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{"created":"2022-01-31T16:31:38.973098+00:00","id":"lit31570","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Giessler","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 26: 292","fulltext":[{"file":"p0292.txt","language":"de","ocr_de":"292\nLiteraturbericht.\nCramer. Heber die anfserhalb der Schale liegenden Ursachen der Herositit der Kinder. Schiller-Ziehen 2 (6), 1\u201425. 1899.\nDie Nervosit\u00e4t beruht auf einem gest\u00f6rten Functioniren des Gehirns. Man trennt die Nerv\u00f6sen in Hysterische, Neurasthenische, Ueberg\u00e4nge zwischen beiden und in eigentlich Nerv\u00f6se. Das Hauptsymptom der Neurastheniker ist die leichte Erm\u00fcdbarkeit. Das neurasthenische Kind ist nicht so leistungsf\u00e4hig, seine Aufmerksamkeit erm\u00fcdet bald. Unter Hysterie haben wir eine Erkrankung der Vorstellungen zu verstehen: aufserordentlich leichte Beeinflussung der Vorstellungen, hiermit verbunden eino gesteigerte Einbildungskraft. Das hysterische Kind, dessen Vorstellungsinhalt noch gering ist, zeigt psychisch bedingte L\u00e4hmungen, Schmerzen, Kr\u00e4mpfe, desgl. krankhaften Eigensinn, gesteigerte Reizbarkeit und Neigung zum L\u00fcgen. Zur Nervosit\u00e4t im engeren Sinne geh\u00f6ren abnorme Reizbarkeit, hypochondrische Veranlagung, Muthlosigkeit Rein nerv\u00f6se Kinder sind selten. Zu ihnen kann man auch solche mit ausgepr\u00e4gter Lebhaftigkeit oder Sch\u00fcchternheit rechnen.\nDie Ursachen, welche bei Kindern nerv\u00f6se Zust\u00e4nde hervorrufen, sind endogene oder exogene. Beide k\u00f6nnen jedoch auch gleichzeitig bestehen. Zu den endogenen Ursachen geh\u00f6rt in erster Linie die erbliche Belastung. Eine solche ist vorhanden, wenn innerhalb der Blutsverwandtschaft Geistesoder Nervenkrankheiten vorgekommen sind. Ein erblich Belasteter braucht aber nicht geisteskrank zu werden. Hierzu sind gew\u00f6hnlich noch exogene Ursachen n\u00f6thig. Geisteskranke oder hochnerv\u00f6se Personen \u00fcben leicht auf ihre Umgebung einen inducirenden Einflufs aus. Nerv\u00f6se M\u00fctter vererben schon w\u00e4hrend der Schwangerschaft auf ihre Kinder Dispositionen zur Nervosit\u00e4t und Geisteskrankheit. Zu den exogenen Ursachen geh\u00f6ren vor Allem die Kinderkrankheiten. Gew\u00f6hnlich lassen die Eltern den Kindern w\u00e4hrend ihrer Reconvalescenz nicht die n\u00f6thige Ruhe zur Kr\u00e4ftigung. Hie suchen sie auf alle Weise zu am\u00fcsiren. Auch schicken sie dieselben zu bald wieder zur Schule. Eine zweite Gruppe exogener Ursachen isl gegeben durch ein physisches oder psychisches Trauma. Pressungen, Quetschungen, Stofs und Fall auf den Kopf wirken ung\u00fcnstig auf die Gehirnentwickelung. Auch von den psychischen Traumen, durch Schreck, Furcht, Angst hervorgerufen, mufs man ein Kind nach M\u00f6glichkeit bewahren. Das Anh\u00f6ren von Teufels- und Gespenstergeschichten hat in dieser Beziehung oft sch\u00e4dlich gewirkt und schon ganze Schulclassen in einen erregt psychischen abnormen Zustand versetzt. Jedoch richtet sich ilio Sch\u00e4dlichkeit dieser veranlassenden Momente nach der Disposition der Kinder. Durch vieles Fragen nach dem Befinden des Kindes k\u00f6nnen hvMloriMcho St\u00f6rungen suggestiv hervorgerufen werden. K\u00f6rperliche Z\u00fcchtigungen sind bei gesunden Kindern nach Ansicht des Verf.\u2019s \u00fcber-tl\u00fcMsig. hei nerv\u00f6sen Kindern sch\u00e4dlich. Eine wichtige Ursache f\u00fcr die Ncrvohil\u00fct der Kinder liegt namentlich in den unzweckm\u00e4fsigen und verkehrten Verh\u00e4ltnissen, unter denen die Kinder grofs gezogen werden. Die\n11 Kinder werden zu oft in ihrer Ruhe gest\u00f6rt, sie werden mit Licht-\nilmllrelron f\u00f6rmlich \u00fcbersch\u00fcttet, mit sprachlichem Dressiren ger muhen ihnen Vergn\u00fcgungen den n\u00f6thigen Schlaf, nament)","page":292}],"identifier":"lit31570","issued":"1901","language":"de","pages":"292","startpages":"292","title":"Cramer: Ueber die au\u00dferhalb der Schule liegenden Ursachen der Nervosit\u00e4t der Kinder. Schiller- Ziehen 2 (5), 1-25. 1899","type":"Journal Article","volume":"26"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:31:38.973104+00:00"}