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Eine letzte Bemerkung zu Herrn Edinger's Aufsatz "Hirnanatomie und Psychologie"

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{"created":"2022-01-31T14:08:19.606971+00:00","id":"lit31440","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Storch, E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 26: 105-106","fulltext":[{"file":"p0105.txt","language":"de","ocr_de":"Eine letzte Bemerkung zu Herrn EDINGER\u2019s Aufsatz \u201eHirnanatomie und Psychologie\u201c.\nVon\nDr. E. Storch.\nHerr Edinger hat meine kleine Arbeit \u201eHaben die niederen Thiere ein Bewufstsein ?w einer Entgegnung gew\u00fcrdigt.1 Eine Kritik seiner Anschauungen war allerdings nicht eigentlich der Hauptzweck meiner Ausf\u00fchrungen. Ich h\u00e4tte mich ebenso gut an die Ameisenarbeit Bethe\u2019s oder an die Vergleichende Gehirnanatomie und Gehirnpsychologie yon Jacques Loeb halten k\u00f6nnen. Die Absicht meines Aufsatzes war eine allgemeinere, n\u00e4mlich: darzulegen, dafs es f\u00fcr die Welt des Bewegten nur eine Auffassung giebt, den Mechanismus, und dafs die Naturwissenschaft in dem Momente, wo sie in dieser Welt aufser einer Transformation der Bewegungsgr\u00f6fsen nach dem Gesetze von der Erhaltung der Kraft noch etwas anderes als Ursache wirken l\u00e4fst, sich selbst auf giebt. Diejenige Weltanschauung, welche diesem Mechanismus ebenso gerecht wird w\u2019ie dem Psychischen ist allein der psychophysische Parallelismus, und die klare Aufgabe, w?elche er der Psychologie stellt, ist die Entdeckung der mechanischen Correlate psychischer Vorg\u00e4nge. Dabei habe ich mich nicht im Geringsten \u00fcber das Verh\u00e4ltnifs beider Reihen ge\u00e4ufsert, wie es Mach und Avenarius thun, abgesehen davon, dafs ich die Relation der Causalit\u00e4t ausschlofs.\nDer Vorwurf, den ich gegen Edinger erhob, v?ar einfach \u2014 sine ira et studio \u2014 dafs er gerade diese Beziehung zwischen beiden Reihen annimmt, und wer auf diesem Standpunkte steht, ist eben entweder naiver Materialist oder Spiritualist.\nJeder der beiden Standpunkte hat eine gewisse Berechtigung, nicht aber eine Verquickung beider. Entweder ist die Materie\n1 Diese Zeitschrift 24, 445.","page":105},{"file":"p0106.txt","language":"de","ocr_de":"106\nE. Storch.\neine Folge des Denkens, oder sie ist seine Ursache; beides auf einmal ist nicht m\u00f6glich.\nIch habe aus Herrn Edinger\u2019s Arbeit nachgewiesen, dafs bei ihm diese Verquickung der zwei entgegengesetzten Anschauungen besteht. Herr E. macht mir den Vorwurf, dafs ich seine Arbeit nicht aufmerksam gelesen habe; das ist ein sehr harter Vorwurf, auch wenn er in h\u00f6fliche Worte eingekleidet wird.\nHerr Edinger hat es mir aber nicht schwer gemacht diesen Vorwurf zur\u00fcckzuweisen. S. 446 des 24. Bandes dieser Zeitschrift, der 2. Seite seiner Entgegnung schreibt er : \u201eHerr v. Uexk\u00fcll u. A. haben neuerdings behauptet, dafs es ganz aufser dem Bereiche wissenschaftlicher Arbeit liege, zu untersuchen, ob ein Thier bei Aus\u00fcbung irgend einer Handlung Bewufstsein habe. So weit m\u00f6chte ich nicht gehen, denn es erscheint keineswegs aussichtslos, an die Frage heranzutreten, ob, wenn einmal der Mechanismus gen\u00fcgend bekannt ist, sich nicht Leistungen zeigen, die \u00fcber das hinausgehen, was die bekannte Maschine fertig bringen k\u00f6nnte.\u201c Diese sich zeigenden Leistungen k\u00f6nnen doch nur Bewegungen sein, Bewegungen, die durch den Mechanismus nicht erkl\u00e4rt werden k\u00f6nnen, die also \u2014 das ist der Kernpunkt \u2014 ihre Ursache nicht in einer Bewegungsgr\u00f6fse sondern in etwas anderem haben m\u00fcssen, und zwar, wie Herr Edinger bemerkt, im Bewufstsein. Unmittelbar anschliefsend an obiges Cit\u00e2t ist n\u00e4mlich zu lesen: \u201eIch habe, ganz ohne zu pr\u00e4judiciren, geschlossen: Wir werden auch auf dem vorgeschlagenen Wege an einen Punkt kommen, wo die Annahme eines Bewufstseins noth-wendig wird\u201c u. s. w. Das ist es ja eben, zu diesem Punkte kann ja die Erforschung der Bewegungsgr\u00f6fsen nicht f\u00fchren und ich m\u00f6chte Herrn E. bitten nochmals mein Cit\u00e2t aus Schopenhauer vorzunehmen.\nWer aber diese Grundlage aller Psychologie, die causale Unabh\u00e4ngigkeit zwischen Psyche und Materie nicht erkannt hat, ist nicht berufen, uns eine vergleichende Psychologie zu schenken. Herr E. hat auf dem Gebiete der Hirnanatomie so grofse und bleibende Errungenschaften zu verzeichnen, dafs es bedauerlich ist, ihm auf Irrwegen zu begegnen.","page":106}],"identifier":"lit31440","issued":"1901","language":"de","pages":"105-106","startpages":"105","title":"Eine letzte Bemerkung zu Herrn Edinger's Aufsatz \"Hirnanatomie und Psychologie\"","type":"Journal Article","volume":"26"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:08:19.606977+00:00"}

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