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Frank Thilly: Conscience. Philosophical Review 9 (1), 18-29. 1900

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{"created":"2022-01-31T15:10:41.394200+00:00","id":"lit31538","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Saxinger","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 26: 136-137","fulltext":[{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"136\nLitera turbericht.\nHarry Campell. The Feelings. Journ. of Mental Science 46 (193), 219\u2014242.\n1900.\nVerf. will sein Thema, das Sinnesempfindungen und Gem\u00fcths-bewegungen umfafst, vom praktischen Standpunkt des Arztes aus behandeln, ohne alle psychologischen \u201eSubtilit\u00e4ten\u201c.\nGemfithsbewegungen sind ihm nichts als Accorde von Empfindungen, insbesondere auch der den Ausdrucksbewegungen entsprechenden. Bei guter Gesundheit ist das Gesammtgef\u00fchl meist lustvoll, im anderen Falle das Gegentheil; und k\u00f6nnen dann selbst Freuden- bezw. Ungl\u00fccksnachrichten nur einen vor\u00fcbergehenden Stimmungswechsel hervorrufen. Trotz der grofsen Unterschiede bei den Individuen rnufs der Arzt versuchen, sich in die Gef\u00fchle seiner Patienten hineinzudenken, zwar nicht mit sentimentaler, aber discreter Sympathie.\nIm zweiten Abschnitt betont 0., dafs neben den specifischen Sinnesempfindungen die unspecificirte, allgemeine K\u00f6rperempfindung, die \u201ecoen-aesthesiau von Bedeutung sei. Dieselbe entstamme den chemischen Reizen, welche insbesondere in den Fl\u00fcssigkeiten des K\u00f6rpers stattfinden.\nDa Empfindung und Gef\u00fchl auch Gedanken und Thaten des Menschen beherrschen, sei also das sich aus diesen \u201ezusammensetzende\u201c Ich in weitem Umfang bestimmt durch den Stoffwechsel des Organismus.\nEttlinger (M\u00fcnchen).\nFrank Thilly. Conscience. Philosophical Review 9 (1), 18\u201429. 1900.\nDer Verf. sucht in der vorliegenden Abhandlung die Entstehung des Gewissens zu erkl\u00e4ren und die M\u00f6glichkeit einer Vererbung des Gef\u00fchls der Verpflichtung begreiflich zu machen.\nDer Mensch vermag Recht von Unrecht zu unterscheiden ; er besitzt ein moralisches Bewufstsein oder ein Gewissen. An die Vorstellung eines Beweggrundes reihen sich eigent\u00fcmliche Gef\u00fchle und Regungen : Gef\u00fchle der Billigung und Mifsbilligung, Gef\u00fchle, die zur That dr\u00e4ngen, oder von deren Ausf\u00fchrung abhalten. Sind mehrere, von Gef\u00fchlen der Billigung und Mifsbilligung begleitete Vorstellungen im Bewufstsein, so f\u00fchrt diejenige zu einer That des Willens, die zur vorherrschenden wurde. Diese inneren Vorg\u00e4nge dr\u00fccken sich in Urtheilen \u00fcber einen Wertb aus. Ist die That von einem Anderen ausgef\u00fchrt worden, so begleiten gewisse Triebe und Gef\u00fchle die Vorstellung dieser That und veranlassen uns zu einem Werthurtheil. Durch dieses Urtheil kennzeichnen wir uns selbst, weil das Urtheil sagt, welchen Eindruck die That auf uns macht. Das Gewissen n\u00e4mlich ist eine Verbindung von psychischen Elementen. Das Gef\u00fchl der Verpflichtung, des Sollens besteht aus einem Gemisch von Gef\u00fchl und Trieb und der Begriff der Pflicht f\u00fchrt auf gewisse Gef\u00fchle und Triebe zur\u00fcck, welche das moralische Urtheil veranlassen.\nDie Beobachtung, dafs die Vorstellungen gewisser Handlungen von besonderen Gef\u00fchlen, welche den Werthurtheilen zu Grunde liegen, begleitet sind, dr\u00e4ngt zur Frage, ob die Verbindung zwischen diesen Vorstellungen und Gef\u00fchlen urspr\u00fcnglich und angeboren, oder ein Ergebnifs der Erfahrung ist. Sie ist das letztere. Schon der Entwickelungsgang des","page":136},{"file":"p0137.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n137\nKindes deutet darauf hin. Die in- der Familie begonnene Erziehung wird \u00ablurch die Schule und die Welt im Grofsen fortgesetzt. Das Kind lernt Gebote anerkennen und f\u00fcrchten. Die Gef\u00fchle der Furcht, welche sich mit den Vorstellungen gewisser Handlungen in dem Bewufstsein des Kindes einstellen, entwickeln sich zu den Gef\u00fchlen der moralischen Pflicht. Analog entstehen aus den Gef\u00fchlen der Billigung Achtung, Liebe, Ehrfurcht. Die F\u00e4higkeit, unter gewissen Bedingungen moralische Gef\u00fchle zu haben, mufs urspr\u00fcnglich und angeboren sein. Daraus folgt jedoch nicht, \u00ablafs die moralischen Gef\u00fchle mit den Vorstellungen der Handlungen, mit denen sie jetzt verbunden sind, urspr\u00fcnglich in Verbindung standen. Wird nicht blos die F\u00e4higkeit \u00fcberhaupt zu f\u00fchlen auf die Nachkommen \u00fcbertragen, sondern ist auch die Neigung auf eine gewisse Art zu f\u00fchlen erblich, dann k\u00f6nnte auch die Neigung, in Verbindung mit gewissen Vorstellungen eine Verpflichtung zu f\u00fchlen, sich zu gewissen Handlungen verpflichtet zu f\u00fchlen, eine ererbte sein.\nDie Entstehung der moralischen Gef\u00fchle im Menschengeschlechte ist nach dem Verf. in \u00e4hnlicher Weise zu denken, wie im Einzelwesen. Weitere Fragen, ob Gott das Gef\u00fchl der Verpflichtung erschaffen hat, und wie der erste Mensch, der je Verpflichtung f\u00fchlte, zu diesem Gef\u00fchle gekommen ist, werden vom Verf. in das Gebiet der Theologie und Metaphysik verwiesen.\tSaxingeb (Linz).\nDuo as. Fanatisme et charlatanisme: \u00e9tude psychologique. Rev. philos. 49 (6), 596\u2014618. 1900.\nDie Activit\u00e4t des Menschen ist nach Verf. ein Mittelding zwischen zwei Extremen: der reinen Idee und der reinen Handlung, w'obei unter einer reinen Idee eine solche verstanden wird, welcher keine Handlung folgt, unter einer reinen Handlung eine solche, welche von keiner reinen Idee dirigirt wird. Die Idee ist eine Kraft, ein Princip des Handelns. Sie strebt danach, den Glauben an die Wirklichkeit ihres Objects zu erzeugen und nach Acten, welche diesem Glauben entsprechen. Wo diese Idee nicht zur Beth\u00e4tigung kommt, da wird sie abnorm, als reine Idee. Dieselbe kann erstens noch Acte in sich scliliefsen, aber vergebliche, falsche, sie schliefst zweitens keine Acte mehr in sich, wohl aber Urtheile, aber falsche, drittens schliefst sie weder Urtheile, noch Acte in sich.\nDie chim\u00e4rische Idee begegnet keinen antagonistischen Ideen. Sie ist dem Fanatismus proportional. Der active Fanatiker verfolgt r\u00fccksichtslos seine Idee. Er giebt sich nur oberfl\u00e4chlich von seiner Handlung Rechenschaft, er verblendet sich. Mancher verzichtet auf die Verwirklichung seiner Idee, da er die Unm\u00f6glichkeit f\u00fchlt, er ist zufrieden, einen neuen Impuls gegeben zu haben. Andere erkl\u00e4ren Thatsachen im Sinne ihrer Theorie, welche derselben in Wirklichkeit widersprechen. Diese Umwandlung des machtlosen Fanatismus ist der Charlatanismus. W\u00e4hrend der Fanatiker seine Idee mit allen Mitteln zu verfolgen sucht, projectirt \u00ab1er Charlatanismus sie nur wie ein vergebliches Schattenbild. \u2014 Im zweiten Falle verwirklicht sich die Idee nicht in Handlungen, sondern in Worten. Solche Ideen erlangen eine ungeheuere Gewalt. Es entsteht der speculative Fanatismus. Der Denker wird verwegen. Er befreit sich von der objec-","page":137}],"identifier":"lit31538","issued":"1901","language":"de","pages":"136-137","startpages":"136","title":"Frank Thilly: Conscience. Philosophical Review 9 (1), 18-29. 1900","type":"Journal Article","volume":"26"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:10:41.394206+00:00"}

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