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{"created":"2022-01-31T16:24:06.093249+00:00","id":"lit31465","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schultze, Ernst","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 26: 258-259","fulltext":[{"file":"p0258.txt","language":"de","ocr_de":"'\u00ab258\t1 Literaturbericht\n\u2018 Zonen f\u00fcr s\u00e4mmtliche Extremit\u00e4ten, so sieht man in den hinteren Extremi-\u2018 t\u00e4ten neuerdings die f\u00fcr das erste Stadium charakteristischen St\u00f6rungen ein-' setzen, d. h. hochgradige motorische Beeintr\u00e4chtigungen auftreten. Dieselben \u2018 gehen allm\u00e4hlich wieder durch das zweite Stadium hindurch in das dritte der Compensation \u00fcber, ohne dafs aber dieselbe wieder die Vollkommenheit \u2019 erreicht, wie vor der Rindenabtragung. \u2014 Besonders lehrreich gestalten sich die Versuche, wenn man das Verhalten der vorderen Extremit\u00e4ten, die ihre\n\u25a0\tSensibilit\u00e4t, soweit sie durch die hinteren Wurzeln bedingt ist, beibehalten haben, mit dem der doppelt gesch\u00e4digten hinteren Extremit\u00e4ten vergleicht: f\u00fcr die vorderen Extremit\u00e4ten bestehen lediglich die f\u00fcr die Rindenabtragung charakteristischen St\u00f6rungen (leichtes Anschl\u00e4gen der F\u00fcfse gegen den Boden), hingegen in den Hinterbeinen : 1. erneutes Auftreten der Bewegungsst\u00f6rungen wie nach der An\u00e4sthesirung seiner Zeit, 2. die Combination der An\u00e4sthesirung mit der Rindenabtragung, die sich als Bewegung mit \u00e4ufserst \u201eexplosivem\u201c Charakter documentirt.\nBei der zweiten Versuchsanordnung ergab die zuerst erfolgende Rindenabtr\u00e4gurig zuerst einen leicht paretischen Gang, der sp\u00e4ter mehr spastisch-\u00e4tactisch wurde. Es tritt nach einiger Zeit auch hier Compensation ein und zwar mit H\u00fclfe der Sensibilit\u00e4t der betreffenden Gliedmaafsen. Werden in diesem Compensationsstadium die hinteren Wurzeln durchschnitten, so treten analoge Bewegungsst\u00f6rungen ein gleich denen, die sich oben bei der .ersten Versuchsanordnung als Combination beider Operationen ergeben hatten.\nDas Resultat dieser Versuche bringeri die Autoren mit der klinischen\n\u25a0\tErfahrung in Einklang, dafs Tabiker mit hochgradiger Ataxie noch weitgehende Besserungen ihrer Coordinationsst\u00f6rungen erzielen k\u00f6nnen und\n-zwar vermuthlich dadurch, dafs die sensomotorischen Rindencentren mit H\u00fclfe anderer Sinne die Regulation \u00fcbernehmen.\n:\tMerzbacher (Strafsburg i. E.).\nAlbert Hagen. Die sexuelle Osphr\u00e9siologie. Die Beziehungen des Geruchssinnes und der Ger\u00fcche zur menschlichen Gesehleehtsth\u00e4tigkeit. Erg\u00e4nzungsband der Studien zur Geschichte des menschlichen Geschlechtslebens. Charlottenburg, H. Barsdorf, 1900. 290 S.\t\u2022\nVerf. macht im vorliegenden Buche den eigenartigen Versuch, die Be-: deutung des Geruchssinnes f\u00fcr die Sexualsph\u00e4re zu er\u00f6rtern und sie, soweit - es ang\u00e4ngig ist, zu erkl\u00e4ren. Ein derartiger Versuch muthet uns freilich etwas sonderbar an, und das tritt uns auch in der rein \u00e4ufserlichen That-: sache entgegen, dafs in der mitgetheilten und \u00fcberraschend reichen Bibliographie die franz\u00f6sische Literatur bei Weitem \u00fcberwiegt. Auch der Name Osphr\u00e9siologie stammt von einem franz\u00f6sischen Werke, welches Hippol. Cloquet zum Verf. hat und 1821 in Paris erschien.\nVerf. bespricht der Reihe nach die physiologischen, psychologischen, pathologischen und ethnologischen Beziehungen, die zwischen dem Geruchssinn und dem Geschlechtsleben bestehen, bespricht dann die Wirkung der verschiedenen in Betracht kommenden Parfums, denen als Surrogaten der Sexuellen Ger\u00fcche eine Rolle bei der Erregung der Geschleehtsth\u00e4tig-keit zugeschrieben wird', und zeigt an der Hand zahlreicher Citate, dafs","page":258},{"file":"p0259.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht\n259\n\u00aboch in der Literatur diese Verh\u00e4ltnisse mit besonderer Bevorzugung des Sexualduftes des Weibes er\u00f6rtert werden.\nDie Art des Stoffes bringt es mit sich, dafs vielfach nur vereinzelte Beobachtungen, Mittheilungen, Erfahrungen mit kritischer Sichtung neben einander gestellt werden.\nDafs gerade dem Geruchssinn eine Bedeutung f\u00fcr die sexuelle Th\u00e4tig-keit xugeschrieben wird und auch zukommt, ist zum grofBen Theil wohl darin begr\u00fcndet, dafs er ein exquisit affectiver Sinn ist. Kaum ein Sinn beherrscht so wie er die Stimmungen und die Gef\u00fchle. Interessant ist der von Zwaabdxmakeb erbrachte Nachweis, dafs alle thierischen Ger\u00fcche, welche die Sexualit\u00e4t beeinflussen, einer bestimmten Gruppe chemischer Verbindungen angeh\u00f6ren und zwar der der Fetts\u00e4uren, speciell der Caprylgruppe.\nDer Geruchssinn hat an Sch\u00e4rfe bei dem heutigen civilisirten Menschen gegen\u00fcber den Naturv\u00f6lkern gewaltig eingeb\u00fcfst und dementsprechend an Bedeutung f\u00fcr das Geschlechtsleben verloren. Geruch und normale Liebe haben mit einander wenig zu thun. Wo das doch der Fall ist, ist es etwas K\u00fcnstliches, ein Zeichen des Atavismus. Hiermit stimmt auch \u00fcberein, dafs \u2022die abnormen, oft geradezu unerkl\u00e4rlichen Handlungen vieler Fetischisten \u00abo einer Deutung zug\u00e4nglich sind.\tEbnst Sch\u00fcltze (Andernach).\n\u00a3. Hitzig. Ueber das corticale Sehen des Hmdes. Vortrag gehalten in der Section f\u00fcr Neurologie des XIII. internationalen medicinischen Congresses zu Paris. Archiv f. Psychiatrie 33 (3). 1900.\n- Ueber den Mechanismus gewisser corticaler Sehst\u00dfrnngen des Hundes.\nBerliner ldin. Wochenschr. (45). 1900. 10 S.\nDie Resultate jahrelanger Untersuchungen, die in beiden Abhandlungen Tiedergegeben werden, sind im Stande, ganz neue Gesichtspunkte in der viel umstrittenen Frage \u00fcber die corti\u00e7ale Localisation des Sehens beim Hunde zu schaffen. Diese Frage ist es auch vorz\u00fcglich gewesen, die innerhalb des Lagers der Anh\u00e4nger der Localisationstheorie neue Meinungsverschiedenheiten geschaffen hat. W\u00e4hrend M\u00fcnk auf der einen Seite .die Existenz eines specifischen corticalen Sehcentrums bewiesen zu haben glaubte, hatten andere Forscher und vorz\u00fcglich Hitzig nach Operationen verschiedener Gehirntheile Sehst\u00f6rungen sich einstellen sehen. Hitzig\u2019s neue Untersuchungen sollen nun beweisen, dafs M\u00fcnk's Theorie nicht aufrecht erhalten werden kann, und dafs auf der anderen Seite das geschilderte Verhalten der Sehfunction mit der Lehre der Localisation in Einklang sich bringen l\u00e4fst.\nHitzig legte sich zwei Fragen vor: entweder hat der Hund nur ein corticales Sehcentrum im Hinterhauptslappen, oder deren mehrere, von denen eines im Vorderhirn liegen m\u00fcfste. W\u00e4re Letzteres der Fall, so m\u00fcfste successive Verletzung der verschiedenen Centren bereits vorhandene Sehst\u00f6rungen erh\u00f6hen oder bereits verschwundene wieder in Kraft treten lassen; im ersten Falle aber m\u00fcfsten solche Erscheinungen nicht eintreten.\nBevor H. an die Ausf\u00fchrung dieses Versuchsplanes ging, pr\u00fcfte er verschiedene Methoden zur Verletzung des Hirnes, k\u00e4mpfte an gegen M\u00fcnk\u2019s immer wieder auftretende Behauptung, dafs Verletzung des Gyrus \u00abigmoideus seine sogenannte Sehsph\u00e4re mitbeleidige, untersuchte schliefs-\n17*","page":259}],"identifier":"lit31465","issued":"1901","language":"de","pages":"258-259","startpages":"258","title":"Albert Hagen: Die sexuelle Osphresiologie. Die Beziehungen des Geruchssinnes und der Ger\u00fcche zur menschlichen Geschlechtsth\u00e4tigkeit. Erg\u00e4nzungsband der Studien zur Geschichte des menschlichen Geschlechtslebens. Charlottenburg, H. 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