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{"created":"2022-01-31T16:28:48.350699+00:00","id":"lit31541","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Umpfenbach","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 26: 138-139","fulltext":[{"file":"p0138.txt","language":"de","ocr_de":"138\nLi tcraturberich t.\ntiven und socialen Wahrheit. Es kommt ihm nur auf das \u201eDeclamiren\u201c an. \u2014 Eine dritte hierher geh\u00f6rige Classe von Menschen, die Meditiven, unterwerfen ihre Ideen keiner Contr\u00f4le, weder der Contr\u00f4le der Erfahrung, noch der des Urtheils. Sie verschliefsen ihre Ideen in sich und erh\u00f6hen dadurch deren Energie. Das angenehme Spiel des Geistes gen\u00fcgt ihnen.\nFanatismus und Charlatanismus haben ihre Wurzel im Verachten der Erfahrung.\tGiessler (Erfurt).\nOskar Vogt. Ueber den fiinflnls einiger psychischer Zustande anf Knieph\u00e4nomm nnd MU8keltonns. Zeit sehr, f\u00fcr Hypn. 10, 202\u2014218. 1900.\nVogt ist seit l\u00e4ngerer Zeit bem\u00fcht, die k\u00f6rperlichen R\u00fcckwirkungen psychischer Zust\u00e4nde zu erforschen. Dieses Mal befafst er sich mit dem Knieph\u00e4nomen und Muskeltonus und ihren Ver\u00e4nderungen. Er controlirte dieselben bei Heiterkeit und Traurigkeit, bei Einwirkung einer Salzl\u00f6sung und Zuckerl\u00f6sung, die in concentrirter Form in den Mund genommen wurden \u2014 bei Schmerz, angenehmen Sichgehenlassen, willk\u00fcrlicher Erwartung, intelleetueller Arbeit, Muskelarbeit etc. \u00a3uf die Versuche kann hier nicht n\u00e4her eingegangen werden. Vogt fand nun \u201ein einer bisher noch nicht m\u00f6glich gewesenen Feinheit\u201c eine Proportionalit\u00e4t zwischen der St\u00e4rke des Knieph\u00e4nomens und der des Muskeltonus der Streckmuskulatur. Das Knieph\u00e4nomen ist vom Muskeltonus abh\u00e4ngig; die Intensit\u00e4t des Knie-pliUnomens steigt und f\u00e4llt mit der Zunahme, resp. Abnahme des Muskeltonus. Die st\u00e4rkste Intensit\u00e4tszunahme des Knieph\u00e4nomens und die st\u00e4rkste Vermehrung des Muskeltonus fand sich bei der Heiterkeit, die Salzl\u00f6sung rief eine mittelstarke Zunahme beider hervor, die Zuckerl\u00f6sung eine m\u00e4fsige Steigerung. Die willk\u00fcrliche Erwartung verminderte in sehr geringem Grade das Knieph\u00e4nomen. Mittelstarke Verminderung beider fand sich bei Hypnose, geistiger Concentration, st\u00e4rkste Abnahme beider Erscheinungen bei Traurigkeit. Die Zu- und Abnahme des Muskeltonus ist \u00fcbrigens gering im Vergleich zu den betreffenden Differenzen beim Knieph\u00e4nomen. V. glaubt als Vermittler bei der motorischen R\u00fcckwirkung der Heiterkeit, Traurigkeit, Salzl\u00f6sung etc. etc. die betr. emotionellen Momente in Anspruch nehmen zu m\u00fcssen, weil der specielle intellectuelle Inhalt bei seinen Versuchen durchaus bedeutungslos ist. Die Wirkung der Heiterkeit ist derjenigen der Traurigkeit entgegengesetzt, diejenige des Unangenehmen nur der angenehmen Ruhe. Die Wirkung des Unangenehmen \u00e4hnelt derjenigen der Heiterkeit, und diejenige der angenehmen Ruhe derjenigen der Traurigkeit.\tUmpfenbach.\nOskar Vogt. Ueber die Errichtung neurologischer Centralstationen. Zcitschr.\nf. Hypn. 10, 170\u2014177. 1900.\nVogt plant die Errichtung einiger neurologischer Centralstationen, vorl\u00e4ufig mit zwei Abtheilungen, einer hirnanatomischen und einer psychologischen, \u2014 von der neurophysiologischen will er einstweilen noch ab-sehen. Wie er mit Recht sagt, fehlt dem normalen und pathologischen Anatomen Zeit und Interesse, sich mehr mit dem Gehirn zu befassen, \u2014 der Psychologe ist immer Philosoph, der meist kein Interesse an \u00e4rztlichen.","page":138},{"file":"p0139.txt","language":"de","ocr_de":"Liter aturbei'icht.\n139\nFragen hat. So kommt Gehirnanatomie und Physiologie and die \u00e4rztliche Psychologie, soweit sie das Seelenleben betrifft in Verbindung mit dem Gehirn, nicht recht voran. Anders w\u00fcrde die Sache sein, wenn Neurologen und Psychiater sich an den zu gr\u00fcndenden Centralstationen mit den dann gesammelten Gehirnen besch\u00e4ftigen k\u00f6nnen. Das Gehirnmaterial k\u00f6nnte dann, mit Hinblick auf die betr. Krankengeschichte, wirklich exact verarbeitet wrerden, alle nur m\u00f6glichen Untersuchungsmethoden w\u00e4ren zu benutzen. Der Arzt h\u00e4tte dort auch Gelegenheit, sich verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig schnell \u00fcber die medicinisch wichtigen Fragen der Psychologie zu orientiren.\nUmpfenbach.\nSante de Sanctis. Una Yegg ente. BuUettino della Societ\u00e0 Lancisuma degli Ospedali di Roma 19 (1). 26 S. 1899.\nDer Verf. beschreibt in den vorliegenden Mittheilungen die Ergebnisse einer Untersuchung, die er an dem 12 j\u00e4hrigen Bauernm\u00e4dchen Sestilia Caldebina zu Migliano in der Provinz Perugia in Italien anstellte, das durch seine Predigten, Weissagungen, Mittheilungen aus der anderen Welt u. s. w. vom Januar bis zum Mai 1898 die ganze Umgegend seines Heimathsortes in Staunen versetzte.\nDie Anfangs October desselben Jahres vorgenommene Pr\u00fcfung ergab folgenden anamnestischen Befund: Die Kranke ist biais, braun, von sympathischem Ausdruck. K\u00f6rpergr\u00f6fee 1,40 m. Schlank und gut gebaut, obwohl von etwas geb\u00fcckter Haltung. Leichte Asymmetrie des Gesichts. Zygoraaticu8, Orbita und Stirn rechts mehr hervortretend als links. Leichte Functionsst\u00f6rung der mimischen Antlitzmuskeln rechts. Defect in der Aussprache der Laute * und r (das r wird ein wenig franz\u00f6sisch ausgesprochen). Helix der Ohrmuscheln unregelm\u00e4fsig, die DAHWiN\u2019schen Kn\u00f6tchen deutlich erkennbar. Das M\u00e4dchen ist skrophul\u00f6s.\nDie Kranke scheint erblich belastet zu sein, obwohl beide Eltern gesund sind. Ein Bruder des Grofsvaters v\u00e4terlicherseits litt im Irrenhaus zu Pompeji an Melancholie, ein Verwandter der Mutter ist Idiot.\nDie angebliche Wundergabe der Kranken erregte umsomehr Aufsehen, als sie weder lesen noch schreiben kann, nie zur Schule ging und vor dem Ausbruch der Krankheit auch die Kirche und den religi\u00f6sen Unterricht nicht gerade h\u00e4ufig besuchte, nur einmal j\u00e4hrlich beichtete und niemals communicirte. Sie war unwissend wie fast alle M\u00e4dchen jener Gegend. Es konnte ferner constatirt werden, dafs die Kranke bis zum 18. November 1897 niemals Anf\u00e4lle gehabt hatte. Am Morgen dieses Tages f\u00fchlte sie sich zum ersten Male unwohl und verfiel dann in einen tiefen und langanhaltenden Schlaf. Von nun an entwickelt sich die Krankheit. Von hysterischen Anf\u00e4llen allgemeinen Charakters, verflochten mit Schlafzust\u00e4nden, denen vollst\u00e4ndige Amnesie folgte, geht die Krankheit in einen Zustand des Schlafredens \u00fcber. Es folgt ein Stadium des r\u00eave d\u00e9lirant (Gcislain), das dann in den Traum- und D\u00e4mmerzustand \u00fcbergeht. Die Amnesie ist jetzt nach dem Erwachen weniger vollst\u00e4ndig, die Kranke ist im Stande, etwas \u00fcber den gehabten Anfall auszusagen. Endlich dauert der Inhalt des pathologischen Traumes auch w\u00e4hrend des Wachbewufstseins fort, die Kranke befindet sich in einem Zustande vollst\u00e4ndigen mystisch-prophetischen","page":139}],"identifier":"lit31541","issued":"1901","language":"de","pages":"138-139","startpages":"138","title":"Oskar Vogt: Ueber die Errichung neurologischer Centralstationen. Zeitrschr. f. Hypn. 10, 170-177. 1900","type":"Journal Article","volume":"26"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:28:48.350704+00:00"}