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{"created":"2022-01-31T16:24:30.691293+00:00","id":"lit31354","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kiesow","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 22: 394-395","fulltext":[{"file":"p0394.txt","language":"de","ocr_de":"*394\n\u25a0 Li teraturberich t.\ndie Bauchlage zur\u00fcck. Die Blendung hat kein wesentlich abweichendes Verhalten zur Folge. Das Abschneiden der beiden Antennen, die, wie besondere Versuche ergaben, eine mechanisch balancirende Function haben, bewirkt, dafs der Krebs etwas labiler schwimmt als sonst, verursacht aber keine Desorientirung. Diese tritt erst ein, wenn eine, und noch auffallender, wenn beide Statocysten entfernt werden, was sich gerade bei Penaeus sehr bequem und ohne anderweitige Sch\u00e4digung ausf\u00fchren lftfst. Die v\u00f6llige \u201eEntstatung\u201c raubt dem Thiere total die F\u00e4higkeit, sich in der \u00fcblichen Weise regelm\u00e4\u00dfig zum Erdmittelpunkte zu orientiren; die so operirten Penaeen rollen, kreisen, purzeln, schleifen fortw\u00e4hrend und behalten die Gleichgewichtsst\u00f6rungen f\u00fcr immer. \u2014 In einem Anhang su \u2022seiner Abhandlung entkr\u00e4ftet Verf. die Einw\u00e4nde Hensbn\u2019s. worauf hier nicht n\u00e4her eingegangen zu w'erden braucht.\nSchaefer (Gr.-Lichterfelde).\nM. von Frey. Ueber den Ortssinn der Bant Sitzungsberichte der phys.-med.\nGesellschaft zu W\u00fcrzburg. Sitz, vom 9. Nov. 1899.\nNach einer kurzen Darstellung der E. H. WEBER\u2019schen und der Msisskkr-Czkrxak\u2019sehen Theorie der Empfindungskreise f\u00fchrt der Verfasser aus, -dafs beide Theorien von falschen Voraussetzungen ausgehen, sofern sie die Ergebnisse, der experimentellen Beobachtung zu der unbekannten Ausbreitung der Tastnerven in der Haut in Beziehung zu setzen versuchen. Der Verf. fordert, dafs in der vorliegenden Frage nicht die Vertheilung der Tastnerven, sondern die der Endapparate in R\u00fccksicht gezogen werde. Dies einmal, weil die Endapparate die Reize aufnehmen und sodann, weil ihre Vertheilung in der Haut sowohl anatomisch an der Leiche als auch experimentell am Lebenden festgestellt werden kann. Diese Endorgane \u2022sind die MEissNER'schen Tastk\u00f6rperchen und die Nervenkr\u00e4nze der Haarscheiden. Beide werden durch ein in der Haut erzeugtes Druckgef\u00e4lle erregt. Innerhalb gewisser Grenzen nimmt die Erregung mit diesem Gef\u00e4lle zu. Die mit Tastk\u00f6rperchen ausgestatteten Fl\u00e4chen sind jedoch bei gr\u00f6fserer Ausdauer und feinerer Localisationst\u00e4higkeit von geringerer Empfindlichkeit als die behaarten Hautfl\u00e4chen, w\u00e4hrend diese letzteren leichter erm\u00fcden und eine stumpfere Localisation zeigen. \u201eDie Haare spielen bei der Uebertragung der Reize ungef\u00e4hr dieselbe Rolle, wie das Mittelohr bei der Schall\u00fcbertragung.\u201c\nVersuche, an denen Prof. Mbtzner, sowie der Referent theilnahmen, ergaben, dafs jedem Nervenende ein besonderer Raum- oder Ortswerth zukommt, d. h. dafs jedes Nervenende von jedem anderen unterschieden wird, wenn\n1.\tdie Reize auf die gew\u00e4hlten Nervenenden beschr\u00e4nkt bleiben, wenn\n2.\tdie Reize eine nicht zu geringe und f\u00fcr beide Orte m\u00f6glichst gleiche Intensit\u00e4t besitzen, und wenn\n3.\tbeide Orte successiv gereizt werden.\nIm letzteren Falle ist noch die Zwischenzeit zu ber\u00fccksichtigen. Der Verf. giebt als g\u00fcnstigsten Zeitwerth etwa 1 Sec. an.","page":394},{"file":"p0395.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n395\nDie Versuche ergaben ferner, dafs kleinere Abst\u00e4nde als die Entfernung zweier Nervenenden im Allgemeinen nicht mehr empfunden werden. Verf. schliefst hieraus, \u201edafs eine Eintheilung der Haut in Bezirke mit je einem Tastnervenende die von Weber vermuthete anatomische Grundlage f\u00fcr den Ortssinn der Haut darstellt.\u201c\nVon dieser einfachen Successivschwelle unterscheidet von Frey die Successivschwelle mit Bichtungserkennung und die Simultanschwelle.\nDie sofortige Erkennung der Richtung der successiven Reize erfordert \u00abine mehrfache Vergr\u00f6fserung des Abstandes derselben. Kleinere Schwellen-werthe dieser Art erh\u00e4lt man erst nach mehrmaliger Wiederholung der Reizung. Die Versuche mit simultaner Reizung ergaben als v\u00f6llig neues Resultat, dafs die so gefundenen Werthe um das 50 bis 100 fache gr\u00f6fser werden k\u00f6nnen als die der successiven Reizung, d. h. dafs sie die vielfach als Maximal werthe angesehenen Befunde Weber's \u00fcbertreffen k\u00f6nnen, wenn daf\u00fcr Sorge getragen wird, dafs wirklich gleichzeitig gereizt wird.\nDer Verf. schliefst: \u201eDie grofse Verschiedenheit der Raumschwellen, wie sie sich bei successiver und simultaner Reizung ergiebt, beruht demnach kurz gesagt darauf, dafs durch die successsive Methode die Ausdehnung der anatomischen Empfindungs- oder Tastkreise in der Peripherie, durch die simultane Methode die Ausdehnung der Diffusionskreise im Centrum gemessen wird. Die WsBSB\u2019sche Zirkel-methode giebt sozusagen die Projection der centralen Er-Tegungskreise auf die Hautoberfl\u00e4che.\u201c\tKiesow (Turin).\nE. A. Kirkpatrick. The Development of Voluntary Movement. Psychol. Review 6, (3), 276\u2014281. 1899.\nDas Kind brauoht viele Monate, ehe es eine gewisse Herrschaft \u00fcber seine Muskulatur erlangt. Erlernt es nun w\u00e4hrend dieser Zeit die verschiedenen willk\u00fcrlichen Bewegungscomplexe, oder liegt diesen ein zwar angeborener aber erst einige Zeit nach der Geburt zur Vollendung kommender physiologischer Mechanismus zu Grunde, oder ist theils das eine, theils das andere der Fall? Die erste Annahme ist unm\u00f6glich. Denn wenn all\u00e9 die zahllosen Combinationen von Muskelwirkungen, aus denen sich unsere coordinirten Bewegungen zusammensetzen, durch Erfahrungen und Ueber-legungen erworben werden m\u00fcfsten, w\u00fcrden wir wohl w\u00e4hrend unseres ganzen Lebens nicht damit fertig werden. Die zweite Auffassung hat schon mehr f\u00fcr sich. Dafs Gehen, Laufen, Schwimmen auffallend rasch gelernt werden, wird oft genug beobachtet, um auf einen vorgebildeten Mechanismus schlief8en zu lassen. Verf. beschreibt ein Beispiel hierf\u00fcr genauer. Indessen d\u00fcrfte doch die dritte Ansicht am ehesten das Richtige treffen. Dem Kinde sind mannigfache reflectorische, instinctive, expressive und impulsive Bewegungen angeboren, aus denen sich sp\u00e4ter die Willk\u00fcractionen zusammensetzen. Dabei spielt der Umstand eine wichtige Rollen dafs die Sinneseindr\u00fccke vorwiegend solche motorischen Impulse ausl\u00f6sen, die zu einer Wiederholung oder Fortdauer des Reizes f\u00fchren. Es ist ja bekannt, dafs Kinder es lieben, einen geh\u00f6rten Ton oder eine beobachtete Bewegung immer aufs Neue nachzuahmen. Insbesondere besteht eine enge","page":395}],"identifier":"lit31354","issued":"1900","language":"de","pages":"394-395","startpages":"394","title":"M. von Frey: Ueber den Ortssinn der Haut. Sitzungsberichte der phys.-med. Gesellschaft zu W\u00fcrzburg. Sitz. vom 9. Nov. 1899","type":"Journal Article","volume":"22"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:24:30.691299+00:00"}