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{"created":"2022-01-31T16:32:06.135464+00:00","id":"lit31533","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Giessler","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 26: 133-134","fulltext":[{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"Litera turberich t.\n133\nist, ein einseines Beispiel zu bringen; wahrscheinlich ist das vorwiegend von Hysterikern herr\u00fchrende Material Schuld daran.\nDie Unzul\u00e4ssigkeit dieser Traumdeuterei als wissenschaftlicher Methode uiulste mit aller Sch\u00e4rfe betont werden; denn die Gefahr ist grofs, dafs unkritischen Geistern dieses interessante Vorstellungsspiel behagen k\u00f6nnte and wir damit in eine v\u00f6llige Mystik und chaotische Willk\u00fcr hinein-geriethen \u2014 man kann dann mit Allem Alles beweisen.\nNicht unerw\u00e4hnt will ich lassen, dafs eine Bibliographie von 78 Nummern und eine sehr \u00fcbersichtliche Einleitung \u00fcber die bisherigen Erkl\u00e4rungsversuche der Traumph\u00e4nomene orientiren. W. Stern (Breslau).\nJ. 31. Vold. Heber Hallucinationen, vorz\u00fcglich Gesichts - Hallucinationen, auf der Grundlage von cntan-mo tor lachen Zust\u00e4nden und auf derjenigen von vergangenen Gesicht8 - Eindr\u00fccken. Zeitschrift f\u00fcr Psychiatrie 57, 834\u2014865.\nNach Ansicht des Verf.\u2019s erhalten cutan-motorische Latenzzust\u00e4nde <ler der Willk\u00fcr unterworfenen K\u00f6rperpartien nicht allein im normalen, sondern auch im abnormen Leben h\u00e4ufig einen bestimmten psychischen Ausdruck nicht in sogenannten Bewegungsempfindungen, sondern in Gesichtsbildern, welche sich auf die betreffenden K\u00f6rpertheile beziehen. Verf. hat durch Experimente gefunden, dafs das Traumleben durch motorische, weniger durch cutan\u00e9 Beizungen beeinflufst wird. Bei cutanen Einwirkungen nahm der Tr\u00e4umende den dr\u00fcckenden Gegenstand mehr oder weniger genau, mit guter oder schlechter Localisirung an sich selbst oder an einem Anderen wahr, oder der Druck verfl\u00fcchtete sich in eine Vorstellung, oder man hatte einen Gegenstand vor sich, der dem Reizmittel oder dem gedr\u00fcckten Gliede in einer Beziehung (visuell, phonetisch) \u00e4hnlich war. Bei cutan-motorisehen Einwirkungen, z. B. bei umbundenen Fufsgelenk, gekr\u00fcmmter Hand, tr\u00e4umt man, dafs man selbst Bewegungen aasf\u00fchrt, von denen die reale Lage des Versuchsgliedes ein integrirendes Moment bildet, oder man sieht Andere solche Bewegungen ausf\u00fchren. Bisweilen treten Passivbewegungen im Traume auf, z. B. tr\u00e4umt man bei \u2666dner bestehenden Plantarbeugung beider F\u00fcfse, dafs man selbst gefahren wird. Verf. sucht nun eine Anwendung dieser Thatsachen auf Wach-h\u00e2llucinationen zu machen. Er behauptet, dafs die an der Grenze des Schlafes auftretenden \u201ehypnagogischen-* Hallucinationen, die in Alkohol-und anderen Intoxicationsdelirien sowie in hysterischen und epileptischen Zust\u00e4nden auftretenden ebenfalls auf cutan-motorische Spannungen zur\u00fcck-zuf\u00fchren seien. Bei den hypnagogischen Hallucinationen erscheinen bekannte Personen oder Gespenster oder der eigene Doppelg\u00e4nger oder Thierbilder. Die Schwebeerscheinungen, die Aeuderungen in der Heftigkeit der Bewegungen und Volumen\u00e4nderungen sind auf eine allgemeine motorische Unruhe zurtickzuf\u00fchren. Selten sieht man andere Personen in ruhiger Lage. Der Grund daf\u00fcr ist darin zu suchen, dafs die ruhige Lage gew\u00f6hnlich nicht wie die Bewegung stark gef\u00fchlsbetont ist, weshalb die Ged\u00e4cht-nifsbilder der ersteren nicht so leicht wie die der letzteren dem Schlaf-bewufstsein zur Verf\u00fcgung stehen. H\u00e4ufiger ist eine Verthei lung der eigenen Empfindungen an andere Wesen nachweisbar, \u00e4hnlich wie bei progressiver Dementia und Paralysis generalis. Oft sieht der Tr\u00e4umende","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"134\nLiteraturberichl.\neinen begrenzten Abschnitt eines K\u00f6rpers, namentlich wenn bei einem K\u00f6rpertheil in Wirklichkeit eine motorische Form vorliegt. Hier roufs man ebenfalls annehmen, dafs die Gesichtsbilder cutan-motorisch veranlafst sind, \u00e4hnlich wie bei den an An\u00e4sthesie leidenden Personen. Von besonderem Interesse sind die Hallucinationen von Gesichtern im hypna-gogischen Zustande. Es sind Zeichen von cutan-motorischen Facies-Aus-l\u00f6sungen. Denn warum w\u00fcrden sonst gerade Gesichter erscheinen and nicht viel mehr andere Gegenst\u00e4nde?! Auf den cutan-motorischen Ursprung deutet auch der Umstand, dafs die Gesichter Fratzen schneiden. Der Tonus s\u00e4mmtlicher Muskeln des Gesichts wird nicht immer gleichzeitig und in derselben Weise ge\u00e4ndert, z. B. in dem Augenblick, wo die Mundwinkel vorz\u00fcglich erregt sind, kann also ein gesehenes Gesicht mit verzogenem Munde herbeigerufen werden. Aehnlich kommen auch bei Epileptikern Fratzen vor. \u2014\nDie verdienstvolle Arbeit bildet eine Fortsetzung der Traumexperimente, in denen Vold bereits Bedeutendes geleistet hat. Besonders werthvoll sind die gefundenen Analogien zwischen den Traumbildern und den Gesichtsbildern von Geisteskranken. Jedoch scheint es mir, als ob bei der causalen Erkl\u00e4rung der Zustand der inneren Organ\u00e7 zu wenig ber\u00fccksichtigt wurde. Dafs letztere dabei eine Rolle spielen, davon zeugen schon die zahlreichen Experimente von Weygandt (Entstehung der Tr\u00e4ume, Leipzig 1893).\tGiesslrr (Erfurt).\nHans Raeck. Der Begriff des Wirklichen. Eine psychologische Untersuchung.\nHalle a. S., Max Niemeyer, 1900. 89 S.\nDer erste Theil dieser Untersuchung, der sich als \u201ehistorisch-kritische Betrachtung1* bezeichnet, ist bereits in dieser Zeitschrift angek\u00fcndigt worden. In unver\u00e4nderter Gestalt erscheint er hier wieder und zugleich mit ihm der zweite Theil, der den Titel f\u00fchrt \u201eNeue Behandlung des Gegenstandes\u201c. Der Grundgedanke des Verf.\u2019s ist, dafs das Wirklichkeitsbewufstsein seinem Wesen nach Selbstverlorenheit in Etwas ist, das als vom Ich verschieden erscheint. Dem scharfsinnigen Verf. auf all den vielYerschlungenen Wegen der Deduction und der Vertheidigung seines Satzes zu folgen, kann unsere Aufgabe nicht sein.\t\u201e Offner (M\u00fcnchen).\nC. Bos. Les croyances implicites. Rev. philos. 50 (7), 33\u201446. 1900.\nDer Glaube spielt in allen Stadien unserer sinnlichen Activit\u00e4t eine Rolle. Das Negiren bezw. Zweifeln ist auch eine Form des Glaubens. Es geh\u00f6rt dazu unter Umst\u00e4nden sogar ein hohes Maafs von Kraft, nach Baco z. B. zum Leugnen der Existenz Gottes. Also unser Glaube erstreckt sich nicht allein auf das, was wir bejahen, sondern auch auf das, was wir verneinen. Der willk\u00fcrliche Glaube ist nur der Kern des impliciten Glaubens. Letzterer bildet die gr\u00f6fsere Masse unseres Glaubens, er kommt meist erst dann zur Geltung, sobald er auf ein Hindemifs st\u00f6fst. Der implicite Glaube ist an unseren Instinct gebunden. \u2014 Schon auf der Basis unseres Lebens steht der implicite Glaube als ein Postulat. Denn w-ir k\u00f6nnen nicht einmal essen, ohne zu glauben. Aufserdem ist er die Bedingung einer jeden der psychischen Erscheinungen, welche uns nothwendig erschienen sind zur Constituirung des expliciten Glaubens. Alle Perception","page":134}],"identifier":"lit31533","issued":"1901","language":"de","pages":"133-134","startpages":"133","title":"J. M. Vold: Ueber Hallucinationen, vorz\u00fcglich Gesichts- Hallucinationen, auf der Grundlage von cutan-motorischen Zust\u00e4nden und auf derjenigen von vergangenen Gesichts- Eindr\u00fccken. Zeitschrift f\u00fcr Psychiatrie 57, 834-865","type":"Journal Article","volume":"26"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:32:06.135469+00:00"}