Open Access
{"created":"2022-01-31T16:29:08.367686+00:00","id":"lit31410","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Witasek","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 24: 146-159","fulltext":[{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"Besprechung.\nLillie J. Martin und G. E. M\u00fcller. Zur Analyse der Unterschiedsempfind-liehkeit. Experimentelle Beitr\u00e4ge. Leipzig, Barth, 1899. 8\u00b0. VI u. 233 S. Mk. 7.50.\nDas vorliegende Buch ragt weit hinaus \u00fcber das Maats der wissenschaftlichen Alltagsproduction ; ein Markstein in der Entwickelung der experimentellen Psychologie, wird es bleibenden Werth bew\u00e4hren, zwar nicht so sehr durch die Endergebnisse seiner Untersuchungen als vielmehr durch die Er\u00f6ffnung neuer Ziele und Wege. Es giebt ein musterhaftes Vorbild daf\u00fcr ab, wie die Methoden des Messens und Z\u00e4hlens auf psychologische Fragen anzuwenden sind, die gar nicht auf ein Wie grofs oder Wie viel, sondern auf ein Wie beschaffen, In welcher Weise abzielen, und die bisher nur der inneren Beobachtung und psychologischen Analyse zug\u00e4nglich schienen.\nDie herk\u00f6mmliche Verwerthung der von der Psychophysik gebotenen Maafsmethoden findet ihr Hauptinteresse in der Pr\u00fcfung des WEBER\u2019schen Gesetzes und der Bestimmung der Unterschiedsempfindlichkeit, sowie, im Anschlufs daran, in der Untersuchung der Methoden selbst. Die Vergleichungsergebnisse als solche sind dabei die Hauptsache. Dagegen ist das Hauptaugenmerk der vorliegenden Arbeit auf die psychische Grundlage des Vergleichungsergebnisses, auf den Vorgang des Ver-gleichens selbst gerichtet. Nicht, was besagt das Vergleichungsurtheil und wie verh\u00e4lt sich seine Aussage zum wirklichen Sachverhalt, ist die Frage, sondern, wie bildet sich das Vergleichungsurtheil, und welche, gleichg\u00fcltig ob seiner Bichtigkeit g\u00fcnstigen oder ung\u00fcnstigen Einfl\u00fcsse machen sich dabei geltend. Es handelt sich um den psychischen Vorgang des Ver-gleichens, und M\u00fcller begrenzt die Geltung und Bedeutung des Werkes zu enge, wenn er es als Beitrag zur Untersuchung derjenigen psychischen 1 Factoren bezeichnet, die bei Anwendung der Methode der constanten\n1 M\u00fcller sagt eigentlich \u201epsychologischen\u201c: ich meine, die Bezeichnung \u201epsychisch\u201c ist hier besser am Platze, weil sich dieser Ausdruck auf die Sache, \u201epsychologisch\u201c dagegen auf die wissenschaftliche Behandlung der Sache bezieht.","page":146},{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"Besprechung.\n147\nUnterschiede im Spiele sind. Freilich kommen diese Factoren bei Versuchen nach der Methode der constanten Unterschiede zur Geltung, aber nicht nur gerade bei solchen Versuchen allein, sondern, nat\u00fcrlich je nach den Umst\u00e4nden entsprechend modificirt, \u00fcberall dort, wo verglichen wird. Das Buch liefert also einen Beitrag zur Aufhellung des Dunkels, in das der so hochbedeutsame psychische Vorgang des Vergleichens Vor der heutigen Psychologie immer noch geh\u00fcllt ist.\nDieser Beitrag ruht auf experimenteller Grundlage, n\u00e4her auf Gewichtsversuchen nach der Methode der constanten Unterschiede (wie die Verff. die Methode der richtigen und falschen F\u00e4lle bezeichnen). Die Ver-werthung des Versuchsmateriales geschieht durch geschickte, der jeweiligen Fragestellung angepafste Gruppirung und Zusammenfassung der Einzelergebnisse, welche die gesuchten Aufschl\u00fcsse unmittelbar aus der Vergleichung der die Versuchsergebnisse darstellenden Zahlen abzunehmen gestattet. Zur best\u00e4tigenden Erg\u00e4nzung und Orientirung werden auch die\nauf inneiei Wahrnehmung fufsenden spontanen Aufserungen der Versuchspersonen benutzt.\nDie Apparate waren dieselben, die seinerzeit M\u00fcllek und Schumann bei ihrer Arbeit \u201eUeber die psychologischen Grundlagen der Vergleichung gehobener Gewichte\u201c (Pfl\u00fcger\u2019s Archiv 1889, S. 37 ff.) benutzt hatten und sind daher bekanntlich den von Fechxer bei seinen Gewichtsversuchen verwendeten nachgebildet. Auch das Verfahren war im Wesentlichen mit dem schon damals angewandten gleich. Es war stets einh\u00e4ndig; zur zeitlichen Regelung der Hebungen ward ein Metronom benutzt. \u2014 Neben dem Grundgewichte, das zumeist rund 500 oder 1000 Gramm betrug, wurden sieben Vergleichsgewichte verwendet, von denen immer eines gleich dem jeweiligen Grundgewichte, die \u00fcbrigen paarweise um gleiche Betr\u00e4ge nach oben und unten und in gleichen Differenzen von einander von diesem verschieden waren. Die Versuchsreihen fanden ihre haupts\u00e4chlichste Gliederung nach den vier sogenannten Hauptf\u00e4llen, n\u00e4mlich Grundgewdcht rechts zuerst, dann rechts zuzweit, links zuerst und links zuzweit gehoben, und wurden in cyklischem Wechsel durchgef\u00fchrt. Besondere Sorgfalt wurde der Auswahl der der Versuchsperson zur Verf\u00fcgung gestellten Urtheils-ausdr\u00fccke geschenkt; am geeignetsten erwies sich die Reihe: kleiner deutlich, kleiner, unentschieden, gr\u00f6fser, gr\u00f6fser deutlich, mifslungen. Die Vermeidung des Ausdruckes \u201egleich\u201c mag, so selten und so unsicher das Bed\u00fcrfnis darnach sich einstellt, immerhin auffallen. Doch mufs bez\u00fcglich der Begr\u00fcndung cliesei Reihe auf die eingehenden Darlegungen des Originals verwiesen werden, wie denn \u00fcberhaupt die genaue Beschreibung der \u00e4ufseriichen Technik und Anordnung der Versuche hier nicht wiedergegeben werden kann.\nAls Versuchspersonen dienten im Ganzen sieben m\u00e4nnliche und sechs weibliche Individuen. Die Zahl der Versuchstage (Einzelsitzungen) von durchschnittlich ungef\u00e4hr je 110 Doppelhebungen (Einzelversuchen) betrug rund 500. \u2014\nDas Hauptergebnifs der Arbeit, von ihrer Bedeutung f\u00fcr die experimental-psychologische Methodik vorl\u00e4ufig abgesehen, ist der experimentelle\n10*","page":147},{"file":"p0148.txt","language":"de","ocr_de":"148\nBesprechung.\nNachweis einer Thatsache, die der psychologischen Erfahrung in unbestimmten Z\u00fcgen freilich schon oft vorgeschwebt haben mag, deren scharfe Zeichnung und Analyse jedoch eine werthvolle Bereicherung der Psychologie des Yergleichens darstellt. Sie l\u00e4fst sich im Allgemeinen dahin aussprechen, dafs nicht immer, wo man vergleichen und auf Grund dieses Yergleichens ein Yergleichungsurtheil abgeben will, das schliefslich zu Stande gekommene Yergleichungsurtheil auch wirklich ein Ergebnifs reinen Yeigleichens ist, sondern h\u00e4ufig mehr oder weniger, bisweilen sogar ausschliefslich von nicht wirkliches Vergleichen darstellenden Factoren, vor Allem dem absoluten Eindr\u00fccke eines der zu vergleichenden Daten als solchem, bestimmt wird.\nDiese Thatsache erweisen die Verff. durch die Gegen\u00fcberstellung der zahlenm\u00e4fsigen Versuchsergebnisse je zweier in sinnreich erdachtem Yer h\u00e4ltnifs zu einander stehender Versuchsgruppen. Ihr Vorgehen beruht auf folgender Ueberlegung. Macht man mit Fechker \u00fcber die Natur des Einflusses der Zeit- und Raumlage die Annahme, dafs, falls das Grundgewicht und die sonstigen Versuchsbedingungen unver\u00e4ndert bleiben, der Zeitfehler bei entgegengesetzter Zeitlage mit entgegengesetztem \\ orzeichen, aber gleichem absoluten Betrage wirke und entsprechendes vom Raumfehler gelte, so ist f\u00fcr das Vergleichen der beiden zu vergleichenden Gewichte nicht die objective Differenz D sondern die \u201ewirksame Differenz D\u00b1p\u00b1q mafsgebend, worin p und q den absoluten Betrag, das jeweils geltende Vorzeichen die Richtung des Zeit- bezw. Raumfehleis bedeuten. Es zeigt sich nun, dafs, gleichg\u00fcltig in welchem Sinne Zeit- und Raumlage wirken, diese wirksame Differenz bei dem um einen bestimmten Betiag kleineren Vergleichsgewichte im ersten Hauptfalle gleich ist der wirksamen Differenz, die im vierten Hauptfalle bei dem um den gleichen Betrag gr\u00f6fseren Vergleichsgewichte zu Stande kommt, und dafs dasselbe Vei-h\u00e4ltnifs im gleichen Sinne zwischen zweitem und drittem, dritten und zweiten, viertem und ersten Hauptfall gilt. Ist nun die Gr\u00f6fse der wirksamen Differenz der neben der Unterschiedsempfindlichkeit ausschlaggebende Factor, so mufs bei Gleichheit derselben in einer grofsen Zahl von Urtheilen beiderseits der gleiche Percentsatz von richtigen F\u00e4llen eintreten.\nDie Versuche fielen aber keineswegs in diesem Sinne aus. Sie ergaben vielmehr mit aller Bestimmtheit und einer in psychologischen Dingen erstaunlichen Regelm\u00e4fsigkeit gewisse Abweichungen von der erwarteten Gleichheit, \u201eanomale Differenzen\u201c, welche beweisen, dafs sich bei gleicher wirksamer Differenz in denjenigen F\u00e4llen, wo das Vergleichsgewicht zu zweit gehoben wurde, mehr richtige Urtheile einstellen als in denjenigen F\u00e4llen, wo das Vergleichsgewicht an erster Stelle gehoben wurde.\nUm diesen merkw\u00fcrdigen Thatbestand zu erkl\u00e4ren, wurde er mit einem zweiten zusammengehalten, der sich aus einer anderen Gruppirung dei Versuchsergebnisse erkennen l\u00e4fst. Da n\u00e4mlich, wie schon bemerkt, die wirksame Differenz je eines Hauptfalles bei kleinerem Vergleichsgewichte gleich ist der eines der vier Hauptf\u00e4lle beim entsprechenden gr\u00f6fseren Vergleichsgewichte, so m\u00fcfste man wieder erwarten, dafs die Summe dei richtigen F\u00e4lle in der ganzen mit kleinerem Vergleichsgewicht gewonnenen Reihe (percentuell) gleich ist der entsprechenden Summe bei gr\u00f6fserem Vergleichsgewichte. Aber auch das verh\u00e4lt sich, wie die Versuche ergeben","page":148},{"file":"p0149.txt","language":"de","ocr_de":"Besprechung.\n149\nmit seltenen Ausnahmen, in Wirklichkeit anders. Bei manchen Versuchspersonen ist n\u00e4mlich die erste Summe, bei manchen die zweite regelm\u00e4fsi\u00bb-und meist erheblich gr\u00f6fser, und nur hei wenigen sind sie thats\u00e4chlich gleich. M\u00fcller unterscheidet darnach Personen von positivem, negativem und indifferentem Typus. Dabei zeigt sich, dafs Individuen, die (wenigstens den Gewichten gegen\u00fcber) kr\u00e4ftiger oder energischer sind, dem positiven, die weniger kr\u00e4ftigen dem negativen Typus angeh\u00f6ren.\nDie Erkl\u00e4rung der Typen und damit zugleich auch der anomalen Differenzen finden die Verff. in der auch schon der inneren Wahrnehmung zug\u00e4nglichen Thatsache, dafs unser Vergleichungsurtheil \u00fcber die Gewichte vielfach durch den absoluten Gewichtseindruck des einen der beiden Gewichte an sich bestimmt wird, in der Art, dafs der absolute Eindruck der Schwere f\u00fcr sich allein schon, ohne Vergleich, das Urtheil \u201egr\u00f6fser\u201c veranlafst. Ber\u00fccksichtigt man, \u201edafs das Vergleichsgewicht selbstverst\u00e4ndlich den absoluten Eindruck der Leichtigkeit oder der Schwere nach Mafsgabe des Betrages \u00b1 D h\u00e4ufiger macht als das Grundgewicht, dafs ferner der absolute Eindruck des Vergleichsgewichtes das Urtheil selbstverst\u00e4ndlich leichter bestimmt, wenn das Vergleichsgewicht zuzwreit gehoben ist als dann, wenn es zuerst gehoben ist, und dafs endlich, wiederum selbstverst\u00e4ndlicherwTeise, kr\u00e4ftige Heber innerhalb der in Betracht kommenden Grenzen von den Gewichten leichter den Eindruck der Leichtigkeit als denjenigen der Schwrere erhalten, hingegen wenig kr\u00e4ftige Heber sich umgekehrt verhalten\u201c, so hat man thats\u00e4chlich den Schl\u00fcssel zu vollem Verst\u00e4ndnifs der Versuchsergebnisse in der Hand.\nNur in zwei Punkten w\u00e4re meines Erachtens etwTas weitergehende Sch\u00e4rfe der Begriffsfassung bezw. Erkl\u00e4rung w\u00fcnschenswerth.\nIm ersten handelt es sich um den Begriff des \u201eabsoluten Gewichtseindruckes\u201c. Was hat man darunter zu verstehen? Das N\u00e4chstliegende w\u00e4re wohl das absolute Sinnesdatum, das Analogon \u2014 soweit hier von einem solchen die Rede sein kann \u2014 etwa zu der Tonempfindung, die, ohne erst auf eine andere Tonempfindung bezogen zu werden, nach Qualit\u00e4t und Intensit\u00e4t bestimmt ist. Zu dieser Auffassung d\u00fcrften auch folgende Worte M\u00fcller\u2019s passen: \u201eErkl\u00e4ren wir z. B. ein gehobenes Buch f\u00fcr leicht oder f\u00fcr schwer, so ist der zu Grunde liegende Vorgang der folgende. Wir schicken den betreffenden Muskeln Impulse zu, deren St\u00e4rke dem Umstande angepafst ist, dafs es sich um die Hebung eines Buches (von dem und dem Aussehen) handelt. Finden wir nun, dafs auf diese Impulse hin das Buch sich schnell vom Boden l\u00f6fst und schnell emporsteigt, so erkl\u00e4ren wir das Buch f\u00fcr leicht; l\u00f6fst sich das Buch langsam vom Boden und steigt es langsam in die H\u00f6he, so erkl\u00e4ren wir dasselbe f\u00fcr schwer.\u201c (S. 43.) Wollen wir an dieser Stelle von Bedenken anderer Art absehen, so darf die vorgebrachte Bestimmung wirklich als absolute Bestimmung hingenommen werden, so weit die Bezeichnungen schnell und langsam als solche gelten. Weiter unten jedoch heifst es dann: \u201eMan k\u00f6nnte ver-niuthen, dafs der Maafsstab, nach welchem sich bestimmt, ob uns der Gegenstand leicht oder schwer erscheint, sich in gewissem Grade nach der durchschnittlichen Schwere der betreffenden Art von Gegenst\u00e4nden richte. Ein in die H\u00f6he gehobener Mensch z. B. wird uns vielleicht schon bei","page":149},{"file":"p0150.txt","language":"de","ocr_de":"150\nBesprechung.\neiner Geschwindigkeit der Abl\u00f6sung vom Boden und der Aufw\u00e4rtsbewegung leicht erscheinen, bei welcher uns ein gehobener Handkoffer nicht leicht, sondern viel eher schwer erscheint.\u201c Eine derartige Bestimmung kann doch unm\u00f6glich mehr als eine absolute aufgefafst werden: Nach dem jeweiligen Yerh\u00e4ltnifs des zu bezeichnenden Gegenstandes etwa zu einem normalen wird er als leicht oder als schwer bezeichnet, also eine relative Bestimmung ! Und gerade auf einer derartigen Bestimmung beruhen auch nach Muller\u2019s eigenen Ausf\u00fchrungen \u2014 die anomale Differenz und der Typus. Die Versuchsperson ist auf eine innerhalb gewisser Grenzen bestimmte Gewichtsgr\u00f6fse eingestellt, das heifst, sie erwartet eine solche ; je nachdem sich nun bei der Hebung erweist, dafs die Erwartung auf ein zu grofses oder ein zu kleines Gewicht eingestellt war, macht das gehobene Gewicht den Eindruck der Leichtigkeit oder der Schwere. Es ist also nicht ganz correct, dafs M\u00fcller von dem Einflufs des absoluten Gewichtseindruckes spricht. Freilich, von seinem Standpunkt aus erscheint es eher begreiflich. Er sieht n\u00e4mlich in jener Erwartung oder Einstellung nichts anderes als den Bewegungsimpuls, und der Eindruck der Leichtigkeit oder Schwere stellt sich dabei als identisch mit dem der Schnelligkeit bezw. Langsamkeit der erfolgenden Bewegung dar. Unter solchen Voraussetzungen ist der Eindruck allerdings eher als ein absoluter zu bezeichnen. Doch scheinen diese Voraussetzungen selbst nicht frei von Bedenken. Denn der die Gewichts-Bewegungs-Empfindung darstellende Complex ist keineswegs nur eine Function der Bewegungsgeschwindigkeit oder gar lediglich identisch mit Geschwindigkeitseindruck. Er enth\u00e4lt vielmehr aufserdem noch wesentlich Empfindungen aus den Druck- und Spannungszust\u00e4nden des bewegten, hebenden Organes, die ihrerseits nat\u00fcrlich von der Gr\u00f6fse des gehobenen Gewichtes abh\u00e4ngen. -\u2014 Doch wird davon sp\u00e4ter noch ausf\u00fchrlicher die Rede sein m\u00fcssen.\nDer zweite Punkt, an dem man beim Studium der M\u00fcLLER\u2019schen Ausf\u00fchrungen \u00fcber den Einflufs des \u201eabsoluten Gewichtseindruckes\u201c nach weiterer Kl\u00e4rung verlangt, betrifft das Verh\u00e4ltnifs, in dem dieser psychische Thatbestand zum eigentlichen Vergleichungsacte steht. Dafs er mit diesem nicht etwa identisch ist, bedarf keiner ausdr\u00fccklichen Erw\u00e4hnung. Doch spricht manches daf\u00fcr, dafs er ihn in einzelnen F\u00e4llen g\u00e4nzlich ersetzt, wobei dann von einem wirklichen Vergleichen nicht mehr die Rede ist. Meistens aber d\u00fcrfte er neben der eigentlichen Vergleichung ablaufen, und in deren Ablauf eingreifen. Aber wie? Vielleicht in der Art, dafs der absolute Gewichtseindruck das eine der beiden zu vergleichenden Gewichtsdaten gewissermaafsen \u2014 man nehme mit dem unbestimmten Ausdruck Vorlieb \u2014 f\u00e4lscht, so dafs streng genommen etwas anderes verglichen wird, als was die Gewichts-Bewegungs-Empfindung zun\u00e4chst bietet? Oder vielleicht so, dafs das durch ein regelrechtes, ungest\u00f6rtes Vergleichen bereits zu Stande gekommene Vergleichungsurtheil durch ein zweites Urtheil, die Auffassung des absoluten Gewichtseindruckes, modificirt wird? Oder so, dafs zwar nur ein Urtheil, das schliefslich ge\u00e4nderte, entsteht, dieses aber als gemeinsames Ergebnifs zweier zusammenwirkender psychischer Factoren, der Vergleichung einerseits und des absoluten Gewichtseindruckes .andererseits? So irgendwie mufs sich die Sache abspielen, eine vierte","page":150},{"file":"p0151.txt","language":"de","ocr_de":"Besprechung.\n151\ncoordinirte M\u00f6glichkeit d\u00fcrfte kaum auszudenken sein. Aber schon jede dieser drei M\u00f6glichkeiten bietet dem psychologischen Verst\u00e4ndnifs ihre ganz eigent\u00fcmlichen, und keineswegs geringf\u00fcgigen Schwierigkeiten.\nIn diesen weiter auf den Grund gehenden Fragen also lassen die Ausf\u00fchrungen des vorliegenden Buches den Leser im Stich; es bietet also noch keineswegs ein volles, klares Verst\u00e4ndnifs der besprochenen psychischen Vorg\u00e4nge. Doch ist meines Erachtens nicht daran zu zweifeln, dafs die weitere Verfolgung des von M\u00fcller vorgezeichneten Weges auch darin zum Ziele f\u00fchren wird. Vielleicht beruhigt sich \u00fcbrigens dabei mancher damit, dafs ein Narr mehr fragen kann, als sieben Weise beantworten. Ich glaube indefs nicht, dafs die oben skizzirten Fragen nichtig sind, meine vielmehr, dafs sich jeder vor sie gestellt finden wird, der es versucht, die von Martin und M\u00fcller entdeckte und experimentell nachgewiesene psychische Thatsache klar zu erfassen. Das Verdienst der beiden Autoren wird dadurch nicht geschm\u00e4lert. Die Entdeckung einer Thatsache ist immer der wichtigste und schwerste Schritt, und ihre vollst\u00e4ndige Erkl\u00e4rung kann kaum je mit ihm zugleich geboten werden. Doch bleibt es immer Pflicht, auf die noch dunklen Punkte hinzuweisen. \u2014\nIndefs das bisher Berichtete ist nicht der ganze Erkenntnifsgewinn, den die Verff. aus ihren Versuchsreihen zu ziehen wissen. Unter anderem Gesichtspunkte betrachtet stellen sie sich zun\u00e4chst als Beitrag zur Lehre vom Einflufs der Zeitlage dar. Aus der Wirkungsweise des absoluten Gewichtseindruckes entspringt eine Tendenz, bei zuerst gehobenem Grund-gewdchte (eiste Zeitlage) eine gr\u00f6fsere Anzahl richtiger F\u00e4lle zu ergeben als bei zuzweit gehobenem Grundgewichte (zweite Zeitlage). M\u00fcller nennt sie die generelle Urtheilstendenz, weil sie die bei allen seinen Versuchspersonen nachgewiesenen anomalen Differenzen erkl\u00e4rt, im Gegensatz zu der typischen Urtheilstendenz, welche aus dem Typus der betreffenden Versuchsperson hervorgeht und je nach dem Vorzeichen des Typus f\u00fcr den Fall, dafs das Grundgewicht gr\u00f6fser ist als das Vergleichsgewicht entweder mehr oder weniger richtige Urtheile ergiebt als f\u00fcr das entgegengesetzte Gewichtsverh\u00e4ltnifs. Darnach stellen die generelle sowie die typische Urtheilstendenz offenbar Componenten des Einflusses der Zeitlage dar und es erhebt sich nun die Frage, ob und wie diese Zeitfehler eliminirt wrerden k\u00f6nnen.\nFechner hat ein Verfahren begr\u00fcndet, durch das sich die Elimination des Einflusses der Zeitlage erzielen l\u00e4fst. Dieses Verfahren geht jedoch von der Voraussetzung aus, dafs der Zeitfehler in beiden Zeitlagen gleichen absoluten Betrag und entgegengesetztes Vorzeichen habe. Dafs dies f\u00fcr die beiden fraglichen Componenten nicht gilt, ist, besonders an der Hand der M\u00fcller sehen Darlegungen, leicht einzusehen. Es l\u00e4fst sich daher nach dem FECHNER\u2019schen Verfahren nur der sogen. \u201eFECHNER\u2019sche Zeitfehler\u201c, der nach M\u00fcller s Ansicht zun\u00e4chst auf der durch den ersten Reiz bewirkten Erm\u00fcdung oder, im gegentheiligen Verhalten auf Anregung und Bahnung beruht, eliminiren, nicht aber die aus der generellen und typischen Urtheilstendenz entspringende Compenente. Da ferner das functioneile Verh\u00e4ltnis zwischen den Gr\u00f6fsen, mit denen sich diese Componenten in den beiden.","page":151},{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"152\nBesprechung.\nZeitlagen geltend machen, nicht bekannt ist, so l\u00e4fst sich ein rechnerisches Verfahren zur Elimination derselben \u00fcberhaupt nicht aufstellen.\nDie Consequenzen, die daraus f\u00fcr die Pr\u00fcfung der G\u00fcltigkeit des WEBE\u00df\u2019schen Gesetzes und \u00e4hnliches gelten, liegen auf der Hand. Doch ist dabei, glaube ich, auf eines nicht zu vergessen. Durch Rechnung lassen sich die aus den Urtheilstendenzen entspringenden Zeitfehler aus den fertigen Versuchsergebnissen freilich nicht eliminiren. Aber es giebt doch einen Weg, sich ihrer bis zu gewissem Grade zu erledigen. M\u00fcller sagt ja selbst: \u201eWar die Aufmerksamkeit bei der zweiten Zeitlage in besonders hohem Grade dem Vergleichsgewichte zugewandt, so kann sich die generelle Urtheilstendenz ganz vermissen lassen, wie bei den Versuchen von Wreschner zum Theil der Fall war. Ebenso kann die generelle Urtheilstendenz aus-bleiben, wenn in Folge besonderer Instruction sich die Aufmerksamkeit der Versuchsperson bei der ersten Zeitlage in hohem Grade dem Grundgewicht zuwendet.\u201c (S. 223). Und das Analoges nicht auch f\u00fcr den Typus gelten sollte, ist kaum anzunehmen. Also aus den fertigen Versuchsergebnissen lassen sich diese Componenten nicht mehr eliminiren, aber man kann daf\u00fcr sorgen, dafs sie \u00fcberhaupt nicht hineinkommen \u2014 was beim FECHEER\u2019schen Zeitfehler ausgeschlossen ist. Es sind ja die Componenten, in die M\u00fcller den resultirenden Zeitfehler zerlegt, von wesentlich verschiedener Natur und Bedeutung. Die eine, der FECHNER\u2019sche Zeitfehler, ist unvermeidliche, nothwendige Beigabe jedes Vergleichens; die anderen machen sich nur beim gew\u00f6hnlichen, also \u201eunachtsamen, schlechten Vergleichen\u201c geltend. Dafs das an ihrer psychologischen Bedeutung nichts \u00e4ndert, braucht dem wissenschaftlich denkenden Psychologen gegen\u00fcber nicht erst betont zu werden.\nIm Folgenden f\u00fchrt M\u00fcller ausf\u00fchrlich zwei Methoden vor, die geeignet sind, aus den Versuchsergebnissen das Vorhandensein, die Richtung und die ungef\u00e4hre relative Gr\u00f6fse einer jeden der drei Componenten zu erkennen. Bei der darnach vorgenommenen Pr\u00fcfung des Versuchsmateriale\u00bb ergab sich unter anderem die interessante Thatsache, dafs sich zwar bei dem positiven Typus beiderlei Richtungen des FECHNER\u2019schen Zeitfehlers finden, dagegen bei dem negativen Typus nur ein negativer FECHNER\u2019scher Zeitfehler (das ist ein solcher, bei dem das zu zweit gehobene Gewicht relativ \u00fcbersch\u00e4tzt wird) vorkommt. Es steht das in bestem Einklang sowohl mit M\u00fcller\u2019s Auffassung der Natur des Typus als auch der de\u00bb FECHNER\u2019schen Zeitfehlers. \u201eDenn es versteht sich fast von selbst, dafs die weniger kr\u00e4ftigen Heber stets ein Ueberwiegen des Einflusses der Erm\u00fcdung \u00fcber den Einflufs der Bahnung oder Anregung zeigen, w\u00e4hrend es sich gleichfalls leicht begreift, dafs bei den kr\u00e4ftigeren Hebern bald der eine, bald der andere dieser beiden Einfl\u00fcsse \u00fcberwiegt.\u201c \u2014\nDie Leistungsf\u00e4higkeit dieser Anschauungen bew\u00e4hrt sich auch durch die Erkl\u00e4rung des Einflusses, den die Zahl der unmittelbar, d. h. in derselben Sitzung vorausgegangenen Versuche auf den Typus und den FECHNER\u2019schen Zeitfehler aus\u00fcbt. Dieser Einflufs macht sich n\u00e4mlich, wie einer, dazu geeigneten Gruppirung der Tabellen deutlich zu entnehmen ist, im, Grnfsen und Ganzen dahin geltend, dafs sowohl der Typus als auch der FECHNER\u2019sche Zeitfehler im Laufe der Sitzung eine Aenderung in","page":152},{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"Besprechung.\n153\nnegativer Bidhtung erf\u00e4hrt. \u201eDieses Verhalten l\u00e4fst sich ohne Weiteres durch den Einflufs der Erm\u00fcdung erkl\u00e4ren. Die Erm\u00fcdung bewirkt, dafs der absolute Eindruck der Leichtigkeit immer seltener, hingegen der absolute Eindruck der Schwere immer \u00f6fter auftritt. Und die Erm\u00fcdung bewirkt gleichfalls, dafs bei jeder Doppelhebung der zweite Impuls in den sp\u00e4teren Bunden mehr hinter dem ersten zur\u00fccksteht als in den fr\u00fcheren bezw. dafs an die Stelle eines Ueberwiegens des zweiten Impulses \u00fcber den ersten das gegentheilige Verhalten tritt.\u201c (S. 126.) Freilich mufs man dabei, wie ich glaube, die H\u00fclfshypothese machen, dafs sich die Erm\u00fcdung, die ja nat\u00fcrlich nicht nur den Eindruck der zweiten sondern auch den der ersten Hebung beeinflu\u00dft, nicht in gleichem Grade an beiden Hebungen geltend macht (weil sie sonst das Vergleichungsergebnifs nicht alteriren\nk\u00f6nnte), sondern, dafs sie die zweite Hebung in relativ h\u00f6herem Grade betrifft.\nGleichfalls als Best\u00e4tigung der dargelegten Auffassung von der Natur des FncHNEEschen Zeitfehlers erweist sich die von Mamin und M\u00fcllek mitgetheilte Thatsache, dafs er, wenigstens in den von ihnen untersuchten F\u00e4llen, mit zunehmendem Grundgewichte in negativer Eichtung w\u00e4chst, denn je gr\u00f6fser die Gewichte sind, desto mehr wird sich die durch das zuerst gehobene Gewicht hervorgerufene Erm\u00fcdung geltend machen. Vielleicht liefse sich eine weitere experimentelle Best\u00e4tigung in der Art gewinnen, dafs man auf irgend einem Wege jene Gewichtsgr\u00f6fse aufsucht, bei der die Bahnung am kr\u00e4ftigsten auftritt, und dann untersucht, ob sich ein positiver FEcnxEKscher Zeitfehler, der ja nach M\u00fclleb zun\u00e4chst auf Bahnung beruhen soll, bei diesen Gewichtsgr\u00f6fsen ein Maximum erreicht. \u2014\nAufserordentlich vielgestaltig denken sich die Verff. den Einflufs der Lebung. Doch ist geiade dieser Factor am wenigsten sicher zu untersuchen und wir bekommen hier in der Hauptsache nur apriorische Andeutungen, die allerdings reich an Anregungen sind. Treffen alle die als m\u00f6glich hingestellten Wirkungsweisen der Uebung zu, dann ist es freilich ein f\u00fcr alle mal aus mit der bequemen Annahme, dafs man die ersten und die letzten Versuchsergebnisse einer l\u00e4ngeren Eeihe in gleicher Weise verstehen und behandeln darf; aber man wird wohl auch hier auf ein asymptotisches Uebungsstadium z\u00e4hlen d\u00fcrfen. \u2014\n/\nWeitere Beobachtungen und Untersuchungen wurden der Thatsache der sogen. Nebenvergleichungen gewidmet. \u201eWenn bei einer Doppelhebung eines der beiden Gewichte mit einem Gewichte verglichen wird, das bei einer der vorausgegangenen Doppelhebungen gehoben worden ist, so be^ zeichnen wir diese Vergleichung als Nebenvergleichung.\u201c Wer selbst einmal Gewichtsversuche gemacht hat, wird wissen, wie geradezu unvermeidlich sich solche Nebenvergleichungen aller Art eindr\u00e4ngen. \u2014 M\u00fcllek liefs Versuchsreihen ausf\u00fchren, die in zuf\u00e4lliger Weise mit einander gemischt einerseits \u201eVexirversuche\u201c (bei denen das Vergleichsgewicht gleich dem Grundgewichte war), andererseits sogenannte \u201eHauptversuche\u201c (bei denen das \\ ergleichsgewicht um einen constanten negativen oder positiven Betrag vom Grundgewichte abwich) enthielten. Es ergab sich, dafs bei zunehmendem Vergleichsgewicht der Hauptversuche bei den Vexirversuchen in allen vier Hauptf\u00e4llen die Zahl der Urtheile \u201egr\u00f6fser\u201c ab- die der","page":153},{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"154\nBesprechung.\nUrtheile \u201ekleiner\u201c zunahm. M\u00fcller findet dieses Ergebnifs nur durch die \u00a7 Annahme von Nebenvergleichungen erkl\u00e4rbar, indem in den Vexirversuchen das zu zweit gehobene Gewicht mehr oder weniger oft mit dem Vergleichsgewicht der Hauptversuche verglichen worden sei.\nDie Wirkungsweise der Nebenvergleichungen ist demnach darauf begr\u00fcndet, dafs der Vergleich zwischen anderen Gr\u00f6fsen vollzogen wird, als es beabsichtigt war und als das sein Ergebnifs ausdr\u00fcckende Urtheil besagt. Ein solches Verwechseln des Vergleichs-Gegenstandes ist nat\u00fcrlich nur als unwillk\u00fcrliches denkbar ; es ist ein unbewufstes \\ erfehlen des Vergleichungs-Gegenstandes, und der Vergleich wird nicht neben einem anderen, auf die richtigen Vergleichungs-Gegenst\u00e4nde gegr\u00fcndeten ausgef\u00fchrt, sondern nur mit den verfehlten, w\u00e4re also vielleicht treffender als Fehlvergleichung zu bezeichnen. Den Ausdruck Nebenvergleichung k\u00f6nnte man dann besser einer anderen, verwandten Thatsache Vorbehalten, die M\u00fcller allerdings ganz unber\u00fccksichtigt l\u00e4fst, und die darin besteht, dafs die Vergleichung einer oder zweier anderer als der zun\u00e4chst zu vergleichenden Gegenst\u00e4nde nicht unversehens, so zu sagen unbewufst, sondern mit voller Einsicht in den dadurch gegebenen Ab- oder Umweg vollzogen wird. Es kommt n\u00e4mlich, wie jeder, der solche Versuche gemacht hat, aus eigener Erfahrung best\u00e4tigen kann, oft genug vor, dafs die Versuchsperson, wenn ihr etwa px und p2 zum Vergleich dargeboten sind, zun\u00e4chst einmal p2 mit einem p& vergleicht, dessen Verh\u00e4ltnifs zu px sie kennt oder zu kennen meint, so\u201e dafs sie auf indirectem Wege ein Urtheil \u00fcber das Verh\u00e4ltnifs von px und p2 gewinnt, das sich dann mit dem Ergebnifs eines allenfalls auch direct vollzogenen Vergleiches (der \u201eHauptvergleichung\u201c) combinirt. Die Sache kann sich aber auch so abspielen, dafs man p2 mit \u25a0 irgend einem ps, das von dem px sehr wohl auseinander gehalten wird, vergleicht, und das Ergebnifs dieser Nebenvergleichung ganz unwillk\u00fcrlich, ohne dafs an ein Verh\u00e4ltnifs von px zu pz gedacht wird, das Ergebnifs der zwischen px und p2 wirklich vollzogenen Hauptvergleichung beeinflufst.\nEine Nebenvergleichung im strengeren Wortsinne ist auch das, worauf dieVerff. die zweite Wirkungsweise der vorausgegangenen Urtheile, die sie unter diesem Titel anf\u00fchren, zur\u00fcckf\u00fchren : Die Beeinflussung der Urtheils-Maafsst\u00e4be. Zur Bestimmung (Taxirung) des gegenw\u00e4rtig zwischen px und p2 wahrgenommenen Unterschiedes wird er mit dem bei einem fr\u00fcheren Versuche wahrgenommenen Unterschiede verglichen, \u201ewenn es \u00fcberhaupt etwas giebt, dafs diesen Namen verdient\u201c, wie M\u00fcller charakteristischerweise hinzuf\u00fcgt. \u2014 Noch andere Arten der Beeinflussung des Urtheils-maafsstabes durch die vorausgegangenen Versuche werden nicht ausgeschlossen.\nDafs diese Nebenvergleichungen, deren bunte Mannigfaltigkeit in der vorliegenden Behandlung eher unter- als \u00fcbersch\u00e4tzt ist, dort, wo es sich um die Verwendung der psychophysischen Methoden zu Messungen handelt, arge Verwirrung anrichten m\u00fcssen, ist klar. M\u00fcller giebt denn auch Anweisungen dazu, wie solche st\u00f6rende Einfl\u00fcsse auf ein Minimum herabgedr\u00fcckt werden k\u00f6nnen. Vielleicht w\u00e4re auch hier hinzuzuf\u00fcgen, dafs die Nebenvergleichungen, so bedeutungsvoll sie sich dem Psychologen darstellen, in dem allerdings die Regel bildenden erheblichen Ausmafs doch","page":154},{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"Besprechung.\n155\nnur beim gew\u00f6hnlichen, so zu sagen legeren Vergleichen Vorkommen und. sich durch eigens darauf gerichtete Uebung und Aufmerksamkeit in hohem Grade unterdr\u00fccken lassen. \u2014\nDas letzte Capitel des Werkes bringt unter dem Titel \u201eVerschiedenes* zun\u00e4chst eine kleine Reihe von k\u00fcrzeren Mittheilungen. Die erste davon betrifft den Einflufs der Raumlage. Die zweite behandelt die Frage, auf welches Gewicht die von der Versuchsperson benutzten Urtheilsausdr\u00fccke am zweckm\u00e4fsigsten zu beziehen sind, und gelangt, vorwiegend auf experimentellem Wege, zur Entscheidung, dafs das M\u00fcLLEE-ScHUMANx\u2019sche Verfahren, wonach sich der abgegebene Urtheilsausdruck immer auf das zuzweit gehobene Gewicht bezieht, den Vorzug vor allen anderen verdient. Der n\u00e4chste Paragraph berichtet \u00fcber die Ergebnisse der allerdings nur ganz primitiv (am Metronom) vorgenommenen Messung der zur Abgabe des Vergleichungsurtheils ben\u00f6thigten Zeit. Die Erkennung der Gleichheit erfordert eine l\u00e4ngere Zeit als die der Verschiedenheit. Je deutlicher der Unterschied zweier Reize bei gew\u00f6hnlichen Bedingungen der Beobachtung ist, desto geringere Zeit zu seiner Erkennung ist erforderlich. Die Anwendung des halbwissentlichen Verfahrens hat eine Verl\u00e4ngerung der durchschnittlichen Urtheilszeit zur Folge. Beachtenswerth unter den Ausf\u00fchrungen dieses Paragraphen scheint mir die Anregung, die Deutlichkeit des wahrgenommenen Unterschiedes, beziehungsweise die Entschiedenheit des Urtheils an der Urtheilszeit zu messen. \u2014 Eine die allgemeine Urtheils-psychologie betreffende Aeufserung soll nicht unerw\u00e4hnt bleiben, weil sie f\u00fcr M\u00fcllers Lehre sehr charakteristisch ist. Die Urtheilszeit h\u00e4ngt davon ab, \u201eob das betreffende psychische Moment in eindeutiger Weise mit einem Urtheilsausdruck associirt ist oder nicht.** (S. 205). Schwanken des Urtheils, Ueberlegen, Unentschiedenheit sind darnach ein Spiel mehrdeutiger Associationen. \u2014\nDer Schwerpunkt des letzten Capitels liegt jedoch jedenfalls in den Ausf\u00fchiungen, die der M\u00fcLLER-ScHUMANN\u2019schen Theorie \u00fcber die psychologischen Grundlagen der Vergleichung gehobener Gewichte (Pel\u00fcger\u2019s Archiv, \u00b15, 1889) gewidmet sind und die im Dienste dieser Theorie die Summe aus den besprochenen Versuchen ziehen. Was in diesem Sinne beigebiacht ist, st\u00fctzt sich zum Theil auf die Selbstbeobachtung der A ersuchspei sonen, zum Theil ist es aus den Versuchsergebnissen gesch\u00f6pft. Es ist aber eigentlich auffallend wenig und selbst dieses wenige ist meines Erachtens keineswegs eindeutig der fraglichen Theorie zuzuordnen. Mehr Raum nimmt die Besprechung der ebenfalls als Best\u00e4tigung der Theorie hingestellten Versuche Jacobj\u2019s [Archiv f\u00fcr experimentelle Pathologie und Phai makologie, 32, 1893) ein, und vor Allem die Zur\u00fcckweisung der Angriffe die sie durch F\u00fcllerton und Cattell [On the perception of small differences, Philadelphia, 1892) erfahren hat. Die ausf\u00fchrliche Polemik gegen diese Autoren bringt im Einzelnen manches Belehrende, wirkt aber im Ganzen nicht \u00fcbeizeugend. Es ist im Rahmen eines Referates nicht m\u00f6glich, dieser schwierigen Streitfrage auf den Grund zu gehen und das vielfache Pro und Contra abzuw\u00e4gen. Auf einen Gesichtspunkt jedoch sei mir gestattet aufmerksam zu machen, der, obwohl von vielleicht ausschlaggebender Bedeutung, bisher wenig oder gar nicht beachtet worden ist. Die M\u00fcller","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"156\nBesprechung.\nScHUMANN\u2019sche Theorie sagt bekanntlich: Die Vergleichung zweier gehobener Gewichte kommt dadurch zu Stande, \u201edafs wir die motorischen Impulse bei beiden Gewichtshebungen (abgesehen von zuf\u00e4lligen Schwankungen und besonderen Verh\u00e4ltnissen) gleich stark nehmen und nach den Wirkungen, wmlche die gleich starken Impulse an den Gewichten haben, das gegenseitige Verh\u00e4ltnis der Letzteren beurtheilen. Dasjenige Gewicht wird f\u00fcr schwerer erkl\u00e4rt, welches sich unter dem Einfl\u00fcsse des Hebungsimpulses merkbar sp\u00e4ter (nach einer l\u00e4ngeren Latenzzeit) vom Boden l\u00f6st, oder welches w\u00e4hrend eines Theiles der Dauer seiner Emporbewegung sich merkbar langsamer bewegt als das andere Gewicht.\u201c (S. 207). Darnach ist also das Vergleichen gehobener Gewichte kein directes Vergleichen, es werden nicht die zu vergleichenden Gegenst\u00e4nde wirklich und direct Gegenstand des Vergleichsvorganges, nicht auf den Vorstellungen der zu vergleichenden Gegenst\u00e4nde baut sich die psychische Th\u00e4tigkeit des V er-gleichens auf, sondern auf den Vorstellungen von etwas von diesen Verschiedenem, wenn auch mit ihnen in bestimmten Beziehungen Stehendem ; wirklich und direct verglichen werden nicht die Gewichte sondern die (objectiven) Wirkungen unseres Bewegungsimpulses. Das Vergleichen gehobener Gewichte ist sonach ein indirectes. Die Sache w\u00e4re demnach bis zu gewissem Grade \u2014 analog jenem indireeten Vergleichen von Tonh\u00f6hen, das sich nicht auf die Tonempfindungen selbst, sondern auf die zugeh\u00f6rigen Empfindungen des Kehlkopfes st\u00fctzt. Es kommt bekanntlich bei manchen mit mangelhaftem Tonsinn begabten Individuen vor, dafs sie es vorziehen, die T\u00f6ne nicht direct als solche, nach ihrem Klange, d. h. auf Grund der specifischen Tonempfindung selbst, sondern nach der Empfindung von der zugeh\u00f6rigen Einstellung des Kehlkopfes zu beurtheilen. Gerade so nun, wie den Kehlkopfempfindungen etwas den T\u00f6nen directer Zugeh\u00f6riges, n\u00e4mlich die Tonempfindungen mit ihrem specifischen Inhalte zugeh\u00f6rt, gerade so steht, wenn auch mit einer kleinen Verschiedenheit der Sachlage, hier der Hebungsgeschwindigkeit etwas gegen\u00fcber, das dem Gewichte directer zugeordnet ist, als diese, n\u00e4mlich die Gewichts-Hebungs-Empfindung.\nDiese Empfindung ist nat\u00fcrlich genauer eine Empfindungscomplexion und jener nahe verwandt, die man erh\u00e4lt, wenn man den unbelasteten Arm bewegt (kin\u00e4sthetische Empfindung). Die Empfindung der Bewegung des unbelasteten Armes ist ja auch ein Complex von Empfindungen, und zwar ein zeitlich ausgedehnter Complex, der sich zusammensetzt aus den continuir-lich in einander \u00fcbergehenden Empfindungen von den einzelnen, ebenfalls continuirlich in einander \u00fcbergehenden Lagen, die der bewegte Arm w\u00e4hrend seiner Bewegung passirt. Diese Lageempfindungen sind ihrerseits bereits wieder Complexionen, (aus Muskel-, Gelenk- etc. Empfindungen). Ist der Arm belastet, so sind die Spannungs- und Druckverh\u00e4ltnisse in den Muskeln, Gelenken etc. andere, daher wird auch die einzelne Lageempfindung und damit auch die Gesammtempfindung der Bewegung eine andere Beschaffenheit bekommen, die man wohl als auf Intensit\u00e4tsver\u00e4nderung (-Steigerung) beruhend wird verstehen m\u00fcssen. Eine in ihren Grundlagen leicht zu erkennende Eigenschaft dieser Empfindungscomplexion, eine freilich nicht abzutrennende Theilcomplexion der Gesammtcomplexion ist","page":156},{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"Besprechung.\n157\ndie Geschwindigkeit. Die \u201eGeschwindigkeitsempfindung\u201c kann bei belastetem und unbelastetem Arm gleich sein, und es ist diese Gleichheit bezw. Ungleichheit innerhalb der gew\u00f6hnlichen Grenzen auch zu erkennen. Sie ist aber, wie gesagt, nicht identisch mit der totalen (Gewichts-) Bewegungsempfindung, sondern nur eine Theilcomplexion derselben. Was sie zur totalen Gewichts-BewTegungs-Empfindung erg\u00e4nzt, das sind jene, die Lageempfindung ausmachenden Druck- und Spannungsempfindungen, deren Intensit\u00e4t von der Gr\u00f6fse und Belastung des Armes abh\u00e4ngt. Dieser zweite Theilcomplex sei kurz als Spannungsempfindung bezeichnet.\nDer Hebung eines Gewachtes ist nun nicht nur eine einzige (totale) Gewichts-Hebungs-Empfindung zugeordnet, sondern eine grolse Zahl solcher Empfindungen, die zum mindesten in betreff der einen Theilcomplexion, n\u00e4mlich der Geschwindigkeitsempfindung von einander verschieden sind; m betreff der anderen Theilcomplexion, der Spannungsempfindung, wird man wohl sagen k\u00f6nnen, dafs sie, wenigstens innerhalb geringer Grenzen der Geschwindigkeitsvariation, unver\u00e4ndert bleiben, w\u00e4hrend man bei grofsen Geschwindigkeitsverschiedenheiten wohl auch auf Spannungsver schiedenheiten wird gefafst sein m\u00fcssen. Immerhin ist die Geschwdndig-keitsvariation jedem bestimmten Gewichte gegen\u00fcber eine weitere als die Spannungsvariation ; denn sie ist, von der relativ constanten physiologischen Eneigie des arbeitenden Muskelcomplexes abgesehen, abh\u00e4ngig einerseits 's on dei zu hebenden Last, andererseits von der Intensit\u00e4t des motorischen Impulses ; die Spannungsempfindung dagegen ist, eine qualitativ bestimmte Art der Hebung festgehalten und von den bei grofsen Gesehwdndigkeits Verschiedenheiten allenfalls zu erwartenden Abweichungen, nur von der Gr\u00f6fse der zu hebenden Last abh\u00e4ngig.\nWird nun im Sinne der M\u00fclleb-ScmjMANN\u2019schen Theorie behauptet, dafs sich die Vergleichung gehobener Gewichte auf Grund der (Latenzzeiten und) Geschwindigkeiten vollzieht, so heifst das, dafs nicht die Total-complexe, sondern nur Theilcomplexe, nicht die Totalempfindungen, sondern nur die Geschwindigkeitsempfindungen mit einander verglichen werden. Eine solche Vergleichung ist insoferne eine indirecte, als ja der Theil nicht das Ganze ist. Es ist nun freilich sehr merkw\u00fcrdig, dafs zum Vergleichen gerade jene Theilcomplexionen benutzt werden sollen, die den zu vergleichenden Gegenst\u00e4nden nicht eindeutig zugeordnet sind; denn je nach der motorischen Innervation kann ein und dasselbe Gewicht mit verschiedener Geschwindigkeit gehoben werden. Das hat aber gerade gegen M\u00fclleb\u2019s Theorie nichts zu bedeuten; denn diese setzt ja Gleichheit der Innervation voraus, und unter dieser Voraussetzung wird die Geschwindigkeitsempfindung thats\u00e4chlich geeignet, ein brauchbares Vergleichungssurrogat abzugeben. Es bliebe h\u00f6chstens die Frage, inwTiewTeit jene Voraussetzung berechtigt und erweisbar ist. Ob nun die Gescbwindigkeits-empfindungen wirklich als Vergleichungsgrundlagen benutzt werden, ist nat\u00fcrlich Sache empirischer Forschung. Nur darf dabei auf eines nicht vergessen wrerden ; und das ist auch gegen M\u00fcller zu erinnern : Das blose \u00e4ufserliche Zusammenstimmen der Geschwindigkeitsverh\u00e4ltnisse der Hebungen mit den Vergleichungsergebnissen gen\u00fcgt noch nicht zum Be-wTeis daf\u00fcr, dafs auf Grund der Geschwindigkeitsempfindung verglichen","page":157},{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"158\nBesprechung.\nworden sei. Denn die Geschwindigkeitsver\u00e4nderungen sind unter normalen Umst\u00e4nden (entgegengesetzt) proportional den Spannungsver\u00e4nderungen. Wenn also die Urtheilscurve zur Geschwindigkeitscurve pafst, so ist damit noch nicht erwiesen, dafs die Urtheile auf Grund von Geschwindigkeitsvergleichung gef\u00e4llt worden sind; denn die Urtheilscurve pafst dann auch zur Curve der Spannungsempfindungen. Nur dort \u2014 und M\u00fcller bringt ja solche F\u00e4lle vor \u2014 wo bei Constanz der Spannungsempfindungen (also der Gewichtsgr\u00f6fsen) bei verschiedenen Hebungsgeschwindigkeiten dazu stimmende Verschiedenheiten der Urtheile eintreten, scheint der Beweis f\u00fcr eine im Sinne der M\u00dcLLER-ScmTMANx\u2019schen Theorie vor sich gegangene Vergleichung erbracht.\nMan darf aber andererseits nicht vergessen, dafs die Spannungsempfindung die Eignung, als brauchbare Vergleichungsgrundlage zu dienen, schon von vornherein besitzt. Denn was zun\u00e4chst die wirkliche Existenz dieser Spannungsempfindung anlangt, so wird man daran nicht ernstlich zweifeln k\u00f6nnen. Man vergegenw\u00e4rtige sich doch nur einmal die Empfindung der unbelasteten und dann der belasteten, etwa horizontal vorgehaltenen, ruhenden Hand; und bei bewegter Hand sind ja diese Lageempfindungen, deren Beschaffenheit von der Belastung wesentlich abh\u00e4ngt, auch vorhanden, nur dafs sie sich continuirlich ver\u00e4ndern. \u2014 Was ferner die M\u00f6glichkeit anlangt, auf Grund dieser Spannungsempfindungen Gewichte zu vergleichen, so ist sie ebenfalls durch die einfachsten Erfahrungen erwiesen. Man erinnere sich zun\u00e4chst an das Vergleichen mit ruhender Hand. Noch einwandfreier ist folgender Versuch. Man habe vor sich zwei Gewichte ein sehr leichtes und ein sehr schweres; hebt man das leichte recht langsam, das schwere in Folge eines bedeutend intensiveren Impulses sehr schnell, so wird man trotzdem ausdr\u00fccklich und deutlich genug sp\u00fcren, dafs das zweite Gewicht schwerer ist. Die M\u00fcLLE\u00df-ScHUMANx\u2019sche Theorie ist auf solche F\u00e4lle nicht anwendbar, weil sie Gleichheit der Impulse voraussetzt. Wie kommt nun der deutliche Eindruck der Verschiedenheit der Gewichte zu Stande? Die motorischen Impulse werden nicht verglichen, und selbst wenn sie verglichen w\u00fcrden, so k\u00f6nnten sie nicht zu der erwiesenen Richtigkeit der unter solchen Umst\u00e4nden gewonnenen Ver-gleichungsurtheile f\u00fchren; denn es ist ja nicht abzumessen, wie viel von der Verschiedenheit der Geschwindigkeiten auf Rechnung der Verschiedenheit des motorischen Impulses und wie viel auf Rechnung der Verschiedenheit der Gewichte kommt. Es kann also in einem solchen Falle wirklich nichts anderes verglichen worden sein als eben die Spannungsempfindungen. Und daf\u00fcr spricht auch die innere Beobachtung. Ein Vergleichen der Spannungsempfindungen ist also m\u00f6glich und empirisch erfahrbar. Und zwar kommt es nicht nur in so extremen F\u00e4llen \u2014 denn wenn es hier m\u00f6glich ist, so mufs es \u00fcberhaupt m\u00f6glich sein \u2014 zur Geltung, sondern innerhalb gewissen Umfanges auch beim Constatiren geringerer Verschiedenheiten. \u2014\nDafs schliefslich die dritte M\u00f6glichkeit, das Vergleichen der Total-complexionen als solcher, nur eine geringe oder vielleicht gar keine Rolle, spielen wird, darf man nach manchen psychologischen Analogien und aus vielerlei Gr\u00fcnden ziemlich sicher vermuthen. Wohl aber werden complexe","page":158},{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"Besprechung.\n159\nVergleichungsf\u00e4lle, die sich aus Vergleichen beider Theilcomplexe in dieser oder jener Art zusammensetzen, gewifs in Betracht zu ziehen sein. Es kann der Vergleich der Theilcomplexe der einen Art durch den Vergleich derer der anderen Art beeinflufst, gef\u00f6rdert, gest\u00f6rt werden.\nEs wird also meines Erachtens nicht in Abrede zu stellen sein, dafs sich das Vergleichen gehobener Gewichte unter normalen Verh\u00e4ltnissen vielfach im Sinne der M\u00fcLLEE-ScHUMANx\u2019schen Theorie abspielt. Andererseits aber w\u00fcrde man dieser Theorie gewifs einen schlechten Dienst erweisen, wollte man sie so weit verallgemeinern, dafs sie das Vergleichen\nnach der Spannungsempfindung ausschl\u00f6sse und alles Vergleichen unter sich zu befassen h\u00e4tte. \u2014\nDen Schlufs des Werkes bildet ein kurzer R\u00fcckblick und dann eine reiche Ausschau auf neue, fruchtbare Arbeit. \u2014\nDie experimentelle Psychologie ist heute fast s. z. s. Mode geworden. Trotzdem stehen B\u00fccher wie das besprochene noch immer ziemlich einsam da. Aber gl\u00fccklicherweise tragen solche Werke wegen ihres methodologischen Wertes selbst am meisten dazu bei, dafs ihnen eine\nebenb\u00fcrtige Gesellschaft erstehe und ihre Vereinsamung ein erfreuliches Ende finde.\nWitasek (Graz).","page":159}],"identifier":"lit31410","issued":"1900","language":"de","pages":"146-159","startpages":"146","title":"Lillie J. Martin und G. E. M\u00fcller: Zur Analyse der Underschiedsempfindlichkeit. Experimentelle Beitr\u00e4ge. Leipzig, Barth, 1899. 8\u00b0. VI u. 233 S","type":"Journal Article","volume":"24"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:29:08.367692+00:00"}