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Forel: Ueber Talent und Genie. Zeitschr. f. Hypn. 10, 159-170. 1900

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{"created":"2022-01-31T16:21:26.315195+00:00","id":"lit31516","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Umpfenbach","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 26: 112-113","fulltext":[{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112\nLitera tnrberich t.\nder Untertertia zun\u00e4chst deren durchschnittliche Arbeitszeit ermittelt, welche pro Woche 7 Stunden 46,3 Minuten oder pro Tag ca. 1 Stunde j 6 Minuten f\u00fcr den einzelnen Sch\u00fcler betrug. Diese Zahlen schliefsen woM j jeden Verdacht einer Ueberb\u00fcrdnng aus.\tj\nGanz anders gestalten sich die Verh\u00e4ltnisse, wenn man die Arbeite* zeiten der einzelnen Sch\u00fcler von demselben Tage mit einander und mit dem Durchschnitt vergleicht. Hier ergeben sich ungeheure Gegens\u00e4tze; so braucht z. B. ein Sch\u00fcler 7 mal, an einem anderen Tage 4 mal soviel Arbeitszeit als sein begabter und strebsamer Mitsch\u00fcler, der ihn trotzdem ganz bedeutend an Qualit\u00e4t und Quantit\u00e4t der Leistungen \u00fcbertrifft.\nNebst dem Schulunterricht und der Schularbeit kommen f\u00fcr manche Sch\u00fcler die Schulwege in Betracht, welche keineswegs als Erholung angesehen werden k\u00f6nnen. Die Schulwege sind bei manchen Sch\u00fclern so anstrengend und zeitraubend, dafs schon bei einer durchschnittlichen Arbeitszeit von 1 Stunde pro Tag eine starke Belastung eintreten kann.\nAn Sch\u00fcler, welche zu Hause durch den Privatlehrer Wiederholung\u00ae* unterricht empfangen, und solchen, die nicht zu arbeiten verstehen, konnte Verf. an einer anderen Realanstalt sogar Ueberb\u00fcrdung feststellen. Ueber-lastung kommt \u00fcbrigens in folgenden F\u00e4llen vor: 1. bei Versetzungs-, Ab-schlufs- und Reifepr\u00fcfungen ; 2. bei Ausarbeitung der periodischen schriftlichen Arbeiten am letzten Tage vor dem Abgabetermin ; 3. bei durch Schalvers\u00e4umnisse zur\u00fcckgebliebenen Sch\u00fcler, welche die L\u00fccken ihres Wissens auszuf\u00fcllen bestrebt sind; 4. bei zu hohen Anforderungen an die Sch\u00fcler.\nF\u00fcr den Praktiker ergiebt sich auB den Angaben des Verf.\u2019s die Mahnung, rbei normativen Bestimmungen \u00fcber die Arbeitsdauer erst die individuellen Arbeitsverh\u00e4ltnisse der Sch\u00fcler kennen zu lernen\u201c.\nHeller (Wien).\nForel. Ueber Talent und Genie. Zeitschr. f. Hypn. 10, 169\u2014170. 1900.\nWie in der pathologischen, so fliefsen auch in der normalen Psychologie alle Begriffe ineinander. Grenzen giebt es nicht. Dasselbe gilt f\u00fcr die erblichen constitutioneilen Psychopathien, deren Wesen liegt in Gleichgewichtsst\u00f6rungen. in abnormer Functionirung des Neurocyms, bedingt durch ererbte Abnormit\u00e4ten des molecularen Baues der Neurone. Nur das Protoplasma des Eikernes und des Spermakernes lebt im Nachkommen fort und verleiht ihm sein ererbtes Gepr\u00e4ge. Es \u00fcbertr\u00e4gt allein die erblichen Eigenschaften auf das Embryo. Beide Kerne sind ziemlich gleich grofs. Die elterlichen Keimzellen bestehen wieder aus Potenzen der grofBelter-lichen Keime u. s. f. Daher der Atavismus. Dies kann man interne Vererbung nennen im Gegensatz zur externen, wo gewisse Einfl\u00fcsse (W\u00e4rme, K\u00e4lte, Nutrition etc.) die Keime vor der Conjunction oder den conjungirten Keim von seiner Bildung (Conjunction) an bis zu seinem Tode treffen und ev. die Entwickelung des Einzelwesens modificiren. Eigenschaften, die dann weiter vererbt werden, m\u00fcssen aber die Keimzelle, das Nucleoplasma, selbst treffen. Forel tritt dann M\u00f6bius entgegen, der behauptet, dafs jede t\u00fcchtige Talentleistung etwras Neues enth\u00e4lt, dafs jedes Talent im gewissen Grade genial ist, und dafs das Talent nichts als eine Steigerung einer allen Menschen zukommenden F\u00e4higkeiten und das Genie nichts als ein hoher","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"L i fera turber\u00efch t.\n113\nGrad dee Talentes ist. Das steht in Widerspruch mit den herk\u00f6mmlichen Begriffen und mit den Thatsachen. Eine qualitative Identit\u00e4t von Talent und Genie zu construiront ist ein logischer Fehler. Es geh\u00f6rt nicht zu den Eigenschaften der Talente Neues zu leisten, d. h. neue geistige Combinationen zu schaffen. Es giebt talentlose Genies und genielose Talente, viel- und veitumfassende Genies, aber auch vielseitige Talente, einseitige Genies und einseitige Talente. Das Talent ist receptiv, assimilirt die Leistungen Anderer, wobei die plastische Combinationsffthigkeit, die Phantasie oft gehemmt wird. Das Genie geht dagegen plastische, eigene Wege. G\u00e4be es nur Talente, so w\u00fcrde die Kultur bald dogmatisch, chinesisch, erstarren und zur\u00fcckgehen. Dem genialen Trieb allein, mag er im Uebrigen auch oft defect sein, verdankt die Kultur alle ihre Fortschritte. Der Trieb zur Schaffung neuer Bahnen beruht auf der plastischen F\u00e4higkeit der Phantasie ; ohne Phantasie kein Genie, kein Schaffen, kein Fortschritt, Zwischen Normal und Pathologisch giebt es keine scharfe Grenze. Alles Pathologische besteht aus mehr oder minder erheblichen Abweichungen einer ideal gedachten, jedoch in der Natur nie absolut vorhandenen Norm. Lombboso \u00fcbertreibt. Viele Genies haben einen entschieden pathologischen Zug, der sie bis zur Geistesst\u00f6rung f\u00fchren kann. Doch darf man nicht verallgemeinern. Grobe pathogene Factoren des Hirulebens produciren keine Genies ! Doch kommt die Anlage zu geistigen Gleichgewichtsst\u00f6rungen beim Genie ernst in Betracht. Sie f\u00fchren oft zum Ruin ; oft enthalten sie auch eine gewaltige Entwickelung des Phantasieverm\u00f6gens. Auf die St\u00e4rke der Defecte kommt es an, ob das Minus und das Pathologische oder das Plus und das Physiologische \u00fcberwiegen. Das geniale Schaffen strengt das Gehirn mehr an als die receptiv-productive Th\u00e4tigkeit. Dazu kommen h\u00e4ufige Gem\u00fcthsersch\u00fctterungen, Mifserfolge, Excesse u. A. G\u00fcnstige und ung\u00fcnstige Factoren k\u00f6nnen sich summiren und subtrahiren, auch neutrali-siren, \u2014 davon h\u00e4ngt vielfach der Schlufserfolg ab.\tUmpfenbach.\nG. E. Siabhobe. Some Psychological Statistics. University of Jowa. Studies in Psychology 2, 1\u201484. 1899. Bulletin of the University of Jowa, New Series, 1 (5).\nDie Arbeit enth\u00e4lt auf 84 Seiten die Beschreibung folgender Einzel-\u00abntersuchungen :\nI.\tVisual Perception of Interrupted Linear Distances,\nII.\tThe Material-Weight Illusions,\nIII.\tLocalization of Sound in the Median Plane,\nIV.\tHearing-Ability and Discriminative Sensibility for Pitch,\nV.\tMotor Ability, Reaction-Time, Rhythm and Time Sense.\nIn einer Einleitung wird hervorgehoben, dafs die einzelnen Untersuchungen den behandelnden Gegenstand nicht ersch\u00f6pfen, dafs aber die aufgestellten Probleme solcher Natur sind, dafs, wie z. B. bei den T\u00e4uschungen, die besten Resultate bei dem ersten Versuch erhalten werden. Die Versuche wurden zun\u00e4chst an Studenten und Studentinnen ausgef\u00fchrt und in einzelnen Teilen auch auf Schulkinder ausgedehnt.\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 26.\n8","page":113}],"identifier":"lit31516","issued":"1901","language":"de","pages":"112-113","startpages":"112","title":"Forel: Ueber Talent und Genie. Zeitschr. f. Hypn. 10, 159-170. 1900","type":"Journal Article","volume":"26"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:21:26.315201+00:00"}

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