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{"created":"2022-01-31T16:15:54.045694+00:00","id":"lit31201","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schrenck-Notzing, von","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 22: 232-234","fulltext":[{"file":"p0232.txt","language":"de","ocr_de":"232\nLiteraturbericht.\nErm\u00fcdungserscheinung des centralen H\u00f6hlengraues des 3. und 4. Ventrikels zu betrachten sei; die centripetale Nervenleitung zur und die centrifugale von der Hirnrinde sind unterbrochen. Besj. giebt dann f\u00fcnf F\u00e4lle von protrahirtem Schlaf zum Besten, und kommt nach kurzer Besprechung der hierher geh\u00f6rigen Literatur zu dem Schiufa : dafs es eine Narcolepsie \u00fcberhaupt nicht giebt; vielmehr ist krankhaft vermehrter Schlaf, oder, noch allgemeiner ausgedr\u00fcckt, Schlafsucht, immer nur die Wirkung einer Sch\u00e4dlichkeit, welche den K\u00f6rper, spec, das Gef\u00e4fssystem, getroffen. Bekannt ist die \u00bb.Schlafsucht\u201c der Neger; von 179 F\u00e4llen, die Gove in 11 Jahren sah, verliefen 172 letal ! Gerade die Schlafsucht der Neger zwang Mauthnkr eiije Poliomyelitis anzunehmen, die ihren Sitz im centralen H\u00f6hlen-grau hat.\nBenjamin kommt zu folgenden Schl\u00fcssen: Wenn es nun einerseits absolut sichergestellt ist, dafs Schlaf die nothwendige Folge der Aufhebnng jedes aus der Aufsenwelt stammenden Sinnesreizes ist, so mufs man andererseits, da der Schlafzustand nicht nur unter der vorgenannten Bedingung auftritt, sich vorstellen, dafs gewisse bei l\u00e4nger andauernder Gehimth\u00e4tig-keit auf tretende Stoffe auf dem Wege der Blutgef\u00e4fse gewisse Centren in specifischer Weise reizen. Als solche kommen in Betracht die der Medulla oblongata, des centralen H\u00f6hlengrau, schliefslich die des dicht unter dem Boden des Aquaeductus Sylvii, in der Regio subthalamica nahe dem rothen Kern der Haube gelegenen L\u00fcYs\u2019schen K\u00f6rpers, dessen anatomischer Bau schon in Folge des aufserordentlichen Reichthums an Capillargef\u00e4fisen einen besonderen Zusammenhang mit dem Blute darzuthun scheint. Die Bedeutung\u00ab des rothen Kerns, resp. LuYs\u2019schen K\u00f6rpers und des in der Medulla oblongata gelegenen Centrums ist auf anatomischem und experimentell-physiologischem Wege gefunden worden, w\u00e4hrend diejenige des centralen H\u00f6hlengran f\u00fcr den Schlaf aus klinischen Beobachtungen und pathologisch-anatomischen Befunden deducirt wurde. Welches nun auch das anatomische Substrat f\u00fcr den Schlafzustand ist, so ist jedenfalls die Function des Schlafcentrums abh\u00e4ngig von bestimmten im Blute kreisenden und von demselben aus wirkenden Substanzen.\tUmffenbach.\nMakcinowskx. Selbstbeobachtungen ln der Hypnose. Zeitschr. f\u00fcr Hypn. 9, 5-46. 1899.\nIm Anschlufs an Voqt\u2019b psychologische Untersuchung der hypnotischen Zust\u00e4nde verwerthet auch Marcinowski die Selbstbeobachtung uneingeengter Bewufstseinszust\u00e4nde, wie sie die Hypnose darstellt, f\u00fcr das Studium der Gesetze des normalen psychophysiologischen Geschehens. Bei den Versuchen, deren Protokolle das erste Drittel vorliegender Arbeit ver\u00f6ffentlicht, liefe M. sich regelm\u00e4fsig nach der sogenannten fractionirten Methode von Vogt hypnotisiren. Die inneren nach jeder Hypnose sofort aufgezeichneten Erlebnisse betreffen die Wahrnehmungen des Versuchsobjects w\u00e4hrend der verbalen Einschl\u00e4ferung, der allm\u00e4hlichen Vertiefung der Hypnose, die daher empfundene Ver\u00e4nderung in der Muskelspannung in der Athmung, Herzth\u00e4tigkeit etc., die einzelnen Symptome der Schlafhemmung, das Gef\u00fchlsleben (Lust- und Unlustbetonung, Stimmung etc.), den Grad der Beeinflussung bei den einzelnen Suggestionen, den jeweiligen","page":232},{"file":"p0233.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n233\nBewufstseinszustand, die Erscheinungen der Willenserschlaffung bis zur Willenlosigkeit, sowie die Ver\u00e4nderung in der Function der Sinnesorgane nnd der Associationsth\u00e4tigkeit.\nDer 2. Abschnitt enth\u00e4lt Bemerkungen \u201eZur Psychologie der hypnotischen Zust\u00e4nde\u201c. Im Wesentlichen decken sich hierin des Verfassers Anschauungen mit denen Vogt\u2019s. Hiernach sind Schlaf und Hypnose nur durch den Grad der Tiefe und der Ausdehnung der Schlafhemmung unterschieden. Hypnose und Somnambulismus sieht M. an als specielle Theil-erscheinungen allgemeiner Schlafzust\u00e4nde. Die Hypnose ist vergleichbar einem in die L\u00e4nge gezogenen, meist unvollst\u00e4ndigen also partiellen Einschlafen. Das Abstumpfen der Sinneseindr\u00fccke ist das erste Symptom des eingeengten Bewufstseins, sobald die Aufmerksamkeit auf etwas anderes concentrirt ist. Der ziemlich schnell erfolgende in der Regel lustbetonte Schlufs der Augenlider kann mitunter zu einem Orbiculariskrampf f\u00fchren. Die Respiration wird nach Eintritt der Hypnose langsam und oberfl\u00e4chlich.\nDer Bewufstseinsinhalt w\u00e4hrend der Schlafhemmung besteht in Gedankentr\u00e4umen ohne visuelle Bilder, oder in Tr\u00e4umen mit erhaltener Deut-th\u00e4tigkeit und simulirter Lebhaftigkeit. Marcinowski beobachtete bei sich auch traumhafte Reflexionen, darauf eine Verwirrung der Gedanken, die in ein zusammenhangsloses Jagen \u00fcberging. Schliefslich kam es zu sinnlich lebhaften Traumbildern zusammenh\u00e4ngenden, wenn auch unsinnigen Inhalts (diffuse Dissociation), w\u00e4hrend bei anderen Versuchen die Associationszeiten volle Klarheit zeigten und einen circumscript begrenzten Inhalt hatten. Jedenfalls wechselt dieser der suggestiven Beeinflussung zug\u00e4ngliche Zustand je nach individuellen Anlagen, nach der momentanen psychischen Constellation und dem Grade der Aufmerksamkeit, mit welchem die Vorg\u00e4nge verfolgt werden.\nDie volle Kritik kann den schlaf\u00e4hnlichen Zust\u00e4nden (partielles Einschlafen, partielles Wachbleiben) gegen\u00fcber erhalten bleiben, woraus sich die F\u00e4higkeit einer Selbstbeobachtung uneingeengten Bewufstseins ergiebt. Mit Vogt will nun Marcixowski den Mechanismus der Entstehung, Abwicklung und des Ablaufs von Gedankenreihen im eingeengten Bewufst-sein besonders deutlich beobachten k\u00f6nnen (so auch Organempfindungen, Willens\u00e4ufserungen, Gef\u00fchlst\u00f6ne etc.). Die F\u00e4higkeit zur Beobachtung soll versch\u00e4rft sein. Wenn man von dieser durch Vogt eingef\u00fchrten psychologischen Methode gewifs eine Bereicherung unserer Kenntnisse der psychischen Functionen erwarten darf, \u2014 so erscheint es doch heute, wo es noch an Nachpr\u00fcfungen vollst\u00e4ndig fehlt \u2014 verfr\u00fcht, \u00fcber ihre Leistungsf\u00e4higkeit ein Urtheil zu f\u00e4llen. Uns scheint einerseits eine Schwierigkeit in dem Umstande zu liegen, dafs dieselbe nicht unter den normalen Bedingungen des Wachseins stehende Psyche gleichzeitig Subject und Object der Beobachtung sein soll, andererseits d\u00fcrfte bis jetzt eine hinreichende Sicherheit gegen\u00fcber der M\u00f6glichkeit von Selbstt\u00e4uschungen (unbemerkte Autosuggestion, unwillk\u00fcrliche Uebertreibung oder einseitige Deutung der Resultate) durch diese wenig controlirbare Methode nicht geboten sein.\nDer 3. Theil der Arbeit besch\u00e4ftigt sich mit der Technik der hypnotischen Suggestionen und speciellen Bemerkungen. Verfasser empfiehlt vor Beginn jeder hypnotischen Kur eine belehrende Vorbereitung. Darin,","page":233},{"file":"p0234.txt","language":"de","ocr_de":"234\nL\u00fceraturbericht\ndafs geistige Erm\u00fcdung eine entschiedene Contraindication f\u00fcr Vornahme hypnotischer Versuche sein soll, welche eine gewisse Concentrationsfertig-keit beanspruchen, \u2014 kann Referent dem Autor nur hinsichtlich der Vornahme psychologischer Experimente, nicht aber in Bezug auf die therapeutischen Hypnosen beistimmen. Die letzteren bed\u00fcrfen eben nicht jenes hohen Grades der Concentrationsf\u00e4higkeit ; im Gegentheil erleichtert die Erm\u00fcdung oft den Eintritt der Hypnose und eines sich daran anschliefsenden erquickenden Schlafes. Wenigstens l\u00e4fst Referent seine Patienten eine gewisse Zeit (20 Min. \u2014 1 Stunde) ruhen oder schlafen und h\u00fctet sich, sie immer wieder aufzuwecken und auszufragen, wie es die fractionirte Methode Vogt\u2019s erfordert. Auch kann Referent nicht finden, dafs auf dem Wege des von ihm versuchten fractionirten Verfahrens tiefere Hypnosen zu Stande kommen, als durch die einmalige Einschl\u00e4ferung. Die Bemerkungen \u00fcber die st\u00f6rende Wirkung einer zu sehr gespannten Aufmerksamkeit, das Auflegen der Hand, den Augenschlufs, die leere und ruhige Sprechweise des Hypnotiseurs, die einfache uncomplicirte Fassung und den Wortlaut der Suggestionen, die monotone Wiederholung derselben wird jeder Arzt unterschreiben, der \u00fcber eine gen\u00fcgende Erfahrung verf\u00fcgt. Bei Anwendung des fractionirten Verfahrens ist die Pr\u00fcfung des Tiefengrades der Hypnose durch suggestive Katalepsie zu entbehren.\nDie Lekt\u00fcre der Arbeit Marcinowski\u2019s darf jedem Arzt und Psychologen, der sich f\u00fcr die hypnotischen Erscheinungen interessirt, w\u00e4rmstens empfohlen werden. Sie ist fesselnd und \u00fcbersichtlich geschrieben, und enth\u00e4lt eine F\u00fclle treffender Bemerkungen und Anregungen.\nvon Schrenck-Notzing (M\u00fcnchen).\nNarziss Ach. Ueber geistige Leistungsf\u00e4higkeit im Zustand des eingeengten Bewnfstseins. Zeitschr. f\u00fcr Hypnot. 9, 1\u20144. 1899.\nVogt wies bereits fr\u00fcher auf die Anwendbarkeit der auf der Selbstbeobachtung von Bewufstseinserscheinungen beruhenden directen psychologischen Forschungsart in solchen Bewufstseinszust\u00e4nden hin, bei denen die M\u00f6glichkeit einer st\u00e4rkeren Concentration der Aufmerksamkeit gegeben ist Er benutzte vor Allem den Zustand des systematischen partiellen Wachseins. Ach versetzte dagegen seine Versuchsperson in Hypnose. Dieselbe hatte sich bereits vorher einige Wochen im Addiren ge\u00fcbt und darin eine gewisse Fertigkeit erworben. Die hypnotisirte Person wurde dann durch Suggestion partiell erweckt und auf ihre Aufgabe, das Addiren einstelliger Zahlen, hingewiesen. F\u00fcr die \u00fcbrigen nicht am Experiment betheiligten Bewufstseinselemente dauerte die Schlafhemmung fort. Das Addiren geschah durch Va Stunde Morgens an 4 Tagen, \u2014 2 Normaltagen und 2 Hypnosetagen. Die Leistung im Zustande des eingeengten Bewufstseins stieg sehr. An den beiden Hypnosetagen betrug die Besserung gegen\u00fcber den Normal-tagen 681 Additionen, oder 19\u00b0(0 der Normalleistung. Also vermochte die abnorm intensive Folgewirkung des eingeengten Bewufstseinszustandes eine Steigerung der Arbeitsleistung um fast ein F\u00fcnftel des Normalen herbeizuf\u00fchren. Ach best\u00e4tigt also Vogt\u2019s Erfahrung, dafs die Leistungsf\u00e4higkeit im Zustande des eingeengten Wachseins partiell erh\u00f6ht ist.\nUmpfenbach.","page":234}],"identifier":"lit31201","issued":"1900","language":"de","pages":"232-234","startpages":"232","title":"Marcinowski: Selbstbeobachtungen in der Hypnose. Zeitschr. f\u00fcr Hypn. 9, 5-46. 1899","type":"Journal Article","volume":"22"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:15:54.045699+00:00"}