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{"created":"2022-01-31T16:23:01.856827+00:00","id":"lit31514","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Heller, Th.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 26: 109-111","fulltext":[{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturberich t.\n109\ngefundene Bewegung bringt ihren Effect nicht hervor. Da jedoch das Bed\u00fcrfnifs bleibt, so stellt das Individuum Versuche an, um zum Ziel zu gelangen. Die Intelligenz hat also ihren Ursprung nicht in der Empfindung, sondern in der gef\u00fchlten Mangelhaftigkeit der Empfindung. Der Mangel also regt die spontane Intelligenz an, sie arbeitet unter dem Drucke der Ereignisse, unter \u00e4ufseren Impulsen. Die Reflexion dagegen legt sich selbst Fragen vor. Die spontane Intelligenz handelt ohne vorherige Pr\u00fcfung, die Reflexion dagegen pr\u00fcft vorher. F\u00fcr die spontane Intelligenz ordnen sich die Dinge, wie sich deren Ph\u00e4nomene ordnen. Die mit einander verbundenen Dinge werden zusammengefafst, die anderen bleiben isolirt. Anders verh\u00e4lt sich die \u00fcberlegende Vernunft. Die primitive Intelligenz zieht aus den sp\u00e4rlichen Daten des primitiven Automatismus allm\u00e4hlich eine ganze Welt von Bildern und Vorstellungen. Sie schafft den Wunsch und die Kunst. \u2014 Die Empfindung mit dem Instinct ist die Dom\u00e4ne der eigentlichen experimentellen Psychologie, der spontane Gedanke ist die Dom\u00e4ne der objectiven Psychologie, endlich die Reflexion d. h. die Gesammtheit der h\u00f6heren Formen des Geistes ist die Dom\u00e4ne der subjectiven Psychologie. \u2014\nVerf. hat in der vorliegenden Abhandlung die Bedeutung der drei Zweige der Psychologie ins rechte Licht ger\u00fcckt. Es w\u00e4re zu w\u00fcnschen, dafs die beobachtende Psychologie, die gegenw\u00e4rtig gegen\u00fcber der experimentellen Psychologie etwas in den Hintergrund getreten ist, die ihr geb\u00fchrende Werthsch\u00e4tzung bei den Psychologen wiedergew\u00f6nne.\nGiessler (Erfurt).\nEdu. K\u00f6nig. Die Lehre vom psychophysischen Parallelismus and ihre Gegner.\nZeitschrift f\u00fcr Philosophie und philosophische Kritik 115 (2), 161\u2014192. 1900.\nIn den letzten Jahren ist eine ganze Anzahl von Schriften und Abhandlungen erschienen, die das Princip des psychophysischen Parallelismus scharf angreifen und die Seele als ein mit den physischen Ursachen con* currirendes Agens darzustellen versuchen.\nDer Verf. selbst theilt den Standpunkt Wundt\u2019s, der mit der Annahme eines Parallelismus ein empirisches Forschungsprincip geben will, keineswegs aber eine metaphysische Hypothese \u00fcber das Verh\u00e4ltnifs des Physischen zum Psychischen. Auf der Gegenseite wird jedoch mit den Requisiten der alten Metaphysik gek\u00e4mpft ; Rehmke gelangt zur Annahme einer 'Wechselwirkung, indem er die anderen Vorstellungsweisen \u00fcber das Verh\u00e4ltnifs von Leib und Seele (\u201eSolipsismus\u201c, \u201eMaterialismus\u201c, \u201eSpinozismus\u201c) \u2022verwerfen zu d\u00fcrfen glaubt. Statt nachzusehen, welche Anhaltspunkte die Resultate der empirischen Forschung f\u00fcr die Entscheidung der Frage bieten, setzt er sich mit empirischen Verh\u00e4ltnissen in Widerspruch und gelangt auf diese Weise dazu, die Allgemeing\u00fcltigkeit des Gesetzes von der Erhaltung der Energie in Zweifel zu ziehen.\nWird das Seelenleben in seinem ganzen Umfang und in allen seinen Einzelheiten als eine Begleiterscheinung physiologischer Processe aufge-fafst, so erweitert man das Princip des psychophysischen Parallelismus zum psychophysischen Materialismus, der zwar von vielen Autoren als letzte Gonsequenz der parallelistischen Anschauungsweise erkl\u00e4rt wird,","page":109},{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"110\nLiteraturberieht.\ntats\u00e4chlich aber nichts anderes ist als eine ganz unbegr\u00fcndete Hypothese. Wenn demnach Siegwart den psychophysischen Materialismus widerlegt, so trifft er damit keineswegs die Annahme eines Parallelismus \u00fcberhaupt.\nDas Princip des psychophysischen Parallelismus basirt auf dem Axiom der Geschlossenheit der Naturcausalit\u00e4t, dem von der Naturwissenschaft als selbstverst\u00e4ndlich erkannten Grundsatz, dafs jede an einem k\u00f6rperlichen Dinge eintretende Ver\u00e4nderung durch eine vorangehende ebensolche Ver\u00e4nderung verursacht sei und weitere dergleichen Ver\u00e4nderungen als Wirkung nach sich ziehe. Gegen diesen Grundsatz wenden sich einige Autoren, um die Annahme eines Parallelismus zu widerlegen. Siegwart bemerkt, es w\u00e4re eine Fiction, dafs uns der \u00e4ufsere Naturzusammenhang als ein in sich geschlossener Kreis gegeben sei, da wir mit unseren erkennenden Functionen dabei sind und nicht eliminirt werden k\u00f6nnen. Die thats\u00e4ehliche Entwickelung des Erkennens und diejenige der wissenschaftlichen Betrachtung des Wirklichen hat jedoch ergeben, dafs sich der Complex des unmittelbar Erfahrenen und Erlebten f\u00fcr unser Denken ganz von selbst in einen s\u00fcbjectiven und einen objectiven Antheil zerlegt, deren Be-standtheile eine in sich geschlossene Mannigfaltigkeit bilden. Erhardt erkl\u00e4rt, dafs das Princip der geschlossenen Naturcausalit\u00e4t keineswegs durch seelische. Einwirkungen auf die K\u00f6rperwelt verletzt werde, weil die Seele zweifellos auch mit zur Natur im weiteren Sinne des Wortes geh\u00f6re. Dagegen macht der Verf. geltend, dafs Natur zun\u00e4chst der Inbegriff' der k\u00f6rperlichen Dinge sei und dafs die geistigen Erscheinungen nur dann mit zur Natur gez\u00e4hlt werden k\u00f6nnen, wenn sie mit den physischen in derselben Weise verkn\u00fcpft sind wie diese unter einander.\nEin \u00e4hnlicher logischer Fehler findet sich in anderer Einkleidung bei Wextscher, der ausf\u00fchrt, dafs die Annahme, Gleiches k\u00f6nne nur auf Gleiches wirken, nur innerhalb der Physik zu Recht bestehe und hier eine blofse Tautologie bedeute, weil die Physik nur Gleichartiges betrachtet; daraus d\u00fcrfe aber nicht gefolgert werden, dafs es eine Wechselwirkung zwischen Ungleichartigem nicht geben k\u00f6nne. W. bestreitet- die geschlossene Naturcausalit\u00e4t auch darum, weil uns im Bereiche der \u00e4ufseren Erfahrung das eigentlich Wirksame nirgends gegeben sei ; sie w\u00fcrde gar nicht zu so allgemeiner Anerkennung gelangt sein, wenn sie nicht durch das Hypothesensystem der mechanischen Physik gest\u00fctzt w\u00fcrde, Bei dem wir die Anschaulichkeit der Zusammenh\u00e4nge mit der Einsicht in ihre-innere Nothwendigkeit verwechseln. W.- bekennt sich zu dem rein rationalistischen Gausalbegriff. Er m\u00fcfste in logischer Consequenz seiner Auffassung alle Erfahrungss\u00e4tze, die einfachsten nicht ausgeschlossen, f\u00fcr \u201emetaphysisch\u201c erkl\u00e4ren, da nach seiner Auffassung keiner von ihnen empirisch begr\u00fcndet ist, wodurch die Widersinnigkeit seiner Bedenken sofort\u2019 deutlich hervortritt.\nBoutreux hat in \u00e4hnlicher Weise eingewendet, dafs die Ergebnisse der empirischen Forschung nur Hypothesen seien, denen mit Unrecht absolute Gewifsheit und' bedingungslose G\u00fcltigkeit beigel'egt werden. Erhardt sucht mit H\u00fclfe des mifsbr\u00e4uchlich angewendeten Kraftbegriffes zu erweisen, dafs- die Annahme einer psychischen Verursachung physischer Vorg\u00e4nge-mit den Ergebnissen und allgemeinen Grunds\u00e4tzen der causalen","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"Li tera turberich t.\n111\nInterpretation der \u00e4ufseren Erfahrung durchaus vereinbar sei. Er kommt schliefslich zu dem Resultat, dafs das Princip der geschlossenen Natur-causalit\u00e4t nichts Anderes sei als die Hypothese von der vermeintlichen Nothwendigkeit einer physikalisch-chemischen Naturerkl\u00e4rung. Der Verf. entgegnet, dafs E. Unrecht thue, wenn er diese Forderung als \u201eHypothese\u201c bezeichne, die \u201ea priori\u201c den Erscheinungen entgegengebracht werde, w\u00e4hrend sie doch in Wirklichkeit eine wohlbegr\u00fcndete Folgerung aus der Erfahrung ist, deren Allgemeing\u00fcltigkeit wir keinerlei Grund haben zu bezweifeln.\nDie Frage, ob physische Ursachen psychische Wirkungen haben k\u00f6nnen, ist von Anh\u00e4ngern und Gegnern des Parallelismus weniger discutirt worden als die umgekehrte. Kann man es als einen durch die Erfahrung best\u00e4tigten Satz aussprechen, dafs keine physische Causalreihe abbricht, so ist die Hypothese, dafs psychische Wirkungen aus physischen Ursachen hervorgehen k\u00f6nnen, offenbar unhaltbar. In der Entscheidung der Frage, ob Parallelismus oder Wechselwirkung, spielt zumeist auch das Gesetz der Erhaltung der Energie eine grofse Rolle, obzwar man aus demselben, wie Wmf dt dargelegt hat, weder f\u00fcr die eine noch f\u00fcr die andere Auffassung etwas folgern kann. In dieser Hinsicht wird angenommen, dafs die Seele die F\u00e4higkeit habe, Energieumsetzungen auszul\u00f6sen und hierdurch in den Verlauf der physischen Vorg\u00e4nge mitbestimmend einzugreifen (Wentscher). Erhardt nimmt an, dafs neben den allgemeinen Naturkr\u00e4ften \u201especifische Kr\u00e4fte\u201c ihren Sitz im Gehirn haben, auf deren Bedeutung hier nicht n\u00e4her eingegangen werden kann, und glaubt, durch ihre Einf\u00fchrung dem Energieprincip zu gen\u00fcgen. Sigwart, Rehmke und Busse ziehen einfach die Allgemeing\u00fcltigkeit des Energiegesetzes in Frage. Busse glaubt Thatsachen anf\u00fchren zu k\u00f6nnen, welche die Realit\u00e4t psychischer Einwirkungen auf den K\u00f6rper und damit die nur bedingungsweise G\u00fcltigkeit des Satzes von der Erhaltung der Energie beweisen (z. B. die durch das Lesen eines Telegramms hervorgebrachten verschiedenen psychischen Wirkungen). Hier handelt es sich jedoch zweifellos um einen Ausl\u00f6sungs-procefs, bez\u00fcglich dessen die Erfahrung lehrt, dafs, je complicirter ein System ist, desto weiter sich auch die quantitative Beziehung zwischen Reiz und Reaction von der einfachen Proportionalit\u00e4t entfernt.\nSo beweist der Verf. mit anerkennenswerther Gr\u00fcndlickeit die Hinf\u00e4lligkeit aller Einw\u00e4nde, welche von den Anh\u00e4ngern der Wechselwirkungstheorie gegen den psychophysischen Parallelismus vorgebracht wurden.\nTh. Heller (Wien).\nFerdinand Kemsies. Die h\u00e4usliche Arbeitszeit meiner Schlier. Ein statistischer\nBeitrag zur Ueberbfirdnngsfrage. Zeitschrift f\u00fcr p\u00e4dagogische Psychologie 1 (2), 89-95. 1899.\nDie Zeitschrift \u201eSpiel und Sport\u201c brachte unter dem Titel : \u201eDie Arbeitslast der Berliner Schuljugend\u201c Mittheilungen \u00fcber die Dauer der h\u00e4uslichen Arbeiten der OIII einer Berliner Lehranstalt, nach welchen 3 - 5, sogar bis 8 Stunden t\u00e4glich auf die Anfertigung der Schularbeiten entfielen; aus diesen Angaben ist jedoch nicht zu ersehen, ob hier die berechnete (Soll-) Zeit oder die wahre (Ist-) Zeit angegeben ist.\nDer Verf. hat auf Grund m\u00f6glichst zuverl\u00e4ssiger Angaben der Sch\u00fcler","page":111}],"identifier":"lit31514","issued":"1901","language":"de","pages":"109-111","startpages":"109","title":"Edm. K\u00f6nig: Die Lehre vom psychophysischen Parallelismus und ihre Gegner. Zeitschrift f\u00fcr Philosophie und philosophische Kritik 115 (2), 161-192. 1900","type":"Journal Article","volume":"26"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:23:01.856833+00:00"}