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{"created":"2022-01-31T16:16:08.517156+00:00","id":"lit31166","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Witasek","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 22: 143-144","fulltext":[{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\nGeo bob Trumbull Ladd. On Certain Hindrances to the Progress of Psychology in America. Psychol. Rev. 6 (2), 121\u2014133. 1899.\nTrotz des bekannten Dichterwortes vom schlechten Mann, den man verachten mufs, scheint es im Allgemeinen doch ein Zeichen des Tiefstandes oder Niederganges einer Wissenschaft zu sein, wenn ihre Vertreter statt \u00fcber die Gegenst\u00e4nde dieser Wissenschaft \u00fcber diese selbst und deren iufsere Lage nachdenken. Vielleicht liegt aber unter g\u00fcnstigen Umst\u00e4nden \u2014 in Analogie mit entwickelungstheoretischen Gesetzen \u2014 gerade in diesem Degenerationsproduct gleichzeitig das Heilmittel und Gegengewicht gegen den Niedergang. \u2014 Ob solche Gedanken mit Recht auf den vorliegenden Congrefsvortrag angewendet werden k\u00f6nnen, weifs ich nicht; jedenfalls aber regt er sie an. Im Uebrigen ist es f\u00fcr den deutschen Psychologen schwer, so aus der Ferne dar\u00fcber zu urtheilen, ob Trumbull Ladd Recht hat, zu klagen, die Psychologie mache in Amerika nicht jene Fortschritte, die man im Verh\u00e4ltnifs zur Zunahme der Zahl der geschulten Lehrer und Forscher, sowie zum Aufwand f\u00fcr Einrichtung und Ausstattung von Laboratorien billig erwarten d\u00fcrfe. Auch die Aeufserungen, die er \u00fcber die Ursachen dieser Erscheinung thut, entziehen sich so ziemlich der Nachpr\u00fcfung. Es ist freilich richtig, dafs Unduldsamkeit gegen die Meinungen anderer, R\u00fccksichtslosigkeit gegen die historische Entwickelung der Wissenschaft, Egoismus und Originalit\u00e4tssucht, desgleichen die \u00fcberm\u00e4fsigen Popularisationsbestrebungen den gedeihlichen Fortschritt hindern. Ebenso mufs das Umsichgreifen des \u201ecommercial spirit\u201c auf den Universit\u00e4ten der Psychologie gerade so schaden wie jedem anderen Fache. Auch das l\u00e4fst sich einsehen, dafs der Psychologie aus ihrem in manchen K\u00f6pfen noch unklaren Verh\u00e4ltnifs zu anderen Wissenschaften, besonders der Physiologie, manche Sch\u00e4digung erwachsen mag. Und dafs den Psychologen Eingezogenheit auf kleine, einheitliche Gesellschaftskreise, somit Mangel an Menschen- und Lebenskenntnifs eher sch\u00e4digen als f\u00f6rdern wird, ist auch leicht zuzugeben. Ob aber die amerikanische Psychologie an allen diesen Uebeln thats\u00e4chlich krankt, k\u00f6nnen wir nicht gut beurtheilen. Doch werden wir, auch ohne die Anregungen und Bereicherungen, die uns von jenseits des Oceans zukommen, zu untersch\u00e4tzen, freilich sagen d\u00fcrfen, dafs die deutsche Psychologie trotz ihrer gewiis bescheideneren \u00e4ufseren Mittel mehr der gebende als der empfangende Theil ist. Auch mufs dem warnenden Worte des angesehenen","page":143},{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"144\nLiteraturbericht.\nForschers in jedem Falle ein gewisses Gewicht beigemessen werden, so dafs es wohl verdient, znm Heile unserer Wissenschaft h\u00fcben und dr\u00fcben ernstlich bedacht zu werden.\tWitasek (Graz).\nF. Kbhsies. Fragen and Aufgaben der p\u00e4dagogischen Psychologie. Zeitschr. f. p\u00e4dagog. Psychol. 1 (1), 1\u201420. 1899.\nKemsies er\u00f6ffnet seine neue Zeitschrift mit einem programmatischen Artikel. Augenscheinlich ist seine Absicht in diesem Aufsatze mehr, in anregender Form die Ausdehnung des Gebietes zu schildern, als zu den schwierigen principiellen Grundfragen, die neuerdings M\u00fcnsterberg in sehr beachtenswerther Weise behandelt hat, Stellung zu nehmen. Kemsies beginnt mit einer Trennung von Individual- und Socialp\u00e4dagogik. Dabei weist er der Socialp\u00e4dagogik die Stellung der Unterrichtsziele zu, bezeichnet sie als ein Arbeitsfeld des Staatsmannes, und beschr\u00e4nkt die Einwirkung psychologischer Erw\u00e4gungen wesentlich auf die Individualp\u00e4dagogik, welche lehren soll, wie die aufgestellten Ziele nun im einzelnen Falle zu erreichen sind. Dafs die Psychologie als rein causale Thatsachenwissenschaft unf\u00e4hig ist, Ziele aufzustellen, ist durchaus richtig ; ja diese Erw\u00e4gung ist gegen manche Ausf\u00fchrungen, zu denen sich K. Belbst vom Eifer f\u00fcr seinen Gegenstand fortreifsen l\u00e4fst, anzuwenden. So kann z. B. die Psychologie \u00fcber die Frage der confessionellen oder nicht-confessionellen Volksschule gar nichts lehren. Dagegen m\u00fcfste doch erst genauer untersucht werden, in welchem Sinne und Umfange sich der Gegensatz \u201eZiel-Mittel\u201c mit dem anderen \u201esocial-individual\u201c deckt.\nNach einer Besprechung einiger schwebender schulpolitischer Streitfragen giebt K. dann in recht anschaulicher Ankn\u00fcpfung an den Zustand des jungen Sch\u00fclers eine Uebersicht \u00fcber die Probleme der p\u00e4dagogischen Psychologie, geht kurz auf die methodologischen Hilfsmittel dieser Wissenschaft ein und l\u00e4fst einige der wichtigsten Versuche einer p\u00e4dagogischen Theorie an dem Leser vor\u00fcberziehen. Er schliefst mit einem Hinweis auf die p\u00e4dagogische Pathologie und mit einem Plane seiner neuen Zeitschrift. Diese soll neben der Psychologie des normalen und des pathologisch veranlagten Kindes auch die Arbeitshygiene der Schule, die Geschichte ihrer Disciplin, die Grenzgebiete pflegen, neben Originalarbeiten auch B\u00fccherschau und Reeensionen enthalten, sowie Standesangelegenheiten der Lehrer besprechen. Endlich ver\u00f6ffentlicht sie die Sitzungsberichte der psychologischen Vereine zu Berlin und Breslau.\nDieses weite und doch gl\u00fccklich begrenzte Programm hat in den bis jetzt vorliegenden Heften den Beginn seiner Ausf\u00fchrung gefunden. Mannigfaltige Gegenst\u00e4nde kommen zur Sprache, Lehrer und Psychologe verm\u00f6gen Belehrung und Anregung aus der neuen Zeitschrift zu sch\u00f6pfen.\nCohn (Freiburg i. B.).\nK. Pappenheim. Bemerkungen \u00fcber Kinderxelchnungen. Zeitschr.f.p\u00e4dag. PsychoL 1 (2), 57\u201473. 1899.\nDieser sehr anregende Aufsatz giebt eine Uebersicht \u00fcber die Beobachtungen der Kinderzeichnungen und \u00fcber die mit diesen Beobachtungen vielfach zusammenh\u00e4ngenden Versuche einer Reform des ersten Zeichen-","page":144}],"identifier":"lit31166","issued":"1900","language":"de","pages":"143-144","startpages":"143","title":"George Trumbull Ladd: On Certain Hindrances to the Progress of Psychology in America. Psychol. Rev. 6 (2), 121-133. 1899","type":"Journal Article","volume":"22"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:16:08.517162+00:00"}