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{"created":"2022-01-31T16:29:06.689342+00:00","id":"lit31401","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Steffens, Laura","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 23: 241-308","fulltext":[{"file":"p0241.txt","language":"de","ocr_de":"(Aus dem Psychologischen Institut in G\u00f6ttingen.)\nlieber die motorische Einstellung.\nExperimentelle Beitr\u00e4ge.\nVon\nLaura Steffens.\n(Mit 1 Fig.)\nEinleitung.\nAuf die motorische Einstellung haben bekanntlich M\u00fcller und Schumann in ihrer Abhandlung \u201eUeber die psychologischen Grundlagen der Vergleichung gehobener Gewichte\u201c (Pfl\u00fcger\u2019s Arch. f. d. ges. Physiol. 45, S. 37 ft., 1889) die Aufmerksamkeit gelenkt Sie stellten Versuche yon z. B. folgender Art an. Die Versuchsperson hatte ein leichtes Gewicht von z. B. 676 Gramm und unmittelbar darauf ein schweres Gewicht von z.B. 2476 Gramm bis zu gleicher H\u00f6he und mit gleicher Geschwindigkeit zu heben. Nachdem sie eine gr\u00f6fsere Anzahl derartiger Doppelhebungen, die s\u00e4mmtlich durch ein kurzes Zeitintervall von einander getrennt waren, ausgef\u00fchrt hatte, wurde an die Stelle des Gewichtes von 2476 Gramm ein solches von 876 Gramm gesetzt Wurde nun dieses nach dem Gewichte von 676 Gramm gehoben, so erschien es deutlich kleiner als das Gewicht von 676 Gramm, obwohl unter gew\u00f6hnlichen Umst\u00e4nden ein Gewicht von 876 Gramm stets gr\u00f6fser erschien als ein solches von 676 Gramm. Da nun das Gewicht von 876 Gramm bei seinem Gehobenwerden mit auffallender Schnelligkeit emporstieg, so schlossen sie, dafs durch die vorausgeschiekten Versuche mit Hebung eines leichten und eines schweren Gewichtes eine Ein\u00fcbung bewirkt worden sei, in Folge deren das zweite Gewicht bei dem nachfolgenden Versuche, wo es nicht mehr von dem fr\u00fcheren hohen Betrage war, dennoch mit ungef\u00e4hr demselben starken Impulse gehoben wurde, niit welchen es bei den vorausgeschickten Versuchen (Einstellungsversuchen) gehoben worden war. Hierbei sei das zweite\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 23.\t16","page":241},{"file":"p0242.txt","language":"de","ocr_de":"242\nLaura Steffens.\nGewicht kleiner erschienen als das erste, weil wir geneigt seien, ein Gewicht, welches bei seinem Gehobenwerden schneller emporsteigt als ein anderes, f\u00fcr das kleinere Gewicht zu halten.\nVersuchsresultate dieser Art sowie gewisse Erfahrungen der Physiologie, Pathologie und des gew\u00f6hnlichen Lebens f\u00fchrten M\u00fcller und Sch\u00fcmann zu ihrer Lehre von der motorischen Einstellung. Sie stellten den Satz auf, dafs durch oft wiederholte oder ununterbrochene Ausf\u00fchrung einer bestimmten Bewegung oder Bewegungsfolge in gewissen subcorticalen Centren eine Disposition oder Tendenz zur automatischen Hervorrufung dieser Bewegung oder Bewegungsfolge hergestellt werde. Diese Tendenz brauche sich nicht stets dadurch zu \u00e4ufsern, dafs das betreffende Centrum nach einmaliger Anregung die Th\u00e4tigkeit, auf welche es eingestellt sei, eine gewisse Zeit hindurch abspinne, ohne hierzu weiterer Anregungen, sei es von den Sinnesorganen, sei es von den Bewufstseinscentren (z. B. Centren der BewTegungsbilder) aus zu bed\u00fcrfen. Dies sei vielmehr mir bei den h\u00f6heren Graden der Einstellung der Fall Bei den geringeren Graden trete die Einstellung nur dadurch zu Tage, dafs die Erregungen, welche in einem eingestellten Centrum sei es von den Sinnen her, sei es von h\u00f6heren Centren aus angeregt w\u00fcrden, hinsichtlich ihrer Beschaffenheit, ihrer St\u00e4rke, ihres zeitlichen Verlaufes und dergleichen im Sinne der vorhandenen Einstellung modificirt w\u00fcrden. Letzteres sei z. B. bei den oben erw\u00e4hnten Gewichtsversuchen der Fall.\nResultate, welche die Wirksamkeit der motorischen Einstellung zeigen, haben sich seit der Ver\u00f6ffentlichung von M\u00fcller und Sch\u00fcmann bei gewissen Versuchen von Binet, Delabarre und G. Stein ergeben.1\nVon besonderer Wichtigkeit sind die Resultate gewisser an-gestellter thierphysiologischer Versuche, insofern sie in eclatanter Weise auch die Annahme best\u00e4tigen, dafs die motorische Einstellung innerhalb gewisser subcorticaler Centren stattfinde.\nDie hierher geh\u00f6rigen Beobachtungen von Steiner 2 wurden\n1 Bexet in der Rer. philos. 29, S. 143, 149 ff. \u2014 Dblababbb. Ueber Be-wegungsentpfindnngen. Inauguraldissert. Freibarg i. B. 1890. S. 109. \u2014 Gkbtrcdk Stein. Cultivated Motor Automatism. The Psychol. Review 5, S. 294. 1898.\n* Steiner. Die Functionen des Centralnervensystems. 2. Abth., S. 85ff. Braunschweig 1888.","page":242},{"file":"p0243.txt","language":"de","ocr_de":"Ueher die motorische Einstellung.\n243\nan Haifischen angestellt Wurde einem Haifische die Mittelhirnbasis einseitig abgetragen, so f\u00fchrte er alsdann kreisf\u00f6rmige, nach der unverletzten Seite hin gerichtete Schwimmbewegungen aus. Wurde dagegen ein Haifisch v\u00f6llig gek\u00f6pft, so f\u00fchrte er vollkommen normale Locomotionen aus. Liefs aber Steiner nach einseitiger Abtragung der Mittelhirnbasis einen Haifisch zun\u00e4chst l\u00e4ngere Zeit hindurch die erw\u00e4hnten kreisf\u00f6rmigen Schwimmbewegungen ausf\u00fchren und schnitt er ihm dann den Kopf ab, so wiederholte der gek\u00f6pfte Fisch genau dieselben Kreisbewegungen, welche der kopftragende Fisch vorher beschrieben hatte. Es war also durch die vorherigen kreisf\u00f6rmigen Schwimmbewregungen in gewissen Centren des R\u00fcckenmarkes eine motorische Einstellung im Sinne einer Bewirkung derartiger kreisf\u00f6rmiger Bewegungen hergestellt worden.\nEntsprechende Resultate an K\u00e4fern hat schon vor Steiner D\u00fcbois1 erhalten. Weitere Best\u00e4tigungen der Resultate von Steiner haben die gleichfalls an Haifischen angestellten Versuche von A. Bethe (Pfl\u00fcger\u2019s Arch. 76, S. 470 ff.), sowie nach Mittheilung von Bethe auch gewisse Versuche, die Goltz am Hundehirn anstellte, ergeben.\nAehnliehe Versuche sind von Mott und Sch\u00e4fer am Affen-him angestellt worden.2 Dieselben berichten nach Mittheilung von A. Pick (Archiv f. Psychiatrie 23, S. 901, 1892) im Brain (1890, S. 172) Folgendes: \u201eIn many instances, we have found that after even a short period of bilateral faradization, which has produced the parallelism or slight convergence and fixation\nof the visual axes......unilateral excitation does not produce\nthe usual effect of conjugate deviation of the eyes to the opposite side, but is followed by exactly the same result as the preceding bilateral excitation, that is to say, it produces or continues the condition of visual fixation. It is in fact as if the lower centres had been set by the bilateral excitation in a particular groove or habit of action from which they do not immediately return to the indifferent condition.\u201c Wir sehen, dafs die beiden englischen Forscher auf Grund ihrer physiologischen Versuche am Affenhim zu ganz denselben Anschauungen (von der Herstellung\n1 Vgl. Steine\u00bb, a. a. 0., 3. Abth., S. 108 ff.\n* Prof. M\u00fclle\u00bb, dem ich obige Literaturangaben verdanke, wird auf die hier berichteten Thatsachen demn\u00e4chst selbst zu sprechen kommen.\n16* *","page":243},{"file":"p0244.txt","language":"de","ocr_de":"244\nLaura Steffens.\neiner motorischen Einstellung in gewissen subcorticalen Centren) gelangt sind, zu denen M\u00fclleb und Schumann an der Hand ihrer psychologischen Gewichtsversuche kamen.\nErstes Capitel.\nEine motorische Einstellung \u00fcbertr\u00e4gt sich nicht auf das correspondirende Organ der anderen K\u00f6rperh\u00e4lfte.\n\u00a7 1. Das in Versuchsreihe 1 \u2014 9 benutzte Verfahren.\nEs ist eine wichtige theoretische Frage, ob sich eine Einstellung, die wir f\u00fcr bestimmte Bewegungen der einen K\u00f6rperh\u00e4lfte hergestellt haben, auch dann zeigt, wenn wir die entsprechenden Organe der anderen K\u00f6rperh\u00e4lfte in Th\u00e4tigkeit versetzen. Wenn wir z. B. den rechten Arm darauf eingestellt haben, zuerst mit geringer und dann mit starker Kraft zu heben, wird sich diese motorische Einstellung auch dann geltend machen, wenn wir die zur Pr\u00fcfung der Einstellung dienenden Gewichtshebungen nicht mit dem rechten, sondern mit dem linken Arme ausf\u00fchren? Die Beantwortung dieser Frage ist auch in versuchstechnischer Hinsicht von grofser Wichtigkeit. Wenn wir z. B. den rechten Arm eine Anzahl von Einstellungsversuchen der soeben erw\u00e4hnten Art haben ausf\u00fchren lassen, so wird durch diese Einstellungsversuche, insbesondere durch die Hebungen des grofsen Einstellungsgewichtes, eine Erm\u00fcdung des rechten Armes bewirkt, welche, wie wir n\u00e4her sehen werden, auf verschiedenen Wegen dazu dient, die bewirkte motorische Einstellung bei der nachherigen Pr\u00fcfung weniger deutlich hervortreten zu lassen. Falls es nun eine Uebertragung der motorischen Einstellung auf die andere K\u00f6rperseite g\u00e4be, w\u00fcrden wir in der Lage sein diesen st\u00f6renden Einflufs der Erm\u00fcdung einfach dadurch zu eliminiren, dafs wir die Einstellungsversuche mit dem rechten Arme, die Pr\u00fcfungsversuche dagegen mit dem linken Arme ausf\u00fchrten, oder umgekehrt\nZur Beantwortung der hier aufgeworfenen Frage habe ich mehrere Versuchsreihen angestellt. Dieselbe!; wurden in \u00e4hnlicher Weise wie die Versuche von M\u00fclleb und Schumann aus-","page":244},{"file":"p0245.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die motorische Eimtellung.\n245\ngef\u00fchrt, d. h. die motorische Einstellung (von jetzt ab kurz durch E zu bezeichnen) wurde hergestellt durch eine gr\u00f6fsere Anzahl auf einander folgender Hebungen eines leichten und eines schweren Gewichtes (oder umgekehrt) und gepr\u00fcft nach der Methode der constanten Unterschiede durch Versuche, bei denen ein Grundgewicht mit mehreren anderen Gewichten verglichen wurde. Die benutzten Gewichtsgef\u00e4fse und die sonstige Methodik des Verfahrens waren dieselben wie bei den Versuchen von Martin und M\u00fcller.1 2 Nur die jedesmalige Hubh\u00f6he war bei meinen Versuchen eine geringere, n\u00e4mlich nur 5 cm.\nDas Metronom, nach dessen Schl\u00e4gen die Gewichtshebungen regulirt wurden, war in allen Versuchsreihen so eingerichtet, dafs es 84 Schl\u00e4ge in der Minute gab. Die beiden Hebungen einer Doppelhebung folgten in den einen Versuchsreihen unmittelbar auf einander, d. h. das eine Gewicht wurde bei Metronomschlag 1 gehoben und bei Schlag 2 gesenkt, das zweite Gewicht bei Schlag 3 erhoben und bei Schlag 4 niedergesetzt. In den anderen Versuchsreihen fanden die beiden Hebungen einer Doppelhebung mit eingeschobenem Zwischenschlag statt, d. h. das eine Gewicht wurde bei Schlag 1 gehoben und bei Schlag 2 gesenkt, das andere erst bei Schlag 4 gehoben und bei Schlag 5 niedergesetzt.\u201c\nDie Versuche fanden innerhalb einer und derselben Versuchsreihe stets zur selben Tageszeit statt. Abgesehen von denjenigen Versuchsreihen, in denen Prof. M\u00fcller oder ich selbst als Versuchsperson fungirte, war das Verfahren in jeder Beziehung ein unwissentliches: die Versuchsperson kannte weder den Zweck der Versuche noch die Gr\u00f6fsen der zu hebenden Gewichte.\nIn allen Versuchsreihen, die in diesem Kapitel besprochen werden, wurden an jedem Versuchstage zun\u00e4chst eine Anzahl von Vergleichsversuchen (V-Versuchen) ausgef\u00fchrt, d. h. die Versuchsperson hatte in einem Zustande, in welchem eine\n1\tMabtin und M\u00fcller. Zur Analyse der Unterschiedsempfindlichkeit. Leipzig 1899. S. 2 ff.\n2\tDieses Verfahren hat den Vorzug, dafs bei ihm auch unge\u00fcbte Versuchspersonen schneller eine exacte Ausf\u00fchrung der Doppelhebungen erlernen. Aufserdem ist es in denjenigen F\u00e4llen nothwendig, wo zwischen die beiden Hebungen eines Versuches eine Manipulation des Versuchsleiters hineinf\u00e4llt. Vgl. Versuchsreihe 14.","page":245},{"file":"p0246.txt","language":"de","ocr_de":"246\nLaura Steffens.\nmotorische Einstellung nicht hergestellt war, ein Grundgewicht mit jedem der gew\u00e4hlten Vergleichsgewichte mehrere Male zu vergleichen. Hinsichtlich der Reihenfolge, in welcher die verschiedenen Vergleichsgewichte auf einander folgten, zerfielen die V-Versuche jedes Tages in mehrere (meist drei) Abtheilungen. In jeder Abtheilung wurde jedes Vergleichsgewicht einmal mit dem Grundgewicht verglichen. Die Ordnung, in welcher die Vergleichsgewichte auf einander folgten, war f\u00fcr jede Abtheilung besonders durch das Loos bestimmt. Es wurde Sorge getragen, dafs das erste Vergleichsgewicht einer Abtheilung niemals mit dem letzten Vergleichsgewicht der vorhergehenden Abtheilung identisch war. Das Grundgewicht war in allen in diesem Capitel zu besprechenden Versuchsreihen stets das zuerst gehobene Gewicht mit Ausnahme von Versuchsreihe 9, in welcher es eben so oft die erste wie die zweite Zeitlage besafs.\nNach Beendigung der V-Versuche verflofs stets eine Pause von 2 Min. Hierauf fanden die Einstellungsversuche (E-Versuche) statt. Dieselben waren von dreifacher Art. In den einen F\u00e4llen n\u00e4mlich waren dieselben Doppelhebungen, deren jede aus einer Hebung eines kleinen Gewichtes und einer darauf folgenden Hebung eines grofsen Gewichtes bestand. Durch derartige Doppelhebungen wurde der betreffende Arm darauf eingestellt, zuerst mit einem schwachen und dann mit einem starken Impulse zu heben. Wir bezeichnen eine solche E kurz als eine Einstellung auf schwach-stark. In anderen F\u00e4llen dienten die einstellenden Doppelhebungen, deren jede aus einer Hebung eines grofse^ Gewichtes und einer darauf folgenden Hebung eines kleinen Gewichtes bestand, dazu, eine Einstellung auf stark-schwach zu bewirken. Endlich kam es auch noch vor, dafs bei jeder der einstellenden Doppelhebungen zwei gleich grofse Gewichte nach einander gehoben wurden, und mithin eine Einstellung auf Gleichheit (der Impulse) bewirkt wurde.1\nNach Schlufs der E-Versuche kam eine Pause, die in den verschiedenen Versuchsreihen eine im Allgemeinen verschiedene L\u00e4nge besafs. Alsdann erfolgten die zur Pr\u00fcfung der E dienenden Haupt versuche (H-Versuche). Bei denselben wurden\n1 Dafs wir berechtigt sind, im angegebenen Falle von einer solchen E auf Gleichheit zu reden, wird weiterhin (\u00a7 5) bewiesen werden.","page":246},{"file":"p0247.txt","language":"de","ocr_de":"lieber die motorische Einstellung.\n247\nganz dasselbe Grundgewicht und ganz dieselben Vergleiehsge-wichte benutzt wie bei den V-Versuch en. Es wurde das Grund-gewicht mit jedem der Vergleichsgewichte ebenso oft verglichen wie bei den V-versuchen, und es war sogar die Reihenfolge, in welcher die Vergleichsgewichte auf einander folgten, (ohne Wissen der Versuchsperson) ganz dieselbe wie bei den V-Ver-suchen. Letzteres geschah gem\u00e4fs dem von Martin und M\u00fcller a a. O. S. 176 Bemerkten, um den Einflufs der Nebenvergleichungen auf die Urtheile unsch\u00e4dlich zu machen. Bei dieser Einrichtung der H-Versuche mufste die Richtung und St\u00e4rke einer bewirkten E dadurch hervortreten, dafs bei denselben die Urtheile \u00fcber das Verh\u00e4ltnis zwischen Grundgewicht und Vergleichsgewicht im Ganzen genommen wesentlich anders ausfielen als bei den V-Versuchen.\nDas Urtheil der Versuchsperson bezog sich bei den H-Versuchen ebenso wie bei den V-Versuchen immer auf das zuzweit gehobene Gewicht, und zwar war die Versuchsperson instruirt, ihr Urtheil stets auf die Eindr\u00fccke zu st\u00fctzen, welche beim Heben der Gewichte eintr\u00e4ten; denn f\u00fcr eine Untersuchung der E haben Urtheile, die sich auf die beim Seuken der Gewichte entstehenden Eindr\u00fccke st\u00fctzen, keinen Werth. Die der Versuchsperson zur Verf\u00fcgung gestellten Urtheilsausdr\u00fccke waren: kleiner deutlich (kl), kleiner (kl), unentschieden (u), gr\u00f6fser (gr), gr\u00f6fser deutlich (gr), mifslungen (m).1 Die Versuchsperson war ausdr\u00fccklich instruirt, sich bei den H-Versuchen ganz derselben Urtheilsmafsst\u00e4be zu bedienen wie bei den V-Versuchen.2\nZwischen den einzelnen Doppelhebungen der V- und der HVersuche verflofs diejenige Pause, die f\u00fcr den Wechsel der Vergleichsgewichte und f\u00fcr die Notirung des Urtheils und der etwaigen sonstigen Aussagen der Versuchsperson erforderlich war. Auch zwischen die einzelnen Doppelhebungen der E-Versuche fiel gem\u00e4fs dem von M\u00fcller und Sch\u00fcmann a. a. 0. S. 50 f. Bemerkten eine kurze Pause, die sich \u00fcber den Zeitraum von drei oder f\u00fcnf Metronomschl\u00e4gen zu erstrecken pflegte.\n1 Man vergleiche hier\u00fcber Martin und M\u00fcller, a. a. O. S. 7\u201413. 9 Vgl. hier\u00fcber Martin und M\u00fcller, a. a. O. S. 129 ff.","page":247},{"file":"p0248.txt","language":"de","ocr_de":"248\nLaura Stetfem.\n\u00a7 2. Versuchsreihe 1\u20144. Versuche mit gleichsinnigen Zwischenbewegungen.\nVersuchsreihe 1. Versuchsperson Lottie Steffens. 20 Versuchstage. Tageszeit (des Beginns der Versuche) 10 Uhr Vormittags. Die Versuchsperson stand stets symmetrisch zu den beiden Gewichten. Die beiden Hebungen einer Doppelhebung folgten stets unmittelbar (S. 245) auf einander. Bei den V- und H-Versuchen war das Grundgewicht gleich 5001, und die Vergleichsgewichte betrugen 450, 500, 550, 600, 650 und 700. Das Grundgewicht stand stets rechts und wurde zuerst gehoben. An jedem Tage wurden 18 V-Versuche und dem fr\u00fcher (S. 247) Bemerkten gem\u00e4fs auch 18 H-Versuche angestellt, die in drei Abtheilungen stattfanden, deren jede entsprechend den sechs verschiedenen Vergleichsgewichten aus sechs Doppelhebungen bestand.\nAls Einstellungsgewichte dienten ein Gewicht von 500 und ein solches von 2260 Gramm. Das kleine Einstellungsgewicht stand stets rechts und wurde zuerst gehoben. Es wurde also durch die E-Versuche eine E auf schwach-stark f\u00fcr den hebenden Arm bewirkt. Die Zahl der E-Versuche betrug 60. Sie fanden in sechs durch 45 Sec. von einander getrennten Gruppen von je zehn Versuchen statt. Die Pause zwischen den E- und den H-Versuchen betrug zwei Minuten.\nDem Versuchsschema nach waren der 1. bis 4., ebenso der 5. bis 8., 9. bis 12. u. s. w. Versuchstag von einander verschieden. Wir dr\u00fccken dies \u2014 und analog verfahren wir bei der Beschreibung der \u00fcbrigen Versuchsreihen \u2014 kurz in der Weise aus, dafs wir in dieser Versuchsreihe vier verschiedene Schematage (S-Tage) unterscheiden, in dem Sinne, dafs die Versuche des 1., 5., 9., 13., 17. Versuchstages nach der Anordnung des ersten S-Tages, die Versuche des 2., 6., 10., 14., 18. Versuchstages nach der Anordnung des zweiten S-Tages u. s. w. ausgef\u00fchrt worden seien.\nDie vier S-Tage unterschieden sich nun in folgender Weise: am ersten S-Tage wurden sowohl die V- und H-Versuche als auch die E-Versuche mit dem linken Arme ausgef\u00fchrt; am zweiten\n1 Alle Gewichtsangaben dieser Abhandlung sind in Grammen gegeben.","page":248},{"file":"p0249.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die motorische Einstellung.\n249\nS-Tage wurden die E-Versuche mit dem linken, die V- und H-Versuche dagegen mit dem rechten Arme angestellt ; am dritten S-Tage wurden alle Versuche mit dem rechten Arme ausgef\u00fchrt; am vierten S-Tage dagegen wurden nur die E-Versuche mit dem rechten, die V- und H-Versuche mit dem linken Arme angestellt Der erste und dritte S-Tag dienten dem Nachweise, dafs die 60 E-Versuche gen\u00fcgten, f\u00fcr den hebenden Arm eine deutliche E zu bewirken. Am zweiten und vierten S-Tage sollte festgestellt werden, ob auch der an den E-Versuchen nicht betheiligte Arm die E zeige. Damit die Resultate von vier unmittelbar auf einander folgenden Versuchstagen (des 1. bis 4., 5. bis 8., u. s. w. Versuchstages) v\u00f6llig mit einander vergleichbar seien, wurden an denselben behufs Unsch\u00e4dlichmachung der Nebenvergleichungen ohne Wissen der Versuchsperson die Vergleichsgewichte in ganz derselben Reihenfolge gebraucht. Es war also die Reihenfolge der Vergleichsgewichte nicht blos bei den V- und H-Versuchen eines und desselben Versuchstages, sondern sogar bei den V- und H-Versuchen von vier auf einander folgenden Versuchstagen dieselbe.\nBevor wir nun zur Mittheilung und Besprechung der Resultate dieser Versuchsreihe \u00fcbergehen, erl\u00e4utern wir zun\u00e4chst die Einrichtung der Tabellen, in denen die Resultate dieser und anderer Versuchsreihen enthalten sind. Unter k und g sind stets die absoluten Zahlen der F\u00e4lle angef\u00fchrt, in denen das zuzweit gehobene Gewicht (also in Versuchsreihe 1 das Vergleichsgewicht) kleiner bezw. gr\u00f6fser erschien als das zuerst gehobene Gewicht. Unter u steht die absolute Zahl der unentschiedenen F\u00e4lle. Die in Klammern hinter den Zahlen f\u00fcr k und g stehenden Zahlen sind die absoluten Zahlen der F\u00e4lle, in denen der betreffende Gewichtsunterschied als ein deutlicher bezeichnet wurde, also das Urtheil kl bezw. gr abgegeben wurde. Die unter E sich findenden Zeichen o \u2014, \u2014\t^ w, von denen\nin Tabelle 1 nur das erste vorkommt, deuten (in Ermangelung geeigneterer Zeichen) die jeweilige Art der f\u00fcr den hebenden Arm bewirkten E an, und zwar bedeutet das Zeichen u \u2014 eine E auf schwach-stark, das Zeichen \u2014eine solche auf stark-schwach, das Zeichen u endlich entspricht einer E auf Gleichheit Durch den Buchstaben 1 oder r wird angedeutet, dafs bei den betreffenden Versuchen (V-, E- oder H-Versuchen) der linke bezw. rechte Arm die Gewichtshebungen ausf\u00fchrte.","page":249},{"file":"p0250.txt","language":"de","ocr_de":"250\nLaura Steffens\nTabelle 1.\n(Versuchsreihe 1. Versuchsperson Lottie Steffens.)\nSchema-\tVergleichsversuche\tE\tHauptversuche\ntag\tk\tu\tg\t\tk\tu\tg\n1\t1\t33 (10)\t20\t37 (8)\t1 \u2014\t1\t47 (21)\t27\t16\n2\tr\t28 (11)\t23\t39 (20)\t1\tr\t27 (12)\t26\t37 (17)\n3\tr\t27 (15)\t26\t37 (18)\tr\tr\t46 (27)\t29\t15\n4\t1\t37 (12)\t22\t31 (3)\tr -\t1\t32 (13)\t28\t30 (5)\nVergleichen wir nun die in Tabelle 1 mitgetheilten Resultate der H-Versuche mit den entsprechenden Resultaten der V-Ver-suche, so tritt am ersten und dritten S-Tage, an denen die V-und H-Versuche mit demselben Arme ausgef\u00fchrt wurden wie die E-Versuche, die E deutlich hervor. In Folge derselben ist bei den H-Versuchen die Zahl f\u00fcr k bedeutend gr\u00f6fser und die Zahl f\u00fcr g bedeutend kleiner ausgefallen als bei den V-Versuchen. Auch die Zahl der F\u00e4lle, wo das Urtheil kl abgegeben worden ist, zeigt sich bei den H-Versuchen viel gr\u00f6fser, w\u00e4hrend die Zahl der F&lle, wo das Urtheil gr gef\u00e4llt wurde, gleich 0 geworden ist. Wir k\u00f6nnen die hier vorliegende Wirkung der E kurz in der Weise charakterisiren, dafs wir sagen, die E mache sich im Sinne einer positiven Aenderung des FECHNEti\u2019schen Zeitfehlers geltend.1 Ganz anders als die Resultate des ersten und dritten S-Tages verhalten sich die Resultate des zweiten und vierten S-Tages. Dieselben lassen eine Wirkung der E-Versuche nicht erkennen.\nVersuchsreihe 2. Versuchsperson Prof. M\u00fcller, zw\u00f6lf Versuchstage, Tageszeit 6 Uhr Abends. Im Uebrigen wurden die Versuche ganz wie in Versuchsreihe 1 ausgef\u00fchrt mit Ausnahme des Umstandes, dafs zu den vier S-Tagen von Versuchsreihe 1 noch zwei S-Tage hinzugef\u00fcgt wurden\u20192 3, an denen bei den E-Versuchen jedes Mal zwei gleiche Gewichte von 500 Gramm\n1 Von einem positiven und einem negativen Zeitfehler reden wir in\ndem bekannten FECHNER\u2019schen Sinne. Eventuell vgl. man Martin u. Mcll\u00e4b, a. a. O. S. 68 u. 116.\n3 Es entfielen also von den 12 Versuchstagen je 2 auf einen S-Tag.","page":250},{"file":"p0251.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die motorische Einstellung.\n251\ngehoben wurden. Die Versuche dieser beiden S - Tage sollten dar\u00fcber Auskunft zu geben, inwieweit f\u00fcr die H-Versuche durch vorhergehende 18 V-Versuche und 60 E-Versuche eine Abstumpfung der Aufmerksamkeit bewirkt wurde. Ueber die Resultate giebt nachstehende Tabelle Auskunft.\nTabelle 2.\n(Versuchsreihe 2. Versuchsperson Prof. M\u00fcller.)\nSchema-\t\tVergleichsversuche\t\t\tE\t\tHauptversuche\t\t\ntag\t\tk\tu\tg\t\t\tk\tu\tg\n1\t1\t6 (1)\t9\t21 (2)\t1\t1\t19 (3)\t10\t7\n2\tr\t14 (2)\t7\t15 (3)\t1\tr\t10(1)\t10\t16 (1)\n3\tr\t14 (1)\t8\t14 (3)\tr ~ -\tr\t17 (5)\t7\t12\n4\t1\t18 (1)\t10\t8\tr\tw _\t1\t11\t9\t16 (1)\n5\tr\t11\t8\t17 (2)\tJ\tW V/\tr\t13\t7\t16 (2)\n6\t1\t11\t8\t17 (1)\tJ\u00ab\tw w\t1\t9\t8\t19\nWiederum lassen die Resultate der H-Versuche am ersten und dritten S-Tage die E ganz deutlich erkennen, w\u00e4hrend sie am zweiten und vierten S-Tage keine Wirkung der letzteren zeigen.\nObwohl die Zahl der Versuche nur eine geringe ist, so zeigen sich doch einige bemerkenswerthe UebereinStimmungen der Resultate. Man vergleiche z. \u00df. die Resultate der V-Versuche des zweiten und dritten S-Tages und ebenso diejenigen des f\u00fcnften und sechsten S-Tages. Um so auffallender erscheint der Umstand, dafs die V-Versuche des vierten S-Tages so wesentlich anders ausgefallen sind als diejenigen des ersten S-Tages, obwohl bei den V-Versuchen beider S-Tage derselbe (linke) Arm th\u00e4tig war. Diese Abweichung ist daraus zu erkl\u00e4ren, dafs die durch die E-Versuche des ersten und zweiten S-Tages hervorgerufene E des linken Armes noch am vierten S-Tage nachwirkte.1 Dafs\n1 Auch in Versuchsreihe 1 zeigen die Resultate der V-Versuche des vierten S-Tages bei einer Vergleichung mit den entsprechenden Resultaten des ersten S-Tages die oben erw\u00e4hnte Nachwirkung der E-Versuche des ersten nnd zweiten S-Tages.","page":251},{"file":"p0252.txt","language":"de","ocr_de":"252\nLaura Steffens.\ndie am dritten und vierten S-Tage bewirkte E des rechten Armes sich nicht noch nach 24 Stunden (am f\u00fcnften S-Tage) merkbar gemacht hat, erkl\u00e4rt sich daraus, dafs der rechte Arm bei den Verrichtungen des gew\u00f6hnlichen Lebens weit h\u00e4ufiger gebraucht wird als der linke Arm, was, wie wir weiterhin sehen werden, das Nachdauem einer E des ersteren Armes sehr verk\u00fcrzen mufs.\nDafs die H-Versuche des zweiten und vierten S-Tages sogar weniger F\u00e4lle k und mehr F\u00e4lle g ergeben haben als die V-Versuche, haben wir wohl auf eine durch die vorausgegangenen E-Versuche bewirkte allgemeine Erm\u00fcdung1 zu beziehen, die bei den H-Versuchen des ersten und dritten S-Tages durch die vorhandene E verdeckt wurde.\nDie E-Versuche des f\u00fcnften und sechsten S-Tages hatten eine derartige Erm\u00fcdung nicht zur Folge, weil bei ihnen nur das leichte Einstellungsgewicht von 500 Gramm je zweimal gehoben wurde. Die Verschiedenheit der Resultate, welche die H-Versuche dieser beiden S-Tage ergeben haben, zeigt indessen, dafs auch an diesen beiden S-Tagen ein besonderer Factor im Spiele ist. Derselbe wird in \u00a7 4 zur Er\u00f6rterung gelangen.\nVersuchsreihe 3. Versuchsperson Herr A. v. Netschajew, Privatdocent der Philosophie an der Universit\u00e4t zu St. Petersburg. 32 Versuchstage. Tageszeit 3 Uhr 15 Min. Nachmittags. Die Versuchsreihe unterscheidet sich von Versuchsreihe 1 und 2 nur durch die Anordnung der E-Versuche. Am ersten und dritten S-Tage n\u00e4mlich wurden nur 60 rechts- bezw. linksarmige E-Versuche ausgef\u00fchrt. Der zweite S-Tag unterschied sich von dem ersten dadurch, dafs den 60 rechtsarmigen E-Versuchen noch 20 linksarmige E-Versuche gleicher Art nachgeschickt wurden. Ebenso unterschied sich der vierte S-Tag von dem dritten dadurch, dafs auf die 60 linksarmigen E-Versuche noch 20 rechtsarmige nachfolgten. Die H-Versuche begannen an jedem S-Tage 10 Min. nach Beendigung der 60 (60 ersten) E-Versuche. Wenn es eine U\u00e8bertragung der E giebt, so mufsten die H-Versuche des zweiten und vierten S-Tages eine st\u00e4rkere E ergeben als diejenigen des ersten bezw\\ dritten S-Tages.\n1 Die Versuche fanden, wie bemerkt, Abends statt, und Prof. M. hatte \u00fcberdies kurz vorher eine Vorlesung absolvirt. Die Erm\u00fcdung kann sowohl den Typus als auch den FECHNE\u00df\u2019schen Zeitfehler betroffen haben.","page":252},{"file":"p0253.txt","language":"de","ocr_de":"lieber die motorische Einstellung.\n253\nTabelle 3.\n(Versuchsreihe 3. Versuchsperson Herr A. von Netschajbw.)\nd\n5 e\u00ae \u00a9 d A -3\tV ergleichs versuche\t\t\tE,\tE*\t\tHauptversuche\t\t\nw GC\tk\tu\tg\t\t\t\tk\tu\tg\n1\tr 61\t28\t55\tr - -\t\tr\t68\t31\t45\n2\tr 64\t25\t55\tr w -\t1 ~ -\tr\t74\t27\t43\n3\t1\t59\t36\t49\t1\t\t1\t66\t24\t54\n4\t1\t57\t44\t43\t1\tr\t\u2014 *\t1\t67\t24\t53\nDie Resultate der H-Versuche des dritten und des vierten S-Tages stimmen in so hohem Grade mit einander \u00fcberein, dafs sie die Annahme einer Uebertragung der E ausschliefsen. Die Resultate der H-Versuche des zweiten S-Tages lassen allerdings das Wirken eines Factors erkennen, der sich dahin geltend machte, f\u00fcr die H-Versuche dieses S-Tages mehr F\u00e4lle k und weniger F\u00e4lle g gewinnen zu lassen als f\u00fcr die H-Versuche des ersten S-Tages. Welcher Art dieser Factor wrar, werden wir in \u00a7 4 n\u00e4her sehen.\nVersuchsreihe 4. Versuchsperson Prof. M\u00fcller, 12 Versuchstage. Tageszeit Vormittags 11 Uhr 15 Min. Die Versuche fanden in ganz gleicher Weise wie in Versuchsreihe 1 statt mit Ausnahme von drei Punkten. Erstens n\u00e4mlich wurden bei den H- und V-Versuchen nicht sechs, sondern sieben Vergleichsgewichte benutzt, indem das dem Grundgewicht gleiche Vergleichsgewicht zweimal vorkam. Zweitens unterschieden sich die 60 E-Versuche dieser Versuchsreihe von den 60 E-Versuchen der Versuchsreihe 1 dadurch, dafs sie an allen vier S-Tagen mit demjenigen Arme ausgef\u00fchrt wurden, welcher bei den V- und H-Versuchen nicht betheiligt war, und dafs an den ersten beiden S-Tagen eine E auf schwach-stark, an den beiden anderen S-Tagen eine solche auf stark-schwach hergestellt wurde, wie das die nachstehende Tabelle ersichtlich macht. Endlich drittens wurde hinsichtlich der Stellung der Versuchsperson bei den Doppelhebungen eine Ab\u00e4nderung getroffen. Wurden in Versuchsreihe 1, 2 und 3 z. B. die E-Versuche mit dem rechten und die V- und H-Versuche mit dem linken Arme gemacht, so","page":253},{"file":"p0254.txt","language":"de","ocr_de":"254\nLaura Steffens.\nergriff bei der ersten Hebung jedes E -Versuches der rechte Arm einfach das vor ihm stehende rechte Gewicht, behufs Ausf\u00fchrung der zweiten Hebung dagegen mufste er eine ausgiebigere Bewegung nach links hin ausf\u00fchren, um den Griff des linksstehenden Gewichtes zu erfassen. Bei den V- und H-Versuchen verhielt es sich wesentlich anders : der linke Arm mufste behufs Ausf\u00fchrung der ersten Hebung zun\u00e4chst eine ausgiebigere Bewegung nach rechts hin ausf\u00fchren, w\u00e4hrend er bei der zweiten Hebung ohne Weiteres das vor ihm befindliche linke Gewicht erfafste. Man k\u00f6nnte uns nun vielleicht einwenden, dafs eine Uebertragung der E des rechten Armes auf den linken Arm oder umgekehrt in Versuchsreihe 1, 2 und 3 deshalb nicht hervorgetreten sei, weil bei den H-Versuchen die Stellung des hebenden Armes sowohl im Falle der ersten als auch im Falle der zweiten Hebung eine wesentlich andere gewesen sei als bei den vorausgegangenen E-Versuchen. Im Hinblick auf die M\u00f6glichkeit dieses Einwandes nahm die Versuchsperson in dieser Versuchsreihe 4 bei allen (V-, E- oder H-) Versuchen eine solche Stellung zu den Gewichten ein, dafs der hebende Arm \u2014 mochte er nun der rechte oder linke Arm sein \u2014 das zuerst zu hebende rechtsstehende Gewicht stets unmittelbar vor sich hatte und behufs Ergreifung des linksstehenden Gewichtes zun\u00e4chst eine bestimmte Bewegung nach links auszuf\u00fchren hatte.\nTabelle 4.\n(Versuchsreihe 4. Versuchsperson Prof. M\u00fcllkr.)\nSchema- tag\tVergleichsversuche k\tu\tg\t\t\tE\tHauptversuche k\tu\tg\t\t\t\n1\tr\t23\t9\t31\t1\tr\t19\t16\t28\n2\t1 26\t10\t28(1)\tr \u2014\t1\t20\t15\t28\n3\tr\t23\t11\t29\t1\tr\t21\t17\t25\n4\t1\t14\t16\t33\tr\t1\t21\t10\t32(1)\nGanz \u00e4hnlich wie in Versuchsreihe 2 stehen die Resultate der V-Versuche derjenigen beiden S-Tage, an denen diese Versuche mit dem rechten Arme ausgef\u00fchrt wurden, in bemerkens-werther Uebereinstimmung zu einander, w\u00e4hrend die Resultate der V - Versuche der beiden anderen S - Tage sehr","page":254},{"file":"p0255.txt","language":"de","ocr_de":"lieber die motorische Einstellung.\n255\nbedeutend von einander ab weichen. Dieses Verhalten erkl\u00e4rt sich aus dem fr\u00fcher (S. 251 f.) angef\u00fchrten Gesichtspunkte. Die am ersten S-Tage hergestellte E des linken Armes auf schwachstark und die am dritten S-Tage hervorgerufene E desselben Armes auf stark-schwach hat noch am zweiten bezw. vierten S-Tage nachgewirkt, so dafs die V-Versuche am vierten S-Tage wesentlich andere Resultate liefern mufsten als am zweiten. Die rechtsarmig ausgef\u00fchrten E-Versuche des zweiten und vierten S-Tages dagegen haben wegen der h\u00e4ufigen Benutzung des rechten Armes in der Praxis des gew\u00f6hnlichen Lebens am dritten bezw. ersten S-Tage nicht mehr nachgewirkt.\nDie Resultate der H-Versuche zeigen uns, dafs von einer Uebertragung der E nicht die Rede sein kann. W\u00e4re eine solche vorhanden, so h\u00e4tten die H-Versuche des ersten S-Tages mehr F\u00e4lle k und die H-Versuche des dritten S-Tages mehr F\u00e4lle g ergeben m\u00fcssen als die V-Versuche desselben S-Tages. Dies ist aber keineswegs der Fall. Die Resultate der H-Versuche dieser beiden S-Tage unterscheiden sich von den Ergebnissen der V-Versuche nur dadurch, dafs in Folge einer durch die E-Versuche bewirkten Abstumpfung der Aufmerksamkeit die Zahl der F\u00e4lle u bei den H-Versuchen erheblich gr\u00f6fser ausgefallen ist als bei den V-Versuchen. Was den zweiten und vierten S-Tag anbelangt, so h\u00e4tten, wenn es eine Uebertragung der E g\u00e4be, die E-Versuche dieser beiden S-Tage dazu dienen m\u00fcssen, die bei den V-Versuchen hervorgetretene, von dem vorhergehenden Tage stammende E zu verst\u00e4rken. Eine solche Wirkung der E-Versuche dieser beiden S-Tage tritt aber in den Resultaten der H-Versuche nicht im Mindesten hervor.\n\u00a73. Versuchsreihe 5\u20147. Versuche mit symmetrischen Zwischenbewegungen.\nBei den bisherigen Versuchsreihen 1\u20144 war die Bewegung (Zwischenbewegung), welche nach der ersten Hebung eines Versuches (einer Doppelhebung) der hebende Arm ausf\u00fchren mufste, um das zweite Gewicht zu ergreifen, bei den E-Versuchen gleichsinnig wie bei den V- und H-Versuchen, indem der hebende Arm zwischen den beiden Hebungen eines Versuches stets eine Bewegung von rechts nach links auszuf\u00fchren hatte. Behufs Sicherung des Nachweises, dafs es eine Uebertragung","page":255},{"file":"p0256.txt","language":"de","ocr_de":"256\nLaura Steffens.\nder E nicht gebe, erschien es nun w\u00fcnschenswerth, die Versuche auch in der Weise anzustellen, dafs die zwischen den beiden Hebungen eines E-Versuches stattfindende Bewegung des hebenden Armes sich zu der entsprechenden Armbewegung bei einem V- oder H-Versuche symmetrisch verhielt. Es wurde daher in nachstehenden Versuchsreihen 5\u20147 folgendermaafsen verfahren. Wurden z. B. (wie an dem ersten S-Tage von Versuchsreihe 5) die E-Versuche mit dem linken, die V- und H-Versuche dagegen mit dem rechten Arme ausgef\u00fchrt, so befand sich das zuerst zu hebende Einstellungsgewicht vor dem linken Arme der Versuchsperson, das zweite Einstellungsgewicht dagegen stand links von dem ersten, durch den \u00fcblichen Abstand von 15 cm von demselben getrennt. Das zuerst zu hebende Grundgewicht stand vor dem rechten Arme und das nach demselben zu erhebende Vergleichsgewicht rechts davon, gleichfalls in einem Abstande von 15 cm. Die Versuchsperson hatte also zwischen den beiden Hebungen eines E-Versuches eine nach links hin gerichtete Bewegung des linken Armes, zwischen den beiden Hebungen eines V- oder H-Versuches eine gleich grofse nach rechts hin gerichtete und symmetrische Bewegung des rechten Armes auszuf\u00fchren. Analog war die Anordnung der Versuche in dem Falle, wo die E-Versuche mit dem rechten und die V- und H-Versuche mit dem linken Arme auszuf\u00fchren waren.\nVersuchsreihe 5. Versuchsperson Lottie Steffens. 20 Versuchstage. Tageszeit 10 Uhr Vormittags. Das Versuchsverfahren war ganz dasselbe wie in Versuchsreihe 4 (dieselben Gewichte, dieselbe Art der S-Tage, dieselbe Zahl der Einstellungsversuche), mit Ausnahme der soeben erw\u00e4hnten anderen Stellung der Gewichte und anderen Art der zwischen die beiden Hebungen eines Versuches fallenden Zwischenbewegung des Armes.\nTabelle 5.\n(Versuchsreihe 5. Versuchsperson Lottie Steffens.)\nSchema- tag\t\tVergleichs versuche k\tu\tg\t\t\tE\t\tHauptversuche k\tu\tg\t\t\n1\tr\t20(4)\t19\t66 (37)\t1\tr\t20 (\u00f6)\t37\t48 (22)\n2\t1\t26 (5)\t28\t51 (26)\tr \u2014\t1\t25 (6)\t28\t52 (25)\n3\tr\t31 (5)\t29\t45 (21)\t1 \u2014\tr\t24 (5)\t30\t51 (21)\n4\t1\t13(2)\t31\t61 (34)\tr -w\t1\t19 (4)\t25\t61 (27)","page":256},{"file":"p0257.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die motorische Einstellung.\n267\nWie man sieht, haben die V-Versuche am ersten und dritten S-Tage wesentlich verschiedene Resultate ergeben, obwohl sie an beiden Tagen rechtsarmig ausgef\u00fchrt wurden. Dies hat seinen Grund darin, dafs bei den V-Versuchen des ersten S-Tages die am vierten S-Tage hergestellte E auf stark-schwach und bei den V-Versuchen des dritten S-Tages die am zweiten S-Tage bewirkte E auf schwach-stark noch nicht erloschen war. Entsprechend der Verschiedenheit dieser beiden Einstellungen hat der erste S-Tag mehr F\u00e4lle g und weniger F\u00e4lle k ergeben als der dritte S-Tag. In entsprechender Weise ist die Verschiedenheit der Resultate zu erkl\u00e4ren, welche die V-Versuche des zweiten und vierten S-Tages geliefert haben. Wir haben in Versuchs-1 reihe 4 (S. 254 f.) ein ganz entsprechendes Nachwirken der E-Versuche noch nach 24 Stunden gefunden. Nur zeigte sich dasselbe dort lediglich bei den linksarmigen Versuchen. In dieser Versuchsreihe 5 dagegen, deren Versuchsperson im gew\u00f6hnlichen Leben auch den rechten Arm nur wenig in Th\u00e4tigkeit versetzte, unterschied sich der rechte Arm in dieser Hinsicht nicht von dem linken. Wenn es eine Uebertragung der E g\u00e4be, h\u00e4tte am zweiten und vierten S-Tage die vom vorhergehenden Tage her noch bestehende E durch die rechtsarmig ausgef\u00fchrten E-Versuche verst\u00e4rkt werden m\u00fcssen. Die Resultate der H-Versuche lassen aber eine solche Verst\u00e4rkung keineswegs erkennen. Was den ersten und dritten S-Tag anbelangt, so haben allerdings an dem ersteren S-Tage die H-Versuche weniger F\u00e4lle g ergeben als die V-Versuche, und an dem letzteren ist bei den H-Versuchen sowohl die Zahl der F\u00e4lle k kleiner als auch die Zahl der F\u00e4lle g gr\u00f6fser ausgefallen wie bei den V-Versuchen. Indessen kann in diesem Verhalten in Hinblick auf die Resultate der beiden anderen S-Tage ein Beweis f\u00fcr die Uebertragung der E nicht erblickt werden, umsoweniger, da sich dieses Verhalten ohne Weiteres daraus erkl\u00e4ren l\u00e4fst, dafs der Rest von E, welcher bei Beginn der V-Versuche des ersten (dritten) S-Tages vom vorhergehenden Tage her noch vorhanden war, im Verlaufe der V-und E-Versuche dieses S-Tages eine Abnahme erfuhr, welche dahin wirken mufste, dafs die Resultate der H-Versuche in der oben angegebenen Weise von denjenigen der V-Versuche abwichen.1\n1 Man kann dieses Abklingen de\u00bb bei den V-Versuchen noch vor-Zeitschrift f\u00fcr Psychologie S3.\t17","page":257},{"file":"p0258.txt","language":"de","ocr_de":"258\nLaura Stiffens.\nVersuchsreihe 6. Versuchsperson Dr. Pelzeckee. F\u00fcnf Versuchstage. Tageszeit 11 Uhr 30 Min. Vormittags. Das Grund-gewicht betrug 500 Gramm. Die zehn Vergleichsgewichte waren folgende : 450, 475, 500, 525, 550, 575, 600, 625, 650, 675 Gramm. Die V-Versuche fanden in zwei Abtheilungen statt, deren jede entsprechend den zehn Vergleichsgewichten aus zehn Doppelhebungen bestand. Dasselbe gilt von den drei Mal wiederholten H-Versuchen. Es wurden n\u00e4mlich an jedem Versuchstage zun\u00e4chst 20 rechtsarmige V-Versuche ausgef\u00fchrt. Hierauf folgten (nach der \u00fcblichen Pause von 2 Min.) 30 linksarmige E-Versuche. Alsdann kamen (wiederum nach einer Pause von 2 Min.) 20 rechtsarmige H-Versuche. Diesen folgten nach der \u00fcblichen Pause wiederum 30 linksarmige E-Versuche, danach 20 rechtsarmige H-Versuche u. s. f., bis 3x30 E-Versuche und 3x20 H-Versuche absolvirt waren. Wie nachstehende Tabelle 6 zeigt* 1, ergeben die Resultate der beiden ersten Versuchstage, an denen das Metronom in \u00fcblicher Weise zur Regulirung der Hebungen benutzt wurde, anscheinend eine Uebertragung der E. Die drei letzten Versuchstage dagegen, an denen das Metronom weggelassen wurde, lassen nicht die geringste Wirkung der 90 links-armigen E-Versuche erkennen.\nTabelle 6.\n(Versuchsreihe 6. Versuchsperson Dr. Pilzecker.)\nVer- suchs-\tVergleichsversuche\t\t\tE\tHauptversuche\t\t\t\ntag\tk\tu\tg\t\tk\tu\tg\t\n1\u20142\tr 27 (12)\t27\t66 (27)\t1\tr 47 (16)\t18\t55\t(10)\n3-5\tr 51 (21)\t27\t102 (33)\t1\tr 46 (18)\t39\t96\t(24)\nDie Benutzung des Metronomes vermag also bei derartigen Versuchen durch irgend eine Beeinflussung der Versuchsperson\nhandeneu Bestes von E auch an den Besultaten der H-Versuche des vierten S-Tages erkennen, wo es v\u00f6llig ausgeschlossen ist, die Abweichung dieser Resultate von denjenigen der V-Versuche auf eine Wirkung der inzwischen ausgef\u00fchrten E-Versuche zu beziehen.\n1 Um die Resultate der V-Versuche leichter mit denen der H-Versuche vergleichen zu k\u00f6nnen, ist in dieser Tabelle die Zahl der bei den ersten Versuchen erhaltenen F\u00e4lle k, u und g mit drei multiplicirt worden.","page":258},{"file":"p0259.txt","language":"de","ocr_de":"Ueher die motorische Einstellung.\n259\neine Uebertragung der E vorzut\u00e4uschen. Und zwar beruht dies nach Selbstbeobachtungen von Prof. M\u00fcller, der diese Fehlerquelle aus eigener Erfahrung kannte und mich veranlafste nach den beiden ersten Versuchstagen das Metronom wegzulassen, auf Folgendem. F\u00fchrt man die E-Versuche unter Mitbenutzung des Metronoms aus, so zeigt sich bei manchen Versuchspersonen eine Neigung, bei jeder Doppelhebung die Schl\u00e4ge des Metronoms innerlich1 mitzuz\u00e4hlen, und zwar so, dafs derjenige Schlag, bei welchem die mit viel st\u00e4rkerem Impulse erfolgende Hebung des grofsen Einstellungsgewichtes stattfindet, hierbei st\u00e4rker betont wird als der Schlag, bei welchem das kleine Einstellungsgewicht gehoben wird. Geht man nun nach in solcher Weise ausgef\u00fchrten E-Versuchen zu den H-Versuchen \u00fcber, so bleibt sehr leicht die Tendenz zu dieser innerlichen Tactirung bestehen. Dieser Tendenz folgend betont man innerlich bei jeder Doppelhebung der H-Versuche denjenigen Schlag des Metronoms, bei welchem zuvor das grofse Einstellungsgewicht erhoben wurde. Und indem sich nun mit dieser st\u00e4rkeren innerlichen Betonung unwillk\u00fcrlich eine gr\u00f6fsere St\u00e4rke des Hebungsimpulses verbindet, entstehen Resultate, wie sie bei einer schwachen Uebertragung der vorher bewirkten E des anderen Armes entstehen m\u00fclsten.\nVersuchsreihe 7. Versuchsperson Fri. A. Brinkmann. F\u00fcnf Versuchstage. Tageszeit 12 Uhr 30 Min. Mittags. Die Versuche wurden in ganz derselben Weise ausgef\u00fchrt wie in Versuchsreihe 6 mit Ausnahme des Umstandes, dafs das Metronom benutzt wurde, weil bei der Unge\u00fcbtheit der Versuchsperson sonst an eine hinl\u00e4nglich regelrechte und gleichm\u00e4fsige Ausf\u00fchrung der Doppelhebungen nicht zu denken war.\nTabelle 7.\n(Versuchsreihe 7. Versuchsperson Fri. A. Brinkmann.)\nVer- suchs-\tV e\u00efgleichs vers u che\t\tE\tHauptversuche\t\ntag\tk\tu g\t\tk\tu g\n1-5\tr 81 (15)\t33 186 (81)\t1\tr 88 (18)\t33 179 (72)\n1 Wie die Selbstbeobachtung best\u00e4tigt, ist dieses innerliche Mitzahlen nat\u00fcrlich ein Vorgang, der keineswegs ohne leise motorische Begleiterscheinungen im Gebiete des Athmungs-, Stimmapparates und dergl. verl\u00e4uft.\n17*","page":259},{"file":"p0260.txt","language":"de","ocr_de":"260\nLaura Steffens.\nDie Resultate sind anscheinend der Annahme einer schwachen Uebertragung der E g\u00fcnstig. Es w\u00fcrde indessen sehr \u00fcbereilt sein, auf Grund dieser Resultate letztere Annahme zu vertreten. Denn neben der oben (S. 259) angef\u00fchrten Fehlerquelle giebt es f\u00fcr Versuche, welche die Uebertragung der E betreffen, noch eine andere wesentliche Fehlerquelle, die im nachstehenden Paragraphen er\u00f6rtert werden soll.\n\u00a7 4. Versuchsreihe 8 und 9.\nEine rechts(links)armige Hebungsreihe kann nachfolgende links(rechts)armige Versuche beeinflussen in Folge der Abh\u00e4ngigkeit der Urtheile vom absoluten Gewichtseindrucke.\nSchlufswort zu diesem CapiteL\nWie schon fr\u00fcher hervorgehoben, haben die H-Versuche von Versuchsreihe 2 (vgL die Tabelle auf S. 251) am f\u00fcnften und sechsten S-Tage ein eigenth\u00fcmliches Resultat ergeben. An dem ersteren S-Tage n\u00e4mlich, an welchem die 60 Doppelhebungen des Einstellungsgewichtes von 500 Gramm mit dem linken Arme ausgef\u00fchrt wurden, haben die darauf folgenden rechts-armigen H-Versuche mehr F\u00e4lle k und weniger F\u00e4lle g ergeben als die gleichfalls rechtsarmigen V-Versuche. Umgekehrt verh\u00e4lt es sich an dem sechsten S-Tage, an welchem die 60 Doppelhebungen jenes Einstellungsgewichtes rechtsarmig erfolgten und die V- und H-Versuche links armig ausgef\u00fchrt wurden. An diesem haben die H-Versuche weniger F\u00e4lle k und mehr F\u00e4lle g geliefert als die V-Versuche. Man kann diese Resultate von Versuchsreihe 2, die allerdings nur auf einer geringen Versuchszahl beruhen und weiterer Best\u00e4tigung bed\u00fcrfen, in folgender Weise deuten. Rechtsarmige Hebungen, die einer Reihe bnksarmiger nachfolgen, erwecken (bei Rechtsh\u00e4ndern) in Folge der relativen Schwierigkeit der vorausgegangenen linksarmigen Hebungen den Eindruck gewisser Leichtigkeit, w\u00e4hrend links-armige Hebungen, die einer Reihe rechtsarmiger nachgeschickt werden, den Eindruck des Angestrengten mit sich f\u00fchren. Dies mufs gem\u00e4fs dem Einfl\u00fcsse, den der absolute Gewichtseindruck auf unsere Gewichtsvergleichungen aus\u00fcbt1, zur Folge haben,\n1 Vgl. Martin und M\u00fcller a. a. O. S. 43ff.","page":260},{"file":"p0261.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fceber die motorische Einstellung.\n261\ndafs bei rechtsannigen Versuchen, 'die nach linksarmigen statt\u00bb* finden, der Eintritt des (auf das zuzweit gehobene Gewicht bezogenen) Urtheils \u201ekleiner\u201c beg\u00fcnstigt, hingegen der Eintritt des Urtheils \u201egr\u00f6fser\u201c erschwert ist. Umgekehrt mufs es sich bei linksarmigen Versuchen verhalten, welche einer Reihe rechts-anniger nachfolgend\nDie obigen Resultate von Versuchsreihe 7, welche sich ebenso wie aus der auf S. 259 erw\u00e4hnten Fehlerquelle auch ans der soeben angedeuteten Annahme ohne Weiteres erkl\u00e4ren lassen \u2014 denn auch hier haben rechtsarmige H-Versuche, di\u00a9 linksarmigen E-Versuchen folgten, mehr F\u00e4lle k und weniger F\u00e4lle g ergeben als die gleichfalls rechtsannigen V-Versuche \u2014, gaben mir nun Veranlassung, die angedeutete Annahme einer besonderen experimentellen Pr\u00fcfung zu unterwerfen.\nVersuchsreihe 8. Versuchsperson Fri. A. Belaeewa. Sechs Versuchstage. Tageszeit 11 Uhr 15 Min. Vormittags,. Die Versuche wurden in ganz gleicher Weise ausgef\u00fchrt wie die oben erw\u00e4hnten Versuche des f\u00fcnften und sechsten S-T&ges von Versuchsreihe 2 mit Ausnahme des hier nicht weiter in Betracht kommenden Umstandes, dafs die Stellung der Gewichte, bei den Versuchen eine etwas andere war wie in den bisherigen Versuchsreihen, n\u00e4mlich diejenige, welche wir sp\u00e4terhin (\u00a7 6). als \u201egleiche Raumlage der beiden Gewichte\u201c beschreiben werden. Die Resultate waren folgende.\nTabelle 8.\n(Versuchsreihe 8. Versuchsperson Fri. A. Belaeewa.)\nSchema-\tV ergleichsversuche\t\tE\tHauptversuche\t\ntag\tk\tu g\t\tk\tu g\n1\tr 8 (4)\t12\t34 (19)\tJ\tv w\tr 13 (6)\t10\t31 (20)\n2\t1\t14 (6)\t12\t28 (17)\tJ\tW V\t1\t14 (6)\t12\t28 (17)\n1 Am zweiten und vierten S-Tage von Versuchsreihe 2 zeigen die Resultate der H-Versuche nicht ein analoges Verhalten wie am f\u00fcnften und sechsten S-Tage, weil an jenen S-Tagen die auf S. 252 erw\u00e4hnte Erm\u00fcdung durch die E-Versuche einen ganz \u00fcberwiegenden Einflufs aus\u00fcbte. Ueberhaupt versteht sich von selbst, dafs die obige auf dem Einfl\u00fcsse des","page":261},{"file":"p0262.txt","language":"de","ocr_de":"262\nLaura Steffens.\nWie man sieht, haben die rechtsarmigen H-Versuche des ersten S-Tages mehr F\u00e4lle k und weniger F\u00e4lle g ergeben als die V-Versuche desselben S-Tages, mithin ganz entsprechende Resultate geliefert wie die H-Versuche obiger Versuchsreihe 7. Weshalb am zweiten S-Tage die linksarmigen H-Versuche anscheinend gar keine Beeinflussung durch die vorausgeschickten rechtsarmigen E-Versuche erfahren haben, l\u00e4fst sich nicht entscheiden, da uns leider f\u00fcr eine Beurtheilung der Individualit\u00e4t der Versuchsperson ausreichende Unterlagen nicht zu Gebote stehen.\nWir nehmen hier Gelegenheit auf die Resultate von Versuchsreihe 3 (S. 253) zur\u00fcckzuweisen. Dort fanden wir, dafs am vierten S-Tage die rechtsarmigen zweiten E-Versuche einen Ein-flufs auf die nachfolgenden linksarmigen H-Versuche nicht aus\u00fcbten. Am zweiten S-Tage dagegen wurden die rechtsarmigen H-Versuche durch die vorausgegangenen linksarmigen zweiten E-Versuche im Sinne einer Vermehrung der F\u00e4lle k und Verminderung der F\u00e4lle g beeinflufst. Wir wissen jetzt, wie wir diese verschiedenen Resultate des zweiten und vierten S-Tages jener Versuchsreihe zu erkl\u00e4ren haben. Die Versuchsperson letzterer Versuchsreihe hatte ebenso wie die Versuchsperson dieser Versuchsreihe 8 bei rechtsarmigen Versuchen, welche linksarmigen anderweiten Versuchen nachfolgten, relativ h\u00e4ufig den absoluten Eindruck der Leichtigkeit, w\u00e4hrend sie ebenso wie die Versuchsperson dieser Versuchsreihe 8 bei linksarmigen Versuchen, welche rechtsarmigen anderweiten Versuchen nachgeschickt wurden, das entsprechende Verhalten nicht zeigte.\nVersuchsreihe 9. Versuchsperson Prof. M\u00fcli\u00e6b. 16 Versuchstage. Tageszeit 12 Uhr 30 Min. Gleiche Raumlage der beiden Gewichte (siehe oben). Von Versuchsreihe 8 unterscheidet sich diese Versuchsreihe dadurch, dafs das Grundgewicht von 650 Gramm nicht blos die erste Zeitlage besafs, sondern ebenso oft das zuerst wie das zuzweit gehobene Gewicht war. Die V-Versuche und ebenso die H-Versuche zerfielen an jedem Yer-\u00abuchstage in vier Abtheilungen, deren jede entsprechend den f\u00fcnf Vergleichsgewichten von 550, 600, 650, 700 und 750 Gramm\nabsoluten Gewichtseindruckes beruhende Fehlerquelle sich nicht bei jeder Versuchsperson und nicht in jeder Versuchsreihe geltend zu machen braucht.","page":262},{"file":"p0263.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die motorische Einstellung.\n263\naus f\u00fcnf Doppelhebungen bestand. Am 1., 2., 6., 6., 9., 10. u. s. w Versuchstage besafs das Grundgewicht in der ersten und dritten Abtheilung die erste Zeitlage, in der zweiten und vierten Abtheilung dagegen die zweite Zeitlage. An den \u00fcbrigen Versuchstagen verhielt es sich umgekehrt. In nachstehenden beiden Tabellen sind die Resultate einerseits der ersten 8 Tage und andererseits der letzten 8 Tage der Versuchsreihe mitgetheilt Die Resultate sind nach den beiden Zeitlagen gesondert; die Urtheile, deren Zahlen angef\u00fchrt werden, beziehen sich aber immer auf das zuzweit gehobene Gewicht.\nTabelle 9a.\n(Versuchsreihe 9, die ersten 8 Tage. Versuchsperson M.)\n\u00e0 160 Ja -2\u00bb \u00a3\t\u00a9 m ve 3\tVergleichsversuche\t\t\t\t\tE\t\tHauptversuche\t\t\n\t\u00a9 ES3\t\u2022\tk\tu\tg\t\t\t\tk\tu\tg\n1\t1\tr\t15\t9\t16\t1\tw w\tr\t19\t8\t13\n\t2\tr\t18\t10\t12\t1\tW U\tr\t19\t8\t13\n\t\tSa.:\t33\t19\t28\t\t\tSa.:\t38\t16\t26\no\t1\t1\t17\t7\t16\tr\tw w\t1\t13\t6\t21\n\u00d9\t2\t1\t19\t4\t17\tr\tV V/\t1\t13\t7\t20\n\t\tSa.:\t36\t11\t33\t\t\tSa.:\t26\t13\t41\nTabelle 9b.\n(Versuchsreihe 9, die letzten 8 Tage. Versuchsperson M.)\nSchema- tag\tZeitlage\tV ergleichs versuche k\tu\tg\t\t\t\tE\tHauptversuche k\tu\tg\t\t\t\n1\t1\tr\t16\t8\t16\t1\tv w\tr\t16\t7\t18\nI\t2\tr\t18\t9\t13\t1\tw w\u00bb\tr\t17\t7\t16\n\t\tSa.:\t34\t17\t29\t\tSa.:\t32\t14\t34 *\n\t1\t1\t12\t5\t23\tr w v\t1\t13\t6\t21\n&\t2\t1\t12\t9\t19\tr ~ ~\t1\t10\t11\t19\n\t\tSa.:\t24\t14\t42\t\tSa.:\t23\t17\t40","page":263},{"file":"p0264.txt","language":"de","ocr_de":"264\nLaura Steffens.\n. Die Resultate best\u00e4tigen .unsere obige Annahme. Denn in der ersten H\u00e4lfte der Versuchsreihe haben die H-Versuche an dem ersten S-Tage, an welchem sie mit der rechten Hand ausgef\u00fchrt wurden und links&rmigen E-Versuchen nachfolgten, mehr F\u00e4lle k und weniger F\u00e4lle g ergeben als die V-Versuche. Umgekehrt verh\u00e4lt es sich an dem zweiten S-Tage, an welchem die H-Versuche mit der linken Hand ausgef\u00fchrt wurden und rechtsarmigen E-Versuchen nachfolgten. DaCs in der zweiten H\u00e4lfte der Versuchsreihe, wo die Versuchsperson an das Verfahren gew\u00f6hnt war und die Verschiedenheit der E-Versuche und H-Versuche nicht mehr ihre Aufmerksamkeit auf sich zog, der hier in Rede stehende Einflufs des absoluten Gewichtsemdruckes nicht mehr zu Tage getreten ist, kann nicht weiter verwundern. \u2014\nBlicken wir jetzt auf die in diesem Capitel mitgetheilten Versuchsreihen kurz zur\u00fcck, so finden wir Folgendes. In Versuchsreihe 1, 2, 4, 6 (bei Ausschlufs des Metronoms) und an den Resultaten des dritten und vierten S-Tages von Reihe 3, sowie an denjenigen des zweiten und vierten S-Tages von Reihe 5 liefs sich keine Spur einer Uebertragung der E erkennen. Indessen haben wir zwei Fehlerquellen kennen gelernt, welche unter Umst\u00e4nden eine Uebertragung der E Vort\u00e4uschen k\u00f6nnen, n\u00e4mlich erstens das innerliche Mittactiren bei den E -Versuchen und seine Nachwirkungen bei den H-Versuchen, eine Fehlerquelle, die sich durch Weglassung des Metronoms eliminiren liefs. Die zweite Fehlerquelle besteht in dem soeben nachgewiesenen Einfl\u00fcsse des absoluten Gewichtseindrucks. Nur an dem ersten und zweiten S-Tage von Versuchsreihe 3 und an dem ersten und dritten S-Tage von Reihe \u00f6 und in Versuchsreihe 7 haben wir Resultate erhalten, welche der Annahme einer schwachen Uebertragung der E g\u00fcnstig sind. Die hier erw\u00e4hnten abweichenden Resultate von Versuchsreihe 5 liefsen sich indessen durch das Abklingen des vom vorhergehenden Tage her noch vorhandenen Restes von E gen\u00fcgend erkl\u00e4ren. Was ferner die abweichenden Resultate von Versuchsreihe 3 und 7 anbelangt, so liefsen sich dieselben, wie gesehen, aus der zweiten der soeben erw\u00e4hnten Fehlerquellen leicht erkl\u00e4ren. F\u00fcr Versuchsreihe 7 kommt \u00fcberdies auch noch die erste dieser beiden Fehlerquellen in Betracht Unter diesen Umst\u00e4nden glauben wir mit gutem","page":264},{"file":"p0265.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die mototHsche Einstellung.\n265\nRechte den Satz aufstellen zu k\u00f6nnen, dafs es eine Ueber-tragung der Einstellung nicht giebt.\nZweites CapiteL\nlieber das Verhalten concnrrirender Einstellungen.\n\u00a75. Die H-Versuche t\u00e4uschen ein zu schnelles Abklingen der Einstellung vor.\nDie Untersuchungen dieses Capitels kn\u00fcpfen an zwei Resultate von M\u00fcller und Schumann an. Dieselben fanden, dafs eine vorhandene motorische Einstellung im Verlaufe der pr\u00fcfenden H-Versuche schnell abnimmt. Sie stellten ferner fest, dafs eine bestehende E, z. B. eine solche auf schwach-stark, durch neue E-Versuche von entgegengesetzter Richtung, d. h. solche, denen an und f\u00fcr sich eine entgegengesetzte E (auf stark-sch wach) entspricht, ganz wirkungslos gemacht werden kann.\nWas das erstere Resultat anbelangt, so schliefsen M\u00fcller und Schumann aus demselben, dafs die E im Verlaufe der Zeit schnell abklinge. Es scheinen indessen die Ergebnisse meiner Versuchsreihen 4 und 5 nicht recht zu dieser Schlufsfolgerung zu stimmen; denn in diesen Reihen haben wir gefunden, dafs 60 E-Versuche gegen Erwartung und Wunsch noch nach 24 Stunden eine deutliche oder sogar (in Versuchsreihe 5) recht deutliche Nachwirkung zeigten. Es dr\u00e4ngt sich daher die Ver-muthung auf, dafs das schnelle Abklingen, welches die E im Verlaufe der pr\u00fcfenden H-Versuche zeigt, zu einem wesentlichen Theile durch die Ausf\u00fchrung eben dieser H-Versuche bedingt sei. Zur Pr\u00fcfung dieser Vermuthung wurden die beiden Versuchsreihen 10 und 11 unternommen.\nVersuchsreihe 10. Versuchsperson Lottie Steffens. 20 Versuchstage. Tageszeit 5 Uhr 15 Min. Nachmittags. Grund-und Vergleichsgewichte wie in Versuchsreihe 1 (S. 248). Einstellungs-gewichte (wie meist) 500 und 2260 Gramm. Zweiarmiges Verfahren. Das Grundgewicht stand stets rechts, das Vergleichsgewicht links; ersteres wurde stets mit dem rechten, letzteres mit dem linken Arme gehoben. Das rechte Gewicht wurde stets zuerst gehoben, auch bei den E-Versuchen, bei denen stets das kleine Einstellungsgewicht sich rechts befand.","page":265},{"file":"p0266.txt","language":"de","ocr_de":"266\nLaura Steffens.\nAn dem ersten S-Tage wurden zun\u00e4chst 18 V-Versuche ausgef\u00fchrt. Alsdann (nach 2 Min.) 60 E -Versuche auf schwach-stark, die in zwei durch eine Pause von 5 Min. getrennten Gruppen von je 30 Doppelhebungen stattfanden. Hierauf kam eine Pause von 4 Min., welcher 18 H-Versuche nachfolgten.\nDer zweite S-Tag unterschied sich von dem ersten nur dadurch, dafs auf die E-Versuche nicht eine v\u00f6llige Ruhepause von 4 Min. folgte, sondern zun\u00e4chst 18 Versuche (Zwischenversuche) ausgef\u00fchrt wurden, die v\u00f6llig den 18 V- und 18 H-Versuchen glichen, und erst dann so lange ausgeruht wurde, bis seit Schlufs der E-Versuche 4 Min. verflossen waren. Hierauf kamen die H-Versuche. Wenn der obigen Vermuthung gem\u00e4ls die Ausf\u00fchrung pr\u00fcfender Versuche von der \u00fcblichen Art selbst dazu dient, eine vorhandene E zu verringern, so mufsten die H-Versuche des zweiten S-Tages in Folge der vorausgegangenen Zwischenversuche eine geringere E ergeben als die H-Versuche des ersten S-Tages.\nVersuchsreihe 11 unterschied sich von Versuchsreihe 10 nur dadurch, dafs die Versuchsperson eine andere, n\u00e4mlich Herr A. von Netschajew war.\nTabelle 10.\n(Versuchsreihe 10. Versuchsperson Lottie Steffens.)\nSchema- tag\tVergleichsversuche k\tu g\t\tE\tZwischenversuche k\tu\tg\t\tHauptversuche k\tu\tg\n1 2\t67 (31) 70(30)\t50\t63(9) 60\t50(12)\tw _\t90(53)\t76\t14\t83(55) 80 17(2) 70(28) 79 31(1)\nTabelle 11.\n(Versuchsreihe 11. Versuchsperson Herr A. von Netschajew.)\n08 i 33\tVergleichsversuche\tE\tZwischenversuche\tHauptversuche\nV m\tk\tu\tg\t\tk\tu\tg\tk\tu g\n1 2\t51\t(1)\t59\t70 (3) 52\t57\t71\tw \u2014\t103(6)\t48\t29\t99 (4)\t49\t32 78\t62\t40","page":266},{"file":"p0267.txt","language":"de","ocr_de":"TJ\u00e9ber die motorische Einstellung.\n267\nDie obige Vermuthung zeigt sich an diesen Resultaten vollauf best\u00e4tigt; denn die H-Versuche des zweiten S-Tages lassen in der That eine viel geringere E erkennen als die H-Versuche des ersten S-Tages. Und vergleicht man die Resultate der Hauptversuche von S-Tag 1 mit denen der Zwischenversuche von S-Tag 2, so zeigt sich, dafs in der That die verfliefsende Zeit an sich ein nur langsames Abklingen der motorischen E bewirkt (wenigstens bei obigen zwei Versuchspersonen), und dafs die nur m\u00e4fsige St\u00e4rke der Wirkung, welche die 60 E-Versuche bei den H-Versuchen von S-Tag 2 gehabt haben, haupts\u00e4chlich eine Folge der eingeschobenen Zwischenversuche ist.\nFraglich erscheint zun\u00e4chst nur, auf welche Weise die Zwischen versuche diese Wirkung entfaltet haben. Eine n\u00e4here Ueberlegung zeigt, dafs dieselben auf zwei verschiedenen Wegen die in Rede stehende Wirkung gehabt haben k\u00f6nnen.\nErstens n\u00e4mlich kann man Folgendes meinen. Nach Schlufs der E-Versuche war der linke Arm mehr oder weniger erm\u00fcdet, w\u00e4hrend der rechte Arm durch die Hebungen des kleinen Einstellungsgewichtes keine hier in Betracht kommende Erm\u00fcdung erfahren hatte. Die Zwischenversuche dienten nun dazu, die Erm\u00fcdung des linken Armes zu steigern, und dies mufste dahin wirken1, bei den H-Versuchen des S-Tages 2 die Zahl k zu verringern und die Zahl g zu erh\u00f6hen.\nZweitens kann man vermuthen, dafs die Zwischenversuche die Wirkung der vorhergegangenen E-Versuche dadurch beeintr\u00e4chtigt h\u00e4tten, dafs sie selbst sich im Sinne einer anderen E, n\u00e4mlich einer solchen auf ann\u00e4herende Gleichheit des rechten und linken Impulses, geltend gemacht h\u00e4tten.\nDie erstere der beiden hier erw\u00e4hnten Annahmen vertr\u00e4gt sich offenbar in keiner Weise mit den quantitativen Verh\u00e4ltnissen der erhaltenen Resultate. Niemand wird glauben, dafs 18 Doppelhebungen, bei denen nur Gewichte von ca. 500 Gramm gehoben wurden, eine solche Erm\u00fcdung oder Steigerung vorhandener Erm\u00fcdung bewirkt h\u00e4tten, dafs aus derselben der Unterschied, welchen die Resultate der Hauptversuche der beiden S-Tage aufweisen, erkl\u00e4rbar sei. Ferner findet sich auch noch in Versuchsreihe 10 ein besonderes Verhalten, welches die Unzul\u00e4nglichkeit der hier in Rede stehenden Annahme erweist.\n1 Vgl. Mabtin und M\u00fclle\u00bb, a. a. 0. 8.126.","page":267},{"file":"p0268.txt","language":"de","ocr_de":"268\nLaura Steffens.\nDie V-Versuche haben n\u00e4mlich am zweiten S-Tage mehr F\u00e4lle k und weniger F\u00e4lle g ergeben als am ersten S-Tage. Dies deutet darauf hin, dafe am zweiten S-Tage ein gr\u00f6sserer Rest der vor 24 Stunden bewirkten E vorhanden war als am ersten S-Tage. Mit Sicherheit tritt Letzteres hervor, wenn wir nur die erste Abtheilung der V-Versuche jedes Versuchstages ber\u00fccksichtigen. Alsdann erhalten wir folgende Resultate:\nS-Tag\tk\tu\tg\n1\t20(6)\t15\t25(2)\n2\t25(14)\t20\t15(3)\nDer hierdurch nachgewiesene Umstand, dafs der zweite S-Tag einen gr\u00f6fseren Rest der vor 24 Stunden bewirkten E zeigt als der erste S-Tag1, l\u00e4fst sich nun durch die Annahme, dafs die Zwischenversuche des zweiten S-Tages erm\u00fcdend gewirkt h\u00e4tten, in keiner Weise erkl\u00e4ren; denn 18 Doppelhebungen eines Gewichtes von ca. 500 Gramm k\u00f6nnen unm\u00f6glich noch nach 24 Stunden eine Erm\u00fcdungswirkung haben. Es bleibt nichts anderes \u00fcbrig als die Annahme, dafs die Zwischenversuche des zweiten S-Tages die unmittelbar vorher bewirkte E und den nach 24 Stunden vorhandenen Rest derselben dadurch gesch\u00e4digt haben, dafs sie selbst sich im Sinne einer anderen E, n\u00e4mlich einer solchen auf ann\u00e4herende Gleichheit, geltend machten. Der n\u00e4chste Paragraph wird \u00fcberdies weiteres beweisendes Material f\u00fcr den Satz bringen, dafs eine Anzahl Doppelhebungen eines und desselben Gewichtes an und f\u00fcr sich eine E auf Gleichheit bewirken und hierdurch andere Einstellungen sch\u00e4digen.\nDie Thatsache, dafs eine Anzahl von Doppelhebungen des gleichen Gewichtes eine vorher bewirkte E auf schwach-stark zu beeintr\u00e4chtigen verm\u00f6gen, ist von fundamentaler Bedeutung, indem sie zeigt, wie die oben erw\u00e4hnte, von M\u00fclleb und\n1 Dale ein Unterschied der beiden S-Tage in dieser Hinsicht sich nicht in Versuchsreihe 11, wohl aber in Versuchsreihe 10 zeigt, erkl\u00e4rt sich aus dem uns bereits von fr\u00fcher her (S. 267) bekannten Umstande, dais die Versuchsperson von Versuchsreihe 10 im gew\u00f6hnlichen Leben ihre Arme nur wenig zu bewegen pflegte und hierdurch ein l\u00e4ngeres Nachwirken vollzogener E-Versuche beg\u00fcnstigte.","page":268},{"file":"p0269.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die motorische Einstellung.\n269\nSch\u00fcmann constatirte Thatsache zu deuten ist, dafs eine bestehende E durch neue E-Versuche von entgegengesetzter Richtung ganz wirkungslos gemacht werden kann.\nM\u00fcller und Schumann deuteten diese Thatsache dahin, dafs durch die neuen E-Versuche die anf\u00e4nglich vorhandene E ganz beseitigt werde und das eingestellte Nervencentrum wieder in einen neutralen Zustand v\u00f6lliger Einstellungslosigkeit zur\u00fcckgef\u00fchrt werde. Diese Deutung erscheint in der That plausibel, so lange man von der Voraussetzung ausgeht, dafs E-Versuche auf schwach-stark (stark - schwach) nur durch E-Versuche auf stark-schwach (schwach-stark) in ihren Wirkungen compensirt werden k\u00f6nnen. Es erscheint von vornherein betrachtet leicht verst\u00e4ndlich, dafs derartige entgegengesetzte E-Versuche eben wegen ihres Gegensatzes sich in ihren Wirkungen auf das betreffende motorische Centrum gegenseitig v\u00f6llig aufheb en. Allein diese Deutung erscheint sehr zweifelhaft, wenn wir sehen, dafs eine E auf schwach-stark auch durch eine solche auf Gleichheit in ihrem Hervortreten gesch\u00e4digt werden kann ; denn hier fehlt ein wirklicher Gegensatz zwischen den beiden Einstellungen.\nEine zweite von vornherein m\u00f6gliche Deutung jenes Ergebnisses der M\u00fcLLER-ScHUMANN\u2019schen Versuche ist folgende. Wenn zun\u00e4chst E-Versuche auf schwach-stark und hierauf in einer zur Compensation gen\u00fcgenden Anzahl E-Versuche auf stark-schwach angestellt worden sind, so superponiren sich die beiden entgegengesetzten Einstellungen in dem betreffenden motorischen Nervencentrum. Da nun die eine derselben in dem Sinne wirkt, den zweiten von zwei motorischen Impulsen st\u00e4rker ausfallen zu lassen als den ersten, die andere aber im entgegengesetzten Sinne sich geltend macht, so wird das St\u00e4rkeverh\u00e4ltnifs zweier das motorische Centrum passirender Impulse durch die beiden gleichzeitig nebeneinander bestehenden Einstellungen nicht ber\u00fchrt.1 Auch diese Superpositionshypothese erweist sich als unzul\u00e4nglich gegen\u00fcber der Thatsache, dafs eine E auf schwach-stark auch durch eine E auf Gleichheit in ihrer Wirkungs-'f\u00e4higkeit beeintr\u00e4chtigt wird; denn, wenn sich eine E auf\n1 Wohl aber w\u00e4re nach der obigen Auffassung zu erwarten, dafs die absolute St\u00e4rke zweier hinter einander das motorische Centrum passirender Impulse durch die beiden neben einander bestehenden Einstellungen eine Erh\u00f6hung erf\u00fchre.","page":269},{"file":"p0270.txt","language":"de","ocr_de":"270\nLaurm 8tefau.\nGleichheit zu einer solchen auf schwach-stark superponirt, so mois immer noch der zweite von zwei das motorische Centrum passirenden Impulsen st\u00e4rker aasfallen als der erste.\nDie einzige plausible Deutung, welche f\u00fcr die gegenseitige Compensation gegenteiliger E-Versuche noch \u00fcbrig bleibt, geht dahin, dafs, \u00e4hnlich wie im Gebiete des psychischen Ged\u00e4chtnisses gleichzeitige Reproductionstendenzen eine hemmende Wirkung auf einander aus\u00fcben, auch gleichzeitige Einstellungen eines motorischen Centrums sich gegenseitig hemmen, so dafs bei gleicher St\u00e4rke zweier vorhandener Einstellungen eines und desselben Centrums keine derselben nach aufeen hin zu Tage tritt Ist die eine zweier gleichzeitiger Einstellungen eines und desselben Centrums st\u00e4rker als die andere, so tritt sie bei geeigneten Versuchen noch hervor, aber mit verminderter Deutlichkeit Nur von diesem Standpunkte aus l\u00e4fst es sich befriedigend erkl\u00e4ren, dafs z. B. eine E auf schwach-stark ebenso wie durch eine solche auf stark-schwach auch durch eine E auf Gleichheit gehemmt werden kann.1\nEinen Weg, weitere Best\u00e4tigungen der soeben angedeuteten Auffassung zu gewinnen, zeigen uns gewisse Erscheinungen des psychischen Ged\u00e4chtnisses. Wir setzen den Fall, dafs durch \u00f6fteres Lesen einer Silbenreihe eine Silbe a mit einer anderen, ihr nachfolgenden Silbe b associirt werde, und dafs nach Verlauf gewisser Zeit durch weniger h\u00e4ufiges Lesen einer anderen Silbenreihe dieselbe Silbe a noch mit einer Silbe c in Association gebracht werde. Alsdann kommt es (nach Versuchen von Prof. M\u00fclleb und Dr. Pilzecker) vor, dafs die Silbe a, wenn sie kurze Zeit nach dem Lesen der zweiten Silbenreihe vorgezeigt wird, zuerst die Silbe c und dann die Silbe b reproducirt; wird sie dagegen erst nach l\u00e4ngerer Zeit vorgezeigt, so reproducirt sie zuerst die Silbe b und dann die Silbe c oder \u00fcberhaupt nur die Silbe b. Dieses Verhalten erkl\u00e4rt sich aus dem von Jost- aufgestellten Satze, dafs von zwei gleich starken Associationen die\n1 Auch die in meinen Versuchen vielfach hervorgetretene Thataaehe, dafs eine vorhandene E durch nachfolgende, aufserhalb der Versuche stattfindende Bewegungen des eingestellten Armes gesch\u00e4digt wird, d\u00fcrfte im Sinne dieser Auffassung za erkl\u00e4ren sein. Alle jene Armbewegungen hinterlassen so zu sagen schwache Einstellungen, die der versuchsm\u00e4fsig hergestellten E nachtheilig sind.\n* Zeit8chr. f. Psychol. 14, S. 467.","page":270},{"file":"p0271.txt","language":"de","ocr_de":"lieber die motorische Einstellung.\n271\nj\u00fcngere schneller abf\u00e4llt als die \u00e4ltere. Kurze Zeit nach dem Lesen der zweiten Silbenreihe ist die junge Association ac st\u00e4rker als di\u00a9 alte Association ab. Da aber die j\u00fcngere Association schneller in der Zeit abf\u00e4llt, so \u00fcberwiegt nach Verlauf l\u00e4ngerer Zeit die Association ab. Ist nun unsere obige Auffassung richtig, d&ls in dem Falle, wo sich zwei Einstellungen gegenseitig eompensiren, beide Einstellungen in dem betreffenden Nerven-centrum neben einander und sich gegenseitig hemmend in gleicher St\u00e4rke coexistiren, so ist nach Analogie der soeben angef\u00fchrten Erscheinungen des psychischen Ged\u00e4chtnisses zu erwarten, dafs, wenn wir eine bestehende E durch nachfolgende E-Versuche entgegengesetzter Art eompensiren oder ein wenig \u00fcbercompensiren, alsdann die anf\u00e4ngliche E nach Verlauf gewisser Zeit wieder zu Tage tritt. Wird diese Erwartung durch geeignete Versuche best\u00e4tigt, so ist erstens die obige Auffassung hinsichtlich des Zustandekommens der gegenseitigen Compensation zweier Einstellungen erwiesen und zweitens zugleich dar-gethan, dafs, ganz analog zu der G\u00fcltigkeit des obigen JosT\u2019schen Satzes, von zwei gleich starken motorischen Einstellungen die j\u00fcngere schneller abf\u00e4llt als die \u00e4ltere. Der n\u00e4chste Paragraph wird \u00fcber Versuohe der hier angedeuteten Art berichten, deren Resultate in der That die obige Erwartung best\u00e4tigen.\nBevor wir indessen zur Mittheilung dieser Versuche \u00fcbergehen, mag noch ein Punkt kurz hervorgehoben werden, dessen Ber\u00fccksichtigung nothwendig ist, wenn man die Thatsache, dafs eine E auf schwach-stark oder stark-schwach durch eine E auf Gleichheit gehemmt werden kann, vollst\u00e4ndig verstehen will. Es h\u00e4ngt n\u00e4mlich die E, welche in einem niederen motorischen Centrum durch von oben her (von einem h\u00f6heren Centrum aus) kommende Impulse angestrebt wird, nur von den St\u00e4rkegraden ab, mit denen diese Impulse das niedere Centrum treffen, nicht aber von der Art und Weise, in welcher das niedere Centrum in Folge einer etwa bereits vorhandenen E auf diese Impulse reagirt W\u00e4re letzteres der Fall, so m\u00fcfste z. B. eine vorhandene E auf schwach-stark durch Doppelhebungen eines und desselben Gewichtes, welche den E-Versuchen unmittelbar nachgeschickt werden, eine wesentliche Verst\u00e4rkung erfahren. Denn unmittelbar nach Beendigung der E-Versuche auf schwach-stark findet ja trotz der Constanz des Gewichtes, welches bei den nachgeschickten Doppelhebungen benutzt wird, die zweite Hebung","page":271},{"file":"p0272.txt","language":"de","ocr_de":"272\nLaura Steffens.\njeder dieser Doppelhebungen mit gr\u00f6fserer Kraft, also mit st\u00e4rkerer Erregung des eingestellten niederen Centrums statt als die erste Hebung. Hierdurch wird aber die vorhandene E auf schwach-stark nicht erh\u00f6ht, sondern sie nimmt vielmehr ab, weil eben bei den nachgeschickten Doppelhebungen stets ann\u00e4hernd gleiche Impulse von oben her dem niederen Centrum zugeschickt werden, und in Folge dessen sich in dem letzteren eine E auf Gleichheit entwickelt, welche sich f\u00fcr die vorhandene E auf schwach-stark in hemmender Weise geltend macht.\n\u00a7 6. Versuchsreihe 12\u201414.\nMotorische Einstellungen von verschiedenem Alter klingen in \u00e4hnlicher Weise neben einander ab wie verschieden alte Reproductionstendenzen des psychischen Ged\u00e4chtnisses.\nDie in den bisherigen Versuchsreihen benutzte Methode, die E mittels vergleichender Gewichtsversuche zu untersuchen, hat, wenigstens bei unge\u00fcbten Versuchspersonen, gewisse M\u00e4ngel, die im folgenden Capitel n\u00e4her zu Sprache kommen werden. Es wurde daher in den n\u00e4chsten beiden Versuchsreihen die E mittels einer anderen Methode untersucht. Wenn n\u00e4mlich z. B. eine E auf schwach-stark sich darin \u00e4ufsert, dafs bei einer Doppelhebung trotz intendirter Gleichheit der St\u00e4rke beider Hebungsimpulse das zweite Gewicht mit gr\u00f6fserer Kraft gehoben wird als das erste, so mufs sich eine solche E auch dadurch nachweisen lassen, dafs man direct durch eine zeitmessende Methode die Geschwindigkeit mifst, mit welcher ein und dasselbe Gewicht einerseits bei der ersten und andererseits bei der zweiten Hebung einer Doppelhebung vom Boden emporsteigt. In Folge der E mufs die Zeit, welche das Gewicht braucht, um eine constante kleine Hubh\u00f6he zu erreichen, bei der zweiten Hebung kleiner sein als bei der ersten. Bei dieser Methode kommen alle Fehlerquellen in Wegfall, welche darauf beruhen, dafs die Versuchsperson sich bei ihren Gewichtsvergleichungen nicht aus-schliefslich auf die von der Hubgeschwindigkeit herr\u00fchrenden Eindr\u00fccke st\u00fctzt, dafs sie innerhalb einer und derselben Versuchsreihe unter verschiedenen Versuchsbedingungen ihren Urtheilen nicht ganz dieselben Urtheilsmaafsst\u00e4be zu Grunde legt u. dergl. m. Und wir m\u00fcssen sogar mit der M\u00f6glichkeit","page":272},{"file":"p0273.txt","language":"de","ocr_de":"Ueher die motorische Einstellung.\n273\nrechnen, dafs uns diese objective Methode Unterschiede der Hubgeschwindigkeiten verr\u00e4th, welche der Wahrnehmung der hebenden Versuchsperson ganz entgehen und mithin auch in den Urtheilen derselben nicht zum Ausdruck gelangen k\u00f6nnen.1 Des N\u00e4heren gestaltete sich die Anwendung dieser Methode in nachstehenden Versuchsreihen 12 und 13 folgendermaafsen.\nAn jedem vollst\u00e4ndigen Versuchstage wurden zun\u00e4chst 20 rechtsarmige V-Versuche ausgef\u00fchrt, bei deren jedem die Versuchsperson mittels der sogleich zu beschreibenden Vorrichtung ein und dasselbe Gewicht (c. 750 Gramm) zweimal in einem durch das Metronom vorgeschriebenen Tacte zu heben hatte. Hierauf folgten (stets nach einer Pause von 2 Min.) die gleich-Ma rechtsarmigen E-Versuche, bei denen eine erste und eine davon verschiedene zweite E hergestellt wurde, und alsdann (nach einer Pause von 1 Min.) die ersten H-Versuche, bei denen die Versuchsperson ebenso wie bei den V-Versuchen 20 rechtsarmige Doppelhebungen des Gewichtes von c. 750 Gramm im vorgeschriebenen Tacte auszuf\u00fchren hatte, und welche dazu dienten, festzustellen, dafs die erste E durch die zweite ann\u00e4hernd compensirt oder gar \u00fcbercompensirt sei. Am n\u00e4chsten (unvollst\u00e4ndigen) Versuchstage folgten zu der \u00fcblichen Versuchszeit die zweiten H-Versuche, deren Zweck es war, festzustellen, ob nach Verlauf von c. 24 Stunden die erste E wieder zu Tage trete.\nHinsichtlich der E-Versuche zerfielen die vollst\u00e4ndigen Versuchstage in zwei Arten. An jedem solchen Versuchstage wurden zun\u00e4chst 40 E-Versuche auf stark-schwach ausgef\u00fchrt und zwar in vier Gruppen von je zehn Versuchen. Hierauf folgten 30 anderweite E-Versuche, gleichfalls in drei Gruppen von je zehn Versuchen. Diese 30 E-Versuche nun waren an den vollst\u00e4ndigen Versuchstagen der ersten Art solche, denen eine E auf Gleichheit entsprach, an den vollst\u00e4ndigen Versuchstagen\n1 Wir erinnern hier an gewisse Resultate von C. Jacobj (Arch. f. exper. Pathol, ti. Pharmakol., 32, 8. 84). Bei seinen Versuchen hatte die Versuchsperson zwei Gewichte und zwar das eine mit dem rechten, das andere mit dem linken Arme gleichzeitig zu heben. Er konnte nun mittels \u00e8iner \u00e4hnlichen zeitmessenden Methode, wie im Obigen angedeutet worden ist, Unterschiede der Latenzzeiten beider Gewichtshebnngen feststellen, welche der Wahrnehmung der Versuchsperson ganz entgangen waren.\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 23.\n18","page":273},{"file":"p0274.txt","language":"de","ocr_de":"274\nLaura Steffens.\nder zweiten Art dagegen solche, durch welche eine E auf schwach-stark bewirkt wurde. Was die zeitlichen Abst\u00e4nde der sieben Gruppen von E-Versuchen anbelangt, so war der erste Versuch jeder Gruppe von dem ersten Versuche der nachfolgenden Gruppe durch eine Pause von 2 Min. getrennt, sodafs zwischen dem letzten Versuche einer Gruppe und dem ersten Versuche der nachfolgenden Gruppe eine Ruhepause von c. 1 Min. bestand. Eie beiden Hebungen eines V-, E- oder H-Versuches folgten stets mit eingeschobenem Zwischenschlag (S. 245) aufeinander, und das Metronom machte wie stets 84 Schl\u00e4ge in der Minute.\nWas nun endlich den benutzten Apparat betrifft, so bestand derselbe, wie nachstehende Zeichnung erkennen l\u00e4fst, aus zwei Theilen, der Hubvorrichtung und dem Unterbrechungs-\napparat. Die Hubvorrichtung A hat grofse Aehnlichkeit zu dem Schreibapparat des Mosso\u2019schen Ergographen. Sie war mittels Zwingen auf der horizontalen Platte eines starken Statives befestigt. Wenn die Versuchsperson den Handgriff H mit der Hand umfafste und nach oben bewegte, so \u25a0 hob sie damit mittels einer Sehne, welche unterhalb der Rolle Rt und oberhalb der Rolle R 2 sich bewegte, das Gewicht G. Das an der Sehne be-","page":274},{"file":"p0275.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fceher die motorische Einstellung.\n375.\nfestigte Linoleumpl\u00e4ttchen P diente dazu, .die jedesmalige Hubh\u00f6he auf den \u00fcblichen Betrag von 5 cm einzuschr\u00e4nken.\nDer Unterbrechungsapparat B befand sich auf einem niederem Tische und bestand aus einer unteren und einer oberen Holzplatte. Die untere Platte trug an ihrem einen Ende zwei metallene Tr\u00e4ger (deren einer in der Zeichnung mit 1\\ bezeichnet ist), in denen sich eine mit der oberen Platte fest verbundene-horizontale Axe bewegte. Zwischen der oberen und unteren: Platte befand sich eine auf der letzteren befestigte (in den Zeichnung nat\u00fcrlich nicht sichtbare) Feder, welche durch die; Last der oberen Platte und des Gewichtes G niedergedr\u00fcckt wurde. Ferner war auf der unteren Seite der oberen Platte eine, metallene Zunge (in der Zeichnung links an der Platte zu sehen); befestigt, welche in leitender Verbindung zu der Klemme Kx stand und an ihrem vorderen Ende sowohl oben wie unten mit einem Platincontacte versehen war. Bei Beginn eines V- oder. H-Versuches ruhte nun das Gewicht G auf der oberen Platte\u00ab, des Unterbrechungsapparates, wodurch die letztere so weit herab-, gedr\u00fcckt war, dafs der untere Platincontact der Met\u00e4llzunge eine1 untere Contactschraube ber\u00fchrte, welche mit der Klemme K2 in leitender Verbindung stand, und hierdurch ein Strom geschlossen war, welcher durch ein (selbstverst\u00e4ndlich an jedem Versuchs-, tage mittels Controlhammers controlirtes) Hipp\u2019sches Chronoskop und die beiden Klemmen Kx und K2 hindurchging. Wurde nun das Gewicht G durch die Versuchsperson gehoben, so bewegte sich in Folge der oben erw\u00e4hnten Feder die obere Platte des Unterbrechungsapparates mit nach oben, hierdurch wurde der Uhrstrom ge\u00f6ffnet und das Zeigerwerk in Umdrehung versetzt. Der Strom wurde wieder geschlossen und das Zeigerwerk zum Stillstand gebracht, sobald der obere Platincontact der Metall-; zunge eine obere Contactschraube ber\u00fchrte und hiermit die obere Platte des Unterbrechungsapparates sich um den ihr vorgeschriebenen, bei allen Versuchen constanten Betrag nach oben bewegt hatte.\t*\nDie Versuchsperson stand stets so vor dem oben erw\u00e4hnten -Stativ, dafs der Handgriff H sich direct vor dem hebenden Arm befand und das Gewicht G der Versuchsperson stets sichtbar, war. Bei Beginn der V- oder H-Versuche schlofs der Versuchs-; leiter mittels eines Commutators den Uhrstrom und setzte die Uhr in Gang. Die Versuchsperson ergriff den Handgriff H und","page":275},{"file":"p0276.txt","language":"de","ocr_de":"276\nLaura Steffens.\nhob denselben empor. Sobald bei dieser Hebung die Metallzunge die obere Contactsehraube erreicht hatte und hiermit der durch die Aufw\u00e4rtsbewegung des Gewichtes G ge\u00f6ffnete Uhrstrom wieder geschlossen worden war, las der Versuchsleiter den Stand der Zeiger am Chronoskop ab und pr\u00e4gte sich denselben fest ein. Hierbei schlofs er zugleich eine Nebenleitung f\u00fcr das Chronoskop, damit der Stand der Zeiger an letzterem nicht schon dadurch ver\u00e4ndert werde, dafs bei dem Herabgehen des Gewichtes G die durch die Klemmen Kx und \u00fcTa und die Metallzunge hindurchgehende Hauptleitung auf kurze Zeit wieder unterbrochen wird. Sobald G seine anf\u00e4ngliche Ruhelage wieder erreicht hat, \u00f6ffnet der Versuchsleiter die Nebenleitung, die Versuchsperson beginnt die zweite Hebung der Doppelhebung, der Versuchsleiter beobachtet wieder die Uhrzeiger, schliefst sofort nach Stillstand derselben die erw\u00e4hnte Nebenleitung und \u00f6ffnet dieselbe wieder und h\u00e4lt die Uhr an, sobald das Gewicht G abermals die anf\u00e4ngliche Ruhelage erreicht hat Hierauf schreibt er sofort den zuerst beobachteten und den zuletzt erreichten Stand der Zeiger nieder, commutirt den Hauptstrom \u2014 und der zweite in genau gleicher Weise auszuf\u00fchrende Versuch beginnt Nach Ausf\u00fchrung von f\u00fcnf V- oder H-Versuchen wurde stets eine Pause von 30 Sec. gemacht, um die n\u00f6thige Zeit f\u00fcr das Aufziehen der Uhr zu gewinnen. Wie man sieht, stellt die Ausf\u00fchrung dieser Versuche an den Versuchsleiter ziemliche Anforderungen. Nach einiger Uebung gelingt es indessen demselben leicht, alle ihm auf erlegten Verpflichtungen fast mit mechanischer Promptheit auszuf\u00fchren.\nDie E-Versuche wurden an einer zweiten, gleichfalls aus Hubvomchtung und Unterbrechungsapparate bestehenden Versuchsanordnung ausgef\u00fchrt, welche neben der bei den V- und H-Versuchen benutzten Versuchsanordnung stand und der letzteren v\u00f6llig glich mit Ausnahme folgenden Umstandes. Ein Gewicht D von 1680 Gramm war in der Mitte durchbohrt und auf das Gewicht G von c. 750 Gramm in der Weise aufgesetzt, dafs der metallene Stil, an welchem G befestigt war, durch die Oeffnung in der Mitte des Gewichtes D hindurchging, wie dies Abbildung C veranschaulicht. Sollte nun bei einer Hebung das grofse Einstellungsgewicht von c. 2430 Gramm1 gehoben werden, so wurde\n1 Die Hebungen dieses grofsen Einstellungsgewichtes hinterlieCsen","page":276},{"file":"p0277.txt","language":"de","ocr_de":"Other die motorische Einstellung.\n277\nD auf G belassen und letzteres sammt dem auf ihm lastenden Gewicht D von der Versuchsperson gehoben. Sollte nur das kleine E-Gewicht von c. 750 Gramm gehoben werden, so wurde vor Beginn der Hebung das Gewicht D von dem Versuchsleiter so weit emporgehoben, dafs G bei seinem demn\u00e4chst eintretenden Emporsteigen \u00fcberhaupt nicht zur Ber\u00fchrung von T> kam. Auf diese Weise war es m\u00f6glich, mittels der dargestellten Combination der beiden Gewichte D und G von der Versuchsperson Doppelhebungen ausf\u00fchren zu lassen, bei denen eine E auf stark-schwach oder schwach-stark bewirkt wurde. Sollte eine E auf Gleichheit hergestellt werden, so wurde einfach das Gewicht G bei jeder Doppelhebung zweimal gehoben.\nWie sich aus Obigem ergiebt, beziehen sich die von mir in diesen Versuchsreihen gemessenen Zeiten auf den ersten Theil des Anstiegs des Gewichtes G von c. 750 Gramm. Der K\u00fcrze halber sollen diese Zeiten schlechtweg als Anstiegszeiten bezeichnet werden. Die in den nachstehenden beiden Tabellen angef\u00fchrten Zahlen geben nun an, wie oft bei den betreffenden (V- oder H-) Versuchen die Differenz zwischen der Anstiegszeit der zweiten und der Anstiegszeit der ersten Hebung einer Doppelhebung negativ (\u2014), gleich Null (0) oder positiv (+) war.* 1\nstets eine merkbare Verl\u00e4ngerung der Sehne, welche die zu hebenden Gewichte mit dem Handgriffe H verband. Dies war der Grund, weshalb die E-Versuche an einer besonderen Versuchsanordnung ausgef\u00fchrt wurden. Denn h\u00e4tten dieselben an derselben Versuchsanordnung stattgefunden wie die V- und H-Versuche, so w\u00fcrde durch jene Sehnenverl\u00e4ngerung die Vergleichbarkeit der V- und H-Versuche gest\u00f6rt worden sein.\n1 Statt der in dieser Weise eingerichteten Tabellen h\u00e4tten wir auch solche Tabellen geben k\u00f6nnen, in denen f\u00fcr die betreffenden V- oder H-Versuche einfach die Durchschnittswerthe der ersten und zweiten An-Btiegszeit angegeben waren. Um jedoch die Uebereinstimmung der Resultate, welche die Methode der Gewichtsvergleichungen und die zeitmessende Methode ergeben, auch \u00e4ufserlich hervortreten zu lassen, haben -wir die obige Art von Tabellen vorgezogen. Die Zahlen der F\u00e4lle, wo die Differenz zwischen der zweiten und ersten Anstiegszeit negativ, gleich Null, positiv war, haben f\u00fcr uns dieselbe Bedeutung wie die Zahlen der F\u00e4lle, wo in Beziehung auf das zuzweit gehobene Gewicht das Urtheil kleiner, unentschieden, gr\u00f6fser gef\u00e4llt wurde. Auf die Beziehung meiner Resultate zur M\u00fcLLBK-ScHUMA\u00c4N\u2019schen Theorie der Vergleichung gehobener Gewichte brauche ich nicht erst hinzuweisen. \u2014\nVon vorn herein kann man daran denken die zeitmessende Methode auch in der Weise zu verwenden, dafs die E-Versuche zweiarmig ausgef\u00fchrt","page":277},{"file":"p0278.txt","language":"de","ocr_de":"-278\nLavra Steffens.\nUnter Ej und Eg ist jedesmal angegeben, von. welcher Art die \u00ee zuerst und die zuzweit bewirkte E war. In Versuchsreihe 12 (12 Versuchstage) war Mils Helen Younger und in Versuchs-*reihe 13 (12 Versuchstage) Herr Dr. Kaiser, Assistent an der Ohrenklinik, Versuchsperson.\nTabelle 12.\n(Versuchsreihe 12. Versuchsperson Helen Younger.)\nt n m\tV ergleichs versuche\tE, Ej\t1. Hauptversuche\t2. Hauptversuche\n00\t\u2014 0 +\t\t-\t0\t-f\t- o 4\nl\tr 37\t4\t19\t\u2014>-\u00bbv\tr 39\t4\t17\tr 26\t2\t32\n2\tr 41\t5\t14\t-V\tV.\tr 38\t6\t16\tr 18\t4\t38\nTabelle 13.\n(Versuchsreihe 13. Versuchsperson Herr Dr. Kaiser.)\nI Ver-1 suchsart\tV ergleichs versuche - o 4-\tEf E,\t1. Hauptversuche - o 4-\t2. Hauptversuche ~\t0\t4\n1 2\tr\t49\t2\t9 r\t34\t5\t21\t\u2014. w\tw\u00bb\tr 35\t5\t20 r 43\t5\t12\tr\t17\t4\t39 r\t12\t7\t41\nVergleichen wir die Resultate der ersten H-Versuche von Reihe 12 mit denjenigen der V-Versuche, so ist eine Wirkung der zuerst bewirkten E auf stark-schwach nicht zu erkennen. In den Resultaten der zweiten H-Versuche dagegen tritt diese E ganz deutlich hervor. Aehnlich verh\u00e4lt es sich in Versuchs-\nwerden und die E dadurch gepr\u00fcft wird, dafs die Versuchsperson angewiesen wird, bei den nachfolgenden H-Versuchen, bei denen jeder Arm ein Gewicht von z. B. 500 Gramm zu heben hat, m\u00f6glichst gleichzeitig za heben. Nach einigen vorl\u00e4ufigen Versuchen habe ich jedoch von einer Anwendung dieses Verfahrens abgesehen, weil bei demselben die Versuchsperson die Ungleichzeitigkeit der beiden Hebungen bei dem ersten H-Ver-suche deutlich bemerkt und in Folge dessen bei den nachfolgenden H-Ver-suchen der Ungleichzeitigkeit durch die Art der Innervationen absichtlich entgegenwirkt.","page":278},{"file":"p0279.txt","language":"de","ocr_de":"lieber die motorische Einstellung.\n279\nreihe 13, nur dafs da die Resultate der V-Versuche bei beiden Versuchsarten nicht unerheblich von einander abweichen, und die ersten H-Versuche bei der zweiten Versuchsart Resultate ergeben haben, die anscheinend von der zweiten E auf schwach-stark beeinflufst sind. Die Resultate der zweiten H-Versuche zeigen auch hier eine starke Wirkung der zuerst bewirkten E auf stark-schwach.\nIn Versuchsreihe 14 wurde dieselbe Frage, welcher Versuchsreihe 12 und 13 galten, mittels der Methode der Gewichts-yergleichungen untersucht. Versuchsperson war Herr cand. med. Levisohn. Neben dem Grundgewicht von 500 Gramm wurden die Vergleichsgewichte 450, 500, 550, 600, 650 und 700 Gramm benutzt Das Grundgewicht war stets das zuerst gehobene Gewicht. Damit die Doppelhebungen dieser Versuchsreihe denjenigen von Versuchsreihen 12 und 13, bei denen das zu hebende Gewicht stets dieselbe Raumlage hatte, m\u00f6glichst analog seien, wurden die beiden zu vergleichenden Gewichte stets auf eine gepolsterte Holzplatte aufgesetzt, welche parallel zur Kante des Tisches, vor welchem die Versuchsperson stand, verschiebbar war. Die Versuchsperson ergriff mit dem rechten Arme das vor demselben befindliche rechtsstehende Gewicht. Sobald dasselbe niedergesetzt war, verschob der Versuchsleiter die Holzplatte so weit nach rechts (von der Versuchsperson aus gesehen), dafs das zuzweit zu hebende Gewicht genau dieselbe Stellung zur Versuchsperson besafs, welche das zuerst gehobene Gewicht vorher besessen hatte.1 Das hier angedeutete Verfahren ist dasjenige, welches wir schon fr\u00fcher (S. 261 f.) als dasjenige mit gleicher Raumlage der beiden Gewichte bezeichnet haben.\nDie Versuchsreihe umfafste 20 Versuchstage. Die E-Versuche wurden in ganz entsprechender Weise angestellt wie in Versuchsreihen 12 und 13 (also 40 E-Versuche f\u00fcr Et, 30 f\u00fcr E\u00c4, Vertheilung der E-Versuche in Gruppen von je zehn Versuchen u. s. w.). Die Einstellungsgewichte waren 500 und 2260 Gramm. In nachstehender Tabelle, die nach dem Bisherigen ohne Weiteres verst\u00e4ndlich sein d\u00fcrfte, sind die Resultate der ersten zw\u00f6lf Versuchstage enthalten. Die Urtheile beziehen sich wie immer auf das zuzweit gehobene Gewicht\n1 Um diese Manipulation des Versuchsleiters zu erm\u00f6glichen, fanden die Doppelhebungen mit eingeschobenem Zwischenschlag (S. 245) statt.","page":279},{"file":"p0280.txt","language":"de","ocr_de":"280\nLaura Steffens.\nTabelle 14.\n(Versuchsreihe 14. Versuchsperson Herr cand. med. Levisohn.)\nt . * N 00\tV ergleichBvereuche\t\t1. Hauptversuche\t2. Hauptverauche\t\nCO\tk\tu\tg\t\u00a3; Eg\tk\tu g\tk\tu g\n1\tr 12\t12\t30(8)\t\tr 9\t17\t28 (7)\tr 10\t11\t33(12)\n2\tr 11\t12\t31(10)\t\tr 18(4) 11\t26 (4)\tr 12(2)\t9\t33(16)\nWie man sieht, ist die erste E zur Zeit der ersten H-Versuche bei Versuchsart 1 compensirt, bei Versuchsart 2 durch die zweite E etwas \u00fcbercompensirt. Zur Zeit der zweiten H-Versuche ist wieder die erste E merkbar, wie namentlich eine Vergleichung der bei letzteren Versuchen und den V-Versuchen erzielten Deutlichkeitsf\u00e4lle zeigt. Aus den Resultaten der letzten acht Versuchstage dieser Versuchsreihe l\u00e4fst sich nichts Bestimmtes betreffs des zeitlichen Verhaltens der Einstellungen schliefsen. Wie es scheint, giebt es bei derartigen Versuchen einen Factor, welcher dem Wiederhervortreten fr\u00fcherer Einstellungen ung\u00fcnstig ist und um so gr\u00f6fsere Macht besitzt, je betr\u00e4chtlicher die Zahl der Versuchstage ist, \u00fcber die sich die Versuche bereits erstrecken. Vermuthlich besteht dieser Factor darin, dafs die V- und H-Versuche selbst wie E-Versuche auf Gleichheit wirken. In Folge dessen wird im Verlaufe der Versuchsreihe die E auf Gleichheit immer st\u00e4rker, was nach den obigen Anschauungen (S. 270) das Hervortreten einer anderweiten E immer mehr erschweren mufs. \u2014\nDie Resultate vorstehender Versuchsreihen 12\u201414 scheinen unsere Auffassung, dafs zwei verschiedene Einstellungen sich gegenseitig hemmend neben einander abklingen und zwar bei gleicher St\u00e4rke die \u00e4ltere E langsamer abklingt als die j\u00fcngere, wohl zu best\u00e4tigen. Denn wir fanden die erstere E auf stark-\u2018 schwach bei den ersten H-Versuchen compensirt oder durch die gegenteilige E \u00fcbercompensirt, bei den zweiten H-Versuchen dagegen sehr deutlich hervortretend. Wir wollen indessen nicht verhehlen, dafs die Resultate dieser Versuchsreihen von einem Factor mitbeeinflufst sein k\u00f6nnen, dessen Mitwirkung bei derartigen Versuchen wir bei Ausf\u00fchrung vorstehender Versuchsreihen noch nicht gen\u00fcgend kannten. Wie sp\u00e4terhin (\u00a7 10) noch","page":280},{"file":"p0281.txt","language":"de","ocr_de":"Ueher die motorische Einstellung.\n28 L\nn\u00e4her ausgef\u00fchrt werden wird, haben E-Versuche auf starkschwach bei manchen Versuchspersonen eine positive Aenderung des FECHNEK\u2019schen Zeitfehlers zu Folge, welche dahin wirkt, die vorhandene E auf stark-schwach mehr oder weniger zu verdecken, welche indessen schneller abklingt als die E und mithin dieselbe nur in der den E-Versuchen zun\u00e4chst nachfolgenden Zeit zu verdecken vermag. Es k\u00f6nnte nun Jemand sagen, dafs, wenn z. B. in Versuchsreihe 14 bei den ersten H-Versuch en die E auf stark-schwach nicht hervorgetreten sei, dies seinen Grund nicht in den zweiten E -Versuchen auf Gleichheit gehabt habe, sondern einfach eine Wirkung der positiven Aenderung des Zeitfehlers gewesen sei. In Folge des schnelleren Abklingens der positiven Aenderung des Zeitfehlers sei dann die E auf stark-schwach bei den zweiten H-Versuchen deutlich zu Tage getreten. Wie leicht zu erkennen, versagt dieser Einwand gegen\u00fcber den Resultaten, welche die ersten H-Versuche in Versuchsreihen 14 und 13 bei Versuchsart 2 ergeben haben.. Denn hier tritt bei den ersten H-Versuchen die zweite E auf schwach-stark deutlich hervor, w\u00e4hrend die zweiten H-Versuche die erste E erkennen lassen. Um jedoch jeden Zweifel an der Richtigkeit unserer obigen Auffassung zu heben, haben wir noch einige anderweite Versuchsreihen, \u00fcber welche der n\u00e4chste Paragraph berichten soll, in der hier in Rede stehenden Richtung angestellt\nIn Versuchsreihe 12 \u201414 beruht die erste E auf 40, die zweite auf 30 E-Versuchen. Hiernach sollte man erwarten, dafs die St\u00e4rkegrade, welche beide Einstellungen erreichten, nur wenig verschieden waren. Die zweiten H-Versuche lassen indessen ein ganz bedeutendes Uebergewicht der ersten E erkennen. Das hier gegebene Problem l\u00f6st sich, wenn man auch hier an der Idee eines analogen Verhaltens der motorischen E und des psychischen Ged\u00e4chtnisses festh\u00e4lt. Von diesem Standpunkte aus wird man sagen, dafs, \u00e4hnlich wie z. B. das Bestehen einer Association <Ti f\u00fcr die Herstellung einer neuen concurrirenden Association <Tc hinderlich ist (\u201egenerative Hemmung\u201c), auch das Vorhandensein einer ausgepr\u00e4gten E der Erweckung einer zweiten E desselben Centrums nachtheilig ist, und dafs aus diesem Grunde in obigen Versuchsreihen die zweite E verh\u00e4ltnifs-m\u00e4fsig schwach ausgefallen ist.\nDie Analogie der motorischen E zum psychischen Ged\u00e4chtnisse scheint sich auch noch in Folgendem zu zeigen. Wie Ged\u00e4chtnifsversuche von Prof. M\u00fclleb und Dr. Pilzeckek gezeigt haben, ist die Curve, nach welcher eine Association bei fortschreitender Zeit abklingt, nicht eine regelrechte glatte Abfallscurve, sondern in Folge innerer Zuf\u00e4lligkeiten \u2019 schwankt die Associationsst\u00e4rke in unregelm\u00e4fsiger Weise auf und nieder, und eine glatte Abfallscurve erh\u00e4lt man nur, wenn man den durchschnitt-","page":281},{"file":"p0282.txt","language":"de","ocr_de":"282\nLaura Steffen*.\nlichen Verlauf einer ganzen Schaar von Associationen betrachtet. Ueber-trftgt man dieses Verhalten auf den Fall, wo zwei verschiedene Einstellungen desselben motorischen Centrums neben einander abklingen, so kommt man zu der Schlussfolgerung, dals in solchem Falle bei etwaigen pr\u00fcfenden H-Versuchen zwar meistens die durchschnittlich st\u00e4rkere, gelegentlich aber auch die schw\u00e4chere der beiden Einstellungen zu Tage treten mu\u00fcs. Vielleicht ist es im Sinne dieser Schlussfolgerung zu erkl\u00e4ren, dals in obiger Tabelle 14 bei Versuchsart 2 die zweiten Hauptversuche nicht blos f\u00fcr g eine gr\u00f6fsere Zahl von F\u00e4llen (insbesondere Deutlichkeitsf\u00e4llen' ergeben haben als die V-Versuche, sondern auch f\u00fcr k eine Zahl geliefert haben, die >auch betreffs der Deutlichkeitsf\u00e4lle) um ein Weniges gr\u00f6fser ist als die entsprechende von den V-Versuchen gelieferte Zahl.\n\u00a7 7. Versuchsreihe 15\u201418. Weitere Beweise f\u00fcr die beschriebene Art des Nebeneinanderabklingens der\nEinstellungen.\nVersuchsreihe 15. Versuchsperson Frau Bauinspector Schmidt. Zweiarmiges Verfahren. 10 Versuchstage. An jedem der f\u00fcnf Haupttage wurden nach dem Abendessen (c. 9 Uhr) 75 E-Versuche auf schwach-stark in drei Gruppen von je 25 Versuchen ausgef\u00fchrt Die ersten H-Versuche erfolgten nach c. 2 Stunden, die zweiten H-Versuche den n\u00e4chsten Morgen ganz\nTabel\ni Versuchsreihe 15. Versuchsperson\nVergleichstag\t\t\t\t\nAbtheilung\t1. Hauptversuche\t\t2. Hauptversuche\t\n\tk\tu\tg\tk\tu\tg\n1\t9\t19\t22 (2)\t3\t24\t23(3)\n2 \u00bb\t9\t14\t27 (4)\t2\t21\t27 (5)\nfr\u00fchzeitig, bevor die Versuchsperson Gelegenheit gehabt hatte, ihre Arme in gr\u00f6fsere Th\u00e4tigkeit zu versetzen. Sowohl die ersten wie die zweiten H-Versuche zerfielen in zwei Abtheilungen von je zehn Versuchen. Gr\u00f6fse und Reihenfolge der Vergleichsgewichte war in diesen vier Abtheilungen der H-Versuche ganz dieselbe. Wenn nun die Ausf\u00fchrung der H-Versuche an und f\u00fcr sich eine E auf Gleichheit erzeugte, welche hemmend auf1 die vorher erweckte E auf schwach-stark einwirkte, und wenn","page":282},{"file":"p0283.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die motorische Einstellung.\n283\nbei gleicher St\u00e4rke eine \u00e4ltere E langsamer abklingt als eine j\u00fcngere, so mulste die E auf schwach-stark in der zweiten Abtheilung der ersten H-Versuche nur noch schwach hervortreten, hingegen in der ersten Abtheilung der zweiten H-Versuche sich wieder deutlicher zeigen, weil eben w\u00e4hrend der Zeit, die zwischen dem letzten der ersten H-Versuche und dem ersten der zweiten H-Versuche lag, die j\u00fcngere E auf Gleichheit sich um einen gr\u00f6fseren Betrag verringerte als die \u00e4ltere E auf schwach-stark.1 Man kann nun allerdings einwenden, dafs vielleicht die erste Abtheilung der zweiten H-Versuche nur deshalb mehr Urtheile kl und weniger Urtheile gr ergeben habe als die zweite Abtheilung der ersten H-Versuche, weil am fr\u00fchen Morgen der FECHNER\u2019sche Zeitfehler und der Typus der Versuchsperson immer ein anderer sei als am sp\u00e4ten Abend. Die Versuche der f\u00fcnf Vergleichstage dienten dazu, diesen Einwand auszuschliefsen. An letzteren Tagen wurden die E-Versuche ausgelassen, w\u00e4hrend die ersten und zweiten H-Versuche ganz genau so ausgef\u00fchrt wurden wie an den f\u00fcnf Haupttagen. Auch Gr\u00f6fse und Reihenfolge der Vergleichsgewichte war an jedem Vergleichstage (ohne Wissen der Versuchsperson) ganz dieselbe wie an dem entsprechenden Haupttage.\nle 15.\nFrau Bauinspector Schmidt.)\nHaupttag\nE\tj\t1. Hauptversuche\t\t\t2. Hauptversuche\n\t!\tk\tu\tg\tk\tu\tg\n3X25\t1\t19 (2)\t20\t11 (2)\t10\t21\t19 (1)\n\t8\t22\t20(2)\t6\t19\t25 (5)\n1 Diese Betrachtung gilt blos f\u00fcr den Fall, dafs bei der betreffenden Versuchsperson die Einstellungen im Verlaufe der Zeit nur langsam ab-fallen. Wie mir die Erfahrung gezeigt hat, giebt es Versuchspersonen, bei denen die obigen Versuche nicht gelingen, weil die am Abend ausgef\u00fchrten E-Versuche f\u00fcr den n\u00e4chsten Morgen keine Spur von E hinterlassen. Wie hinsichtlich der Dauerhaftigkeit des Ged\u00e4chtnisses giebt es auch hinsichtlich der Dauerhaftigkeit der motorischen E grofse individuelle Verschiedenheiten.","page":283},{"file":"p0284.txt","language":"de","ocr_de":"284\nLaura Steffens.\nDie Resultate entsprechen der gehegten Erwartung. An den Vergleichstagen hat die erste Abtheilung der zweiten H-Versuche deutlich weniger Urtheile k ergeben als die zweite Abtheilung der ersten H-Versuche, w\u00e4hrend an den Haupttagen die erste Abth\u00ebilung der zweiten H-Versuche auf Kosten der Urtheile n und g ein wenig mehr Urtheile k ergeben hat als die zweite Abtheilung der ersten H-Versuche.\nInVersuchsreihe 16 a (Versuchsperson Lottie Steffens, rechtsarmiges Verfahren) wurden an jedem Versuchstage zun\u00e4chst (c. 9 Uhr Vormittags) 20 V-Versuche in zwei Abtheilungen von je zehn Versuchen ausgef\u00fchrt Hierauf folgten im Verlaufe des Vormittags c. 70 in geeigneter Weise vertheilte E-Versuche auf schwach-stark. Nachmittags c. 2 Uhr 30 Min. wurde die erste Abtheilung der ersten H-Versuche ausgef\u00fchrt, alsdann erfolgten zehn Doppelhebungen des Grundgewichtes und hierauf die zweite Abtheilung der ersten H-Versuche. Nach Verlaufe weiterer 30 Min. wurden die zweiten H-Versuche begonnen, die gleichfalls in zwei Abtheilungen von je zehn Versuchen zerfielen. Wenn die Ausf\u00fchrung der H-Versuche und insbesondere die zwischen die ersten H-Versuche eingeschobenen Doppelhebungen des Grundgewichtes eine E auf Gleichheit bewirkten, welche die vorher erweckte E auf schwach-stark hemmend beeinflufste, und wenn wirklich der Satz gilt, dafs bei gleicher St\u00e4rke eine junge E schneller abklingt als eine alte, so ist zu erwarten, dais die E auf schwach-stark in der zweiten Abtheilung der ersten H-Versuche, wenn \u00fcberhaupt, nur noch sehr schwach hervortrat, hin-\nTabel\n5-e \u00a3 *\nVergleicheversuche\n1. Abtheilung\n2. Abtheilung\nE\n1. Hauptversuche 1. Abtheilung\n>\tk\tu\tg\tk\tu\tg\t\tk\tu\tg\ni 16a' 13(4)\t11\t26(5)\t15 {6)\t8\t27 (1)\tca. 70 w_\t20(9)\t12\t18(2)\n16b 14(5)\t20\t16 (5)\t17 (8i\t10\t23(3) .\tn\t26(14)\t12\t12(1)!\n17 15 i\t18\t17\t17\t12\t21\tn\t23\t19\t8 \u2022\n18 tie<4) *\t8\t26 (ll'\u00bb\t14 (3)\t13\t22(10'\t6x10 \u2014\t9(2)\t11\t30(14)","page":284},{"file":"p0285.txt","language":"de","ocr_de":"lieber die motorische Einstellung.\n285\ngegen wieder deutlicher sich zeigte in der ersten Abtheilung der zweiten H-Versuche.\nVersuchsreihe 16b wurde in ganz derselben Weise und mit ganz derselben Versuchsperson ausgef\u00fchrt wie Versuchsreihe 16 a mit dem einzigen Unterschiede, dafs der linke Arm der Versuchsperson benutzt wurde.\nIn Versuchsreihe 17 war das Verfahren ganz dasselbe wie in Versuchsreihe 16 a, nur die Versuchsperson war eine andere, n\u00e4mlich Fri. W. Falkenburgk\nVersuchsreihe 18 endlich, in welcher Herr Ref\u00e8rendar Schmidt als Versuchsperson fungirte, unterschied sich von den vorhergehenden drei Versuchsreihen unwesentlichen nur dadurch, dafs die den V-Versuchen nachfolgenden 60 E-Versuche solche auf stark-schwach waren, und dafs zwischen die erste und zweite Abtheilung der ersten H-Versuche nicht zehn Doppelhebungen des Grundgewichtes, sondern f\u00fcnf E-Versuche auf schwach-stark eingeschoben wurden. Wie Tabelle 16 zeigt, entsprechen die Resultate aller vier Versuchsreihen der gehegten Erwartung. Die Resultate der zweiten Abtheilung der ersten H-Versuche lassen keine Wirkung der 60 oder 70 E-Versuche mehr erkennen, w\u00e4hrend die denselben entsprechende E in der ersten Abtheilung der zweiten H-Versuche sich wieder ganz deutlich (in Versuchsreihen 16 a, 16 b und 17) oder wenigstens andeutungsweise (in Versuchsreihe 18) zeigt.\nle 16.\nE\t1. Hauptversuche 2. Abtheilung k\tu\tg\t\t\tPause\tV 2. Hauptversuche 1. Abtheilung k\tu g\t\t\t2. Hauptversuche 2. Abtheilung k\tu g\t\t\n10 ~\t11(5)\t13\t26(6)\t30 Min.\t19(8)\t12\t19(6)\t16 (10)\t12\t22(3)\n\u00bb \u00bb\t9(5)\t23\t18(5)\tV\t20(9)\t13\t17(2)\t25 (12)\t1\u00d6\t15(5)\n* n\t8\t22\t20\tn\t15\t20\t15\t15\t14\t21\n5 _\t22(7)\t9\t19(7)\t\u00bb\t15(2)\t9\t26(12)\t16(3)\t8\t26(12)","page":285},{"file":"p0286.txt","language":"de","ocr_de":"286\nLaura Steffens.\nDrittes Capitel-\nVerteilung einer constanten Anzahl von EinsteUungsversucheit \u00fcber einen Zeitraum von variabler L\u00e4nge.\n\u00bb\n\u00a7 8. Versuchsreihe 19 und 20. Aufz\u00e4hlung von\nFehlerquellen.\nSoll auf die Einpr\u00e4gung einer Silbenreihe eine bestimmte Anzahl von Lesungen verwandt werden, so ist nach den Versuchen von Jost die Cumulirung dieser Lesungen weniger vorteilhaft als die Verteilung derselben in der Zeit, und wenigstens unter gewissen Bedingungen (wenn das Intervall zwischen den einzelnen Gruppen von Lesungen 24 Stunden betr\u00e4gt) ist auch die ausgiebigere Verteilung vorteilhafter als die weniger aus-' giebige. Es erhob sich nun die Frage, ob ein analoger Einflufs' der Verteilung auch f\u00fcr die E bestehe.\n\\\nZur Beantwortung dieser Frage wurden zun\u00e4chst Versuchsreihe 19 und 20 in folgender Weise unternommen. Das Verfahren war zweiarmig. Das Grundgewicht von 500 Gramm stand immer rechts und wurde stets zuerst gehoben, auch dann, wenn \u00e9s als das kleine Einstellungsgewicht diente. Die Vergleichsgewichte betrugen 500, 550, 600, 650, 700 und die beiden Ein-stellungsgewichte 500 und 2260 Gramm. Die 60 E-Versuche waren stets solche auf schwach-stark, wie das in nachstehenden Tabellen unter E stehende Zeichen w \u2014 andeutet. Die beiden S-Tage unterschieden sich dadurch von einander, dafs an dem ersten die E-Versuche in sechs Gruppen von je zehn Versuchen verteilt waren, deren jede von der nachfolgenden Gruppe durch ein Intervall von c. 4 Min. getrennt war. An dem zweiten S-Tage wurden die 60 E-Versuche cumulirt. An jedem Versuchstage war der erste H-Versuch von dem letzten E-Versuche durch eine Pause von c. 30 Sec. getrennt. Die Urteile der Versuchsperson bezogen sich wie immer auf das zuzweit gehobene Gewicht. Jede von beiden Versuchsreihen umfafste 16 Tage, in Reihe 19 war Prof. M\u00fcller Versuchsperson, w\u00e4hrend in Versuchsreihe 20 ich selbst als Versuchsperson und Prof. M\u00fclleb als Versuchsleiter fungirte. Nachstehende Tabellen entalten die Resultate.","page":286},{"file":"p0287.txt","language":"de","ocr_de":"lieber die motorische Einstellung.\n287\nTabelle 17.\n(Versuchsreihe 19. Versuchsperson Prof. M\u00fcller.)\nSchema-\tVergleichsversuche\t\u00ab\tHauptversuche\ntag\tk\tu\tg\tw \u2014\tk\tu\tg\n1\t42 (1)\t66\t92 (7)\t6X10\t84 (6)\t78\t38\n2\t51\t67\t82 (7)\t60\t71 (3)\t86\t43\nTabelle 18.\n(Versuchsreihe 20. Versuchsperson Laura. Steffens.)\nSchema-\tVergleichsversuche\t\t\tE\tHauptversuche\ntag i\tk\tu\tg\tw _\tk\tu\tg\n1 1 1\t46 (2)\t69\t85 (12)\t6X10\t76 (16)\t89\t35\n9 - i 1\t37 (5)\t81\t82 (11)\t60\t48 (7)\t90\t62\nDie Resultate der H-Versuche scheinen zun\u00e4chst, vor Allem in Versuchsreihe 20, einen recht betr\u00e4chtlichen Vortheil der Vertheilung der E-Versuche zu ergeben. Thats\u00e4chiich ist aber eine Fehlerquelle hier im Spiele, welche in dem Sinne wirkt, einen Vortheil der Vertheilung der E-Versuche vorzut\u00e4uschen. Diese Fehlerquelle ist die Erm\u00fcdung des linken Armes durch die Hebungen des grossen Einstellungsgewichtes. Wir unterscheiden eine objective und eine subjective Erm\u00fcdung. Objectiv ist die Erm\u00fcdung insofern, als sie zur Folge hat, dafs die Hebungen weniger energisch erfolgen als zuvor, subjectiv insofern, als sie gewisse in dem th\u00e4tig gewesenen Organe localisirte Erm\u00fcdungsempfindungen hinterl\u00e4fst Sowohl eine objective als auch eine subjective Erm\u00fcdung durch die Hebungen des schweren Einstellungsgewichtes mufste im Sinne einer Verminderung der Zahl der F\u00e4lle k und Erh\u00f6hung der Zahl der F\u00e4lle g bei den H-Versuchen wirken1 und zwar um so mehr, je gr\u00f6fser die Erm\u00fcdung war. Man ist nun berechtigt, anzunehmen, dafs die cumulirten E-Versuche eine gr\u00f6fsere Erm\u00fcdung des linken\n1 Betreffs der hier erw\u00e4hnten Wirkung der subjectiven Erm\u00fcdung vgl. Martin und M\u00fcller a. a. O., S. 213.","page":287},{"file":"p0288.txt","language":"de","ocr_de":"288\nLaura Steffens.\nArmes hinterliefsen als die verteilten. Mithin bleibt zweifelhaft, inwieweit die Verschiedenheit der Resultate, welche die H~Versuche an den beiden S-Tagen ergeben haben, auf einer st\u00e4rkeren E am ersten S-Tage und inwieweit dieselbe auf einer gr\u00f6fseren Erm\u00fcdung am zweiten S-Tage beruht. Dafs die Erm\u00fcdung eine Rolle in dem hier angegebenen Sinne spielt, ergiebt sich ohne Weiteres daraus, dafs der Unterschied der Resultate der beiden S-Tage in Versuchsreihe 20 viel gr\u00f6fser ist als in Versuchsreihe 19. In ersterer Versuchsreihe haben wir es eben mit einer schw\u00e4chlichen weiblichen, in letzterer mit einer im Heben der Gewichte ge\u00fcbten, m\u00e4nnlichen Versuchsperson zu thun. Man kann zweifeln, ob die Erm\u00fcdung in Versuchsreihe 19 \u00fcberhaupt eine merkbare Rolle gespielt hat. Denn die Resultate, welche die V-Versuche der beiden S-Tage in dieser Versuchsreihe ergeben haben, zeigen eine ungef\u00e4hr gleich grofse, aber entgegengesetzt gerichtete Differenz wie die Resultate der H-Versuche der beiden S-Tage. Und der Umstand, dafs die V-Versuche des zweiten S-Tages mehr F\u00e4lle k und weniger F\u00e4lle g ergeben haben als die V-Versuche des ersten S-Tages, erkl\u00e4rt sich ohne Weiteres, wenn wir annehmen, dafs die vertheilten E-Versuche des ersten S-Tages nicht blos f\u00fcr die unmittelbar nachfolgenden H-Versuche, sondern auch noch f\u00fcr die nach 24 St\u00fcnden erfolgenden V-Versuche des \u00e4nderen S-Tag\u00e9s eine st\u00e4rkere E hinterliefsen als die cumulirten E-Versuche des zweiten S-Tages. Dafs in Versuchsreihe 20 sich keine entschiedene Differenz zwischen den Resultaten der V-Versuche der beiden S-Tage zeigt, ist wohl aus den vielen Manipulationen z\u00fc erkl\u00e4ren, die ich in jener Zeit wegen meiner Besch\u00e4ftigung mit diesem Untersuchungsgegenstande auszuf\u00fchren hatte (vergl. die Anmerkung zu S. 270).\nEhe wir weiter gehen, sollen noch vier andere Fehlerquellen erw\u00e4hnt werden, die wir zum Theil bereits in diesen Versuchsreihen. constatirten, und deren Vorhandensein bei derartigen Versuchen wohl zu beachten ist. Ist n\u00e4mlich das Vergleichs-gewicht um einen solchen Betrag gr\u00f6fser als das Grundgewicht, dafs der Unterschied beider gelegentlich mittels der Unterschiedsempfindlichkeit des blofsen Drucksinnes wahrgenommen wird, so kommt es vor, dafs zwar in Folge des durch die E bewirkten schnellen Emporsteigens des Vergleichsgewichtes eine Tendenz_ vorhanden ist, dasselbe f\u00fcr kleiner zu erkl\u00e4ren, aber doch nur das Urtheil u abgegeben wird, weil \u2022 aus der Unterschiedsempfind-","page":288},{"file":"p0289.txt","language":"de","ocr_de":"Ueher die motcn'ische Einstellung.\n289\nlichkeit des blofsen Drucksinnes eine gegentheilige Tendenz entspringt\nEine weitere hier zu nennende Fehlerquelle besteht darin, dafs eine grofse Anzahl von Hebungen eines schweren Einstellungsgewichtes nicht blos eine objective und subjective Erm\u00fcdung im oben angegebenen Sinne zu bewirken vermag, sondern, wie es scheint, auch noch eine Abstumpfung der kin-\u00e4sthetischen Apparate hervorrufen kann, welche bei der Wahrnehmung der Gewichtshebungen und ihres Verlaufes betheiligt sind. Diese Fehlerquelle machte sich namentlich bei meiner Schwester und mir bemerkbar. Nach einer gr\u00f6sseren Anzahl von Hebungen eines schweren Einstellungsgewichtes hatten wir gelegentlich den Eindruck starker Unempfindlichkeit des betreffenden Armes. Nat\u00fcrlich wirkt auch diese Fehlerquelle im Sinne einer Vermehrung der F\u00e4lle u und im Sinne einer Verringerung der Deutlichkeitsf\u00e4lle.\nVon letzterer Fehlerquelle verschieden ist die Abstumpfung der Aufmerksamkeit, welche bei l\u00e4ngerer Andauer der Versuche, mag es sich nun um Hebungen gr\u00f6sserer oder kleinerer Gewichte, um E-Versuche oder vergleichende Versuche handeln, sehr leicht eintritt und die Resultate in gleicher Richtung beeinflufst wie die soeben genannte Fehlerquelle.\nDie dritte Fehlerquelle besteht darin, dafs manche Versuchspersonen gerade in solchen F\u00e4llen, wo ein Gewicht in Folge der vorhandenen E besonders schnell vom Boden emporfliegt, gelegentlich das Urtheil u abgeben deshalb, weil sie durch das schnelle Emporsteigen des Gewichtes \u00fcberrascht werden, in Folge dessen nicht zu einer vollen Auffassung desselben gelangen und sich darum aus besonderer Gewissenhaftigkeit f\u00fcr verpflichtet halten, das Urtheil u abzugeben. Diese Fehlerquelle1 trat vor Allem bei meiner Schwester zu Tage, findet sich aber auch schon in den Versuchsprotokollen von M\u00fcller und Schumann verzeichnet Man kann dieselbe nur dadurch eliminiren, dafs man der eigentlichen Versuchsreihe eine l\u00e4ngere Reihe eintibender Versuchstage vorangehen l\u00e4fst, an denen man der Versuchsperson Gewichte, deren Unterschiede die verschiedensten Betr\u00e4ge\n1 Was bei Versuchen \u00fcber motorische E als eine Fehlerquelle au gelten hat, braucht nicht auch bei Versuchen von anderweiter psychologischer Tendenz eine solche zu sein.\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 23.\n19","page":289},{"file":"p0290.txt","language":"de","ocr_de":"290\nLaura Steffens.\nbesitzen, zur Vergleichung darbietet und sie darauf aufmerksam macht, dafs ein \u00fcberraschendes Emporfliegen eines Gewichtes doch nur bei Vergleichsgewichten eintrete, die sehr viel kleiner als das Grundgewicht seien. Leider hafte ich unterlassen, ein\u00fcbende Versuche dieser Art anzustellen.\nDie letzte Fehlerquelle besteht in den Nebenvergleichungen. Es kommt z. B. bei den H-Versuchen, welche einer Reihe von E-Versuchen auf schwach-stark unmittelbar nachfolgen, gelegentlich vor, dafs bei einer Doppelhebung das zweite Gewicht sehr schnell emporfliegt und das Urtheil kl abgegeben wird, und bei der nachfolgenden Doppelhebung das zweite Gewicht abermals mit grofser, wenn auch etwas verminderter, Geschwindigkeit empor steigt, aber doch nur das Urtheil kl gef\u00e4llt wird, obwohl unter anderen Umst\u00e4nden eine solche Geschwindigkeit des Emporsteigens des zweiten Gewichtes unzweifelhaft das Urtheil kl bedingt haben w\u00fcrde. Es wird eben in solchem Falle der Eindruck, den bei der zweiten Doppelhebung das zuzweit gehobene Gewicht macht, mit dem Eindr\u00fccke verglichen, den bei der ersten Doppelhebung das zuzweit gehobene Gewicht hervorrief, und diese Neben Vergleichung hat dann zu Folge, dafs der zweiten Doppelhebung nur das Urtheil kl zuerkannt wird. In dieser W eise haben gerade solche F\u00e4lle, in denen die E sehr wirksam ist, zur Folge, dafs bei den nachfolgenden Doppelhebungen das Urtheil zu Ungunsten eines Hervortretens der E beeinflufst wird.\n\u00a79. Versuchsreihe 21\u201423.\nBenutzung der Einstellung auf stark-schwach und Feststellung einer durchgreifenden Fehlerquelle\nbei derselben.\nUm den Einflufs der Erm\u00fcdung, der in den beiden vorstehenden Versuchsreihen hervorgetreten wTar, zu eliminiren, ergriff ich in Versuchsreihe 21 drei Maafsregeln.\n1. Ich verglich nicht cumulirte E-Versuche mit vertheilten, sondern weniger vertheilte E-Versuche mit ausgiebiger vertheilten, von der wohl berechtigten Voraussetzung ausgehend, dafs unter solchen Umst\u00e4nden die nach den E-Versuchen hinterbleibende Erm\u00fcdung in den beiden mit einander zu vergleichenden F\u00e4llen nur noch wenig verschieden sein werde. Die 60 E-Versuche","page":290},{"file":"p0291.txt","language":"de","ocr_de":"Heber die motorische Einstellung.\n291\nwaren an jedem Tage in sechs Gruppen von je zehn Versuchen vertheilt; w\u00e4hrend jedoch an dem ersten S-Tage die Zwischenpause zwischen zwei Gruppen derselben 4 Min. umfafste, betrug dieselbe an dem zweiten S-Tage nur c. 1 Min.\n2.\tIch wandte statt des zweiarmigen Verfahrens das einarmige an, damit jedes der beiden mit einander zu vergleichenden Gewichte von dem Einfl\u00fcsse der etwa noch vorhandenen Erm\u00fcdung betroffen werde und hierdurch der Einflufs der Erm\u00fcdung auf das Urtheil verringert werde.\n3.\tIch benutzte statt der E auf schwach-stark diejenige auf stark-schwach aus folgendem Grunde. Die E auf stark-schwach wirkt an und f\u00fcr sich dahin, das zuzweit gehobene Gewicht gr\u00f6fser erscheinen zu lassen als das zuerst gehobene. Im gleichen Sinne wirkt die Erm\u00fcdung. Angenommen also, bei der weniger ausgiebigen Vertheilung werde durch die E-Versuche eine st\u00e4rkere Erm\u00fcdung bewirkt als bei der ausgiebigeren Vertheilung, so kann jenes Plus von Erm\u00fcdung bei der weniger ausgiebigen Vertheilung nur im Sinne einer Verst\u00e4rkung der E wirken. Wenn also trotzdem die ausgiebigere Vertheilung die st\u00e4rkere E ergiebt, so mufs dies in der That seinen Grund darin haben, dafs die ausgiebigere Vertheilung als solche der E g\u00fcnstiger ist\nAbgesehen von den hier erw\u00e4hnten drei Maafsregeln wurde Versuchsreihe 21 (12 Versuchstage), in welcher Fri. A. Be-laeewa als Versuchsperson fungirte, im Wesentlichen genau so ausgef\u00fchrt, wie Versuchsreihe 19 und 20, nur wurden nicht f\u00fcnf, sondern sechs Vergleichsgewichte benutzt, und die Pause zwischen dem letzten E-Versuche und dem ersten H-Versuche hatte wieder den \u00fcblichen Betrag von 2 Min. Nachstehende Tabelle enth\u00e4lt die Resultate.\nTabelle 19.\n(Versuchsreihe 21. Versuchsperson Fri. A. Bblaeewa.)\n\u00e0 p ec\tVergleichsversuche\t\t\tE\tHauptversuche\t\nJSj\u00bb V CO\tk\tu\tg\t~ w\tk\tu g\n1\tr 38(25)\t40\t30(28)\t6x10 4 Min.\tr 39(32)\t47\t22 (20)\n2\tr 36(31)\t40\t33(33)\t6x10 1 Min.\tr 36(35)\t49\t23 (22)\n19*","page":291},{"file":"p0292.txt","language":"de","ocr_de":"292\nLaura Steffens.\nDie Resultate sind einigermaafsen \u00fcberraschend und zeigen, dafs die Dinge complicirter liegen, als im obigen Gedankengange vorausgesetzt ist. Die H-Versuche lassen weder bei der ausgiebigeren noch bei der weniger ausgiebigen Vertheilung der E-Versuche eine E auf stark-schwach erkennen, sondern zeigen sogar umgekehrt eine Abnahme der F\u00e4lle g und Zunahme der F\u00e4lle k. Diese eigenth\u00fcmlichen Resultate erkl\u00e4ren sich daraus, dafs E-Versuche auf stark-schwach neben der E noch eine andere Nachwirkung hinterlassen, welche, wenigstens in der unmittelbar nachfolgenden Zeit, mehr oder weniger dazu dient, die E zu verdecken. Und zwar besteht diese Nachwirkung darin, dafe, wie schon fr\u00fcher angedeutet, in der den E-Versuchen unmittelbar nachfolgenden Zeit der FECHNER\u2019sche Zeitfehler in positiver Richtung ge\u00e4ndert ist. In dieser Versuchsreihe 21 ist der Zeit-fehler bei den H-Versuchen so stark in positiver Richtung ge\u00e4ndert, dafs die E bei den H-Versuchen gar nicht hervortritt Nur die Verschiedenheit der Resultate, welche die V-Versuche der beiden S-Tage ergeben haben, l\u00e4fst sich auf die vorhandene E beziehen. Sie l\u00e4fst sich erkl\u00e4ren, wenn man im Hinblick auf die weiterhin anzuf\u00fchrenden Resultate annimmt, dafs nach 24 Stunden die durch die E - Versuche bewirkte Aenderung des Zeitfehlers nicht mehr merkbar gewesen sei, hingegen die Einstellungen sich noch etwas geltend gemacht h\u00e4tten, und zwar die ausgiebigere Vertheilung der E-Versuche eine st\u00e4rkere E zu Folge gehabt habe als die weniger ausgiebige.1\nVersuchsreihe 22 (32 Versuchstage), in welcher Herr Dr. Goedeckemeyer (Philosoph) Versuchsperson war, wurde genau so ausgef\u00fchrt, wie Versuchsreihe 21. Nur bestand der Unterschied, dafs bei den V- und H-Versuchen das Grundgewicht nicht stets das zuerst gehobene Gewicht war, sondern eben so oft an zweiter wie an erster Stelle gehoben wurde. Es sollte hierdurch die M\u00f6glichkeit gegeben werden, etwaige Aenderungen zu erkennen, welche der Typus der Versuchsperson (im Sinne von Martin und M\u00fcller) durch die E-Versuche erfahre. Aufeer-dem wurde noch die Ab\u00e4nderung getroffen, dafs die Versuchs-\n1 Durch diese Annahme erkl\u00e4rt sich, dafs am zweiten S-Tage die F\u00e4lle g zahlreicher, hingegen die F\u00e4lle k weniger zahlreich ausgefallen sind als am ersten S-Tage. Nur die Zahlen der Deutlichkeitsf\u00e4lle unter den F\u00e4llen k stimmen nicht recht zu dem Verhalten der \u00fcbrigen Zahlen.","page":292},{"file":"p0293.txt","language":"de","ocr_de":"lieber die motorische Einstellung.\n293\ntage, an denen E-Versuche ausgef\u00fchrt wurden, nicht unmittelbar auf einander folgten, sondern jedem solchen Versuchstage zun\u00e4chst ein anderer Versuchstag nachfolgte, an welchem nur H-Versuche (die zweiten H-Versuche) ausgef\u00fchrt wurden.\nTabelle 20.\n(Versuchsreihe 22. Versuchsperson Herr Dr. Goedeckemeybh.)\nta\nc\n\u25a0**\n\u00ab\nE\n\u00bb\nw\noc\n1\n2\nVergleichs-\nversuche\nE\n1. Hauptversuche\n2. Hauptversuche\n\u00a9\n65\n1~:\nI\n1\n2\n1\n2\nk\tu\tg\t\tw\t\tk\tu\tg\t\tk\tu\tg\nr 25(1)\t26\t29\t6X10\t4Min.\tr\t22\t26\t32\tr\t21\t28\t31\nr 20\t22\t38\t6X10\t4 \u201e\tr\t9\t34\t37\tr\t16\t33\t31\nr 24\t28\t28(2) 6X10\t\tIMin.\tr\t21\t29\t30(1)\tr\t25\t24\t31(1)\nr 21\t23\t36 (iy 6X10\t\t1 \u00ab\tr\t8\t31\t41\tr\t18\t31\t31\nDie ersten H-Versuche lassen eine, allerdings nicht starke, E auf stark-schwach erkennen, in geringerem Grade auch die zweiten H-Versuche. Auf die Differenzen, die zwischen den beiden S-Tagen betreffs der Resultate der ersten und zweiten H-Versuche bestehen, kann wegen ihrer Geringf\u00fcgigkeit kein Gewicht gelegt werden, umsoweniger, da die erw\u00e4hnte positive Aenderung des Zeitfehlers offenbar auch in dieser Versuchsreihe im Spiele war \u2014 denn sonst w\u00e4re die E viel deutlicher hervorgetreten \u2014 und wir vor der Hand nicht -wissen, ob sie an beiden S-Tagen gleich grofs war, bezw. in welcher Richtung der Unterschied lag.\nVersuchsreihe 23 (6 Versuchstage) wurde gleichfalls mit Herrn Dr. Goedeckemeyer angestellt, und zwar war das Verfahren dasselbe wie in Versuchsreihe 21 mit Ausnahme des Umstandes, dafs statt der Methode der Gewichtsvergleichung die zeitmessende Methode zur Anwendung kam.\nTabelle 21.\n(Versuchsreihe 23. Versuchsperson Herr Dr. Goedeckemeyer.)\nSchematag\n1\n2\nV ergleichsversuche\n0 +\nr 36 r 26\n6\n6\n18\n28\nE\nmm W\n6X10 4 Min. 6X10 1 \u201e\nHauptversuche\n0 +\nr\nr\n20\n31\no\n4\n35\n25","page":293},{"file":"p0294.txt","language":"de","ocr_de":"294\nLaura Steffens.\nZwischen den Resultaten der V-Versuche der beiden S-Tage besteht eine erhebliche, schwerlich auf Zuf\u00e4lligkeiten zur\u00fcck-f\u00fchrbare Differenz, die sich ganz ebenso wie die entsprechende Differenz in Versuchsreihe 21 ohne Weiteres erkl\u00e4rt, wenn wir annehmen, dafs ebenso wie in Versuchsreihe 22 die E-Versuche noch nach 24 Stunden nachgewirkt haben und zwar die ausgiebiger vertheilten E-Versuche eine gr\u00f6fsere E hinterlassen haben als die weniger vertheilten. Mit den Resultaten der H-Versuche ist wiederum nichts Sicheres anzufangen, da wir nicht wissen, wie sich die positive Aenderung des Zeitfehlers an beiden S-Tagen verhalten hat. Es spricht aber ganz sicher nicht gegen die Annahme einer f\u00fcr die E g\u00fcnstigeren Wirkung der gr\u00f6fseren Vertheilung, dafs die Resultate der H-Versuche am ersten S-Tage in der von der vorhandenen E geforderten Richtung von den Resultaten der V-Versuche ab weichen, am zweiten S-Tage dagegen in entgegengesetzter Richtung.\n\u00a7 10. Ueber die positive Aenderung des Zeitfehlera bei Einstellungsversuchen auf stark-schwach.\nEhe wir in unserer Untersuchung des Einflusses der Vertheilung der E-Versuche fortfahren, mag hier zun\u00e4chst alles dasjenige kurz zusammengefafst werden, was nach unseren Versuchsresultaten \u00fcber die in den vorstehenden Versuchsreihen hervorgetretene positive Aenderung zu sagen ist, welche der FECHNEa\u2019sche Zeitfehler nach E-Versuchen auf stark - schwach erf\u00e4hrt.\nSchon M\u00fcller und Schumann (a. a. O. S. 50) bemerken, dafs die E-Versuche auf stark - schwach im Allgemeinen weniger deutliche Einstellungswirkungen zeigen als E-Versuche auf schwach stark. Sie f\u00fchren dies auf die Verh\u00e4ltnisse des Zeitfehlers zur\u00fcck. Wie sich bereits aus dem Vorstehenden ergiebt, hat sich diese Besonderheit der E -Versuche auf stark-schwach bei meinen Versuchen noch viel st\u00e4rker gezeigt. In mehreren meiner Versuchsreihen (n\u00e4mlich in Reihe 21, 23, 27 und 29) war bei den H-Versuchen, die wenige Minuten nach Schlufs der E-Versuche auf stark-schwach begannen, die E auf stark-schwach entweder \u00fcberhaupt nicht zu erkennen oder sie liefs sich wenigstens an dem einen S-Tage (mit der weniger ausgiebigen Vertheilung) vermissen. Die Resultate der H-Versuche zeigten","page":294},{"file":"p0295.txt","language":"de","ocr_de":"lieber die motorische Einstellung.\n295\nin diesen F\u00e4llen sogar ein Verhalten, welches dem nach der vorhandenen E zu erwartenden Verhalten direct entgegengesetzt war. Wir deuten diese eigent\u00fcmlichen Resultate nicht dahin, dafs in diesen F\u00e4llen die E-Versuche auf stark-schwach eine ihnen entsprechende E nicht hinterlassen h\u00e4tten, sondern vielmehr dahin, dafs die von ihnen erweckte E in der unmittelbar nachfolgenden Zeit durch eine von ihnen bewirkte positive Aenderung des Zeitfehlers verdeckt und sogar \u00fcbercompensirt worden sei. Zu dieser Deutung sind wir deshalb berechtigt, weil in allen diesen F\u00e4llen die E auf stark-schwach nach Verlauf von 24 Stunden tats\u00e4chlich hervorgetreten ist. Es klingt eben die positive Aenderung des Zeitfehlers weit schneller ab als die vorhandene E.\nDie hier in Rede stehende Aenderung des Zeitfehlers hjingt in hohem Grade von der Individualit\u00e4t und den n\u00e4heren Versuchsbedingungen ab. Im Allgemeinen zeigt sich, dafs bei starken Hebern die E auf stark-schwach schon in der den E-Versuchen unmittelbar nachfolgenden Zeit deutlich erkennbar ist und im weiteren Verlaufe der Zeit immer mehr an Wirksamkeit verliert. Zu den Versuchspersonen dieser Art geh\u00f6rte z. B. Dr. Goedecke-meyer, der nach den Resultaten der V-Versuche von Versuchsreihe 22 entschieden dem positiven Typus angeh\u00f6rt und bereits 2 Min. nach Schlufs der E-Versuche auf stark-schwach die entsprechende E erkennen l\u00e4fst, hingegen nach Verlauf von 24 Stunden (hei den zweiten H-Versuchen) die E nur noch in schw\u00e4cherem Grade zeigt. Auch M\u00fcller und Schumann scheinen zu dieser Gruppe von Versuchspersonen geh\u00f6rt zu haben. Das entgegengesetzte Extrem stellt die Gruppe derjenigen Versuchspersonen dar, welche wie die beiden Damen Belaeewa und Brinkmann1 sich den Gewichten gegen\u00fcber als wenig kr\u00e4ftig erwiesen. Bei diesen Versuchspersonen zeigen die eine kurze Zeit nach Schlufs der E-Versuche auf stark-schwach begonnenen H-Versuche kein deutliches Hervortreten der E oder gar ein auff\u00e4lliges Ueberwiegen des positiven Zeitfehlers; erst nach Verlauf von 24 Stunden wird die E deutlich erkennbar. In der Mitte zwischen den soeben charakterisirten Gruppen von Versuchspersonen stehen diejenigen, welche die E auf stark-schwach so wohl nach Verlauf von einer gr\u00f6fseren Anzahl von Stunden\n1 Vgl. Versuchsreihe 27\u201429.","page":295},{"file":"p0296.txt","language":"de","ocr_de":"296\nLaura Steffens.\nals auch in der den E-Versuchen unmittelbar nachfolgenden Zeit erkennen lassen, bei denen aber im Gegens\u00e4tze zu der obigen ersten Gruppe von Versuchspersonen die E nach Verlauf von einer gr\u00f6fseren Anzahl von Stunden st\u00e4rker hervortritt als in der den E-Versuchen unmittelbar nachfolgenden Zeit Ein Beispiel f\u00fcr diese Gruppe stellt Herr Referendar Schmidt dar, welcher in einer kurzen Versuchsreihe von f\u00fcnf Versuchstagen die in nachstehender Tabelle verzeichneten Resultate gab. In dieser Versuchsreihe 24 fanden die V-Versuche und die darauf folgenden E-Versuche gegen 9 Uhr Abends statt. Die ersten H-Versuche folgten den E-Versuchen nach ca. 2 Min., die zweiten H-Versuche nach ca. 12 Stunden.\nTabelle 22.\n(Versuchsreihe 24. Versuchsperson Herr Referendar Schmidt.1)\nV ergleichs versuche\tE\t1. Hauptversuche\t2. Hauptversuche\nk\tn\tg\t\tk\tn\tg\tk\tu\tg\nr 20(3)\t21\t59(32)\t6X10 \u25a0\tr 3\t28\t69 (30)\tr 6\t20\t74(37)\nWie man sieht, sind die Resultate der zweiten H-Versuche noch mehr im Sinne der vorhandenen E ausgefallen als diejenigen der ersten H-Versuche.\n. Von vorn herein k\u00f6nnte man vermuthen, dafs die positive Aenderung des Zeitfehlers nach E-Versuchen auf stark-schwach sich nur dann zeige, wenn man, wie in den bisher erw\u00e4hnten Versuchsreihen der Fall war, bei den pr\u00fcfenden H-Versuchen sich eines solchen Grundgewichtes bediene, welches von der Gr\u00f6fsenordnung des kleinen Einstellungsgewichtes sei, hingegen nicht mehr auftrete, wenn das bei den H-Versuchen benutzte Grundgewicht ein gr\u00f6fseres Gewicht sei, welches dem grofsen Einstellungsgewichte n\u00e4her stehe wie dem kleinen. Diese Ver-muthung zeigte sich in zwei kleinen Versuchsreihen, die ich mit Herrn cand. philos. H. M\u00fcnk und Herrn cand. med. C. Rieck als Versuchspersonen nach der zeitmessenden Methode anstellte,\n1 Herr Schmidt ist Linksh\u00e4nder. Ich liefe ihn daher bei den Versuchen seinen rechten Arm benutzen, damit er auch noch nach l\u00e4ngerer Zeit, innerhalb welcher Armbewegungen nicht zu vermeiden waren, einen Rest von E ergebe.","page":296},{"file":"p0297.txt","language":"de","ocr_de":"lieber die motorische Einstellung.\n297\nnicht best\u00e4tigt Die Emsteilungsgewichte betrugen bei diesen Versuchen ca. 750 und ca. 24S0 Gramm, und das bei jedem V- und H-Versuche zweimal gehobene Grundgewicht war einerseits gleich ca. 750 und andererseits gleich ca. 2000 Gramm. Der Raumerspamifs halber sehe ich von einer n\u00e4heren Anf\u00fchrung der Resultate ab. Die positive Aenderung des Zeitfehlers zeigte sich bei Benutzung des letzteren Grundgewichtes ebenso wie bei Anwendung des ersteren.\nWas nun die Deutung der hier in Rede stehenden positiven Aenderung des Zeitfehlers anbelangt, so ist zun\u00e4chst jede psychologische Erkl\u00e4rung derselben v\u00f6llig ausgeschlossen; denn dieselbe hat sich nicht blos bei Anwendung der Methode der Gewichtsvergleichung gezeigt, sondern, entsprechend der von M\u00fcllek-Sc h um a NN auf gestellten physiologischen Theorie des auf diesem Gebiete auftretenden Zeitfehlers, sich auch dann herausgestellt, wenn die zeitmessende Methode benutzt wurde. Bei Anwendung letzterer Methode zeigte sich die positive Aenderung des Zeitfehlers darin, dafs die Differenz zwischen der zweiten und ersten Anstiegszeit einer Doppelhebung sich in negativem Sinne \u00e4nderte. Nach der obigen M\u00fcLLER-ScHUMANN\u2019schen Theorie wird der Zeitfehler dadurch in positiver Richtung beeinflufst, dafs die der ersten Hebung eines Versuches entsprechende motorische Nervenerregung durch Bahnung oder Anregung einen f\u00f6rderlichen Einflufs auf die Intensit\u00e4t der nachfolgenden Nervenerregung aus\u00fcbt. Es begreift sich leicht, dafs dieser Einflufs bei Versuchspersonen von positivem Typus, welche bereits unter gew\u00f6hnlichen Umst\u00e4nden einen positiven oder nur schwachen negativen Zeitfehler zeigen, sich weniger merkbar macht als bei solchen Versuchspersonen, bei denen von Haus aus der zweite Hebungsimpuls einer Doppelhebung erheblich schw\u00e4cher ausf\u00e4llt als der erste. Ueberdies ist hier noch folgendes Versuchsresultat von Martin und M\u00fcller (a. a. O. S. 138) zu beachten. Dieselben fanden, dafs eine Versuchsperson, die bei Gewichten von ca. 500 Gramm den negativen Typus und negativen Zeitfehler zu zeigen pflegte, den positiven Typus und positiven Zeitfehler annahm, als sie Gewichte von ca. 1000 Gramm zu heben hatte. Sie erkl\u00e4ren dieses Verhalten daraus, dafs die Versuchsperson bei den gr\u00f6fseren Gewichten eine N\u00f6thigung erfuhr, sich aus ihrer motorischen Gem\u00e4chlichkeit aufzuraffen, und in Folge dieser motorischen Belebtheit den positiven Typus und Zeitfehler besafs","page":297},{"file":"p0298.txt","language":"de","ocr_de":"298\nLaura Steffens.\nIm Lichte solcher Thatsachen erscheint es erst recht begreiflich, dafs gerade bei Versuchspersonen von schwachem Typus die durch die vorausgegangenen E-Versuche auf stark-schwach be-wirkte gr\u00f6fsere St\u00e4rke des ersten Hebungsimpulses dazu dient, die relative St\u00e4rke des zweiten Impulses durch Anregung za steigern. Die im n\u00e4chsten Capitel nachgewiesene Thatsache, dafs die positive Aenderung des Zeitfehlers bei der ausgiebigeren Vertheilung der E-Versuche \u00fcber einen Zeitraum von constanter L\u00e4nge betr\u00e4chtlicher ausf\u00e4llt als bei der weniger ausgiebigen Vertheilung, ist vermuthlich eine Folge der Thatsache, dafs bei der ausgiebigeren Vertheilung, wie sich weiterhin noch n\u00e4her zeigen wird, die E st\u00e4rker ausf\u00e4llt. Der gr\u00f6fseren St\u00e4rke des ersten Hebungsimpulses entspricht hier auch der gr\u00f6fsere Betrag der positiven Aenderung des Zeitfehlers. \u2014\nEs steht zu vermuthen, dafs die positive Aenderung des Zeitfehlers geringer ausf\u00e4llt, wenn die beiden Hebungen einer Doppelhebung weniger schnell auf einander folgen. Es wird sich daher bei k\u00fcnftigen Versuchen \u00fcber die E auf stark-schwach immer empfehlen, das Intervall zwischen den beiden Hebungen nicht zu kurz zu nehmen und dieselben mindestens (ebenso wie bei meinen Versuchen geschah) mit eingeschobenem Zwischenschlag (S. 245) auf einander folgen zu lassen.\n\u00a7 11. Versuchsreihe 25 und 26.\nNochmalige Benutzung der Einstellung auf\nschwach-stark.\nIm Hinblick auf die Schwierigkeiten, welche die E-Versuche auf stark-schwach ergeben hatten, kehrte ich zu den E -Versuchen auf schwach-stark zur\u00fcck. Versuchsreihe 25, in welcher meine Schwester Versuchsperson war, zerfiel in zwei Abschnitte, deren erster 60 und deren zweiter 12 Tage umfafste. In dem ersten Abschnitte wurden zwei Vertheilungsarten der 60 E-Versuche benutzt: bei der ersten Vertheilungsart wurden die letzteren in sechs Gruppen von je zehn Versuchen \u00fcber einen Zeitraum von 25 Stunden 40 Min. vertheilt, bei der zweiten Vertheilungsart wurden die sechs Gruppen von je zehn Versuchen nur \u00fcber einen Zeitraum von 1 Stunde 40 Min. vertheilt. Die letzten E-Versuche fanden bei beiden Vertheilungsarten um 10 Uhr Vormittags statt, die pr\u00fcfenden H-Versuche begannen eine Stunde","page":298},{"file":"p0299.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die motoinsche Einstellung.\n299\nsp\u00e4ter, und 24 Stunden nach Beendigung der H-Versuche wurden V-Versuche ausgef\u00fchrt. Man darf wohl mit Sicherheit behaupten, dafs in dieser Versuchsreihe, wo die geringe Zahl von 60 E-Versuchen \u00fcber relativ grofse Zeitr\u00e4ume vertheilt wurde, die Erm\u00fcdung eine in Betracht kommende Rolle nicht mehr gespielt hat. In dem zweiten Abschnitte der Versuchsreihe wurden an jedem Versuchstage um 10 Uhr Vormittags nur eine Gruppe von zehn E-Versuchen ausgef\u00fchrt, welcher nach einer Stunde die pr\u00fcfenden H-Versuche folgten. Es sollte durch die Versuche dieses Abschnittes noch ausdr\u00fccklich festgestellt werden, wie grofs ungef\u00e4hr in dem ersten Abschnitte der Versuchsreihe der Antheil gewesen sei, den die ersten f\u00fcnf Gruppen der E-Versuche an der bewirkten E hatten. Folgende waren die Resultate.\nTabelle 23.\n(Versuchsreihe 25. Versuchsperson Lottie Steffens.)\nAbschnitt\tVer- theilungsart\tV ergleichsversuche k\tu\tg\tE W mm\tHauptversuche k\tu\tg\ni\t1\t1 41(11) 44 131(44)\t6X10 in 25 St. 40Min.\t1 50(22) 68\t98(20)\nX\t2\t1 38(18) 51 127(44)\t6X10 in 1 St. 40Min.\t1 48(22) 64 104(33)\n2\t\t\t10\t1 52(18) 44 120(34)\nEine Vergleichung der Resultate des ersten und zweiten Abschnittes zeigt, dafs im ersten Abschnitte der Versuchsreihe die f\u00fcnf ersten Gruppen der E-Versuche sich bei den H-Versuchen noch sehr wohl merkbar gemacht haben. Was den Einflufs der Vertheilung anbelangt, so hat die erste (ausgiebigere) Vertheilungsart eine etwas st\u00e4rkere E bewirkt als die zweite, was ganz besonders an den Deutlichkeitsf\u00e4llen unter den F\u00e4llen g hervortritt Der Unterschied w\u00fcrde h\u00f6chstwahrscheinlich noch gr\u00f6fser sein, wenn hier nicht die fr\u00fcher (S. 289) erw\u00e4hnte Fehlerquelle eine grofse Rolle gespielt h\u00e4tte: die Versuchsperson gab gar nicht selten gerade in solchen F\u00e4llen, wo (nach meiner Beobachtung) das eine Gewicht in Folge der vorhandenen E sehr schnell in die H\u00f6he flog, das Urtheil u ab. Diese Fehlerquelle war in oben noch nicht erw\u00e4hnten Versuchen, die ich in Ab-","page":299},{"file":"p0300.txt","language":"de","ocr_de":"300\nLaura Steffens.\nschnitt 2 mit anstellte, und bei denen das Zeitintervall zwischen dem letzten E-Versuche und dem ersten H-Versuche nur 5 Min. betrug, so stark, dafs die Resultate dieser Versuche wegen des verschiedenen psychologischen Ursprunges der F\u00e4lle u nicht verwendbar sind.1\nVersuchsreihe 26 (6 Versuchstage), in welcher meine Schwester gleichfalls Versuchsperson war, wurde mittels der zeitmessenden Methode in genau derselben Weise angestellt wie Versuchsreihe 23 mit dem einzigen Unterschiede, dafs die E-Versuche nicht auf stark-schwach, sondern auf schwach-stark stattfanden.\nTabelle 24. ,f\n(Versuchsreihe 26. Versuchsperson Lottie Steffens.)\nSchematag\tVergleichsversuche\t\t\tE\tHauptversuche\t\n\t\u2014\t0\t+\t\u2014\t\u2014\to +\n1\tr 20\t6\t34\t6X10 4 Min.\tr 44\t3\t13\n2\tr 41\t5\t14\t6X10 lMin.\tr 22\t7\t31\nDie Resultate entsprechen ganz denjenigen von Versuchsreihe 23. Die Resultate der V-Versuche der beiden S-Tage weichen in der Weise von einander ab, wie es der Annahme entspricht, dafs die vertheilteren E-Versuche des ersten S-Tages eine st\u00e4rkere E hinterlassen haben als die weniger vertheilten des zweiten S-Tages. Die H-Versuche des ersten S-Tages lassen deutlich die bewirkte E erkennen. Die H-Versuche des zweiten S-Tages dagegen (ganz analog wie die entsprechenden H-Versuche von Versuchsreihe 23) zeigen, dafs nach der kurzen Zeit von 2 Min. eine andere, die Resultate im gegenteiligen Sinne beeinflussende Wirkung der E-Versuche m\u00e4chtiger gewesen ist als die von ihnen hervorgerufene E. Diese andere Wirkung ist die Erm\u00fcdung und die derselben entsprechende negative Aenderung des Zeitfehlers. Es ist von Interesse die grofse Analogie, die\n1 In Versuchsreihe 16a und b hingegen, welche sp\u00e4ter angestellt wurden als Versuchsreihe 25, wa rmeine Schwester durch geeignete Vorversuche so instruirt und einge\u00fcbt, dafs die obige Fehlerquelle nicht mehr wirksam war.","page":300},{"file":"p0301.txt","language":"de","ocr_de":"lieber die motoHsche Einstellung.\n301\nzwischen den Resultaten dieser Versuchsreihe und denjenigen von Versuchsreihe 23 besteht, sich n\u00e4her zu vergegenw\u00e4rtigen.\nIm Hinblick auf die Resultate von Versuchsreihen 19, 21, 23, 25 und 26 sind wir berechtigt den Satz aufzustellen, dafs, wenn zwischen dem letzten E-Versuche und den pr\u00fcfenden H-Versuchen ein nicht zu kurzer Zeitraum verfliefst, die ausgiebigere Vertheilung der E-Versuche eine st\u00e4rkere E hinterl\u00e4fst als die weniger ausgiebige. F\u00fcr kleine Intervalle zwischen E-Ver-suchen und H-Versuchen liefs sich durch meine Versuche nichts sicheres feststellen, weil da gewisse Fehlerquellen, insbesondere die durch die E-Versuche bewirkten Aenderungen des Zeitfehlers, das Verhalten der Einstellungen verdeckten.\nViertes Capitel.\nEs wird die Ausgiebigkeit varlirt, mit welcher eine constante Anzahl von Einstellnngsversnchen \u00fcber einen con-stanten Zeitraum regul\u00e4r vertheilt ist.\n\u00a712. Versuchsreihe 27\u201429 mit Ein st ellungs versuchen\nauf stark-schwach.\nWird eine gegebene Anzahl von Wiederholungen einer Silbenreihe u. dergl. \u00fcber einen Zeitraum von constanter L\u00e4nge, an dessen Ende eine Pr\u00fcfung der gestifteten Associationen nach der Ersparnifsmethode oder nach der Treffermethode stattfindet, regul\u00e4r vertheilt, d. h. so vertheilt, dafs die Wiederholungen in Gruppen stattfinden, welche s\u00e4mmtlich gleich viele Wiederholungen umfassen und durch ein Zeitintervall von constanter L\u00e4nge von einander, bezw. von dem Beginne der Pr\u00fcfung getrennt sind, so erweist sich nach den Versuchen meiner Schwester (diese Zeitschr., 22, S. 368 ff.) diejenige Vertheilungsweise als die vortheilhaftere, welche die ausgiebigere ist, d. h. bei welcher die Zahl der \u00e4quidistanten Gruppen von Wiederholungen die gr\u00f6fsere ist. Es erhebt sich nun die Frage, ob der entsprechende Satz auch f\u00fcr die regul\u00e4ren Vertheilungs weisen der Einstellungsversuche gilt. Zur Beantwortung dieser Frage habe ich folgende Versuchsreihen angestellt.","page":301},{"file":"p0302.txt","language":"de","ocr_de":"302\nLaura Steffens.\nVersuchsreihe 27 (12 Versuchstage), in welcher Fr\u00e4ulein Margarethe Brinkmann (Linkh\u00e4nderin) Versuchsperson war, wurde genau so ausgef\u00fchrt wie Versuchsreihe 21, abgesehen von dem Umstande, dafs in dieser Versuchsreihe 27 die 60 E-Versuche nicht \u00fcber Zeitr\u00e4ume von verschiedener L\u00e4nge vertheilt wurden, sondern \u00fcber einen Zeitraum von constanter L\u00e4nge (ca. 30 Min.) und zwar in der Weise, dafs am ersten S-Tage zw\u00f6lf Gruppen von je f\u00fcnf E-Versuchen ausgef\u00fchrt wurden, die durch ein Intervall von 2 Min. von einander getrennt waren, am zweiten S-Tage dagegen die E-Versuche in sechs Gruppen von je zehn Versuchen, die mit Intervallen von je 4 Min. auf einander folgten, stattfanden. Es entspricht dem oben dargelegten Begriffe der regul\u00e4ren Vertheilung, dafs das Zeitintervall zwischen dem letzten E-Versuche und dem Beginn der H-Versuche gleichfalls am ersten S-Tage 2 Min. und am zweiten S-Tage 4 Min, betrug.\nTabelle 25.\n(Versuchsreihe 27. Versuchsperson Fri. M. Brinkmann.)\nSchematag\tVergleichsversuche\tE\tHauptversuche\n\tk\tu\tg\t\u2014 -\tk\tu\tg\n1\t1 56 $4)\t22\t30(7)\t12X5 2Min.\t1 54(36)\t29\t25(1)\n2\t1 50 (27)\t21\t37 (14)\t6X10 4 Min.\t1 58(31)\t34\t16(1)\nDie Resultate der V-Versuche zeigen uns, dafs die E-Versuche noch nach 24 Stunden nachgewirkt haben und zwar die ausgiebiger vertheilten E-Versuche des ersten S-Tages eine st\u00e4rkere E hinterlassen haben als die weniger vertheilten E-Versuche des zweiten S-Tages. Die H-Versuche lassen den St\u00e4rkeunterschied zwischen den Einstellungen der beiden S-Tage gleichfalls erkennen, aber keineswegs in deutlicherem Grade als die V-Versuche. Dies sowie der Umstand, dafs die Deutlichkeitsf\u00e4lle unter den F\u00e4llen k bei den H-Versuchen des ersten S-Tages sogar zahlreicher ausgefallen sind als bei den H-Versuchen des zweiten S-Tages, weist darauf hin, dafs sich bei den H-Versuchen neben den vorhandenen Einstellungen noch ein die Resultate im gegenteiligen Sinne beeinflussender zweiter Factor geltend gemacht hat, welcher f\u00fcr die H-Versuche des ersten S-Tages st\u00e4rker war","page":302},{"file":"p0303.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die motorische Einstellung.\n303\nwie f\u00fcr diejenigen des zweiten S-Tages. Dieser zweite Faktor ist nat\u00fcrlich wiederum die uns bereits bekannte durch die E-Versuche bewirkte positive Aenderung des Zeitfehlers. Wir haben also anzunehmen, dafs dieselbe, ebenso wie die E, bei der ausgiebigeren Vertheilung der E-Versuche etwas gr\u00f6fser war als bei der weniger ausgiebigen.\nVersuchsreihe 28 (20 Versuchstage) wurde mit derselben Versuchsperson und in genau derselben Weise angestellt wie die vorstehende Versuchsreihe, mit dem einzigen Unterschiede, dafs bei den V- und H-Versuchen das Grundgewicht nicht immer das zuerst gehobene Gewicht war, sondern eben so oft an zweiter wie an erster Stelle gehoben wurde.\nTabelle 26.\n(Versuchsreihe 28. Versuchsperson Fri. M. Brinkmann.)\nSchematag I\ti i Zeitlage j\tVergleichsversuche k\tu\tg\t\t\tE\tHauptversuche k\tu\tg\t\t\n1\t1\t1 20(1)\t29\t51 (19)\t12X5 2Min.\t1 25(4)\t23\t52 (16)\n1\t2\t1 12\t40\t48 (5)\t12X5 2 \u201e\t1\t9(1)\t38\t53(7)\no\t1\t1 24(4)\t23\t53 (25)\t6X10 4 Min.\t1 14(1)\t36\t50(11)\n\u00db\t2\t1 12\t44\t44 (4)\t6X10 4 \u201e\t1 9\t32\t59 (5)\nDie beiden S-Tage zeigen hinsichtlich der Resultate der V- und H-Versuche keine ganz sicheren Unterschiede mit Ausnahme des Umstandes, dafs bei der ersten Zeitlage die H-Versuche des ersten S-Tages entschieden weniger F\u00e4lle u (und in Verbindung damit mehr F\u00e4lle k und auch ein wenig mehr F\u00e4lle g) ergeben haben als die H-Versuche des zweiten S-Tages. Dieses Verhalten erkl\u00e4rt sich, wenn wir annehmen, dafs ebenso wie in der vorigen Versuchsreihe 27 auch in dieser Versuchsreihe die E-Versuche des ersten S-Tages sowohl eine etwas st\u00e4rkere E als auch eine betr\u00e4chtlichere positive Aenderung des Zeitfehlers hinterlassen haben als die E-Versuche des zweiten S-Tages. Der Umstand, dafs bei den H-Versuchen des ersten S-Tages der Zeitfehler noch st\u00e4rker in positivem Sinne verschoben war und mithin (bei der ersten Zeitlage) die Vergleichsgewichte mit","page":303},{"file":"p0304.txt","language":"de","ocr_de":"304\nLaura Steffens.\nst\u00e4rkeren Impulsen gehoben wurden als bei den H-Versuchen des zweiten S-Tages, wirkte dahin, f\u00fcr die H-Versuche des ersten S-Tages mehr F\u00e4lle k erhalten zu lassen als f\u00fcr diejenigen des zweiten. Da aber andererseits am ersten S-Tage auch die E st\u00e4rker war und mithin auch das Grundgewicht im Allgemeinen mit st\u00e4rkerem Impulse gehoben wurde als am zweiten S-Tage, so wurden (gem\u00e4fs dem Umstande, dafs gelegentlich auch der absolute Eindruck des zuerst gehobenen Gewichtes das Urtheil bestimmt) auch die F\u00e4lle g, insbesondere die Deutlichkeitsf\u00e4lle1 unter denselben, an dem ersten S-Tage etwas zahlreicher erhalten als an dem zweiten S-Tage. Es versteht sich mithin nach der obigen Annahme ganz von selbst, dafs bei der ersten Zeitlage die H-Versuche des ersten S-Tages weniger F\u00e4lle u ergeben haben als diejenigen des zweiten S-Tages. Um Weitl\u00e4ufigkeiten zu vermeiden, soll hier davon abgesehen werden, auch die Verschiedenheiten der Resultate, welche die beiden S-Tage bei den V-Versuchen ergeben haben, vom Standpunkte der obigen Annahme aus zu erkl\u00e4ren, umsomehr, da diese Verschiedenheiten, wie bereits angedeutet, an sich betrachtet nicht als ganz sicher gelten k\u00f6nnen.\nIn Versuchsreihe 29 (6 Versuchstage) wurde nun auch noch die zeitmessende Methode an der Versuchsperson Fr\u00e4ulein Brinkmann angewandt Die Art der Vertheilung der E-Versuche war ganz dieselbe wie in den beiden vorstehenden Versuchsreihen, die sonstige Methodik des Verfahrens ganz die gleiche wie in den \u00fcbrigen Versuchsreihen, in denen die zeitmessende Methode angewandt wurde, z. B. in Versuchsreihe 23.\nTabelle 27.\n(Versuchsreihe 29. Versuchsperson Fri. M. Brinkmann.)\nSchematag\tVergleichs versuche 0 +\t\tE v w\tHauptversuche - 0 +\t\n1 2\t1 27 1 24\t8\t25 8\t28\t12X5 2Min. 6X10 4 Min.\t1 40 1 29\t0\t20 8\t25\n1 Wir wissen aus den Versuchen von Martin und M&llkr, dafs der absolute Gewichtseindruck gerade bei den Deutlichkeitsfftllen eine besondere Bolle spielt.","page":304},{"file":"p0305.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die motorische Einstellung.\n305\nDie Resultate der V-Versuche lassen wiederum erkennen, dafs die E-Versuche noch nach 24 Stunden nachgewirkt haben und zwar die vertheilteren E-Versuche des ersten S-Tages eine st\u00e4rkere E hinterlassen haben als diejenigen des zweiten S-Tages. An den Resultaten der H-Versuche tritt die E nicht hervor, vielmehr \u00fcberwiegt hier ganz die positive Aenderung des Zeitfehlers, und zwar zeigt sich dieselbe, ganz im Einkl\u00e4nge mit demjenigen, was uns Versuchsreihe 27 und 28 schliefsen liefsen, nach den vertheilteren E-Versuchen des ersten S-Tages erheblich gr\u00f6fser als nach denjenigen des zweiten S-Tages.\n\u00a713. Versuchsreihe 30 und 31 mit Einstellungsversuchen auf schwach-stark.\nVersuchsreihe 30 (16 Versuchstage) wurde mit Herrn S. B. Mc. Laren1 (Mathematiker) angestellt und in derselben Weise durchgef\u00fchrt wie Versuchsreihe 28, mit dem Unterschiede, dafs in dieser Versuchsreihe 30 die E-Versuche auf schwach-stark stattfanden, und dafs den Vormittags vor 9 Uhr ausgef\u00fchrten E-Versuchen und ersten H-Versuchen Nachmittags 5 Uhr 30 Min. nochmalige (zweite) H-Versuche nachgeschickt wurden.\nao\ns\u00e4\n\u25a0*\u00bb\n\u00abS\n\u00a3\n\u00ab\nx\no\nOQ\nTabelle 28a.\n(Versuchsreihe 30. Versuchsperson S. B. Mc Laben.)\n\u00a9 m a8\tVergleichs- versuche\tE\n\u00a9\tk\tu\tg\t~ _\n1\tr 23(2) 30 27(5)\t12X5 2Min.\n2\tr 18\t34 28\t12X5 2 r\n1\tr 20(1) 31 29(4)\t1 6X10 4 Min.\n2\tr 11\t40 29(1)\t6X10 4 \u201e\n1. Hauptversuche k u g\n2. Haupt versuche k u g\nr 34(6) 30 16(1) r 16\t54\t10\nr 37(6) 25 18 r 19\t42\t19\nr 23(4) 29 28(5) r 15\t34\t31\nr 26(3) 24 30(2) r 9\t44\t27\n1 Obwohl Herr Mc Laren Linksh\u00e4nder ist, so habe ich doch seinen rechten Arm benutzt, weil ein kleiner Rest von E auf stark-schwach oder schwach-stark leichter an den Resultaten erkennbar ist, wenn die E die Resultate im gegentheiligen Sinne beeinflufst als der Zeitfehler, den die Versuchsperson von Haus aus besitzt. Hiernach mufste eine E auf schwach-stark an dem rechten Arme obiger Versuchsperson, welcher einen negativen Zeitfehler besafs, leichter hervortreten als an dem linken Arme, welcher einen positiven Zeitfehler zeigte.\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 23.\n20","page":305},{"file":"p0306.txt","language":"de","ocr_de":"306\nLaura Steffens.\nIn Folge der Unge\u00fcbtheit der Versuchsperson sind die zuf\u00e4lligen Einfl\u00fcsse zu stark gewesen, so dafs sich dieser Tabelle etwas Sicheres hinsichtlich der Frage, ob die ausgiebigere oder weniger ausgiebige Vertheilung g\u00fcnstiger ist, nicht entnehmen l\u00e4fst. Anders steht die Sache, wenn wir nur die erste Abtheilung (die ersten f\u00fcnf Versuche) der jedesmaligen V- oder H-Versuche ber\u00fccksichtigen, in welcher die vorhandenen Einstellungen den zuf\u00e4lligen Einfl\u00fcssen gegen\u00fcber viel st\u00e4rker waren als in den \u00fcbrigen Abtheilungen und demgem\u00e4fs auch ein etwaiger Unterschied der Einstellungen leichter hervortreten konnte.\nTabelle 28b.\n(Die ersten Abtheilungen der V- und H-Versuche von Versuchsreihe 30.)\n6fi i |\tj\n*\tS)| Vergleichs-\t1. Hauptversuche j 2. Haupt versuche\nS i versuche >\t&\nUl > i\n.d \u00fc cc\t\u00ab N\t\tk\tu\tg\t\t*\t\tk\tu\tg\t\tk\tu\tg\n1\t1\tr\tm' 0\t9\t6(1)\t12X5\t2 Min.\tr\t11(2)\t7\t1\tr\t6(1)\t9\t5(1)\n\t2\tr\t4\t10\t6\t12X5\t2 *\tr\t4\t14\t2\tr\t5\t10\t5\n2\t1\tr\t7\t6\t7(1)\t6X10\t4Min.\tr\t9(1)\t8\t3\tr\t3(1)\t8\t9\n\t2\tr\t2\t12\t6\t6X10\t4 \u201e\tr\t6\t9\t5\tr\t2\t12\t6\nDie Resultate der ersten und zweiten H-Versuche lassen hier mit Deutlichkeit erkennen, dafs die ausgiebigere Vertheilung eine st\u00e4rkere E bewirkt hat als die weniger ausgiebige.\nIn Versuchsreihe 31 (16 Versuchstage) kam an derselben Versuchsperson die zeitmessende Methode in der \u00fcblichen Weise zur Anwendung.\nTabelle 29.\n(Versuchsreihe 31. Versuchsperson S. B. McLaren.)\nSchema-\tVergleichsversuche\t\t\tE\tHauptversuche\t\ntag\t\u2014\t0\t+\tw _\t\u2014\t0 +\n1\tr 93\t16\t51\t12 X 5\t2 Min.\tr 116\t6\t38\n2\tr 103\t7\t50\t6 X 10\t4 Min.\tr 85\t18\t57","page":306},{"file":"p0307.txt","language":"de","ocr_de":"Ueher die motorische Einstellung.\n307\nDie Resultate der H-Versuche entsprechen ganz der Annahme, dafs die vertheilteren E-Versuche des ersten S-Tages eine st\u00e4rkere E bewirkten. Dafs die E-Versuche eine den Zeitfehler in negativer Richtung verschiebende Erm\u00fcdung hinterlassen haben, ergiebt sich daraus, dafs an dem zweiten S-Tage die Resultate der H-Versuche sich zu den Resultaten der V-Versuche umgekehrt verhalten, als es die vorhandene E erfordert. Die Resultate der V-Versuche, bei denen von einer Erm\u00fcdung durch die E-Versuche nicht mehr die Rede sein kann, best\u00e4tigen die Behauptung, dafs die E-Versuche des ersten S-Tages eine st\u00e4rkere E hervorgerufen haben als diejenigen des zweiten S-Tages.\nIm Hinblick auf die Resultate vorstehender Versuchsreihen 27\u201431 sind wir berechtigt, die Behauptung aufzustellen, dafs ebenso wie f\u00fcr das psychische Ged\u00e4chtnifs auch f\u00fcr die motorische Einstellung der Satz gilt, dafs von zwei regul\u00e4ren Vertheilungsweisen die ausgiebigere der Einpr\u00e4gung g\u00fcnstiger ist. Wie meine Schwester (a. a. O. S. 374 ff.) gezeigt hat, l\u00e4fst sich der Vortheil der ausgiebigeren regul\u00e4ren Vertheilung im Gebiete des psychischen Ged\u00e4chtnisses aus der nachgewiesenen G\u00fcltigkeit des Satzes erkl\u00e4ren, dafs, wenn zwei Associationen von verschiedener St\u00e4rke sind, der Ersparnifswerth der schw\u00e4cheren Association (absolut genommen) in der Zeit langsamer abf\u00e4llt, soweit nicht ein Altersunterschied der beiden Associationen ein gegentheiliges Verhalten bedingt. Hiernach d\u00fcrften wir wohl berechtigt sein, auf Grund der vorstehenden Versuchsreihen den Satz aufzustellen: eine motorische Einstellung f\u00e4llt bei gleichem Alter in der Zeit (absolut genommen) um so schneller ab, je st\u00e4rker sie ist.\nMit dem Bisherigen glaube ich der mir von Prof. M\u00fcllek gestellten Aufgabe, durch Versuche unsere Kenntnifs von der Gesetzm\u00e4fsigkeit der motorischen Einstellung zu f\u00f6rdern, einiger-maafsen entsprochen zu haben. In methodologischer Beziehung sind eine Reihe von Fehlerquellen, welche bei Benutzung der Methode der Gewichtsvergleichungen in Betracht kommen, constatirt worden, die zeitmessende Methode ist mit gutem Erfolge zur Anwendung gekommen, und in negativer Hinsicht ist die Thatsache festgestellt worden, dafs es die aus methodologischen Gr\u00fcnden w\u00fcnschenswerthe Uebertragung einer Ein-\n20*","page":307},{"file":"p0308.txt","language":"de","ocr_de":"308\nLaura Steffen\u00bb.\nStellung auf das entsprechende Organ der anderen K\u00f6rperh\u00e4lfte nicht giebt. Bei M\u00fclleb und Schumann (a. a. O., S. 52) findet sich folgende Bemerkung: \u201eDie rein psychologischen Methoden, welche die psychische Mechanik zu ergr\u00fcnden suchen, und die Versuchsarten, w'elche auf psycho-physischem oder rein physiologischem Wege die Gesetze der aufserhalb der eigentlichen Sph\u00e4re des Bewufstseins stattfindenden Einstellungen zu erforschen streben, haben in gegenseitigem Austausche der Ideen und Resultate Hand in Hand vorw\u00e4rts zu schreiten, damit wir\nso zu einer allgemeinen Mechanik des Ged\u00e4chtnisses gelangen_u\nIch glaube, dafs durch die sachlichen Resultate meiner Versuche die hier ge\u00e4ufserte Idee einer Analogie zwischen der Ge-setzrn\u00e4fsigkeit des psychischen Ged\u00e4chtnisses und derjenigen der motorischen Einstellung in gr\u00f6fserem Umfange best\u00e4tigt worden ist, als sich vielleicht von vom herein erwarten liefs. Wir sind jetzt in der Lage, f\u00fcr einen Satz, den wir etwa durch Auswendiglernen von Silbenreihen, Strophen u. dergl. festgestellt haben, eine weitere Bekr\u00e4ftigung von Versuchen erwarten zu d\u00fcrfen, bei denen wir gehobene Gewichte vergleichen lassen oder die Anstiegszeiten gehobener Gewichte mittels des Chronoskopes messen. Und andererseits, wenn wir bei Versuchen nach den beiden letzteren Verfahrensweisen eine bestimmte Gesetzm\u00e4fsig-keit festgestellt haben, so werden wir wreitere Best\u00e4tigungen f\u00fcr dieses Resultat durch Experimente zu gewinnen suchen, bei denen wir die Ersparnifswerthe oder Treffert\u00fcchtigkeiten unter bestimmten Umst\u00e4nden gestifteter Associationen bestimmen.\nZum Schl\u00fcsse m\u00f6chte ich noch an dieser Stelle Herrn Prof. G. E. M\u00fcller f\u00fcr die rege Mitwirkung und Berathung bei dieser Untersuchung meinen tiefgef\u00fchlten Dank aussprechen. Ebenso danke ich auch an dieser Stelle den Herren und Damen, die mir als Versuchspersonen die Ausf\u00fchrung meiner Versuchsreihen erm\u00f6glicht haben.\n{Eingegangen am 16. April 1900)","page":308}],"identifier":"lit31401","issued":"1900","language":"de","pages":"241-308","startpages":"241","title":"Ueber die motorische Einstellung. Experimentelle Beitr\u00e4ge","type":"Journal Article","volume":"23"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:29:06.689348+00:00"}