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{"created":"2022-01-31T16:31:02.797179+00:00","id":"lit31480","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Stern, W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 23: 129-130","fulltext":[{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"Lite ratiirbericht.\n129\ngewicht and der Statur. Die Pubert\u00e4t \u00fcbt einen Einflufs aus auf die Schnelligkeit und Sicherheit der Action. Zwischen 11 und 12 Jahren handeln die intelligenten und nicht intelligenten Sch\u00fcler mit derselben Geschicklichkeit. Unter den \u00e4lteren Kindern reagiren Kinder der ersten Art rascher als solche der letzteren. Fast alle Kinder von 11 Jahren haben dieselbe Geschicklichkeit. Im Allgemeinen besitzen die intelligentesten Kinder auch den exactesten Zeitsinn.\nWas drittens die Sch\u00fcler von Kansas City betrifft, so stellte sich bei den M\u00e4dchen der h\u00f6heren Classen heraus, dafs sie rascher lernten als die Knaben. Im Alter von 10 Jahren besteht nur eine geringe Differenz bez\u00fcglich der Statur und des Gleichgewichts bei beiden Geschlechtern, zwischen 11 und 12 Jahren wachsen die M\u00e4dchen rascher als die Knaben.\nUnter den Sch\u00fclern von Milwaukee sind die Knaben gr\u00f6fser bis zum 12. Jahre und schwerer bis zum 13. Mit 17 Jahren ungef\u00e4hr h\u00f6ren die M\u00e4dchen auf zu wachsen. Die Kinder amerikanischer Herkunft sind gr\u00f6fser als die Kinder von fremden Eltern. Die Kinder von Milwaukee sind gr\u00f6fser als die von Boston. Also je sp\u00e4rlicher die Bev\u00f6lkerung, je geringer der Kampf ums Dasein, um so gr\u00f6fser die Statur. Das st\u00e4dtische Leben hemmt das Wachsthum. Bei Ehen zwischen Amerikanern und Fremden erscheinen die Kinder mit der Natur der gr\u00f6fseren der beiden Ehegatten. \u2014\nM\u00f6gen diese Thatsachen sorgf\u00e4ltig gesammelt sein, so dafs sie die Grundlagen f\u00fcr weitere Untersuchungen \u00e4hnlicher Art in anderen Staaten bilden k\u00f6nnten, so fehlt doch bis jetzt die feinere Verarbeitung im Sinne bestimmter allgemeiner Besultate noch faBt g\u00e4nzlich. Auch sieht man nicht ein, weshalb die Untersuchungen gerade in den genannten St\u00e4dten vorgenommen sind. Verf. verr\u00e4th uns nicht, ob die Bewohner dieser St\u00e4dte besonders typisch sind. Unm\u00f6glich kann man auf diese Weise ein allgemeines Bild gewinnen.\tGiessler (Erfurt).\nC. Andrea e. Zur Psychologie der Examina. Zeitschr. f. p\u00e4dagogische Psycho-logic 1 (3), 113-126. 1899.\nVerf., ein praktischer Schulmann mit vielj\u00e4hriger Erfahrung, unterzieht hier die Examina nach ihren Wirkungen auf Sch\u00fcler und Schule, Lehrer und Lehrplan einer scharfen Kritik, welche keineswegs zu Gunsten derselben ausf\u00e4llt und zur Forderung einer m\u00f6glichsten Beschr\u00e4nkung dieses freilich nothwendigen Uebels f\u00fchrt.' Jeder Schulmann wird diesen Ausf\u00fchrungen im Grofsen und Ganzen zustimmen k\u00f6nnen.\nOffner (M\u00fcnchen).\nJ. Stimpfl. Stand der Kinderpsychologie in Europa und Amerika. Zeit sehr. f. P\u00e4dag. Psychol 1, 344\u2014361. 1899.\nSt. fafst in knapper Weise das auf dem Gebiete der KindesforBchung Geleistete zusammen und erm\u00f6glicht dem Leser rasche Orientirung. Deutschland, die Heimath dieses Wissenszweiges, hat u. A. in Preyer und Ufer f\u00fchrende Geister gefunden; Frankreich kn\u00fcpft seine Erfolge an Namen wie Pkrkz, Compayr\u00e9, Binet. Italien steht weit hinter beiden L\u00e4ndern zur\u00fcck, England \u00fcberfl\u00fcgelt sie (Sully). Als wahre Pflegst\u00e4tte der Kindesforschung\n9\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 23.","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"130\nLiteraturbericht.\naber mufs gegenw\u00e4rtig Nordamerika gelten, wo nicht nur durch t\u00fcchtige Pers\u00f6nlichkeiten \u2014 Stanley Hall, Eabl Barnes, Baldwin \u2014 sondern auch durch zahlreiche Vereine und Zeitschriften daf\u00fcr gesorgt wird, das Interesse an der kinderpsychologischen Bewegung aus einer engen Sph\u00e4re heraus in weite Kreise zu tragen und volksth\u00fcmlich zu machen. Neuerdings beginnen sich auch in Deutschland \u00e4hnliche Tendenzen zu regen.\nW. Stern (Breslau).\nP. J. M\u00f6bius. Ueber das mathematische Talent. Wiener klinische Rundschau\n(1). 1900.\nAm 22. Oktober 1899 hat M\u00f6bius in der Versammlung mitteldeutscher Neurologen und Psychiater in Leipzig einen Vortrag \u00fcber das mathematische Talent gehalten. Der Vortrag war damals von der Demonstration einer Reihe von Bildern grofser Mathematiker begleitet ; er ist nunmehr \u2014 aber eben leider ohne alle Abbildungen \u2014 in der Wiener klinischen Rundschau im Druck erschienen. So ist es f\u00fcr denjenigen, welcher an jener Versammlung nicht theilnahm, nicht m\u00f6glich, sich ein Urtheil \u00fcber die Richtigkeit der M\u00f6mus\u2019schen Lehre zu bilden.\nM\u00f6bius ist, offenbar angeregt durch das Studium der GALL\u2019schen Schriften, \u00fcber die er uns in trefflicher Darstellung in den ScHMiDT\u2019schen Jahrb\u00fcchern berichtet hat, auf Grund eingehender Untersuchungen ein partieller Gall redivivus geworden. Der Gedankengang seiner Ausf\u00fchrungen ist : Das mathematische Talent wird nicht erworben, sondern mit zur Welt gebracht; es ist nicht proportional den anderen geistigen^F\u00e4hig-keiten, sondern kann bei grofser Intelligenz klein sein und umgekehrt Es ist eine umschriebene Geistesf\u00e4higkeit. Es zeigt sich meist schon in fr\u00fcher Jugend. Beweis z. B. Gauss. Das mathematische Talent ist da, wo es \u00fcberhaupt ererbt ist, vom Vater ererbt. Der besonderen Geistes beschaffenheit des Mathematikers entspricht auch eine k\u00f6rperliche Besonderheit: eine ungew\u00f6hnlich starke Entwickelung des oberen \u00e4ufseren Augenh\u00f6hlen winkele, namentlich auf der linken Seite des Kopfes. Diese Eigenth\u00fcmlichkeit findet M\u00f6bius bei hervorragenden Mathematikern, deren er eine grofse Zahl namhaft macht. Er glaubt, dafs dieser Sch\u00e4delanomalie die aufsergew\u00f6hnliche Entwickelung einer umschriebenen Himstelle, des vorderen Theiles der III. Stirnwindung entspreche. Er schliefst seine Ausf\u00fchrungen mit den Worten: \u201eEs ist Thatsache, dafs bei \u201eMathematikern die Stirnecke und zwar vorwiegend die linke, st\u00e4rker und \u201eanders entwickelt ist als bei anderen Leuten. Wir d\u00fcrfen vermuthen, \u201edafs die Ursache dieser Bildung eine ungew\u00f6hnliche Entwickelung des \u201evorderen Endes der III. Stirnwindung sei. Mag es sich so oder anders \u201everhalten, auf jeden Fall ist deutlich die Verbindung einer geistigen \u201eEigenth\u00fcmlichkeit mit einer sichtbaren k\u00f6rperlichen Eigenth\u00fcmlichkeit \u201enachgewiesen.\u201c\nSoviel aus den Berichten \u00fcber die Versammlung mitteldeutscher Psychiater und Neurologen zu entnehmen ist (s. Monatsschrift f. Psychiatrie u. Neurologie 6 (5), 394), sind die M\u00f6mus\u2019schen Ausf\u00fchrungen dort vielfachem Zweifel begegnet. Es wurden zahlreiche Einw\u00e4nde erhoben, doch hat eine Widerlegung auf Grund exacter Forschung nicht stattgefunden. Es bleibt also abzuwarten, wer Recht hat.\tGaupp (Breslau).","page":130}],"identifier":"lit31480","issued":"1900","language":"de","pages":"129-130","startpages":"129","title":"J. Stimpel: Stand der Kinderpsychologie in Europa und Amerika. Zeitschr. f. P\u00e4dag. Psychol. 1, 344-361. 1899","type":"Journal Article","volume":"23"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:31:02.797184+00:00"}