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{"created":"2022-01-31T16:30:42.489482+00:00","id":"lit31542","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kiesow","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 26: 139-140","fulltext":[{"file":"p0139.txt","language":"de","ocr_de":"Liter aturbei'icht.\n139\nFragen hat. So kommt Gehirnanatomie und Physiologie and die \u00e4rztliche Psychologie, soweit sie das Seelenleben betrifft in Verbindung mit dem Gehirn, nicht recht voran. Anders w\u00fcrde die Sache sein, wenn Neurologen und Psychiater sich an den zu gr\u00fcndenden Centralstationen mit den dann gesammelten Gehirnen besch\u00e4ftigen k\u00f6nnen. Das Gehirnmaterial k\u00f6nnte dann, mit Hinblick auf die betr. Krankengeschichte, wirklich exact verarbeitet wrerden, alle nur m\u00f6glichen Untersuchungsmethoden w\u00e4ren zu benutzen. Der Arzt h\u00e4tte dort auch Gelegenheit, sich verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig schnell \u00fcber die medicinisch wichtigen Fragen der Psychologie zu orientiren.\nUmpfenbach.\nSante de Sanctis. Una Yegg ente. BuUettino della Societ\u00e0 Lancisuma degli Ospedali di Roma 19 (1). 26 S. 1899.\nDer Verf. beschreibt in den vorliegenden Mittheilungen die Ergebnisse einer Untersuchung, die er an dem 12 j\u00e4hrigen Bauernm\u00e4dchen Sestilia Caldebina zu Migliano in der Provinz Perugia in Italien anstellte, das durch seine Predigten, Weissagungen, Mittheilungen aus der anderen Welt u. s. w. vom Januar bis zum Mai 1898 die ganze Umgegend seines Heimathsortes in Staunen versetzte.\nDie Anfangs October desselben Jahres vorgenommene Pr\u00fcfung ergab folgenden anamnestischen Befund: Die Kranke ist biais, braun, von sympathischem Ausdruck. K\u00f6rpergr\u00f6fee 1,40 m. Schlank und gut gebaut, obwohl von etwas geb\u00fcckter Haltung. Leichte Asymmetrie des Gesichts. Zygoraaticu8, Orbita und Stirn rechts mehr hervortretend als links. Leichte Functionsst\u00f6rung der mimischen Antlitzmuskeln rechts. Defect in der Aussprache der Laute * und r (das r wird ein wenig franz\u00f6sisch ausgesprochen). Helix der Ohrmuscheln unregelm\u00e4fsig, die DAHWiN\u2019schen Kn\u00f6tchen deutlich erkennbar. Das M\u00e4dchen ist skrophul\u00f6s.\nDie Kranke scheint erblich belastet zu sein, obwohl beide Eltern gesund sind. Ein Bruder des Grofsvaters v\u00e4terlicherseits litt im Irrenhaus zu Pompeji an Melancholie, ein Verwandter der Mutter ist Idiot.\nDie angebliche Wundergabe der Kranken erregte umsomehr Aufsehen, als sie weder lesen noch schreiben kann, nie zur Schule ging und vor dem Ausbruch der Krankheit auch die Kirche und den religi\u00f6sen Unterricht nicht gerade h\u00e4ufig besuchte, nur einmal j\u00e4hrlich beichtete und niemals communicirte. Sie war unwissend wie fast alle M\u00e4dchen jener Gegend. Es konnte ferner constatirt werden, dafs die Kranke bis zum 18. November 1897 niemals Anf\u00e4lle gehabt hatte. Am Morgen dieses Tages f\u00fchlte sie sich zum ersten Male unwohl und verfiel dann in einen tiefen und langanhaltenden Schlaf. Von nun an entwickelt sich die Krankheit. Von hysterischen Anf\u00e4llen allgemeinen Charakters, verflochten mit Schlafzust\u00e4nden, denen vollst\u00e4ndige Amnesie folgte, geht die Krankheit in einen Zustand des Schlafredens \u00fcber. Es folgt ein Stadium des r\u00eave d\u00e9lirant (Gcislain), das dann in den Traum- und D\u00e4mmerzustand \u00fcbergeht. Die Amnesie ist jetzt nach dem Erwachen weniger vollst\u00e4ndig, die Kranke ist im Stande, etwas \u00fcber den gehabten Anfall auszusagen. Endlich dauert der Inhalt des pathologischen Traumes auch w\u00e4hrend des Wachbewufstseins fort, die Kranke befindet sich in einem Zustande vollst\u00e4ndigen mystisch-prophetischen","page":139},{"file":"p0140.txt","language":"de","ocr_de":"uo\nLiteraturbericht.\nDeliriums, das als \u201ehysterische Psychose mit delirirenden Traum anf allen\u201c bezeichnet wird.\nFein sind die psychologischen Beobachtungen des Verf.\u2019s \u00dcber di\u00bb allm\u00e4hliche und stetige Zunahme der Traumvorstellungen, die durch da\u00bb der Kranken entgegengebrachte Interesse der Bev\u00f6lkerung und die Fragen, die man an sie richtet, sowie durch den engen Connex, in dem sie sich sp\u00e4ter zur Kirche stellt und die Wunder der Madonna und der Heiligen, die man ihr erz\u00e4hlt, bedingt sind. Einen Hauptfactor f\u00fcr die Erkl\u00e4rung des Falles sieht der Verf. in der Autosuggestion.\nZur Diagnose der Krankheit sei noch erw\u00e4hnt, dafs zu jener Zeit nach De Sanctis die vierte Periode (attaque de d\u00e9lire) der \u201egrande attaque hyst\u00e9rique\u201c der Schule Cfiarcot\u2019s haupts\u00e4chlich erreicht war.\nEin Verdienst des Verf.\u2019s ist es ohne Zweifel, die einzelnen Entwicke-lungsphasen der Krankheit unter Benutzung der modernen psychologischen Erkenntnifs, soweit es die Umst\u00e4nde gestatteten, zu einem klaren Verst\u00e4ndnis gebracht zu haben.\nDa ich selbst \u00fcber diese Abhandlung an anderem Orte (Zeitschr. f\u00fcr Hypnotismus 9 (5), 309) bereits ausf\u00fchrlich berichtet habe, so mag das Vorstehende gen\u00fcgen.\tKiesow (Turin).\nH. J. Berkley. The Pathological Findings in a Case of General Ont&neons and Sensory Anaesthesia without Psychical Implication. Brain 23 (89), 111\u2014138.1900.\nBei einem Falle, in welchem durch fast 10 Jahre schwere allgemeine An\u00e4sthesie bestanden hatte, konnte als anatomisches Substrat nur eine ausgedehnte hyalin-fibr\u00f6se Entartung des Gef\u00e4fssystems nachgewiesen werden. Luetische Infection war 29 Jahre voraufgegangen. B. nimmt an, dafs die dadurch bedingte Ern\u00e4hrungsst\u00f6rung sowohl das Centralorgan als die nerv\u00f6sen Endapparate an der Peripherie functionsunt\u00fcchtig gemacht hat.\nSchr\u00f6der (Heidelberg).\nJ. M. Bramwell. Hypnotic and Post-Hypnotic Appreciation of Time; Secondary and Multiplex Personalities. Brain 23 (90), 161\u2014238. 1900.\nB. hat Experimente, die schon Delboeuf gemacht, wiederholt und praktischer gestaltet. Er hat einer jungen Somnambulen in der Hypnose den Auftrag gegeben, nach einer bestimmten Zeit auf einem Blatt Papier ein Kreuz zu zeichnen und dazu, ohne nach der Uhr zu sehen, die augenblickliche Stunde und Minute zu notiren. Die Zeit, die bis zur Ausf\u00fchrung des Auftrages verfliefsen sollte, war meist in Minuten (z. B. 21 428, oder 10055 Min.) gegeben, manchmal aber noch erheblich complicirter. Da die Person somnambul war, wufste sie nach der Hypnose nichts von dem Auftrag; gab man ihr im wachen Zustand \u00e4hnliche Aufgaben, so war sie nicht im Stande, solch complicirte Rechenexempel zu l\u00f6sen. Bei 55 Experimenten wurde in 45 F\u00e4llen zur richtigen Zeit die richtige Stunde und Minute von der Patientin aufgezeichnet Ein Theil der Ausf\u00fchrungen des Auftrages fiel in die Nacht: die Patientin hatte neben ihrem Bette Papier und Bleistift, am n\u00e4chsten Morgen fand sie das richtig beschriebene Blatt, wufste aber nicht, dafs sie es beschrieben hatte. In den \u00fcbrigen F\u00e4llen ganz kleine Fehler.","page":140}],"identifier":"lit31542","issued":"1901","language":"de","pages":"139-140","startpages":"139","title":"Sante de Sanctis: Una Veggente. Bulletino della Societ\u00e0 Lancisiana degli Ospedali di Roma 19 (1). 26 S. 1899","type":"Journal Article","volume":"26"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:30:42.489488+00:00"}