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{"created":"2022-01-31T16:25:51.098828+00:00","id":"lit31485","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Wallaschek","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 23: 133-134","fulltext":[{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n133\nZelle, bildet den sp\u00e4teren Kern, w\u00e4hrend aus den sog. secund\u00e4ren Zellen das Protoplasma der endg\u00fcltigen Ganglienzelle hervorgeht. In der Rinde des Grofshims soll sich ein analoger Entwickelungsprocefs abspielen.\nErnst Schultzb (Andernach).\nW. Lakioxow. Geber die musikalischen Gentren des Gehirns. Pfl\u00fcgbr\u2019s Archiv 7\u00ab (11 n. 12), 606- 625. 1899.\nProf. Edgren hatte in seiner Abhandlung \u00fcber Amusie gezeigt, dafs das musikalische Centrum im menschlichen Gehirn im linken Temporallappen liege, und zwar in den vorderen zwei Drittel der ersten Temporalwindung und in der vorderen H\u00e4lfte der zweiten Temporalwindung, d. h. vor Wernicke\u2019s Centrum der Wortwahrnehmung. Aufserdem hat Professor M\u00fcnk durch Zerst\u00f6rung des H\u00f6rgebietes des Gehirns der Hunde bewiesen, dafs das vordere Drittel des Temporallappens zur Wahrnehmung der hohen, das mittlere Drittel zur Wahrnehmung der mittleren und das hintere Drittel zur Wahrnehmung der tiefen T\u00f6ne, Stimmkl\u00e4nge und Ger\u00e4usche diene. Labionow geht zun\u00e4chst aus von der Pr\u00fcfung der M\u00fcNK\u2019schen Experimente, die er nicht mit Orgelpfeifen, sondern mit Stimmgabeln macht. Aufserdem wurde das Geh\u00f6r der Hunde f\u00fcr Ger\u00e4usche verschiedenen Charakters gepr\u00fcft. Zu diesem Zwecke verwendet Larionow das Reiben von Glaspapier, Sch\u00fctteln von Pappschachteln, mit Sand gef\u00fcllt, und das klingende Ger\u00e4usch von Blechdosen, die mit Kupferringen, und Pappdosen, die mit Steinchen (unbestimmtes Ger\u00e4usch) gef\u00fcllt sind. Die Versuche ergaben folgendes Resultat: Durch partielle Entfernung der Rinde der Temporallappen gelangte L. zu der Ueberzeugung, dafs in derselben die Gruppen der w'ahr-nehmenden Zellen f\u00fcr die Tonskala stufenweise geordnet sind. Im hinteren Viertel der zweiten Windung beider Temporallappen liegt die Wahrnehmung der tiefen T\u00f6ne e, im hinteren Drittel der dritten Windung die der mittleren T\u00f6ne t\u2014h\\ in der hinteren H\u00e4lfte der vierten Windung (gyrus angularis) die der hohen T\u00f6ne c2\u2014c* (und h\u00f6her i. In der zweiten Windung ist die Anordnung der Zellengruppen f\u00fcr die aufsteigende Skala von oben nach unten, in der dritten von unten nach oben, in der vierten wieder von oben nach unten. Es best\u00e4tigt sich dabei die auch an den Pr\u00e4paraten (nach Martin's Methode) beobachtete Thatsache, dafs die Zerst\u00f6rung der Rinde eines Temporallappens das Geh\u00f6r auf der entgegengesetzten Seite sehr stark, auf der dem Lappen entsprechenden Seite aber nur sehr schwach vermindert, d. h. der gr\u00f6fsere Theil der H\u00f6rfasem eines Temporallappens geht zum entgegengesetzten Ohr. Auf das Gehirn des Menschen \u00fcbertragen w\u00fcrden sich diese Geh\u00f6rscentren folgendermaafsen vertheilen: das hintere Viertel der zweiten Windung des Hundes entspricht der zweiten Temporalwindung des Menschen, das hintere Drittel der dritten Windung des Hundes der ersten Temporal Windung des Menschen und die hintere H\u00e4lfte der vierten Windung des Hundes den hinteren Querwindungen der Insel (insula Reilii). Dieses Ergebnifs w\u00fcrde mit den Untersuchungen von Prof. Flechsig \u00fcbereinstimmen, dafs im Gehirn des menschlichen Embryo die H\u00f6rbahnen in der hinteren H\u00e4lfte der Insel und in der ersten Tem-poralWindung endigen. Das Centrum der Wortwahrnehmung scheint beim Hunde im mittleren Drittel der dritten linken Windung (ersten Temporal-","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"134\nLiteraturbericht.\nWindung des Menschen) zu liegen, w\u00e4hrend die Ger\u00e4usche wahrscheinlich mit den Toncentren wahrgenommen werden. Durch Verletzung des centralen Theiles der Temporallappen gelang es nicht, den Verlust des Wort* Verst\u00e4ndnisses (Seelentaubheit) herbeizuf\u00fchren, da dieses wahrscheinlich von Verletzung der hinteren \u00c4ssociationscentren abh\u00e4ngt. Es ist somit die Annahme gerechtfertigt, dafs das linke Toncentrum und das Wort-wrahrnehmungscentrum Wernicke\u2019s, wie die anderen Centren der Musik-und Sprachf\u00e4higkeit, von einander geschieden sind und ganz verschiedene Bahnen haben.\nNach diesen Ergebnissen mufs jedoch hervorgehoben werden, dafs es sich in der vorliegenden Arbeit nicht eigentlich um musikalische Centren handelt, wie der Titel anzudeuten scheint, sondern lediglich um Toncentren. Sachlich hat Larionow den wichtigen Unterschied zwischen beiden auch keineswegs \u00fcbersehen, denn er bemerkt ausdr\u00fccklich, es m\u00fcfsten ohne Zweifel \u201enoch h\u00f6chste Musikcentren, die Centren von den musikalischen Vorstellungen, Begriffen und Ideen existiren\u201c. Das Centrum der musikalischen Vorstellung und des musikalischen Ged\u00e4chtnisses verlegt L. in das Gebiet des linken hinteren Associationscentrums von Professor Flechsig, das Centrum der musikalischen Begriffe und Ideen in den linken Frontallappen, das Gebiet des linken vorderen Associationscentrums Flechsig\u20198. L. nimmt ferner an \u2014 was durch die bekannten F\u00e4lle von Aphasie und Amusie unabweislich ist \u2014 dafs die Centren f\u00fcr das musikalische Lesen, Schreiben, Spielen, Singen, verschieden sind von den Centren der entsprechenden aufsermusikalischen Th\u00e4tigkeiten.\nIm Allgemeinen zeigt Larionow\u2019s Arbeit die erfreuliche Thatsache, dafs die Resultate der Einzelforschungen der letzten Jahre so g\u00fcnstig ineinander-greifen, dafs sie ein ziemlich klares Gesammtbild der Gehimth\u00e4tigkeit bei der Tonwahrnehmung ergeben.\tWallaschek (Wien).\nG. Biahcone. Contribnto dlnico ed anatomic\u00a9 alio studio dei tumori dell\u00bb eminente bigemine. Riv. di Freu. 25 (3\u20144), 730\u2014787. 1899.\nEin im Leben diagnosticirter und durch den anatomischen Befund best\u00e4tigter Fall von Vierh\u00fcgel-Tumor gab dem Verf. Veranlassung zu vorliegender Arbeit, in der er die seit den Jahren 1879\u20141897 bekannt gegebenen F\u00e4lle (38) in Erw\u00e4gung zieht.\nAn dieser Stelle interessirt nur das anatomische und physiologische Ergebnifs seines Falles. \u2014 Pat, ein 18 Jahre alter r\u00f6mischer Student ohne erbliche Belastung, erkrankte, unter Ausschlufs von Lues, im December 1896 pl\u00f6tzlich an Doppelsehn und Schielen (Ptosis) des rechten Auges\u00bb das allm\u00e4hlich erblindete; drei Monate sp\u00e4ter Zittern des linken Armes, Zickzackgang, n\u00e4chtlicher Stirnschmerz, Schwindel und Erbrechen der genossenen Speisen, Schlingbeschwerden, trockener Husten, Wolfshunger. Am 8. Juni 1897 starb er. \u2014 Bemerkenswerth ist jedoch die psychische Ver\u00e4nderung, die gleichzeitig mit dem ersten Zeichen der Erkrankung auftrat. Der bisher solide junge Mann wurde ausschweifend, litt an Priapismus und besuchte liederliche H\u00e4user.\nDer Sectionsbefund ergab nach Prof. Mingazzini : Anf\u00fcllung der Seitenventrikel des Grofshirns mit Liquor cerebrospinalis, des dritten Ventrikels","page":134}],"identifier":"lit31485","issued":"1900","language":"de","pages":"133-134","startpages":"133","title":"W. Larionow: Ueber die musikalischen Centren des Gehirns. Pfl\u00fcger's Archiv 76 (11 u. 12), 608-625. 1899","type":"Journal Article","volume":"23"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:25:51.098834+00:00"}