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{"created":"2022-01-31T16:12:29.748043+00:00","id":"lit31306","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Ziehen, Th.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 22: 268-283","fulltext":[{"file":"p0268.txt","language":"de","ocr_de":"Besprechung.\nKritischer Bericht fiber wichtigere Arbeiten auf dem Gebiete der Physiologie des Centralnerrensystems der Wirbelthiere.\nVon Prof. Th. Ziehen in Jena.\nI. Physiologie des R\u00fcckenmarks.\n1.\tL. Bach. Ueber das Ganglion ciliare nnd das Refiexcentrnm der Papille.\nSitz.-\u00dfer. d. phys.-med. Gese\u00fcsch. 1898, 10. Siehe auch Gbabfe\u2019s Arch, f, Ophth. 47, 339.\n2.\tBikelss. Ueber die Localisation der centripetalen Bahnen im Rfickeamarke des Hnndes nnd des Kaninchens in der H5he des obersten Lumbal- and untersten Brusttheiles, sowie Untersuchungen fiber Anatomie and Function der granen Substanx. Centralbl. d. Phys. 12 (11), 346.\n3.\tBunch. On the Origin, Course and Gell-Connections of the Tiscero-Motor Serres of the Small Intestine. Joum. of Phys. 22, 367.\n4.\tR. F. Fuchs. Ueber die Innervation des Diaphragma and ihre Bexiehung xnr Entwickelung desselben. Lotos 18.\n6.\tL. Jacobsohn. Ueber Ver\u00e4nderungen im R\u00fcckenmark nach peripherischer L\u00e4hmung, xugleich ein Beitrag xnr Localisation des Centrum ciliospinale nnd xnr Pathologie der Tabes dorsalis. Zeitschr. f. Hin. Med. 37 (3 u. 4), 228.\n6.\tKohnstamm. Zur Anatomie nnd Physiologie des Phrenlcuskernes. Fortschr. d. Med. 16, 643\u2014667.\n7.\tSteinach. Ueber die viscero-motorischen Functionen der Hinterwurxeln und fiber die tonische Hemmungswirkung der Medulla oblongata auf den Darm des Frosches. Arch. f. d. ges. Phys. 71, 623\u2014564.\n8.\tStewabt. Experimental Observations on the Crossed Adductor Jerk. Joum.\nof Phys. 22, 61.\n9.\tWana. Ueber abnormen Verlanf einxelner motorischer Bervenfasera im Wurxelgebiet. Arch, f d. ges. Phys. 71, 666\u2014669.\nBikel.es (2.) hat die Versuche Schiff\u2019s, der Sch\u00fcler Ludwig\u2019s u. A. \u00fcber reflectorische Blutdruckverftnderungen bei Reizung der Hinterbeine mit \u00abinigen Modificationen wiederholt und bei Kaninchen gefunden, dafs solche Ver\u00e4nderungen nach Durchschneidung beider Seitenstr\u00e4nge ganz ausbleiben, hingegen nach vollst\u00e4ndiger Durchschneidung der Hinterstr\u00e4nge bestehen bleiben und dafs nach Durschneidung eines Seitenstranges die Reizung des gleichseitigen Hinterbeins allein wirksam oder wenigstens wirksamer ist als","page":268},{"file":"p0269.txt","language":"de","ocr_de":"Besprechung.\n269\ndiejenige des gekreuzten. Verf. schliefst daher, dafs die secund\u00e4ren sensiblen Bahnen im Seitenstrang verlaufen und zwar \u00fcberwiegend gekreuzt. Nach weiteren Versuchen scheinen die sensiblen Fasern besonders im vorderen Theil des Seitenstranges geh\u00e4uft zu sein. Bei dem Hunde sind die Versuchsergebnisse nicht so eindeutig. Nach den klinischen Beobachtungen an operirten Hunden glaubt B., dafs beim Hund die Seitenstr\u00e4nge die Schmerz- und Tastempfindung leiten, dafs aber nach Unterbrechung der Seitenstr\u00e4nge auch die graue Substanz die Leitung zu \u00dcbernehmen vermag. TJeber die Zuverl\u00e4ssigkeit der Beobachtungen l\u00e4fst sich auf diesem schwierigen Gebiet erst urtheilen, wenn die ausf\u00fchrliche Publication vorliegt. Sehr seltsam hat den Ref. die kurze Angabe ber\u00fchrt, dafs auch die Lagerungsempfindungen im Seitenstrang verlaufen soll. Ich betrachte als unzweifelhaft, dafs sie bei Hund und Kaninchen im Wesentlichen in den Hinterstr\u00e4ngen verlaufen.\nKohnstamm (6.) hat nach Resection des Phrenicus beim Kaninchen die centrale Vordergruppe des Vorderhorns vom 4. bis zum 6. Segment des Halsmarks degenerirt gefunden und spricht sie deshalb als \u201ePhrenicus: kern\u201c an. Fuchs (4.) hat sehr eingehende Untersuchungen \u00fcber den spinalen Ursprung des Phrenicus bei Hund, Affe und Mensch angestellt. Hier sei nur erw\u00e4hnt, dafs regelm\u00e4fsig das 4., 5. und 6., ausnahmsweise auch das 7. Halssegment an der Phrenicusinnervation betheiligt ist.\nBach (1.) ist zu der fast allen seitherigen Ansichten total widersprechenden Meinung gelangt, dafs das Centrum des Pupillarreflexes im allerobersten Theil des Halsmarkes gelegen ist. Er fand n\u00e4mlich, dafs nach Decapitation bei Affen, Katzen und albinotischen Kaninchen der Pupillarreflex noch erhalten war, hingegen sofort erlosch, wenn das bei der Decapitation an der Med. oblongata zur\u00fcckgebliebene St\u00fcck Halsmark mit dem Skalpell zerst\u00f6rt wurde. Da Verf. \u00fcber Versuchs^ anordnnng und \u00fcber Vorsichtsmafsregeln gegen\u00fcber den zahlreichen Fehlerquellen nichts anf\u00fchrt, mufs die ausf\u00fchrliche Ver\u00f6ffentlichung abgewartet werden. In der Discussion glaubt Wolff durch histologische Befunde bei Dementia paralytica die Meinung Bach\u2019s best\u00e4tigen zu k\u00f6nnen; Ref. hat gegen diese Best\u00e4tigung erst recht Bedenken.\nAuch die Vermuthung Jacobsohn\u2019s (5.), welcher auf Grund eines sehr interessanten klinischen Falls mit Sectionsbefund das Centrum ciliospinale Budge\u2019s in die Zellgruppe des Seitenhorns an der Grenze zwischen Haisund Brustmark verlegt, bedarf der Nachpr\u00fcfung.\nStewajrt (8.) hat in einem Falle neben dem gleichseitigen Knieph\u00e4nomen ein gekreuztes Adductorph\u00e4nomen beobachtet. Bei Percussion der rechten Patellarsehne contrahirte sich der rechte Quadriceps und der linke Adductor und umgekehrt. Das gekreuzte Adductorph\u00e4nomenen folgte dnrchschnittlich um 57 a sp\u00e4ter als das gleichseitige Quadricepsph\u00e4nomen. Letzteres trat n\u00e4mlich nach 69 rr, ersteres nach 126 \u00bb auf. Verf. schliefst, dafs nur ersteres ein wahrer Reflex ist. Leider giebt Verf. nicht an, ob bei seinem Kranken ein Nervenleiden vorlag oder nicht. Ref. hat das gekreuzte Adductorph\u00e4nomen wiederholt bei Dementia paralytica beobachtet.\nSteinach (7.) \u00fcbt eine nicht ungerechtfertigte Kritik an den im letzten Bericht mitgetheilten Versuchen von Hobton Smith. Es handelt sich um","page":269},{"file":"p0270.txt","language":"de","ocr_de":"270\nBesprechung.\ndie Frage, ob die Hinterwurzeln motorische Fasern f\u00fcr den Darm, Magen, Oesophagus und die Blase enthalten. Steinach bejaht diese Frage und deckt die Fehler der von negativem Erfolg begleiteten Versuchsanordnung von Hobton Smith auf. Neuere Versuche Steinach\u2019b f\u00fchrten aufserdem eu dem interessanten Ergebnifs, dafs nach Exstirpation der Medulla oblongata oder doppelseitiger Vagusdurchschneidung spontane Contractionen in wechselnden Intervallen im oberen Theil des Darms auftreten. St. schliefst daher, dafs von der Medulla oblongata continuirliche hemmende Einfl\u00fcsse durch Vermittelung der Nervi vagi den gangli\u00f6sen Apparaten der Ged\u00e4rme zugehen. Noch intensiver ist die Hemmungswirkung, unter welcher der Oesophagus steht, denn dieser verbleibt nach Entfernung der Oblongata in einem dauernden mittleren Contractionszustand. Statt die Medulla oblongata zu entfernen, kann man sie auch durch locale Aetherisirung tempor\u00e4r ausschalten : auch dann treten die angegebenen \u201espontanen\u201c Contractionen ein. L\u00e4fst man umgekehrt ein stark erregendes Mittel wie z. B. Ammoniakd\u00e4mpfe auf die Oberfl\u00e4che der Oblongata einwirken, so tritt aufser einem anhaltenden Tetanus der Skelettmuskeln eine strickartige Contraction des Oesophagus und oft Peristaltik \u00fcber den Magen und Pylorus hinaas ein. Seine fr\u00fcheren Angaben corrigirt St. nur insofern, als er jetzt aufser der 6. und 7. Hinterwurzel auch der 9. Hinterwurzel Einflufs auf die motorische Innervation des Rectums zuschreibt. Die von Hobton Smith behauptete Betheiligung der Hinterwurzeln an der Innervation der Skelettmuskeln ist nach Wana (9.) in den sehr seltenen F\u00e4llen, in welchen sie experimentell nachzuweisen ist, auf den abnormen Verlauf einzelner Vorderwurzelfasern zur\u00fcckzuf\u00fchren (vgl. meine Anatomie des Centralnervensystems S. 28). Ueber die spinale Innervation des D\u00fcnndarms bei Hund und Katze finden sich auch einige Angaben in einer hier nicht n\u00e4her zu besprechenden Arbeit von Bunch (3.).\nH. Physiologie des Nach- und Hinterhirns\n(incl. Kleinhirn).\n10.\tBatelli. Le nerf spinal est le moteur de l'estomac. Bev. m\u00e9d. de la Suisse romane 1898 (7.).\n11.\tKrecdl. Experimentelle Untersuchungen fiber dns Vorxelgebiet des H. glossopharyngens, vagis and ftccessorlis heim Affen. Sitz.-Ber. d. Akad. d. Wiss. z. Wien 106.\n12.\tLozano t Monzon. Lu ftmziones del cerebele y sa importancia sa la coordination de los movimientos volutarios. Rev. de med. y cirurg. prad. 40. (Nicht zug\u00e4nglich.)\n13.\tM. Sandes. Ein pathologisch-anatomischer Beitrag znr Fonction des Kleinhirns. Deutsche Zeilschr. f. Nervenhetik. 12, 363\u2014384.\n14.\tA. St\u00e9fani. Aplasie cong\u00e9nitale do cervelet chef on chien. Arch. ital. dt Biol. 30.\nBatelli (10.) best\u00e4tigt die Beziehungen des inneren Accessoriusasta zur motorischen Innervation des Magens. Dem Vagus gesteht er nur sensible Bahnen f\u00fcr den Magen zu.","page":270},{"file":"p0271.txt","language":"de","ocr_de":"Besprechung.\n271\nKrbidl (11.) hat bei dem Affen die physiologische Bedeutung der einseinen Wurzelb\u00fcndel des seitlichen gemischten Systems (Glossopharyngeus, Vagus, Accessorius) experimentell bestimmt. Aus den Ergebnissen hebe ich hervor, dafs die Fasern f\u00fcr den N. laryngaus inf. und f\u00fcr den M. levator veli palatini und die herzhemmenden Fasern im mittleren B\u00fcndel, die Fasern f\u00fcr den N. laryngens sup., f\u00fcr die Mm. constrictores pharyngis, palatoglossus und palatopharyngeus, f\u00fcr die Speiser\u00f6hre und die Hkring-BuuxB\u2019schen Fasern sowie alle den Athemrhythmus regulirenden Fasern im vorobersten B\u00fcndel verlaufen.\nDer Fall Sander\u2019s (13.) ist bemerkenswerth, weil die beobachtete Klein-himgeschwulst speciell den Nucleus dentatus und die von ihm ausgehende bezw. in ihm endende Bindearmbahn zerst\u00f6rt hatte. Klinisch bestand das Bild der Hemichorea. Diese Beobachtung weist, wie schon Bonhokffeb (Monatsu ehr. f. Psych, u. Neur. 1 (1.)) vermuthet hatte, auf eine coordinatorische Function des Bindearms hin.\nAuch die Beobachtung Stefani\u2019s (14) w\u00e4re in diesem Zusammenhang zu ber\u00fccksichtigen.\nIII. Physiologie des Mittelhirns.\n15.\tBkbnhkimeb. Experimentelle Untersuchungen fiber die Bahnern der Pnpill&r-reactionen. Sitz.-Ber. d. \u00c4kad. d. Wiss. z. Wien 107, 98.\n16.\tDerselbe. Die Reflexbahn der Pnpillarreactlon. Gbaefe\u2019s Archiv f\u00fcr Ophthalm. 47, 1.\n17.\tPaneobossi. Contribute alio studio anatomo-flsiologico del centri del nervi oculomotor! dell\u2019 nomo. 1898.\n18.\tH. Pfisteb. \u00fceber das Verhalten der Pupille and einiger Reflexe am Ange im Sang lings- and fr\u00fchen Rindesalter. Arch. f. Kinderheilk. 26.\n19.\tTopolanskx. Das Verhalten der Augenmuskeln bei centraler Reizung.\nGbaefb\u2019s Arch. f. Ophth. 46, 462\u2014473.\n20.\tT\u00fcmianzew. Beitr\u00e4ge zur Erforschung des Sympathicuseinflusses auf die oontralaterale Pupille. Arch. f. d. ges. Phys. 69, 199\u2014248.\nDie meisten Arbeiten besch\u00e4ftigen sich mit den Innervationsbahnen und -centren der Pupillen. T\u00fcmianzew (20.) hat im physiologischen Theil seiner Abhandlung den von Dogikl behaupteten verengernden Einflufs der Beizung des Kopfstumpfs des Sympathicus auf die gekreuzte Pupille bei Katzen und Kaninchen untersucht. Er best\u00e4tigt, dafs dieser DooiEi/sche Reflex regelm\u00e4fsig eintritt und zwar auch dann (freilich langsamer und schw\u00e4cher), wenn das gleichseitige Auge verschlossen wird und sonach eine consensuelle Reaction auszuschliefsen ist. Auch bei dem Kaninchen, dem Verf. mit Knoll und Steinach eine consensuelle Reaction abspricht, ist er vorhanden. Curarisirung hebt ihn nicht auf. Die Angabe Doolel\u2019s, dafs der Verengerung zuweilen eine Erweiterung vorangeht, best\u00e4tigt T. Schwankungen der Lichtung der Irisgef\u00e4fse glaubt er ausschliefsen zu k\u00f6nnen. Sehr bemerkenswerth ist, dafs auch nach Enucleation des gleichseitigen Auges die gekreuzte Pupillenverengung zu Stande kommt. Durch Darchschneidungsversuche hat T. weiter festgestellt, dafs die centripetale Bahn des Reflexes zun\u00e4chst in den Nervenf\u00e4den zu suchen ist, welche vom","page":271},{"file":"p0272.txt","language":"de","ocr_de":"272\nBesprechung.\nGgl. cervicale supr. zum Sinus cavernosus ziehen. Wurde der Oculomotorius links durchschnitten, so rief linksseitige Sympathicusreizung bei verdecktem linken Auge keine Verengerung der rechten Pupille hervor, wohl aber bei unverdecktem linken Auge; rechtsseitige Sympathicusreizung blieb ohne Wirkung auf die linke Pupille, einerlei ob das rechte Auge bedeckt wurde oder nicht. Aus diesem Versuch schliefst Verf., dafs die bez. sympathischen Fasern im Bereich des Sinus cavernosus in den Oculomotorius \u00fcbertreten \u2014 eine solche Anostomose ist in der That anatomisch nachweisbar \u2014 und im OculomotoriuBstamm centralw\u00e4rts zu den gleichseitigen Oculomotorius-kernen ziehen. Aus diesen entspringen centrifugale Fasern f\u00fcr den gekreuzten Oculomotorius \u2014 anatomisch steht ein solcher gekreuzter Ursprung der Oculomotoriuswurzelfasern gleichfalls fest \u2014 und \u00fcbertragen so den Reflex auf die gekreuzte Pupille. Selbstverst\u00e4ndlich kommt diese ganze Bahn nur f\u00fcr denjenigen Antheil des DoaiEi/sehen Reflexes in Betracht, welcher nach Abzug der consensuellen Verengerung \u00fcbrig bleibt. Nicht verst\u00e4ndlich ist dem Ref. nur, wie bei dieser Sachlage die mediane Durchschneidung des Chiasma die Pupillenverengerung aufheben kann (vgl. S. 233).\nPfister (18.) hat bei ca. 300 Kindern (gr\u00f6fstentheils unter 6 Jahren) die Pupillarreflexverh\u00e4ltnisse untersucht. Er fand, dafs die durchschnittliche Pupillen weite vom 1. Lebensmonat an st\u00e4ndig zunimmt, Anfangs rascher, sp\u00e4ter langsamer. Im 3. \u2014 6. Lebensjahr ist die Pupille ungef\u00e4hr doppelt so weit als im 1. Lebensmonat und kommt der Weite der Pupille des Erwachsenen nahe. Die mittlere Reactionsamplitude (bei abwechselnder Beschattung und Belichtung) nimmt ebenfalls vom 1. Lebensmonat ab st\u00e4ndig zu, aber langsamer als die durchschnittliche Weite der Pupille. Hippus wurde nur bei 1% beobachtet. N\u00e4chst dem Lichtreflex der Pupille ist der Corneal-reflex der am fr\u00fchesten und am regelm\u00e4fsigsten vorhandene der Augenreflexe. Der optische Blinzelreflex tritt zuerst in der 6. \u2014 8. Woche auf und ist vom 4. Monat ab stets vorhanden. Die durch Hautreize hervorgerufene Pupillenerweiterung tritt bei ca. 20\u00b00 schon gegen Ende des 2. Monats auf. Zuletzt \u2014 nach der 10. Lebenswoche \u2014 erscheint die Pupillenerweiterung auf akustische Reize; ihre H\u00e4ufigkeit bleibt auch weiterhin meist unter 50%.\nBernheimer (15. u. 16.) hat bei dem Affen mit H\u00fclfe von Durchschneidungen und nachfolgender Feststellung der eingetretenen Degenerationen nachgewiesen, dafs die die Pupillarreaction vermittelnden Fasern des Sehnerven eine partielle Kreuzung durchmachen.\nTopolanski (19.) best\u00e4tigt zun\u00e4chst auf einem neuen Wege die von Sherrington (Proc. Roy. Soc. 58) gefundene und auch f\u00fcr andere K\u00f6rpermuskeln nachgewiesene Thatsache, dafs bei corticaler Reizung eines Augenmuskels Erschlaffung seines Antagonisten eintritt. So tritt monocul\u00e4r mit der Contraction des Internus eine Erschlaffung des Externus ein und umgekehrt, binocul\u00e4r mit der Contraction des rechten Externus und linken Internus eine Erschlaffung des rechten Internus und linken Externus und umgekehrt. Weiterhin hat T. die Oberfl\u00e4che der vorderen Vierh\u00fcgel faradisch gereizt, erhielt aber, solange er sich auf schwache Str\u00f6me beschr\u00e4nkte, keine Reaction. Hingegen waren von den Vierh\u00fcgelarmen schon","page":272},{"file":"p0273.txt","language":"de","ocr_de":"Besprechung.\n273\ndurch relativ schwache Str\u00f6me ganz pr\u00e4cise coordinirte Augenbewegungen auszul\u00f6sen. Die letzteren treten auch nach Entfernung der Vier- und Sehh\u00fcgel noch auf. Von den Vierh\u00fcgelarmen kann der obere Theil, von dem Corp. geniculatum laterale der obere Seitentheil weggenommen werden, ohne dafs die Erzielung der bez. Augenbewegungen unm\u00f6glich wird. Aufser von den tieferen Theilen der Vierh\u00fcgelarme lassen sich coordinirte Augenbewegungen mit schwachem Strom nur ausl\u00f6sen von dem Nervus und Tractus opticus, von der \u00e4ufsersten Thalamusumgrenzung und von dem Corp. geniculatum laterale. Das bez. Coordinationscentrum soll \u201eim Niveau der Kerne des Oculomotorius unmittelbar vor ihnen liegen\u201c.\nAuf Grund klinischer und pathologisch-anatomischer Beobachtungen bestreitet Panegrossi (17.), dafs das hintere L\u00e4ngsb\u00fcndel eine Verbindungsbahn zwischen dem Oculomot\u00f6riuskern und dem gekreuzten Abducenskern darstellt. Die partielle Kreuzung der Wurzelfasern des Oculomotorius wird von ihm best\u00e4tigt ; es soll sich dabei namentlich um distale dorsale mediale Fasern handeln. Dafs die Edinger-WESTPHAL\u2019sche oder die vordere mediane Gruppe des Oculomotoriuskerns speciell mit der Innervation der inneren Augenmuskeln betraut sei, scheint ihm nach seinen Beobachtungen ausgeschlossen. Das Centrum der Kecti interni soll in dem distalen Abschnitt der dorsalen Oculomotoriuskerngruppe, dasjenige des Levator palp. sup. im proximalen Theil des Trochleariskerns liegen.\nIV. Physiologie des Zwischenhirns.\n21.\tLo Monaco. Sur la physiologie des couches optiques. Arch. it\u00e0l. de Biol. 30.\n22.\tSellier et Verger. L\u00e9sions exp\u00e9rimentales de la couche optique et du noyau caud\u00e9 chez le chien. Compt. rend, de la Soc. de Biol. (14. Mai), 522. 1898.\n23.\tDieselben. Recherches exp\u00e9rimentales sur la physiologie de la couche optique. Arch, de phys. norm, et path. 706. 1898.\nSellier und Verger (22. u. 23.) haben bei Hunden den Sehh\u00fcgel elektrolytisch zerst\u00f6rt und constatirten regelm\u00e4fsig Verlust der Ber\u00fchrungsempfindlichkeit und des Muskelgef\u00fchls auf der gekreuzten K\u00f6rperh\u00e4lfte (bei in-tacter Schmerzempfindlichkeit) sowie gekreuzte Hemianaesthesie. Alle diese St\u00f6rungen verschwanden nach circa 10 Tagen. Leider sind die Versuche insofern nicht einwandfrei, als eine vor\u00fcbergehende Einwirkung auf die Bahnen der inneren Kapsel durch die Versuchsanordnung nicht ausge-geschlossen ist. Derselbe Einwand ist auch gegen die Versuche Lo Monaco\u2019s (21.) zu richten, welcher bei 3 Hunden den medialen Theil des Thalamus opticus einer Hemisph\u00e4re exstirpirte und nur eine vor\u00fcbergehende Erblindung des gekreuzten Auges und eine gekreuzte Herabsetzung der Be-r\u00fchrungs- und Schmerzempfindlichkeit und der groben motorischen Kraft beobachtet hat.\nV. Physiologie des Hemisph\u00e4renhirns, namentlich der\nGrofshirnrinde.\n24.\tF. Alt. Zur Pathologie des corticalen H\u00f6rcentrums. Wien. Klin. Wchschr. 229\u2014232. 1898.\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 22.\n18","page":273},{"file":"p0274.txt","language":"de","ocr_de":"274\nBestechung.\n25.\tBaby.\n26.\tBechterew. lieber die Erregbarkeit der Grofshirnrinde meigobomer Thiere. Neurol. Centralbl. 17, 148.\n27.\tA. Bickel. Zar vergleichenden Physiologie des Grafshirns. Arch. f. d. ge\u00bb. Phys. 72, 190\u2014215.\n28.\tdc Bois-Reyhond and Silex, lieber corticale Reixnng der Aageamaskeli. Arch. f. Anat. u. Phys^ Phys. Abth. 1899.\n29.\tBokhoeffeb. Cisaistische Beitrage zar Hirachirargie aad Hindocilintiou. Monatsschr. f. Psych, u. Neurol. 3, 297.\n30.\tEckhard. Das sogenannte Riademfeld des Facialis ia seiner Bexiehang za den Blinxbewegungea. Centralbl. f. Phys. 12 (l), 1.\n31.\tH. E. Hering. Beitrag xar experimentellen Analyse ceordiairter Bewegung en. Arch. f. d. ges. Phys. 70, 569\u2014623.\n31a. Derselbe. Ueber den K tafln fa der An\u00e4mie etc. Centralbl. f. Phys. 12.\n32.\tLiepxanx. Gasaistische Beitr\u00e4ge xar Hirachirargie and Birnlocalisatiea Monatsschr. f. Psych, u. Neur. 3, 407.\n33.\tLcgabo. Sai rapport! ira il tono mascolare, le coatrattare e lo state dei rlflassi. Biv. di patol. nerv. e ment. 3.\n34.\tMann. Ueber das Vesen and die Eatstehang der hemiplegischen Contracter.\nMonatsschr. f. Psych, u. Neur. 4, 45 u. 123.\n35.\tDerselbe. Cisaistische Beitr\u00e4ge xar Hirachirargie and Hiralocalisattcs. 3. Beitr. Monatsschr. f. Psych, u. Neur. 4, 369.\n36.\tMartin. Cortical Localisation in Oralthorhynchas. Joum. of Physiol. 2$ (5), 383.\n37.\tM\u00fcnzer und Wiener. Beitr\u00e4ge xar Anatomie and Physiologie des Central-nervensystems der Tanbe. Monatsschr. f. Psych, u. Neur. 3, 379.\n38.\tPugliebe. Sal centra psico-motore dei mascoli saperiori della faccia. Biv. di pat. nerv, e ment. 1898.\n39.\tE. A. Schaefer. On the alleged Sensory Fonctions of the Motor cortex\ncerebri. Joum. of Phys. 23, 310.\n40.\tJ. Starke. Ueber den Einflafs des Gentralnerrensystems aaf die Erregbarkeit des motorischen Herren. Centralbl. f. Phys. 12 (18), 596.\n41.\tStoddart. An Experimental Inrestigation of the direct Pyramidal Tract\nBrain 20, 441.\n42.\tZiehen. Ein Beitrag zur Lehre von den Bexiehangen xwischen Lage nid Fonction im Bereich der motorischen Region der Grofshirnrinde ait specieller R\u00fccksicht aaf das Rindenfeld des Orbicularis ocnli. Arch. f. Anat. u. Phys., Phys. Abth., 158. 1899.\nBechterew (26.) hat die bekanntlich sehr zweifelhafte faradische Rinden-erregbarkeit neugeborener Hunde und Katzen untersucht. Nur bei 3 Thieren unter 9 Tagen waren keine Contractionen erh\u00e4ltlich. Die Latenzperiode der Contractionen war auff\u00e4llig lang, auch sollen die Contractionen langsamer, schleppender ablaufen als bei dem erwachsenen Thier. Ferner gelang es niemals einzelne isolirte Bewegungen zu erzielen, sondern fast stets trat eine allgemeine Contraction aller Muskeln der Extremit\u00e4t ein.\nH. E. Hering (31b.) best\u00e4tigt die Angabe von Minkowski, dafs sowohl bei dem Kaninchen wie bei dem Hund nicht nur die faradische Erregbar-","page":274},{"file":"p0275.txt","language":"de","ocr_de":"Besprechung.\n275\nkeit der Grofshirnrinde, sondern auch diejenige des unterliegenden Marklagers erlischt, wenn durch Abbindung etc. der Hirnarterien das Gehirn anftmisirt wird. Da in analoger Weise nach Abbindung der Aorta durch Beizung des centralen Stumpfes hinterer Wurzeln eine Beactionsbewegung des Vorderthiers oder Aenderung der Athmung nicht mehr hervorzurufen war, scheint es, dafs ganz allgemein durch die An\u00e4misirung auch die weifse Substanz unerregbar wird.\nStoddabt (41.) hat bei dem Hund die motorische Bindenregion nach medianer Spaltung der Medulla oblongata gereizt. Er schliefst aus seinen Versuchen, dafs auch die in der Oblongata sich nicht kreuzenden Fasern schliefslich im B\u00fcckenmark sich s\u00e4mmtlieh kreuzen mit Ausnahme einiger f\u00fcr die gleichseitige Schwanzmuskulatur bestimmter Fasern. Verf. nimmt \u00fcbrigens f\u00e4lschlich an, dafs der Hund eine Pyramidenvorderstrangbahn besitzt.\nBickel (27.) hat bei dem Frosch und der Taube weder durch chemische Zerst\u00f6rung der Grofshirnrinde L\u00e4hmungen noch durch elektrische Beizung Muskelzuckungen oder epileptiforme Anf\u00e4lle hervorrufen k\u00f6nnen. Auch -chemische Beizung der Grofshirnrinde der Taube, der Eidechse und des Frosches mit Kreatin, eingedickter Galle, gallensauren Salzen etc. l\u00f6ste niemals Krampfanf\u00e4lle aus. Im Wesentlichen deckt sich dies mit den seitherigen Beobachtungen. Ganz ungen\u00fcgend hat Verf. die Literatur ber\u00fccksichtigt.\nMartin (86.) hat die Grofshirnrinde bei Ornithorhynchus faradisch gereizt. Bemerkenswerth ist, dafs Hinterbeinbewegungen nicht hervorzurufen waren. Dagegen gelang es Bewegungen des Kopfes, der Augen und des Vorderbeins auszul\u00f6sen. Dies Ergebnifs ist namentlich insofern bemerkens-werth, als, wie ich nachgewiesen habe, Ornithorhynchus keine Pyramiden im gew\u00f6hnlichen Sinne besitzt.\nAngaben \u00fcber die Localisation der motorischen Centren des Schafes findet man in der Arbeit von Ziehen (42.).\nDie Beziehungen der Grofshirnrinde zum Orbicularis oculi sind von Eckhard (30.) und von mir untersucht worden. E. fand das Orbiculariscentrum bei dem Hund an der bekannten Stelle. Nach einseitiger Exstirpation zeigte sich kein constanter Unterschied in der Weite der Lidspalten beider Augen, wozu allerdings zu bemerken ist, dafs die Beobachtung sich nur \u00fcber 5 Tage erstreckte. Der tactile Blinzelreflex wurde durch die Exstirpation in keiner Weise beeinflufst. Die spontanen Blinzelbewegungen zeigten gleichfalls keinerlei Ver\u00e4nderung (auch nicht nach doppelseitiger Exstirpation). Es ist dies um so auffallender, als B\u00f6nsel (Die Lidbewegungen des Hundes. Diss. Giefsen 1897) nach ausgiebiger Blofslegung des Grofs-hims ein auff\u00e4lliges Seltnerwerden der spontanen Lidbewegungen beobachtet hat. E. schliefst also, dafs \u201edas Orbicularisfeld keinen Einflufs auf die reflectorische und spontane Th\u00e4tigkeit des subcorticalen Centrums f\u00fcr die Lidbewegung (Bef. w\u00fcrde statt dessen lieber sagen: f\u00fcr den tactilen Lidreflex) hat\u201c. Mit Becht betont E., wie schwierig es ist bei dem Thier festzustellen, ob nach der Exstirpation die tactilen Empfindungen der Conjunctiva und der \u00e4ufseren Haut der Lider noch intact sind. Bl\u00e4st man\n18*","page":275},{"file":"p0276.txt","language":"de","ocr_de":"276\nBesprechung.\nmittelst eines R\u00f6hrchens feinen Sand in das Auge, dessen Centrum ex* stirpirt ist, so macht der Hund mit der gleichseitigen Vorderpfote Wischbewegungen wie vor der Exstirpation. E. selbst m\u00f6chte jedoch aus diesem Versuch keine entscheidenden Schl\u00fcsse ziehen.\nZiehen (42.) sucht nachzuweisen, dafs bei dem Hund der Orbicularis oculi nicht nur in der motorischen Region s. str., sondern auch iu der Sehsphftre vertreten ist. Exstirpirt man die Sehsph\u00e4re beiderseits, so f\u00e4llt jeglicher optischer Blinzelreflex weg (ob dauernd, ist mir allerdings noch nicht sicher; ich halte eine infracorticale Localisation des Blinzelreflexes im Hinblick auf die bekannte Beobachtung von Goltz nicht f\u00fcr ausgeschlossen). Durchschneidet man beiderseits am vorderen Rand der Sehsph\u00e4re durch einen tiefen Schnitt die zur motorischen Region s. str. f\u00fchrenden Associationsbahnen, so bleibt der Blinzelreflex auf grelle Belichtung erhalten, w\u00e4hrend der Blinzelreflex auf Zufahren der Hand etc. (nat\u00fcrlich Ohne Ber\u00fchrung) verloren geht. Danach scheint es, als ob diese beiden Reactionen verschieden localisirt sind. Nur die Orbiculariscontraction, welche auf optische Ann\u00e4herung eines Objects erfolgt, wird durch Associationsfasern ermittelt und entspringt in jjer motorischen Rindenregion s. str. Vergleicht man die Lage des Orbiculariscentrums in der ganzen S\u00e4ugethierreihe, so ergiebt sich eine leichte frontalw\u00e4rts gerichtete Verschiebung gegen die Primaten und speciell den Menschen hin. Damit ist zugleich bewiesen, dafs Rindengebieten gleicher Function keineswegs genau die homologe Lage bez\u00fcglich der Furchen und Windungen zukommt. Auch \u00fcber den sehr interessanten, in seiner Bedeutung noch sehr r\u00e4thselhaften, von Bochefontaine zuerst beschriebenen, sp\u00e4ter von Exner und Paneth untersuchten Durareflex auf den gleichseitigen Orbicularis oculi werden einige vergleichend-anatomische Beobachtungen mitgetheilt.\nBei dem Menschen ist das corticale Centrum der vom Augenfacialis innervirten Muskeln noch sehr zweifelhaft. Pugliese (38.) nimmt an, dafs der M. frontalis von der Rinde beider Hemisph\u00e4ren, der M. orbicularis oculi hingegen nur gekreuzt innervirt wird. Nach meinen Beobachtungen bei epileptiform en Anf\u00e4llen der Dementia paralytica scheint mir eine schw\u00e4chere gleichseitige Innervation (neben der gekreuzten) auch f\u00fcr den Orbicularis oculi wahrscheinlich.\nMit der cortiealen Reizung der Augenmuskeln haben sich R. du Bois-Reymond und Silex (28.) besch\u00e4ftigt. Sie erzielten von dem oberen Theil des vorderen Schenkels des Gyrus suprasylvius aufser Lidschlufs auch eine Bewegung des gegenseitigen Auges, welche fast ausnahmslos ventral und lateral gerichtet war. Aehnliche Beobachtungen hat schon Hitzig mitgetheilt. Bei Verschiebung der Elektroden ver\u00e4nderten sich in vielen F\u00e4llen die Augenbewegungen etwas. Wiederholt ergab sich ferner, dafs auch nach Durchschneidung einzelner Augenmuskeln die bez. Bewegungen dennoch fast wie bei unverletzten Muskeln fortbestanden. Mit Recht beziehen die Verff. dies auf den dem Menschen fehlenden, aber den meisten, wenn nicht allen \u00fcbrigen S\u00e4ugern zukommenden Retractor bulbi. Ref. m\u00f6chte sogar glauben, dafs alle auf den gekreuzten Bulbus beschr\u00e4nkten, also nicht-bilateral-coordinirten Augenbewegungen, welche die Verff. beobachtet haben, aus-schliefslich auf solche Retractorcontractionen und vielleicht z. Th. auch","page":276},{"file":"p0277.txt","language":"de","ocr_de":"Besprechung.\n277\nauf rein mechanische Mitschleppungen des Bulbus durch Orbiculariscon-tractionen zu beziehen sind. Es widerspricht auch allen unseren Anschauungen \u00fcber die motorische Region, dafs dieselbe auf das gegenseitige Auge beschr\u00e4nkte Contractionen der Augenmuskeln hervorrufen sollte. Im Uebrigen geben die Verff. trotz einiger gegentheiliger Beobachtungen mit Eckhard zu, dafs die Exstirpation der bez. Rindenstellen \u201edie Function des Auges nicht merklich beeinflufst\u201c. Nachuntersuchungen \u00fcber die corticale Innervation des Retractor bulbi w\u00e4ren jedenfalls sehr w\u00fcnschenswerth. Vgl. auch oben den Bericht \u00fcber die Arbeit von Topolanski (unter Physiologie des Mittelhims).\nHemm\u00bb jun. (31 a.\u00ef hat sich die dankbare Aufgabe gestellt, die an einer coordinirten Bewegung betheiltigten Muskeln systematisch bei dem Affen mit H\u00fclfe experimenteller Freilegung und Ausschaltung zu ermitteln. Die elektrische Reizung der Hirnrinde wird dabei an Stelle der selbstst\u00e4ndigen -Th\u00e4tigkeit des Thiers gesetzt. Speciell wurde die auch bei dem Menschen vorhandene Synergie der Fingerbeuger und der Dorsalflexion der Mittelhand beim Faustballen einer eingehenden Untersuchung unterworfen. Bei Macacus sinicus wurde die derart zusammengesetzte Faustballung durch faradische Reizung einer Rindenstelle hervorgerufen, welche ca. 1 mm oberhalb der Umbiegungsstelle des Sulcus praecentralis in der vorderen Centralwindung liegt. Sehr bemerkenswert!! ist, dafs dieselbe Faustballung auch durch Reizung einer bestimmten Stelle der Capsula interna ausgel\u00f6st werden kann. Eine analoge Synergie scheint auch zwischen Fingerstreckung und Volarflexion der Mittelhand zu bestehen. Aus einem weiteren Versuche \u2014 Wiederauftreten von Greifbewegungen der rechten Hand bei einem Affen, dessen Rindenbezirke links unterschnitten worden waren, trotz absoluter elektrischer Unerregbarkeit der unterschnittenen Rindenbezirke \u2014 schliefst H., dafs der Affe diejenigen Rindenbezirke, deren elektrische Reizung Bewegungen der Vorderextremit\u00e4ten und darunter auch Greifbewegungen ausl\u00f6st, nicht unbedingt ben\u00f6thigt, um die contralaterale Hand zur Faust zu schliefsen, bezw. Greifbewegungen auszuf\u00fchren.\nDie weiteren Ausf\u00fchrungen H.\u2019s bezwecken den Nachweis, dafs die Pyramidenbahnen \u201eCoordinationsbahnen\" sind. Sofern dieser Ausdruck nur besagen soll, dafs sie Impulse zu coordinirten Bewegungen vermitteln, wird gegen ihn kaum etwas einzuwenden sein. Ebenso ist dem Verf. einzur\u00e4umen, dafs er bei seiner Reizung der Capsula interna wahrscheinlich Pyramidenfasern gereizt hat.\nDurchaus bestreitet H., dafs die Reizung der vorderen Wurzeln coordinirte Bewegungen ausl\u00f6st. Da der Extensor carpi radialis longue und brevis seine motorischen Fasern von der 5., 6. und 7. vorderen Cervical-wurzel, der Flexor prof, et subi, von der 7. und 8. vorderen Cervical- und der 1. und 2. vorderen Thoracalwurzel erh\u00e4lt, so k\u00f6nnte, um durch Reizung einer einzigen Vorderwurzel die oben geschilderte Bewegung des Faust-achliefsens hervorzurufen, nur die 7. Halswurzel in Betracht kommen; aber auch diese M\u00f6glichkeit f\u00e4llt weg, da in derselben Wurzel auch Fasern f\u00fcr antagonistische Muskeln enthalten sind. Schon die Thatsache, dafs es mehr coordinirte Bewegungen einer Extremit\u00e4t giebt als Vorderwurzeln","page":277},{"file":"p0278.txt","language":"de","ocr_de":"278\nBesprechung.\nf\u00fcr die bez. Extremit\u00e4t, spricht entscheidend gegen die Ausl\u00f6sbarkeit coordinirter Bewegungen durch Reizung einer Vorderwurzel.\nIn Uebereinstimmung mit analogen Versuchen von Mott und Sherrington hat sich H. \u00fcberzeugt, dafs ein Affe, dem man die 3.\u20148. hintere Cervicalwurzel und die 1. und 2. hintere Thoracalwurzel durchschnitten hat, die zugeh\u00f6rige Vorderextremitftt nicht mehr zum Greifen benutzt Dies Ausbleiben der Greifbewegungen bezieht H. speciell auf den Wegfall der H a u t erregungen, w\u00e4hrend er die nach Hinterwurzeldurchschneidungen auftretende Ataxie auf den Wegfall der centripetalen Erregungen von Seiten des unter der Haut gelegenen Bewegungsapparats bezieht. Ref. vermifst eine ausreichende Begr\u00fcndung dieser Annahme; die Beweisf\u00fchrung in der \u00e4lteren Arbeit, auf welche H. verweist, ist nicht \u00fcberzeugend. Ich selbst habe vor etwa acht Jahren in der hiesigen medicini-schen Gesellschaft einen Fall vorgestellt, welcher eine An\u00e4sthesie des linken Vorderarms mit Verlust des Muskelgef\u00fchls aufwies: bei geschlossenen Augen vermochte die schwachsinnige Kranke weder die Hand zu schlief8en noch zu \u00f6ffnen, w\u00e4hrend sie bei offenen Augen dieselben Bewegungen sofort auszuf\u00fchren vermochte. In diesem Fall war eine flinter-wurzelerkrankung klinisch sehr wahrscheinlich. Ich hob damals hervor, dafs der Schwachsinn vielleicht nicht bedeutungslos f\u00fcr das Symptom sei, dafs aber auch bei nicht-schwachsinnigen Hysterischen analoge Beobachtungen schon \u00f6fters gemacht worden sind. Wir m\u00fcssen, um eine bewufste Bewegung ausf\u00fchren zu k\u00f6nnen, durch centripetale Erregungen einen Anhalt f\u00fcr unsere Innervation bekommen. Die Erinnerungsbilder unserer Extremit\u00e4t reichen \u2014 wenigstens bei dem Defect des Schwachsinns und der Zerstreutheit der Hysterie \u2014 als Anhalt nicht aus. Eine solche Bewegung deshalb als peripherogen (oder \u201eperigen\u201c, wie H. jetzt sagt) zu bezeichnen scheint mir nicht ang\u00e4ngig: der nat\u00fcrliche Ausgangspunkt der Erregung liegt nicht in der Peripherie, sondern peripherische Erregungen stellen nur eine in gewissen Grenzen unerl\u00e4fsliche Nebenbedingung f\u00fcr die Ausf\u00fchrung der Bewegung dar. Der Affe unterscheidet sich von dem mit-getheilten pathologischen Fall nur insofern, als er mit der centripetal gel\u00e4hmten Extremit\u00e4t auch dann keine Greifbewegungen ausf\u00fchrt, wenn er die Frucht und auch seine centripetal gel\u00e4hmte Hand sehen kann.\nDie oben erw\u00e4hnten antagonistischen Synergien, einerseits lange Fingerbeuger und Handstrecker, andererseits lange Fingerstrecker und Handbeuger, sind niemals gleichzeitig von der Rinde zu erhalten: vielmehr wirkt Reizung der einen Gruppe hemmend, d. h. erschlaffend auf die andere.\nZur Theorie der Coordination stellt Verf. u. A. folgende S\u00e4tze auf:\n1.\tEine normale coordinirte Bewegung ist das Resultat der gleichzeitigen Action mehrerer Muskeln (Ref. w\u00fcrde hier \u201egleichzeitigen* streichen).\n2.\tBei einer normalen coordinirten Bewegung werden wahre Antagonisten nicht gleichzeitig innervirt, wenn die Bewegung im Sinne eines der beiden Antagonisten bezw. Antagonistengruppen erfolgt.\n3.\tWerden bei einer normalen coordinirten Bewegung wahre Antagonisten gleichzeitig innervirt, so dient die antagonistische Synergie zur","page":278},{"file":"p0279.txt","language":"de","ocr_de":"Besprechung.\n279\nSicherang der Bewegungsrichtung (oder \u2014 wie Ref. hinzuf\u00fcgen w\u00fcrde \u2014 zur Sicherung einer bestimmten Bewegungsgeschwindigkeit).\nIm Hinblick auf die Betheiligung des Nervensystems unterscheidet H. drei Coordinationsstuf en :\n1.\tStufe: Die Erregung einer motorischen Wurzelfaser bewirkt die gleichzeitige Th\u00e4tigkeit von wenigstens zwei Fasern eines Muskels; H. nimmt an, dafs hierbei eine Wurzelfaser sich theilt und so gleichzeitig auf mehrere Muskelfasern wirkt.\n2.\tStufe: Alle oder eine gr\u00f6fsere Zahl von Muskelfasern eines Muskels werden gleichzeitig erregt; H. nimmt an, dafs hierbei eine Nervenfaser sich theilt und so auf mehrere Vorderwurzelzellen und mithin noch zahlreichere Muskelfasern wirkt.\n3.\tStufe (coordinirte Bewegung s. str.): Alle oder eine gr\u00f6fsere Zahl von Muskelfasern mehrerer Muskeln treten gleichzeitig in Action; auch diese Stufe denkt sich H. nach demselben Princip dadurch hergestellt, dafs Nervenfasern im Centralnervensystem existiren, die sich theilen und so zu mehreren Ganglienzellen der 2. Coordinationsstufe in Beziehung stehen, welche ihrerseits Fasern zu verschiedenen Muskeln senden. Leider hat H. sich durch die letzte Hypothese das Verstftndnifs der corticalen Coordination verschlossen, bei welcher die Coordination in einer auswahlenden (associativen) Erregung der motorischen Rindenzellen besteht. Ich bitte hierzu meine Ausf\u00fchrungen \u00fcber Coordination in dem Propaed. Lexikon von Gad, 1, 1489 und in meinem Handbuch der Anatomie des Centralnerven-.systems zu vergleichen.\nH. legt sich weiter die Frage vor, ob die einzelne Pyramidenfaser nur auf Fasern eines Muskels oder Fasern mehrerer Muskeln wirkt. Er h\u00e4lt% es \u201enicht gerade f\u00fcr unm\u00f6glich, dafs eine Pyramidenfaser eine coordinirte Bewegung vermitteln kann\u201c und f\u00fcr sehr wahrscheinlich, dafs wenige Pyramidenfasern zur Ausl\u00f6sung einer coordinirten Bewegung gen\u00fcgen. Ob wirklich ausnahmsweise ein einzelner Muskel in der Hirnrinde vertreten ist, ist H. noch zweifelhaft. Ref. bezweifelt dies auf Grund seiner Erfahrungen bei epileptiformen Anfallen der Dementia paralytica und der Herderkrankungen des Gehirns nicht Hier sieht man h\u00e4ufig im Beginn oder zum Bchlufs des Anfalls einen einzelnen Muskel (namentlich des Facialisgebiets) ganz isolirt klonische Contractionen ausf\u00fchren.\nIch vermuthe, dafs H. sich gegen solche Beobachtungen nicht so str\u00e4uben w\u00fcrde, wenn er nicht die 4. Coordinationsstufe, die associative, wie man sie nennen k\u00f6nnte, \u00fcbersehen h\u00e4tte. So erkl\u00e4rt sich auch die seltsame Anschauung, welche H. S. 615 aufstellt: \u201eOb ein Stich in die Fufs-sohle unsere untere Extremit\u00e4t zu einer Beugebewegung veranlagst, oder ob wir aus einer anderen Ursache dieselbe Bewegung machen, immer d\u00fcrfte es sich darum handeln, dafs auf dem Weg der centripetalen Fasern diese Bewegung coordinirt wird.\u201c\nDie Unwahrscheinlichkeit der interpolirten Neuronen Monakow\u2019s habe ich an anderer Stelle hervorgehoben und \u00fcbergehe daher die von H. an solche Neuronen gekn\u00fcpften Vermuthungen (S. 616).\nDie ScHRADEn'sche Vorstellung, dafs die Pyramidenbahn nur hemmende Functionen habe, wird mit guten Gr\u00fcnden widerlegt.","page":279},{"file":"p0280.txt","language":"de","ocr_de":"280\nBesprechung.\nDie Arbeit Mass's f34.; ergiebt eine Best\u00e4tigung der Existenz hemmender Fasern in der Pyramidenbahn von klinischer Seite.\nSehr bemerket\u00bbwerth sind die Ergebnisse von Staku 40 ), fiber deren Sicherheit sich allerdings anf Grund der bis jetzt allein vorliegenden vorl\u00e4ufigen Mittheilung noch nicht nrtheilen l\u00e4Cst. Verf. hat am lebenden Frosch den Ischiadicusstamm mit schwachen Indnctions\u00f6ffnungsschl\u00e4gen gereizt. Dabei zeigt die Erregbarkeit unregelm\u00e4feige Schwankungen. Diese sog. \u201eHemmungen ** fallen nun nach Verf. weg, wenn man die gekreuzte Grofohirnhemisphire exstirpirt. Ferner ergab sich, dafs oft /\"nicht stets!) die Erregbarkeit eines motorischen Nerven stark abnimmt, wenn das Gehirn durch das \u00fcbliche Ausbohren mit einem stumpfen Gegenstand zerst\u00f6rt wird. Diese Herabsetzung \u00fcberdauert die Hirnzerst\u00f6rung um 5 \u2014 10 Min. ; dann stellt sich die Erregbarkeit des Nerven von selbst wieder her und bleibt im Grofsen und Ganzen constant. Eine starke Herabsetzung der Erregbarkeit des Ischiadicus tritt auch ein, wenn und solange die gekreuzte Grofshirnhemisph\u00e4re mit einem Kochsalzkryst\u00e4llchen gereizt wird. Ein \u00e4hnlicher Erfolg trat wiederholt auch bei Kochsalzreizung der basalen Partie des gekreuzten Mittelhirns oder eines beliebigen R\u00fcckenmarksquerschnitts ein. Durch Abtrennung des versalzenen Theils des Central nerven-systems konnte die normale Erregbarkeit wiederhergestellt werden. Die angef\u00fchrten Hemmungsphfinomene sind \u00fcbrigens nicht etwa mit Erschlaffung der vom Nerven innervirten Muskeln verbunden. \u2014 Kochsalzreizung des centralen Stumpfe eines durchschnittenen Ischiadicus rief oft eine Steigerung der Erregbarkeit des gekreuzten Ischiadicus hervor. \u201eEs scheint also,u schliefst Verf., \u201ef\u00fcr die Medulla spinalis einen prin-cipiellen Gegensatz auszumachen, ob ich auf dem Wege des Reflexbogens oder auf dem der Medulla-Hirn-Bahnen ihr Erregungen zusende, welcher Gegensatz sich in Steigerung oder Herabsetzung der Erregbarkeit von der Medulla ausgehender motorischer Nerven \u00e4ufeert.-*\nF\u00fcr die Localisation des corticalen HOrcentrums kann der Fall von Alt (24.) \u2014 nach einem Insult rechtsseitiger Hemiplegie, rechtsseitige leichte tactile Hemihyp\u00e4sthesie und rechtsseitige wohl absolute Taubheit bei intactem peripherischen Geh\u00f6rorgan \u2014 eventuell sehr wichtig werden, sobald der Sectionsbefund vorliegt.\nSchaefer (39.) hat in 30 Versuchen bei Affen und Hunden Theile der motorischen Region (auch des Gyrus fomicatus) exstirpirt und kommt zo dem Ergebnifs, dafs die Ber\u00fchrimgsempflndllchkeit nicht, wie Munk annimmt, an denselben Rindenstellen localisirt ist, wie die Innervation der bewufsten Bewegungen. Ein seltsames Gegenst\u00fcck hierzu stellt ein von Mann (35.) mitgetheilter Fall dar: Klinisch lag eine circumscripte Aufhebung der Schmerz-, Temperatur- und Ber\u00fchrungsempflndlichkeit am linken Daumen und Zeigefinger vor; die Motilit\u00e4t war ebenda abgesehen von einer gewissen Ungeschicklichkeit intact, die Lageempfindungen nur in geringem Grade herabgesetzt. Aufserdem bestand eine isolirte \u201evocale motorische Amusie\u201c (ohne Aphasie; Rechtsh\u00e4nder!). Die Section ergab eine Cyste, welche die zweite rechte Frontal Windung und den unteren Theil des mittleren Drittels der rechten vorderen Centralwindung zerst\u00f6rt hatte.","page":280},{"file":"p0281.txt","language":"de","ocr_de":"Bestechung.\n281\nAuch die von Bonhoeffer (29.) und Liepmann (32.) mitgetheilten F\u00e4lle verdienen in diesem Zusammenhang Beachtung.\nlieber die Sehfunction der Grofshirnrinde der Taube ergiebt sich aus den Versuchen von M\u00fcnzer und Wiener (37.) Folgendes. Nach Exstirpation einer Grofshirnhemisph\u00e4re (unter Schonung des Sehh\u00fcgels) scheint das gekreuzte Auge blind zu sein, d. h. die Taube reagirt auf diesem Auge auf Ann\u00e4hern der Hand zun\u00e4chst gar nicht. Vern\u00e4ht man jedoch bei der operirten Taube die Lider des gleichseitigen Auges oder enucleirt man das letztere, so unterscheidet sich eine solche Taube doch von einer beiderseits augenlosen Taube in wesentlichen Punkten. Sie ist schon durch schw\u00e4chere Beize zum Gehen zu bringen und weicht allen Hindernissen aus. Die Verff. haben beobachtet, dafs etwa vom 14. Tage nach der einseitigen Grofshirnzerst\u00f6rung und Augenenucleation die Thiere sich selbst f\u00fcttern und bei Ann\u00e4herung der Hand gegen das erhaltene scheinbar blinde Auge zusammenschrecken. Noch beweisender f\u00fcr ein bewufstes Sehen scheint folgende Beobachtung. Nach l\u00e4ngerem Hungern wurde die operirte Taube in einen K\u00e4fig gesetzt, nachdem in drei Ecken desselben ein Weizenkom gelegt worden war. \u201eJetzt sieht man diese einigemal mit dem Auge das Terrain \u00fcberschauen, worauf sie mit voller Sicherheit auf die einzelnen K\u00f6rner losgeht und diese auf pickt.\u201c Noch deutlicher gelingt der Versuch, wenn die Exstirpation der Grofshirnhemisph\u00e4re an dem eben aus dem Ei entschl\u00fcpften T\u00e4ubchen vorgenommen wird und die Enucleation des Auges erst stattfindet, nachdem das Thier herangewachsen ist. \u2014 Da beiderseits grofshirnlose Tauben sich nicht selbst f\u00fcttern lernen und auch auf Ann\u00e4herung der Hand nicht mehr zusammenschrecken, so nehmen die Verff. an, dafs die Wiederkehr dieser Reactionen nach einseitiger Grofshirn-exstirpation an das Erhaltensein der einen Grofshirnh\u00e4lfte gekn\u00fcpft ist, und schliefsen daher, dafs bei der Taube jedes Auge mit beiden Grofsliim-hemisphftren verkn\u00fcpft ist. Da sie nun eine totale Sehnervenkreuzung im ChiaBma bei der Taube als erwiesen betrachten, so mufs eine partielle R\u00fcckkreuzung der Sehfasern an einem centralen Orte stattfinden. Eine solche R\u00fcckkreuzung vermochten die Verff. in der That im Gebiet der Zweih\u00fcgel nachzuweisen. Die ausf\u00fchrlichen Er\u00f6rterungen m\u00fcssen im Original nachgelesen werden. Als centrale Endstation kommt aufser dem Tallium auch das Corpus striatum in Betracht. \u2014 Bemerkt sei noch, dafs Zerst\u00f6rung des Zweih\u00fcgels niemals vollkommene Blindheit auf dem gekreuzten Auge hervorruft; eine solche tritt nur ein, wenn auch der sog. Nucleus n. optici ventralis und der Nucleus n. optici dorsalis mitzerst\u00f6rt worden sind.\nHypophysis.\n43.\tBiedl und Reiner. Ueber das fagisphlnomen bei hohem Blatdrnck.\nArch. f. d. ges. Phys. 73, 385.\n44.\tCyox. Die Verrichtungen der Hypophyse. 1. Mitth. Arch. f. d. ges. Phys.\n71, 431\u2014440. 2. Mitth.: Ibid. 72, 635\u2014638. \u2014 Vergl. auch Compt. rend.\nde rAc. d. sciences 126 (16).\n45.\tHutchinson. The Fonction of the Pituitary Body. Med. News 707. 1896.\nCyon (44.) hat Kaninchen den Wasser- oder Glycerinextract der getrockneten oder frischen Hypophyse des Rindes oder Kalbes in die Vena","page":281},{"file":"p0282.txt","language":"de","ocr_de":"282\nBesprechung.\njugular if? eingespritzt and danach Verlangsamung des Herzschlags und Ansteigen des Blutdrucks beobachtet Die n&mlichen Ver\u00e4nderungen soll auch die elektrische Reizung der Hypophyse am lebenden Thier hervorrufen. Noch auff\u00e4lliger ist folgender Versuch : Die nach Compression der Aorta descendens regelm\u00e4fsig eintretende Verlangsamung des Herzschlags soll nach Exstirpation der Hypophyse ausbleiben. Hieraus schliefst C., dafs durch Zunahme des Druckes innerhalb der Sch\u00e4delh\u00f6hle die Vaguskeme nicht direct erregt werden, sondern daf\u00e8 zun\u00e4chst die Hypophyse erregt wird und diese Erregung reflectorisch auf die Vaguskeme \u00fcbertragen wird. Die Hypophyse h\u00e4tte sonach neben ihrer chemischen Function eine mechanische, indem sie bei den geringsten Druckver\u00e4nderungen in der Sch\u00e4delh\u00f6hle die Vagi erregt, welche ihrerseits durch Beschleunigung des Venenblutstroms (namentlich auch in der Schilddr\u00fcse) den Druck innerhalb der Sch\u00e4delh\u00f6hle herabsetzen k\u00f6nnen. Es liegt auf der Hand, dafs die Schlussfolgerungen des Autors sehr hypothetisch sind. Ueber die anatomische Verbindung der Hypophyse mit den Vaguskernen spricht er sich \u00fcberhaupt nicht aus. In der That ist von einer solchen Verbindung bisher nichts bekannt. In einer 2. Mittheilung giebt C. an, dafs die Blutdrucksteigerung, Verst\u00e4rkung und Verlangsamung der Herzschl\u00e4ge, welche bei dem Kaninchen nach Ammoniakreizung der Nasenschleimhaut eintritt, nach Zerst\u00f6rung der Hypophyse ausbleibt\nDie Richtigkeit der vorstehenden Annahme Cyon\u2019s wird durch die sehr Zutrauen erweckenden Versuche von Biedl und Reiner (43.) sehr fraglich.\nVI. Stoffwechsel und Circulation des Gesammthirns. Beziehungen zwischen Function und Struktur.\n46.\tDaddi. 8\u00abr lei ilt\u00e9ntloii des \u00e9l\u00e9meits du syst\u00e8me \u00eeenreix central diu riisonu\u00fce exp\u00e9rimentale. Arch. ital. de Biol. 30, u. Riv. di pat nerv, t ment. 1898.\n47.\tHowbll. The Influence of High Arterial Preuves npon the Bloodflaod through the Brain. Amer. Journ. of Phys. 1, 57.\n48.\tG. Levi. Solle modiiicaiioni morfologiche deUe cellule nerv\u00f6se dl animal! a sangue fredda durante l\u2019ibernasione. Riv. di pat. nerv. e ment. 1896.\n49.\tQuerton. Le sommeil hibernal et les modifications des neurones c\u00e9r\u00e9braux. Trav. de Vinst. Solvay. 2. 1898.\n50.\tSiv\u00e9n. Beitrag sur Kenntnifs des normalen intracraniellen Druckes.\nSkand. Arch. f. Phys. 8 (auch Finska Idkares\u00e0\u00dcsk. hantU. 1898).\n51.\tSpina. Experimenteller Beitrag sur Kenntnifs der Hyperimie des Gehirns.\nWien. Med. Bl\u00e4tter. 1898.\nDie Lehre von der Gehirncirculation ist leider in den letzten Jahren etwas zu kurz gekommen. Ich kann nur die Arbeit von Howell (47.) anf\u00fchren, welcher \u2014 nach dem mir allein zug\u00e4nglichen Referat \u2014 zu dem Ergebnifs gelangt, dafs bei Steigerung des arteriellen Blutdrucks im Gehirn keine ven\u00f6se Stauung eintritt. Spina (51.) gelangt auf Grund sehr interessanter, aber, wie dem Ref. scheint, nicht ganz eindeutiger Versuche zu der Annahme, dafs die Vasoconstrictoren des Gehirns \u00fcberhaupt nur bei Hyper\u00e4mie des Gehirns in Action treten, so dafs den Gef\u00e4fsen f\u00fcr ge-","page":282},{"file":"p0283.txt","language":"de","ocr_de":"Besprechutig.\n283\nwohnlich die M\u00f6glichkeit gegeben w\u00e4re, ihr Lumen rein mechanisch dem jeweiligen Druck anzupassen.\nNach Sivfc\u00ef (50) ist bei dem Hund der intracranielle Druck in hohem Maafse von der K\u00f6rperstellung abh\u00e4ngig. Er ist um so niedriger, je h\u00f6her sich der Kopf des Thieres \u00fcber den \u00fcbrigen K\u00f6rpertheilen befindet. In horizontaler Lage soll er um 5 mm Hg schwanken, in manchen Lagen soll er negativ werden.\nDie Beziehungen zwischen Zellstructur und functionellem Zustand sind wiederum Gegenstand mehrerer Untersuchungen gewesen. Levi (48.) findet, dafs im Winterschlaf bei der Kr\u00f6te die Tigroidk\u00f6rperchen der Vorderhora- und Spinalganglienzellen sp\u00e4rlicher und kleiner sind. Bei Warmbl\u00fctern fand er im Winterschlafe ebenso wenig wie Jacobsohn charakteristische Ver\u00e4nderungen. Die Befunde von Daddi (46.) an den Rindenzellen dreier Hunde, welche er k\u00fcnstlich l\u00e4ngere Zeit ununterbrochen wach hielt, sind h\u00f6chst zweifelhaft Quebton (49.) glaubt bei Warmbl\u00fctern im Winterschlaf eine unvollst\u00e4ndige Zusammenziehung der Rindenzellen gefunden zu haben.","page":283}],"identifier":"lit31306","issued":"1900","language":"de","pages":"268-283","startpages":"268","title":"Kritischer Bericht \u00fcber wichtigere Arbeiten auf dem Gebiete der Physiologie des Centralnervensystems der Wirbelthiere [51 Artikel (1896-1899) von L. Bach, Bikeles, Bunch, R. F. Fuchs, L. Jacobsohn, Kohnstamm, Steinach, Stewart, Wana, Batelli, Kreidl, Lozano y Monzon, M. Sander, A. Stefani, Bernheimer, Panegrossi, H. Pfister, Topolanski, T\u00fcmianzew, Lo Monaco, Sellier et Verger, F. Alt, Bary, Bechterew, A. Bickel, Du Bois-Reymond u. Silex, Bonhoeffer, Eckhard, H. E. Hering, Liepmann, Lugaro, Mann, Martin, M\u00fcnzer u. Wiener, Pugliese, E. A. Schaefer, J. Starke, Stoddart, Ziehen, Biedl u. Reiner, Cyon, Hutchinson, Daddi, Howell, G. Levi, Querton, Siv\u00e9n, Spina]","type":"Journal Article","volume":"22"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:12:29.748048+00:00"}