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{"created":"2022-01-31T16:28:20.731752+00:00","id":"lit31454","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Saxinger","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 26: 250-251","fulltext":[{"file":"p0250.txt","language":"de","ocr_de":"250\nLiteraturbericht.\neiner Maiwoche wiederholte. Es ergab sich als durchschnittliche Arbeifcsdauer bei Kemsies kurz nach den Weihnachtsferien : eine Stunde und sieben Minuten, bei Koch zu einer Zeit, da die Classe der Versetzung ent* gegenging: eine Stunde und 39 Minuten. Bedenkt man, dafs beh\u00f6rdlicherseits f\u00fcr jede Classe eine Maximal-Arbeitsdauer von zwei Stunden ange* setzt ist, so sieht das Resultat recht g\u00fcnstig aus. Ganz anders aber wird das Bild, wenn man nicht den Durchschnitt, sondern die individuellen Differenzen beachtet. Diese sind ganz enorm. Kemsies theilt die Sch\u00fcler in vier Kategorien, deren letzte die doppelt so grofse Arbeitszeit zeigt wie die erste. Diese vierte Kategorie nun \u2014 es sind 13 % aller Sch\u00fcler \u2014 mufs bei Koch t\u00e4glich 159 Minuten arbeiten, d. h. \u00fcberschreitet das Maximal-Soll um 39 Minuten. Die dritte Kategorie mit 26 \u00b0/o der Sch\u00fcler erreicht gerade die Maximalgrenze. Aus diesen Resultaten leitet Kemsies mit Recht die Forderung ab, dafs entweder die Schule mit ihren Anforderungen weiter nachlassen m\u00fcsse, oder dafs den weniger begabten Sch\u00fclern die Aufnahme zu verwehren sei.\nDie ausf\u00fchrlichen statistischen Tabellen bieten auch sonst manches Lehrreiche.\tW. Stehn (Breslau).\nB. Schmid. Aus dem Seelenleben der Insecten. Ein Beitrag zar Thierpsychologie. Vierteljahrsschrift f. Wissenschaft!. Philosophie 24 (2), 173\u2014196. 1900.\nDer Verf. zeigt zun\u00e4chst, dafs sich der Entwickelungsgedanke auch auf dem Gebiete der Thierpsychologie fruchtbar erwiesen hat. Fr\u00fcher bezeichnet\u00ab man alle seelischen Regungen der Thiere als Instincte, ohne der Entstehung derselben nachzuforschen. Die Entwickelungstheorie lehrt, dafs das Geistesleben der Thiere ebenso, wie die Arten derselben der Ver\u00e4nderung unterworfen ist, und die geistige Entwickelung sich bis zu den einfachsten Lebewesen zu r\u00fcck verfolgen l\u00e4fst. Die Anwendung des Ent* Wickelungsgedanken auf die Thierpsychologie brachte aber auch Nachtheile mit sich: Einerseits vermenschlichte man die thierischen Handlungen allzusehr, andererseits erblickte man in allen Thieren nur Reflexautomaten. Der Verf. geht dann nach einigen Bemerkungen \u00fcber die Entstehung und physiologischen Grundlagen der Instincte zur Besprechung der Ansichten Bethb\u2019s und Wasmannn\u2019s \u00fcber und beleuchtet an der Hand von Beispielen aus dem Leben der Ameisen die Vorz\u00fcge der Theorie des Letzteren.\nBei der Beurtheilung des Seelenlebens der Thiere m\u00fcssen wir, wie Verf. meint, von unserem eigenen ausgehen und dasselbe bis zu den primitivsten Leistungen zur\u00fcckverfolgen. Die psychischen Vorg\u00e4nge eines Insectes werden uns bis zu einem gewissen Grade immer verschlossen bleiben, und wir k\u00f6nnen da h\u00f6chstens von einer Aehnlichkeit der Vorg\u00e4nge sprechen. Die Sinne eines K\u00e4fers m\u00fcssen seiner Psyche Inhalte zuf\u00fchren, die von den unseren in Manchem total verschieden sind. Der Verf. zeigt hierauf an einem Beispiele, welches gleichfalls von dem Thun und Treiben der Ameisen handelt, dafs sich die Instincte \u00fcbrigens manchmal recht un-zweckin\u00e4fsig \u00e4ufsern k\u00f6nnen. Hieran schliefsen sich weitere Beispiele, welche erkennen lassen, dafs die Thiere (Insecten) nicht blos nach Instincten handeln, sondern auch Erfahrungen machen und diese auch verwerthen. Nach der Anschauung des Verf.\u2019s beruhen die psychischen Erscheinungen","page":250},{"file":"p0251.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturberich t.\n251\ndes Insectenlebens auf Associationen. Es liegt nirgends die Nothwendig-keit vor, complicirtere Denkoperationen anzunehmen. Bei h\u00f6her ent* wickelten Thieren sind allerdings auch die Anf\u00e4nge der Intelligenz, Anf\u00e4nge von Begriffs- und Urtheilsbildung nicht zu verkennen.\nSaxinoer (Linz).\nAlex Hill. Consideration* opposed to the \u201eHenron Theory\u201c. Brain 23 (92), 657-690. 1900.\nDie Neurontheorie nimmt die anatomische Unabh\u00e4ngigkeit der Nerven zellen von einander an. Sie basirt auf Bildern, die nach Methoden gewonnen sind, welche das Cytoplasma f\u00e4rben und die leitenden Elemente (Fibrillen) ungef\u00e4rbt lassen. Aber selbst GoLoi-Pr\u00e4parate lassen erkennen, dafe Fasern, die aus Axonen gewisser gr\u00f6fserer Zellen entspringen, sich direct mit kleineren Zellen verbinden. Verf. nennt als Beispiel die sogen. Granula des Kleinhirns; desgleichen widersprechen die Sympathicuszellen dem Schema eines Neurons: sie senden nach beiden Seiten Axone aus. Bez\u00fcglich der vielumstrittenen \u201eDornen\u201c an GoLGi-Zellen nimmt er an: das Protoplasma der Dendriten setzt sich eine kurze Strecke weit auf die rechtwinklig in sie einm\u00fcndenden Fibrillen fort und erscheint deshalb \u00abof Pr\u00e4paraten, in welchen nur das Plasma gef\u00e4rbt ist, als kurzes St\u00e4bchen. Verf. macht die k\u00fchne Hypothese, dafs die Fibrillen, welche die Zellen ver-tn\u00f6pfen, nur die Rolle von Conductoren spielen, l\u00e4ngs deren sich das Plasma einer Zelle zu einer anderen hin\u00fcberschiebt in dem Moment wo beide in functionelle Verbindung treten; die Impulse verlaufen dann in dem die Zellen verkn\u00fcpfenden Protoplasma; eine neue Variante der Lehre von der .Plasticit\u00e4t der Neurone\u201c. Im Uebrigen erkl\u00e4rt sich H. mit Apathy und Bithe einverstanden.\tSchr\u00f6der (Heidelberg).\nS. Rax\u00f6n y Cajal. Stadien fiber die Hirnrinde des Menschen. Aus dem\nSpanischen \u00fcbersetzt von Dr. J. Bresler, Oberarzt der Prov. Heil- und Pflegeanstalt Freiburg i. Schl. 2. Heft: Die Bewegnngsrinde. Leipzig, J. A. Barth, 1900. 113 S. mit 31 Abbild. Mk. 4,50.\nIn der Einleitung hebt Verf. hervor, dafs, wenn die graue Hirnrinde ein Aggregat von Organen von verschiedenartiger Function ist, einer jeden Fonction eine specifische Structur des zugeh\u00f6rigen Organs entsprechen mufa. Zwischen einer optischen, akustischen, tactilen Vorstellung bestehen so grofse Unterschiede, dafs f\u00fcr diese nicht allein die specifische Beschaffenheit des peripheren Sinnesapparats, sondern auch der besondere Bau der betreffenden Gehirncentren in Betracht kommt. Verf. h\u00e4lt es f\u00fcr tehr wahrscheinlich, dafs innerhalb eines jeden sensorischen Centrums Zonen mit specifischen Gewebseigenthttmlichkeiten sich befinden, die, ohne dafs sie von dem allgemeinen Aufbau der betreffenden Oertlichkeit abweichen, theils einer besonders empfindlichen Gegend der empfindenden Oberfl\u00e4che, theils einer besonderen Qualit\u00e4t der Empfindung entsprechen.\nVerf. stellt kurz die bisherigen Ergebnisse zusammen, welche die Untersuchungen der Structur der motorischen Rinde ergeben haben; ihre Bearbeitung hat sich bei der schon fr\u00fch entdeckten besonderen physiologi-","page":251}],"identifier":"lit31454","issued":"1901","language":"de","pages":"250-251","startpages":"250","title":"B. Schmid: Aus dem Seelenleben der Insecten. Ein Beitrag zur Thierpsychologie. Vierteljahrsschrift f. wissenschaftl. Philosophie 24 (2), 173-196. 1900","type":"Journal Article","volume":"26"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:28:20.731758+00:00"}