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{"created":"2022-01-31T16:23:56.450537+00:00","id":"lit31393","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Cattell, McKeen J.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 23: 108-109","fulltext":[{"file":"p0108.txt","language":"de","ocr_de":"Die Wahrnehmung gehobener Gewichte.\nVon\nJ. McKeen Cattell.\nIn einer 1892 ver\u00f6ffentlichten Abhandlung1, besprachen Professor Fullerton und ich eine von Professor G. E. M\u00fcller und Dr. Schumann aufgestellte Hypothese, derzufolge das Gewicht eines gehobenen Gegenstandes haupts\u00e4chlich nach der Bewegungs-geschwindigkeit beurtheilt wird, und das WEBER\u2019sche Gesetz durch diesen Umstand seine Erkl\u00e4rung findet.\nIn einer k\u00fcrzlich ver\u00f6ffentlichten Abhandlung2 verwenden Fr\u00e4ulein Martin und Professor M\u00fcller acht klein gedruckte Seiten darauf, unsere Kritik zu beantworten. Die Verfasser versuchen nachzuweisen, dafs die M\u00fcLLER-ScHUMANN\u2019sehe Hypothese nicht vollst\u00e4ndig von uns wiedergegeben sei und dafs die von uns gemachten Versuche anderer Art als ihre eigenen seien. Ich gebe beide Behauptungen gern zu. Wir verwandten nur siebzehn Zeilen auf diesen Gegenstand; unsere Versuche wurden vor der Ver\u00f6ffentlichung des M\u00fcller-SchumANN\u2019schen Aufsatzes begonnen und ohne besondere R\u00fccksichtnahme auf denselben vollendet.\nHering 3 machte zuerst darauf aufmerksam, dafs bei der Wahrnehmung von gehobenen Gewichten die Bewegungsgeschwindigkeit eine wichtige Rolle spielt, und Professor Fullerton und ich sagen ausdr\u00fccklich, dafs die Wahrnehmung gehobener Gewichte von der Kraft, der L\u00e4nge und der Dauer der Bewegung abh\u00e4nge. Unser Aufsatz besch\u00e4ftigt sich in der That haupts\u00e4chlich mit dem Studium dieser Factoren. Die Ver-\n1\tOn the Perception of Small Differences, with Special Reference to the Extent. Force and Time of Movement. Philadelphia University of Pennsylvania Press.\n2\tZur Analyse der Unterschiedsempfindlichkeit. Leipzig, Barth, 1899.\n* S. Fechner. In Sachen der Psychophysik. Leipzig 1897. S. 49-50.","page":108},{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":"Die Wahrnehmung gehobener Gewichte.\n109\nsuche zeigen, dafs die Kraft der Bewegung genauer beurtheilt wird als ihre Dauer, und dafs ein Variieren der Dauer die Be-urtheilung der Kraft nur wenig beeinflufst. Die Geschwindigkeit der Bewegung ist daher nicht der einzige oder haupts\u00e4chliche Factor in der Wahrnehmung gehobener Gewichte. Professor Muller\u2019s Behauptung, dafs afferente Empfindungen von Kraft und Anspannung nichts mit der Sache zu thun haben, scheint mir unhaltbar. Wir erkennen die Bewegungsgeschwindigkeit nur durch die von der Haut, den Muskeln, Sehnen und Gelenken kommenden Empfindungen, und diese wechseln in ihrer Intensit\u00e4t und ihrem Charakter mit dem gehobenen Gewicht. Wir beurtheilen Gewichte sehr gut auch wenn keine wahrnehmbaren Bewegungen gemacht werden und wenn Bewegungsgeschwindigkeit unm\u00f6glich irgend eine Rolle spielen kann. Druckempfindungen gehorchen dem WEBER\u2019schen Gesetze ungef\u00e4hr ebenso genau wie Empfindungen des Muskelsinnes, und die M\u00fcller-ScHUMANN\u2019sche Hypothese ist daher \u00fcberfl\u00fcssig.\nZum Schl\u00fcsse m\u00f6chte ich mich noch gegen den in Professor M\u00fcller\u2019s Polemik angeschlagenen Ton verwahren, besonders wie derselbe gegen Professor Wundt gerichtet ist. Mangel an H\u00f6flichkeit und an gerechter W\u00fcrdigung der Arbeit Anderer verst\u00e4rkt keine Beweise und tr\u00e4gt nicht zur F\u00f6rderung der Wahrheit bei.","page":109}],"identifier":"lit31393","issued":"1900","language":"de","pages":"108-109","startpages":"108","title":"Die Wahrnehmung gehobener Gewichte","type":"Journal Article","volume":"23"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:23:56.450542+00:00"}