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{"created":"2022-01-31T16:29:18.035583+00:00","id":"lit31536","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Umpfenbach","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 26: 135","fulltext":[{"file":"p0135.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbcricht.\n135\n\u25a0beruht schliefslich auf Glauben, denn die Erscheinungen sind unseren Auffassungen davon nicht \u00e4hnlich. Auch beim Ged\u00e4chtnifs, bei allen unseren Gef\u00fchlen ist das Glauben im Spiel.\nAllgemein ist der Glaube an das Ich und an das Gegenw\u00e4rtige. Der Glaube an das Ich beruht auf dem Gef\u00fchl f\u00fcr die Existenz unseres K\u00f6rpers, welches in der Permanenz unserer inneren Empfindungen wurzelt. Hierzu gesellt sich in zweiter Linie der Glaube an unser denkendes und wollendes Ich, an unsere Person. Dieser Glaube an unsere Pers\u00f6nlichkeit ist um so fester, je fester die synthetische Einheit des Ich ist. Das Ich unserer Pers\u00f6nlichkeit besteht aus mehreren Ich, welche sich gegenseitig behindern. Jedes Alteriren unseres Ged\u00e4chtnisses beeinflufst die Idee, welche wir uns von unserer Person machen. Zum Glauben an das Ich geh\u00f6rt, auch das Selbstvertrauen.\nAn der Seite des Glaubens an das Ich, welchen man als croyance simple bezeichnen kann, steht der croyance compos\u00e9e. Das Ich dehnt sich aus und projectirt andere Ich\u2019s, es verbreitet sich in ihnen, um dadurch Material zu einer breiteren Synthese zu haben. Dies ist um so mehr der Fall, je m\u00e4chtiger die Pers\u00f6nlichkeit ist. Unser Glaube an die Realit\u00e4t der anderen Menschen ver\u00e4ndert sich bez\u00fcglich seiner Intensit\u00e4t je nach unserem Bed\u00fcrfnifs: Das Genie arbeitet f\u00fcr die ganze Menschheit. F\u00fcr wenig entwickelte Menschen gelten nur diejenigen Personen als reell, welche mit ihnen in Ber\u00fchrung kommen.\nDer Glaube an unser Ich ist die Bedingung f\u00fcr den Glauben an die Realit\u00e4t der \u00e4ufseren Welt. Die Wirklichkeit steht in Beziehung zu unserem activen Leben. Denn wir antworten auf die von den Dingen ausgehenden Reize durch active Bewegungen. Bos definirt mit Hinblick hierauf das Gef\u00fchl f\u00fcr die Realit\u00e4t als: \u201eDas Bewufstsein, welches wir von den wirklichen Bewegungen haben, durch welche unser Organismus auf die Erregungen antwortet.\u201c Die Impulse zu solchen Bewegungen liefern uns jedoch nur einen Theil der Erkl\u00e4rung. Hierzu ist noch erforderlich, dafs dieselben auf Hindernisse stofsen. Namentlich also die Berichte des Tastsinns spielen dabei eine grofse Rolle.\nDer Glaube an das Vergangene befestigt sich in jedem Moment durch unsere gegenw\u00e4rtigen Acte, von denen wir a posteriori den impliciten Glauben an das Vergangene ableiten. Viel lebhafter indessen ist der Glaube an die Realit\u00e4t des Zuk\u00fcnftigen. Derselbe wurzelt in unseren W\u00fcnschen, Hoffnungen. Wir stehen der Zukunft gewissermaafsen sch\u00f6pferisch gegen\u00fcber.\tGiessleb (Erfurt).\nHanks Gboss. Ein Zanberbiich ans einem modernen Procefs. Arch. f. Criminal-Anthropologie 3, 88\u201499. 1900.\nGross ist in Besitz eines alten Zauberbuches, das noch im Jahre 1899 in einem Procefs eine grofse Rolle spielte, und nicht etwa in einen weltabgelegenen Winkel, \u2014 sondern in Berlin selbst! Es war im Besitz nicht etwa eines Bauern, sondern eines Steuerbeamten, der die Feldz\u00fcge mitgemacht hatte und im Besitze von f\u00fcnf Milit\u00e4rehrenzeichen ist! Die wenigen mitgetheilten Recepte des Buches zeigen, wie z\u00e4hlebig der Aberglauben noch ist.\tUmpfenbach.","page":135}],"identifier":"lit31536","issued":"1901","language":"de","pages":"135","startpages":"135","title":"Hanns Gross: Ein Zauberbuch aus einem modernen Proce\u00df. Arch. f. Criminal-Anthropologie 3, 88-99. 1900","type":"Journal Article","volume":"26"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:29:18.035589+00:00"}