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{"created":"2022-01-31T16:22:01.729164+00:00","id":"lit31529","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kiesow","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 26: 124-127","fulltext":[{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"124\nLiteraturberich t.\nw\u00e4hrend f\u00fcr den Forscher Helmholtz die Consonanz gleichbedeutend war mit dem Nichtvorhandensein von Dissonanz, ist f\u00fcr den K\u00fcnstler die Consonanz eine positive Realit\u00e4t und die Dissonanz der Mangel derselben.\nSchaefer (Gr. Lichterfelde-Ost).\nW. Heinrich. lote pr\u00e9liminaire sir la fonction accommodative de la membrane tympanlqne. Bulletin inlern, de Vacad. des sciences de Cracovie. (M\u00e4rz) 105\u2014111. 1900.\nVerf. hat seine fr\u00fcheren, noch nicht zu eindeutigen Resultaten f\u00fchrenden Untersuchungen \u00fcber die Accommodationsf\u00e4liigkeit des Trommelfells wieder aufgenommen und sich dazu des Michelson\u2019sehen Interferometers bedient. Die Versuche, am Ohre eben get\u00f6dteter Hunde angestellt, ergaben Folgendes: Jeder Spannung des Trommelfells (durch Zug an der Tensor-sehne) entspricht nur ein einziger Ton, auf den dasselbe reagirt; alle anderen T\u00f6ne von verschiedener H\u00f6he haben keinen Effect. Die wirksame Tonh\u00f6he wechselt mit dem Grade der Spannung und ist bei gleicher Spannung f\u00fcr verschiedene Trommelfelle verschieden Ger\u00e4usche haben keine Reaction zur Folge. Verf. h\u00e4lt hiernach das Trommelfell f\u00fcr ein Accommodationsorgan.\tSchaefer (Gr. Lichterfelde-Ost).\nW. Heinrich. De la constance de perception des tons pars \u00e0 la limite d\u2019andi-bilit\u00e9. Bulletin internat, de Vacad. des sciences de Cracovie. (Jan.) 37\u201445. 1900.\nWie in Bd. 21, S. 391 dieser Zeitschrift berichtet, hat Verf. fr\u00fcher gefunden, dafs eben noch h\u00f6rbare T\u00f6ne keine Intensit\u00e4tsschwankungen zeigen, w\u00e4hrend dies bei Ger\u00e4uschen der Fall ist. Er hat nun seine Beobachtungen wiederholt und zugleich die Angaben von Cook und Titchener, welche auch bei T\u00f6nen an der Schwelle der Wahrnehmbarkeit Schwankungen der St\u00e4rke bemerkten, controlirt. Es ergab sich, dafs die Versuchsanordnung der genannten Autoren nicht frei von Ger\u00e4uschen war und dafs diese die Intensit\u00e4tsschwankungen der T\u00f6ne vorget\u00e4uscht haben m\u00fcssen. Ganz ger\u00e4uschfreie T\u00f6ne lassen thats\u00e4chlich keinerlei Schwankungen an der Grenze ihrer Wahrnehmbarkeit h\u00f6ren.\nSchaefer (Gr. Lichterfelde-Ost).\nG. W. Patrick. On the Analysis of the Perceptions of Taste. University of Iowa Studies in Psychology 2, 85\u2014127.\t1899. Bulletin of the University\nof Town, New Series, 1 (5).\nIn ihrem ersten Theile enth\u00e4lt die Arbeit wenig Neues. Es werden nochmals die Fragen naeh der Anzahl der Grundempfindungen des Geschmackssinnes aufgeworfen, es wird erwogen, ob es deren eine unbegrenzte oder nur eine beschr\u00e4nkte Anzahl gebe, wie weit Geruch, Getast, Temperatur und Gesicht bei der Aufnahme von Geschmackssubstanzen mit-wirken oder nicht und es wird schliefslich die ..Hypothese\"1 als am meisten den Thatsachen entsprechend anerkannt, nach welcher es \u201enur vier ((m\u00f6glicherweise nur zwei) Geschmacksempfindungen giebt\u201c. Der Verf. schreibt: \u201eIndeed, there are several reasons for thinking with Valentin and others that salt and sour are not true tastes at all. Kiksow's experiments with","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"Literatur bericht.\n125\ncocaine, however, seem to substantiate his position that there are four tastes, but that salt and sour in particular are attended by touch sensations.\u201c Diese ganze Darlegung ist nur eine Wiederholung bekannter Ausf\u00fchrungen, ohne dafs auf die ungeheure Arbeit der fr\u00fcheren Forschung gen\u00fcgend Bedacht genommen wird. Wenn es f\u00fcr die volle Anerkennung von Salzig und Sauer als Geschmacksempfindungen nicht gen\u00fcgt, dafs die allgemeine Natur des \u00e4ufseren Reizmittels auch hier gleich ist der der \u00fcbrigen Geschmacksreize, dafs weiter nach anatomischen Befunden, wie nach der Arbeit Oehswall\u2019s, die ich in dieser Hinsicht best\u00e4tigen und erweitern konnte, diese Empfindungen auf mit Geschmacksbechern versehenen Papillen aus-gel\u00f6st werden, und dafs endlich psychologisch das Charakteristische dieser Empfindungen dem der anderen Geschmackssensationen n\u00e4her steht als dem irgend einer Empfindung anderer Sinnesgebiete, so d\u00fcrfte eine Verst\u00e4ndigung dar\u00fcber, ob Salzig und Sauer Geschmacksempfindungen sind oder nicht, \u00fcberhaupt schwerlich m\u00f6glich sein. Den noch nicht erledigten Fragen nach dem metallischen und elektrischen Geschmack tritt der Verf. \u00fcberhaupt nicht n\u00e4her, der alkalische wird nur gestreift.\nDer Verf. spricht dann von Mischungen von Geschmacksstoffen und untersucht, ob hieraus neue Qualit\u00e4ten resultiren oder nicht. Er findet, dafs dies nicht der Fall ist. \u201eThese remain distinct in consciousness, not subject to fusion or mixture with each other; the manifold taste perceptions of daily experience are made up of these four taste sensations with their grades of intensity, and sensation of smell, touch, temperature, sight, and muscle sensations.\u201c Mit dem Letzteren wird dem bisher Bekannten nichts Neues hinzugef\u00fcgt. Mit Bezug auf den ersten Punkt hatte ich gesagt: rEs entsteht auf diese Weise f\u00fcr die Wahrnehmung, was wir gew\u00f6hnlich als einen Mischgeschmack bezeichnen. Derselbe ist dann aber nicht nur gleich einer Summe zweier an sich unvergleichlicher Qualit\u00e4ten, sondern es resultirt daraus zugleich bei allen Gombinationen ein qualitativ Neues, das in die erzeugte Mischung als Grundgeschmack eingelit, aus dem man dann die denselben verursachenden Einzelempfindungen je nach der verwandten L\u00f6sungsstufe der letzteren herauserkennt. Dieser resultirende Grundgeschmack ist bei den Mischungen von Salzig und S\u00fcfs, sowie bei denjenigen von Salzig und Sauer und Sauer und Bitter von so eigenartig qualitativer F\u00e4rbung, dafs man daf\u00fcr gar keine Bezeichnung finden kann. Bei den anderen Zusammensetzungen k\u00f6nnen wir diese Bezeichnungen wenigstens Stoffen entlehnen, f\u00fcr deren Geschmack die Sprache bereits solche vorbereitet hat. Wir sprechen von einem s\u00fcfssauren, einem bitters\u00fcfsen, einem bittersalzigen Geschmack und associiren denselben mit der Wahrnehmung bestimmter Substanzen aus dem Pflanzen- und Mineralreiche, die uns denselben verursachen k\u00f6nnen, aber wir sprechen eigentlich nicht von einem salzs\u00fcfsen, salzsauren und bittersauren Geschmack etc.\u201c Bei diesem Heraust\u00f6nen der Componenten aus dem Grundgeschmack kann Wettstreit ein-treten. Diese Beobachtungen halte ich auch jetzt noch aufrecht. Der Verf. pr\u00fcfe nur verschiedene Fr\u00fcchte, Marmeladen u. dgl., und er wird vielleicht doch meine Ansicht best\u00e4tigen k\u00f6nnen. Der bitters\u00fcfse Geschmack ist eben doch noch etwas Anderes, als die Empfindungen, die man hat, wenn man z. B. auf die eine Zungenseite einen bitteren, auf die andere einen s\u00fcfsen","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"126\nLiteraturbericht.\nGeschmacksstoff bringt. Bei schw\u00e4cheren L\u00f6sungen tritt liier, wie Urbax-T8CHIT8CH zuerst fand, fast immer Wettstreit ein, aber es fehlt eben der Grund* oder Mischungsgeschmack. Der Verf. schreibt: \u201eHoney and all the different kinds of syrups and molasses have only one taste, viz. sweet.\u201c In einer Note zu dieser Stelle lieifst eH: \u201eAn exception may be found in New Orleans molasses which has a slight bitter taste together with sweet.\u201c Es giebt aber eben viele Substanzen, aus denen man zwei Geschm\u00e4cke herausempfindet.\nDer Verf. geht dann n\u00e4her auf die von mir (Phitm. Stud. 12, 269) mit-getheilten Versuche der S\u00fcfs-Salzreihe ein. Er sehreibt: \u201eI selected from his list those mixtures of sweet and salt which gave, according to him, most decidedly the new tastes, that is, the insipid and alkaline tastes.\u201c Ich hatte geschrieben: \u201ean die Stelle dieser beiden Qualit\u00e4ten war eine Empfindung getreten, die ich am besten mit dem Ausdruck \u00abfade* bezeichnen m\u00f6chte und die man dem unbestimmt Laugigen, das man bei grofser Verd\u00fcnnung von Kali- und Natronlauge erh\u00e4lt, vergleichen k\u00f6nnte. Die Empfindung ist nicht gleich Null, sie entspricht auch nicht v\u00f6llig derjenigen des destillirten Wassers, sondern ist von so eigenartig neuer Qualit\u00e4t, dafs sie unwissentlich schwer definirbar und eben in der angegebenen Weise am geeignetsten zu bezeichnen ist.\u201c Es war mir eben schwer, einen passenden Namen zu finden und in diesem Sinne sind nat\u00fcrlich die Angaben in der Tabelle zu verstehen. Der Verf. will meine Versuche genau nach meiner Angabe nachgemacht haben. Ich habe diese m\u00fchevollen Versuche mit geringen Ausnahmen an mir selbst angestellt und habe angegeben: \u201eAls Schmeckstelle benutzte ich die Zungenr\u00e4nder, weil die oben erw\u00e4hnten Unterschiede der Perceptionszeiten hier weniger st\u00f6ren und durch Zusatz von L\u00f6sungen geringerer St\u00e4rken leicht ausgeglichen werden k\u00f6nnen.\u201c Der Verf. schreibt: \u201eI tested four observers, two men and two women, with these solutions. They were blindfolded and '/* ccm of the solution waB placed upon the tongue\u201c (wo, wird nicht angegeben) \u201eby means of a glass dropper. They were instructed to taste the material carefully and swallow it.\u201c Wenn der Verf. die Schmecksubstanz \u00fcber die ganze Zunge vertheilen und dann noch verschlucken l\u00e4fst, so werden hierdurch gerade die Fehler in die Versuche eingef\u00fchrt, die ich vermeiden wrollte, n\u00e4mlich dafs Fl\u00e4chen verschiedener Empfindlichkeit betheiligt waren. Der Verf. sollte aufserdem wissen, dafs bei allen diesen Versuchen auch wohl individuelle Differenzen vorhanden sind, und dafs Schwellenwertho und andere Angaben, die f\u00fcr eine Versuchsperson gelten, nicht mit mathematischer Genauigkeit ohne Weiteres auch f\u00fcr alle anderen gelten k\u00f6nnen, zumal in einem .Sinnesgebiete, wo diese Differenzen betr\u00e4chtlich sind. Ich habe bei mir selbst bei Constanterhaltung des Quantums der Concentrationsstufe einer Qualit\u00e4t und stetiger Ab\u00e4nderung derjenigen der Concentrationsstufe der anderen durch m\u00fchevolle Versuche den Punkt herausgesucht, wro das in Frage stehende Ph\u00e4nomen bei mir auftrat. Patrick hat weder an sich selbst irgend einen Versuch ausgef\u00fchrt, noch auch sich M\u00fche gegeben, die Mischungsverh\u00e4ltnisse bei seinen Versuchspersonen zu variiren, und doch lassen seine Angaben vermuthen, dafs er hierdurch zum Ziele gekommen w\u00e4re; denn dieselben zeigen verglichen mit meinen Angaben mehr Ueber-","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n127\neinstimmnng, als er selbst herausliest, wie \u00fcberhaupt die Angaben nicht hinreichend ausgenutzt und interpretirt sind. Die betreffenden Versuche wurden zudem an jeder Versuchsperson nur ein einziges Mal ausgef\u00fchrt Ich schlage ihm noch einen anderen Versuch vor. Er bestimme an sich selbst die Schwellen f\u00fcr S\u00fcfs und Salzig, thue dann zu einem Quantum der Fl\u00fcssigkeit von der S\u00fcfsschwelle soviel Salz, als seiner Salzschwelle entspricht, und er wird vielleicht die von mir beschriebene Erscheinung erkennen. Er schalte hierbei alle st\u00f6renden Factoren aus, bringe die Substanz auf eine begrenzte Schmeckstelle, aber er lasse sie nicht herunterschlacken.\nDer Verf. discutirt dann die Frage, dafs Salzl\u00f6sungen unterhalb der Salzschwelle schon fade und laugig schmecken. Dies ist, wie er auch weifs, von mir wiederholt betont worden und diese von mir gefundene Thatsache ist der Ausgangspunkt meiner mit Dr. H\u00f6ber zusammen unternommenen Untersuchung \u00fcber den Geschmack von Salzen und Laugen gewesen {Zeitsehr. f. phys. Chemie 27, 4). Der Verf. scheint diese Arbeit nicht zu kennen. Er mag die dort mitgetheilten umfangreichen Versuchsreihen und Ergebnisse aber doch selbst nachlesen.\nDer Verf. wird wohl nicht im Ernst glauben (es geht aus seiner Arbeit nicht klar hervor), dafs es meine Ansicht sei, die ungeheure Anzahl der sogenannten Geschmacksempfindungen des popul\u00e4ren Bewufstseins gingen aus einer Mischung der vier Geschmacksqualit\u00e4ten S\u00fcfs, Salzig, Sauer und Bitter hervor. Mir ist wenigstens nicht bekannt, wo ich Derartiges gesagt haben sollte. Wo sich so viel Empfindungen vereinigen k\u00f6nnen, wie im Mundraum, wo sich, wie ich zeigen konnte, anf dem engbegrenzten Raume einer einzigen geschmacksempfindlichen Papille vier Sinnesgebiete, noch dazu mit verschiedenen Qualit\u00e4ten vereinigen k\u00f6nnen, liegt der Schlufs nur zu nahe, dafs bei der Aufnahme der Nahrung auch alle betheiligt sind. Eine hervorragende Rolle kommt hier, wie wohl bekannt ist, in erster Linie dem Geruchssinn und sodann dem Tastsinn in allen seinen Abstufungen (Betheiligung der festeren und weicheren Mundtheile u. s. w.) zu, und besonders, wenn man den Schwerpunkt auf die Gef\u00fchlsseite verlegt. Ich habe in meinen Arbeiten angegeben, von wem die leichte, auch vom Verf. benutzte Ausschaltung des Geruchssinnes stammt, er unterl\u00e4fst dies.\nDen Rest der Arbeit bilden Mittheilungen \u00fcber die Ergebnisse von Versuchsreihen, die an einer anosmotischen Dame angestellt wurden. Der Verf. fafet diese Ergebnisse selbst allgemein folgendermaafsen zusammen: .On the whole the experiments confirm, so far as they go, the hypothesis made in this article, and, while not diminishing the importance which has been given to sensations of smell in the \u201etastes\u201c of common experience, they indicate that touch and muscle sensations play an unexpectedly important part.\u201c\tKiesow (Turin).\nE. de Cyos. L\u2019orientation chez le pigeon voyageur. Rev. scientifique 13 (12), 353\u2014359. 1900.\nDie Brieftauben benutzen zur Orientirung \u00fcber ihren Weg nicht nur Gesichtseindr\u00fccke und Geruchswahrnehmungen sondern auch Druck-,","page":127}],"identifier":"lit31529","issued":"1901","language":"de","pages":"124-127","startpages":"124","title":"G. W. Patrick: On the Analysis of the Perceptions of Taste. University of Iowa Studies in Psychology 2, 85-127. 1899. Bulletin of the University of Iowa, New Series, 1 (5)","type":"Journal Article","volume":"26"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:22:01.729170+00:00"}