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{"created":"2022-01-31T16:15:56.941552+00:00","id":"lit31463","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Merzbacher","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 26: 256-257","fulltext":[{"file":"p0256.txt","language":"de","ocr_de":"256\nLitera turberich t.\nbegleiten in der nun folgenden Schilderung Beiner rein physikalischen Vorstellungen \u00fcber das Geschehen im Centralnervensystem. Seine Theorie basirt auf die von ihm als erwiesen angenommene Contractibilit\u00e4t der Ganglienzellen und ihrer Forts\u00e4tze, d. h. auf die sogenannte Plasticit\u00e4ts-theorie. Durch die Retraction innerhalb der Substanz entstehen Verdichtungen in den Zellen und Zusammenziehungen in den Forts\u00e4tzen, welche die Contiguit\u00e4t derselben mit anderen Forts\u00e4tzen ver\u00e4ndern und schlechte Leiter, die sogenannten \u201eneuro-dielectiques\u201c bilden sollen. Auf diese Weise kommt eine Druckerh\u00f6hung innerhalb der betreffenden Theile zu Stande, die eine Druckverminderung in anderen Theilen zur Folge hat\nWollte man sich diesen Vorstellungen anschliefsen, so k\u00f6nnte man mit etwas gutem Willen schliefslich noch Erscheinungen der Verminderung oder Erh\u00f6hung der Th\u00e4tigkeit gewisser Centraltheile verstehen. Wenn aber B.-S. die f\u00fcr das Auge scheinbare Vergr\u00f6fserung und Verzerrung der Gegenst\u00e4nde in der Hachischnarkose zur\u00fcckzuf\u00fchren sucht, lediglich auf die durch die Intoxication selbst gr\u00f6feer gewordene und deformirte Zelle (*le corps des neurones \u00e9tait d\u00e9form\u00e9 et augment\u00e9, l\u2019augmentation de volume donnant lieu \u00e0 la macropsieu) so ist es Ref. unm\u00f6glich, ihm in seiner Anschauung zu folgen. Es bestimmt doch schliefslich nicht die Gr\u00f6fse und die Form einer Zelle ihre uns irgendwie bewufst werdende Th\u00e4tigkeit, sondern die Combination des Geschehens in vielen Zellen und Forts\u00e4tzen zugleich wird unsere Kritik \u00fcber die Gr\u00f6fse eines Gegenstandes begr\u00fcnden.\nS\u00e4mmtliche Erscheinungen der Hachischnarkose deutet B.-S. mit H\u00fclfe seiner Hypothese der Druckerh\u00f6hung und -Verminderung in einzelnen Zellensystemen und der dadurch erfolgenden auf- oder absteigenden erschwerten Leitung nach anderen Neuronen hin und schafft auf diese Weise eine Theorie, die man mit vielen Fragezeichen ausstatten mufs. [Dem Ref. erscheint es \u00fcberfl\u00fcssig des N\u00e4heren auf die in Deutschland so ziemlich \u00fcberwundene Plasticit\u00e4tstheorie einzugehen, die vollkommen mit den gefundenen histologischen Befunden und zum Theil physiologischen Thatsachen zu dis-harmoniren scheint. Schliefslich ist aus B.-S.\u2019s Arbeit nicht zu ersehen, ob er je seiner Theorie entsprechende morphologische Befunde nach Vergiftung des Nervensystems mit Hachisch zu Gesicht bekommen hat \u2014 und w\u00e4re es thats\u00e4chlich der Fall \u2014 so w\u00fcrde es auch noch nichts beweisen. Eine gen\u00fcgende Kritik hat die ganze Lehre durch Vebworn in seinem \u201eDas Neuron in der Anatomie und Physiologie, Jena 1900u, gefunden.]\nMerzbacheb (Strafsburg i. E.).\nN. E. Wedensky. Die fundamentalen Eigenschaften des Herren niter Einwirkung einiger Gifte. Pfl\u00fcoer\u2019s Arch. 82, 134\u2014191. 1900.\nVerf. untersuchte am Nervenmuskelpr\u00e4parate des Frosches die Ver\u00e4nderungen der Leitungsf\u00e4higkeit und Erregbarkeit unter der localisirten Einwirkung von Cocain, Chloralhydrat oder Phenol. Oberhalb der narkoti-sirten Nervenstrecke und innerhalb derselben wurde mit tetanisirenden Str\u00f6men gereizt, der Actionsstrom durch das Telephon gemessen und gleichzeitig wurden die Muskelcontractionen graphisch aufgezeichnet.\nDie Arbeit enth\u00e4lt eine Menge feiner detaillirter Beobachtungen, deren","page":256},{"file":"p0257.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n257\nWiedergabe hier nicht m\u00f6glich ist. Es sollen nur die Resultate Erw\u00e4hnung finden, die weitere Ausblicke auf die allgemeine Nervenphy Biologie gestatten.\nIm Gegensatz zu den fr\u00fcheren Methoden \u2014 bei denen minimale Reize an der nicht narkotisirten Stelle angebracht wurden \u2014 konnte nach der neuen Versuchsanordnung nachgewiesen werden, dafs die locale Leitungsf\u00e4higkeit eine Ver\u00e4nderung erleidet, die sowohl im telephonischen Nerventon als auch in den Muskelcontractionen zum Ausdruck kam.\nDie Ver\u00e4nderungen der Leitungsf\u00e4higkeit nehmen im weiteren Verlauf einen paradoxen Charakter an: starke Erregungen\tdurch die\nuarkotisirte Stelle nicht hindurch, sehr m\u00e4fsige Erregungen hingegen rufen tetanische Contractionen hervor.\nDie Reizbarkeit der narkotisirten Nervenstrecke sinkt allm\u00e4hlich und besteht noch deutlich, wenn bereits die Leitungsf\u00e4higkeit aufgehoben ist Es besteht hierbei eine Verschiedenheit f\u00fcr die auf- oder absteigenden In-ductionsstr\u00f6me.\nEine Reihe von Versuchen beweist im scharfen Gegensatz zu den Untersuchungen von Hebzex, dafs die functionellen Eigenschaften der Nerven in reinem Parallelismus stehen zu den Aeufserungen der Actionsstr\u00f6me \u2014 wenn man gewisse Cautelen nicht aufser Acht l\u00e4fst.\nNicht nur nach gasf\u00f6rmigen Giften, auch nach Einwirkung schwacher L\u00f6sungen von Giften stellt sich die urspr\u00fcngliche Function der Nerven wieder ein, eine Thatsache, die \u00fcber die Art und Weise der Einwirkung solcher Gifte auf den Nerven neue Untersuchungen herausfordert.\nBelehrend sind die Versuche \u00fcber \u201eparallele Zeugnisse\u201c des Telephons, Galvanometers und der Muskelcontraction. Jedes derselben spricht seine \u00bbeigene Sprache\u201c, und die Fragen werden jedesmal nach eigener Art beantwortet; deshalb ist das Versagen eines dieser Zeugen f\u00fcr die functioned\u00ab Th\u00e4tigkeit des Nerven noch nicht beweisend.\nMerzbacher (Strafsburg i. E.)\nA Bickel und P. Jacob. Heber neue Bexiehangei zwischen Hirnrinde und hinteren Hftekennurkswuneln hinsichtlich der Bewegnngsregulation beim lande. Sitzungsberichte d. Kgl. Preufs. Acad. d. Wissenschaften z. Berlin 35 '12. Juli), 763\u2014767. 1900.\nIm Anschlufs an seine \u00e4lteren Versuche \u00fcber sensorische Ataxie und Compensation derselben, untersucht Bickel in Gemeinschaft mit Jacob in dieser Ajrbeit die Rolle der sensomotorischen Zonen als Coordinations- und Regulationsorgane atactisch gemachter Thiere. Die Versuche wurden in doppelter Weise angestellt: einmal werden die hinteren Wurzeln durchschnitten und nach Compensation der sich daran anechliefsenden Beeintr\u00e4chtigung der Motilit\u00e4t die sensomotorischen Zonen entfernt, dann zweitens zuerst die Gehirnexstirpation vorgenommen und nach eingetretener Ausgleichung der Bewegungsst\u00f6rungen die sensiblen Wurzeln durchschnitten.\nDie Erscheinungen nach Durchschneidung der hinteren Wurzeln lassen iich drei Stadien zutheilen: 1. dem pseudo-paraplectischen Stadium, 2. dem Stadium der ausgesprochenen Ataxie, 3. dem Stadium der Compensation. Wartet man das dritte Stadium ab und entfernt dann die sensomotorischen Zeitschrift fttr Psychologie \u00fc6.\t11","page":257}],"identifier":"lit31463","issued":"1901","language":"de","pages":"256-257","startpages":"256","title":"N. E. Wedensky: Die fundamentalen Eigenschaften des Nerven unter Einwirkung einiger Gifte. Pfl\u00fcger's Arch. 82, 134-191. 1900","type":"Journal Article","volume":"26"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:15:56.941557+00:00"}