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{"created":"2022-01-31T16:27:52.293036+00:00","id":"lit31443","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Wiersma, E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 26: 168-200","fulltext":[{"file":"p0168.txt","language":"de","ocr_de":"(Aus dem Psychologischen Institut der Universit\u00e4t Groningen.)\nErster Artikel.\nUntersuchungen \u00fcber die sogenannten Aufmerksamkeitsschwankungen,\nVon\nDr. E. Wiebsma,\nPrivatdocenten der Psychiatrie an der Universit\u00e4t Groningen.\n(Mit 17 Fig.)\nIn dem neulich erschienenen Grundrifs der Psychiatrie von Webnicke kann man lesen, dafs die Psychiatrie in ihrer Entwickelung zur\u00fcckgeblieben ist und noch jetzt auf einem Standpunkt steht, wie etwa vor einem Jahrhundert die gesammte \u00fcbrige Medicin. Mit den besseren Kenntnissen von dem Bau unserer inneren Organe und ihrer normalen Lebensverrichtungen und mit der Entwickelung der Untersuchungsmethoden gewann man bei der inneren Medicin eine viel genauere Einsicht in die krankhaften Abweichungen.\nDas Bestreben des Psychiaters des vorigen Jahrhunderts und auch noch von heute, so gut wie m\u00f6glich bekannt zu werden mit der feineren Structur des Gehirns hat allerdings zu grofsen Vortheilen gef\u00fchrt. Aber ein Nachtheil war auch daran verbunden. Man vernachl\u00e4ssigte dabei andere Sachen, womit der Psychiater sich gerade in erster Linie zu besch\u00e4ftigen hat. Seine Arbeit ist gewifs f\u00fcr den Neuropathologen, f\u00fcr die Localisations-lehre von grofser Bedeutung gewesen, aber die Psychiatrie, welche sich in der Hauptsache mit der Aetiologie, dem Wesen und der Therapie von krankhaften Abweichungen der Bewufstseins-erscheinungen besch\u00e4ftigt, konnte nicht in erster Linie daraus","page":168},{"file":"p0169.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die sogenannten Aufmerksamkeitsschwankungen. I. 169\nNutzen ziehen. Viel mehr als es bis heute der Fall war, mufs ijnser Streben darauf gerichtet sein, besser mit den normalen psychischen Erscheinungen bekannt zu werden. Diese Kenntnifs wird uns ein besseres Urtheil geben \u00fcber die krankhaften Erscheinungen auf jenem Gebiete. Auf der anderen Seite kann eine genaue Wahrnehmung von krankhaften St\u00f6rungen der Be-wufstseinserscheinungen auch f\u00fcr die Entwickelung der Psychologie von Nutzen sein. Jede Untersuchung also, die der normalen sowohl als die der abnormalen Bewufstseinserscheinungen, welche Unsere Kenntnifs in jener Richtung vermehren kann, mufs von dem Psychiater mit Freuden begr\u00fcfst werden.\nSo sind auf dem Gebiete der Wahrnehmungen noch viele Untersuchungen zu machen, welche von gr\u00f6fstem Interesse sind. Es steht unbedingt fest, dafs es von grofsem Werth f\u00fcr die Psychopathologie ist, wenn die Wahrnehmungen von normalen Individuen besser bekannt werden, aber ebenso n\u00fctzlich wird es f\u00fcr die Psychologie sein, wenn man genauere Untersuchungen anstellt \u00fcber die Wahrnehmungen von psychisch krankhaften Personen. Je mehr der Psychologe und der Psychopathologe zusammen arbeiten und ihre Resultate mit einander vergleichen, um so schneller kann man erwarten, dafs diese beiden Wissenschaften sich entwickeln werden.\nWelche grofse Bedeutung die Wahrnehmungen f\u00fcr die Bildung des Intellects haben, ist deutlich. Keine Vorstellung, keine Erinnerung, keine Bewegung w\u00fcrde es geben, wenn die Wahrnehmungen fehlten.\nDie Reizschwelle ist nicht constant. Man ist oft in der Lage, die Reizschwelle herabzusetzen, wenn man seine Aufmerksamkeit stark auf den Reiz richtet ; andererseits kann sie auch bedeutend erh\u00f6ht werden bei Zerstreutheit und auch unter Umst\u00e4nden, auf welche ich sp\u00e4ter zur\u00fcckkommen werde. Dasselbe gilt, wie bekannt, von einer anderen Grenze der Wahrnehmung, der Unterschiedsschwelle. Die Werthe der Reizschwelle und der Unterschiedsschwelle sind unter normalen Umst\u00e4nden festgestellt worden, aber von ihrem Betrage bei krankhaften Abweichungen ist nicht viel bekannt. Und dennoch ist es gewifs, dafs bei vielen psychischen Abweichungen bedeutende St\u00f6rungen darin zu finden sein werden und es ist auch sehr wahrscheinlich, dafs sie von grofsem Werthe f\u00fcr die Diagnostik sein k\u00f6nnen.\nOft bin ich in der Lage gewesen zu beobachten (und diese","page":169},{"file":"p0170.txt","language":"de","ocr_de":"170\nE. Wiersma.\nWahrnehmung geh\u00f6rt nicht zu den Seltenheiten), dafs bei heftigen Angstzust\u00e4nden, sehr ernsthafte Verwundungen oder Beinbr\u00fcche, welche unter normalen Umst\u00e4nden den betroffenen K\u00f6rpertheil zu absoluter Unbeweglichkeit zwingen w\u00fcrden, kein Hindemifs abgeben f\u00fcr jede noch m\u00f6gliche Bewegung. Der Schmerz kommt nicht zum Bewufstsein des Patienten. Die Reizschwelle ist hier dermaafsen erh\u00f6ht, dafs der Reiz nicht bewufst wird. Auch bei Hysterie kommt es manchmal vor, dafs die Reizschwelle f\u00fcr Schmerz oder andere Gef\u00fchlsempfindungen sehr erh\u00f6ht ist. Bisweilen gelingt es, indem die Aufmerksamkeit des Patienten auf das Gef\u00fchl hingelenkt wird, dieselbe bis zur Norm herabzusetzen. Der Patient f\u00fchlt dann jeden Reiz wie unter normalen Umst\u00e4nden. In der Regel dauert das normale F\u00fchlen dann nicht lange, weil Hysterie! nicht im Stande sind, ihre Aufmerksamkeit lange Zeit auf einen Punkt zu richten.\nDie Erh\u00f6hung der Reizschwelle, welche wir unter krankhaften Umst\u00e4nden auf treten sehen, kommt auch bei gesunden Menschen vor. Wer in seine Arbeit vertieft ist, h\u00f6rt das Ticken der Uhr und f\u00fchlt die Ber\u00fchrung seiner Kleider nicht. Die Empfindung kommt nicht zum Bewufstsein ; sie bleibt unter der Reizschwelle. Und dennoch findet hier ein unbewufstes Wahrnehmen statt; denn sobald die Uhr zu ticken aufh\u00f6rt, wird dies oft sogleich bemerkt. Auch wenn man seine Aufmerksamkeit willk\u00fcrlich auf die Geh\u00f6rs- und Druckempfindungen richtet, werden sie wahrgenommen.\nDas willk\u00fcrliche Wahrnehmen, wenn die Aufmerksamkeit mit voller Kraft auf den Reiz gerichtet ist, ist bei einer Anzahl von psychischen Abweichungen gest\u00f6rt. Das Nichtf\u00fchlen von Schmerz bei bedeutenden k\u00f6rperlichen Verwundungen in Angstzust\u00e4nden und viele Erscheinungen der Hysterie k\u00f6nnen dadurch erkl\u00e4rt werden. Die experimentelle Psychologie hat uns gelehrt, dafs eine starke Vorstellung im Stande ist, eine schw\u00e4chere auf den Hintergrund zu schieben, zu verdunkeln. Diese psychische Hemmung ist in der Psychiatrie von grofser Bedeutung. Deshalb ist es meiner Ansicht nach von grofsem Interesse, bei den verschiedenen Psychosen, wenn der Krankheitszustand es erlaubt, eine genaue Untersuchung anzustellen, inwiefern intensive Empfindungen als Angst, Exaltation u. s. w. das Wahrnehmen von Reizen hemmen. Man w\u00fcrde dagegen anf\u00fchren k\u00f6nnen, dafs psychisch Kranke wenig f\u00fcr jene Untersuchungen zug\u00e4nglich","page":170},{"file":"p0171.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die sogenannten Anfmerkmmkeitsschu-ankungen. I. 171\nsind, aber bei vielen leichten F\u00e4llen wird man ganz gut experi-mentiren k\u00f6nnen. Auch eine Untersuchung von Hysterici, wo das Bewufstseinsfeld sehr erheblich eingeengt ist, wird von grofser Bedeutung sein k\u00f6nnen.\nAls diagnostisches H\u00fclfsmittel bei Hysterie wird von Janet das Aesthesiometer verwendet. 'An Hautstellen, wo in normalen Umst\u00e4nden die beiden Spitzen in einer Entfernung von 20 bis 25 mm gef\u00fchlt werden, findet man, dafs bei Hysterie oft, auch bei beliebiger Entfernung der Spitzen von einander, nur eine derselben gef\u00fchlt wird. Findet man nun bei einem Kranken eine Entfernung von 90\u2014120 mm, so k\u00f6nnen diese Zahlen f\u00fcr die Diagnose von Bedeutung sein. Janet giebt zu, dafs diese Untersuchung mangelhaft ist. \u2014\nIch meine, dafs unsere Wahrnehmungen Eigenschaften besitzen, welche mit besserem Erfolg f\u00fcr die Diagnostik angewendet werden k\u00f6nnen. Alle psychischen Inhalte zeigen eine Tendenz, um nach und nach aus dem Bewufstsein zu verschwinden. Die Empfindungen sind Anfangs am st\u00e4rksten. Wenn Jemand eine blaue Brille tr\u00e4gt, so sieht er nach einiger Zeit die blaue Farbe nicht mehr. Der Druck unserer Kleider verschwindet nach und nach. Ger\u00fcche, welche Anfangs sehr deutlich wahrgenommen werden, bemerkt man sp\u00e4ter nicht mehr. Seeleute nehmen das Ger\u00e4usch des Wassers nicht wahr und der M\u00fcller h\u00f6rt den L\u00e4rm der M\u00fchle nicht. Es ist nicht wahrscheinlich, dafs diese Erscheinungen nur auf einer Abstumpfung der Nerven beruhen w'\u00fcrden, denn man kann beweisen, dafs der Nerv bis zum Gehirn fortzuleiten vermag, dafs nur das Bewufstwerden der Empfindung fehlt. Es wird dies daraus klar, dafs der M\u00fcller wahrnimint, dafs das Ger\u00e4usch verschwindet und dafs der durch seine Arbeit Zerstreute bemerkt, dafs die Ulir zu ticken aufh\u00f6rt. Dafs das NichtwTahrnehmen in einer Erm\u00fcdung der Nerven gesucht werden sollte, ist auch deshalb unwahrscheinlich, weil man den Reiz sogleich wdeder wahmimmt, wenn die Aufmerksamkeit darauf gerichtet wird. Und weiter ist diese Erscheinung nicht nur auf die Empfindungen beschr\u00e4nkt, sondern gehorchen auch Gem\u00fcths-erregungen und Erinnerungsbilder ebenso dem Gesetz der Ab-fliefsung.\nEine andere Erscheinung, welche meiner Ansicht nach mit dieser Abfliefsungstendenz eng verbunden ist, sind die sog. Schwankungen der Aufmerksamkeit. Minimale Sinnesempfin-","page":171},{"file":"p0172.txt","language":"de","ocr_de":"172\nE. Wiersma.\nd\u00fcngen werden nicht fortw\u00e4hrend wahrgenommen. Wenn man mit Aufmerksamkeit einem ganz schwachen, noch eben merkbaren Ger\u00e4usch lauscht, so h\u00f6rt man dasselbe Anfangs deutlich, aber nach einigen Secunden kann man es nicht mehr wahmehmen. F\u00e4hrt man fort mit Aufmerksamkeit zu lauschen, so kehrt die Empfindung zur\u00fcck, um endlich aufs Neue zu verschwinden und wieder zu erscheinen. Diese Schwankungen in den Empfindungen wiederholen sich unaufh\u00f6rlich. Dieselbe Erscheinung kann man wahrnehmen bei Licht- und Gef\u00fchlsempfindungen.\nAuf die Frage, wo die Ursache dieser Erscheinung gesucht werden soll, mufs die Antwort lauten, dafs nur drei verschiedene Organe daf\u00fcr in Betracht kommen k\u00f6nnen.\nErstens ist es denkbar, dafs der Nerv in Folge des anhaltenden Reizes erm\u00fcdet, so dafs die Leitung bis zum Gehirn f\u00fcr eine Weile unterbrochen wird. In dieser Ruheperiode w\u00fcrde es m\u00f6glich sein, dafs der Nerv sich dermaafsen wieder erholte, dafs er im Stande w\u00e4re, den Reiz aufs Neue fortzuleiten.\nZweitens kann man sich denken, dafs in dem Sinnesapparat, worauf der Reiz einwirkt, z. B. im Auge eine Erm\u00fcdung der Fixations- und Accommodationsmuskeln eintritt. Durch das unaufh\u00f6rlich aufmerksame Sehen nach einem bestimmten Punkte werden die Muskeln, welche die Augen in einer bestimmten Stellung fixiren m\u00fcssen, erm\u00fcdet und dadurch w\u00fcrde eine Abweichung in der Stellung des Auges zu Stande kommen. In Folge dessen w\u00fcrde das Bild auf einen Theil der Retina fallen, der empfindlicher ist f\u00fcr Licht als der Macula lutea, wodurch dann die Empfindung verschwinden w\u00fcrde. Zugleich w\u00fcrde eine Erm\u00fcdung in den Accommodationsmuskeln hier eine bedeutende Rolle spielen.\nDiesen beiden Meinungen gegen\u00fcber, welche den Schwankungen periphere Ursachen zuschreiben, kann man sich noch eine dritte M\u00f6glichkeit denken. Man kann n\u00e4mlich die Ursache central suchen. Es ist sehr gut denkbar, dafs, aus welchen Gr\u00fcnden denn auch, in unserem Bewufstsein Umst\u00e4nde auftreten, welche das unaufh\u00f6rliche Wahrnehmen eines schwachen Reizes unm\u00f6glich machen. Ob hierbei Erm\u00fcdung auftritt, oder ob andere Einfl\u00fcsse sich geltend machen, kann man vorl\u00e4ufig bei Seite lassen.\nUeber diese merkw\u00fcrdige Erscheinung, die Schwankungen,","page":172},{"file":"p0173.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die sogenannten Anfmerksamkeitmchwankungcn. I. 173\nist schon mehrmals experimentirt worden und man kann in der Literatur Vertreter f\u00fcr jede dieser drei Meinungen finden.\nWeil es mir wichtig erscheint, dafs wir das Wesen dieser Schwankungen m\u00f6glichst genau kennen lernen, habe ich eine neue Untersuchung danach angestellt. Nicht nur vom psychologischen Standpunkte aus, sondern auch f\u00fcr die Klinik ist, meines Erachtens, diese Untersuchung w\u00fcnschenswerth. Denn zeigt es sich, wie von einigen Forschern (Lange, Eckeneb, Pace und Lehmann) angenommen wird, dafs wir es mit einer centralen Ursache zu thun haben, und zwar wie einige derselben glauben, mit Schwankungen der Aufmerksamkeit, so werden wir erwarten k\u00f6nnen, dafs bei einer Anzahl von Psychosen, wo St\u00f6rungen in der Aufmerksamkeit eine grofse Rolle spielen, die betreffende Erscheinung von diagnostischem Werth ist. \u2014\nIch habe meine Untersuchungen in drei Gruppen eingetheilt, wovon ich hier die erste folgen lasse.\nDie erste enth\u00e4lt Forschungen nach dem Verlauf der Schwankungen von Licht-, Druck- und Geh\u00f6rsempfindungen bei normalen Personen mit Reizen von verschiedener Intensit\u00e4t.\nDie zweite Untersuchung besteht darin, dafs mit denselben Personen, w\u00e4hrend sie in Folge k\u00f6rperlicher und geistiger Anstrengungen oder unter dem Einflufs von Toxica in einem abnormalen Zustande sich befinden, experimentirt wird.\nDie dritte wird vorgenommen mit Patienten mit psychischen St\u00f6rungen.\nWenn die Schwankungen peripheren Ursachen ihre Entstehung verdanken, so kann man erwarten, dafs die Versuchspersonen bei der ersten Untersuchung mit Ausnahme von graduellen Unterschieden in derselben Weise auf denselben Reiz reagiren, dafs man wenigstens keine deutlichen individuellen Unterschiede finden wird. Es ist nicht wahrscheinlich, dafs der Nerv, opticus des einen Menschen, was Erm\u00fcdung oder Uebung angelangt, anderen Gesetzen gehorchen w\u00fcrde als der des anderen, oder dafs dasselbe gelten w\u00fcrde f\u00fcr die Accommodations- und Fixationsmuskeln des Auges. Kann man in dieser Hinsicht wichtige individuelle Unterschiede eonstatiren, so ist dies gewifs eine Hinweisung darauf, dafs centrale Ursachen eine Rolle spielen. Wenn man nachher f\u00fcr Druck- und Geh\u00f6rsempfindungen dasselbe findet, und wenn aufserdem sich zeigt, dafs die Licht-, Druck- und Geh\u00f6rsempfindungen alle bei derselben Person","page":173},{"file":"p0174.txt","language":"de","ocr_de":"174\nE. Wiersma.\ngleichen Gesetzen folgen, so ist, glaube ich, wohl mit Gewifsheit anzunehmen, dafs die Ursache central gesucht werden mufs oder wenigstens, dafs centrale Einfl\u00fcsse sich bedeutend gelten lassen. Man w\u00fcrde es schon als einen grofsen Zufall betrachten m\u00fcssen, wenn die Sinnesapparate f\u00fcr Licht-, Geh\u00f6rs- und Druckempfindungen oder ihre sensorische Nerven denselben Gesetzen von Uebung und Erm\u00fcdung unterworfen w\u00e4ren. Diese Meinung kann man f\u00fcr unwahrscheinlich halten; dagegen ist die Erkl\u00e4rung leicht, wenn die Wahrnehmungen alle von denselben psychischen Factoren beeinflufst werden.\nDie Untersuchungen, welche ich zweitens und zumal die, welche ich drittens anzustellen gedenke, werden nicht nur von psychologischer, sondern auch von klinischer Bedeutung sein k\u00f6nnen.\nIch habe mich um Rath \u00fcber die Einrichtung der Untersuchungen an Herrn Prof. Heymans gewandt, der nicht nur so freundlich war, mir in allen m\u00f6glichen Hinsichten zu helfen, sondern auch seine Zeit, seine Person und sein Laboratorium nur wohlwollend zur Verf\u00fcgung stellte. In dem psychologischem Laboratorium von Prof. Heymans wurden die folgenden Untersuchungen angestellt und als Versuchspersonen fungirten Prof. Heymans (H.) und der Verfasser (W.). Es ist mir eine angenehme Pflicht, Prof. Heymans meinen besten Dank auszusprechen.\nLichtempfindungen.\nProf. Heymans hat auf beiden Augen eine Myopie von 20 D. Visus ist \u00b024. Es besteht keine Insufficienz der M. intern. Uebrigens sind keine Abweichungen vorhanden.\nMeine Augen sind ganz normal.\nAls Lichtreiz diente eine schnell rotirende Scheibe, welche aus einem grau gef\u00e4rbten Carton, auf welchem ein Sector von ein wenig hellerem Grau befestigt war, bestand. Der Radius der Scheibe war cm, der des Sectoren 31/* cm. Indem man das hellere Grau mehr oder weniger mit einem anderen, nicht festen Sector von dem zuerst genannten Grau bedeckte, war der innere Lichtreiz in seiner Intensit\u00e4t willk\u00fcrlich zu variiren. Auf der Scheibe war ein Gradbogen angebracht worden, so dafs man die Stellung des verschiebbaren Sectoren bequem ablesen konnte. Es wurde hier also mit Unterschiedsempfindungen experimentirt. Die Versuche wurden angestellt mit eben","page":174},{"file":"p0175.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die sogenannten Aufmerksamkeitsschwankungen. I. 175\nmerkbaren Unterschieden und mit st\u00e4rkeren, bis zu einem Intensit\u00e4tsgrade, bei welchem w\u00e4hrend der ganzen Versuchszeit keine Schwankungen mehr auftraten. Zwischen diesen beiden \u00e4ufsersten Grenzen wurde mit sechs verschiedenen Intensit\u00e4ten experimentirt\nDas Verh\u00e4ltnifs zwischen den beiden Arten Grau wurde mittels eines Episkopisters festgestellt und ergab sich als 1 : 1 */*. Der Unterschied ist also 1IS. Wird nun vor dem helleren Grau 1 Grad, %\u00c4H Theil, f\u00fcr das dunklere Grau substituirt, so betr\u00e4gt der Unterschied V,080. Wenn 9 Grade hinzugef\u00fcgt werden, so ist der Unterschied \u00b0/1080 = V120. Wie bekannt, ist die mittlere Unterschiedsschwelle f\u00fcr Lichtempfindungen +\nNachdem wir l\u00e4ngere Zeit ge\u00fcbt und ein gen\u00fcgendes Maafs von Sicherheit im Wahrnehmen von Schwankungen bekommen hatten, ergab sich, dafs unter 50 von mir kein Unterschied wahrgenommen, oberhalb 12,/2\u00b0 aber w\u00e4hrend der ganzen Versuchszeit der Unterschied gesehen wurde. Zwischen diesen Intensit\u00e4ten wurde experimentirt mit Hinzuf\u00fcgung von 6% \u00b0, 8\u00b0, 9% 0 und 11\u00b0. Es ist also klar, dafs bei mir mit Differenzen experimentirt wurde, welche ungef\u00e4hr gleichviel oberhalb wie unterhalb der Unterschiedsschwelle liegen. F\u00fcr die Versuche mit Prof. Heymans bedurften wir Unterschiede, welche gerade doppelt so stark waren. Sie entstanden also durch Hinzuf\u00fcgung von 10 \u00b0, 13\t16\t19 \u00b0, 22u und 250 des helleren Grau. Die\nRegistrirung der Schwankungen mufste so eingerichtet werden, dafs die Aufmerksamkeit der Versuchsperson m\u00f6glichst wenig abgelenkt werden konnte. Deshalb befand sich dieselbe mit der rohrenden Scheibe in einem abgesonderten Zimmer, w\u00e4hrend ein Kyniographion in einem anderen Gemach aufgestellt war. Als Kvmographion wurde benutzt das Ludwig-Bai/tzar'scIic.\nDie Wahrnehmung verschwand nicht immer pl\u00f6tzlich; oft wurde sie allm\u00e4hlich schw\u00e4cher bis sie endlich ganz erlosch. Von einigen Forschern sind diese Ab- und Anschwellungen der Wahrnehmungen in Curven ausgedr\u00fcckt worden; ich habe aber gemeint von dieser Registrirmethode absehen zu m\u00fcssen, weil es meine Absicht war, die Aufmerksamkeit m\u00f6glichst wenig abzulenken. Diese Ablenkung wird bedeutend gr\u00f6fser sein, wenn man sich von jeder Aenderung in der Wahrnehmung genaue Rechenschaft geben mufs, als wenn man einfach zwischen Wahrnehmen und Nichtwahrnehmen zu entscheiden hat","page":175},{"file":"p0176.txt","language":"de","ocr_de":"176\nE. Wiersma.\nDer Cylinder, auf welchem registrirt wurde, hatte einen Umfang von 50 cm und machte genau in 5 Min. eine Umdrehung. Mittels eines mit Tinte getr\u00e4nkten Pinsels wurde eine gerade Linie aufgezeichnet, welche ungef\u00e4hr einen halben Centimeter h\u00f6her markirt wurde, sobald die Versuchsperson durch einen Druck auf einen elektrischen Knopf angab, dafs er den Unterschied nicht mehr wahrnahm. Wenn die Wahrnehmung zur\u00fcckkam, so wurde der Druck auf den Knopf nachgelassen und der Pinsel sank wieder einen halben Centimeter nach unten. In dieser Weise wurden Linien aufgezeichnet, welche eine genaue Bestimmung der Perioden von Wahrnehmen und von Nichtwahrnehmen erm\u00f6glichen. Jede Versuchszeit w\u00e4hrte 5 Min. Von anderen Forschern ist mit einer k\u00fcrzeren Versuchszeit experimentirt worden, weil man glaubte, dafs es nicht m\u00f6glich sei, die Aufmerksamkeit so lange auf einen Punkt zu richten. Dieser Grund kann jedoch gegen eine Versuchszeit von 5 Min. nicht gelten, denn es fiel uns nicht schwer, w\u00e4hrend dieser Zeit unsere Aufmerksamkeit auf die Wahrnehmung zu richten. Zwischen je zwei Versuchszeiten ruhten wir 8 Min.\nDie Experimente wurden so eingerichtet, dafs an den verschiedenen Versuchstagen die Reihenfolge der Versuche variirte. Am ersten Tag wurde mit dem schw\u00e4chsten Unterschiede angefangen , dann folgten die st\u00e4rkeren nach ihrer Intensit\u00e4t Fingen wir also den ersten Tag an mit dem Unterschiede a und liefsen darauf b, c, d, c und f folgen, so wurde am zweiten Tag mit b angefangen, worauf dann regelm\u00e4fsig c, d, e, f und a folgten. Nachdem wir in dieser Weise an den verschiedenen Versuchstagen mit allen Unterschieden angefangen hatte, nahmen wir dieselben Versuche in umgekehrter Reihenfolge.\nWenn w\u00fcr die erhaltenen Curven einzeln n\u00e4her betrachten, so ergiebt sich, dafs die Schwankungen (die Zeiten der Unmerk-lichkeit) einander sehr unregelm\u00e4fsig folgen und dafs auch in der Dauer derselben sehr grofse Variationen auftreten. Mifst man diese Perioden und nimmt man das Mittlere der verschiedenen Versuchszeiten, so ergiebt sich mehr Regelmaafs als sich urspr\u00fcnglich vermuthen liefs. In verschiedenen Hinsichten haben diese Versuche zu Resultaten gef\u00fchrt. Wir konnten verschiedene Fragen stellen.\nHat die Intensit\u00e4t des Unterschiedes Einflufs auf die Zeit der Unmerklichkeit? Um die Abh\u00e4ngigkeit der mittleren Zeit","page":176},{"file":"p0177.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die sogenannten Aufmerksamkeitsschwankungen. I. 2.77\nder Unmerklichkeit von der Intensit\u00e4t des Unterschiedes festzustellen, werden f\u00fcr jeden Unterschied alle Zeiten der Unmerklichkeit zusammengef\u00fcgt und die erhaltene Summe durch die Anzahl der Versuche getheilt Wir bekommen dann die mittlere Zeit der Unmerklichkeit bei den Versuchen mit diesem Unterschiede.\nDie folgende Tabelle enth\u00e4lt die Resultate.\nVerhftltn\u00dcB \\ Mittlere Zeit der Unmerklichkeit\nder ;\t(in Secunden)\nBeiz- ----------------------------\nintensit\u00e4ten ,\tH.\tW.\n1 !'\t288,1\t271,2\n1,3 1,6 i\t223,6\t158,3\n\t172,8\t111,7\nL9\ti;\t108\t38,3\n2,2 ''\t69\t8,9\n2,5\t! \u2022 i. i.\t12,1\t0\nDie ersten Ordinaten von links veranschaulichen die mittleren Zeiten der Unmerklichkeit mit <?, dem schw\u00e4chsten Unterschied, die zweiten mit die dritten mit c, die vierten mit r7, die f\u00fcnften mit e und die sechsten mit f. Bei Prof. Hkymans sehen wir eine ziemlich regelm\u00e4fsige, sich einer Geraden ann\u00e4hernde Linie. Bei mir verl\u00e4uft diese Linie einiger in aafsen anders. Bei dem st\u00e4rksten Unterschied n\u00e4hert sich die Linie mehr einer horizontalen , aber die Ursache daf\u00fcr liegt auf der Hand. Der Unterschied f wurde von mir stets wahrge-\nZeitschrift \u00abr Psychologie 2\u00df.\nFig. 1. Lichtempfindungen A.\nMittlere Unmerklichkeitszeit.\n12","page":177},{"file":"p0178.txt","language":"de","ocr_de":"178\nE. Wiersma.\nnommen, so dafs die Intensit\u00e4t des Unterschiedes, wo die Schwankungen zuerst auftreten, kleiner ist als f. Diese Stelle wird man in der Curve irgendwo zwischen f und e suchen m\u00fcssen und damit wird auch gr\u00f6fstentheils die Unregelm\u00e4\u00dfigkeit in der Curve verschwinden.\nMan kann weiter die Frage stellen, ob nicht auch die Dauer der Perioden der Unmerklichkeit von der Intensit\u00e4t des Unterschiedes abh&ngt Wenn man f\u00fcr jeden Unterschied die Zeiten der Unmerklichkeit zusammenf\u00fcgt und die erhaltene Summe durch die Anzahl der Schwankungen theilt, so bekommt man die mittlere Dauer der Perioden der Unmerklichkeit bei jedem Unterschiede.\n1 Verh\u00e4lfcnifs der\tMittlere Dauer der UnmerklichkeitiS' Perioden (in Secunden)\t\nIntensit\u00e4ten\tH.\tw.\n1\t36,6\t22,8\n1.3\t10,4\t7,8\n1,6\t6,9\tbjo\n1,9\t5,3\t2,4\n2,2\t4,2\t1,2\n2,5\t2,4 1 i\t0\nSer\nFig. 2. Liehtempf indungen A. Mittlere Dauer\nder Unmerklichkeitsperioden.\nEs ergiebt sich, dafs die mittlere Dauer der Unmerklich-keitsperioden, w\u00e4hrend die Intensit\u00e4t des Unterschiedes sich vermindert, zunimmt Man kann sehr deutlich eine grofse U ehe rein Stimmung zwischen der Curve von Prot Heymans und","page":178},{"file":"p0179.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die sogenannten Aufmerksamkeitsschwankungen. I. 179\nder ineinigen feststellen. Bei beiden ist die Verl\u00e4ngerung von der Dauer der Perioden eine ziemlich regelm\u00e4fsige, allein bei dem schw\u00e4chsten Unterschiede wird pl\u00f6tzlich die L\u00e4nge der Perioden viel gr\u00f6fser.\nEine dritte Frage ist, ob w\u00e4hrend einer Versuchszeit von f\u00fcnf Minuten die Zeit der Unmerklichkeit gleichm\u00e4fsig \u00fcber diese Zeit vertheilt war, oder ob im Anf\u00e4nge oder in der Mitte oder am Ende derselben gr\u00f6fsere oder geringere F\u00e4higkeit f\u00fcr Wahrnehmung vorhanden war. Dieses zu untersuchen wurden alle Versuchszeiten von f\u00fcnf Minuten in drei gleichen Theilen vertheilt und f\u00fcr jeden Unterschied s\u00e4mmtliehe Zeiten der Unmerklichkeit im ersten, zweiten und dritten Theil der Versuchszeiten getrennt zusammengez\u00e4hlt Theilt man die Summen durch die Anzahl der Versuchszeiten, so bekommt man f\u00fcr jeden Unterschied die mittlere Dauer der Unmerklichkeitszeit w\u00e4hrend der drei verschiedenen Theile der Versuchszeiten.\nIn den folgenden Tabellen findet man die Resultate.\nVerh\u00e4ltnis\tMittlere Zeit der Unmerklichkeit w\u00e4hrend der verschiedenen Drittel (in Secunden)\t\t\nder Intensit\u00e4ten\t\tHrymanr\t\n\terster Theil\tzweiter Theil\tdritter Theil\n1\t93,5\t97,4\t95,2\n1,3\t59,4\t84,7\t79,5\n1,6\t36,6\t57,3\t78,9\n1,9\t20\t39,5\t48,5\n2,2\t8,4\t21,9\t38,7\n2,5\tjj\t0,4 \u00abi\t\t4,2\t7,5\n\u00ab1 1,\t\tWlEBSMA\t\n1 1\terster Theil\tzweiter Theil\tdritter Theil\n\u00bb\tI\t91,5\t88,6\t91,1\nl\u00df i\t66,6\t44,8\t56,9\n1,6 !\t36,3\t38\t37,4\n1,9\t13,5\t9,9\t14,9\n2,2\t4,5\t1,1\t3,3\nL\t0\t0\t0\n12*","page":179},{"file":"p0180.txt","language":"de","ocr_de":"E\u00e9 Wiersm\u00e0\u00bb\nLichtempfind\u00fcngen A.\nErm\u00fcdungscurve w\u00e4hrend eines Versuches yon 5 Minuten.\nMan sieht sogleich, dafs bei Vergleichung der Curven von Prof. Hetmans unter einander eine grofse Uebereinstimniung dazwischen zu constatiren ist. Bei allen Unterschieden ist hier im ersten Drittel am besten wahrgenommen worden, im zweiten wurde, schon bedeutend weniger gesehen und im letzten in den meisten F\u00e4llen wieder viel weniger als im zweiten. Eine Ausnahme hiervon machen die beiden schw\u00e4chsten Unterschiede, wo im letzten Theile mehr wahrgenommen wurde als im zweiten Drittel. Bei Vergleichung meiner Curven f\u00e4llt auch sogleich eine grofse Uebereinstimmung auf. Im zweiten Drittel wird immer mehr wahrgenommen als im; ersten und dritten, ausgenommen in einem Falle, wo im zweiten etwas weniger wahrgenommen wurde als im ersten. Im letzten Drittel wurde ungef\u00e4hr ebensoviel wahrgenommen als im ersten, bisweilen etwas weniger, bisweilen, etwas mehr. Dies giebt den Curven, wie man sehen kann, eine ganz andere Richtung, und wir m\u00fcssen annehmen, dafs dieser Unterschied, : der jedesmal so deutlich auftritt, auf individuelle Eigenschaften hinweist. Bei Prof. Hetmans ist w\u00e4hrend der Versuchszeit von 5 Minuten vom Anf\u00e4nge bis zum Ende eine zunehmende Unf\u00e4higkeit zur Wahrnehmung zu constatiren, welche wir, im Gegensatz zur Frische am Anfang des","page":180},{"file":"p0181.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die sogenannten Aufmerksamkeitsschwanhingen. I. 181\nFersuches, der Erm\u00fcdung zuschreiben m\u00fcssen. Bei mir dagegen wird die F\u00e4higkeit zur Wahrnehmung in der Mitte des Experiments besser und nachher allm\u00e4hlich geringer. Die Uebung also setzt mich in den Stand, im zweiten Theile besser wahrzu-nehmen als im Anfang. Dann tritt auch bei mir Erm\u00fcdung ein, so dafs ich im dritten Theile wieder schlechter wahrnehme als im zweiten. *\nEndlich erschien es mir wichtig zu untersuchen, ob auch w\u00e4hrend einer ganzen Versuchsreihe Erm\u00fcdung oder Uebung festzustellen sei. Es w\u00e4re m\u00f6glich, dafs ein vorhergehender Reiz-unterschied nach der Ruhezeit von 8 Minuten noch Spuren von Erm\u00fcdung oder Uebung hinterlassen h\u00e4tte. Die Versuche waren, wie schon gesagt, so eingerichtet, dafs an den verschiedenen Versuchstagen mit den folgenden Unterschieden experimentirt wurde :\nAm\t1.\tTag\ta,\tb,\tc,\td,\te,\tf.\n\u201e\t2.\t\u201e\tb,\tc,\ttf,\t<?,\tf,\ta.\nn\t^\tn\tCi\tC,\t/*,\tCf,\tb.\nn\tn\tfj\tC.\nn\tfi 6, C, (I.\n\u201e\t6.\t\u201e\t/*, \u00db, \u00c4, C, C?, \u20ac.\nWenn man nun von allen Tagen die Unmerklichkeitszeiten der ersten Versuchszeiten von 5 Minuten zusammenf\u00fcgt und auch die der zweiten, dritten, vierten, f\u00fcnften und sechsten Versuchszeiten, dann m\u00fcfsten die Resultate einander ungef\u00e4hr gleich sein, wenn keine Erm\u00fcdung oder Uebung im Spiele w\u00e4re. Was lehren nun die Resultate ?\nIch lasse hier die Zahlen folgen.\nErm\u00fcdung w\u00e4hrend einer ganzen Versuchsreihe\nHeymans\n-f -\tII\tIII\tIV\tV\tVI\n106,2 Sec.\t135 Sec.\t127,8 Sec.\t120 Sec.\t120 Sec.\t114 Sec.\nWlERSMA\t\t\t\t\t\nI\tII\tUI\tIV\tV\tVI\n96 Sec.\t96 Sec.\t85,8 Sec.\t75 Sec.\t69 Sec.\t66 Sec.","page":181},{"file":"p0182.txt","language":"de","ocr_de":"182\nE. Wiersma.\n&C\nFig. 4.\nLichtempfindungen A.\nErm\u00fcdungscurve w\u00e4hrend einer ganzen Versuchsreihe.\nBei Prof. Heymans ergiebt sich, dafs im Anf\u00e4nge jeder Reihe am deutlichsten wahrgenommen wird. Es tritt schon nach der ersten Versuchszeit von 5 Minuten eine sehr bedeutende Erm\u00fcdung ein, nachdem ist wieder eine geringe Besserung in der Wahrnehmung zu bemerken, aber am Ende jeder Versuchsreihe ist dennoch eine geringere F\u00e4higkeit zur Wahrnehmung da als im Anfang. Bei mir verl\u00e4uft die Curve in einer anderen Richtung. Ich nehme im Anf\u00e4nge jeder Versuchsreihe am schlechtesten wahr. Nach dem Ende zu sehe ich immer besser, so dafs die Uebung hier die Erm\u00fcdung \u00fcberwiegt \u2014\nNach Beendigung dieses Versuches wurden sie noch einmal wiederholt, nur mit dem Unterschiede, dafs die Reihenfolge umgekehrt wurde. Indem wir bei der ersten Gruppe von Versuchen mit dem schw\u00e4chsten Reiz begannen, wurde nun gerade mit dem st\u00e4rksten angefangen. Uebrigens wurde die Ordnung der Versuche auf dieselbe Weise gewechselt wie fr\u00fcher. Es gen\u00fcgt hier die Resultate mitzutheilen.\nVerh\u00e4ltnifs ji Mittlere Zeit der Unraerklichkeit der 1\t(in Secunden)\nIntensit\u00e4ten\tHeymahs\tWtEBSMA\ni !\t288,9 '\t243\n1,3\t246,2\t185,8\n1,6\t158,4\t87,8\n1,9\t89\t31,7\n2,2\t62\t3,4\n2,5\t13\t0","page":182},{"file":"p0183.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die sogenannten Aufmerksamkeitmchwankungen. I. 103\nSrc.\nFig. 6.\nLichtempfindungen B. Mittlere Unmerklichkeiteseit.\nDie Uebereinstimmung der beiden Curven ist ebenso wie bei ersten Gruppe von Versuchen eine sehr grofse\u00ab, Hier gilt , was ich vorher \u00fcber die zu horizontale Richtung der Curve \u00efhen e und f bemerkt habe.\nVerh\u00e4ltnifs der Intensit\u00e4ten\tMittlere Dauer der Unmerklichkeits-perioden (in Secunden)\t\n\tHeymaks\tWlERSMA\n1\t69,6\t18,4\n1,3\t12,3\t10,7\n1,6\t7,8\t3,9\n1,9\t5,3\t1,8\n9 9 C.JH\t4,5\t0,8\n2,5\t2,1\t0","page":183},{"file":"p0184.txt","language":"de","ocr_de":"184\nE. W\u00eecr&na.\n\nFig. 6. 'Dichtempfindungen \u201cB. Mittl. Dauer d. Unmerklichkeitsperioden.\nBei der Curve von Prof. Heymans ist genau dasselbe zu bemerken als bei der ersten Versuchsgruppe. Im Ganzen k\u00f6nnen wir feststellen, dafs die Dauer der Perioden in der zweiten Gruppe ein wenig gr\u00f6fser ist; nur bei dem schw\u00e4chsten Unterschied ist die Differenz bedeutend. Auch meine Curve zeigt wieder grofseUebereinstimmung mit derjenigen der ersten Versuchsgruppe ; nur ist jetzt nicht nur bei dem schw\u00e4chsten Unterschied die Dauer der Perioden bedeutend gr\u00f6fser, sondern ist dies auch schon bei b wahrzunehmen.\nVerh\u00e4ltnis der Intensit\u00e4ten i\tMittlere Zeit der Unraerklichkeit w\u00e4hrend der verschiedenen Drittel (in Secunden)\t\t\n\t\tHeymans\t\n\terster Theil\t\u2022 zweiter Theil\tdritter Theil\n1\t93,5\t97,4\t95,2\n1,3\t59,4\t84,7\t79,5\n1,6\t36,6\t57,3\t78,9\n1,9\t20\t39,5\t48,5\n2,2\ti\t8,4\t21,9\t38,7\n2,5\t|\t0,4\t4,2\t7,5\n\t;\tWlEBSMA\t\n\terster Theil\tzweiter Theil\tdritter Theil\n1\t91,5\t88,6\t91,1\n1,3\t56,6\t44,8\t56,9\n1,6\tj\t36,3\t38\t37,4\n1,9\t13,5\t9,9\t14,9\n2,2\t!\t4,5\ti 1-1\t3,3\n23\t0\t\\ 0\t\\ *\n,1\t\t\\\t\\","page":184},{"file":"p0185.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die sogenannten Aufmerksamkeitsschtcanlcungen. I. 185\nFig. 7.\nLichtempfindungen B.\nErm\u00f6dungscurve w\u00e4hrend eines Versuches von 5 Minuten.\nNoch deutlicher als bei der ersten Versuchsgruppe ist es hier, dafs Prof. Heymaks bei jedem Unterschiede im Anf\u00e4nge am besten wahrnimmt und am Ende am schlechtesten. Nur einmal, mit dem schw\u00e4chsten Unterschiede, wurde im letzten dritten Theil ebensoviel wahrgenommen als im zweiten ; dies erkl\u00e4rt sich aber daraus, weil sowohl im zweiten als im dritten Theil so gut als Nichts wahrgenommen wurde. Die Uebereinstimmung in der Richtung der Curven ist also bei der zweiten Versuchsgruppe noch gr\u00f6fser als bei der ersten. Bei meinen Curven trifft man wieder dieselbe Erscheinung an wie fr\u00fcher, dafs n\u00e4mlich die F\u00e4higkeit zur Wahrnehmung im zweiten Drittel bedeutend gr\u00f6fser ist, als im ersten und letzten. Die Unterschiede sind hier gr\u00f6fser als bei der ersten Versuchsgruppe. Bei den Versuchen mit dem st\u00e4rksten Unterschiede l\u00e4fst sich die betreffende Regelm\u00e4fsigkeit nicht mehr erkennen, weil der dort vorliegende Fnterschied ohne Unterbrechung wahrgenommen wurde.","page":185},{"file":"p0186.txt","language":"de","ocr_de":"186\nB. Wierema.\nErm\u00fcdung w\u00e4hrend einer ganzen Versuchsreihe\nHBYMA.N8\nI\tn\tIII\t. IV\tV\tVI\n118,9 Sec.\t141,2 Sec.\t148,6 Sec.\t148,7 Sec.\t169,9 Sec.\t140,3 Sec.\nWlkbsma\nI\tII\tIII\tIV\tV\tVI\n88,3 Sec.\t93,8 Sec.\t90,6 Sec.\t83,8 Sec.\t98,8 Sec.\t84,4 Sec.\nFig. 8.\nLichtempfindungen B.\nErm\u00fcdungscurve w\u00e4hrend einer ganzen Versuchsreihe.\nAuch aus diesen Zahlen ergiebt sich, dafs bei Prof. Heymans bei jeder Versuchsreihe die Erm\u00fcdung zunimmt. Offenbar gen\u00fcgte die Ruhe von 8 Min. zwischen jeden zwei Versuchszeiten hier nicht, um die Erm\u00fcdung der vorigen Versuchszeit wegzunehmen. Bei mir ist es nicht so deutlich als in der ersten Versuchsgruppe, dafs jeder vorhergehende Versuch durch Uebung die folgenden beeinflufst. Im Ganzen k\u00f6nnen wir sagen, dafs die Unterschiede hier klein sind, so dafs die Curve mehr in horizontaler Richtung verl\u00e4uft. \u2014\nWenn wir nun zusammenfassen, was uns diese Versuche mit den Lichtempfindungen lehren, so k\u00f6nnen wir Folgendes feststellen.\n1.\tDie Dauer der Unmerklichkeitszeit nimmt mit dem Abschw\u00e4chen des Unterschiedes regelm\u00e4fsig zu.\n2.\tEbenso nimmt die Dauer der Unmerklichkeitsperiode mit dem Abschw\u00e4chen des Unterschiedes zu.\n3.\tW\u00e4hrend einer Versuchszeit von 5 Min. tritt bei Prof. Heymans vom Anf\u00e4nge bis zum Ende eine immer gr\u00f6feer","page":186},{"file":"p0187.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die sogenannten Aufmerksamkeitsschwankungen. I. 187\nwerdende Unf\u00e4higkeit zur Wahrnehmung auf, w\u00e4hrend bei mir die Wahrnehmungsf\u00e4higkeit Anfangs zu* und sp\u00e4ter abnimmt.\n4. Bei Pro! Hetmans \u00fcbt eine vorangehende Versuehszeit in den meisten F\u00e4llen auf die folgende einen Einflufs aus, der st\u00f6rend auf die F\u00e4higkeit zur Wahrnehmung wirkt, w\u00e4hrend bei mir in den meisten F\u00e4llen das Wahrnehmungsverm\u00f6gen durch die vorangehende Versuchszeit zunimmt\nIn 3 und auch in 4 (obgleich hier nicht so constant) sehen wir, dads die beiden Versuchspersonen ganz verschieden reagiren. Es ist klar, dafs wir hier mit Unterschieden zu rechnen haben, welche dem Individuum eigenth\u00fcmlich sind, und auch unter sich Zusammenh\u00e4ngen. Ich habe schon darauf hingewiesen, dafs ein bedeutender Unterschied in dem Bau unserer Augen besteht und dafs auch der Visus sehr verschieden ist. Aus diesen Gr\u00fcnden halte ich mich nicht f\u00fcr berechtigt aus dem Resultate dieser Untersuchungen allein Schl\u00fcsse zu ziehen. Wir werden zun\u00e4chst untersuchen, welche Resultate wir bekommen bei Druck- und Geh\u00f6rsempfindungen.\nDruckempfindungen.\nBei den Experimenten mit Druckempfindungen wirkte der Reiz ein auf dem Handr\u00fccken, und zwar auf eine kreisf\u00f6rmige Hautstelle mit einem Diameter von 2 cm, ein wenig oberhalb des zweiten Phalango-metacarpalgelenkes. Dort war bei uns beiden der Handr\u00fccken am flachsten, so dafs das aufzusetzende Gewicht gleichm\u00e4fsig auf alle Theile dieser Oberfl\u00e4che dr\u00fcckte. Eine m\u00f6gliche Bewegung der Hand mufste ausgeschlossen werden, weil dadurch auch Bewegung des Gewichtes entstehen w\u00fcrde, wodurch dann wieder eine st\u00f6rende Empfindung auftreten k\u00f6nnte. Es wurde deshalb ein Gypsabgufs der Hand gemacht, in welchem diese bequem ruhte. Dieser Gypsabgufs konnte mittels vier Stellschrauben so gestellt werden, dafs die Hautfl\u00e4che, mit welcher experimentirt wurde, gerade horizontal lag. Es wurde f\u00fcr eine bequeme Haltung* des Armes und des ganzen K\u00f6rpers gesorgt, so dafs st\u00f6rende Fmpfindungen soviel wie m\u00f6glich ausgeschlossen waren. Auf die genannte Hautstelle wurde eine kleine Korkscheibe gelegt, welche die ganze Oberfl\u00e4che ber\u00fchrte und welche an der unteren Seite bald die Temperatur der Hand annahm. Ganz vorsichtig wurde dann mittels eines Hebels das Gewicht, das denselben Diameter hatte, wie die Korkscheibe, auf dieselbe","page":187},{"file":"p0188.txt","language":"de","ocr_de":"188\nJE, Wiersnia,\n1\nniedergelassen, so dafs es gleichzeitig alle Theile derselben fee* r\u00fchrte. Durch zahlreiche Vorversuche wurden auch hier die Gewichte bestimmt, bei welchen der Druck einerseits fast gar nicht, andererseits beinahe ohne Unterbrechung sich bemerklidi machte; zwischen diesen Grenzen wurde mit sechs verschiedenes Reizen experimentirt. Die Intensit\u00e4ten der Reize waren f\u00fcr uns Beide dieselben. Sie betrugen: 7,4; 10,4; 13,4; 16,4; 19,4 und 22,4 g. Die Versuche wurden genommen im Ende vom September und im October bei einer Temperatur, welche nur zwischen 17\u00b0 C. und 19\u00b0 C. variirte.\nDie Reihenfolge der Experimente war wieder dieselbe wie bei den Lichtversuchen. Ich habe hier nicht, so wie dort, die beiden Versuchsgruppen jede f\u00fcr sich, aber beide zusammen genommen, der Rechnung zu Grunde gelegt.\nIch habe hier auf die n\u00e4mlichen Fragen, die bei den Licht-versuchen gestellt wurden, eine Antwort gesucht. Es ist nicht nothwendig dieselben zu wiederholen.\nSen.\nFig. 9. Druckempfindnngen. Mittlere Uncnerklichkeitszeit.\nCD\tfl E\t3 fl\ts\u00f6 4^ L, r\u20141\t\u00abr-l JH \u0153 fl\tMittlere Zeit der Unmerklichkeit i !\t(in Secunden)\t\nr-i\tcd CD\t+5 >\t\u00e0\ti Heymars \u00bb\tWeersma\n7,4\ti 287\t281\n10,4\t!\t242,6\t178,6\n13,4\t;\t185\t109,4\n16,4\t1\t145,9\t58,6\n19,4\t96,5\t18,5\n22,4\t51,1\t1\nWir sehen, dafs auch hier die Zeit des Wahmehmens der Intensit\u00e4t des Reizes nahezu proportional ist. Auf einen kleinen Unterschied im Verlauf der Curven will ich noch hin weisen. Dasselbe, was wir bei der ersten Versuchsgruppe mit Licht-","page":188},{"file":"p0189.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die sogenannten Aufmerksamkeitsschicankungen. I. 139\n\u00abmpfindungen fanden, ist auch hier zu bemerken; die Curven verlaufen n\u00e4mlich ziemlich parallel, w\u00e4hrend nur beim schw\u00e4chsten Reiz pl\u00f6tzlich eine starke Convergenz entgegentritt Dafs auch bei dem st\u00e4rksten Reiz eine leichte Convergenz zu bemerken ist, wird ebenso wie bei den Lichtversuchen daraus erkl\u00e4rt werden m\u00fcssen, dafs der Reiz bei mir hier etwas zu stark genommen wurde, um noch regelm\u00e4fsig Schwankungen auftreten zu lassen.\nVerh\u00e4ltnifs Mittlere Dauer der Unmerklichkeits-\n<jer\tper\u00eeoden (in Secunden)\t\t\nIntensit\u00e4ten\t,\tHeymans i\t...\u00bb\t\u00ab\tWlER8MA\n7,4\ti\t88.4\t210,6\n10,4\t31.7\t17,6\n13,4\t18,9\t6,1\n16,4\t14.7\t5,7\n19,4\t12.9\t3,6\n22,4 '\t8.9\t3,6\nAuch hier stimmt das Resultat mit demjenigen der Lichtversuche \u00fcberein. Die St\u00e4rke des Reizes beeinflufst die Dauer der Unmerklichkeitsperioden, nur dafs bei mir f\u00fcr die beiden st\u00e4rksten Reize die Perioden einander gleich sind. Der Unterschied zwischen den Perioden bei dem schw\u00e4chsten und dem darauffolgenden Reize ist hier viel gr\u00fcfser als bei den Lichtexperimenten.\nFig. 10. Druckempfindungen. Mittlere Dauer\nder Unmerklichkeitsperioden.","page":189},{"file":"p0190.txt","language":"de","ocr_de":"190\nE. Wiersma.\n\tMittlere Zeit der Unmerkliehkeit w\u00e4hrend der ver-\t\t\nVerh\u00e4ltniCs\tsehiedenen Drittel {in Seeumden)\t\t\nder Intensit\u00e4ten\tHeymans\t\t\n\terster Theil\tzweiter Theil\tdritter Theil\n7,4\t91,2\t97,1\t\t\t^\u2014 \ti 98,8\n10,4\t60,6\t85,4\t96,6\n13,4\t41,9\t62,2\t81\n16,4\t23\t47,7\t75,2\n19,4\t11,8\t30,4\t54,4\n22,4\t7,6\t15,8\t27,7\n\tWieks ma\t\t\n\terster Theil\tzweiter Theil\tdritter Theil\n7,4\t91,4\t95,3\t94,4\n10,4\t58,8\t54,7\t65,3\n13,4\t37,8\t31,8\t39,8\n16,4\t22,7\t13,5\t22,3\n19,4\t8,4\t5,2\t4,9\n22,4\t0,7\t0,12\t0,1\nEnn\u00fcdungseurv\u00a9 w\u00f4hrend eines Versuches von 5 Minuten.","page":190},{"file":"p0191.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die sogenannten Aufmcrksamkeitsschwankuugen. I. 191\nBei Prof. Heymans lassen die Curven dasselbe Resultat ernennen wie bei den Experimenten mit Lichtempfindungen. Jedesmal ist bei allen Reizen im ersten Drittel die Wahrnehmungsf\u00e4higkeit am besten, nimmt dann sehr gleichm\u00e4fsig ab und ist im dritten Theil am schlechtesten. Meine Curven verlaufen auch \u00e4hnlich wie bei den Lichtempfindungen. Im zweiten Drittel wird besser wahrgenommen als im ersten und dritten, w\u00e4hrend im dritten bisweilen etwas mehr, bisweilen etwas weniger bemerkt wird als im ersten. Nur beim schw\u00e4chsten Reiz wird im zweiten Drittel etwas weniger wahrgenommen als im ersten und bei dem st\u00e4rksten Reiz wird im zweiten Theil ebensoviel wahrgenommen wie im dritten.\nErm\u00fcdung w\u00e4hrend einer ganzen Versuchsreihe\nHeymans\nI\tII\tIH\tIV\tV\tVI\n154,1 Sec.\t166,1 Sec.\t174,9 Sec.\t162,9 Sec.\t179 Sec.\t175,6 Sec.\nWie rem a\nI\tII\tIII\tIV\tV\tVI\n125,2 Sec.\t116 Sec.\t109,3 Sec.\t101,5 Sec.\t103,8 Sec.\t96,1 Sec.\n\nFig. 12.\nDruckempfindungen.\nErm\u00fcdung8curve w\u00e4hrend einer ganzen Versuchsreihe.\nEs ist deutlich, dafs ein grofser Unterschied im Verlaufe dieser Curven vorliegt Bei Prof. Heymans zeigen die Zahlen auch hier in weitaus den meisten F\u00e4llen, dafs die Erm\u00fcdung in Folge eines vorhergehenden Versuches nach einer Ruhe von 8 Min. nicht verschwunden ist Bei mir dahingegen ist im All-","page":191},{"file":"p0192.txt","language":"de","ocr_de":"192\nE. Wiersma.\ngemeinen zu bemerken, dafs durch den Einflufs eine9 vorhergehenden Versuches die Wahrnehmung in dem folgenden Versuche besser wird.\nUm eine kurze Uebersicht \u00fcber das Resultat der Experimente mit Druckempfindungen zu geben, gen\u00fcgt es zu sagen, dafs wir hier zu vollkommen denselben vier Schl\u00fcssen gekommen sind, die wir bei den Lichtversuchen gezogen haben.\nGeh\u00f6rsempfin d\u00fcngen.\nDie Versuche mit Geh\u00f6rsempfindungen verursachten im Anf\u00e4nge sehr viel Schwierigkeiten. Bei Licht- und Druckempfindungen waren wir im Stande die Reize so einwirken zu lassen, dafs wir in der Wahrnehmung das eine Mal nicht mehr als das andere durch Reize gleicher Qualit\u00e4t gest\u00f6rt wurden. Sollte dasselbe bei den Geh\u00f6rsexperimenten erreicht wrerden, so mufste ein Ort gesucht werden, wo aufserhalb des anzuwendenden Reizes m\u00f6glichst absolute Stille herrschte. Es schien uns im Anf\u00e4nge unm\u00f6glich dieser Bedingung zu gen\u00fcgen; deshalb haben wir versucht, zugleich mit dem Reize ein constantes Ger\u00e4usch von ganz anderer Art als das Wahrzunehmende erklingen zu lassen. Die Absicht war hierdurch andere variable st\u00f6rende Ger\u00e4usche unmerklich zu machen. Das gelang auch ganz gut; wenn wir w\u00e4hrend der Versuchszeit eine elektrische Schelle klingeln liefsen, wurden st\u00f6rende Ger\u00e4usche ganz maskirt, und dennoch war das Fallen eines Wassertropfens auf eine Zinkplatte, welches als Reiz angewandt wurde, deutlich h\u00f6rbar. Es ergab sich aber nach einigen Experimenten,. dafs wir den auf diese Weise erhaltenen Resultaten nicht trauen konnten. Unwillk\u00fcrlich wurde die Aufmerksamkeit oft auf die Klingel gerichtet und dann war es sehr schwierig den fallenden Tropfen wieder wahrzunehmen. Diese Methode mufsten wir also aufgeben. Es blieb nichts anderes \u00fcbrig, als ein Ort zu suchen, wo st\u00f6rende Ger\u00e4usche so gut wie ausgeschlossen waren. Es gelang uns einen solchen zu finden, weil Herr Prof. Moll so freundlich war, ein Zimm\u00e9r im botanischen Laboratorium daf\u00fcr zur Verf\u00fcgung zu stellen. Eine grofse Masse Schnee, welche am Ende von December 1900 und von Januar 1901, als wir experimentirten, die Erde bedeckte, so dafs keine Ger\u00e4usche von aufsen zu h\u00f6ren waren, beg\u00fcnstigte sehr unsere Versuche. An den. ersten zwei","page":192},{"file":"p0193.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die sogenannten Aufmerksamkeitsschwankungen. I. 193\nVersuchstagen jedoch lag noch kein Schnee. Ebenso wie bei den Licht- und Druckexperimenten war auch hier das Kymo-graphion in einem anderen Gemach aufgestellt. Die Versuchsperson safs, bei fbrirter Kopflage, auf einem Stuhl. Als Reiz diente das Ticken einer Remontoiruhr, die jedesmal vor den Versuchen aufgezogen wurde. Die Uhr befand sich in einer h\u00f6lzernen Schachtel, welche mittels einer der Versuchsperson zugekehrten runden Oeffnung das Zifferblatt unbedeckt liefs. Die Schachtel war in solcher H\u00f6he an einem Stativ befestigt, dafs der Mittelpunkt des Zifferblattes ungef\u00e4hr in der horizontalen Fl\u00e4che lag, welche durch die beiden \u00e4ufseren Geh\u00f6rg\u00e4nge ging. Indem wir die Entfernung von der Uhr zu den Geh\u00f6rg\u00e4ngen variirten, wurde die Intensit\u00e4t des Reizes ge\u00e4ndert Auch hier suchten wir erst die Entfernung, bei welcher die Uhr noch eben h\u00f6rbar war, sowie diejenige, wo das Ticken immer wahrgenommen wurde, festzustellen. Dazwischen wurde mit sechs Intensit\u00e4ten experimentirt. Die betreffenden Entfernungen Ton den Geh\u00f6rg\u00e4ngen an gerechnet, betrugen 14, 16, 18, 20, 22 und 24 dm; es erhalten sich also die Reizintensit\u00e4ten, welche den Quadraten der Entfernungen umgekehrt proportional sind, ungef\u00e4hr wie 1 : 1,2 : 1,5 : 1,8 : 2,3 : 3. Die Einrichtung der Experimente und ihre Reihenfolge wurde hier wieder auf dieselbe Weise geregelt wie bei den Licht- und Druckversuchen. Dieselben Fragen, welche wir bei den Licht- und Druckempfindungen gestellt haben, m\u00fcssen auch hier beantwortet werden.\nVerh\u00e4ltnifs\tMittlere Zeit der Unmerklichkeit\t\nder\t(in Secunden)\t\nIntensit\u00e4ten\tHeymans\tWlEBSMA\n1\t197,9\t173,6\n1,2\t135,7\t86,8\n1,5\t110,1\t79,3\n1,8\t73,7\t54,6\n2,3\t42,7\t16,7\n3\t16,1 '\t1,1\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 26.\n13","page":193},{"file":"p0194.txt","language":"de","ocr_de":"194\nK Wiersma.\n\nLZ /S\nFig. 13.\nSchftllerapfindungen. Mittlere Unmerklichikeitaxeit\nAuch hier nimmt die Zeit der Unmerklichkeit zu mit dem Abfchw\u00e4chen des Reizes. In der Figur sind die Abscissen den Reizintensit\u00e4ten (also den umgekehrten Quadraten der Entfernungen) proportional genommen worden.\nVerh\u00e4ltnife \u00cf Mittlere Dauer der Unmerkliclikeite-\nder\nPerioden (in Secunden)\ni bi taten\tHbyuans\tWlERSMA\n1\t|\t15,2\t15,4\n1,2\t9,3\t6,3\n1,6\t7,6\t5,2\n1,8\t1\t\u00f6,8\t3,9\n2,3\t3,6\t1,9\n3\t3,7\t0,9","page":194},{"file":"p0195.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die sogenannten Aufmerksamkeitsschwahkungen. I. 195\nWas bei den anderen Sinnesempfindungen zu bemerken war, n\u00e4mlich dafs bei dem schw\u00e4chsten Reize, in der N\u00e4he der Reizschwelle, die Dauer der Unmerklichkeits-perioden sich abnorm verl\u00e4ngert, ist hier weniger gut wahrzunehmen, weil, wie fr\u00fcher bemerkt wurde, dieser Reiz zu stark genommen wurde. Doch l\u00e4fst die Curve schon erkennen, dafs unter g\u00fcnstigen Umst\u00e4nden die betreffende Erscheinung auch hier nicht gefehlt haben w\u00fcrde.\nFig. 14. Schallempfindungen. Mittlere Dauer der Unmerklichkeiteperioden.\nVerh\u00e4ltnifs \u25a0 der Intensit\u00e4ten\tMittlere Zeit der Unmerklichkeit w\u00e4hrend der verschiedenen Drittel (in Secunden)\t\t\n\t\tHeymans\t\n\terster Theil\t\u00abweiter Theil\tdritter Theil\n1\t48,7\t72,3\t77,9\n1,2\t!\t24,9\t46,6\t64,3\n1,5\t21,7\t89,1\t49,3\n1,8\t7,9\t21,1\t44,6\n2,3\t8,2\t12,8\t21,7\n3\t1,3\t4,1\t10,7\ni\tj\tWlBBSMA\t\t\nI\terster Theil\tzweiter Theil\tdritter Theil\nI i l\ti\t62,1\t66,4\t66,1\n1,2\tj\t34,7\t\t21,9\t30,2\ni,5\t;\t31,5\t19,4\t28,4\n1,8\ti\t23,2\t12,4\t19,1\n2,3\t7,3\t3,6\t6,9\n3\t|\t0,7\t0,2\t0,2\n\u00bb","page":195},{"file":"p0196.txt","language":"de","ocr_de":"196\nE. Wiera ma.\nFig. 15. Schallempfindungen.\nErm\u00fcdungscurve wahrend eines Versuches von 5 Minuten.\nAuch hier wird von Prof. Heymans im ersten Drittel am besten wahrgenommen und bei jedem Reiz finden wir eine Abnahme der Wahrnehmungsf\u00e4higkeit in dem zweiten und dritten Theil. Die Resultate stimmen also vollkommen \u00fcberein mit denen, welche bei den Licht- und Druckversuchen erhalten wurden. Aus diesen Curven ergiebt sich, dafs mit dem schw\u00e4chsten Reiz hier mehr wahrgenommen wurde als bei den Licht-und Druckexperimenten. Der Grund daf\u00fcr mufs darin gesucht werden, dafs wir den schw\u00e4chsten Reiz nicht in der unmittelbaren N\u00e4he der Reizschwelle genommen haben. Wie ich schon mittheilte, lag, als wir unsere Experimente anfingen und als die Grenzen festgestellt wurden, kein Schnee. Meine Curven haben eine so grofse Uebereinstimmung mit denen der anderen Sinnesempfindungen, dafs ich nur ein einziges Wort daran zuzuf\u00fcgen brauche. Hier n\u00e4mlich ergiebt sich noch deutlicher als bei den anderen Versuchen, dafs im dritten Theil besser wahrgenommen wird als im ersten. Bei den Druckempfindungen war bis auf einige Ausnahmen und bei den Lichtversuchen in bei weitem den meisten F\u00e4llen gerade das Umgekehrte der FalL Die Erm\u00fcdung trat also bei den Geh\u00f6rsversuchen nicht so bald auf wie bei den anderen.","page":196},{"file":"p0197.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die sogenannten Aufmerkmmkeitmchwankungm. I. 197\nErm\u00fcdung w\u00e4hrend einer ganzen Versuchsreihe\nHetmans\nI\tII\tIH\tIV\tV\tVI\n97,6 Sec.\t102,9 Sec.\t83 Sec.\t79,5 Sec.\t107,1 Sec.\t100,6 Sec.\nWiBBSHA\ni\tn\tIII\tIV\tV\tVI\n80,4 Sec.\t78,8 Sec.\t61,9 Sec.\t61,9 Sec.\t60,1 Sec.\t69,5 Sec.\nAus dem Verlauf der Curve von Prof. Heymans kann man nicht viel schliefsen. Hier haben wahrscheinlich aufser Uebung und Erm\u00fcdung noch andere Einfl\u00fcsse mitgewirkt Meine Curve beweist wieder vollkommen, dafs die in einer Versuchszeit gewonnene Uebung sich nach einer Ruhe von 8 Min. noch gelten lifst Bei III und IV ist die Wahrnehmungsf\u00e4higkeit gleich.\nSet\nFig. 16. Geh\u00f6rsempfindungen.\nEnn\u00fcdung8curv\u00a9 w\u00e4hrend einer ganzen Versuchsreihe-\nErgebnisse\nBetrachten wir nun die Resultate der Experimente, dann k\u00f6nnen wir sagen, dafs sich im Allgemeinen f\u00fcr Licht-, Druck-und Geh\u00f6rsempfindungen die gleichen Gesetzm\u00e4fsigkeiten ergeben haben. Wir haben n\u00e4mlich gefunden:\n1.\teine mehr oder weniger regelm\u00e4fsige, im Allgemeinen sich der Proportionalit\u00e4t ann\u00e4hernde Zunahme der Merklichkeitszeiten mit der Gr\u00f6fse der Reizunterschiede;\n2.\teine mehr oder weniger regelm\u00e4fsige Verk\u00fcrzung der Schwankungsperioden, wenn die Reizunterschiede gr\u00f6fser werden ;\n3\u00ab, bei Prof. Heymans ein starkes Ueberwiegen des Einflusses der Erm\u00fcdung \u00fcber denjenigen der Uebung w\u00e4hrend jedes Versuches; bei mir dagegen zun\u00e4chst ein deutliches Ueberwiegen des Einflusses der Uebung und erst sp\u00e4ter ein solches des Ein-tosses der Erm\u00fcdung;\n4. bei Prof. Heymans im Allgemeinen einen merklichen Ein-ftufs der aus den fr\u00fcheren Versuchen sich ergebenden Erm\u00fcdung","page":197},{"file":"p0198.txt","language":"de","ocr_de":"198\nE. Wicr8ma.\nauf die sp\u00e4teren Versuche desselben Tages; bei mir dagegen auch im Grofsen und Ganzen einen \u00fcberwiegenden Einflufs der gewonnenen Uebung. \u2014\nWie aus dieser Zusammenfassung erhellt, liegen auf dem Gebiete der Aufmerksamkeitsschwankungen auffallend constante individuelle Differenzen vor. Jede der beiden Versuchspersonen reagirte auf Druck-, Licht- und Schallreize auf eine bestimmte, f\u00fcr sie charakteristische, auf jenen drei Gebieten sich nahezu identisch wiederholende Weise; selbst bedeutende Abweichungen im Bau und in der Empfindlichkeit einzelner peripherer Sinnesorgane, wie sie z. B. f\u00fcr das Gesichtsorgan bei Prof. Heymans vorliegen, verm\u00f6gen diese Gesetzm\u00e4fsigkeit nicht merklich zu verdunkeln. Unter diesen Umst\u00e4nden ist es kaum zul\u00e4ssig anzunehmen, dafs die Vorg\u00e4nge, welche diese Gesetzm\u00e4fsigkeit erkennen lassen, durch periphere Factoren bedingt sein sollten ; mindestens mufs zugestanden werden, dafs centrale Ursachen darauf einen bedeutenden Einflufs aus\u00fcben. Ich glaube demnach auf ganz andere Weise als bisher geschah, durch die\u00f6e Versuche bewiesen zu haben, dafs die Schwankungen in den Wahrnehmungen unter dem Einflufs centraler Ursachen stehe\u00fc.\nAuch noch einen anderen Beweis daf\u00fcr meine ich in de\u00fc Resultaten meines Experimentes finden zu k\u00f6nnen. Es ist uns n\u00e4mlich klar geworden, dafs verschiedene Umst\u00e4nde, die Einflufs haben auf die Frische unseres Geistes, die Unmerklichkeits-zeiten verl\u00e4ngern oder verk\u00fcrzen k\u00f6nnen. Als Beweis daf\u00fcr gebe ich eine Uebersicht \u00fcber die mittleren Zeiten, w\u00e4hrend welcher die verschiedenen Druckreize an je einem der 12 Versuchstage nicht gesp\u00fcrt worden sind.\nMittlere Unmerklichkeitszeiten fin Secunden) w\u00e4hrend der verschiedenen\nVersuchstage\nDruckexperimente\nHeymans\n\" I\tif\tIII\tIV\tV 162,6\tVI\tVII\tVIII\tIX\tX\tXI\tXII\n164,4\t158,4\t127,8\t177\t\t149,4\t229,8\t151,8\t156,8\t154,8\t148,8\t226,8\nWiersma\nI\tII\tIII\tIV\tV\tVI\tVH\tVIII\tIX\tX\tXI\tXH\n115,5\t139,2\t119,4\t99\t106,8\t114,6\t60,6\t103,8\t105\t106,2\t121,8\t94,2","page":198},{"file":"p0199.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die sogenannten Aufmerkmmkeitssehtcankungen. L 199\nFig. 17.\nDruckexperimente.\nMittlere Unmerklichkeitezeiten w\u00e4hrend der verschiedenen Versuchstage.\nIch will hier nur auf einzelne Tage hin weisen, welche eine mehr als gew\u00f6hnliche Abweichung zeigen. Am 7. Tag hatte Pro! Heymans den ganzen Morgen bis 2 Uhr, als wir zu ex-perimentiren anfingen, sehr angestrengt gearbeitet, w\u00e4hrend ich gerade den ganzen Morgen in Ruhe verbracht hatte. Die Zahlen und die Ausweichungen der Curve deuten gen\u00fcgend an, welchen Einfiufs Erm\u00fcdung, welchen Frische auf die Richtung der Curve hat Eine andere starke Abweichung finden wir am 12. Tag. Statt Nachmittags von 2 bis 4 Uhr experimentirten wir an jenem Tag Abends von 8 bis 10 Uhr. Es ist bekannt, dafs einige Menschen in den Abendstunden, andere in den Morgen-stunden besser im Stande sind, intellectuelle Arbeit zu verrichten. Prof. Heymans nun arbeitet Morgens schneller, ich dahingegen habe immer Abends' besser studiren k\u00f6nnen. Es ist sehr wahrscheinlich, dafs dieser Umstand auch in diesen Curven sich gelten l\u00e4fst Wie ich schon im Anf\u00e4nge mittheilte, sollen die Einfl\u00fcsse, welche verschiedene psychischen Zust\u00e4nde auf die Unmerklichkeitszeiten aus\u00fcben k\u00f6nnen, n\u00e4her untersucht werden.\nIch habe schon darauf hingewiesen, dafs die Wahrnehmungsschwankungen meines Erachtens in innigem Verh\u00e4ltnifs stehen zu der Neigung aller Bewufstseinsinhalte, um unbewufst zu werden. Ich meine den Beweis daf\u00fcr ziehen zu k\u00f6nnen aus meinen Experimenten. Die Curven von Prof. Heymans zeigen n\u00e4mlich vom Anfang jeder Versuchszeit bis zum Ende eine stetige Abnahme des Wahrnehmungsverm\u00f6gens. Bei den Licht-und Druckexperimenten werden in den letzten Theilen die","page":199},{"file":"p0200.txt","language":"de","ocr_de":"200\nE. Wiersma.\nschw\u00e4chsten Reize so gut wie gar nicht mehr wahrgenommen. Was bei den schw\u00e4chsten Reizen schon Wirklichkeit geworden ist, ist bei allen anderen, auch bei den Geh\u00f6rsversuchen, im Begriff sich zu realisiren. Auch meine Curven zeigen die Ab-fliefsungstendenz, obgleich nicht so deutlich als die von Prof. Heymans, weil im zweiten Drittel der Versuchszeit bei mir immer besser wahrgenommen wurde als im ersten. Bei den Licht- und Druckversuchen aber ist zu bemerken, dafs in den meisten F\u00e4llen im dritten Theil schon weniger wahrgenommen wurde als im ersten. Wenn wir nun R\u00fccksicht darauf nehmen, dafs von Janet und Jelgersma viele Symptome der Hysterie erkl\u00e4rt werden durch die Neigung der Bewufstseinsinhalte um unbewufst zu werden, dann liegt es auf der Hand, dafs eine gr\u00fcndliche Untersuchung der Wahrnehmungsschwankungen in gesundem Zustand und bei Hysterie sehr erw\u00fcnscht ist Sehr wahrscheinlich auch wird diese Untersuchung der M\u00fche werth sein bei allen Psychosen, wo eine deutliche psychische Hemmung in den Vordergrund tritt.\nZum Schlufs will ich noch auf ein anderes Resultat dieser Experimente hinweisen. Es hat sich gezeigt, dafs die Unmerk-liehkeitszeit und die Dauer der Unmerklichkeitsperioden von der Intensit\u00e4t des Reizes abh\u00e4ngig sind. Damit scheint die Behauptung einiger Forscher, dafs die Dauer der Schwankungen f\u00fcr verschiedene Sinnesgebiete eine verschiedene, f\u00fcr jedes derselben aber eine fest bestimmte ist, hinf\u00e4llig zu werden. Man kann f\u00fcr jedes Gebiet die Intensit\u00e4t der Reize so w\u00e4hlen, dafs Schwankungen von beliebiger, l\u00e4ngerer oder k\u00fcrzerer Zeitdauer sich ergeben. Jene Behauptung beruht demnach wohl einfach auf dem Umstande, dafs die betreffenden Forscher f\u00fcr jedes Sinnesgebiet nur mit einer, mehr oder weniger genau der Reizschwelle entsprechender Reizintensit\u00e4t gearbeitet haben.\nEingegangen am 21. April 1901.","page":200}],"identifier":"lit31443","issued":"1901","language":"de","pages":"168-200","startpages":"168","title":"Untersuchungen \u00fcber die sogenannten Aufmerksamkeitsschwankungen","type":"Journal Article","volume":"26"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:27:52.293042+00:00"}