskreise, die durch die grofse Entfernung des Auges vom Ocularspalte bedingt war, liefs sich, ohne die einmal vorhandene experimentelle Anordnung aufzugeben, nicht erheblich steigern. Eine betr\u00e4chtliche Verminderung der Lichtst\u00e4rke, die deicht zu erreichen war, hatte wiederum zur Folge, dafs die Reizwerthe der Lichter f\u00fcr die entoptische Wahrnehmung der VPupillenverengung zu gering wurden. So erg\u00e4nzte ich diese L\u00fccke durch Experimente mehr qualitativer als messender Art \u25a0mit Absorptionsfarben.\n)\u2022. An einem schwarzen Pappcylinder wurde die eine Oeffnung mit schwarzem Papier verschlossen und in die Mitte desselben \u25a0^in feines Loch gebohrt. Das letztere wurde durch eine AuER\u2019sche Gl\u00fchlichtlampe erleuchtet, die an einem r\u00f6hrenf\u00f6rmigen Ans\u00e4tze eine Linse tr\u00e4gt, um den Strahlen einen ann\u00e4hernd parallelen Verlauf\n1 E. Hering. Ueber das PurkinjE\u2019sche Ph\u00e4nomen. Pfl\u00fcger\u2019s Archiv f. d. ges. Physiologie 60, 524. 1895.","page":91},{"file":"p0092.txt","language":"de","ocr_de":"92\nG. Abelsdorf.\nsu geben. . Indem dicht vor der Oeffnung, zwischen ihr und Auer-lampe, ein zur Aufnahme farbiger Gl\u00e4ser geeigneter Schieber an Schnurlaufe leicht in seitlicher Richtung bewegt werden konnte, einem war es m\u00f6glich, der Oeffnung schnell hinter einander eine verschiedenfarbige Beleuchtung zu ertheilen. Durch Vorschieben von Rauchgl\u00e4sern vor die Lampe oder durch weiteres Abr\u00fccken derselben konnte die Lichtst\u00e4rke beliebig abgestuft werden. Die Aenderungen der Pupillenweite wurden in derselben Weise wie am Spectralapparate entoptisch beobachtet, indem durch Vorsetzen eines starken Convexglases vor das Auge die punktf\u00f6rmige Oeffnung als ein in seiner Gr\u00f6fse von der Pupillenweite abh\u00e4ngiger Zerstreuungskreis erschien. So war es leicht m\u00f6glich, sich nicht nur von der principiellen Richtigkeit der am Spectralapparate gewonnenen Resultate durch einen einfachen Versuch zu \u00fcberzeugen, sondern auch die Wirkung starker Lichtreize bei Helladaptation, die schwacher bei Dunkeladaptation zu pr\u00fcfen. Von mehreren Versuchen beschr\u00e4nke ich mich, einen als typischen wiederzugeben: Im Schieber befindet sich ein rothes und ein gr\u00fcnes Glas.\nHohe Lichtst\u00e4rke und Helladaptation:\nProf. A. K. Keine Schwankung der Pupillenweite oder geringe Pupillen Verengung bei Vorschieben des rothen Glases.\nDr. G. A. Pupillenverengung bei Roth.\nHerabgesetzte Beleuchtung und Dunkeladaptation:\nProf. A. K. \\ Prompte Pupillenverengung bei Vorschieben\nDr. G. A. / des gr\u00fcnen Glases.\nAuch hier also zeigt sich wieder die Beeinflussung der Pupillarreaction im Sinne des P\u00fcrkinje\u2019sehen Ph\u00e4nomens.\nWenngleich die im Vorstehenden mitgetheilten Werthe nur unter sich vergleichbar sind, so liegt es doch nahe daran zu erinnern, dafs die von v. Kries gefundenen Peripherie werthe1 der Farben, d. h. die Helligkeitswerthe der Farben in der total farbenblinden Netzhautzone sich der von A. K\u00f6nig ermittelten Vertheilung der Gesammthelligkeit bei ungleicher Farbe3 sehr\n1 J. vos Krebs. Ueber die Farbenblindheit der Netzhaut p\u00e9riph\u00e9rie. Diese Zeitschr. 15, 247. 1897.\n* A. K\u00f6sig. Ueber den Helligkeitswerth der Spectralfarben bei verschiedener absoluter Intensit\u00e4t. Beitr\u00e4ge zur Psychologie u. Physiologie d. Sinnesorgane. H. r. Helmholtz als Festgrufs zu seinetn 70. Geburtstage. S.309. 1891.","page":92},{"file":"p0093.txt","language":"de","ocr_de":"DU Aenderungen der Pupillenweite durch verschiedenfarbige Belichtung. 93\nann\u00e4hem. Andererseits liefs Polimanti1 farbiges Licht intern mittirend mit farblosem auf die Netzhaut einwirken und bestimmte die Intermittenzzahl, bei der eine continuirliche Empfindung entsteht Da bei Erhellung oder Verdunkelung des farblosen Lichtes die continuirliche Empfindung einem Flimmern Platz macht, konnte P. f\u00fcr jede Farbe die zur Herstellung einer continuirlichen Empfindung nothwendige Helligkeit des farblosen Lichtes bestimmen. Die mit dieser \u201eFlimmerphotometrie\u201c gefundenen Werthe stimmten wiederum ann\u00e4hernd mit denjenigen der Peripheriehelligkeit \u00fcberein. Nun zeigte sieh in meinen Versuchen eine zahlenm\u00e4fsige Uebereinstimmung der Helligkeits-werthe der Farben und ihrer pupillomotorischen Valenzen; man wird demgem\u00e4fs nicht umhin k\u00f6nnen, die Uebereinstimmung in der Vertheilung der Helligkeitswerthe der Farben, ihrer pupillomotorischen Valenzen, ihrer \u201ePeripheriehelligkeiten\u201c und der \u201eFlimmerwerthe\u201c f\u00fcr mehr als zuf\u00e4llig zu halten und einen inneren Zusammenhang zu vermuthen, f\u00fcr welchen allerdings der strenge Beweis noch fehlt.\nWas nun die Erkl\u00e4rung der zweifellosen Uebereinstimmung der Helligkeits- und pupillomotorischen Werthe betrifft, so schliefst die Anordnung der Versuche eine Erkl\u00e4rung nach Analogie des HAA\u00df\u2019schen Hirnrindenreflexes2 aus. Eine so weitgehende Verallgemeinerung w\u00fcrde schliefslich den Lichtreflex der Pupille unter die Himrindenreflexe einreihen, eine Auffassung, die mit so vielen anatomisch - physiologischen Thatsachen im Widerspruche steht, dafs sie nicht ernsthaft discutirt zu werden braucht. Die Identit\u00e4t beider Functionen wird ohne Schwierigkeit erkl\u00e4rt, wenn man annimmt, dafs derselbe Reiz von denselben percipirenden Elementen aufgenommen, aber zu den zwei verschiedenen Centren f\u00fcr die Irisbewegung und die optische Wahrnehmung geleitet wird. Dafs die Empfindung der reguliren-den Innervation der Pupille wiederum die Helligkeitsempfindung mitbestimmen kann, eine M\u00f6glichkeit, die Helmholtz bei der Er\u00f6rterung des Begriffes der Helligkeit im Auge gehabt, ist mit\n1 O. Polimanti. Ueber die sogenannte Flimmerphotometrie. Diese Zeitschr. 10, 263.\n8 Haab. Der Hirnrindenreflex der Pupille. Festschr. z. Feier d. 50j\u00e4hr. Doctorjubil\u00e4um8 der Professoren N\u00e4geli und K\u00f6Hiker, 1891. \u2014 Ferner: J. Piltz. Ueber Aufmerksamkeitsreflexe der Pupillen. Neurolog. Centralbl. (1), 14. 1899.","page":93},{"file":"p0094.txt","language":"de","ocr_de":"94\nG. Abelsdorff.\ndieser Erkl\u00e4rung wohl vereinbar. Die lichtpercipirenden Eie-mente der Netzhaut sind die St\u00e4bchen und Zapfen. Solange der geistreichen Hypothese Schirmer\u2019s1, dafs die Pupillarfasern der Sehnerven bereits in den inneren Netzhautschichten, den sogenannten amakrinen Zellen endigen; noch mannigfache, besonders anatomische Schwierigkeiten2 3 * * * * entgegenstehen \u2014 Ramox y Cajal h\u00e4lt im Gegenthe\u00fc die amakrinen Zellen f\u00fcr die Endstationen centrifugaler Sehnervenfasern \u2014 wird es erlaubt sein, zun\u00e4chst noch an der alten Anschauung festzuhalten, dafs die St\u00e4bchen und Zapfen auch die peripherischen Endorgane im Reflexbogen der Pupiflarreaction darstellen.\nDurch farbentheoretische Untersuchungen sind A. K\u00f6nig und v. Kries, wie ich an dieser Stelle wohl nicht weiter auszuf\u00fchren brauche, neuerdings dazu gef\u00fchrt worden, die optischen Functionen der St\u00e4bchen und Zapfen zu sondern, die ersteren als einen Hell und Dunkel unterscheidenden, noch bei geringen Lichtst\u00e4rken functionirenden Apparat aufzufassen, den letzteren Farbent\u00fcchtigkeit und eine erst bei etwas gr\u00f6fserer Lichtst\u00e4rke in Kraft tretende Function zuzuschreiben. Uebertr\u00e4gt man diese Vorstellung auf die Ausl\u00f6sung der Pupiflarreaction, so haben an derselben je nach Adaptationszustand des Auges und Intensit\u00e4t des Lichtes mehr die St\u00e4bchen oder die Zapfen Theil.8 Es ergiebt sich dann, dafs, da nach dieser Theorie das Purkinje'sehe Ph\u00e4nomen an der ausschliefslich Zapfen f\u00fchrenden Fovea nicht zu\n1\tO. Schirmer. Untersuchungen zur Pathologie der Pupillenweite und der centripetalen Pupillarfasern. v. Grabfr\u2019s Arch. f. Ophthalm. 44, 2.\n2\tVergl. die Ausf\u00fchrungen von Kallius in \u201eErgebnisse der Anatomie u. Entwickelungsgeschichte\u201c, herausgeg. v. Merkel u. Bonnet, 298. 1897.\n3\tDie Annahme Gad\u2019s (J. Gad. Der Energieumsatz in der Retina.\nDu Bois\u2019 Arch. f. Physiolog. 1894, 501.), dafs \u201edie Energie des im Sehroth\nund Sehgelb absorbirten Lichtes Reflexvorg\u00e4ngen zu Gute kommt, wie\nnamentlich der Regulation der Pupillen weite\u201c, halte ich durch meine Ver-\nsuche f\u00fcr widerlegt. Nur in einem ganz bestimmten Falle d\u00fcrfte sie sich\nals zutreffend erweisen, n\u00e4mlich bei einer so herabgesetzten Beleuchtung, dafs totale Farbenblindheit eintritt. Denn dann ist zu erwarten, dafs auch die pupillomotorischen Reizwerthe, welche die verschiedenen monochromatischen Lichter des Spectrums besitzen, ebenso wie die Helligkeitswerthe den Absorptionscoefficienten des Lichtes f\u00fcr den Sehpurpur proportional sind. Die von mir benutzte Methode gestattete Aenderungen der Pupillenweite bei so geringer Beleuchtungsst\u00e4rke, dafs farbige Lichter farblos erscheinen, nicht mehr mit Sicherheit zu beobachten, dagegen lassen die Angaben von Sachs thats\u00e4chlich auf ein solches Verhalten schliefsen.","page":94},{"file":"p0095.txt","language":"de","ocr_de":"Die Aenderungen der Pupillenweite durch verschiedenfarbige Belichtung. 95\nStande kommen kann, auch die Gr\u00f6fse der pupillomotorischen Valenzen kurz- und langwelligen Lichtes bei ausschliefslicher Beizung der Fovea keine verschiedene Function der Intensit\u00e4t und des Adaptationszustandes sein kann. Die Schwierigkeit, die schon in der Entscheidung der Frage, ob das P\u00fcRKiNjE\u2019sche Ph\u00e4nomen bei ausschliefslicher Fixation mit der Fovea wahrnehmbar ist, selbst f\u00fcr sehr ge\u00fcbte Beobachter liegt, wird es begreiflich erscheinen lassen, dafs meine Versuche diese Frage in Bezug auf die pupillomotorischen Valenzen nicht entscheiden konnten. Die Gr\u00f6fse der gereizten Netzhautstelle hatte, wie schon erw\u00e4hnt, durchschnittlich einen ungef\u00e4hren Durchmesser von 1,08 mm bis 1,2 mm, eine Breite, wo die Function der Zapfen sicher nicht mehr \u00fcberwiegt. Ein neuer Beweis f\u00fcr die Richtigkeit der K\u00f6nig - v. Kries\u2019sehen Theorie wird also durch meine Beobachtungen nicht geliefert, es l\u00e4fst sich nur soviel sagen, dafs sie sich derselben ungezwungen einf\u00fcgen.\nWenn ich alle theoretischen Erw\u00e4gungen bei Seite lasse und zum Schl\u00fcsse das tats\u00e4chliche Ergebnifs meiner Untersuchung noch einmal zusammenfasse, so ist bewiesen worden, dafs die Gr\u00f6fse des Empfindungswerthes, welcher dem Gesammteindruck der Helligkeit einer Farbe zukommt, der Gr\u00f6fse des auf das pupillenverengende Centrum ausge\u00fcbten Reizes proportional ist. Die bei Aenderung der Lichtintensit\u00e4t und des Adaptationszustandes erfolgende ungleiche Aenderung der Reizwerthe verschiedener Lichter, welche bei dem sogenannten PtJRKiNJE\u2019schen Ph\u00e4nomene in die Erscheinung tritt, kommt auch in der regulirenden Innere vation der Pupille zum Ausdruck.\n(Eingegangen am 27. September 1899.)","page":95}],"identifier":"lit31160","issued":"1900","language":"de","pages":"81-95","startpages":"81","title":"Die Aenderungen der Pupillenweite durch verschiedenfarbige Belichtung","type":"Journal Article","volume":"22"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:15:34.825713+00:00"}

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