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{"created":"2022-01-31T16:15:13.970293+00:00","id":"lit31168","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Cohn","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 22: 144-145","fulltext":[{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"144\nLiteraturbericht.\nForschers in jedem Falle ein gewisses Gewicht beigemessen werden, so dafs es wohl verdient, znm Heile unserer Wissenschaft h\u00fcben und dr\u00fcben ernstlich bedacht zu werden.\tWitasek (Graz).\nF. Kbhsies. Fragen and Aufgaben der p\u00e4dagogischen Psychologie. Zeitschr. f. p\u00e4dagog. Psychol. 1 (1), 1\u201420. 1899.\nKemsies er\u00f6ffnet seine neue Zeitschrift mit einem programmatischen Artikel. Augenscheinlich ist seine Absicht in diesem Aufsatze mehr, in anregender Form die Ausdehnung des Gebietes zu schildern, als zu den schwierigen principiellen Grundfragen, die neuerdings M\u00fcnsterberg in sehr beachtenswerther Weise behandelt hat, Stellung zu nehmen. Kemsies beginnt mit einer Trennung von Individual- und Socialp\u00e4dagogik. Dabei weist er der Socialp\u00e4dagogik die Stellung der Unterrichtsziele zu, bezeichnet sie als ein Arbeitsfeld des Staatsmannes, und beschr\u00e4nkt die Einwirkung psychologischer Erw\u00e4gungen wesentlich auf die Individualp\u00e4dagogik, welche lehren soll, wie die aufgestellten Ziele nun im einzelnen Falle zu erreichen sind. Dafs die Psychologie als rein causale Thatsachenwissenschaft unf\u00e4hig ist, Ziele aufzustellen, ist durchaus richtig ; ja diese Erw\u00e4gung ist gegen manche Ausf\u00fchrungen, zu denen sich K. Belbst vom Eifer f\u00fcr seinen Gegenstand fortreifsen l\u00e4fst, anzuwenden. So kann z. B. die Psychologie \u00fcber die Frage der confessionellen oder nicht-confessionellen Volksschule gar nichts lehren. Dagegen m\u00fcfste doch erst genauer untersucht werden, in welchem Sinne und Umfange sich der Gegensatz \u201eZiel-Mittel\u201c mit dem anderen \u201esocial-individual\u201c deckt.\nNach einer Besprechung einiger schwebender schulpolitischer Streitfragen giebt K. dann in recht anschaulicher Ankn\u00fcpfung an den Zustand des jungen Sch\u00fclers eine Uebersicht \u00fcber die Probleme der p\u00e4dagogischen Psychologie, geht kurz auf die methodologischen Hilfsmittel dieser Wissenschaft ein und l\u00e4fst einige der wichtigsten Versuche einer p\u00e4dagogischen Theorie an dem Leser vor\u00fcberziehen. Er schliefst mit einem Hinweis auf die p\u00e4dagogische Pathologie und mit einem Plane seiner neuen Zeitschrift. Diese soll neben der Psychologie des normalen und des pathologisch veranlagten Kindes auch die Arbeitshygiene der Schule, die Geschichte ihrer Disciplin, die Grenzgebiete pflegen, neben Originalarbeiten auch B\u00fccherschau und Reeensionen enthalten, sowie Standesangelegenheiten der Lehrer besprechen. Endlich ver\u00f6ffentlicht sie die Sitzungsberichte der psychologischen Vereine zu Berlin und Breslau.\nDieses weite und doch gl\u00fccklich begrenzte Programm hat in den bis jetzt vorliegenden Heften den Beginn seiner Ausf\u00fchrung gefunden. Mannigfaltige Gegenst\u00e4nde kommen zur Sprache, Lehrer und Psychologe verm\u00f6gen Belehrung und Anregung aus der neuen Zeitschrift zu sch\u00f6pfen.\nCohn (Freiburg i. B.).\nK. Pappenheim. Bemerkungen \u00fcber Kinderxelchnungen. Zeitschr.f.p\u00e4dag. PsychoL 1 (2), 57\u201473. 1899.\nDieser sehr anregende Aufsatz giebt eine Uebersicht \u00fcber die Beobachtungen der Kinderzeichnungen und \u00fcber die mit diesen Beobachtungen vielfach zusammenh\u00e4ngenden Versuche einer Reform des ersten Zeichen-","page":144},{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturberioht,\n145\nUnterrichts sowie de\u00bb Zeichnens im naturgeschichtlichen Unterricht. In Bezug auf die Frage, wie die Zeichnung mit der r\u00e4umlichen Vorstellung zusammenh\u00e4ngt, stellt P. das heuristische Princip auf, \u201edaJGs jeder Forti schritt in der Kl\u00e4rung der r\u00e4umlichen Vorstellungen sich in einer voll-kommneren Ged\u00e4chtnifszeichnung widerspiegeln m\u00fcsse\u201c. Als Beleg daf\u00fcr sind einige Zeichnungen von Elephanten anzusehen, die P. reproducirt. \u25a0Sie sind von Sextanern, in deren Classe ein Elephantenbild hing, zu Be\u00ab ginn und am Schl\u00fcsse einer Stunde, in der dieses Thier besprochen wurde, aus dem Ged\u00e4chtnifs gezeichnet und zeigen einen ganz erstaunlichen Fort* schritt als Folge der Besprechung, die ja doch nur die Vorstellung, nicht die Handgeschicklichkeit ausbilden konnte. Interessant sind einige japanische Kinderzeichnungen durch ihren Anschlufs an den japanischen Stil. \u2014 Vielleicht untersucht der Verf. sp\u00e4ter noch einmal genauer, welche Eigen* sch\u00e4ften der r\u00e4umlichen Vorstellung (Ausdehnung, Dauer, Genauigkeit eto.) sich in der Zeichnung besonders auspr\u00e4gen. Cohn (Freiburg i. B.)\nG. Dwxlhauwebs. Nouvelles Kotes de Psychologie exp\u00e9rimentale. Rev. de\nV\u00fcniv. de Bruxelles 4. 29 S. D\u00e9c. 1898. 1899.\nDie hier vereinigten Studien sind Resultate eines experimentell-psycho-logischen Cursus an der freien Br\u00fcsseler Universit\u00e4t. Daraus erkl\u00e4rt sich leicht die Mannigfaltigkeit der Gegenst\u00e4nde und der fragmentarische Charakter der einzelnen Beitr\u00e4ge. Als methodologisch bedeutsam hebt D. hervor, dafs er immer mehr dazu gekommen ist, die Herstellung von Mittel-werthen aus den Zahlen verschiedener Beobachter zu verwerfen. Es ist nicht klar, mit welchem Rechte er als Grund daf\u00fcr anf\u00fchrt, dafs man in der Psychologie, in der es sich um das Bewufstsein handelt, nicht vom Bewufstsein abstrahiren darf. Denn wer die Resultate mehrerer Versuchspersonen zu einem Mittelwerte vereinigt, will doch damit nicht das Bewufstsein, sondern nur die individuellen Verschiedenheiten nach M\u00f6glichkeit ausschalten. Ob diese Ausschaltung m\u00f6glich ist, ob bei verschiedenen Menschen trotz der Verschiedenheit ein Gemeinsames vorliegt, das sich isoliren l\u00e4fst, kann nur in jedem einzelnen Falle besonders entschieden werden. Wer solche Mittelwerthe aufstellt, mufs sich daher stets durch Mittheilung der Werthe der einzelnen Beobachter und wom\u00f6glich durch Analyse ihrer Besonderheiten rechtfertigen, eine Arbeit, die sich \u00fcberdies durch ihre Resultate f\u00fcr die Kenntnifs der individuellen Unterschiede belohnt. Unter diesen Voraussetzungen aber ist das Ziehen von Durchschnitts werthen nicht nur erlaubt, sondern sogar h\u00e4ufig geboten. \u2014 Die -einzelnen Versuchsreihen sollen nun kurz dargestellt werden.\n1.\tReactionsversuche. Die WuNDT\u2019sche Unterscheidung motorischer und sensorieller Reaction l\u00e4fst sich bei dem gr\u00f6fseren Theil der Versuchspersonen mit dem bekannten bedeutenden Unterschied in den Zeiten erzielen. Bei anderen ergiebt sich kein Unterschied. D. h\u00e4lt die gr\u00f6fsere Dauer der sensoriellen Reaction f\u00fcr eine Suggestion, die durch die Beschreibung der Verfahrungsarten (auch ohne Kenntnifs fr\u00fcherer Resultate) herbeigef\u00fchrt wird.\n2.\tVersuche \u00fcber die Aufmerksamkeit. Die Reactionszeit wird durch Ablenkung der Aufmerksamkeit verl\u00e4ngert. Die Zeit einer m\u00fcndlichen Multiplication wird durch Klopfen eines Rhythmus, dessen Art der Ver-\nZeit8durl.fl f\u00fcr Psychologie 22.\t10","page":145}],"identifier":"lit31168","issued":"1900","language":"de","pages":"144-145","startpages":"144","title":"K. Pappenheim: Bemerkungen \u00fcber Kinderzeichnungen. Zeitschr. f. p\u00e4dag. Psychol. 1 (2), 57-73. 1899","type":"Journal Article","volume":"22"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:15:13.970299+00:00"}