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{"created":"2022-01-31T15:04:08.583067+00:00","id":"lit31531","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Giessler","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 26: 128-130","fulltext":[{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\nTemperatur- und vielleicht noch andere Empfindungen, die durch die Einwirkung der Luftstr\u00f6mungen auf die Haut und namentlich auf die Nasenschleimhaut ausgel\u00f6st werden. Die F\u00e4higkeit, sich innerhalb eines grofsen Terrains zurechtzufinden, die auch vielen Jagdthieren in hohem- M\u00e4afse eigen ist) beruht nicht auf einerblos instinctiven, sondern auch auf intelligenter Verwerthung der eben erw\u00e4hnten Sinnesreize. Die Bogeng\u00e4nge\u2019 kommen nur insoweit in Betracht, als eine hohe Entwickelung derselben die Beweglichkeit des Thieres g\u00fcnstig beeinflufst.\nSchaeeer (Gr. Liehterfelde-0 st).:-\nB. Bourdon. La perception des mouvements par le moyen des sensations tactiles des yeux. Lev. philos. 50 (7), 1\u201417. 1900.\nDie Frage nach der Perception der Bewegung eines fixirten Objects ist bereits von Aubert experimentell studirt worden. Derselbe erkl\u00e4rte jedoch die Perception nicht durch die tactilen und muskul\u00e4ren Empfindungen des Auges, v. Fbeischl hatte constatirt, dafs f\u00fcr die Sch\u00e4tzung, der Geschwindigkeit einer Bewegung es n\u00f6thig ist, dafs man einen unbeweglichen Punkt des Gesichtsfeldes fixirt, oder dafs man mit den Augen dem sich bewegenden Objecte selbst folgt. Aubert bediente sich zweier Cylinder. Vor jedem derselben war eine rechtwinklige Oeffnung von 50 mm Breite und 20 mm H\u00f6he angebracht. Der Beobachter war 800 mm von den Cylindern entfernt. Letztere drehten sich mit verschiedenen Geschwindigkeiten. Vor dem links befindlichen war in sehr geringer Entfernung an einem Coconfaden in der Mitte der Oeffnung eine kleine Waehskngel aufgeh\u00e4ngt, welche als Fixationspunkt diente. Der Beobachter hatte anzugeben, welcher der beiden Cylinder ihm am schnellsten sich zu drehen schien. Aubert best\u00e4tigte dabei, was in der Hauptsache schon v. Fleische gefunden hatte, dafs n\u00e4mlich, so oft man den Punkt fixirte, die Bewegung ungef\u00e4hr zwei Mal oder ein wenig mehr als zwei Mal rascher erfolgte, als wenn man den Gegenstand mit den Blicken verfolgte. Die, Erkl\u00e4rung des erhaltenen Eesultats st\u00f6fst jedoch auf Schwierigkeiten, weil bei dem vorliegenden Experiment mehr als ein Gegenstand sichtbar war. In einem anderen. Falle liefs Aubert Platindraht auf elektrischem Wege roth werden. Er constatirte, dafs die Wahrnehmung der Bewegung sehr unsicher wird, dafs man n\u00e4mlich einerseits dann eine Bewegung zu con-statiren glaubt, wenn keine vorhanden ist (au to kinetische Empfindungen), und dafs man andererseits eine wirkliche und sehr markirte Bewegung nicht wahr nimmt. Er glaubt, daraus schliefsen zu d\u00fcrfen, dafs die Anwesenheit von unbeweglichen und im Allgemeinen von bekannten Objecten ebenso f\u00fcr die Perception der Bewegung als f\u00fcr unsere Orientirung im Baume von fundamentaler Wichtigkeit ist, da eine isolirte leuchtende Linie in einem unsichtbaren Baume nicht gen\u00fcgt, uns \u00fcber die Bewegung und Localisirung zu unterrichten. Dieser Schlufs ist nach Verf. inexact. Denn erstens macht Aubert keinen Unterschied, ob man das Object fixirt oder nicht. L\u00e4fst man z. B. im Dunkeln einen leuchtenden Punkt so- rasch kreisen, dafs das Auge nicht mehr folgen kann, so wird nicht allein die Bewegung pereipirt, sondern auch die Geschwindigkeit unterscheidet sich nur um wenig, wenn man den Punkt inmitten von unbeweglichen sicht-","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbtrich t.\n129\ntaren Objecten kreisen l\u00e4fst. Der Schlufs ist auch f\u00fcr den Fall unsicher, tais die Augen dem Gegenst\u00e4nde folgen. Man kann auch die Stellung oder Bewegung eines isolirten Objects percipiren, selbst wenn man dasselbe fixirt. Aber die Beobachtung ist viel schwieriger als bei einer Bewegung inmitten von sichtbaren und unbeweglichen Objecten.\nUm das Minimum von Geschwindigkeit zu studiren, welche man einem isolirten Punkte ertheilen mufs, damit seine Bewegung bemerkt wird, bediente er sich eines sich drehenden Cylinders, welcher durch eine mit einem Spalt versehene Schachtel bei diffusem Tageslicht beobachtet wurde. Hier mufs die Geschwindigkeit, damit man sie bemerkt, ungef\u00e4hr zehn Mal gr\u00f6fser sein, als wenn das Object sich unter unbeweglichen sichtbaren Objecten bewegt. Aubekt schliefst daraus, dafs wir eine Vorstellung von dem unbewegten Baume besitzen, und dafs wir mit dieser Vorstellung die wirkliche Bewegung des Baumes verglichen. Verf. h\u00e4lt diese Erkl\u00e4rung f\u00fcr bedenklich. Vielmehr spielen nach ihm die Bewegungen der Augenlider eine Bolle.\nUm dies zu zeigen, gebrauchte Verf drei Objecte: einen leuchtenden Pankt von 2 mm Durchmesser, einen leuchtenden gleichf\u00f6rmigen Kreis von 4 cm Durchmesser und einen anderen von derselben Gr\u00f6fse, dessen Oberfl\u00e4che aber durchbohrt war von 55 Oeffnungen, jede von 2 mm Durchmesser. Die Kreise waren in schwarzes Papier eingeschnitten. Hinter denselben befand sich Papier, welches durch eine Lampe erhellt war. Die genannten Objecte wurden nun mit H\u00fclfe des Apparats von Verdin geradlinig und parallel mit dem Gesicht des Beobachters von links nach rechts bewegt. In der Mitte seines Laufes war ein solches Object 0,50 m von den Augen entfernt. Verf. fand, dafs die Bewegung des Punktes ein wenig leichter percipirt wurde als die der beiden Kreise. Also die Leichtigkeit der Perception einer Bewegung h\u00e4ngt nicht wesentlich von der Zahl der sich bewegenden Objecte ab. Demnach scheinen die Differenzen in der Intensit\u00e4t schon keinen Einflufs auszu\u00fcben. Auch durch Verdunkelung des Kreises und der Oeffnungen wird keine Ver\u00e4nderung erzielt. Alles dies wird leicht erkl\u00e4rlich, wenn man bedenkt, dafs beim Fixiren eines isolirten Objects mittels der tactilen Empfindungen der Augen die Ver\u00e4nderungen in der Intensit\u00e4t der Ketzhautempfindungen die Intensit\u00e4t der tactilen Empfindungen nicht modificiren. Die Perception der Bewegung des Punktes ist leichter als die Bewegung des Kreises, weil im letzteren falle kleinere Bewegungen der Augen, welche verschiedene Theile des Kreises nach einander festhalten, mit den Augenbewegungen, welche dem Object als Ganzem folgen, interferiren.\nEine kaum merkliche Bewegung wird besser beobachtet am Ende des Experiments als zu Beginn. Es treten bisweilen Verz\u00f6gerungen und autokinetische Ph\u00e4nomene ein. Bisweilen verschwindet das Ph\u00e4nomen auf Augenblicke g\u00e4nzlich. Verf. fand, dafs die Geschwindigkeit, bei welcher die Bewegungen des Punktes und des Kreises anfangen zur Perception zu gelangen, sich wie 1:2 verhalten. Eine leuchtende Linie von 0,4 mm Breite und 5 mm L\u00e4nge hatte denselben Effect wie der Punkt.\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 26.\n9","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"130\nLitera turberich t.\nVersuchen wir jetzt, die Ursachen zu ergr\u00fcnden. Durch die Action der Netzhaut nehmen wir wahr, dafs ein Punkt sich links oder rechts vom anderen befindet. Bei einem leuchtenden Punkt im Dunkeln k\u00f6nnen wir nur in Beziehung zu uns sagen, ob er rechts oder links, oben oder unten sich befindet. Einen wichtigen Antheil an der Bestimmung der Lage eines Punktes haben die tactilen Empfindungen der Augenlider. Um die Empfindlichkeit der Augen an der Oberfl\u00e4che zu messen, stellte Verf. ein Experiment mit einem optischen Apparat an, desgleichen Experimente ohne Apparat, welche s\u00e4mmtlicli im Original nachgelesen werden m\u00f6gen. Verf. fand, dafs diese Empfindlichkeit nicht oder nur zum kleinsten Theil von der Hornhaut, vorherrschend von den Augenlidern herr\u00fchrt. Die Action der Augenlider erg\u00e4nzt die Action der Netzhaut in denjenigen F\u00e4llen, wo letztere bei der Perception keine directe Rolle spielt. \u2014\nEs ist das Verdienst des Verf.\u2019s, die Bewegungen der Augenlider zur Erkl\u00e4rung der Perception von Bewegungen der K\u00f6rper herangezogen zu haben. Eine vollst\u00e4ndige Kl\u00e4rung in dieser Hinsicht wird jedoch erst durch weitere bez\u00fcgliche Experimente und Beobachtungen erzielt werden k\u00f6nnen.\tGiessleb (Erfurt).\nS. Freud. Die Traumdeutung. Leipzig und Wien, Deuticke, 1900. 371 S.\nDas merkw\u00fcrdige Buch des Wiener Nervenarztes sucht dem so oft bearbeiteten und doch noch immer nicht gekl\u00e4rten Problem des Traume\u00bb von einer g\u00e4nzlich neuen Seite her nahe zu kommen. Wie schon der Titel ergiebt, sieht F. im Traum nicht ein Ph\u00e4nomen, das lediglich in seiner, der Wahrnehmung und Erinnerung zug\u00e4nglichen, unmittelbaren Beschaffenheit aufgefafst und beurtheilt werden will, sondern ein solches, das auf irgend etwas nicht direct Gegebenes deutet, das einen wirklichen Sinn hat. Nat\u00fcrlich ist seine Traumauslegung nicht mit der der alten Seher und der neuen Traumb\u00fccher zu identificiren ; sie geht nicht auf etwas Aeufseres, Objectives, Zuk\u00fcnftiges, sondern auf etwas Subjectives, auf tieferliegende, vollwichtige und sinnvolle psychische Acte, durch welche der so absurde, ideenfl\u00fcchtige, verworrene und unzusammenh\u00e4ngende Trauminhalt in allen seinen Theilen Bedeutsamkeit und innige Beziehungen zu wesentlichen Z\u00fcgen der tr\u00e4umenden Pers\u00f6nlichkeit erhalten soll.\nDie Hauptgedanken des Werkes lassen sich in folgenden S\u00e4tzen zusammenfassen: Jeder Traum stellt eine Wunscherf\u00fcllung dar. Nicht so sehr W\u00fcnsche momentaner Art, sondern chronische, meist schon von der Kinderzeit her im Unbewufsten schlummernde Wunschtendenzen sind es, die im Traume Verwirklichung erfahren. Nur selten freilich ist der manifeste Trauminhalt eine directe Darstellung des Wunschzieles (so-wenn das Kind den von den Eltern versagten Genufs als erreicht tr\u00e4umt). Meist dagegen zeigt der unmittelbare Aspect nichts von einem Wunsche, oft vielmehr sehr Unerw\u00fcnschtes, Trauriges und Aengstliches, oft auch g\u00e4nzlich Indifferentes; aber hier l\u00e4fst eine an der Traumerinnerung arbeitende Analyse erkennen, dafs die scheinbar sinnlosen Bestandteile des Traumes verm\u00f6ge mannigfacher oft h\u00f6chst krauser Associationen (die stets an indifferente Eindr\u00fccke des letzten Tages ankn\u00fcpfen) auf Vor-","page":130}],"identifier":"lit31531","issued":"1901","language":"de","pages":"128-130","startpages":"128","title":"B. Bourdon: La perception des mouvements par le moyen des sensations tactiles des yeux. Rev. philos. 50 (7), 1-17. 1900","type":"Journal Article","volume":"26"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:04:08.583072+00:00"}