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{"created":"2022-01-31T16:18:51.951904+00:00","id":"lit31198","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schaefer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 22: 228-229","fulltext":[{"file":"p0228.txt","language":"de","ocr_de":"228\nLiteraturbericht.\nbeeintr\u00e4chtigen die gesammten intensiven St\u00f6rungen in der Bildung des inneren Wortes die schriftliche Ausdrucksf\u00e4higkeit. Der Culturmensch erwirbt den schriftlichen Ausdruck des Wortes erst bei bestehendem Besitz von Wortklangbildern, Wortlautbildern und optischen Buchstabenbildern. Aber bald erringen die Schreibbewegungen eine immer gr\u00f6fsere Selbst\u00e4ndigkeit, sie emancipiren sich von den Sprachbewegungen. Gebildete Patienten mit motorischer Aphasie k\u00f6nnen sich leichter schriftlich als m\u00fcndlich ausdr\u00fccken, auch wenn sie rechtsseitig gel\u00e4hmt sind und mit der linken Hand schreiben m\u00fcssen. Die Gegner eines graphischen Centrums erkl\u00e4ren dies durch die Benutzung der optischen Erinnerungsbilder f\u00fcr die Buchstaben, die mit Wortlauten und Wortkl\u00e4ngen associirt sind, Es giebt aber auch F\u00e4lle von totaler Agraphie, wo die motorische Aphasie relativ unbedeutend ist und sensorielle Sprachst\u00f6rungen fehlen. Monakow behauptet bei Agraphie sei der Kern der St\u00f6rung immer in der Beeintr\u00e4chtigung der inneren Wortbildung zu suchen, die Schreibst\u00f6rung beruhe also in einer gest\u00f6rten Umsetzung von Wortkl\u00e4ngen, resp. Wortlauten in die Schreibbewegungsbilder. Die Fehler beim Schreiben seien in letzter Linie entweder Laut- oder Klangfehler. Dies kann nur stimmen, wenn die agraphischen St\u00f6rungen Begleiterscheinungen ausgepr\u00e4gter oder pr\u00e4valirender St\u00f6rungen der Wortklang, resp. Wortlautbildung sind. Ist Agraphie vorherrschend, oder allein vorhanden, so ist sie als eigentliche Bewegungsst\u00f6rung aufzufassen, welche aus dem Verlust der kin\u00e4sthetischen Empfindungen f\u00fcr die Schreibbewegungen, resp. die Schreibbewegungsvorstellungen resultirt. Verf. hat hierbei nur die functioneile Bedeutung des Schreibens im Auge. Er verlangt ein functionelles Centrum der Schreibbewegungen, das innerhalb der grofsen Gruppe der Finger- resp. Handbewegungen ganz bestimmte, zum Zweck des Schreibens coordinirte Innervationen umfafst. Das Centrum umschliefst ganz bestimmte Associationen von Bewegungsimpulsen.\nB. giebt dann einen Fall von wahrer transcorticaler, sensorieller aphasi-scher St\u00f6rung in Folge von Gliosarcom im Marklager des Stirnlappens, wo das wesentlichste, fast ausschliefsliche stabile Ausfallssymptom die Schreibst\u00f6rung war. Die beobachteten St\u00f6rungen des sprachlichen Ausdrucks waren vorzugsweise als Erm\u00fcdungserscheinungen aufzufassen.\nUmpfenbach.\nG. Zimmermann. Zar Physiologie des Geh\u00f6rorgans. M\u00fcnchener medic. Boc/ien-schr. (19), 626-628; (22), 726\u2014727. 1899.\nDie Abhandlung ist der Abdruck eines in der Gesellschaft f\u00fcr Natur-und Heilkunde in Dresden am 25. M\u00e4rz 1899 gehaltenen Vortrages, in welchem Z. folgende Thesen zu begr\u00fcnden versucht. \u201e1. Das Trommelfell mit-sammt der Geh\u00f6rkn\u00f6chelchenkette macht bei der Schallleitung nur mole-culare Schwingungen. 2. Das Trommelfell mitsammt der Kn\u00f6chelchenkette ist ein durch ein pr\u00e4cises Muskelspiel ausgezeichneter reflectorischer Regulirapparat; das runde Fenster wirkt als automatisches Ventil. 8. Es giebt nur eine Schallleitung zum Labyrinth: die Knochenleitung; sie kann eine directe sein von der Schallquelle selbst (z. B. Stimmgabel) oder eine indirecte durch ein noch eingeschobenes Medium hindurch (z. B. Lufts\u00e4ule).\u201c-","page":228},{"file":"p0229.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n229\nDie Ausf\u00fchrungen des Verf.\u2019s enthalten viel Anregendes, d\u00fcrften jedoch dem physikalisch geschulten Physiologen zu mancherlei Bedenken Anlal's geben.\tSchaefer (Gr.-Lichterfelde).\nF. Melde. Ueber Stimmplatten als Ersatz f\u00fcr Stimmgabeln zur Erzeugung lehr hoher T\u00f6ne. Sitzungsber. d. Gese\u00fcsch. z. Bef\u00f6rderung d. ges. Naturwiss. zu Marburg (4), 12 S. Mai 1898.\nF. Melde. Ueber Stimmplatten als Ersatz f\u00fcr Stimmgabeln, besonders bei sehr hohen T\u00f6nen. Annalen d. Phys. u. Chem., N. F., 86, 767\u2014780. 1898.\nF.\tMelde. Heber die verschiedenen Methoden der Bestimmung der Schwingung\u00ab-zahlen sehr hoher T\u00f6ne. Annalen d. Phys. u. Chem., N. F., 67, 781 \u2014 793. 1899.\nA. Zickgraf. Ueber Mel de\u2019s neueste Methode zur Bestimmung sehr hoher Schwingung8Zahlen. Inaug.-Dissert. Marburg 1899. 37 S.\nG.\tStumpf. Ueber die Bestimmung hoher Schwingungszahlen durch Differenzt\u00f6ne. Annalen d. Phys. u. Chem., N. F., 68, 105\u2014116. 1899.\nF. A. Schulze. Bestimmung der Schwingungszahlen Appunn\u2019scher Pfeifen ihr h\u00f6chste T\u00f6ne auf optischem und akustischem Wege. Annalen d. Phys. \u00bb. Chem., N. F., 68, 99\u2014104. 1899.\nF. A. Schulze. Zur Bestimmung der Schwingungszahlen sehr hoher T\u00f6ne.\nAnnalen d. Phys. u. Chem., N. F., 68, 869\u2014883. 1899.\nA. Schwendt. Experimentelle Bestimmungen der Wellenl\u00e4nge und Schwingungs-Zabi h\u00f6chster h\u00f6rbarer T\u00f6ne. Verhandlungen d. Naturforsch. Gesellsch. Basel 12 (2); Pfl\u00fcger\u2019s Arch. f. d. ges. Phys. 75 (6/7), 346\u2014364 und 76, 189\u2014191. 1899.\nDie zur Erzeugung sehr hoher T\u00f6ne dienenden MELDE\u2019schen \u201eStimmplatten\u201c sind kleine dicke Klangscheiben aus Gufsstahl von quadratischer oder kreisrunder Form, die in horizontaler Lage auf verticalen, in Holzkl\u00f6tze eingeBchraubten Stielen befestigt sind. Um eine solche Platte in Schwingungen zu versetzen, streicht man auf einem an ihrem Rande angebrachten, winkelig ausgekehlten Korkst\u00fcckchen mit einem feuchten Glasstabe hin und her. Ist vorher etwas trockener Sand auf die Scheibe gestreut worden, so ordnet er sich, wenn der Ton entsteht, zu einer scharf hervortretenden CHLADNi\u2019schen Klangfigur, so dafs man sich jederzeit mit einem Blick davon \u00fcberzeugen kann, ob es zur Tonbildung gekommen ist oder nicht. Diese einfache Contr\u00f4le wird namentlich dann werthvoll, wenn es sich um T\u00f6ne jenseits der oberen H\u00f6rgrenze handelt, da sie sich bei Stimmgabeln und Klangst\u00e4ben nicht anwenden l\u00e4fst. Die Schwingungszahlen der Platten bestimmt Melde mit H\u00fclfe seiner, in dieser Zeitschrift (11, 301) bereits besprochenen, Resonanzmethode. Ist die Schwingungszahl einer Platte bekannt, so l\u00e4fst sich diejenige einer zweiten auch durch reine Rechnung nach einer einfachen Formel ann\u00e4hernd genau ermitteln.\nDie dritte Abhandlung enth\u00e4lt eine Uebersicht \u00fcber die verschiedenen Mittel, sehr hohe Schwingungszahlen zu bestimmen. Melde unterscheidet subjective und objective Methoden. Erstere Gruppe wird gebildet durch die \u201edirecte Ohrmethode\u201c, welche die unbekannte Schwingungszahl eines Tones m unter Zuh\u00fclfenahme eines tieferen Tones n von bekannter H\u00f6he","page":229}],"identifier":"lit31198","issued":"1900","language":"de","pages":"228-229","startpages":"228","title":"G. Zimmermann: Zur Physiologie des Geh\u00f6rorgans. M\u00fcnchener medic. Wochenschr. (19), 626-628; (22), 726-727. 1899","type":"Journal Article","volume":"22"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:18:51.951910+00:00"}