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{"created":"2022-01-31T16:22:18.599776+00:00","id":"lit31497","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Giessler","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 23: 142-143","fulltext":[{"file":"p0142.txt","language":"de","ocr_de":"142\nLi teraturbei'icht.\nAuch die anderen Sinnesth\u00e4tigkeiten : Geschmack, Empfindlichkeit f\u00fcr Kitzel, Geruch verschwinden.\nDie bisherige Arbeit der An\u00e4sthesie bestand darin, das Individuum von der Aufsenwelt zu isoliren. Jetzt dringt die An\u00e4sthesie in das eigentlich Psychische vor und bewirkt eine Art s\u00e9paration d\u2019avec lui-m\u00eame. Durch das Anwachsen der akustischen Erregungen verschwindet die Aufmerksamkeit. Die Worte entschwinden, desgleichen die Gedanken, falls sie nicht rasch ausgesprochen werden. Interessant ist der Moment des Verschwindens des Bewufstseins. Manche haben das Gef\u00fchl der abnehmenden Aufmerksamkeit, der Unm\u00f6glichkeit zu fixiren. Andere haben das Gef\u00fchl einer \u201eabsoluten physiologischen Unm\u00f6glichkeit\u201c, wie wenn alle Glieder fortgenommen w\u00e4ren und alle physischen und moralischen Acte auf diese Weise unm\u00f6glich geworden w\u00e4ren.\nEinige Forscher behaupten, dafs w\u00e4hrend der An\u00e4sthesie weder Empfindungen noch Eindr\u00fccke m\u00f6glich sind, und zwar deshalb, weil im Ged\u00e4chtnis nichts davon zur\u00fcckgeblieben sei. Beobachtet man jedoch die betreffende Person, so bemerkt man, dafs sie auf bestimmte Eindr\u00fccke reagirt. Die An\u00e4sthesie hat n\u00e4mlich verschiedene Grade und ist verschieden localisirt Es giebt allgemeine An\u00e4sthesien, wo die Associationen wie im Wachen functioniren, bei anderen Arten setzt die Einbildung ihre Arbeit fort, bei anderen erscheint das Bewufstsein pl\u00f6tzlich, ohne dafs der Schmerz und die anderen Empfindungen wieder erscheinen. Ueber die Beziehung zwischen Bewufstsein und Ged\u00e4chtnifs k\u00f6nnte man auf Grund zahlreicher Beobachtungen folgende Formel aufstellen: So oft man w\u00e4hrend der An \u00e4sthetisirung eine klare Beth\u00e4tigung des Bewufstseins bemerkt, ist beim Erwachen oder einige Zeit nachher das Vergessen vollst\u00e4ndig. Ein Patient, der behufs einer Zahnoperation empfindungslos gemacht worden war, schrie w\u00e4hrend der Operation, machte sich steif und suchte die Hand des Zahnarztes aufzuhalten. Nach R\u00fcckkehr des normalen Zustandes jedoch \u00f6ffnete er beim Anblick des Instruments den Mund, gleich als sollte die Operation erst erfolgen. Hieraus folgt, dafs Bewufstsein sehr wohl vorhanden sein kann, ohne dafs dabei das zum Bewufstsein Gelangende vom Ged\u00e4chtnifs in einer Weise aufgenommen wird, dafs es reproducirt werden kann. \u2014\nDie zusammenfassende Arbeit enth\u00e4lt offenbar eine wesentliche F\u00f6rderung des vorliegenden Gegenstandes. Verf. glaubt am Schlufs auf Grund seiner Beobachtungen und Ausf\u00fchrungen die Formel Richet\u2019s bek\u00e4mpfen zu d\u00fcrfen : das Bewufstsein setzt das Ged\u00e4chtnifs voraus, kein Ged\u00e4chtnifs ohne Bewufstsein. Meinen Erfahrungen gem\u00e4fs kann diese Formel sehr wohl in dem Sinne aufrecht erhalten werden, dafs jede bewufste Th\u00e4tigkeit das Operiren mit Ged\u00e4chtnifsbildern voraussetzt. Nicht aber brauchen die w\u00e4hrend der Th\u00e4tigkeit des Bewufstseins bleibenden Ged\u00e4chtnifsbilder in jedem Falle reproducirbar zu sein.\tGiesbler (Erfurt).\nN. Vaschide. Recherches exp\u00e9rimentales snr les r\u00eaves. De la continuit\u00e9 des r\u00eaves pendant le sommeil. Comptes rendus de Yacad. des sciences 1899.\nDie im Labaratorium des Prof. Janet angestellten Experimente f\u00fchrten zu folgenden Resultaten :\n1. Man tr\u00e4umt w\u00e4hrend des ganzen Schlafes, auch im Tiefschlaf. Der","page":142},{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n143\nTiefschlaf \u00e4hnelt der Bewufstlosigkeit. Das wahre psychische Leben des Schlafes ebenso wie das wahre Leben der Tr\u00e4ume enth\u00fcllt sich erst, sobald der Schlaf anf\u00e4ngt tief zu werden.\n2. Die Tr\u00e4ume des Tiefschlafs sind chaotisch und zeigen clich\u00e9B souvenirs, die wirklichen Tr\u00e4ume dagegen zeigen eine unbewufste Logik, sie werden von Aufmerksamkeit und Wille dirigirt.\nS.\tJe tiefer der Schlaf ist, um so mehr beziehen sich die Tr\u00e4ume auf einen fr\u00fcheren Theil unserer Existenz, um so entfernter sind sie von der Wirklichkeit. Je oberfl\u00e4chlicher dagegen der Schlaf ist, um so mehr erscheinen die t\u00e4glichen Empfindungen, um so mehr reflectiren die Tr\u00e4ume die Besch\u00e4ftigungen und Emotionen des wachen Lebens.\n4.\tNicht immer kommen im Tiefschlaf Tr\u00e4ume vor, denn wie es im Wachen eine Sinnestr\u00e4gheit giebt, so auch im Schlafe.\n5.\tDiejenigen Menschen, welche behaupten nicht zu tr\u00e4umen, werden das Opfer einer T\u00e4uschung.\n6.\tDie Tr\u00e4ume von mittlerer Intensit\u00e4t beharren mehr im Ged\u00e4chtnifs, sind continuirlicher, dagegen verschwinden die energischen Tr\u00e4ume rasch. Die intensivsten Tr\u00e4ume charakterisiren das Erwachen und die einleitende Epoche des Schlafes.\n7.\tDie Kinder tr\u00e4umen mit lauter Stimme. Aehnliches findet sich beim nat\u00fcrlichen oder k\u00fcnstlich bewirkten Erwachen.\n8.\tDie wirklichen Tr\u00e4ume sind heller, und die Helligkeit steht in Beziehung zur Tiefe des Schlafes. Bei einem Schlafe von mittlerer Tiefe sind die Tr\u00e4ume best\u00e4ndiger, pr\u00e4ciser und weniger fl\u00fcchtig als bei oberfl\u00e4chlichem Schlafe.\n9.\tDie Tr\u00e4ume ein und derselben Nacht zeigen eine gewisse Conti-\nnuit\u00e4t. Selbst die Tr\u00e4ume von Personen, welche mehrere Male w\u00e4hrend einer Nacht geweckt worden waren, zeigten ein gewisses associatives Band. \u2014\t7\nDa nach den Ank\u00fcndigungen des Verf. eine genauere Ausf\u00fchrung dieser summarischen Uebersicht erst noch folgen soll, so halte ich es f\u00fcr zweckm\u00e4fsig, dieselbe zu erwarten, bevor ich zu einer Kritik schreite.\nGiessleb (Erfurt).\nW. Wetgandt. Rimer\u2019s Versuche Aber Nahrungsaufnahme und geistige Leistungsf\u00e4higkeit- Psychol. Arbeiten, hrsg. y. Kraepelin, 2 (4), 695\u2014706. 1899.\nDie Versuche, welche der verstorbene Dr. R\u00f6mer an sich selbst machte, werden in ihren Resultaten wiedergegeben, verarbeitet und gedeutet. Dieselben erstreckten sich \u00fcber acht Tage, w\u00e4hrend welcher R. Morgens abwechselnd keine Nahrung oder ein reichliches Fr\u00fchst\u00fcck, eine halbe Stunde vor Beginn des Versuches, zu sich nahm. R. stellte dann zahlenm\u00e4fsig fest, wieviel einstellige Zahlen er in bestimmten Zeitabschnitten, die durch Ruhepausen unterbrochen wurden, an jedem dieser Tage fortlaufend addiren konnte. Aus den hierbei gewonnenen Zahlenresultaten leitet nun W, f\u00fcnf Ergebnisse ab, von denen die zwei ersten allgemein formulirt, die \u00fcbrigen dagegen nur als Charakterisirung der Psyche R.\u2019s ausgesprochen werden. Das erste Ergebnifs lautet (allerdings zun\u00e4chst nur f\u00fcr leicht erm\u00fcdbare","page":143}],"identifier":"lit31497","issued":"1900","language":"de","pages":"142-143","startpages":"142","title":"N. Vaschide: Recherches exp\u00e9rimentales sur les r\u00eaves. De la continuit\u00e9 des r\u00eaves pendant le sommeil. 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