Open Access
{"created":"2022-01-31T16:11:04.284825+00:00","id":"lit31328","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Heller, Th.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 22: 313-314","fulltext":[{"file":"p0313.txt","language":"de","ocr_de":"Litera turberich t.\n313\nDie bisherigen Forscher auf dem vorliegenden Gebiete vor van Biervliet hatten sich entweder mit Messungen an den Armen begn\u00fcgt, wozu bisweilen solche an den Beinen oder auf den Tastsinn bez\u00fcgliche hinzukamen. Bei den Messungen \u00fcber die Kraft begingen sie den Fehler, dafs sie die Geschicklichkeit nicht eliminirten. Oder die Specialisten operirten nur mit Verbrechern und Geisteskranken.\nZum Schlufs weist Verf. noch darauf hin, dafs nach seiner Theorie das Ged\u00e4chtnifs in derjenigen Hemisph\u00e4re seinen Sitz haben mufs, wo die st\u00e4rkeren sensitiven und motorischen Centren liegen. \u2014\nBei der Lect\u00fcre der mit Gewissenhaftigkeit und Genialit\u00e4t durchgef\u00fchrten Arbeit wird man die Ueberzeugung gewinnen, dafs man es nicht mit casuistischen Resultaten zu thun hat, sondern dafs das Verh\u00e4ltnis der Asymmetrieen als 10 zu 9 richtig festgestellt worden ist. Was die Behauptungen im dritten Theile der Arbeit anbetrifft, so w\u00fcrde die Erfahrung des allt\u00e4glichen Lebens wohl noch Einw\u00fcrfe machen bezw. Erg\u00e4nzungen vornehmen k\u00f6nnen. Wenn z. B. behauptet wird, dafs ein Rechter mehr geneigt ist, die rechte Hand zu verwerthen, so m\u00f6chte ich darauf hin-weisen, dafs dies blofs auf solche Handlungen Bezug hat, welche Kraft oder Geschicklichkeit erfordern, dafs daneben aber die Tendenz besteht, in anderen F\u00e4llen, wo diese Erfordernisse nicht vorliegen, die viel in Anspruch genommene rechte Hand zu schonen und statt dessen die linke zu besch\u00e4ftigen. Zur Hlustrirung der vom Verf. gefundenen Thatsachen k\u00f6nnte noch manche interessante Thatsache aus der Praxis herangezogen werden z. B. die Gepflogenheit, die Pferde auf der Reitbahn links einzureiten als Beleg f\u00fcr die instinktiv empfundene Thatsache, dafs auf der rechten Seite ein Ueberschuf8 von Muskelkraft besteht. Ueber einige zweifelhafte Fragen, z. B. \u00fcber die Frage betreffend das Gewichtsverh\u00e4ltnifs zwischen rechter und linker Hemisph\u00e4re, wird die Folgezeit erst noch entscheiden m\u00fcssen.\nGiessler (Erfurt).\n1.\tGardiner G. Hubbard. The Story of the Rise of the Oral Method in America.\nVolta Bureau, Washington. 49 S. 1898.\n2.\tJoseph C. Gordon. The Difference between the two Systems of Teaching deaf-mite children the English langnage. Volta Bureau. Suppl. Elucid. Circul. of Inform. (4). Washington 1898.\n1. In knappen Z\u00fcgen wird eine Schilderung der Entwickelung des Taubstummenunterrichtes in Amerika entworfen, der bis zum Jahre 1848 nur nach der Zeichensprache des Abb\u00e9 de I\u2019Ep\u00e9b ertheilt wurde. In diesem Jahre brachten Mann und Dr. Howe die deutsche Lautsprachmethode nach Amerika. Die letztere besteht darin, dafs die Sch\u00fcler durch Nachahmung von Articulationsbewegungen zu selbstst\u00e4ndigem Sprechen gelangen und heilst daher auch Articulationsmethode. Diese Methode f\u00fchrte in jenen Anstalten, in denen sich die Zeichensprache bereits eingeb\u00fcrgert hatte, zu keinem Erfolge. Wohl aber lernten einige Kinder, welche die k\u00fcnstliche Zeichensprache nicht kannten, ohne Schwierigkeiten von den Lippen ablesend sprechen, darunter auch die Tochter des Verf.\u2019s, die jedoch erst sp\u00e4ter ertaubt war. Eine gr\u00f6fsere Stiftung erm\u00f6glichte die Erweiterung einer kleinen Schule, in der ausschliefslich die Articulationsmethode ange-","page":313},{"file":"p0314.txt","language":"de","ocr_de":"314\nLiteraturbericht.\nwendet wurde. Diese hat mit UeberWindung zahlreicher Vorurtheile dem deutschen System die Vorherrschaft gesichert, ein Verdienst, das nicht zum Mindesten dem Verf. geb\u00fchrt.\n2. Die beiden Systeme, die in den Taubstummenschulen Amerikas gebraucht werden, sind demnach die Zeichen- und Lautsprache. Vert ist Anh\u00e4nger der letzteren und wendet gegen die erstere ein, dafs ihre k\u00fcnstlichen Zeichen nicht jenen nat\u00fcrlichen Symbolen der Taubstummen entsprechen, mittelst welcher die Sch\u00fcler vor dem Unterrichte und h\u00e4ufig auch trotz dessen mit einander verkehren. Verf. bemerkt, dafs eine gleichzeitige Erlernung beider Systeme nicht m\u00f6glich ist, da ihre Elemente nicht unmittelbar auf einander bezogen werden k\u00f6nnen. Die Vorliebe der Taubstummen f\u00fcr die Zeichensprache entspringt haupts\u00e4chlich Bequemlichkeitsgr\u00fcnden. Im Interesse des Verkehres der Taubstummen mit ihrer vollsinnigen Umgebung ist jedoch die vollst\u00e4ndige Verdr\u00e4ngung der Zeichen-durch die Lautsprache zu w\u00fcnschen, welche trotz aller Anfechtungen immer gr\u00f6fsere Ausbreitung gewinnt.\tTh. Heller (Wien).\nW. S. Monroe. Chorea among Public School Children. Americ. Physic. EducaL Rev. 2 (4). 1898.\nW. S. Monroe. Feeble-Minded Children in the Public Schools. Proceed, of the Ass. of Med. Officers of Amer. Inst, for Idiotic etc. Persons. Reprint West-field, Mass. 1897. 11 S.\nVerschiedene Ursachen bedingen das Auftreten der Chorea bei Schulkindern. Dieselben sind h\u00e4ufig in den Schulen zu suchen, wenn an zarte, schlechtgen\u00e4hrte Kinder Anforderungen gestellt werden, die eine Ueber-anstrengung des Nervensystems bedingen. Die mitgetheilte Statistik liefert sehr zweifelhafte Ergebnisse ; aus derselben geht nur hervor, dafs M\u00e4dchen viel h\u00e4ufiger betroffen werden und dafs die Mehrzahl der choreatischen Kinder geistig normal, h\u00e4ufig sogar geistig sehr gut entwickelt ist. Ein New-Yorker Augenarzt behauptet den Zusammenhang der kindlichen Chorea mit Augenkrankheiten; in Boston sollen 23 Schulkinder durch augen\u00e4rztliche Behandlung von Chorea befreit worden sein. Verf. best\u00e4tigt neuerdings die leichte Uebertragbarkeit der Chorea durch Nachahmung und fordert entschieden die Entfernung jedes choreatischen oder der Chorea verd\u00e4chtigen Kindes aus der Schule.\nIn anderer Hinsicht ist es als Uebelstand zu beklagen, dafs geistig abnorme Kinder gleichzeitig mit geistig Normalen in \u00f6ffentlichen Schulen unterrichtet werden. Dieser Unterricht hat f\u00fcr erstere keinen Werth; sie bleiben unbesch\u00e4ftigt, langweilen sich und st\u00f6ren durch Unarten und Manifestationen ihrer krankhaften Anlage die Arbeit der gesunden Sch\u00fcler. Verf. fordert daher die Errichtung besonderer 8chulen f\u00fcr bildungsf\u00e4hige Schwachsinnige, Bestellung fachm\u00e4nnisch gebildeter Lehrer und Aufkl\u00e4rung der Eltern \u00fcber die m\u00f6glichen Erfolge eines planm\u00e4fsigen Unterrichtes schwachsinniger Kinder.\tTh. Heller (Wien).","page":314}],"identifier":"lit31328","issued":"1900","language":"de","pages":"313-314","startpages":"313","title":"1. Gardiner G. Hubbard: The Story of the Rise of the Oral Method in America. Volta Bureau, Washington. 49 S. 1898 / 2. Joseph C. Gordon: The Difference between the two Systems of Teaching deaf-mute children the English language. Volta Bureau. Suppl. Elucid. Circul. of Inform. (4). Washington 1898","type":"Journal Article","volume":"22"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:11:04.284830+00:00"}