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{"created":"2022-01-31T16:24:58.368247+00:00","id":"lit31369","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Ufer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 22: 454-455","fulltext":[{"file":"p0454.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\nLb\u00fcchthnbuobb. Haiptbegrlfe der Psychologie. Ein Lesebuch flr Miere Schulen und rar Selbstbelehrnng. Berlin, Heyfelder, 1899. 163 S.\nJames Sully. Handbuch der Psychologie flr Lehrer. Nach der 4. Auflage des Originals \u00fcbersetzt von Stimpfl. Leipzig, E. Wunderlich, 1898. 447 S.\nPsychologische Leseb\u00fccher pflegen in der Regel Zusammenstellungen aus den Schriften der Psychologen von Fach zu sein. Lbuchtenbkkgkb hingegen bietet in dem vorliegenden B\u00fcchlein nur Abhandlungen aus der eigenen Feder: 1. Die Kraft der Sinne. 2. Ged\u00e4chtnifs und Erinnerung. 3. Die Phantasie. 4. Talent und Genie. 5. Ueber Witz und Witze. 6. Idee und Ideal. 7. Die Idee der Unsterblichkeit. 8. Gef\u00fchl und Wille.\nDer P\u00dfycholog von Fach wird sich nur schwer vorstellen k\u00f6nnen, wie man diese umfangreichen, zum Theil auch noch sehr strittigen Gegenst\u00e4nde auf so beschr\u00e4nktem Raume f\u00fcr Anf\u00e4nger behandeln k\u00f6nne, selbst wenn man sich nur an die Darstellung der Grundbegriffe halten wollte. Die Sache liegt denn auch so, dafs der Leser aus dem kleinen Buche keine gen\u00fcgende Vorstellung von dem erh\u00e4lt, was man heutzutage im wissenschaftlichen Sinne Psychologie nennt. Dabei ist das Wort \u201ewissenschaftlich\u201c noch nicht einmal in der strengsten Bedeutung genommen, sondern nur in dem Sinne, wie die h\u00f6heren Schulen, insbesondere die Gymnasien, in andere Wissenschaften einf\u00fchren.\nWas den Charakter des Leuchtenberg ER\u2019schen Buches bestimmt hat, liegt klar auf der Hand. Der Verf. ist ein grofser Freund der philosophischen Prop\u00e4deutik als eines selbst\u00e4ndigen Unterrichtsfaches und hat sich in einer besonderen Schrift auch um deren Wiedereinsetzung in ihre alten Rechte bem\u00fcht. Einstweilen und wahrscheinlich noch auf lange Zeit sieht er sich gen\u00f6thigt, \u201eim Sinn und Geist der preufsischen Lehrpl\u00e4ne\u201c za arbeiten, und da er ein Freund der Psychologie ist, so thut er einstweilen innerhalb deB deutschen Unterrichts f\u00fcr sie das, was sich nach seiner und anderer Ansicht unter den gegebenen Verh\u00e4ltnissen thun l\u00e4fst. Das Buch ist ein Ausflufs dieser Unterrichtsth\u00e4tigkeit. Die einzelnen Abhandlungen Bind wohl abgerundete, solid gebaute, sprachlich sorgf\u00e4ltig gefeilte \u201eMusteraufs\u00e4tze\u201c \u00fcber psychologische Gegenst\u00e4nde, kunstgerechte Zusammenfassungen und auch wohl Erweiterungen dessen, was im Unterrichte in dieser Beziehung behandelt oder ber\u00fchrt worden ist. Die Beispiele sind in erster Linie dem classischen Unterrichte, im Uebrigen auch dem Leben, nur selten den Ergebnissen der neueren psychologischen Forschung ent-","page":454},{"file":"p0455.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht\n455\nnommen und in den meisten F\u00e4llen gut gew\u00e4hlt Als minderwerthig ist uns nur die 8. 19 berichtete bekannte Geschichte von dem Hallucinations-Sperling erschienen, der wohl in das Gebiet der psychologischen Mythologie geh\u00f6ren d\u00fcrfte.\nIn welchem Umfange das Buch Leser finden wird, wagen wir nicht vorauszusagen; wir m\u00f6chten ihm deren recht viele w\u00fcnschen, schon in R\u00fccksicht auf den Verf., dem es gedankt werden mufs, dais er bestrebt ist, auch unter ung\u00fcnstigen Verh\u00e4ltnissen das Interesse an psychologischen Dingen wachzuhalten oder zu wecken. Wenn der Verf. aber in erster Linie den Lehrer- und Lehrerinnen-Seminaren einen Dienst leisten will, so glauben wir, dais seine Absicht nicht erreicht wird. In dieser Beziehung W\u00fclsten wir mit dem Buche nicht viel anzufangen. Mit dem psychologischen Unterrichte in den Lehrerbildungsanstalten steht es vielfach nicht gut, aber des LsucHTENBEROEB'schen B\u00fcchleins bed\u00fcrfen diese doch nicht mehr.\nWeit bessere Dienste leistet hier das recht gut \u00fcbersetzte Buch von 8ully. Vor den nicht allzu zahlreichen brauchbaren deutschen Werken \u00e4hnlicher Art hat es den nicht, zu untersch\u00e4tzenden Vorzug, dafs sein Verf. ein wohlbekannter Psycholog von Fach und zugleich P\u00e4dagog ist. So weit wir zu sehen verm\u00f6gen, steht es vollst\u00e4ndig auf der H\u00f6he der psychologischen Forschung. Die gesammte wichtigere englische, deutsche, franz\u00f6sische und italienische Literatur vom Buche bis zum Zeitschriftartikel ist in ihm unter p\u00e4dagogischen Gesichtspunkten verarbeitet. Ueber die Art der Verarbeitung h\u00e4tten wir freilich das eine und andere zu bemerken, doch geh\u00f6rt das mehr in eine p\u00e4dagogische als in eine rein psychologische Zeitschrift.\nHervorzuheben ist, dafs sich der Verf. zur P\u00e4dagogik Herbarts und seiner Schule mit Recht sehr freundlich stellt, dafs er aber, nach unserer Ansicht auch mit Recht, der HERBART\u2019schen Auffassung des Gef\u00fchls- und Willenslebens widerspricht und auch die Folgerungen, welche sich aus ihr f\u00fcr die Erziehung ergeben, nicht theilt (S. 440).\nAlles in Allem genommen ist das SuLLY\u2019sche Buch geeignet, den Unterricht in der p\u00e4dagogischen Psychologie auf ein h\u00f6heres Niveau zu heben, wenn auch die Anwendung psychologischer Wahrheiten auf die P\u00e4dagogik nicht so ins Einzelne geht, wie dies in geradezu grofsartiger Weise Ziller von seinem Standpunkte aus angestrebt hat.\nUfer (Altenburg).\nW. Jerusalem. Einleitung ln die Philosophie. Wien u. Leipzig, Braum\u00fcller, 1899. 189 S. 4ML\nVon dem vorliegenden Buche gilt dasselbe, was von den anderen Werken gleicher Bestimmung und gleichen oder \u00e4hnlichen Titels gilt, nur wegen seines hoffnungslos geringen Umfanges (189 Seiten kleinen Formates) in noch h\u00f6herem Maafse. Bei der aufserordentlich knappen, schlagwortartigen Fassung des Inhaltes wird im gr\u00f6\u00dften Theil des Buches nur derjenige das Gesagte wirklich verstehen und erfassen k\u00f6nnen, der ohnedies schon weifs, um was es sich handelt. Der Anf\u00e4nger dagegen, f\u00fcr den das Buch eigentlich bestimmt iBt, wird daraus h\u00f6chstens den sehr zweifelhaften","page":455}],"identifier":"lit31369","issued":"1900","language":"de","pages":"454-455","startpages":"454","title":"Leuchtenberger: Hauptbegriffe der Psychologie. Ein Lesebuch f\u00fcr h\u00f6here Schulen und zur Selbstbelehrung. Berlin, Heyfelder, 1899. 163 S. / James Sully: Handbuch der Psychologie f\u00fcr Lehrer. Nach der 4. Auflage des Originals \u00fcbersetzt von Stimpfl. Leipzig, E. Wunderlich, 1898. 447 S.","type":"Journal Article","volume":"22"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:24:58.368252+00:00"}