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{"created":"2022-01-31T16:21:57.262281+00:00","id":"lit31189","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Heymans","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 22: 220-221","fulltext":[{"file":"p0220.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht\nL. Susse. Leib und Seele. Zeitschr. f. Ph\u00fcos. u. ph\u00fcos. Krit. 114 (1), 1\u201426.\n1899.\nF. Paulsen. loch ein Wort inr Theorie des PmUelisnras. Ebenda 115 (1), 1\u20149.\n1899.\nVorliegende Arbeit Busse\u2019s kn\u00fcpft an die Festrede Rehmke\u2019s \u00fcber den nftm-lieben Gegenstand an, deren Resultate sie theilt, w\u00e4hrend sie die einzelnen Argumentationen derselben meistentheils ungen\u00fcgend findet, und bisweilen (S. 8) mit guten Gr\u00fcnden bek\u00e4mpft. Jener Festrede und anderen anti-parallelistischen Schriften aus den letzten Jahren gegen\u00fcber bekundet sie insofern einen Fortschritt, als sie endlich einmal die Thatsache, dafs es auch einen anderen als den spinozistischen Parallelismus giebt, als solche gelten l\u00e4fst. Auch erkennt sie an, dafs mehrere der von Rehmke u. A. gegen den Parallelismus angef\u00fchrten Gr\u00fcnde nur jene \u00e4ltere Form desselben treffen; dagegen glaubt sie den allen Schattierungen des Parallelismus gemeinsamen Grundgedanken der Leugnung einer Wechselwirkung zwischen Seele und K\u00f6rper durch folgende Argumentation, aus welcher sich nicht nur die Paradoxie, sondern auch die Unm\u00f6glichkeit des psychophysischen Parallelismus ergebe, endg\u00fcltig widerlegt zu haben. Nach der parallelistischen Lehre m\u00fcsse es m\u00f6glich sein, wenn ein Telegramm mit gleichg\u00fcltigem Inhalt fast keine, ein anderes, welches Wichtiges mittheilt, dagegen starke Ausdrucksbewegungen, vielleicht Ohnmacht und Tod zur Folge hat, beide Wirkungen rein physikalisch, ohne Psychisches in Betracht zu ziehen, ans den vorliegenden materiellen Ursachen zu erkl\u00e4ren. Diese M\u00f6glichkeit sei aber unbedingt zu verneinen, nicht weil so geringe Ursachen nicht so starke Wirkungen, sondern weil so wenig verschiedene Ursachen nicht so sehr verschiedene Wirkungen hervorbringen k\u00f6nnen; \u201edie unaufl\u00f6sliche Schwierigkeit, an welcher der psychophysische Parallelismus scheitert, besteht in der Unm\u00f6glichkeit, zu erkl\u00e4ren, warum in dem einen Falle der auf den K\u00f6rper einwirkende Reiz (die von den Buchstaben des Telegramms ausgehenden Lichtstrahlen) eine so geringe, im anderen F\u00e4lle ein gleich starker, vielleicht sogar (wenn das Telegramm k\u00fcrzer war) geringerer Reiz eine so unvergleichlich viel gr\u00f6fsere R\u00fcckwirkung in ihm hervorruft\u201c. \u2014 Es ist \u00dcbei> aus merkw\u00fcrdig, dafs ein scharfsinniger Mann wie der Verf. dieser Argumentation auch nur das geringste Gewicht beilegen kann. Dafs aufgespeicherte Energievorr\u00e4the nur durch einen genau bestimmten Reiz zur Entladung gebracht werden, jedem anderen, auch viel st\u00e4rkeren Reize","page":220},{"file":"p0221.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht\n221\ngegen\u00fcber dagegen sich unempfindlich zeigen, kommt doch oft genug vor; auch w\u00e4re es keineswegs eine besonders schwierige Aufgabe, einen Apparat zu construiren, welcher beim Niederdr\u00fccken bestimmter (etwa durch Buchstaben, welche ein beliebiges Wort bilden, ausgezeichneter) Tasten eine furchtbare Explosion, beim Niederdr\u00fccken anderer Tasten dagegen andere, oder auch \u00fcberhaupt keine Wirkungen hervorbrftchte. Von diesem Fall aber w\u00fcrde sich, rein naturwissenschaftlich betrachtet, der vorliegende blos graduell unterscheiden; in dem Gehirn eines Menschen, der Sprechen und Lesen gelernt hat, hat ja die Erfahrung zahllose Verbindungen gestiftet, welche es keineswegs undenkbar erscheinen lassen, dafs die sensorischen Erregungen, welche verschiedenen Bnchstabencombinationen entsprechen, sehr ungleiche motorische Entladungen veranlassen k\u00f6nnen. \u2014 Stellt man sich schliefslich auf den Standpunkt des idealistischen Parallelismus, so fefet sich die 8ache ohne Schwierigkeit noch etwas weiter aufkl\u00e4ren. Nach diesem idealistischen Parallelismus sind n\u00e4mlich die gesetzm\u00e4fsig zusammenh\u00e4ngenden physischen Erscheinungen nichts weiter als unter bestimmten Bedingungen auftretende Wirkungen causal verbundener realer Processe, zu welchen auch die Bewufstseinsthatsachen geh\u00f6ren; sie verhalten sich also zu den realen Processen \u00e4hnlich wie Schattenbilder zu den entsprechenden materiellen Vorg\u00e4ngen nach naturwissenschaftlicher Auffassung. Nehmen wir nun etwa an, dafs einmal zwei in entgegengesetzter Richtung an einander vor\u00fcberfahrende Eisenbahnz\u00fcge, ein anderes Mal zwei auf einem Geleise sich begegnende und in Collision gerathende Z\u00fcge auf einen Riesenschirm ihre Schatten werfen, so werden die Schattenbilder vor der Ber\u00fchrung in dem einen Falle denjenigen in dem anderen Falle fast vollkommen gleich sein; im Momente der Ber\u00fchrung dagegen werden sie sich durchaus verschieden verhalten. Diese Incongruenz w\u00e4re deshalb begreiflich, weil sie nicht das Wesen der Sache, sondern nur eine relativ zuf\u00e4llige Abspiegelung derselben betr\u00e4fe; in gleicher Weise verstehen wir aber \u00e4hnliche Incon-gruenzen in der Natur, wenn wir dieselbe nach idealistischen Grunds\u00e4tzen als Erscheinung einer zum allergr\u00f6fsten Theil nicht erfahrbaren Realit\u00e4t erkannt haben.\nDie oben an zweiter Stelle erw\u00e4hnte Arbeit Paulsen\u2019s bezieht sich auf die B\u00fcsss\u2019sche Abhandlung, und vermag derselben, ebensowenig wie der KeL, irgendwelche Beweiskraft zuzuerkennen.\nHeyman8 (Groningen).\nTh. Ziehen. Psychophysiologische Erkeintiifitheorie. Jena, Fischer, 1898.\n106 8.\nDer Verf. versucht eine immanente Weltbetrachtung auf den Grund folgender Erfahrungsthatsachen aufzubauen: 1. Tast- bezw. Gesichtsempfin-dungen \u00e4ndern sich mit bestimmten anderen Tast- bezw. Gesichtsempfin-dungen ; 2. gleichzeitig und gleichr\u00e4umlich mit beliebigen Tastempfindungen treten oft bestimmte Gesichtsempfindungen auf und umgekehrt; 3. mit Ver\u00e4nderungen in den Tast- oder Gesichtsempfindungen, welche sich auf das Tast- bezw. Gesichtsorgan beziehet (\u00ab'-Empfindungen) gehen Ver\u00e4nderungen in den Tast- bezw. Gesichtsempfindungen \u00fcberhaupt einher;","page":221}],"identifier":"lit31189","issued":"1900","language":"de","pages":"220-221","startpages":"220","title":"L. Busse: Leib und Seele. Zeitschr. f. Philos. u. philos. Krit. 114 (1), 1-26. 1899 / F. Paulsen: Noch ein Wort zur Theorie des Parallelismus. Ebenda 115 (1), 1-9. 1899","type":"Journal Article","volume":"22"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:21:57.262287+00:00"}