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{"created":"2022-01-31T16:23:41.092842+00:00","id":"lit31373","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schultze, Ernst","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 22: 458-459","fulltext":[{"file":"p0458.txt","language":"de","ocr_de":"458\nLiter aturberieh t.\nauffallend zur\u00fcck; es ist dies darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren, dafs die Gestaltung der Hirnoberfl\u00e4che noch l\u00e4ngere Zeit hindurch Ver\u00e4nderungen unterworfen ist. Die urspr\u00fcnglich eingesunkenen und eingeschnittenen Windungss\u00e4ge erheben sich mehr und mehr und lassen so die Confluxe schwinden.\nIn dem zweiten Theile der Arbeit, der sich mehr allgemein mit dem Studium der Groishirnoberfl\u00e4che besch\u00e4ftigt, betont P., dafs die bisherigen Versuche, einen einzigen Typus als Norm f\u00fcr die Oberfl\u00e4chenformation den Gehirns anfzusteilen, zu keinem befriedigenden Resultate gef\u00fchrt haben.\nDer Fehler liegt darin, dafs die Annahme durchaus unberechtigt ist, die Oberfl\u00e4chen aller normalen Menschenhirne seien nach einem Grundplane modellirt.\nMan mufs vielmehr mit der Himfurchung auch die dimension\u00e4ren Verh\u00e4ltnisse der Grofshirnlappen ber\u00fccksichtigen. F\u00fcr diese letzteren besteht ebenso wenig ein Schema wie f\u00fcr die Furchen. Nur ein gemeinsames Studium von Oberfl\u00e4chenfurchung und relativen wie absoluten Gr\u00f6fsenverh\u00e4ltnissen der Hirnlappen kann uns aufkl\u00e4ren. Denn die Wachsthumsvorg\u00e4nge der Hirnmassen sind die Hauptursachen der Hirnfurchung, sie beeinflussen einander, wie P. an der Vergleichung dreier, recht verschieden gestalteter Gehirne nachweist. Weitere Untersuchungen werden dar\u00fcber entscheiden k\u00f6nnen, ob es gelingen wird, aus gewissen Eigenarten der Furchenbildung einen R\u00fcckschlufs auf Gr\u00f6fse und Form der Hirnlappen zu machen.\nIndes darf man weiterhin nicht aufser Acht lassen, dafs f\u00fcr die Himfurchung eines bestimmten Rindengebietes nicht nur das Verhalten der darunter gelegenen Markmassen allein maafsgebend ist, sondern auch\u00bb wenngleich weniger ausschlaggebend, das der benachbarten Partieen. Bei dem Occipitallappen, welcher f\u00fcr sich keine physiologische oder morpho-logisehe Dignit\u00e4t besitzt, sondern vielmehr eine ziemlich willk\u00fcrliche Abscheidung einer Hirnregion darstellt, kommen auch das parietale und temporale Mark in Betracht, welche ohne scharfe Grenze in das occipitale Mark \u00fcbergehen. Studien von Grenzf\u00e4llen, bei denen der oder die Lappen extrem stark oder schwach ausgebildet sind, werden uns weiteren Auf-schlufs geben und zu einer befriedigenderen Deutung der Furchungsverh\u00e4ltnisse f\u00fchren, als die Beobachtung der zahlreichen Mittelf\u00e4lle. Dieses beweist P. an der Hand einer Vergleichung verschiedener passender Objecte. Schliefslich hebt P. hervor, dafs die von ihm bei seinen Studien verwertheten extremen Hirntypen nur extreme Individualit\u00e4tserscheinungen sind; denn die ausgepr\u00e4gten Variet\u00e4ten der Hirnlappen, die dabei beobachtet wurden, k\u00f6nnen weder auf pathologische St\u00f6rungen noch auf Alters-, Geschlechts- oder Racenunterschiede zur\u00fcckgef\u00fchrt werden.\nVerschiedene Abbildungen und ein ausf\u00fchrliches, \u00fcber 100 Nummern umfassendes Literaturverzeichnifs sind der Arbeit beigegeben, die von einem grofsen Fleifse zeugt.\tErnst Schtjltze (Andernach).\nBach. Wo haben wir bei Tabes und Paralyse den Sits der xnr reflectorischen Pnpillenstarre f\u00fchrenden St\u00f6rung xn suchen? Centralblatt f. Nervenheilkunde u. Psychiatrie (119), 631\u2014637. 1899.\n4 Verf. ist entgegen Bernhrimer auf Grund seiner experimentellen Untersuchungen geneigt, anzunehmen, dafs eine directe Verbindung der","page":458},{"file":"p0459.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n459\nzum Vierh\u00fbgel hinziehenden Sehnervenfasern mit dem Oculomotorinskern nicht besteht. Klinische Erfahrungen sprechen ebenfalls mehr far eine indirecte Verbindung; Verf. bringt noch weiteres klinisches und anatomisches Beweismaterial herbei. Dieses spricht gegen die vielverbreitete Annahme, dafs die zu der reflectorischen Fupillenstarre f\u00fchrende St\u00f6rung in der Netzhaut oder in dem Sehnerven ihren Sitz hat; es beweist vielmehr die Richtigkeit des von B. schon fr\u00fcher erhobenen Befundes, dafs das Reflexcentrum der Pupille nicht im Hirn liegen kann. B. ist mit G. Wolff der Ansicht, dafs der prim\u00e4re Sitz der St\u00f6rung, die uns berechtigt, ein R\u00fcckenmarksleiden zu diagnosticiren, f\u00fcr gew\u00f6hnlich ins R\u00fcckenmark (Cervicalmark) zu verlegen sei.\tErnst Schultze (Andernach).\nE. Buch. Ueber die \u201eYerschmelznng\u201c von Empfindungen, besonders bei Klang-elndrttcken. Philos. Studien 15 (1 u. 2), 1\u201466 u. 183\u2014278. 1899.\nDie Ergebnisse, zu denen Buch in dieser Untersuchung gelangt, stimmen in allem Wesentlichen so genau \u00fcberein mit den Ergebnissen meiner eigenen Untersuchungen zu dem gleichen Problem (siehe diese Zeitschrift 17, 401; 18, 274 ; 20, 13), dafs ich das dort Gesagte wiederholen w\u00fcrde, wollte ich \u00fcber Buch\u2019s Arbeit eingehender berichten. Dies ist um so bemerkenswerther, als unsere beiderseitigen Untersuchungen ganz unabh\u00e4ngig von einander angestellt wurden. Ich will im Folgenden nur eine kurze Uebersicht \u00fcber Buch\u2019s Arbeit geben und einige Punkte erw\u00e4hnen, in denen ich ihm nicht zustimmen kann.\nB\u00fcch bespricht zun\u00e4chst die Lehren von Stumpf, Cornelius, K\u00fclpe und W\u00fcndt \u00fcber \u201eVerschmelzung\u201c und setzt dann seine eigenen Ansichten auseinander. Er will (S. 41) \u201evon Verschmelzung sprechen, wenn mehrere Reize nicht eine Mehrheit von Vorstellungen ergeben, die jede f\u00fcr sich klar und deutlich aufgefafst werden, w\u00e4hrend jedoch der Ausfall eines einzelnen dieser Reize sofort eine Aenderung in der Vorstellung herbeif\u00fchrt\u201c. Buch betont ganz ebenso wie ich, dafs das Urtheil \u201e1 Ton\u201c oder \u201e2 T\u00f6ne\u201c auf zwei ganz verschiedene Arten zu Stande kommen kann: \u201edurch Analyse\u201c oder \u201enach dem Gesammteindruck\u201c. Er betont ebenso, dafs es ganz unwahrscheinlich sei, dafs die Versuchspersonen St\u00fcmpf\u2019s (die \u201eUnmusikalischen\u201c) ihre Urtheile in der Regel auf Grund einer Analyse gef\u00e4llt haben. In Einem Punkte seiner Kritik von Stumpf\u2019s Versuchen kann ich Buch freilich nicht zustimmen, wenn er n\u00e4mlich sagt, es erscheine \u201e\u2014 um den mildesten Ausdruck zu gebrauchen \u2014 etwas sonderbar, Versuche wie die vorliegenden in einer Domkirche und mit einer grofsen Kirchenorgel anzustellen!\u201c Stumpf wird doch wohl nicht aus besonderer Vorliebe seine Versuche so angestellt haben; sondern einfach, weil ihm eine andere Orgel an einem anderen Orte nicht zur Verf\u00fcgung stand. Dafs Stumpf irgendwo tind irgendwann behauptet h\u00e4tte, musik-psychologische Untersuchungen m\u00fcfsten stets \u201ein einer Domkirche und mit einer grofsen Kirchenorgel\u201c angestellt werden, ist mir nicht bekannt. Aufserdem ist mir unverst\u00e4ndlich, welchen Schaden es den Versuchen zuf\u00fcgen soll, wenn die Orgel anfser den zu den Versuchen benutzten Registern noch 50 oder 100 unbenutzte enth\u00e4lt.","page":459}],"identifier":"lit31373","issued":"1900","language":"de","pages":"458-459","startpages":"458","title":"Bach: Wo haben wir bei Tabes und Paralyse den Sitz der zur reflectorischen Pupillenstarre f\u00fchrenden St\u00f6rung zu suchen? Centralblatt f. Nervenheilkunde u. Psychiatrie (119), 631-637. 1899","type":"Journal Article","volume":"22"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:23:41.092848+00:00"}