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{"created":"2022-01-31T16:11:57.125142+00:00","id":"lit31318","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kiesow","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 22: 290-298","fulltext":[{"file":"p0290.txt","language":"de","ocr_de":"290\nLi ter a turberich t.\nscharfe W\u00e4rmeempfindungen, vergleichbar einem W\u00e4rmestrome, der als Fortsetzung des Erregers in die Tiefe des Gewebes drang. Die auffallend geringe Zahl der auf diese Art ermittelten W\u00e4rmepunkte schien sich mit der Thatsache nicht in Uebereinstimmung bringen zu lassen, data an der ganzen Hautoberfl\u00e4che W\u00e4rme empfunden wird. Dieser scheinbare Widerspruch findet jedoch seine Aufkl\u00e4rung durch die Ergebnisse einiger Versuche, die der Verf. an zwei Narben anstellte. Obwohl hier die nerv\u00f6sen Organe zerst\u00f6rt waren und daher keine K\u00e4lte- oder Ber\u00fchrungsempfindung stattfand, nahmen die Versuchspersonen doch W\u00e4rme wahr. Es scheint daraus hervorzugehen, dafs die Gewebe W\u00e4rme, welche von einem \u00e4ufseren Erreger zugef\u00fchrt wird, weit verbreiten. Verf. vermuthet, dafs sich hieraus eine gewisse Analogie zu der Beobachtung Herzen\u2019s ergiebt, nach welcher bei einigen Verletzungen centralen Ursprungs zuerst die Empfindung f\u00fcr K\u00e4lte, dann f\u00fcr Ber\u00fchrung und gew\u00f6hnlich viel sp\u00e4ter auch f\u00fcr W\u00e4rme schwindet.\nTh. Heller (Wien).\nF. Kiesow. Sil metodo dl stndiare e sentiment! semplicl. Rendiconti della r. accademia dei lined, classe di scienze fisichc, matematiche e naturali 8 <9), 469\u2014473. 1899.\nDie vorliegende Arbeit ist eine vorl\u00e4ufige Mittheilung des Verf.\u2019s \u00fcber dessen Erfahrungen beim Studium der einfachen Gef\u00fchle des Geschmackssinnes. Von den Versuchspersonen sind diejenigen auszu-schliefsen, deren Angaben \u00fcber die begleitenden Gef\u00fchle einfacher Geschmacksqualit\u00e4ten auffallend von der Norm abweichen. In erster Linie bestimmte der Verf. die Curve der Unterschiedsempfindlichkeit f\u00fcr die Geschmacksqualit\u00e4ten. Hierauf \u00fcbte er die Abstraction von den Empfindungsinhalten an solchen Geschmacksstoffen, welche einen ausgesprochenen Gef\u00fchlston besitzen. Sobald dies erreicht war, liefe der Verf. die der erhaltenen Empfindungscurve entsprechenden Gef\u00fchle angeben und verzeich-nete diese, wobei die Werthe f\u00fcr die Unterschiedsempfindlichkeit als Abscisse dienten. Die Zeit f\u00fcr die Application der Reize blieb w\u00e4hrend der Gesammtuntersuchung constant. In den so erhaltenen Gef\u00fchlscurven sind die Ordinaten nicht mit derselben Sicherheit festzustellen wie die Abscissen. Hier k\u00f6nnten die Ergebnisse der graphischen Methode erg\u00e4nzend eintreten, vor deren Uebersch\u00e4tzung der Verf. jedoch warnt.\nTh. Heller (Wien).\nSante de Sanctis. 1 sogmi. Etiii pilcologicl e clinici di an alienista. iCon 3 figure e 1 tavola.) Turin, Fratelli Bocca, 1899.\t390 S. 17. Band der\n\u201ePiccola biblioteca di scienze moderne.\u201c\nDas vorliegende Werk enth\u00e4lt die Ergebnisse einer sechsj\u00e4hrigen Arbeit, die der Verfasser dem Studium der Tr\u00e4ume widmete. Der Verfasser meint, mit dieser Arbeit eine L\u00fccke ausgef\u00fcllt zu haben, da trotz der grofsen Literatur, die wir \u00fcber die Tr\u00e4ume besitzen, die Untersuchung derselben bisher noch nicht vom Gesichtspunkte der Individualpsychologie aus in Angriff genommen worden sei. Der Verfasser will in seinem Werke","page":290},{"file":"p0291.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n291\nnor den nat\u00fcrlichen Schlaf ber\u00fccksichtigen, nicht den durch Hypnose erzeugten. Er bemerkt ferner, dafs er im Aufstellen von Hypothesen und Theorien die \u00e4ufserste Vorsicht beobachte.\nCap. I. Mysticismus. Das Capitel enth\u00e4lt einen geschichtlichen Ueberblick \u00fcber die verschiedenen Auffassungen vom Traume und den Einfiufs, der ihm von den einzelnen V\u00f6lkern beigelegt wurde. Der Verfasser zeigt, dafs die antike mystische Deutung des Traumes durchaus noch nicht ausgestorben ist, dafs man derselben vielmehr auch heute noch nicht gerade selten begegnet. \u201eDer Traum ist eine nat\u00fcrliche, physiologische Erscheinung: er ist ein autochthonisches Product des Organismus des Tr\u00e4umenden, resp. seines Gehirns. Er ist Vorstellung, nicht Wirklichkeit\u201c.\nCap. II. Die beim Studium der Tr\u00e4ume anzuwendenden Methoden. Der Verfasser unterscheidet eine subjective oder directe introspective Methode (Hervey de Saint-Denis, Maury), eine objective oder indirecte introspective (Mary Whiton Calkins), eine Fragemethode (Heerwagen, Ribot, Lacassaqne, Hack Tuke, F. Galton, Jastrow, Charles M. Child), eine Methode der directen Beobachtung des tr\u00e4umenden Menschen oder Thieres, (Esquirol) und eine experimentelle (Scherner, Beattie, Abber-crombie, Mauby, Mourly Vold). Bei der letzteren werden dem Schlafenden \u2022durch Sinnesreize Tr\u00e4ume suggerirt. Der Verfasser hat bei seinen Untersuchungen alle diese Methoden gepr\u00fcft und angewandt. Kein Vertrauen erweckte ihm die directe introspective Methode Maury\u2019s.\nCap. III. Die Tr\u00e4ume der Thiere. . Der Verfasser kommt zu dem Ergebnifs, dafs die h\u00f6heren Thiere zweifellos tr\u00e4umen. Die Frage, ob auch die niederen Thiere tr\u00e4umen, ist schwer zu beantworten. Das einzige Kriterium f\u00fcr das Vorhandensein einer Traumth\u00e4tigkeit bei den Thieren ist die Bewegung w\u00e4hrend des Schlafes. Bewegt sich ein Thier w\u00e4hrend des Schlafes nicht, so kann man \u00fcher sein Traumleben nur zu Vermuthungen oder Hypothesen aufstellen. Im Allgemeinen kann man sagen, dafs die H\u00e4ufigkeit und Lebhaftigkeit der Tr\u00e4ume bei den Thieren in enger Beziehung stehen zu dem Grade der psychischen Entwickelung der Species, der sie angeh\u00f6ren. Sicher scheint ferner zu sein, dafs es hierin in einer und derselben Species individuelle Unterschiede giebt. Den unmittelbaren Anlafs zu den Tr\u00e4umen der Thiere geben die emotionellen Zust\u00e4nde ihres Wachbewufstseins. Im Uebrigen ist der Inhalt ihrer. Tr\u00e4ume identisch mit dem Vorstellungs- und Gef\u00fchlsinhalt des Wachbewufstseins. Ueber die Frage, ob die Thiere ihre Tr\u00e4ume in Erinnerung behalten, l\u00e4fst sich experimentell kein Aufschlufs gewinnen. Wir wissen ebensowenig, ob sie zwischen Wach- und Traumbewufstsein unterscheiden k\u00f6nnen. Zwischen den Traum Vorg\u00e4ngen des Menschen und der h\u00f6heren Thieren aber giebt \u00abs nur graduelle, nicht wesentliche Unterschiede.\nDie in diesem Capitel niedergelegten Anschauungen st\u00fctzen sich haupts\u00e4chlich auf Aussagen von Personen, die im Beobachten der Thiere grofse Uebung und eine lange Erfahrung haben. Ueber die Tr\u00e4ume der Hunde befragte der Verfasser namentlich J\u00e4ger und Dresseure.\nCap. IV. Die Tr\u00e4ume der kleinen und gr\u00f6fseren Kinder. {I sogni dei bambini e dei fanciulli). Je j\u00fcnger die Kinder sind,\n19*","page":291},{"file":"p0292.txt","language":"de","ocr_de":"292\nLiteraturbericht.\ndesto weniger tr\u00e4umen sie. Die Lebhaftigkeit ihrer Tr\u00e4ume steht in einem directen Verh\u00e4ltnis zu der Lebhaftigkeit ihres Charakters und zu den w\u00e4hrend des Wachens gehabten Gem\u00fcthsbewegungen. Es besteht ferner ein directes Verh\u00e4ltnis zwischen der geistigen Entwickelung eines Kindes und der Anzahl und H\u00e4ufigkeit seiner Tr\u00e4ume. Die Erinnerung der Tr\u00e4ume ist bei Kindern im Allgemeinen schwach. Vor dem 4. Lebensjahre scheinen die Kinder nicht zu wissen, dafs sie tr\u00e4umen. Die F\u00e4higkeit zwischen Traum und Wirklichkeit zu unterscheiden, steht in engem Zusammenhang mit der Entwickelung des \u201ePers\u00f6nlichkeitsbewufstseins\u201c.\nCap. V. Die Tr\u00e4ume der Alten. Im Alter nimmt die Traum-th\u00e4tigkeit (attivit\u00e0 onirica) bedeutend ab. Der Inhalt der Tr\u00e4ume ist im Alter arm an emotioneller F\u00e4rbung, er setzt sich haupts\u00e4chlich zusammen \u201eaus Bildern, die schon seit langer Zeit im Gehirne aufgespeichert sind.\u201c Vorherrschend sind hier Empfindungselemente des Gesichts- und Geh\u00f6rssinnes. Wie die Traumth\u00e4tigkeit \u00fcberhaupt schw\u00e4cht sich bei alten Leuten auch die F\u00e4higkeit die Tr\u00e4ume zu erinnern ab, was mit der Abnahme des Ged\u00e4chtnisses im Allgemeinen in Zusammenhang steht. Einen merklichen Einflufs auf die Anzahl, H\u00e4ufigkeit und Lebhaftigkeit der Tr\u00e4ume im Alter \u00fcben Witterungswechsel aus.\nCap. VI. Die Tr\u00e4ume der Erwachsenen. Die in diesem Capitel niedergelegten Befunde stimmen im Allgemeinen mit denen \u00fcberein, die von Heebwagen (Philosophische Studien 5, pag. 88.1888) und Calkins (America\u00bb Journal of Psychology 5, 3. 1893) mitgetheilt sind.\nCap. VII. Die Tr\u00e4ume der Neuropathiker.\na.\tDie Tr\u00e4ume der Hysterischen. Die hier mitgetheilten Erfahrungen wurden an 98 Kranken gewonnen. Je ernster die Krankheit ist und je l\u00e4nger sie andauert, desto tiefer wird gew\u00f6hnlich der Schlaf. H\u00e4ufig ist bei Kranken ein pl\u00f6tzliches Erwachen aus demselben. Hysterische Personen tr\u00e4umen im Allgemeinen viel. Von Schwerkranken tr\u00e4umen diejenigen am meisten, die einen leichten Schlaf haben. Bei hysterischen Weibern wiegen neben indifferenten Tr\u00e4umen besonders angsterregende vor. Es folgen in der H\u00e4ufigkeit furchterregende und schliefslich erotische und im Gannzen angenehme. Oft sind die Tr\u00e4ume der Hysterischen sehr verwickelter Natur und wegen ihres dramatischen Aufbaues bemerkenswerth. Der Verf. unterscheidet contrastirende und stereotype Tr\u00e4ume. Contrastirende Tr\u00e4ume nennt er solche, deren Inhalt in einem Gegensatz steht zum Inhalt des Wachbewufstseins, stereotype solche, die sich mehrere N\u00e4chte hindurch in gleicher Weise wiederholen und schliefslich das Wachbewufst-sein pathologisch beeinflussen. Nicht selten beg\u00fcnstigt der Traum oder die Erinnerung an denselben bei Hysterischen die Entwickelung launenhafter Einf\u00e4lle und das Auftreten von convulsiven Anf\u00e4llen, fast immer beeinflufst er die Stimmung des n\u00e4chsten Tages, gew\u00f6hnlich erh\u00f6ht er die Neurose. Hysterische Tr\u00e4ume als solche bestreitet der Verfasser, die Beur-theilung des gesammten Traumlebens einer Person bef\u00e4higt den Irrenarzt festzustellen, ob der Tr\u00e4umende hysterisch ist oder nicht.\nb.\tDie Tr\u00e4ume der Epileptiker. Der Verfasser untersuchte 91 Epileptiker, die er in 3 Gruppen theilte. Von diesen umfafst die erste Krankheitsbilder, die die Franzosen grand mal nennen, die zweite solche,","page":292},{"file":"p0293.txt","language":"de","ocr_de":"Litera turberich t.\n293\ndie in Frankreich unter dem Namen petit mal bekannt sind und endlich die dritte solche, die schon seit langer Zeit andauerten und in Folge dessen die Intelligenz der betreffenden Kranken mehr oder weniger sch\u00e4dlich beeinflu\u00dften. Der Schlaf ist bei Epileptikern im Allgemeinen tief und nimmt mit andauernder Krankheit stetig an Tiefe zu. Die Kranken mit hochgradiger Epilepsie (Grand mal) tr\u00e4umen selten, solche bei denen die Krankheit in geringerem Grade auftritt tr\u00e4umen dagegen h\u00e4ufig. Bei Epileptikern, die seit langer Zeit krank sind, h\u00f6rt die Traumth\u00e4tigkeit im Allgemeinen fast ganz auf. Der Inhalt und die H\u00e4ufigkeit der Tr\u00e4ume werden bei Epileptikern von metereologischen Ver\u00e4nderungen beeinflufst. Im Allgemeinen sind die Tr\u00e4ume der Epileptiker von k\u00fcrzerer Dauer und von weniger verwickelter Natur als die der Hysteriker. Bei den Epileptikern wird das explosive Auftreten von krankhaften Ideen durch Tr\u00e4ume beg\u00fcnstigt, ebenso wird bei ihnen die Laune des n\u00e4chsten Tages durch die Tr\u00e4ume der voraufgegangenen Nacht beeinflufst und es wird namentlich bei jugendlichen Kranken ebenso wie bei den Hysterikern die Neurose durch Tr\u00e4ume verst\u00e4rkt.\nc. Die Tr\u00e4ume der Neurastheniker. Als Versuchspersonen dienten 42 Kranke. Die Traumth\u00e4tigkeit ist bei den einzelnen Neurasthenikern verschieden, je nachdem es sich um constitutionelle oder einfache, um cerebrale oder spinale Neurasthenie handelt Obwohl die Tr\u00e4ume bei Neurasthenikern nicht eindrucklos verlaufen, so ist der hinterlassene Eindruck doch nicht von sehr intensiver Natur. Mit einigen Ausnahmen bei der constitutionellen Neurasthenie beeinflussen die Tr\u00e4ume die Handlungsweise der Kranken an den nachfolgenden Tagen nicht Der Trauminhalt ist bei Neurasthenikern in der Hegel \u00e4hnlich dem bei Hysterikern und Epileptikern. Die Intensit\u00e4t der Tr\u00e4ume aber steht bei den Neurasthenikern stets in engem Zusammenhang mit den Schwankungen des krankhaften Zustandes, was bei Hysterikern und Epileptikern nicht Regel ist. Die Erinnerung an die Tr\u00e4ume ist bei ausgesprochenen Neurasthenikern gew\u00f6hnlich verwirrt und von summarischer Natur. Ohne die Einzelheiten der Tr\u00e4ume zur\u00fcckrufen zu k\u00f6nnen, haben die Neurastheniker dennoch h\u00e4ufig die Vorstellung, dafs ein Traum nicht nur qu\u00e4lend, sondern auch von langer Dauer gewesen sei.\nCap. VIII. Die Tr\u00e4ume der Wahnsinnigen.\na.\tDie Tr\u00e4ume der Hallucinanten. Der Verfasser untersuchte 32 Personen. Ein grofser Theil dieser Personen ist unf\u00e4hig zwischen den am Tage auftretenden Hallucinationen und ihren Tr\u00e4umen zu unterscheiden. Es ist daher die Frage schwer zu beantworten, ob sie viel oder wenig tr\u00e4umen. Der Trauminhalt ist dagegen bei ihnen in der Eegel leicht fest-zustellen. Uebereinstimmend findet man bei allen Hallucinanten, da\u00df der Inhalt der eigentlichen Tr\u00e4ume mit den im wachen wie im halbwachen Zustande auftretenden Hallucinationen identisch ist.\nb.\tDie Tr\u00e4ume der Phrenastheniker. Der Verfasser fand, da\u00df diese Kranken wenig tr\u00e4umen. Von 60 Personen konnten nur bei 26,66\u00b0,'# onirische Gem\u00fcthsbewegungen nachgewiesen werden. Bei hochgradigen Idioten beobachtet man in der Regel w\u00e4hrend des Tiefschlafs keine","page":293},{"file":"p0294.txt","language":"de","ocr_de":"294\nLiteraturberich t.\nphysischen Begleiterscheinungen der Tr\u00e4ume, sie bewegen weder ihre Glieder noch die Gesichtsmuskeln, sie erwachen nicht pl\u00f6tzlich aus dem Schlafe, sprechen nicht im Schlafe u. s. w. Einfl\u00fcsse der Witterung, sowie voraufgegangene Gem\u00fcthsbewegungen k\u00f6nnen jedoch zu solchen Erscheinungen Anlafs geben.\nAuch Schwachsinnige tr\u00e4umen im Allgemeinen wenig. Man findet aber Schwachsinnige, welche die gesammte Anzahl ihrer Tr\u00e4ume und deren Inhalte zu wissen vorgeben. Die Inhalte solcher Tr\u00e4ume sind immer erotischer, mystischer oder furchterregender Natur. Viele Schwachsinnige behaupten, dafs sie erst im Irrenhause zu tr\u00e4umen angefangen haben.\nc.\tDie Tr\u00e4ume der Paranoiker. Der Verfasser unterscheidet drei Arten von Paranoia: die chronische rein cerebrale, die chronische, von lebhaften und h\u00e4ufigen Hallucinationen begleitete und endlich paranoische Delirien, die sich fr\u00fchzeitig in Personen mit cerebralen Defecten entwickeln. Die Paranoiker der ersten Kategorie unterscheiden sich in Bezug auf die Menge und H\u00e4ufigkeit ihrer Tr\u00e4ume wenig oder gar nicht von normalen Menschen. In der Regel tr\u00e4umen Paranoiker h\u00e4ufiger, die an Geh\u00f6re-hallucinationen leiden. Der Inhalt der Tr\u00e4ume deckt sich bei diesen Paranoikern mit den Wahnideen ihres wachen Zustandes : die an Verfolgungswahn Leidenden tr\u00e4umen von ihren Verfolgern, die Ehrgeizigen tr\u00e4umen von Geld, von Siegen, von Ehren, die an mystischen Wahnideen Leidenden von den Befehlen und den Rathschl\u00e4gen Gottes und der Madonna, von den Begebenheiten jenseits des Grabes u. s. w.\nEin reichhaltigeres Traumleben zeigen die Paranoiker der zweiten Gruppe. Im Allgemeinen scheinen die Hallucinationen des wachen Zustandes eine Wiederholung der Trauminhalte zu sein.\nDie Paranoiker der dritten Kategorie unterscheiden sich von denen der vorigen nicht nur durch die gr\u00f6fsere Lebhaftigkeit und die Inhalte ihrer Tr\u00e4ume, sondern besonders auch durch die Wirkung, welche die Tr\u00e4ume auf den wachen Zustand aus\u00fcben.\nDer Paranoiker glaubt nicht wie der Hallucinant an die Wirklichkeit seines Traumes, er legt ihm aber vielfach eine symbolische Bedeutung bei\nd.\tDie Tr\u00e4ume der Alkoholiker. Zu den bisher bekannten Beobachtungen, die \u00fcber die Tr\u00e4ume der Alkoholiker angestellt wurden, f\u00fcgt der Verfasser noch hinzu, dafs bei Thiervisionen kleinere Thiere und besonders Insecten vorwiegen, sowie dafs bei diesen Kranken h\u00e4ufig Tact- und Bewegungsvorstellungen im Traume aufsteigen und endlich, dafs im halbwachen Zustande Geh\u00f6rst\u00e4uschungen vorherrschen.\nCap. IX. Die Tr\u00e4ume der Verbrecher. Im Jahre 1891 unter* suchte der Verfasser 40 Personen aus dem Zuchthause von Orvieto. Im Jahre 1896 wiederholte er seine Untersuchungen an 85 Verbrechern (hiervon waren 24 Weiber) aus dem Gef\u00e4ngnifs Regina coeli und den Zuchth\u00e4usern Villa Altieri und Civitavecchia. Letztere waren frei von jeder Nerven- oder Geisteskrankheit und geh\u00f6rten der untersten Verbrecher-classe an. Unter den ersteren fanden sich auch Neuropathiker. Der Verfasser hat folgende Fragen l\u00f6sen wollen:\n1. Tr\u00e4umen diese Menschen oft, selten oder niemals, tr\u00e4umen sie","page":294},{"file":"p0295.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n29fr\nimmer, d. h. in jeder Nacht? Tr\u00e4umten eie, als sie noch in Freiheit waren, mehr oder weniger als jetzt, wo sie in Gewahrsam sind?\n2. Worin besteht der Inhalt ihrer Tr\u00e4ume ? Haben sie qu\u00e4lende, erschreckende, heitere oder indifferente Tr\u00e4ume? Durchleben sie im Traume wieder die Einzelheiten des begangenen Verbrechens und von welchen Umst\u00e4nden sind diese begleitet?\nDie erste Frage beantwortet die dem Werke des Verf.\u2019s entnommene Tabelle. A bedeutet hier die im Jahre 1891, B die 1898 untersuchten Verbrecher. Bei letzteren sind M\u00e4nner und Frauen besonders aufgef\u00fchrt.\n! Verbrecher\ti\ttr\u00e4umen\ttr\u00e4umen\ttr\u00e4umen\n\toft\tselten\tniemals\nM\u00e4nner .... 40 A\t18\t22\t5\nM\u00e4nner .... 61JB\t9\t28\t24\nWeiber\t24\t7\t14\t3\nIm Ganzen: 125\t29\t64\t32\nMit Ausnahme der neuropathischen Verbrecher tr\u00e4umten alle (die \u00fcberhaupt tr\u00e4umten) im Zustande der Freiheit weniger als im Gef\u00e4ngnifs. Es scheint als ob das Leben im Gef\u00e4ngnifs, mehr noch das Verlangen nach Freiheit, vielleicht auch die ver\u00e4nderten Ern\u00e4hrungsverh\u00e4ltnisse die n\u00e4chtliche Gehirnth\u00e4tigkeit bei den Verbrechern steigert. Die nicht tr\u00e4umenden unter den Verbrechern sind, wenn sie nicht gerade irgend welchen geistigen Defect zeigen, solche der schlimmsten Sorte.\nEbenso beantwortet er die zweite der aufgestellten Fragen durch eine Tabelle.\nVerbrechen\t* Indifferente Tr\u00e4ume\tTr\u00e4ume mit Ge-m\u00fcths-\ttr\u00e4umen von dem Verbrechen ohne Ge-\ttr\u00e4umen von dem Verbr. mit Ge-m\u00fcthsbewegung\t\n\t\tbeweg.\tm\u00fcthsbew.\tsofort\tsp\u00e4ter\nM\u00e4nner....\t35 A j 24\t11\t3\t3\t2\nM\u00e4nner....\t37 51:\t29\t8\t4\t3\t1\nWeiber ....\t21 j; 13\t8\t4\t\u2014\t2\nIm Ganzen:\t93\t!\t66 1!\t27\t11\t6\t5\nNur ein Drittel der tr\u00e4umenden Verbrecher zeigt w\u00e4hrend des Traumes oft Gem\u00fcthsbewegungen, nur in sehr wenigen F\u00e4llen ist die im Traum wiederdurchlebte Scene des Verbrechens von starker Gef\u00fchlsbetonung. Gew\u00f6hnlich lauten die Antworten der Verbrecher in Bezug auf die gestellten Fragen: \u201eIch schlafe gut, ich tr\u00e4ume selten, ich tr\u00e4ume von der Freiheit.a Bei Personen, die f\u00fcr physischen Schmerz und ebenso bis zu einem gewissen Grade f\u00fcr Tastreize unempfindlich sind, ist die Traum-th\u00e4tigkeit \u00e4ufserst schwach.\nCap. X. Tr\u00e4ume und Gem\u00fcthsbewegungen. Der Verf. glaubt nicht an einen ausschliefslich peripheren Ursprung der Tr\u00e4ume. Er spricht","page":295},{"file":"p0296.txt","language":"de","ocr_de":"296\nLiteraturbericht.\nvon einem Traumbewufstsein im Gegensatz zum Wachbewufstsein. (Fkch-neb, Wundt, Abdig\u00f6). Je h\u00f6her ein Individuum in der Bildung steht, desto mehr differenzirt sich sein Traumbewufstsein von dem des wachen Zustandes und umgekehrt. Der Verf. untersucht ferner die Beziehungen zwischen den im wachen Zustande und den im Traume auftretenden Gem\u00fcthsbewegungen. Er halt daf\u00fcr, dafs die LANGE-jAMEs\u2019sche Theorie zur L\u00f6sung des Problems der Gem\u00fcthsbewegungen sehr viel beigettagen hat Die Gem\u00fcthsbewegungen des wachen Zustandes wiederholen sich h\u00e4ufig im Traume, sie begleiten aber nicht immer die gleichen Vorstellungsgebilde. Es findet hier aber zuweilen eine Uebertragung (t ra\u2019nsfert) statt, derart, dafs z. B. ein physischer Schmerz sich in einen seelischen umwandeln kann. In diesem Umstande erblickt der Verf. einen Beweis f\u00fcr den gleichen Ursprung und die gleiche Natur der beiden Schmerzformen. Diesem \u201etransfert\u201c legt der Verf. eine grofse Bedeutung bei. Es erkl\u00e4rt sich nach ihm hieraus auch die Thatsache, dafs z. B. gute Menschen verbrecherische Tr\u00e4ume haben k\u00f6nnen; es zeigt dieser Umstand ferner, dafs das Vor-stellungsgebilde des wachen Zustandes und die an sie gebundenen Gef\u00fchle im Traume dissociiren. Diese Dissociation kann so weit gehen, dafs der Tr\u00e4umende einen im wachen Zustande gehabten Gem\u00fcthszustand im Traume auf eine andere Person \u00fcbertr\u00e4gt. Der Verf. suchte sodann die folgenden beiden Fragen zu beantworten:\n1.\tob und wie die im wachen Zustande aufgetretenen Gem\u00fcthsbewegungen sich im Traume wiederholen;\n2.\tob und in welcher Weise die im Traume vorhanden gewesenen Gem\u00fcthsbewegungen sich im wachen Zustande wiederholen.\nAus den die erste Frage betreffenden Resultaten des Verf.\u2019s sei hervorgehoben, dafs bei einer betr\u00e4chtlichen Anzahl von Menschen die Gem\u00fcthsbewegungen des wachen Zustandes im Traume nicht wiederkehren, dafs aber bei anderen gewisse Affecte und besonders solche der Furcht sich in Traume wiederholen. Selten kehrt die Freude im Traume wieder. Der Verf. fand ferner, dafs am h\u00e4ufigsten Affecte von mittlerer St\u00e4rke im Traume zur\u00fcckkehren, dafs aber sehr intensive Gem\u00fcthsbewegung im Traume fast nie oder erst sehr viel sp\u00e4ter wieder auftauchen. \u201eDies,\u201c sagt der Verf., \u201eist eins der sichersten und wichtigsten Ergebnisse meiner Untersuchungen.\u201c In Uebereinstimmung mit F\u00e9b\u00e9 constatirt der Verf. eine Analogie zwischen Gem\u00fcthsbewegungen und dem Erm\u00fcdungszustande: \u201eLe emozioni in cui il perturbamento organico fu troppo acuto od intenso e fu eccessivo il consumo di forza (catabolismo) non si riproducono nel sogno che molto difficilmente o molto tardi.\u201c Oft schlagen die sich im Traume wiederholenden Gem\u00fcthsbewegungen in ihren Gegensatz um, z. B. depri-mirende in erregende (Tr\u00e4ume mit Contrastaffecten, Gbiesenqeb, Lombeoso).\nDie zweite der oben aufgeworfenen Fragen beantwortet der Verf. dahin, dafs ebenso wie die w\u00e4hrend des Traumes auftretenden Empfindungen nach dem Erwachen fortdauem k\u00f6nnen (Li\u00e9bault), so auch die im Traume gehabten \u00abGem\u00fcthsbewegungen mit diesem nicht immer sogleich schwinden. Diese *,emozioni oniriche consecutive\u201c sind meistens mit Empfindungen verbunden, k\u00f6nnen aber auch unabh\u00e4ngig von diesen auftreten. Der Verf. unterscheidet","page":296},{"file":"p0297.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n297\nsodann fortdauernde \u201eemozioni oniriche\u201c und \u201eemozioni postoniriehe\u201c. (Siehe hier\u00fcber eine schon in dieser Zeitschr. referirte Arbeit des Verf.\u2019s.)\nCap. XI. Traumzust\u00e4nde und onirische Psychosen. Der Verf. unterscheidet den Zustand des partiellen Schlafes (Tr\u00e4umerei), in den auch normale Menschen verfallen k\u00f6nnen von dem eigentlichen Traumzustand, der von Irren\u00e4rzten behandelt wird. Der partielle Schlaf mufs nach de Sanctis als Uebergangsstadium zwischen Wachen und Schlaf aufgefafst werden, w\u00e4hrend die eigentlichen Traumzust\u00e4nde eine krankhafte Erscheinung sind, de S. unterscheidet dann weiter Pseudotraumzust\u00e4nde und wirkliche Traumzust\u00e4nde. Die Tr\u00e4ume k\u00f6nnen in zweierlei Weise psychische St\u00f6rungen verursachen. (Siehe das erw\u00e4hnte fr\u00fchere Referat.)\nCap. XII. Psychophysiologie des Traumes. Verf. bespricht zun\u00e4chst die bisher \u00fcber den Schlaf aufgestellten Theorien und kommt zu dem Schlufs, dafs sie s\u00e4mmtlich ungen\u00fcgend sind. F\u00fcr die Messung der Tiefe des Schlafes schl\u00e4gt der Verf. die gleichzeitige Bestimmung der Ge* aichts-, Geh\u00f6rs-, Tast- und Schmerzschwellen vor, die n\u00f6thig sind, um den Schlafenden zu erwecken. Die hypnagogischen Hallucinationen sind nach de Sanctis normal physiologischer Natur. Sie treten bei allen normalen Menschen auf, treten aber nicht bei allen ins Bewufstsein, sondern verlaufen vielfach im Unterbewufstsein. Der Verf. zweifelt die Behauptung vieler Physiologen an, dafs die subjectiven hypnagogischen Visionen das reichlichste Material f\u00fcr die Tr\u00e4ume liefern, wodurch freilich der hohe Procentsatz von Gesichtstraumbildem sich erkl\u00e4ren w\u00fcrde. Zuzugeben ist nach de Sanctis, dafs die vor dem Einschlafen auf den Gesichtssinn einer Person einwirkenden Reize Gesichtstr\u00e4ume hervorrufen k\u00f6nnen, doch haben nach dem Verf. nicht alle Gesichtstr\u00e4ume diese periphere Ursache (Blinde). de Sanctis f\u00fchrt weiter aus, dafs auch Geruchs- und Geschmackstr\u00e4ume nicht so selten sind, wie dies von manchen Gelehrten (Wundt, Molbschott, Bbillat-8avabin) angenommen wird. (Ref. kann die Angabe des Verf.\u2019s \u00fcber Geschmackstr\u00e4ume nach eigenen neueren Beobachtungen durchaus best\u00e4tigen.)\nDie Ergebnisse der vom Verf. k\u00fcnstlich erzeugten Tr\u00e4ume sind die folgenden :\n1.\tEs ist nicht schwierig, die Richtung der Traumth\u00e4tigkeit eines Schlafenden durch Anwendung von Sinnesreizen zu bestimmen oder zu modificiren.\n2.\tDie gleichen Sinnesreize erzeugen auch in ein und demselben In dividuum niemals dieselben Tr\u00e4ume.\n3.\tDer Gef\u00fchlston, der an die durch den Sinnesreiz ausgel\u00f6ste Empfindung gebunden ist, kann dem ganzen Traume seine F\u00e4rbung verleihen. Dies aber nur dann, wenn der Organismus des Tr\u00e4umenden sich unter hierf\u00fcr g\u00fcnstigen Bedingungen befindet, im anderen Falle tritt die ausgel\u00f6ste Empfindung in den Associations verlauf ein und tauscht den mit ihr verbundenen Gef\u00fchlston gegen einen andern ein, der von dem augenblicklichen Zustand des Organismus des Tr\u00e4umenden abh\u00e4ngt.\n4.\tDer mit dem Sinnesreiz verbundene Gef\u00fchlston kann im Tr\u00e4umenden das moralische Correlativ hervorrufen (z. B. ein angenehmer Duft kann in","page":297},{"file":"p0298.txt","language":"de","ocr_de":"298\nLi ter a turbericht.\ndem Tr\u00e4umenden die heitere Stimmung einer inneren (moralischen) Befriedigung hervorrufen).\nIm letzten Abschnitt dieses Capitels zeigt der Verf., wie man die Tr\u00e4ume therapeutisch verwerthen kann.\nCap. XIII. Das Wunderbare im Traume. Dieses Capitel ist zum gr\u00f6fsten Theile theoretischen Erw\u00e4gungen gewidmet. Hervorgehoben sei nur noch, dafs der Verf. diejenige Traumth\u00e4tigkeit, durch welche, wie dies mehrfach berichtet ist, wissenschaftliche Probleme gel\u00f6st oder Entdeckungen u. dgl. gemacht worden sind (sogni ispiratori \u2014 Condillac, Cardano, B CRD ach, Lotzb, Coleridge, Voltaire, Tartini etc.), mit Hamilton und Carpenter auf eine \u201ecerebrazione incosci ente\u201c zurflckzuf\u00fchren geneigt ist (?).\nIn Bezug auf die Frage, ob die telepathische Interpretation von Tr\u00e4umen berechtigt ist, verlangt der Verf. mit Richet nach Beweisen.\nDer Verf. schliefst sein Werk: \u201eWer m\u00f6chte leugnen, dafs der Mensch von Geheimnissen umgeben ist? Der Forscher aber hat die Aufgabe, mit ruhigem Gem\u00fcthe die transscendentalsten Erscheinungen, mit Ein* schlufB der \u201eSomnitelepatia\u201c, zu studiren, und er mufs an dem Glauben festhalten, dafs die Grenzen des Unbekannten noch weiter hinausger\u00fcckt werden k\u00f6nnen. Der methodische Zweifel hat die Entwickelung der Wissenschaften m\u00e4chtig gef\u00f6rdert, w\u00e4hrend der skeptische nur eine Form des Dogmatismus ist.\u201c\nEs braucht nicht erw\u00e4hnt zu werden, dafs auf die Einzelheiten des inhaltreichen Werkes in diesem Berichte nicht eingegangen werden konnte. Erw\u00e4hnt sei nur noch, dafs der Verf. jedes einzelne Capitel mit einem ge-schichtlichen Ueberblick \u00fcber den in demselben behandelten Gegenstand einleitet und dafs jedem Capitel die betreffenden Literaturangaben angeh\u00e4ngt sind. Die Vollst\u00e4ndigkeit der Literaturberichte m\u00f6chten dem Werke noch einen besonderen Werth verleihen.\tKiesow (Turin).\nBarthel. Die Zerstreutheit geistig normaler Sch\u00fcler. Sammlung p\u00e4dagogischer\nVortr\u00e4ge von Meyer-Marka.u 12 (5). 18 S. 1899.\nDie Grundgedanken der dankenswerthen Studie sind folgende: Die Zerstreutheit als fig\u00fcrlicher Ausdruck f\u00fcr Unaufmerksamkeit ist \u201ederjenige psychische Zustand, bei dem der Geist von rasch wechselnden Vorstellungen beherrscht wird, keine aber ausschliefslich und klar zum Bewufsteein kommt\u201c. Beide m\u00fcssen von der Geistesabwesenheit scharf unterschieden werden. Geistesabwesend ist derjenige Mensch, dessen Seele \u201eanderw\u00e4rtig th\u00e4tig\u201c ist. B. bespricht zwei Arten von Zerstreutheit, die \u201eZerfahrenheit\u201c und \u201eGedankenlosigkeit^ auf welche beide er auch die \u201eOberfl\u00e4chlichkeit im Denken, Verwirrtheit, Confusion, Faselei und Flatterhaftigkeit\u201c zur\u00fcckf\u00fchren zu k\u00f6nnen meint. \u201eBei dem Zerfahrenen wechseln die Vorstellungen sehr rasch, sie fliegen durch den Blickpunkt des Bewufstseins\u201c. Der psychische Zustand hat keine bestimmte Richtung. \u201eDer Gedankenlose hat wohl Gedanken, sein Bewufstsein ist nicht eine tabula rasa, aber es tritt keine Vorstellung klar hervor\u201c. Verf. schildert zwei Knaben als Typen. Als Heilmittel empfiehlt Verf. \u201edie Bildung des Willens durch die Gew\u00f6hnung zum Gehorsam als das prim\u00e4re Heilmittel der Zerstreutheit\u201c,","page":298}],"identifier":"lit31318","issued":"1900","language":"de","pages":"290-298","startpages":"290","title":"Sante de Sanctis: I sogni. Studi psicologici e clinici di un alienista. (Con 3 figure e 1 tavola.) Turin, Fratelli Bocca, 1899. 390 S. 17. Band der \"Piccola biblioteca di scienze moderne.\"","type":"Journal Article","volume":"22"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:11:57.125147+00:00"}