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{"created":"2022-01-31T16:14:48.514547+00:00","id":"lit31478","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Giessler","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 23: 128-129","fulltext":[{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128\nLitera turberich t.\nFreilich mufs man sich in der n\u00e4chsten Zeit noch sehr vor weitergehenden Schl\u00fcssen h\u00fcten. Vorl\u00e4ufig kommt es nur darauf an, m\u00f6glichst reichliches und m\u00f6glichst sicheres Thatsachenmaterial zu sammeln und zu ordnen* Das sonst so vortreffliche Buch von Binet und Henri lieferte in einem Falle, in der Untersuchung \u00fcber das Verh\u00e4ltnifs zwischen Erm\u00fcdung und Nahrungsaufnahme, ein gutes Beispiel, wie gef\u00e4hrlich es ist, auf ungen\u00fcgend breiter Erfahrungsbasis Folgerungen zu ziehen. Eine andere Aufgabe ist gegenw\u00e4rtig, die Forschungsmethoden auszubilden und zu vermehren. In dieser Richtung liegt ein Hauptverdienst des BiNET-HENRi'schen Buches. Die Forscher haben eine vollkommene Methodologie geschaffen \u2014 oder, um uns genauer als der Verf. dieses Artikels auszudr\u00fccken, sie haben die Methoden, die andere, Deutsche und Amerikaner, angewendet haben, kritisch gepr\u00fcft und zusammengestellt. Einen weiteren Beweis f\u00fcr die Leistungsf\u00e4higkeit der noch so jungen Wissenschaft der P\u00e4dologie geben die Arbeiten des schon erw\u00e4hnten Vit. Vitali: Studi antropoligici in servizio della pedagogia (1896). Auf ihre Ergebnisse einzugehen, ist hier nicht der Ort. Aber jedenfalls geben sie Blum recht, wenn er der P\u00e4dologie ein weites Feld der Forschung zuspricht. Uebrigens hat man in Frankreich den Werth derartiger Untersuchung auch endlich erkannt. Nicht nur an der Sorbonne, sondern auch in Lille ist ein Institut f\u00fcr Erziehungswissenschaft nach dem Vorbild der amerikanischen Child-Study-Institute errichtet worden. Mit der Hoffnung, dafs bald jede Universit\u00e4t solch ein p\u00e4do-logisches Institut besitzt, schliefst der beredte Sachwalter der P\u00e4dologie sein Pl\u00e4doyer f\u00fcr die junge Wissenschaft.1\tOffner (M\u00fcnchen).\nM. A. MacDonald. Observations et exp\u00e9riences psycho-physiologiqves sur les enfants. Revue scientifique 12 (3), 70\u201473. 1899.\nDie Beobachtungen beziehen sich auf Kinder in den Schulen der vereinigten Staaten Nordamerika^.\nBei den Kindern der Berge von Nord-Karolina findet man einen gr\u00f6fseren Procentsatz von Dolichocephalen und einen geringeren von Brachycephalen als bei den Sch\u00fclern von Washington. Der Localisations-sinn ist weniger entwickelt und die Kraft der H\u00e4nde st\u00e4rker bei ersteren als bei letzteren. Ebenso verh\u00e4lt es sich mit den M\u00e4dchen. Der Unterschied der Empfindlichkeit zwischen rechter und linker Handwurzel ist variabler auf den Bergen als in den Schulen von Washington.\nBei den Sch\u00fclern von New-Haven bemerkte Verf. eine graduelle Vermehrung der Geschicklichkeit, Gewichte zu unterscheiden vom 6. bis zum 13. Jahre. Nach 12 Jahren erlangen die M\u00e4dchen eine gr\u00f6fsere Lungen-capacit\u00e4t, die Knaben nicht vor dem 14. Jahre. Die Lebenswende erfolgt sp\u00e4ter bei den Knaben als bei den M\u00e4dchen. Die Geschicklichkeit steigt mit dem Alter, die Geschicklichkeit der Bewegung entspricht dem K\u00f6rper-\n1 Mit diesem Aufsatze deckt sich in mancher Beziehung der vom gleichen Verf. stammende Artikel: Le mouvement p\u00e9dologique et p\u00e9d* gogique. Rev. philos. 46 (11), 1898. Vgl. die Besprechung desselben in dieser Zeitschr. 22, 61 ff.","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"Lite ratiirbericht.\n129\ngewicht and der Statur. Die Pubert\u00e4t \u00fcbt einen Einflufs aus auf die Schnelligkeit und Sicherheit der Action. Zwischen 11 und 12 Jahren handeln die intelligenten und nicht intelligenten Sch\u00fcler mit derselben Geschicklichkeit. Unter den \u00e4lteren Kindern reagiren Kinder der ersten Art rascher als solche der letzteren. Fast alle Kinder von 11 Jahren haben dieselbe Geschicklichkeit. Im Allgemeinen besitzen die intelligentesten Kinder auch den exactesten Zeitsinn.\nWas drittens die Sch\u00fcler von Kansas City betrifft, so stellte sich bei den M\u00e4dchen der h\u00f6heren Classen heraus, dafs sie rascher lernten als die Knaben. Im Alter von 10 Jahren besteht nur eine geringe Differenz bez\u00fcglich der Statur und des Gleichgewichts bei beiden Geschlechtern, zwischen 11 und 12 Jahren wachsen die M\u00e4dchen rascher als die Knaben.\nUnter den Sch\u00fclern von Milwaukee sind die Knaben gr\u00f6fser bis zum 12. Jahre und schwerer bis zum 13. Mit 17 Jahren ungef\u00e4hr h\u00f6ren die M\u00e4dchen auf zu wachsen. Die Kinder amerikanischer Herkunft sind gr\u00f6fser als die Kinder von fremden Eltern. Die Kinder von Milwaukee sind gr\u00f6fser als die von Boston. Also je sp\u00e4rlicher die Bev\u00f6lkerung, je geringer der Kampf ums Dasein, um so gr\u00f6fser die Statur. Das st\u00e4dtische Leben hemmt das Wachsthum. Bei Ehen zwischen Amerikanern und Fremden erscheinen die Kinder mit der Natur der gr\u00f6fseren der beiden Ehegatten. \u2014\nM\u00f6gen diese Thatsachen sorgf\u00e4ltig gesammelt sein, so dafs sie die Grundlagen f\u00fcr weitere Untersuchungen \u00e4hnlicher Art in anderen Staaten bilden k\u00f6nnten, so fehlt doch bis jetzt die feinere Verarbeitung im Sinne bestimmter allgemeiner Besultate noch faBt g\u00e4nzlich. Auch sieht man nicht ein, weshalb die Untersuchungen gerade in den genannten St\u00e4dten vorgenommen sind. Verf. verr\u00e4th uns nicht, ob die Bewohner dieser St\u00e4dte besonders typisch sind. Unm\u00f6glich kann man auf diese Weise ein allgemeines Bild gewinnen.\tGiessler (Erfurt).\nC. Andrea e. Zur Psychologie der Examina. Zeitschr. f. p\u00e4dagogische Psycho-logic 1 (3), 113-126. 1899.\nVerf., ein praktischer Schulmann mit vielj\u00e4hriger Erfahrung, unterzieht hier die Examina nach ihren Wirkungen auf Sch\u00fcler und Schule, Lehrer und Lehrplan einer scharfen Kritik, welche keineswegs zu Gunsten derselben ausf\u00e4llt und zur Forderung einer m\u00f6glichsten Beschr\u00e4nkung dieses freilich nothwendigen Uebels f\u00fchrt.' Jeder Schulmann wird diesen Ausf\u00fchrungen im Grofsen und Ganzen zustimmen k\u00f6nnen.\nOffner (M\u00fcnchen).\nJ. Stimpfl. Stand der Kinderpsychologie in Europa und Amerika. Zeit sehr. f. P\u00e4dag. Psychol 1, 344\u2014361. 1899.\nSt. fafst in knapper Weise das auf dem Gebiete der KindesforBchung Geleistete zusammen und erm\u00f6glicht dem Leser rasche Orientirung. Deutschland, die Heimath dieses Wissenszweiges, hat u. A. in Preyer und Ufer f\u00fchrende Geister gefunden; Frankreich kn\u00fcpft seine Erfolge an Namen wie Pkrkz, Compayr\u00e9, Binet. Italien steht weit hinter beiden L\u00e4ndern zur\u00fcck, England \u00fcberfl\u00fcgelt sie (Sully). Als wahre Pflegst\u00e4tte der Kindesforschung\n9\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 23.","page":129}],"identifier":"lit31478","issued":"1900","language":"de","pages":"128-129","startpages":"128","title":"M. A MacDonald: Observations et exp\u00e9riences psycho-physiologiques sur les enfants. Revue scientifique 12 (3), 70-73. 1899","type":"Journal Article","volume":"23"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:14:48.514553+00:00"}