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L. Laquer: Die Hülfsschulen für schwachbefähigte Kinder, ihre ärztliche und sociale Bedeutung. Mit einem Geleitwort von Dr. med. Emil Kraepelin, Professor der Psychiatrie in Heidelberg. Wiesbaden, Bergmann, 1901. 64 S

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{"created":"2022-01-31T16:28:16.639436+00:00","id":"lit31545","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Tr\u00fcper","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 26: 141-143","fulltext":[{"file":"p0141.txt","language":"de","ocr_de":"Litera turbench t.\n141\nMit \u00e4hnlichem Erfolge hat B, an anderen Personen experimentirt.\nVerf. bespricht dann die verschiedenen Erkl\u00e4rungsversuche, speciell den von Gurney, der f\u00fcr das Zustandekommen von Leistungen wie den obigen ein \u201ezweites Bewufstsein\u201c annimmt, das die Zeit beobachtet und im richtigen Augenblick das \u201egew\u00f6hnliche Bewufstsein\u201c zur Ausf\u00fchrung des Auftrages veranlafst.\nEs folgt eine ausf\u00fchrliche Besprechung der Beweise f\u00fcr das Vorhandensein eines zweiten Bewufstseins, in der recht heterogene Dinge zu-aamraengeworfen werden; als st\u00e4rkste St\u00fctze wird das \u201eautomatische Schreiben\u201c angef\u00fchrt. Schlufsfolgerung ist, dafs das zweite Bewufstsein nicht im Stande sein kann, die Zeit abzusch\u00e4tzen und unbewufst schwierige arithmetische Aufgaben zu l\u00f6sen, wie das bei den Versuchspersonen der Fall war; das kann nur \u2014 \u201eein drittes Bewufstsein\u201c. Es folgen Beweise, dafs multiple Bewufstseinszust\u00e4nde Vorkommen; eine Patientin von A. Wilson aus Leytonstone hatte deren gar 16. Zum Schlufs erkl\u00e4rt Verf. trotzdem, dafs die von ihm angestellten Experimente noch sehr viel Wunderbares und Unerkl\u00e4rliches f\u00fcr ihn haben. Sonderbar!\n'\tSchr\u00f6der (Heidelberg).\nL Laquer. Die Hfilfsschulen f\u00fcr schwachbef\u00e4higte Kinder, ihre \u00e4rztliche nnd SOCiale Bedeutung. Mit einem Geleitwort von Dr. med. Emil Kraepelin, Professor der Psychiatrie in Heidelberg. Wiesbaden, Bergmann, 1901. M S. Mk. 1,30.\nDie vorliegende Schrift ist ein Vortrag, den Herr Dr. Laquer auf der 25. Wanderversammlung der s\u00fcdwestdeutschen Neurologen und Irren\u00e4rzte am 27. Mai 1900 gehalten hat. Das Ergebnifs seiner Er\u00f6rterungen fafst er am Schl\u00fcsse in folgenden Thesen zusammen:\n,1. Der angeborene oder fr\u00fch erworbene Schwachsinn ist die Grundlage vieler schwerer, zumeist unheilbarer Nerven- und Geistesst\u00f6rungen, sowie schwer verbesserlicher Neigungen zum Verbrechen.\n2.\tDie Einrichtung von H\u00fclfsschulen f\u00fcr schwachbef\u00e4higte Kinder der Minderbemittelten ist nothwendig zur fr\u00fchen Erkennung der verschiedenen Grade des Schwachsinns, zur richtigen Erziehung und Behandlung der Schwachsinnigen und zum Schutze derselben vor sittlichem Verfall und vor Verarmung durch Erwerbsunf\u00e4higkeit.\n3.\tDie gegenw\u00e4rtige Verfassung der mehrclassigen selbst\u00e4ndigen H\u00fclfsschulen ist im Wesentlichen aufrechtzu erhalten; sie ist durch H\u00fclfs-classen, die an die Normalschule sich angliedern, nicht zu ersetzen, aber durch Anf\u00fcgung von Internaten mit Speisung und Besch\u00e4ftigung der Kinder in den Nachmittagsstunden weiter auszudehnen.\n4.\tDas Zusammenwirken zwischen Lehrern und Schul\u00e4rzten ist geeignet, die Schwachsinnigen von den Normalbef\u00e4higten schon in der Volksschule rechtzeitig zu sondern und nur die bildungsf\u00e4higen Imbecillen der H\u00fclfsschule zuzuf\u00fchren, auch die Bedeutung der k\u00f6rperlichen Ver\u00e4nderungen f\u00fcr die Entwickelung des Schwachsinns festzustellen.\n5.\tAlle Schwachsinnigen, welche die Classenziele der H\u00fclfsschule nicht erreichen, sind auszuschulen und den Idiotenanstalten mit systematischem Unterrichte zu \u00fcberweisen. Alle Moralischdefecten, Epileptiker","page":141},{"file":"p0142.txt","language":"de","ocr_de":"142\nLiteraturbericht.\nund mit schweren unheilbaren Sinnesgebrechen Behafteten geh\u00f6ren in besondere Anstalten.\n6.\tNur durch mehrj\u00e4hrige weitere Versorgung und Unterst\u00fctzung der aus der H\u00fclfsschule entlassenen Z\u00f6glinge wird ihre Selbst\u00e4ndigkeit und Erwerbsf\u00e4higkeit im sp\u00e4teren Leben gew\u00e4hrleistet. Stellennachweis, Zahlung von Lehr- und Pflegegeldern sind durch private Wohlth\u00e4tigkeit oder \u00f6ffentliche Mittel zu erm\u00f6glichen. Leichte Handwerke und l\u00e4ndliche Arbeiten sind als berufliche Ziele f\u00fcr Schwachsinnige anzustreben.\n7.\tDen Milit\u00e4r- und Justizbeh\u00f6rden sind genaue Berichte \u00fcber die Schulleistung und \u00fcber das sittliche Verhalten der H\u00fclfssch\u00fcler zug\u00e4nglich zu machen, damit bei Vergehungen gegen das Gesetz ihre Unzurechnungsf\u00e4higkeit bewiesen oder wenigstens ihre Bestrafung gemildert werden k\u00f6nne/\nDer Vortrag begr\u00fcndet diese Thesen eingehend und nach den verschiedensten Seiten hin und liefert so werthvolle Beitr\u00e4ge zur Psychologie und P\u00e4dagogie der Schwachsinnigen, insbesondere der Kinder mit Schwachsinn geringeren Grades, der sogenannten Schwachbef\u00e4higten, f\u00fcr welche jetzt \u00fcberall in den St\u00e4dten besondere sogenannte \u201eH\u00fclfsschulen\u201c errichtet werden. Laquer beleuchtet seinen Gegenstand nicht blos vom medicinisch-psychiatrischen, sondern auch vom psychologischen, ethischen, socialwissenschaftlichen, criminali8tischen und milit\u00e4rischen Standpunkte aus. Nach allen diesen Seiten hin bereiten die Schwachsinnigen der Familie und der weiteren Gesellschaft Schwierigkeiten und erheischen darum F\u00fcrsorge. \u201eWenn wir die St\u00e4dte durchmustern, welche H\u00fclfsschuleinrichtungen haben\u201c, sagt er S. 54, \u201eso kommt Jedem der Gedanke, ein wie geringer Theil aller Schwachsinnigen \u2014 ich denke hier auch an die des flachen Landes \u2014 \u00fcberhaupt zum Besuche in H\u00fclfsschulen berechtigt ist. Wie viele Hunderte von Imbecillen bleiben jetzt noch \u00fcbrig, die in l\u00e4ndlichen und in kleinst\u00e4dtischen Volksschulen in \u00fcberf\u00fcllten Classen unter Normal-bef\u00e4higten mitgeschleppt werden, ohne dafs es den Lehrern und Beh\u00f6rden m\u00f6glich ist, f\u00fcr ihre anderweitige Unterweisung zu sorgen! Hier liegt noch ein weites fruchtbares Feld socialer F\u00fcrsorge und praktischer P\u00e4dagogik. F\u00fcr alle diese ungl\u00fccklichen, verkannten und verspotteten, oft genug schlecht behandelten Armen am Geiste zu sorgen, ist wirklich Menschenpflicht. Die grofse Zahl kirchlicher Wohlth\u00e4tigkeitsstiftungen reicht bei Weitem nicht aus, den Bedarf an Schulen und Anstalten f\u00fcr Schwachsinnige zu decken.\u201c\nWir brauchen darum noch viele H\u00fclfsschulen und Erziehungsanstalten f\u00fcr die Schwachsinnigen der grofsen Bev\u00f6lkerungscentren. Wir brauchen noch mehr Anstalten mit geeigneten Einrichtungen zu systematischem Unterricht als Unterweisungsst\u00e4tten f\u00fcr die Schwachsinnigen des platten Landes und der Kleinst\u00e4dte. Und f\u00fcr die moralisch defecten Kinder und die jugendlichen Verbrecher besitzen wir in unseren Zwangserziehungsanstalten, Rettungs- und Besserungsh\u00e4usern ebenfalls noch l\u00e4ngst nicht die hinreichenden und die geeigneten St\u00e4tten der F\u00fcrsorge, wie sie nicht blos um der betreffenden Individuen willen, sondern vor Allem auch zum Nutzen und zum Schutze der Gesellschaft erw\u00fcnscht sind.\nDie Schrift bietet nicht blos eine Psychologie des Schwachsinns, sondern beleuchtet auch mit warmem Interesse, grofser Belesenheit und","page":142},{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"Li ter a turberich t.\n143\numfassendem Blicke die eben erw\u00e4hnten Probleme, und wir k\u00f6nnen nur w\u00fcnschen, dafs die Ausf\u00fchrungen auf fruchtbaren Boden fallen m\u00f6gen.\nObgleich die Schrift durchaus auf der H\u00f6he medicinischer und psychiatrischer Wissenschaft steht, so geht doch das Eine daraus hervor, dafs f\u00fcr die Erforschung der pathologischen Kindesnatur noch eine aufser-ordentliche Arbeit f\u00fcr die Psychologie \u00fcbrig bleibt. Wenn Schul\u00e4rzte und Lehrer noch eine gemeinsame Arbeit von zwei Jahren gebrauchen, um den Geisteszustand eines abnormen KindeB einigermaafsen sicher festzustellen, so zeigt das, dafs bei allen gelehrten psychologischen Untersuchungsmethoden f\u00fcr das nothwendigste praktische Bed\u00fcrfnifs noch nicht allzuviel abgefallen ist. Es ist darum angezeigt, bei dieser Gelegenheit gerade an diesem Orte auf diese L\u00fccke hinzuweisen, dafs wir neben der Sch\u00e4rfung und Specialisirung der psychologischen Untersuchungsmethode auch auf deren Vereinfachung zum Zwecke der Brauchbarkeit f\u00fcr praktische Bed\u00fcrfnisse sinnen m\u00fcssen.\tTr\u00fcper (Jena).\nK. Bokhoepfer. Ein Beitrag znr Keantnifs des gro\u00dfst\u00e4dtischen Bettel- and Tagabondenthnm8. Eine psychiatrische Untersuchung. Berlin, J. Gutter, tag, 1900.\nEs wird behauptet, dafs unl\u00e4ngst die Verwaltungsbeh\u00f6rde einer deutschen Universit\u00e4t einen Lehrstuhl f\u00fcr physiologische und experimentelle Psychologie nicht f\u00fcr nothwendig gehalten habe und darum die Errichtung eines solchen ablehnte. Die Psychiatrie ist doch im Grunde nur die Anwendung physiologisch-psychologischer Kenntnisse auf pathologische Zust\u00e4nde, mufs also ohne Psychologie ihre eigene Psychologie des Normalen nebenbei ausbilden, der darum naturgem\u00e4fs an wissenschaftlicher Durchbildung Manches fehlen mufs. Dennoch aber verdanken wir der Psychiatrie aufserordentlich viel f\u00fcr die F\u00f6rderung der psychologischen Forschung. Manche Psychiater haben ihren Ruf als Psychologen erlangt. Auch die P\u00e4dagogik mufs ohne sorgf\u00e4ltige physio-psychologische Grundlage ins Blaue hinein arbeiten. Da von den juristischen Verwaltungsbeh\u00f6rden aufserdem die Nothwendigkeit der p\u00e4dagogischen Lehrst\u00fchle an den deutschen Universit\u00e4ten erst in allerj\u00fcngster Zeit hier und da eingesehen worden und sie darum im Allgemeinen noch als Autodidactin durchs wissenschaftliche Leben wandern mufs, so liegt auf der Hand, dafs der p\u00e4dagogischen Psychologie noch weit mehr fehlen wird. Aber auch die Jurisprudenz und namentlich die Criminalistik waltet ohne sorgf\u00e4ltige psychologische Grundlage nicht ihres Amtes, wie sie es im Interesse ihres Auftraggebers, der Gesellschaft, sollte. Das Urtheil, das sie in den einzelnen F\u00e4llen f\u00e4llt, kann nur ein gerechtes sein, wenn das psychologische Verst\u00e4ndnifs f\u00fcr die betreffenden F\u00e4lle und vor Allem auch die Genesis dieses psychopathologischen Zustandes, welchen man Rechtsbruch nennt, aach zuverl\u00e4ssiger Methode erkl\u00e4rt werden kann. Namentlich aber greift die Criminalistik im Strafvollz\u00fcge fehl, weil die p\u00e4dagogische Wirkung der Strafe auf die Psyche des Rechtsverbrechers nicht selten wegen mangelhafter Psychologie falsch gew'erthet wird. Der ganze Strafprocefs kostet dann der Gesellschaft viel und n\u00fctzt wenig oder nichts. Mir erz\u00e4hlte ein-","page":143}],"identifier":"lit31545","issued":"1901","language":"de","pages":"141-143","startpages":"141","title":"L. Laquer: Die H\u00fclfsschulen f\u00fcr schwachbef\u00e4higte Kinder, ihre \u00e4rztliche und sociale Bedeutung. Mit einem Geleitwort von Dr. med. Emil Kraepelin, Professor der Psychiatrie in Heidelberg. Wiesbaden, Bergmann, 1901. 64 S","type":"Journal Article","volume":"26"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:28:16.639442+00:00"}

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