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{"created":"2022-01-31T16:16:36.176929+00:00","id":"lit31184","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kiesow","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 22: 158-160","fulltext":[{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"158\nLiteraturbericht.\ndie einer langen Uebung bedurften, bevor eie automatisch reagir en konnten (auditory type). Die aus ebenfalls 3 Personen bestehende 2. Gruppe bildete den visual motor type. Gruppe 3, aus 2 Versuchspersonen bestehend, bildete einen Typus, der zwischen den beiden anderen steht.\nBeigegebene Figuren enthalten die gewonnenen Curven.\nIm Uebrigen war die Methode im Allgemeinen gleich der fr\u00fcher angewandten. Die Ablenkung der Aufmerksamkeit wurde durch leichte Unterhaltungslect\u00fcre erzielt. Den Geh\u00f6rreiz erzeugte ein elektrischer Hammer. Als Reactionstaster diente theils der von Scbipt\u00fcbe, theils der von Ewald angegebene,'bei dem aber Quecksilbercontact bevorzugt wurde. Verf. zeigt des Weiteren, wie manche Personen schon nach kurzer Zeit automatisch reagiren, dafs bei anderen aber, wie schon angedeutet, eine betr\u00e4chtliche Zeit hierzu n\u00f6thig sei. Die im letzten Fall erhaltenen Resultate sind nach Solomons werthvoll, weil sie auf den Uebergang vom willk\u00fcrlichen zum automatischen Reagiren Licht werfen. Sie sind f\u00fcr diesen Zweck werthvoller als die Werthe, die man beim Uebergang vom automatischen zum unterbewussten Reagiren erhalt.\nAus den Ergebnissen sei Folgendes hervorgehoben:\nWerthe von \u00fcber 290 a zeigen Reactionen, in denen noch einige Willens-elemeote wirksam sind.\nBei Werthen von weniger als 290 a ist aufser dem pers\u00f6nlichen Thfttig-keitsgef\u00fchls kein motorischer Impuls vorhanden. Bei Werthen von 175 bis ungef\u00e4hr 225 c, sind die Reactionen durch das Vorherrschen des Reactions-gef\u00fchls charakterisirt.\nDer Schlufs der Arbeit ist gr\u00f6fstentheils theoretischen Betrachtungen gewidmet.\tKibsow (Turin).\nW. L. Bbyan and N. Habtsb. Studies ei the Telegraphic Language. The Acquisition of a Hierarchy of Habits. Psychol. Review 6 (4), 346\u2014375. 1899.\nI.\tThe Psychology of an Occupation. Die einzelnen Berufsarten und die Beherrschung der durch sie gebotenen Fertigkeiten bieten der Psychologie ein weites Arbeitsgebiet dar. Die Verfasser w\u00e4hlten f\u00fcr ihre Untersuchungen den Beruf der Telegraphisten. Die Versuche erstreckten sich \u00fcber einen Zeitraum von \u00f6 Jahren.\nII.\tData Old and New. Die Verf. verweisen auf eine fr\u00fchere Ajrbeit \u00fcber den gleichen Gegenstand (Psychol. Rev. 4, 27) und theilen aus derselben eine Curve mit, welche die allm\u00e4hliche Ein\u00fcbung bei der Aufnahme und dem Absenden von Telegrammen zur Darstellung bringt. Die \u201esending curve\u201c gleicht den bekannten Ein\u00fcbungscurven. Die \u201ereceiving curve\u201c zeigt mehrere Monate lang eine \u00e4hnliche Entwickelung, dann erhebt sie sich pl\u00f6tzlich, um auf h\u00f6herem Niveau eine zweite Ein\u00fcbungs-curve zu bilden. Erfahrene Telegraphisten berichten sogar, dafs die \u201ereceiving curve\u201c nach einigen Jahren ein nochmaliges Ansteigen aufweisen Kann. Die Curve ist gleich denen, die beim Erwerben anderer F\u00e4higkeiten beobachtet werden (Erlernung einer fremden Sprache etc.). Eine 2. Figur zeigt folgende, an einem jungen Telegraphisten gewonnene Curven:","page":158},{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"Litera turbericht.\n159\n1.\tSchnelligkeit in der Aufnahme unzusammenh\u00e4ngender Buchstaben.\n2.\tSchnelligkeit in der Aufnahme von W\u00f6rtern, die keine S\u00e4tze bilden.\n3.\tSchnelligkeit in der Aufnahme von S\u00e4tzen.\nTelegraphisten von verschiedengradiger Uebung wurden folgende Fragen vorgelegt:\n1.\t\u201eWorauf wird in den einzelnen Stadien der Ein\u00fcbung die Aufmerksamkeit haupts\u00e4chlich gerichtet ?\u201c\n2.\tWelchen Grad erreicht die Uebung in den einzelnen Stadien im \u201ecopying behind\u201c (d. h. wie viele Buchstaben bezw. W\u00f6rter kann jemand beim Aufnehmen einer Depesche im Ged\u00e4chtnifs behalten, bevor er sie copirt)?\n3.\t\u201eWas geschieht, wenn unzusammenh\u00e4ngende W\u00f6rter eines unbekannten Chiffresystems oder Zahlenreihen aufgenommen werden?\u201c\nDie auf die erste Frage eingelaufenen Antworten fassen die Verf. folgendermaafsen zusammen: \u201eZu (Anfang achtet man nur auf die Buchstaben. Sp\u00e4ter ergreift man W\u00f6rter. Der ziemlich gewandte Arbeiter braucht nicht so sehr auf die W\u00f6rter zu achten, er kann gleichzeitig mehrere W\u00f6rter, eine Phrase oder auch einen kurzen Satz auffassen. Der wirklich Ausgebildete erlangt in den Details des telegraphischen Systems eine solche Vollkommenheit, dafs er \u00fcberhaupt nicht mehr auf sie zu achten braucht. J3r kann seine ganze Aufmerksamkeit auf den Sinn der Botschaft lenken oder, wenn diese genau und deutlich ist, kann er sie mit der Maschine copiren, w\u00e4hrend seine Gedanken anderswo besch\u00e4ftigt sind.\u201c\nAuf die zweite Frage erhielten die Vert folgende Antwort: \u201eDer Anf\u00e4nger mufs jeden Buchstaben f\u00fcr sich nehmen. Sp\u00e4ter ist er im Stande W\u00f6rter abzuwarten. Der Gewandtere kann bei zusammenh\u00e4ngenden S\u00e4tzen mehrere W\u00f6rter abwarten. Der Ge\u00fcbte kann 6\u201410 oder 12 W\u00f6rter ab-warten, bevor er sie copirt.\nAuf die 3. Frage gab ein gewandter Telegraphist an, dafs er eine Zahl von 6 Ziffern auffassen k\u00f6nne, wenn diese durch ein Komma in zwei Gruppen von je 3 Ziffern getheilt sei, dafs er aber nur 3\u20144 Ziffern abwarten k\u00f6nne, wenn sie isolirt sind. Dieser Theil der Arbeit schliefst mit einem Bericht \u00fcber Versuche, die in Blindenanstalten \u00fcber das Lesen &nge8tellt wurden. Die Resultate waren \u00e4hnlich den oben angegebenen.\nIII. Conclusions. \u201eLearning to receive the telegraphic language consists in acquiring a hierarchy of psycho-physical habits \u201c\nDie von den Verfassern gewonnenen Curven, sowie die sonstigen, von Telegraphisten erhaltenen Aussagen zeigen, dafs \u201efrom an early period letter, word and higher habits make gains (a) simultaneously, but (b) not equally\u201c.\n\u201eA plateau in the curve means that the lower-order habits are approaching their maximum development, but are not yet sufficiently automatic to leave the attention free to attack the higher-order habits. The length of the plateau is a measure of the difficulty of making the lower-order habits sufficiently automatic.\u201c","page":159},{"file":"p0160.txt","language":"de","ocr_de":"160\nLitera turbericht.\n\u201eEin\u00a9 brauchbare Geschwindigkeit (effective speed) h\u00e4ngt in relativ geringem Grade ab von der Schnelligkeit des Verlaufs der vorherrschenden Bewufstseinsvorg\u00e4nge, in relativ hohem Grade aber von dem Inhalt der einzelnen Vorg\u00e4nge.\u201c The gain in speed made possible by adding mastery of the higher language habits to mastery of the lower, does not lead to lees, but to greater accuracy in detail.\u201c\nIV. Discussion. Die Verfasser discutiren die im vorigen Abschnitte mitgetheilten Schlufsfolgerungen und suchen sie zum Theil der praktischen P\u00e4dagogik nutzbar zu machen-\tKibsow (Turin).\nSullivan. A Mote on the Influence of Material Iiebriety eft the Oftpriig.\nThe Joum. of Ment. Sc. (July), 489\u2014603. 1899.\nBurneville fand bei 1000 Idioten 62% trunks\u00fcchtige Eltern, Marro bei 46% der Verbrecher, Penta bei 30% der Verbrecher. In den Schweizer Gef\u00e4ngnissen f\u00fcr jugendliche Verbrecher fanden sich 45%, Tarnowsky fand bei den russischen Prostituirten sogar 82 %!\nS. untersuchte die weiblichen Insassen der Liverpooler Gef\u00e4ngnisse. Er suchte m\u00f6glichst nur solche M\u00fctter aus, die dem chronischen Alkohol-mifsbrauch ergeben waren, sonst aber fr\u00fcher keine psychischen oder nerv\u00f6sen Abnormit\u00e4ten gezeigt hatten, auch nicht degenerirt im eigentlichen Sinne des Wortes waren. Tubercul\u00f6se und Syphilitische waren ausgeschlossen. Nur solche Weiber wurden in der Liste auf genommen, welche getrunken hatten, bevor sie an das Geburtsgesch\u00e4ft herankamen.\nVon 120 trunks\u00fcchtigen Weibern wurden 600 Kinder geboren; von diesen starben 335, bevor sie das zweite Lebensjahr vollendet, nur 44,2 % wurden \u00e4lter. Aus ein und derselben Familie starben von 125 Kindern trunks\u00fcchtiger M\u00fctter 55,2 % unter 2 Jahren, von 138 Kindern nicht trunks\u00fcchtiger M\u00fctter nur 23,9%. Je l\u00e4ngere Zeit die Mutter bereits trinkt, desto gr\u00f6feer ist die Zahl der Todtgeburten ; unter den Erstgeburten waren 6,2% Todtgeburten, bei den Zweitgeburten bereits 11,2, bei den sechsten und sp\u00e4teren Kindern 17,2%. Die Lebenskraft der folgenden Kinder wird immer geringer. Auch bei den Erstgeburten w\u00e4chst die Zahl der Todtgeburten mit den Jahren, welche die Mutter bereits trinkt. Dabei macht es nichts aus, ob der Vater solide ist, oder ob die Eltern der Mutter bereits getrunken haben. 8. konnte in 7 F\u00e4llen die Conception w\u00e4hrend der Trunkenheit nach weisen; 6 von den Kindern starben an Convulsionen im ersten Lebensjahr, das siebente Kind war eine Todtgeburtl \u00df. konnte ferner berechnen, dafs 4,1 % der Kinder trunks\u00fcchtiger M\u00fctter an Epilepsie erkranken, w\u00e4hrend sonst f\u00fcr England Thompson 1:1000 und Bayer 6:1000 berechnet. Von den 231 unter 2 Jahren gestorbenen Kindern gingen 60,6 % an Kr\u00e4mpfen zu Grundel\nDie Zahlen beweisen somit deutlich, welch socialen Schaden die Trunksucht der M\u00fctter verursacht.\tTJmpfbnbach.","page":160}],"identifier":"lit31184","issued":"1900","language":"de","pages":"158-160","startpages":"158","title":"W. L. Bryan and N. Harter: Studies on the Telegraphic Language. The Acquisition of a Hierarchy of Habits. Psychol. Review 6 (4), 346-375. 1899","type":"Journal Article","volume":"22"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:16:36.176934+00:00"}