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{"created":"2022-01-31T12:48:18.133860+00:00","id":"lit31370","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Witasek","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 22: 455-456","fulltext":[{"file":"p0455.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht\n455\nnommen und in den meisten F\u00e4llen gut gew\u00e4hlt Als minderwerthig ist uns nur die 8. 19 berichtete bekannte Geschichte von dem Hallucinations-Sperling erschienen, der wohl in das Gebiet der psychologischen Mythologie geh\u00f6ren d\u00fcrfte.\nIn welchem Umfange das Buch Leser finden wird, wagen wir nicht vorauszusagen; wir m\u00f6chten ihm deren recht viele w\u00fcnschen, schon in R\u00fccksicht auf den Verf., dem es gedankt werden mufs, dais er bestrebt ist, auch unter ung\u00fcnstigen Verh\u00e4ltnissen das Interesse an psychologischen Dingen wachzuhalten oder zu wecken. Wenn der Verf. aber in erster Linie den Lehrer- und Lehrerinnen-Seminaren einen Dienst leisten will, so glauben wir, dais seine Absicht nicht erreicht wird. In dieser Beziehung W\u00fclsten wir mit dem Buche nicht viel anzufangen. Mit dem psychologischen Unterrichte in den Lehrerbildungsanstalten steht es vielfach nicht gut, aber des LsucHTENBEROEB'schen B\u00fcchleins bed\u00fcrfen diese doch nicht mehr.\nWeit bessere Dienste leistet hier das recht gut \u00fcbersetzte Buch von 8ully. Vor den nicht allzu zahlreichen brauchbaren deutschen Werken \u00e4hnlicher Art hat es den nicht, zu untersch\u00e4tzenden Vorzug, dafs sein Verf. ein wohlbekannter Psycholog von Fach und zugleich P\u00e4dagog ist. So weit wir zu sehen verm\u00f6gen, steht es vollst\u00e4ndig auf der H\u00f6he der psychologischen Forschung. Die gesammte wichtigere englische, deutsche, franz\u00f6sische und italienische Literatur vom Buche bis zum Zeitschriftartikel ist in ihm unter p\u00e4dagogischen Gesichtspunkten verarbeitet. Ueber die Art der Verarbeitung h\u00e4tten wir freilich das eine und andere zu bemerken, doch geh\u00f6rt das mehr in eine p\u00e4dagogische als in eine rein psychologische Zeitschrift.\nHervorzuheben ist, dafs sich der Verf. zur P\u00e4dagogik Herbarts und seiner Schule mit Recht sehr freundlich stellt, dafs er aber, nach unserer Ansicht auch mit Recht, der HERBART\u2019schen Auffassung des Gef\u00fchls- und Willenslebens widerspricht und auch die Folgerungen, welche sich aus ihr f\u00fcr die Erziehung ergeben, nicht theilt (S. 440).\nAlles in Allem genommen ist das SuLLY\u2019sche Buch geeignet, den Unterricht in der p\u00e4dagogischen Psychologie auf ein h\u00f6heres Niveau zu heben, wenn auch die Anwendung psychologischer Wahrheiten auf die P\u00e4dagogik nicht so ins Einzelne geht, wie dies in geradezu grofsartiger Weise Ziller von seinem Standpunkte aus angestrebt hat.\nUfer (Altenburg).\nW. Jerusalem. Einleitung ln die Philosophie. Wien u. Leipzig, Braum\u00fcller, 1899. 189 S. 4ML\nVon dem vorliegenden Buche gilt dasselbe, was von den anderen Werken gleicher Bestimmung und gleichen oder \u00e4hnlichen Titels gilt, nur wegen seines hoffnungslos geringen Umfanges (189 Seiten kleinen Formates) in noch h\u00f6herem Maafse. Bei der aufserordentlich knappen, schlagwortartigen Fassung des Inhaltes wird im gr\u00f6\u00dften Theil des Buches nur derjenige das Gesagte wirklich verstehen und erfassen k\u00f6nnen, der ohnedies schon weifs, um was es sich handelt. Der Anf\u00e4nger dagegen, f\u00fcr den das Buch eigentlich bestimmt iBt, wird daraus h\u00f6chstens den sehr zweifelhaften","page":455},{"file":"p0456.txt","language":"de","ocr_de":"456\nLiteraturbericht.\nGewinn einiger todter Schlagw\u00f6rter und k\u00f6rperloser Phrasen sch\u00f6pfen und gerade im Wichtigsten und Werth vollsten, n\u00e4mlich in Verst\u00e4ndnifs und selbst\u00e4ndiger Kritik, eher gesch\u00e4digt als gef\u00f6rdert werden. Ein Buch wie das vorliegende sollte nicht dem Anf\u00e4nger in die Hand gegeben, sondern im Gegentheil, wenn er in seinen Studien bis zu einem gewissen Abschluss gelangt ist, vielmehr von ihm abverlangt werden. Ich meine n\u00e4mlich, die beste Einf\u00fchrung in die Philosophie ist die directe und selbst\u00e4ndige Besch\u00e4ftigung mit den Problemen selbst, und nicht die Kenntnisnahme von kurzen Mittheilungen \u00fcber die Bearbeitung, die diese Probleme von anderen erfahren haben. Und wenn sich der Philosophiebeflissene in dieser Weise auf verschiedenen Gebieten umgesehen und umgethan hat, dann wird er sich ein solches B\u00fcchlein selbst zusammenBchreiben k\u00f6nnen, was ihm, wenn es auch nat\u00fcrlich nur Sch\u00fclerarbeit w\u00e4re, an Verst\u00e4ndnifs und Urtheil ganz unverh\u00e4ltnifsm\u00e4lsig mehr Nutzen bringen w\u00fcrde, als das Studium eines fertigen, wie immer trefflichen Buches. Der Weg ist nat\u00fcrlich l\u00e4nger und m\u00fchevoller; aber er f\u00fchrt zu einem Ziele, und die Philosophie wie alle Wissenschaft ist eben eine nicht ganz leichte Sache.\nVon dem kleinen Theile des Buches (17 S.), der diese Zeitschrift angeht, ist weiter nichts besonderes zu sagen. Es sind f\u00fcnf Paragraphe, betitelt: Gegenstand und Aufgabe der Psychologie, Methoden und Bichtungen der Psychologie, Psychologie und Physiologie, Psychologie und Philosophie, und schliefslich Grammatik, Logik und Psychologie. An ihrem Inhalte wird kein Fachmann etwas wesentliches auszusetzen haben. Hervorgehoben werden mag, dafs auch dieses Buch die Psychologie als Grundwissenschaft der Philosophie hinstellt.\tWitasek (Graz).\nRam\u00f6n y Cajal. Stadien Aber die Hirnrinde des Keuchen. Aus dem Spanischen \u00fcbersetzt von Dr. J. Bhesler. I. Heft: Die Sehlinde. Mit 24 Abbildungen. Leipzig, Johann Ambrosius Barth, 1900. 77 S.\nUeber den Kreis der Neurologen und Psychiater hinaus interessiren sich weitere Kreise f\u00fcr die L\u00f6sung des Problems, ob und inwieweit die Gleichartigkeit und Verschiedenheit der seelischen Functionen sich an der Structur der Nervensubstanz kundgiebt.\nZu dem Zweck hat Cajal die gesammte Hirnrinde nach den verschiedensten Methoden (Golgi, Nissl, Weigert-Pal, Ehrlich, Cox) methodisch durchforscht und zwar beim Menschen und solchen S\u00e4ugethieren, deren Gehirn durch das Vorhandensein von Windungen eine Localisation erm\u00f6glichen. Wir werden es Bresler Dank wissen, dafe er das Ergebnifs der Untersuchungen des bekannten spanischen Gelehrten unserem Verst\u00e4ndnifs durch seine gute Uebersetzung n\u00e4her gebracht hat.\nBisher ist von den in Aussicht genommenen 4\u20145 Aufs\u00e4tzen nur der erste erschienen, der sich mit der Sehrinde besch\u00e4ftigt; nebenbei gesagt hat diesen Cajal als Ehrengast bei Gelegenheit der Jubelfeier der Clark University in Nordamerika theilweise vorgetragen.\nNach einer kurzen Uebersicht \u00fcber die bisher von den verschiedenen Autoren angegebene Eintheilung der Sehrinde, der inneren Fl\u00e4ehe des Occipitallappens, giebt C. seine eigenen Anschauungen wieder. Er unter-","page":456}],"identifier":"lit31370","issued":"1900","language":"de","pages":"455-456","startpages":"455","title":"W. Jerusalem: Einleitung in die Philosophie. Wien u. Leipzig, Braum\u00fcller, 1899. 189 S.","type":"Journal Article","volume":"22"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:48:18.133870+00:00"}