Open Access
{"created":"2022-01-31T16:09:10.867681+00:00","id":"lit31323","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Ettlinger","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 22: 302-304","fulltext":[{"file":"p0302.txt","language":"de","ocr_de":"302\nLi tera turberich t.\nVon den Resultaten Finzi\u2019s sei Folgendes hervorgehoben: Die Gewifs heit, richtig wahrgenommen zu haben, ist am gr\u00f6fsten im Momente des Eindrucks, sie nimmt aber rapide ab mit fortschreitender Verl\u00e4ngerung der Zwischenzeit. Gleichzeitig nimmt mit der verl\u00e4ngerten Zwischenzeit auch die objective Richtigkeit des Urtheils ab. Auch der maximalste Klarheitsgrad einer Vorstellung ist daher noch kein Beweis f\u00fcr die absolute Richtigkeit derselben, es k\u00f6nnen sich in ihr Elemente finden, welche im objectiven Eindruck nicht vorhanden sind. Die subjective Sicherheit im Urtheilen nimmt aber schneller ab als die fehlerhaften Angaben zunehmen. Bei allen diesen Befunden konnten individuelle Unterschiede constatirt werden.\nDes Weiteren discutirt der Verf. die Begriffe objectiv und subjectiv. Beide haben nur relative Bedeutung. Ebenso ist der Schlufs der Arbeit haupts\u00e4chlich theoretischen Erw\u00e4gungen gewidmet. Kiesow (Turin).\nJ. Finzi. Ricerche sperimentali sull\u2019origine dl alcrn\u00fc erori della memoria.\nMivista di Patologia nervosa e mentale 101\u2014110. 1898.\nDie hier mitgetheilten Versuche \"wurden ebenfalls in Kbaepelin\u2019s Labo ratorium ausgef\u00fchrt. Die Arbeit bildet wie die vorstehende einen Theil der l\u00e4ngeren Abhandlung in Kbaepelin\u2019s Psycholog. Arbeiten 3 (1). \u2014 Der bei diesen Versuchen benutzte Apparat ist derselbe, der in dem vorstehenden Referat erw\u00e4hnt wurde. Verf. arbeitete mit 9 Versuchspersonen, die dieselben Vorsichtsmaafsregeln zu beobachten hatten, \"wie die, \"welche an der vorstehend referirten Arbeit theilnahmen. Die Expositionszeit des Reizes betrug bei den hier mitgetheilten Versuchen stets fast 0,02 Secunden. Die Zeit zwischen Reizung und Abgabe der Urtheile betrug im Maximum 30 Secunden.\nDie Hauptergebnisse der interessanten Untersuchung lassen sich fol-gendermaa\u00fcsen zusammenfassen :\nBei Abgabe eines Urtheils besteht die Hauptfehlerquelle darin, dafe Elemente von Vorstellungen fr\u00fcher fixirter Objecte sich mischen mit Elementen von Vorstellungen gegenw\u00e4rtig ein wirkender Reize. Die Wirkung findet statt w\u00e4hrend die Versuchsperson das Bild des exponirten Gegenstandes ins Ged\u00e4chtnifs zur\u00fcckzurufen sucht und sie ist um so intensiver, je l\u00e4nger die Zeit zwischen Eindruck und Aussage ist. \u2014 Schon bei der einfachen Wahrnehmung wirken unmittelbar voraufgegangene Eindr\u00fccke st\u00f6rend mit. \u2014 Innerhalb gewisser Grenzen sind die gefundenen Ged\u00e4cht-nifsfehler eine normale Erscheinung.\tKiesow (Turin).\nW. Wdndt. Bemerkungen xur Theorie der Gef\u00fchle. Pinlos. Studien 15 \\2\\ 149\u2014182. 1899.\nWundt giebt eine Replik auf E. B. Titchener\u2019s Aufsatz: \u201eZur Kritik der WiiNDT\u20198chen Gef\u00fchlslehre\u201c {in der Zeitschr. f. Psychol. 19, S. 321 ff. von wesentlich methodologischem Inhalt. Abgesehen von seinen polemischen Bemerkungen setzt Verf. hier ausf\u00fchrlicher, als fr\u00fcher im \u201eGrundrifs der Psychologie\u201c und den \u201eVorlesungen \u00fcber die Menschen- und Thierseele\u201c, die Gr\u00fcnde aus einander, die ihn gegen\u00fcber der alten Lust- und Unlusttheorie zur Annahme von mehreren \u201eund zwar muthmafBlich\u201c drei Gef\u00fchlsdimem","page":302},{"file":"p0303.txt","language":"de","ocr_de":"Li teraturberich t.\n303\nsionen veranlafsten. Die urspr\u00fcngliche Grundlage solcher Unterscheidung sei die subjective Beobachtung, das wesentlichste H\u00fclfsmittel aber die Untersuchung der begleitenden physischen Symptome, insbesondere der leicht regiBtrirbaren Puls- und Athmungs\u00e4nderungen. W\u00fcndt giebt zu, dafs diese Symptome zwar \u201ean sich weder unzweideutige Zeichen der begleitenden Gem\u00fcthszust\u00e4nde sind, noch im Allgemeinen auf die subjective Natur derselben Licht werfen.\u201c Wohl aber besitzen sie einen hohen diagnostischen Werth und verm\u00f6gen sogar auf subjective Unterschiede aufmerksam zu machen, die sonst vielleicht der Beobachtung entgingen. Insbesondere aber weisen sie auf eine beschr\u00e4nkte Dimensionszahl hin, wie dies aus W\u2019s. schon fr\u00fcher \u201emit aller Reserve\u201c aufgestelltem Schema:\nPuIb\nverst\u00e4rkt\ngeschw\u00e4cht\nverlangsamt\nI\nbeschleunigt verlangsamt\nbeschleunigt\nLust Erregung L\u00f6sung\nSpannung Depression Unlust\nerhellt. W. sucht nachzuweisen, dafs dieses auf Grund der Versuche von Mentz, Mosso, Kiesow und einiger eigener gewonnene Schema auch durch die \u2022neueren plethysmographischen Resultate Alfred Lehmann\u2019s best\u00e4tigt werde und interpretirt dessen Curventafeln dementsprechend. F\u00fcr die wesentlichen Abweichungen aber von der Interpretation Lehmann's Belbst, wie fr\u00fcher schon von der MENTz\u2019ens, beruft sich W. auf eigene subjective Beobachtungen, deren ausf\u00fchrlichere Schilderung wohl w\u00fcnschenswerth gewesen w\u00e4re ; denn gerade diese Widerspr\u00fcche in der Interpretation der physischen Symptome erwecken Bedenken gegen ihren diagnostischen Werth.\nIm Einzelnen erscheint W. besonders die Symptomatik der Spannungsund L\u00f6sungsgef\u00fchle noch n\u00e4herer Pr\u00fcfung bed\u00fcrftig. Gerade in diesem Punkt weicht auch seine Interpretation besonders schroff von der Mentz\u2019-schen und LEHMANN\u2019schen ab. Auch hier kann nur subjective Analyse entscheiden. W. empfiehlt als besonders deutlichen Fall eigenth\u00fcmlichen Wechsels und Verlaufs der Spannungs- und L\u00f6sungsgef\u00fchle die Einwirkung langsamer Tactschl\u00e4ge. Bei einer gewissen mittleren Geschwindigkeit verschw\u00e4nden hier Lust- und Unlustgef\u00fchle fast ganz. Wenn Mentz in diesem Fall von einem Wechsel der Lust und Unlust spricht, so sieht W. darin eine verh\u00e4ngnifsvolle Wirkung der alten Lust-Unlusttheorie; man k\u00f6nnte ebensowohl in dem fast g\u00e4nzlichen Uebersehen der Lust- bezw. Unlust-f\u00e4rbung eine Folge der neuen Spannungs-L\u00f6sungstheorie zu erkennen meinen.\nWo nun solche nicht mehr auf Wortstreit reducirbare Widerspr\u00fcche der subjectiven Analyse bestehen, ist nach W. eine weitere Discussion nicht mehr m\u00f6glich; denn Thatsachen lassen sich nicht beweisen, sondern nur wahrnehmen oder auch nicht wahrnehmen. Immerhin sollte aber doch wenigstens das Vorgefundene jedesmal m\u00f6glichst deutlich bezeichnet und beschrieben werden.","page":303},{"file":"p0304.txt","language":"de","ocr_de":"304\nLiteraturbericht.\nUm dies zu erm\u00f6glichen, fordert W. vor Allem solche Versuche, bei denen auf Isolirung der Hauptrichtungen der Gef\u00fchle Bedacht genommen ist. W. bezeichnet selbst sein Schema der einfachen Gef\u00fchlsdimensionen als noch hypothetisch, weil es zumeist aus complicirten Affectwirkungen abstrahirt ist. Die Analyse zusammengesetzter Gef\u00fchlsvorg\u00e4nge mufs sich aber auf die der einfachen st\u00fctzen. Eine hierzu w\u00fcnschenswerthe experimentelle Variirbarkeit glaubt W. unschwer erreichen zu k\u00f6nnen, weil ihm die einfachen Gef\u00fchlsformen eine Art Affinit\u00e4t zu bestimmten Sinnesgebieten und bestimmten Arten der Reizeinwirkung zu besitzen scheinen. Besonders g\u00fcnstige Bedingungen zur Hervorrufung einfacher Lust- oder Unlustgef\u00fchle bietet z. B. der Geschmacksinn. Aber auch bei diesem Beispiel ist die symptomatologiBche Hinzugabe, dafs n\u00e4mlich zwischen Lust Unlust und den Ausdrucksbewegungen der Mundmuskeln besonders enge Beziehungen best\u00e4nden, weniger einleuchtend. Auch die Lehre von den physischen Gef\u00fchlssymptomen ist eben zumeist aus F\u00e4llen zusammengesetzter Gef\u00fchlsvorg\u00e4nge abgeleitet, und deshalb deren diagnostischer Werth noch mehr einzuschr\u00e4nken, als es durch W. geschieht.\nIm Uebrigen erheischt die Entschiedenheit, mit der W. die althergebrachte Lust-Unlusttheorie beseitigt, und die Vorsicht und Reserve, mit der er seine eigenen neuen Theorien auf stellt, unbedingte Zustimmung.\nEttlingeb (M\u00fcnchen).\nJohannes Volkelt. Zur Psychologie der \u00e4sthetischen Beseelung. ZdUekr. f.\nPhilos, u. philos. Kritik 112, 161\u2014179. 1898.\nVolkelt setzt sich in diesem Aufsatz mit der Kritik Stehn\u2019s (\u201eEinf\u00fchlung und Association in der neueren Aesthetik\u201c, 1898) auseinander. Obwohl er gegenw\u00e4rtig \u00fcber manche Fragen anders denkt alB im Anfang seiner \u00e4sthetischen Th\u00e4tigkeit, h\u00e4lt er doch daran fest, dafs die \u201eintuitive Einf\u00fchlung\u201c durch blofse Association nicht gen\u00fcgend erkl\u00e4rt werden k\u00f6nne. Was er in dieser Hinsicht zuerst betont: die Innigkeit der \u201eVerschmelzung\u201c die weder ein Nach- noch ein blofses Nebeneinander sei, das scheint zwar zun\u00e4chst nur auf einen terminologischen Unterschied hinauszukommen, indem eben von gegnerischer Seite auch solche Verschmelzungen unter die Associationen gerechnet werden ; eB ist aber doch gut, wenn immer wieder daran erinnert wird, dafs jene Gegner dann zwei sehr verschiedene Erscheinungen mit demselben Wort bezeichnen. Wichtiger ist ein anderer Punkt: die Frage nach dem Antheil der Leibesempfindungen andern symbolisch-\u00e4sthetischen Beseelen. V. ist der Meinung, dafs vielfach der symbolische Gehalt nur durch Vermittelung solcher Empfindungen, reap, ihrer Reproductionen zu Stande komme, und weist dies auch mit Erfolg nach. Nur h\u00e4tte er dabei sch\u00e4rfer zwischen thats\u00e4chlichen Empfindungen und blofsen Empfindungsreproductionen unterscheiden m\u00fcssen. Denn sofern es sich um letztere handelt, haben wir es nicht mit einer \u201ek\u00f6rperlichen\u201c Resonanz zu thun, und blos diese ist es, deren Bedeutung Steen in Zweifel zieht. Derselbe Mangel macht sich, wie mir scheint, auch bei der Behandlung der Frage geltend, ob die Leibesempfindungen \u00fcberall oder nur theilweise als vermittelndes Glied anzusehen seien.","page":304}],"identifier":"lit31323","issued":"1900","language":"de","pages":"302-304","startpages":"302","title":"W. Wundt: Bemerkungen zur Theorie der Gef\u00fchle. Philos. Studien 15 (2), 149-182. 1899","type":"Journal Article","volume":"22"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:09:10.867686+00:00"}