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{"created":"2022-01-31T16:32:33.484644+00:00","id":"lit31466","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Merzbacher","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 26: 259-261","fulltext":[{"file":"p0259.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht\n259\n\u00aboch in der Literatur diese Verh\u00e4ltnisse mit besonderer Bevorzugung des Sexualduftes des Weibes er\u00f6rtert werden.\nDie Art des Stoffes bringt es mit sich, dafs vielfach nur vereinzelte Beobachtungen, Mittheilungen, Erfahrungen mit kritischer Sichtung neben einander gestellt werden.\nDafs gerade dem Geruchssinn eine Bedeutung f\u00fcr die sexuelle Th\u00e4tig-keit xugeschrieben wird und auch zukommt, ist zum grofBen Theil wohl darin begr\u00fcndet, dafs er ein exquisit affectiver Sinn ist. Kaum ein Sinn beherrscht so wie er die Stimmungen und die Gef\u00fchle. Interessant ist der von Zwaabdxmakeb erbrachte Nachweis, dafs alle thierischen Ger\u00fcche, welche die Sexualit\u00e4t beeinflussen, einer bestimmten Gruppe chemischer Verbindungen angeh\u00f6ren und zwar der der Fetts\u00e4uren, speciell der Caprylgruppe.\nDer Geruchssinn hat an Sch\u00e4rfe bei dem heutigen civilisirten Menschen gegen\u00fcber den Naturv\u00f6lkern gewaltig eingeb\u00fcfst und dementsprechend an Bedeutung f\u00fcr das Geschlechtsleben verloren. Geruch und normale Liebe haben mit einander wenig zu thun. Wo das doch der Fall ist, ist es etwas K\u00fcnstliches, ein Zeichen des Atavismus. Hiermit stimmt auch \u00fcberein, dafs \u2022die abnormen, oft geradezu unerkl\u00e4rlichen Handlungen vieler Fetischisten \u00abo einer Deutung zug\u00e4nglich sind.\tEbnst Sch\u00fcltze (Andernach).\n\u00a3. Hitzig. Ueber das corticale Sehen des Hmdes. Vortrag gehalten in der Section f\u00fcr Neurologie des XIII. internationalen medicinischen Congresses zu Paris. Archiv f. Psychiatrie 33 (3). 1900.\n- Ueber den Mechanismus gewisser corticaler Sehst\u00dfrnngen des Hundes.\nBerliner ldin. Wochenschr. (45). 1900. 10 S.\nDie Resultate jahrelanger Untersuchungen, die in beiden Abhandlungen Tiedergegeben werden, sind im Stande, ganz neue Gesichtspunkte in der viel umstrittenen Frage \u00fcber die corti\u00e7ale Localisation des Sehens beim Hunde zu schaffen. Diese Frage ist es auch vorz\u00fcglich gewesen, die innerhalb des Lagers der Anh\u00e4nger der Localisationstheorie neue Meinungsverschiedenheiten geschaffen hat. W\u00e4hrend M\u00fcnk auf der einen Seite .die Existenz eines specifischen corticalen Sehcentrums bewiesen zu haben glaubte, hatten andere Forscher und vorz\u00fcglich Hitzig nach Operationen verschiedener Gehirntheile Sehst\u00f6rungen sich einstellen sehen. Hitzig\u2019s neue Untersuchungen sollen nun beweisen, dafs M\u00fcnk's Theorie nicht aufrecht erhalten werden kann, und dafs auf der anderen Seite das geschilderte Verhalten der Sehfunction mit der Lehre der Localisation in Einklang sich bringen l\u00e4fst.\nHitzig legte sich zwei Fragen vor: entweder hat der Hund nur ein corticales Sehcentrum im Hinterhauptslappen, oder deren mehrere, von denen eines im Vorderhirn liegen m\u00fcfste. W\u00e4re Letzteres der Fall, so m\u00fcfste successive Verletzung der verschiedenen Centren bereits vorhandene Sehst\u00f6rungen erh\u00f6hen oder bereits verschwundene wieder in Kraft treten lassen; im ersten Falle aber m\u00fcfsten solche Erscheinungen nicht eintreten.\nBevor H. an die Ausf\u00fchrung dieses Versuchsplanes ging, pr\u00fcfte er verschiedene Methoden zur Verletzung des Hirnes, k\u00e4mpfte an gegen M\u00fcnk\u2019s immer wieder auftretende Behauptung, dafs Verletzung des Gyrus \u00abigmoideus seine sogenannte Sehsph\u00e4re mitbeleidige, untersuchte schliefs-\n17*","page":259},{"file":"p0260.txt","language":"de","ocr_de":"260\nLiteraturbericht.\nlieh das Verh\u00e4ltnifs des Gyrus sigmoideus und der sogenannten Sehsphftre zum Sehen.\nBlofse Er\u00f6ffnung der Sch\u00e4delh\u00f6hle in gr\u00f6fserer Ausdehnung, Abtragen der Dura ohne Verletzung der Pia giebt bereits meist sehr starke nutri-torische St\u00f6rungen, die einer Verletzung circumscripter Rindentheile gleichzustellen ist, zur Verletzungsmethode sich aber wegen der inconstanten Resultate nicht eignet. Das ist das, was am meisten in den Ausf\u00fchrungen \u00fcber Methodik interessirt. Auf Grund dieser Methode wurde auch Muirx\u2019s beliebter Einwand zerst\u00f6rt: einfache Abtragung der Dura \u00fcber den Gyrus sigmoideus bei nachfolgender Heilung per primam ergab unter 8 F\u00e4llen 7mal Sehst\u00f6rung. Noch entschiedenere Verletzungen dieses Gyrus ergaben mit grofser Sicherheit Sehst\u00f6rungen. Ging hingegen dieeen Operationen eine Verletzung der \u201eSehsph\u00e4re\u201c voraus und waren die dadurch bedingten Sehst\u00f6rungen ausgeglichen, so blieb ein erneutes Auftreten derselben aus. Aus dieser Versuchsanordnung geht hervor:\n1.\tEin zweites corticales optisches Centrum ist jedenfalls nicht im Gyrus sigmoideus gelegen.\n2.\tDas Eintreten von Sehst\u00f6rungen nach prim\u00e4ren Verletzungen dieses Gyrus spricht daf\u00fcr, dafs zwischen ihm und einer hypothetischen Sehsph\u00e4re directe oder indirecte Beziehungen bestehen.\nDie in umgekehrter Reihenfolge vorgenommene Doppeloperation ergab ein \u00fcberraschendes Resultat: wurde zuerst der Gyrus sigm. verletzt, so ergab secund\u00e4re Verletzung der sogenannten Sehsph\u00e4re in der Regel nicht einmal eine Spur von Sehst\u00f6rung. Auch daraus wieder zwei Schl\u00fcsse:\n1.\tDie Stelle A I (so bezeichnet Munk seine Sehsph\u00e4re) kann unm\u00f6glich das eigentliche Sehcentrum sein, da seine Verletzung unter allen Umst\u00e4nden eine St\u00f6rung nach sich ziehen m\u00fcfste.\n2.\tAuch hier m\u00fcssen gewisse Verbindungen mit dem eigentlichen Sehcentrum vorhanden sein.\nDas Resultat fafst H. mit folgenden Worten zusammen: Es besteht also ein Mechanismus, welcher den Sehact bei prim\u00e4ren Operationen derart aufser Function setzt, dafs er dadurch gleichsam eine Immunit\u00e4t gegen secund\u00e4re Operationen gewinnt Dieser Mechanismus wird wahrscheinlich durch Vermittelung subcorticaler Centren wirksam.\nDie zweiteAbhandlung besch\u00e4ftigt sich mit der Natur des Mechanismus. Nachdem bewiesen war, dafs die Sehst\u00f6rung nicht durch Verletzung optischer Centren bedingt war, blieb noch die Annahme, dafs dieselbe als Folge einer Hemmung der Th\u00e4tigkeit solcher Centren aufzufassen sei und es ergab sich die Frage: Greift die Hemmung in den corticalen oder subcorticalen Centren an? Das Studium einer die Sehst\u00f6rung begleitenden und mit ihr in Zusammenhang stehenden Erscheinung, des Lidsehlufsreflexes, erwies sich f\u00fcr die Beantwortung der Frage am geeignetsten. Die Ergebnisse lassen sich kurz dahin zusammenfassen : bei Eingriffen in dem motorischen Theil der Rinde (Gyr. sigm.) sind nicht nur die anderweitigen, sondern auch die mit dem Sehact in Zusammenhang stehenden motorischen Functionen, d. h. der optische Lidreflex, regelm\u00e4fsig gest\u00f6rt, w\u00e4hrend bei Eingriffen in dem sensuellen Theil der Rinde die motorischen Functionen prim\u00e4r ungest\u00f6rt sein k\u00f6nnen, da ein Eingriff in den Gyrus sigm. nur un-","page":260},{"file":"p0261.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n261\nerhebliche Sehst\u00f6rungen, dagegen eine erhebliche des optischen Reflexes ergab, so kann dies nicht auf eine Hemmung optischer Centren, also auch nicht corticaler optischer Centren beruhen. Aus mehreren experimentellen Thatsachen geht hervor, dafs auch die motorische Hirnrinde nicht der Angriffspunkt sein kann. Somit bleibt das subcorticale motorische Centrum als das einzige Organ \u00fcbrig, welches f\u00fcr die Hemmung des optischen Reflexes verantwortlich gemacht werden kann. An der Hand dieser Annahme lassen sich die gemachten Beobachtungen erkl\u00e4ren: nach Verletzung der Stelle AI sind Sehst\u00f6rungen vorhanden, das Verhalten des optischen Reflexes hingegen variirt. Die Differenz der Erscheinungen wird dadurch bedingt, dafs der Reiz von AI ausgehend zun\u00e4chst das subcorticale optische Centrum trifft, in ihm aber eine mehr oder minder starke \u201eSchranke\u201c findet, bis er das subcorticale motorische Centrum beeinflussen kann. \u2014 Reize vom Gyrus sigmoideus aus treffen zun\u00e4chst auf das subcorticale motorische Centrum, dies setzt eine m\u00e4chtigere \u201eSchranke\u201c als das subcorticale optische Centrum, so dafs der optische Reflex ausbleibt, die Hemmnng des Sehactes aber gering bleibt.\nF\u00fcr die Erkl\u00e4rung der Erscheinungen bei combinirten Operationen, nach denen eine secund\u00e4re Hemmung des Sehactes ausbleibt, leistet die Aufstellung subcorticaler Centren folgendes: Giebt man zu, dafs L\u00e4sionen von AI und des Gyrus sigmoideus die subcorticalen optischen und motorischen Centren beeinflussen, so mufs auch \u2014 nach der Ansicht des Verf. \u2014 angegeben werden, dafs durch jene Eingriffe in die Rinde Ver\u00e4nderungen in den subcorticalen Centren hervorgebracht werden, vielleicht auf Basis \u00abeeund\u00e4rer Degenerationen. Diese Ver\u00e4nderungen dehnen sich in jedem Falle von dem einen subcorticalen Centrum auf das andere aus, so dafs sp\u00e4ter in umgekehrter Leitungsrichtung projicirte Reize ihre Wirksamkeit auf die subcorticalen Angriffspunkte einb\u00fcfsen.\n[Verf. giebt selbst zu, dafs diese Erkl\u00e4rung der neu aufgefundenen Thatsachen noch manche Fragen herausfordert. Dem Ref. erscheint vor Allem jene Annahme von degenerirten Verbindungsbahnen zwischen sub-corticalem motorischen und optischem Centrum noch sehr der Aufkl\u00e4rung bed\u00fcrftig. Sollten wirklich nach Eingriffen in der Rinde Degenerationen in jenen Verbindungsbahnen der erw\u00e4hnten Centren sich einstellen, so m\u00fcfsten derartige Degenerationen auch den optischen Reflex f\u00fcr immer unm\u00f6glich machen, da derselbe doch nothwendig vom optischen Centrum auf das motorische Centrum \u00fcberzugehen hat. Hitzig erw\u00e4hnt aber das Verhalten eines Hundes, der nach Verletzung der Stelle AI zwar hochgradige Sehst\u00f6rungen, niemals aber Aufhebung des optischen Reflexes zeigte.]\nMebzbacher (Strafsburg i. E.),\nEn. Hitzig. Bnghlings Jackson and die motorischen Rindencentren im Uchte physiologischer Forschung. Gelesen in der Neurological Society of London den 29. November 1900. Berlin, Aug. Hirschwald, 1901. 39 S. - Inghlings Jackson and the Cortical Motor Centres in the Light of Physiological Research. Brain *23 (92), 545\u2014581. 1900.\nNach einer W\u00fcrdigung der Verdienste Jackson\u2019s, der die nach ihm benannten corticalen Kr\u00e4mpfe zuerst zutreffend gedeutet und ihre Lage un-","page":261}],"identifier":"lit31466","issued":"1901","language":"de","pages":"259-261","startpages":"259","title":"E. Hitzig: Ueber das corticale Sehen des Hundes. Vortrag gehalten in der Section f\u00fcr Neurologie des XIII. internationalen medicinischen Congresses zu Paris. Archiv f. Psychiatrie 33 (3). 1900./ E. Hitzig: Ueber den Mechanismus gewisser corticaler Sehst\u00f6rungen des Hundes. Berliner klin. Wochenschr. (45). 1900. 10 S","type":"Journal Article","volume":"26"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:32:33.484650+00:00"}