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{"created":"2022-01-31T15:20:46.454338+00:00","id":"lit31441","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Giessler","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 26: 107-108","fulltext":[{"file":"p0107.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht\nF. le Dantec. Homologie et analogie. Rev. philos. 49 (5), 449\u2014491. 1900.\nVerf. sucht zun\u00e4chst auf Grund einer Anzahl von Beispielen den Satz abzuleiten : Findet man einen Charakter, welcher zwei verschiedenen Wesen gemeinsam ist, so mufs man zwischen zwei Alternativen schwanken. Entweder r\u00fchrt der gemeinsame Charakter durch directe Descendenz von einem gemeinsamen Vorfahren, welcher den besagten Charakter besafs, z. B. die Zahnbildung bei Batte und Maus. In diesem Falle besteht Homo* pliylie (ofioios, yv\u00c4ij). Oder dieser Charakter ist von den Vorfahren beider Wesen erworben, unabh\u00e4ngig von jeder Vaterschaft, einfach durch Con-vergenz, in Folge von einfacher Anpassung an gemeinsame Existenzbedingungen z. B. die Zahnbildung der Ratte, des Wombat, des Aye-aye. In diesem Falle besteht Homomorphie (e\u00abo/o;, fiooyrj). Letztere hat viele Irrtli\u00fcmer in der Classification hervorgerufen. Die neueste Correctur in dieser Beziehung ist bei der Classification der Rippenquallen erfolgt, welche man bisher ihrer Durchsichtigkeit wegen zu den Quallen rechnete, welche aber in Wirklichkeit zu den Turbellarien geh\u00f6ren.\nZwei verschiedene Thiere f\u00fchren verschiedene Acte aus. Man kann eigentlich das Wort \u201eleben\u201c gar nicht im Allgemeinen an wenden, sondern man kann nur sagen, dafs der Fuchs fuchst, die Taube taubt, der Hecht hechtet, die Eidechse eidechst. Leben bedeutet: das innere Medium des Wesens, welches aus einer grofsen Zahl von Plastiden besteht, erneuern, und zwar in der Weise, dafs diese Plastiden ihr elementares Leben fortsetzen k\u00f6nnen. Die synergetische Activit\u00e4t aller Plastiden bestimmt diese Erneuerung. Jedoch mufs man nicht annehmen, dafs bei den Wesen, welche dieselben Functionen zeigen, auch die Apparate ^einander entsprechen. Dies erkennt man z. B., wenn man die Nahrungsaufnahme beim Menschen mit der des Bandwurms vergleicht. Die Definition von Organen ist rein physiologisch, auch die Analogie zwischen den Organen zweier. Individuen. Im Gegensatz hierzu ist die Homologie eine rein morphologische Begriffsfassung. Alle S\u00e4ugethiere z. B. sind nach demselben Plane construirt, mit nur quantitativen Differenzen. Die Homologie wird vererbt. Durch Anpassung homologer Theilo an verschiedene Functionen kann die Homologie bestehen bleiben, w\u00e4hrend die Analogie verschwindet. Die Homologie kommt der Homophvlic gleich, die Analogie der Organe schafft Homomorphien.","page":107},{"file":"p0108.txt","language":"de","ocr_de":"108\nLiteraturbericht.\n1\nNach Frttz M\u00fcller durchschreitet jedes lebende Wesen im Laufe $ seiner individuellen Entwickelung morphologische Zust\u00e4nde, welche den ? morphologischen Zust\u00e4nden seiner Art im Laufe ihrer Entwickelung \u00e4hneln, j mit anderen Worten: Die Genealogie eines Thieres wird durch seine j Embryogenio dargestellt. Um den gemeinsamen Vorfahren zweier Wesen \\ zu finden, brauchen wir also nicht mehr die unbekannte Reihe der Vor- f fahren zu durchsuchen, sondern nur die Larvenstadien, bis wir ein ge* ] meinsames finden. Je h\u00f6her dieses Larvenstadium liegt, um so n\u00e4her ' werden die beiden Wesen einander bez\u00fcglich ihrer genealogischen Ab- : 8tammung stehen. Dies ist wichtig beim Aufsuchen der Verwandtschaft \u25a0 So z. B. rechnete man fr\u00fcher die Ascidien zu den Mollusken, jetzt zu den Vertebraten, seitdem man aus der Entwickelung ihrer Larvenformen gewisse Aehnlichkeiten herausgefunden hat. Durch F. M. angeregt, sucht Verf. nun auch seine eigene biochemische Theorie zu vervollst\u00e4ndigen. Verf. hatte unter Plastiden derselben Art solche verstanden, welche aus denselben plastischen Substanzen bestehen. Nunmehr definirt er auch morphologisch verwandte Plastiden, was vom rein biochemischen Standpunkte unm\u00f6glich war: Zwei Arten von Plastiden sind verwandt, falls sie unter denselben Bedingungen zu embryon\u00e4ren Entwickelungen Veranlassung geben, welche lange Zeit parallel bleiben. Je rascher dagegen die Divergenzen hervortreten, um so verschiedener sind sie.\nGiessler (Erfurt).\nG\u00e9rard-Varet. La psychologie objective. Bev. philos. 40 (5), 492\u2014514. 1900.\nDie objective Psychologie hat ihre eigene Methode. Sie mufs vor Allem Thatsachen sammeln, in derselben Weise wie die Naturwissenschaften, und sie mufs ihren Stoff classificiren als Psychologie der Erwachsenen, Kinder und Greise, als Psychologie der Professionen, der gebildeten und wilden V\u00f6lker u. s. w'. Die erste Arbeit der objectiven Psychologie ist also monographisch. Es handelt sich darum, eine Reihe von psychischen Typen zu sammeln, ihre Structuren und Umrisse zu bestimmen. Von der Beschreibung mufs dann weiter zur Vergleichung \u00fcbergegangen werden. Jedoch ist die Vergleichung im Grunde auch nur eine Beobachtung, die Urspr\u00fcnge entgehen ihr. Sie findet nur ein Zusammengesetztes von Neigungen, welche sich gegenseitig unterst\u00fctzen und beschr\u00e4nken. Das Grundgesetz des Bewufstseins wie des Lebens ist ein Gesetz des Gleichgewichts. H\u00e4lt man sich an die Daten der Erfahrung, so ignorirt man den wahren Zusammenhang, es entgehen Einem die Anf\u00e4nge und Ursachen. Dies wird vermieden durch die psychologische Analyse. Man mufs die Erscheinungen isoliren, um die Action einer Kraft zu erkennen, welche sich selbst \u00fcberlassen ist. Die Analyse dringt viel tiefer in den Zusammenhang als die Vergleichung.\nEs fragt sich, welchen Platz die objective Psychologie in der allgemeinen Psychologie einnimmt. Man unterscheidet beim Geistigen: die Empfindung, den spontanen Gedanken und die Reflexion. Der Instinct ist das Reich der pr\u00e4senten Empfindling. \u201eDer Instinct ist eine automatische Folge von Bildern vermittelst einer automatischen Folge von Bewegungen.\u201c Bisweilen gehorcht die Bewegung nicht mehr dem Bilde oder die statt","page":108}],"identifier":"lit31441","issued":"1901","language":"de","pages":"107-108","startpages":"107","title":"F. Le Dantec: Homologie et analogie. Rev. philos. 49 (5), 449-491. 1900","type":"Journal Article","volume":"26"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:20:46.454344+00:00"}