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{"created":"2022-01-31T16:24:57.936808+00:00","id":"lit31387","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Groos, Karl","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 11: 67-68","fulltext":[{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n67\nT\u00e4uschung in der That gr\u00f6fser sein kann f\u00fcr das monokulare Sehen.\u201c In der That: sein kann. \u2014 Auch die weiteren quantitativen Bestimmungen enthalten nichts, was der Theorie eine wesentliche St\u00fctze gew\u00e4hren k\u00f6nnte. Die naheliegende und f\u00fcr die Theorie h\u00f6chst bedeutsame Drage nach der Abh\u00e4ngigkeit der T\u00e4uschung von der Neigung der Querstriche wird keiner experimentellen Pr\u00fcfung unterzogen. Dagegen wird der Einflufs verschiedener Drehungen der Figur ausf\u00fchrlich untersucht, und gefunden, dafs die T\u00e4uschung durch Drehung verst\u00e4rkt oder herabgesetzt wird, je nachdem die Drehungsachse sich zu den L\u00e4ngsstreifen parallel oder senkrecht verh\u00e4lt. \u2014 Aus dem erw\u00e4hnten Prinzip erkl\u00e4rt der Verfasser auch die HERiNGSche und die PoGGENDOREsche T\u00e4uschung. In betreff der letzteren wird gefunden, dafs die T\u00e4uschung mit dem Abstand der Parallelen w\u00e4chst, bei gleichen Querstreifen gr\u00f6fser ist, als bei ungleichen, und bedeutend kleiner wird, wenn die Dichtung der Querstreifen derjenigen der Verbindungslinie zwischen den Augen parallel ist. \u2014 Mit B\u00fccksicht auf die geringe Zahl der Beobachter und die bedeutenden pers\u00f6nlichen Differenzen glaubt Beferent, dafs die gewonnenen Zahlen nur provisorischen Wert beanspruchen k\u00f6nnen.\nHeymans (Groningen).\nM. J. Monrad. \u00dcber den psychologischen Ursprung der Poesie und Kunst. Arch. f. systemat. Philos. I. Bd. Heft 3. S. 347\u2014362. 1895.\nEin nicht uninteressanter Versuch, die empiristische \u00c4sthetik des Aristoteles mit der spekulativen Hegels zu vereinigen. \u2014 F\u00fcr die k\u00fcnstlerische Produktion stellt Aristoteles zwei Grundprinzipien auf : das Prinzip der Nachahmung und das Prinzip der rhythmisch-harmonischen Behandlung des Dargestellten. Monrad geht haupts\u00e4chlich von der Nachahmung aus und sucht von da zu dem HEGELSchen \u201eDurchscheinen der Idee\u201c zu gelangen, wobei er sich nicht ohne Gl\u00fcck auch ein wenig der Methode Hegels bedient. Er l\u00e4fst n\u00e4mlich das noch tierische, nicht von inneren Bildern begleitete Nachahmen in ein blofs innerliches Nachahmen Umschlagen (wodurch der objektive Eindruck subjektiv beeinflufst, der \u201eIdee\u201c angen\u00e4hert, rationalisiert wird), und erst diese innere Nachahmung f\u00fchrt dann, indemsie sich wieder \u00e4ufserlich objektiviert, zum eigentlichen Kunstwerk. Je \u00f6fter auf solche Weise Kunstwerke entstehen, desto mehr werden sie sich durch Wechselwirkung von allem blofs Individuellen befreien, desto [mehr werden sie sich zum vollkommenen Ausdruck der \u201eIdee\u201c und damit zur h\u00f6chsten Sch\u00f6nheit ausgestalten. \u2014 Auch der Bhythmus und die Harmonie (das zweite Prinzip des Aristoteles) sind der nat\u00fcrliche Ausdruck der sich frei entfaltenden Idee. \u2014 Das \u00e4sthetische Geniefsen endlich beruht auf der Freude am Wiedererkennen (Aristoteles), wobei der neue Eindruck mit dem Erinnerungsbild entsprechender fr\u00fcherer Eindr\u00fccke verschmilzt, ein Prozefs, durch den abermals das blofs Individuelle in den Hintergrund gedr\u00e4ngt, das Durchscheinen der Idee (Hegel) beg\u00fcnstigt wird.\nObwohl Monrads abstrakter Idealismus und seine Negierung des individuellen Gehaltes den modernen Vertretern der \u00c4sthetik wenig\n5*","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"68\nLitteraturbericht.\nsympathisch sein werden, enth\u00e4lt seine Arbeit doch sicher viel Treffendes und Beachtenswertes. Am wertvollsten erscheint mir seine Behandlung der inneren Nachahmung; dafs die innere Nachahmung das sinnlich Gegebene unwillk\u00fcrlich dem Begrifflichen, Typischen ann\u00e4hert, habe auch ich in meinen \u00e4sthetischen Arbeiten hervorgehoben, ohne jedoch dabei eine negierende Stellung gegen das Individuelle einzunehmen. Monrad \u00fcbersieht aber auf Grund des HEGELSchen Rationalismus, dafs diese Ann\u00e4herung an das Typische nur eine unter den Leistungen der inneren Nachahmung ist, ja dafs ihre wesentlichsten Leistungen nichu logischer, sondern emotioneller Natur sind. Um dies v\u00f6llig zu erkennen, mufs man freilich einen wichtigen Begriff mit in Betracht ziehen, der bei Monrad fehlt, n\u00e4mlich den Zentralbegriff der ganzen \u00c4sthetik : den Begriff des Spiels.\tKarl Groos (Giessen).\nW. Jerusalem. Die Urteilsfunktion. Eine psychologische und erkenntniskritische Untersuchung\u00bb Wien und Leipzig. W. Braum\u00fcller. 1895. 269 S.\nIm ersten Abschnitt beleuchtet Verfasser die Bedeutung des Urteilsproblems. Er hebt namentlich und mit gutem Recht gegen Mill und Andere hervor, dafs die Frage, was wir thun, wenn wir urteilen, keine metaphysische, sondern zun\u00e4chst wenigstens eine psychologische Frage ist. Ebenso will er logische und erkenntnis-kritische Fragen zun\u00e4chst aus-schliefsen. Er will allerdings auch pr\u00fcfen, was wir thun, und wie wir dazu kommen, ein Urteil f\u00fcr wahr oder falsch zu halten, jedoch nicht entscheiden, welche Urteile objektiv wahr sind. Seinen allgemeinen psychologischen Standpunkt pr\u00e4zisiert J\u00bb, wie folgt: \u201eDas psychische Geschehen ist seinem Wesen nach substratlos und nur empirisch zusammen mit physischem, also an ein Substrat gebundenem Geschehen gegeben\u201c. Leider kn\u00fcpft er hieran die weitere Annahme \u201eunbewufster psychischer Vorg\u00e4nge.\u201c Die kurze Argumentation S. 11 ist ganz unzureichend. Warum soll physiologischen Dispositionen, den Bi s des Referenten, eine unbewufste psychologische Disposition entsprechen? Weil die L\u00fccke unbegreiflich ist, sagt J. Dem Referenten scheint diese Unbegreiflichkeit nur zu bestehen, solange man eben von der Voraussetzung eines durchg\u00e4ngigen psychologischen Parallelismus ausgeht. Diese Voraussetzung ist ja aber gerade das erst zu Beweisende.\nDer zweite Abschnitt giebt eine historisch-kritische \u00dcbersicht der wichtigsten bisher aufgetretenen Untersuchungen \u00fcber das Urteilsproblem. Etwas ausf\u00fchrlicher werden die Anschauungen von Plato, Aristoteles, Occam, Descartes, Spinoza, Kant, Brentano, Sigwart und Wundt besprochen.\nDer dritte Abschnitt behandelt den Ursprung und die Elemente der Urteilsfunktion. Zun\u00e4chst lehnt Verfasser ab, dafs das Urteil eine Assoziation sei; denn in dem Urteil: \u201eder Baum bl\u00fcht\u201c trete ja zu der Vorstellung des bl\u00fchenden Baumes kein neues Vorstellungselement hinzu. Hierauf ist zu erwidern, dafs das Urteil: \u201eder Baum bl\u00fcht\u201c bald ein analysierendes im Sinne Wundts, bald ein zusammensetzendes im Sinne Sigwarts ist. Im ersteren Falle handelt es sich, wenn wir das","page":68}],"identifier":"lit31387","issued":"1896","language":"de","pages":"67-68","startpages":"67","title":"M. J. Monrad: \u00dcber den psychologischen Ursprung der Poesie und Kunst. Arch. f. systemat. Philos. I. Bd. Heft 3. S. 347-362. 1895","type":"Journal Article","volume":"11"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:24:57.936813+00:00"}