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{"created":"2022-01-31T16:13:13.217025+00:00","id":"lit31164","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Stern, W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 22: 131-135","fulltext":[{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"Besprechungen.\nH. Cornelius. Psychologie fcls Erfahrt!llgSWissenschaft Leipzig, Teubner, 1897 445 S. M. 10.\u2014.\nC\u2019s. Buch ist weder ein Compendium, noch ein Lehrbuch der Psychologie im landl\u00e4ufigen Sinne, und will auch keines von beiden sein. Es ist durchaus eine \u201eStandpunkts\u201c-Psychologie, welche jenen, die den Standpunkt theilen, als ein standard work erscheinen mufs, w\u00e4hrend wir anderen, die wir ihn nicht theilen, nur schwer eine positive Stellung dem Buch gegen\u00fcber gewinnen k\u00f6nnen. Der Standpunkt aber ist jene eigenth\u00fcmliche Art von \u201eEmpirismus\u201c, wie er neuerdings von Avenabi\u00fcs, Mach und anderen in mannigfachen Schattirungen vertreten wird, ein Empirismus, der, Causal-erkl\u00e4rungen und Hypothesen grunds\u00e4tzlich scheuend, die alleinige Aufgabe der Wissenschaft in einer \u201evereinfachenden Beschreibung der That-sachen\u201c sieht.\nDieser Empirismus ist nun bei C. in merkw\u00fcrdiger Weise verschwistert mit einem gewissen Scholasticismus, der an einer aufserordentlich subtilen und scharfsinnigen Begriffszergliederung seine Freude hat, und weniger danach strebt, Neues zu finden, als das Bekannte unter die rechten Bubriken und in die geh\u00f6rigen F\u00e4cher zu bringen.\nAls drittes allgemeines Characteristicum des Buches sei endlich die Verschmelzung von Psychologie und Erkenntnistheorie erw\u00e4hnt. Bestimmt einerseits der erkenntnifstheoretische Standpunkt des Verfassers die ganze Art der psychologischen Betrachtung, so sind es andererseits die erkenntnilstheoretischen Probleme, deren psychologische Losung C. vor allem am Herzen liegt: der Begriff des Dinges und der objectiven Welt, des Baumes und der Zeit, der Wahrheit und des Irrthums. In der That geht diese v\u00f6llige Hineinbeziehung der Erkenntnistheorie in die Psychologie mit Noth Wendigkeit aus dem ganzen wissenschaftlichen Glaubensbekenntnis des Verfassers hervor: denn wenn sich Wissenschaft in \u201eBeschreibung\u201c ersch\u00f6pft, dann kann ja Erkenntnistheorie nichts anderes sein als Darstellung des beim \u201eErkennen\u201c vorhandenen psychischen Thatbestandes.\nWir besprechen zun\u00e4chst die Capitel von wesentlich psychologischem Inhalt: das 1., 3., 4., 7.\nMit den elementaren Thatsachen des Bewufstseinsver-laufs besch\u00e4ftigt sich das erste Capitel. Hierbei geht C. nicht von einer k\u00fcnstlichen Atomisirung der Bewusstseinsinhalte aus \u2014 wie er sich \u00fcberhaupt mit Becht gegen jede atomistische \u201eAssociationspsychologie\u201c wendet \u2014-\n9*","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"132\nBesprechungen.\nsondern von dem wirklichen Thatbestand, welcher durchg\u00e4ngige Verkn\u00fcpfung aller Erlebnisse zur Einheit des Lebens zeigt.1 Letztes Factum ist die Wahrnehmung einer Mehrheit von Inhalten und zwar eben so wohl einer simultanen, wie einer successiven Mehrheit, aus welch letzterer er sehr richtig die Unmittelbarkeit des zeitlichen Auffassens ableitet. Eine ebenfalls nicht weiter analysirbare Thatsache des Bewufstseins ist die Scheidung zwischen Empfindungen und Gedftchtnifsbildem oder Phantasmen; letztere sollen eine symbolische Function besitzen, auf Grund deren wir sie als Zeichen eines vergangenen Erlebnisses deuten. Hier verl\u00e4fst C., ohne es zu bemerken, den Boden des Empirie, indem er nicht nur den Charakter der Ged\u00e4chtnifsbilder \u00fcberhaupt, sondern auch ihre symbolische Bedeutung f\u00fcr etwas unmittelbar Gegebenes h\u00e4lt. Damit man von einem b aus auf ein a deuten k\u00f6nne, mufs irgend wann einmal eine Verkn\u00fcpfung von a und b in der Erfahrung vorhanden gewesen sein. C. h\u00e4lt den Nachweis dieses Erfahrungszusammenhanges zwischen Empfindung und Erinnerungsbild f\u00fcr unm\u00f6glich, Ref. nicht. Denn da, wie ja auch C. zugiebt, der Inhalt einer kleinen Zeitspanne unmittelbare einheitliche Wahrnehmungs-thatsache sein kann, so vermag innerhalb dieser der Uebergang einer Empfindung ins Ged\u00e4chtnifsbild directes Erlebnifs zu sein; und nur hierdurch wird es dann in anderen F\u00e4llen m\u00f6glich, ein Ged\u00e4chtnifsbild, wo es allein auftritt, auf eine vergangene Empfindung zu beziehen (S. dies. Ztschr. 13, 339). \u2014 Nachdem C. dann aus dem Ged\u00e4chtnifsbild das Wiedererkennen abgeleitet hat, benutzt er diese beiden Phaenomene zur Entwickelung einer ganzen Reihe von Bewufstseinserscheinungen. Hierbei wird stets der Gedanke in zum Theil recht fruchtbarer Weise durchgef\u00fchrt, dafs er das Be-wufstsein nicht synthetisch, sondern analytisch Vorgehen l\u00e4fst. Association ist nicht die Verbindung urspr\u00fcnglich isolirter Vorstellungen, sondern beruht auf Zerlegung eines urspr\u00fcnglich einheitlichen Complexes. Ein Ged\u00e4chtnifsbild ist nicht von Beginn an eindeutig und scharf umschrieben, sondern undifferenzirtund vieldeutig, kann daher an zahlreiche Empfindungen erinnern und erst durch Uebung Bestimmtheit erlangen. \u2014 Im Weiteren behandelt das Capitel Aehnlichkeitserkenntnifs und Abstraction, Symbolik und Sprache, acceptirt die EHSENFELS-MEiNONG\u2019sche Lehre von den \u201eGestaltqualit\u00e4ten\u201c und giebt eine kurze Uebersicht \u00dcber die Gef\u00fchls- und Willens-ph\u00e4nomene.\nDie Tendenz, als eine Hauptfunction des Bewufstseins die Analyse zu betrachten beherrscht auch das dritte Capitel. Das Bewufstsein hat die F\u00e4higkeit, das, was ihm urspr\u00fcnglich ein einheitliches Erlebnifs bildet, auch als Complex geschiedener Theilinhalte zu erleben; dies gilt nicht nur von simultanen, sondern auch von successiven Bewufstseinserscheinungen. Der letztere Hinweis ist werthvoll : auch das im Bewufstsein Aufeinanderfolgende ist durchaus nicht immer und vorn herein als ge\n1 An einer anderen Stelle freilich will C. mit diesem Zusammenhang zu viel beweisen, indem er ihn mit der \u201eEinheit der Pers\u00f6nlichkeit\u201c identi* ficirt (\u00df. 117 ff.). Ist denn aber \u201eZusammenhang der Bewufstaeinsinhalte\u201c und \u201eBewufstsein des Zusammenhangs\u201c dasselbe?","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"Besprechungen.\n133\nsonderte Vielheit gegeben ; eine wahrgenommene Bewegung, ein geh\u00f6rtes Wort kann durchaus eine Einheit bilden, genau wie eine weifse Fl\u00e4che; erst nachtr\u00e4gliche Analyse vermag unter Umst\u00e4nden das eine wie das andere in eine Mehrheit von Theilinhalten aufzul\u00f6sen. Somit ist die psychologische Gegenwart nicht punctuell, sondern von einer, wenn auch kleinen Dauer. \u2014 Aus diesen Betrachtungen l\u00e4fst nun Verf. den wichtigen Begriff der \u201eunbemerkten Be wo fsts ei ns in halte\u201c hervorgehen, indem eben die Analyse zeigt, dafs die jetzt erst bemerkten Inhalte vorher schon dagewesen sind. Hier m\u00f6chte ich fragen : wie stimmt diese, sachlich ja durchaus gerechtfertigte Annahme zum \u201eEmpirismus\u201c? Unbemerkte seelische Inhalte sind eine Hypothese, die niemals durch Erfahrung best\u00e4tigt werden kann; denn sobald die Inhalte \u201eerfahren\u201c werden, h\u00f6ren sie auf, \u201eunbemerkt\u201c zu sein; ihre Annahme entspringt auch nicht dem Wunsche, die Thatsachen \u201em\u00f6glichst einfach zu beschreiben\u201c, vielmehr dem Bestreben, Causalzusammenh\u00e4nge dort anzunehmen, wo sie nie direct aufxeigbar sind. Unbemerkte und doch seelische Inhalte sind daher nach C.\u2019s Terminologie nicht eine \u201enat\u00fcrliche Theorie\u201c, sondern \u2014 horribile dictu \u2014 eine metaphysische Hypothese. \u2014 Es folgt dann : die Analyse des Gleichzeitigen, die Analyse der \u201eVorbereitung\u201c, worunter Verf. den Inbegriff aller Nachwirkungen fr\u00fcherer Erlebnisse versteht, die Analyse der Relationen und die Aufmerksamkeit.\nViertes Gapitel: Empfindung, Ged\u00e4chtnifs, Phantasie^ Die Empfindungen werden definirt als solche Theilinhalte des Bewusstseins, welche nicht den Charakter von Nachwirkungen vergangener Erlebnisse tragen. Die Existenz unbemerkter Empfindungsunterschiede wird geleugnet; was um so mehr Wunder nimmt, da ja C. sonst den Begriff des Unbemerkten und doch Psychischen nicht scheut. F\u00fcr ihn ist das Vorhandensein von Empfindungs Verschiedenheiten und das Constatiren solcher Verschiedenheiten identisch, eine Annahme, die durch eine ganze Reihe psychologischer Erfahrungen widerlegt wird. Den Schwierigkeiten, die sich aus dieser Stellungnahme ergeben, sucht C. dadurch auszuweichen, dais er die Empfindungen keine stetige, sondern eine discrete Reihe bilden l\u00e4lst; \u201eeben merklich verschieden\u201c sind dann die benachbarten Glieder dieser Reihe.\nPhantasievorstellungen sind ihren Theilinhalten nach Ged\u00e4chtniffc-bilder ; sie sind aber als Complexe neu und entbehren vor allem jener eigent\u00fcmlichen F\u00e4rbung gewisser Ged\u00e4chtnifsbilder, durch welche dieselben auf bestimmte zeitlich zur\u00fcckliegende Erlebnisse bezogen werden. Liegt diese Beziehung vor, so sprechen wir von \u201eErinnerung\u201c; C. nennt das die \u201eRelationsf\u00e4rbung\u201c eines Erinnerungsbildes, die durch dessen vielleicht selbst nicht bemerkten Hintergrund bedingt ist. Wie er dann aus der Erinnerung die Associationsgesetze auf einem vom Herk\u00f6mmlichen zum Theil abweichenden Wege herleitet, m\u00f6ge man im Original nachlesen.\nWie stark im C.\u2019sehen Denken die Ber\u00fccksichtigung der intellectuell-theoretischen Seiten des Seelenlebens vorwiegt, kann man schon daraus ersehen, dafs F\u00fchlen und Wollen in das letzte Capitel (das siebente) zusammengedr\u00e4ngt sind, welches auch an Bedeutung mit den vorhergehenden nicht vergleichbar ist. Gef\u00fchl ist nicht irgend ein Theilinhalt des Be-","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"134\nBesprechungen.\nwufstseins, sondern wird definirt als \u201eder durch Vorbereitung und Eindruck constituirte Gesammtinhalt, der je nach Beschaffenheit der Theil-in halte und ihrer wechselseitigen Beziehungen bald lust- bald unlustbetont erscheint\u201c \u2014 wobei, wie mich d\u00fcnkt, zwischen Gef\u00fchl und \u201eStimmung\u201c nicht gen\u00fcgend geschieden ist. Der Werthbegriff wird in Parallele gebracht zum Dingbegriff, indem er in \u00e4hnlicher Weise eine Objectivation unserer Gef\u00fchle, wie jener eine Objectivation unserer Vorstellungen darstellt. Die Vorstellung des Werthes f\u00fchrt zu Strebungsgef\u00fchlen; aus diesen werden dann durch Einbeziehung gewisser Urtheile die Vorg\u00e4nge des W\u00fcnschens, Begehrens, Wollene abgeleitet. Aus dem W\u00fcnschen wird ein Wollen, \u201ewenn wir die Bedingungen f\u00fcr den Eintritt der gew\u00fcnschten Thatsachen nicht nur als erf\u00fcllbar, sondern auch als abh\u00e4ngig von der Mitwirkung unserer Pers\u00f6nlichkeit beurtheilen.\u201c Die Willenshandlungen sind entweder innere oder \u00e4ufsere; zu jenen geh\u00f6rt das willk\u00fcrliche Denken und Aufmerken, zu diesen die einfachen und complexen \u201eHandlungen.\u201c Eine Betrachtung \u00fcber die moralischen Werthurtheile und den Sch\u00f6nheitsbegriff schliefst das Buch. \u2014\nDie Capitel mehr e rkenntni fstheoretischen Inhalts seien k\u00fcrzer behandelt. Der \u201eZusammenhang der Erfahrung\u201c wird nach C. hergestellt durch ein umfassendes psychologisches Grundgesetz, das \u201eEinheitsprincip\u201c, welches mit dem MACH\u2019schen Princip der \u201eOekonomie des Denkens\u201c und dein AvENARius\u2019schen des \u201ekleinsten KraftmaafBes\u201c identisch ist. C. formulirt es dahin, \u201edafs sich in unserem psychischen Leben \u00fcberall das Bestreben kundgiebt, verschiedenartige Erlebnisse nach ihren Aehnlichkeiten unter gemeinschaftliche Symbole zusammenzufassen.\u201c Solche \u201eAbbreviaturen der Erfahrung\u201c (Theorieen) sucht nicht nur die Wissenschaft sondern auch das nat\u00fcrliche Denken. Das \u201eDing\u201c, die \u201eobjective Welt\u201c, die Annahme fremder seelischer Individuen, der \u201eOausalbegriff\u201c seien nichts anderes, als nat\u00fcrliche Theorieen. So ist der Dingbegriff, wie ausf\u00fchrlich dargethan wird, lediglich eine abgek\u00fcrzte Bezeichnung f\u00fcr eine Reihe von Erfahrungen nebst daran gekn\u00fcpften Erwartungen. Wie sich auf solche Weise aus den an sich indifferenten Bewufstseinsinhalten eine \u00e4ufsere objective Ding-und Raumwelt und eine innere \u201esubjective\u201c Welt heraussch\u00e4lt, wird ausf\u00fchrlich entwickelt. Hierbei tritt \u00fcberall jener erkenntnifstheoretische \u201ePsychologismus\u201c zu Tage, der da w\u00e4hnt, mit dem Nachweis des psychologischen Ursprungs eines Begriffs seine Pr\u00fcfung vollendet zu haben; Dingbegriff und objectives Ding werden einfach mit einander identificirt.\nZu den Ausf\u00fchrungen \u00fcber den \u201eobjectiven Raum\u201c sei noch eine Anmerkung rein psychologischer Natur gemacht. Ein objectiv kreisf\u00f6rmiges Gebilde ist f\u00fcr unsere optische Wahrnehmung fast nie kreisf\u00f6rmig, sondern mehr oder weniger elliptisch : wie kommen wir dazu, gerade die Kreisform zu objectiviren ? Nach C., indem wir damit nur eine Bezeichnung f\u00fcr die uns bekannten Zusammenh\u00e4nge einer Reihe optischer Formeindr\u00fccke zu geben suchen; \u00e4hnlich ist es, wenn wir von der objectiven Gr\u00f6fse eines gesehenen Gegenstandes sprechen. Hier h\u00e4tte C. eine viel befriedigendere Erkl\u00e4rung finden k\u00f6nnen, wenn er den Zusammenhang zwischen Gesichtsund T a s t Wahrnehmung mehr beachtet h\u00e4tte. Denn w\u00e4hrend erstere f\u00fcr \u2022in bestimmtes Object unbestimmt viele Form- und Gr\u00f6fseneindr\u00fccke ver-","page":134},{"file":"p0135.txt","language":"de","ocr_de":"Besprechungen.\n135\nmittelt, liefert letztere nur einen. Und so kann dieser eindeutige Tastein-druck zum Symbol f\u00f6r die vieldeutigen Gesiehtseindr\u00fccke werden und ihrem Zusammenh\u00e4nge unter einander erat den rechten Kitt verleihen. \u2014 Die Tiefenwahrnehmung erkl\u00e4rt C. empiristisch.\nDa f\u00fcr den Verfasser die objectiven Vorg\u00e4nge und Dinge im Grunde nichts als gewisse psychologische Thatbest\u00e4nde sind, so meint er, dafs Psychophysik und Physik eigentlich nicht grunds\u00e4tzlich verschiedene Aufgaben h\u00e4tten. Und doch liefse sich auch von C.'s Standpunkt aus dieser Unterschied definiren: die Physik h\u00e4tte n\u00e4mlich lediglich den Zusammenhang jener empirischen Begriffe, die wir als objective Vorg\u00e4nge bezeichnen, unter sich, die Psychophysik den Zusammenhang solcher Begriffe mit einzelnen Empfindungserlebnissen zu untersuchen.\nDas sechste Capitel behandelt \u201eWahrheit und Irrthum\u201c, Sinnest\u00e4uschungen, formale und materiale Erkenntnifsgr\u00fcnde.\nWenn ich zum Schlufs noch auf eine Aeufserlichkeit aufmerksam machen darf, deren Abstellung in einer k\u00fcnftigen Auflage zu w\u00fcnschen w\u00e4re, so sei erw\u00e4hnt, dafs die Verweisung s\u00e4mmtlicher Anmerkungen an den Schlufs des Buches im h\u00f6chsten Grade st\u00f6rend wirkt. Wenn man, durch eine Anmerkungszahl beunruhigt, erst l\u00e4ngere Zeit bl\u00e4ttern mufs, um dann zu finden. \u201e8. S. X\u201c, so bedeutet dies ein ebenso empfindliches wie zweckloses Hindemifs f\u00fcr den ruhigen Fortgang der Gedanken.\nW. Stebn (Breslau).\nAuguste Sabatieb. Esquisse d\u2019une Philosophie de la Religion d\u2019apr\u00e8s la Psycho-logle et l\u2019Histoire. 2. Edition. Paris, Fischbacher, 1897. \u2014 Deutsche Uebersetzung von D. August Baus: Religionsphilosophie auf psychologischer und geschichtlicher Grundlage. Freiburg i. B., J. C. B. Mohr, 1898. 326 S. Mk. 6.\u2014.\nDer ber\u00fchmte protestantische Theologe an der Pariser Universit\u00e4t hat sich an seinem Lebensabend entschlossen, das Gesammtergebnifs seiner Lebenserfahrung und seiner wissenschaftlichen Forschung, soweit beide sich auf das religi\u00f6se Gebiet beziehen, niederzuschreiben, um dieses Werk seinen Freunden und Sch\u00fclern gleichsam als sein literarisches Verm\u00e4cht-nifs darzubieten. Dafs zu den Anh\u00e4ngern seiner Denk- und Lehrweise auch Ausl\u00e4nder z\u00e4hlen, dafs namentlich in Deutschland seine Werke mit Interesse gelesen werden, ist bekannt. Sabatier verf\u00fcgt \u00fcber eine Darstellungsgabe, die schon durch die Sch\u00f6nheit der Form fesselt, noch mehr aber durch die Leichtigkeit \u00fcberrascht, mit welcher die Kunst der Analyse und der positive Aufbau der Gedanken organisch mit einander verbunden werden. Ein Buch wie das vorliegende, obwohl es einen Stoff behandelt, dessen Studium sonst nicht in jedermanns Geschmack liegen mag, ist seines Leserkreises sicher; es ist popul\u00e4r und wissenschaftlich zugleich, und man kann \u2014 bei nicht zu hoch geschraubten Anspr\u00fcchen \u2014 kaum sagen, dafs die Allgemeinverst\u00e4ndlichkeit der Gr\u00fcndlichkeit Abbruch thut.","page":135}],"identifier":"lit31164","issued":"1900","language":"de","pages":"131-135","startpages":"131","title":"H. Cornelius: Psychologie als Erfahrungswissenschaft. Leipzig, Teubner, 1897, 445 S.","type":"Journal Article","volume":"22"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:13:13.217031+00:00"}