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C. M. Giessler: Die Identificirung von Persönlichkeiten. Vierteljahrsschrift f. wissenschaftl. Philosophie 24 (3), 299-312. 1900

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{"created":"2022-01-31T16:31:11.114450+00:00","id":"lit31559","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Saxinger","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 26: 273-275","fulltext":[{"file":"p0273.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n273\ngen\u00fcge die Hypothese nicht. Das ergebe sich aus der Weise, wie Aehnlich-keitsreihen thats&chlich vorgestellt w\u00fcrden. Alle Glieder der Reihe w\u00fcrden durch eine und dieselbe Vorstellung, den allgemeinen Begriff vorgestellt. Immer m\u00fcfsten die Glieder einer Reihe unter einer allgemeinen Vorstellung gegeben sein, wenn eine Vergleichung eines Gegenstandes mit der Reihe rtattfinde. Die Hypothese verlangt also Allgemeinheit der Vorstellung vor der Abstraction. Das Ergebnifs der vorliegenden Untersuchung ist also Unhaltbarkeit der CoRNELius\u2019schen Abstractionslehre.\nAllem Anscheine nach bedeuten die Begriffe abstract und allgemein bei Comtblics so ziemlich dasselbe. Die Aufstellungen Cornelius\u2019 k\u00f6nnen in Bezug auf die Genesis der allgemeinen Vorstellungen zutreffend sein, wahrend sie das f\u00fcr das Abstractionsproblem nicht sind. Mally h\u00e4tte vielleicht diesen Umstand in seiner Arbeit ausdr\u00fccklich hervorheben sollen. Die eben ausgesprochene Vermuthung scheint in der That durch die gleichzeitig mit den Arbeiten Meinong\u2019s und Mally\u2019s ver\u00f6ffentlichten Ausf\u00fchrungen OoKffztrus* (Zur Theorie der Abstraction, diese Zeitschr. 24, 1) best\u00e4tigt zu werden. Cornelius hat zweifellos recht, wenn er bemerkt, dafs einem Kinde an einem Tone die allgemeinen Vorstellungen Klangfarbe und H\u00f6he nicht verst\u00e4ndlich gemacht werden k\u00f6nnen. Aber man wird einem Kinde auch an mehreren T\u00f6nen die Bedeutung der genannten Allgemeinbegriffe nicht klarlegen k\u00f6nnen, wenn es nicht vorher gelernt hat, auf einzelne Merkmale eines Gegenstandes zu achten, d. h. wenn es in der abstrahirenden Th\u00e4tig-keit noch nicht gen\u00fcgende Uebung besitzt. Was das Kind auf die von Cornelius beschriebene Art gewinnt, das ist das Verst\u00e4ndnifs der allgemeinen Vorstellungen : das Mittel dazu ist aber wohl die Abstraction. Man kommt eben \u00fcber die Thatsache, dafs die Abstraction eine specifische intellectuelle Leistung darstellt, nicht hinaus.\tSaxinger (Linz).\nC. M. Giessler. Die ldentiflclnmg von Pers\u00f6nlichkeiten. VicrtdjahrsschHft f. wissenschaftl. Philosophie 24 (3), 299\u2014312. 1900.\nDer Verf. unterzieht in der vorliegenden Arbeit den Vorgang der Identificirung von Pers\u00f6nlichkeiten einer psychologischen Analyse. Der erste Paragraph handelt von den Arten der Reproduction, n\u00e4mlich der unbetonten, der emotionellen und der ingeni\u00f6sen Reproduction. Die emotionelle Reproduction wird von emotionellen, die ingeni\u00f6se von intellectuellen Stimmungen geleitet. Bei der emotionellen Reproduction tritt der herrschende Gef\u00fchlston mit s\u00e4mmtlichen Vorstellungen des gerade verarbeiteten Voretellungskreises in associative Beziehung. Hierbei treten diejenigen Vorstellungsmerkmale, deren Gef\u00fchlston mit dem herrschenden \u00fcberein-\u00abtimmt, in den Vordergrund. Bei den intellectuellen Stimmungen gelangen haupts\u00e4chlich die Merkmale der der Majorit\u00e4t angeh\u00f6rigen Vorstellungen in den Vordergrund. Diese werden dann unter dem Hinzutreten von Lust ond Unlust zu einem Stimmungscomplex vereinigt. Durch Wiederholung der betreffenden Stimmungslage entsteht eine gewisse Aehnlichkeit der nerv\u00f6sen Betonungen, auf welchen die Vorstellungen des Stimmungscom-plexes basiren, Dadurch scheinen diese Vorstellungen selbst einander verwandt zu sein.\nZeitschrift Ihr Psychologie 26.\n18","page":273},{"file":"p0274.txt","language":"de","ocr_de":"274\nLiteraturbei'icht.\nIm zweiten Paragraph zeigt der Verf., wie sich physikalische Begriffe auf die Vorg\u00e4nge der Reproduction anwenden lassen. Den Ausgangspunkt bildet der von H\u00f6flf.r in die Psychologie eingef\u00fchrte Begriff des psychischen Kraftfeldes. Psychische Kraftfelder entstehen nach der Ansicht des Verf.\u2019s nicht nur, wenn Vorstellungen in die Urtheils- bezw. Begehrungssph\u00e4re eintreten, sondern auch in allen F\u00e4llen, wo einige Zeit hindurch Vorstellungen, die einem bestimmten Associationskreise angeh\u00f6ren, herangezogen werden. Weiters kommt der Begriff der Fl\u00e4chen gleichen Potentiales (Niveaufl\u00e4chen) in Betracht. Von den verschiedenen Vorstellungskreisen werden die einen leicht, die anderen schwerer reproducirt. Sie befinden sich auf Fl\u00e4chen verschiedenen Potentiales. Dies gilt auch von den Vorstellungen eines bestimmten Vorstellungskreises. Beim Repro-duciren eines Vorstellungskreises befinden sich die Vorstellungen nicht auf einer einzigen Niveaufl\u00e4che, sondern auf einem Complex benachbarter \u00e4quipotentieller Fl\u00e4chen.\nDer dritte Paragraph ist der Untersuchung der Ein\u00fcbung des Ged\u00e4chtnisses gewidmet. Die Ein\u00fcbung des Sinnenged\u00e4chtnisses kommt durch wiederholtes Fixiren der Pers\u00f6nlichkeit in Bezug auf ihre sinnlich wahrnehmbaren Eigenschaften zu Stande. Je bekannter eine Pers\u00f6nlichkeit, desto leichter werden auf Grund einiger sinnlich wahrnehmbarer Eigenschaften die \u00fcbrigen hinzu erg\u00e4nzt. Die Ein\u00fcbung des emotionellen Ged\u00e4chtnisses auf Pers\u00f6nlichkeiten vollzieht sich durch wiederholte Einwirkung derselben auf unser Ichgef\u00fchl. Aus dem Grade der Modificationen des Ichgef\u00fchles bei einer Begegnung mit Pers\u00f6nlichkeiten erkennen wir den Grad der Ein\u00fcbung. Das ingeni\u00f6se Ged\u00e4chtnifs wird dadurch einge\u00fcbt, dafs wir die in einer bestimmten Situation wahrgenommene Pers\u00f6nlichkeit zu den Vorstellungsgef\u00fchlen in associative Beziehung setzen, welche zu den stimmungsbildenden Factoren der betreffenden Situation geh\u00f6ren. Die Ein\u00fcbung des ingeni\u00f6sen Ged\u00e4chtnisses ist um so gr\u00f6fser, je gr\u00f6fser die Zahl der Situationen ist, denen die Pers\u00f6nlichkeit associirt wurde.\nIm vierten Paragraph schildert der Verf. den Verlauf der Identificirung. Zuerst tritt das Sinnenged\u00e4chtnis in Kraft. Die Th\u00e4tigkeit des Sinnenged\u00e4chtnisses wirkt vorbereitend f\u00fcr die Verwerthung der anderen Richtungen des Ged\u00e4chtnisses. Im zweiten Moment kommt das emotionelle Ged\u00e4chtnis hinzu, welches bewirkt, dafs jene Modificationen des Ichgef\u00fchles in Verbindung mit reflectorischen Ver\u00e4nderungen des Mienenspiels und der K\u00f6rperhaltung zur Geltung kommen, die beim Antreffen der Pers\u00f6nlichkeit in fr\u00fcheren Situationen aufgetreten waren. Mit H\u00fclfe des Sinnenged\u00e4chtnisses wird eine weitere mit H\u00fclfe des emotionellen Ged\u00e4chtnisses eine engere Wahl von Situationen getroffen, in welche die Einreihung der Pers\u00f6nlichkeit m\u00f6glich ist. Die Einreihung in eine bestimmte Situation wird durch das im dritten Moment zur Mitwirkung gelangende ingeni\u00f6se Ged\u00e4chtnifs vollzogen. Dieses gew\u00e4hrt die M\u00f6glichkeit, die Spuren jener Vorstellungsgef\u00fchle zu verwerthen, welche zu den Stimmungsmodi8 f\u00fcr fr\u00fcher wahrgenommene Situationen geh\u00f6rt hatten. Wir suchen nach einem Stimmungsmodus, weicher sich den von der Pers\u00f6nlichkeit ausgehenden Eindr\u00fccken leicht associiren l\u00e4fst.","page":274},{"file":"p0275.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n275\nDer Verf. macht dann auf jene F\u00e4lle aufmerksam, in welchen die Ge-dichtnifsspuren f\u00fcr die Situationen, in die die Pers\u00f6nlichkeiten einzuordnen rind, nicht dem neueren Best\u00e4nde des Ged\u00e4chtnisses angeh\u00f6ren. Hier spielt dum auch die Reproduction der Zeit eine wichtige Rolle.\nSaxingeb (Linz).\nfi.EaDMAinr. Omrisse zur Psychologie des Denkens. Aus den \u201ePhilosophischen Abhandlungen\u201c, Christoph Sigwabt gewidmet, S. 3\u201440. 1900.\nDie Grundgedanken dieser scharfsinnigen und vielfach anregenden Abhandlung sind die folgenden. Die Bestimmung des Begriffs des Denkens ist seither haupts\u00e4chlich aus drei Motiven heraus erfolgt, erkenntnifstheore-tischen, metaphysischen und logischen. Entsprechend wurde die Allgemeing\u00fcltigkeit des Denkens im Gegensatz zur sinnlichen Erkenntnifs, seine Spontaneit\u00e4t zum Unterschiede von der Receptivit\u00e4t der Sinnlichkeit, oder das Urtheilen als das specifische Merkmal des Denkens hervorgehoben. Psychologische Bestimmungen haben weniger hineingewirkt; sie zu geben ist die Absicht der vorliegenden Abhandlung. Zu dem Zweck wird, um einen m\u00f6glichst einwandfreien Ausgangspunkt zu gewinnen, das Denken als ein Urtheilen angesehen, was insofern unbedenklich ist, als ja doch jedenfalls alles Urtheilen ein Denken ist. Von den Verkn\u00fcpfungen von Vorstellungen, welche alle Urtheile darstellen, werden aber n\u00e4her noch diejenigen ausgew\u00e4hlt und zum Ausgangspunkt der psychologischen Untersuchung \u00fcber das Denken gemacht, denen eine pr\u00e4dicative Beziehung eigen ist, \u00abL h. eine solche, welche eine Zerlegung des sachlichen Inhaltes in Subject, Pr\u00e4dicat und Copula fordert. Solche Urtheile sind typische Repr\u00e4sentanten einer Art des Denkens. Eine derartige Verkn\u00fcpfung ist stets zugleich ein \u201eSagen\u201c, d. h. ist an sprachliche Vermittelung gebunden, die freilich auch durch optische Symbole, durch Worterinnerungen, Worteinbildungen und abstracte Wortvorstellungen repr\u00e4sentirt sein kann. Ein derartiges Denken, wie es z. B. in dem Urtheil: Die Flamme flackert, sich ausdr\u00fcckt, welches also einen sachlichen, dem Vorstellen gegenw\u00e4rtigen Inhalt in sprachlicher, dem Vorstellen ebenfalls gegenw\u00e4rtiger Form ausdr\u00fcckt, nennt E. ein vollst\u00e4ndiges formulirtes Denken. Die Verkn\u00fcpfung, die es enth\u00e4lt, ist stets eine unsinnliche. Ein solches \u2014 bei Gelegenheit der Wahrnehmung einer flackernden Flamme gef\u00e4lltes \u2014 Urtheil soll nun \u2014 und das ist der wesentlichste Punkt der Ausf\u00fchrungen E\u2019s. \u2014 lediglich durch die, durch associative Verkn\u00fcpfung (der Wortvor-stellungen mit den Wahrnehmungsinhalten) ausgel\u00f6sten Reproductionen der Wortvorstellungen zu Stande kommen. Von einer Trennung und Wiedervereinigung der Inhalte, von einem Unterscheiden und Vergleichen, einer Selbstth\u00e4tigkeit, einer Synthesis, die man dabei hat eine Rolle wollen spielen lassen, kann keine Rede sein; der falsche Schein, dafs dem so sei, entspringt daher, dafs man das Ergebnifs logischer oder metaphysischer Reflexionen in den psychologischen Procefs hineingedeutet hat : ein Fehler, Tor dem eine Psychologie des Denkens sich nicht genug h\u00fcten kann.\nAn das vollst\u00e4ndige formulirte Denken schliefsen sich zwei andere Arten des Denkens an, von denen die eine innerhalb der Functionen der Sprache bleibt, die andere in entgegengesetzten Richtungen ans dem Sprach-\n18*","page":275}],"identifier":"lit31559","issued":"1901","language":"de","pages":"273-275","startpages":"273","title":"C. M. Giessler: Die Identificirung von Pers\u00f6nlichkeiten. Vierteljahrsschrift f. wissenschaftl. 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