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{"created":"2022-01-31T16:24:24.116751+00:00","id":"lit31515","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Heller","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 26: 111-112","fulltext":[{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"Li tera turberich t.\n111\nInterpretation der \u00e4ufseren Erfahrung durchaus vereinbar sei. Er kommt schliefslich zu dem Resultat, dafs das Princip der geschlossenen Natur-causalit\u00e4t nichts Anderes sei als die Hypothese von der vermeintlichen Nothwendigkeit einer physikalisch-chemischen Naturerkl\u00e4rung. Der Verf. entgegnet, dafs E. Unrecht thue, wenn er diese Forderung als \u201eHypothese\u201c bezeichne, die \u201ea priori\u201c den Erscheinungen entgegengebracht werde, w\u00e4hrend sie doch in Wirklichkeit eine wohlbegr\u00fcndete Folgerung aus der Erfahrung ist, deren Allgemeing\u00fcltigkeit wir keinerlei Grund haben zu bezweifeln.\nDie Frage, ob physische Ursachen psychische Wirkungen haben k\u00f6nnen, ist von Anh\u00e4ngern und Gegnern des Parallelismus weniger discutirt worden als die umgekehrte. Kann man es als einen durch die Erfahrung best\u00e4tigten Satz aussprechen, dafs keine physische Causalreihe abbricht, so ist die Hypothese, dafs psychische Wirkungen aus physischen Ursachen hervorgehen k\u00f6nnen, offenbar unhaltbar. In der Entscheidung der Frage, ob Parallelismus oder Wechselwirkung, spielt zumeist auch das Gesetz der Erhaltung der Energie eine grofse Rolle, obzwar man aus demselben, wie Wmf dt dargelegt hat, weder f\u00fcr die eine noch f\u00fcr die andere Auffassung etwas folgern kann. In dieser Hinsicht wird angenommen, dafs die Seele die F\u00e4higkeit habe, Energieumsetzungen auszul\u00f6sen und hierdurch in den Verlauf der physischen Vorg\u00e4nge mitbestimmend einzugreifen (Wentscher). Erhardt nimmt an, dafs neben den allgemeinen Naturkr\u00e4ften \u201especifische Kr\u00e4fte\u201c ihren Sitz im Gehirn haben, auf deren Bedeutung hier nicht n\u00e4her eingegangen werden kann, und glaubt, durch ihre Einf\u00fchrung dem Energieprincip zu gen\u00fcgen. Sigwart, Rehmke und Busse ziehen einfach die Allgemeing\u00fcltigkeit des Energiegesetzes in Frage. Busse glaubt Thatsachen anf\u00fchren zu k\u00f6nnen, welche die Realit\u00e4t psychischer Einwirkungen auf den K\u00f6rper und damit die nur bedingungsweise G\u00fcltigkeit des Satzes von der Erhaltung der Energie beweisen (z. B. die durch das Lesen eines Telegramms hervorgebrachten verschiedenen psychischen Wirkungen). Hier handelt es sich jedoch zweifellos um einen Ausl\u00f6sungs-procefs, bez\u00fcglich dessen die Erfahrung lehrt, dafs, je complicirter ein System ist, desto weiter sich auch die quantitative Beziehung zwischen Reiz und Reaction von der einfachen Proportionalit\u00e4t entfernt.\nSo beweist der Verf. mit anerkennenswerther Gr\u00fcndlickeit die Hinf\u00e4lligkeit aller Einw\u00e4nde, welche von den Anh\u00e4ngern der Wechselwirkungstheorie gegen den psychophysischen Parallelismus vorgebracht wurden.\nTh. Heller (Wien).\nFerdinand Kemsies. Die h\u00e4usliche Arbeitszeit meiner Schlier. Ein statistischer\nBeitrag zur Ueberbfirdnngsfrage. Zeitschrift f\u00fcr p\u00e4dagogische Psychologie 1 (2), 89-95. 1899.\nDie Zeitschrift \u201eSpiel und Sport\u201c brachte unter dem Titel : \u201eDie Arbeitslast der Berliner Schuljugend\u201c Mittheilungen \u00fcber die Dauer der h\u00e4uslichen Arbeiten der OIII einer Berliner Lehranstalt, nach welchen 3 - 5, sogar bis 8 Stunden t\u00e4glich auf die Anfertigung der Schularbeiten entfielen; aus diesen Angaben ist jedoch nicht zu ersehen, ob hier die berechnete (Soll-) Zeit oder die wahre (Ist-) Zeit angegeben ist.\nDer Verf. hat auf Grund m\u00f6glichst zuverl\u00e4ssiger Angaben der Sch\u00fcler","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112\nLitera tnrberich t.\nder Untertertia zun\u00e4chst deren durchschnittliche Arbeitszeit ermittelt, welche pro Woche 7 Stunden 46,3 Minuten oder pro Tag ca. 1 Stunde j 6 Minuten f\u00fcr den einzelnen Sch\u00fcler betrug. Diese Zahlen schliefsen woM j jeden Verdacht einer Ueberb\u00fcrdnng aus.\tj\nGanz anders gestalten sich die Verh\u00e4ltnisse, wenn man die Arbeite* zeiten der einzelnen Sch\u00fcler von demselben Tage mit einander und mit dem Durchschnitt vergleicht. Hier ergeben sich ungeheure Gegens\u00e4tze; so braucht z. B. ein Sch\u00fcler 7 mal, an einem anderen Tage 4 mal soviel Arbeitszeit als sein begabter und strebsamer Mitsch\u00fcler, der ihn trotzdem ganz bedeutend an Qualit\u00e4t und Quantit\u00e4t der Leistungen \u00fcbertrifft.\nNebst dem Schulunterricht und der Schularbeit kommen f\u00fcr manche Sch\u00fcler die Schulwege in Betracht, welche keineswegs als Erholung angesehen werden k\u00f6nnen. Die Schulwege sind bei manchen Sch\u00fclern so anstrengend und zeitraubend, dafs schon bei einer durchschnittlichen Arbeitszeit von 1 Stunde pro Tag eine starke Belastung eintreten kann.\nAn Sch\u00fcler, welche zu Hause durch den Privatlehrer Wiederholung\u00ae* unterricht empfangen, und solchen, die nicht zu arbeiten verstehen, konnte Verf. an einer anderen Realanstalt sogar Ueberb\u00fcrdung feststellen. Ueber-lastung kommt \u00fcbrigens in folgenden F\u00e4llen vor: 1. bei Versetzungs-, Ab-schlufs- und Reifepr\u00fcfungen ; 2. bei Ausarbeitung der periodischen schriftlichen Arbeiten am letzten Tage vor dem Abgabetermin ; 3. bei durch Schalvers\u00e4umnisse zur\u00fcckgebliebenen Sch\u00fcler, welche die L\u00fccken ihres Wissens auszuf\u00fcllen bestrebt sind; 4. bei zu hohen Anforderungen an die Sch\u00fcler.\nF\u00fcr den Praktiker ergiebt sich auB den Angaben des Verf.\u2019s die Mahnung, rbei normativen Bestimmungen \u00fcber die Arbeitsdauer erst die individuellen Arbeitsverh\u00e4ltnisse der Sch\u00fcler kennen zu lernen\u201c.\nHeller (Wien).\nForel. Ueber Talent und Genie. Zeitschr. f. Hypn. 10, 169\u2014170. 1900.\nWie in der pathologischen, so fliefsen auch in der normalen Psychologie alle Begriffe ineinander. Grenzen giebt es nicht. Dasselbe gilt f\u00fcr die erblichen constitutioneilen Psychopathien, deren Wesen liegt in Gleichgewichtsst\u00f6rungen. in abnormer Functionirung des Neurocyms, bedingt durch ererbte Abnormit\u00e4ten des molecularen Baues der Neurone. Nur das Protoplasma des Eikernes und des Spermakernes lebt im Nachkommen fort und verleiht ihm sein ererbtes Gepr\u00e4ge. Es \u00fcbertr\u00e4gt allein die erblichen Eigenschaften auf das Embryo. Beide Kerne sind ziemlich gleich grofs. Die elterlichen Keimzellen bestehen wieder aus Potenzen der grofBelter-lichen Keime u. s. f. Daher der Atavismus. Dies kann man interne Vererbung nennen im Gegensatz zur externen, wo gewisse Einfl\u00fcsse (W\u00e4rme, K\u00e4lte, Nutrition etc.) die Keime vor der Conjunction oder den conjungirten Keim von seiner Bildung (Conjunction) an bis zu seinem Tode treffen und ev. die Entwickelung des Einzelwesens modificiren. Eigenschaften, die dann weiter vererbt werden, m\u00fcssen aber die Keimzelle, das Nucleoplasma, selbst treffen. Forel tritt dann M\u00f6bius entgegen, der behauptet, dafs jede t\u00fcchtige Talentleistung etwras Neues enth\u00e4lt, dafs jedes Talent im gewissen Grade genial ist, und dafs das Talent nichts als eine Steigerung einer allen Menschen zukommenden F\u00e4higkeiten und das Genie nichts als ein hoher","page":112}],"identifier":"lit31515","issued":"1901","language":"de","pages":"111-112","startpages":"111","title":"Ferdinand Kemsis: Die h\u00e4usliche Arbeitszeit meiner Sch\u00fcler. Ein statistischer Beitrag zur Ueberb\u00fcrdungsfrage. Zeitschrift f\u00fcr p\u00e4dagogische Psychologie 1 (2), 89-95. 1899","type":"Journal Article","volume":"26"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:24:24.116757+00:00"}