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{"created":"2022-01-31T16:22:46.024102+00:00","id":"lit31584","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Hirschlaff, L.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 26: 303-304","fulltext":[{"file":"p0303.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n303\nWilhelm Rudbck. Syphilis nid Gonorrhoe vor Gericht. Die seznellen Krankheiten ii ihrer jnristisehen Tragweite nach der Rechtsprechung Dentsch-landt, Oesterreichs nnd der Schweis. Jena, Hermann Costenoble, 1900. 148 S.\nGegen\u00fcber der Syphilis wurde die Bedeutung der Gonorrhoe f\u00fcr die Gesundheit des an ihr erkrankten und des anderen Ehegatten vielfach untersch\u00e4tzt. Erst den Forschungen der letzten Jahrzehnte war es Vorbehalten, ihren wahren Werth zu erkennen. Es kommt somit beiden Geschlechtskrankheiten eine ganz gewaltige und weittragende sociale Bedeutung zu, und in der Hauptsache wird es, wie so oft, so auch hier bei ihrer wirksamen Bek\u00e4mpfung auf eine geeignete Prophylaxe ankommen. Soweit eine solche mit den heute zu Recht bestehenden Bestimmungen des \u00f6ffentlichen und b\u00fcrgerlichen Rechts m\u00f6glich ist, und wie sich unter ihrem Einflufs die Einwirkung der Geschlechtskrankheiten auf das eheliche Ver-hiltnifs \u00e4ufsert, setzt Verf. in einer auch dem Nichtmediciner verst\u00e4ndlichen Weise aus einander, unter Heranziehung vieler einschl\u00e4giger Beispiele. Die Unkenntnifs der verschiedenen gesetzlichen Bestimmungen tr\u00e4gt die 8chuld daran, dafs von ihnen im praktischen Leben so wenig Gebrauch gemacht wird, und dafs von Zeit zu Zeit gesetzgeberische Vorschl\u00e4ge zur Bek\u00e4mpfung der Geschlechtskrankheiten auftauchen, obwohl diese kaum mehr leisten als die schon bestehenden Vorschriften. Ob in Wirklichkeit eine Ehe von einem Ehegatten so oft angefochten wird, der um die bei der Eheschliefsung bestehende Geschlechtskrankheit des anderen Gatten nicht wufiste, wie Verf. glaubt und auch wohl mit Recht w\u00fcnscht, m\u00f6chte Ref. bezweifeln.\nDafs bei der Therapie der Sexualleiden der Aberglaube eine grofse Bolle mitspielt, ist bekannt, und die Ansicht ist auch heute noch weitverbreitet, dafs das beste Mittel gegen solche Affectionen der Beischlaf mit einem jungen, unbescholtenen M\u00e4dchen ist. Weniger bekannt d\u00fcrfte sein, dafs dieser Aberglaube zu den verschiedensten Zeiten und in den verschiedensten L\u00e4ndern sich vorfindet.\tErnst Schultze (Andernach).\nA. Bastian. Die V\u00f6lkerkunde und der V\u00fclkemrkehr enter seiner R\u00fcckwirkung taf die Volksgeschichte. Ein Beitrag sir Volks- nnd Menschenkinds. 171S.\nBerlin, Weidemann\u2019sche Buchhandlung, 1900.\nIn seinem bekannten, jeder Beschreibung spottenden Stile, der ein seltsames Gemisch darstellt von strengwissenschaftlichen Anschauungen und grenzenlos trivialen Redensarten, und der den Leser an den meisten Stellen wie eine mifslungene Uebersetzung aus dem Chinesischen anmuthet, behandelt der greise Verf. das gesammte Stoffgebiet der Anthropologie und Ethnologie im Abrifs. Von der Erschaffung der Welt bis zum neuesten Berliner Giftmordprocefs Jaenicke giebt es kein Problem, das er nicht, mindestens in einigen Klammern oder Anmerkungen, zur Sprache bringt; und das \u201efeinest zerkr\u00fcmelte Lebewesen\u201c bis zum Pithecanthropus erectus, der \u201eWildling\u201c bis zum \u201eUebermenschen in modernster Frisur\u201c wird mit gleicher, unparteiischer Liebe zum Gegenst\u00e4nde der Betrachtungen gemacht. Dabei ist es v\u00f6llig gleichg\u00fcltig, ob es sich um wissenschaftliche Erfahrungen handelt, oder um die \u00e4ltesten, naivsten und unm\u00f6glichsten Anschauungen,","page":303},{"file":"p0304.txt","language":"de","ocr_de":"304\nLi ter a turberich t.\ndie sich \u201ezu confusen Conglomeraten der Gedankenconvolute zusammen-kn\u00e4ueln, wie sie in schreckhaften Popanzen \u2014- als krause (und grause) \u201eStruwelpeter\u201c (s. Vogt) aus einer anderen (meta-physischen) Welt \u2014 die Literatur durchhuschen (doch langlebige nimmer, bei zwerghaft verkr\u00fcppelter Kurzatmigkeit).\u201c Was die Methode der anthropologischen Forschung anbelangt, so lehnt er die philosophische Speculation ab und empfiehlt die naturwissenschaftliche, comparativ-genetische Methode. \u201eDer Naturforscher\u201c, so erkl\u00e4rt er, \u201ehat bei \u201eMuttern\u201c zu verbleiben, bei seiner (Mutter) Natur, ohne mit \u201eSophia\u201c (oder ihrer in Achamoth gefallenen Helene) zu buhlen, weil legitim bereits verlobte Braut mit denen, die durch Namensbezeich-nung schon gekennzeichnet sind, als ihre \u201eLiebhaber\u201c (Philo -sophen).\u201c Etwas freundlicher steht der Yerf. der Psychologie gegen\u00fcber. Er nennt sie der Anthropologie \u201ebessere H\u00e4lfte\u201c und bef\u00fcrwortet das Studium der seelischen Entwickelung der Naturv\u00f6lker, insbesondere der Entstehung ihrer religi\u00f6sen Anschauungen, aber ohne \u201edafs eine theosophische Ethik ihren Senf hinzugeben d\u00fcrfe\u201c. Die speculative, rationale und mystische Psychologie verwirft er, und bekennt sich zu der Auffassung, die Rehmke, Ebbinghaus und Avenarius vertreten. \u201eBunt schillert und flimmert es in den V\u00f6lkergedanken, \u00fcber den Globus hin, in Differenzirungen gebrochen; aber harmonisch schwimmt es zusammen, wenn [aus (Helmholtz\u2019s) akusto-optiseher C\u00f6ncordanz] in \u201eFarbenaccorden\u201c (s. Unger) dem Auge [auf (Castell\u2019s) \u201eFarbenclavier\u201c] musicirt Wird (im Allerweltsconcert), und der Menschheit ihr Gedanke zum Ausdruck kommt (jedem Menschen und Menschlein der seine).\u201c Auf dieser Grundlage fordert B. zur Mitarbeit an den Problemen der Ethnologie und Anthropologie auf. Denn \u201enicht zu Getr\u00e4um und quietistisehem Schlafgedusel ist der Mensch erschaffen, sondern um selbstth\u00e4tig mitzuschaffen am \u201eBau der Ewigkeiten\u201c (in des Dichters Lied).\u201c Es ist unm\u00f6glich, im Rahmen eines Referates von der Vielseitigkeit der Gedanken, die Verf. zur Darstellung bringt, einen Begriff zu geben. Jedenfalls ist diese Darstellung selbst ein so eigenartiges Durcheinander von Gelehrsamkeit und Geschmacklosigkeit in ihrer \u201eletzt h\u00f6chsten\u201c Steigerung, dafs die Lekt\u00fcre des Werkes nur Denjenigen empfohlen werden kann, die f\u00fcr Hindernifsrennen auf dem Gebiete der Sprachverst\u00e4ndigung das gen\u00fcgende Verst\u00e4ndnifs besitzen.\tL. Hirschlaff (Berlin).\nBerichtigung.\nIn dem von mir im vorliegenden Bande dieser Zeitschrift auf S. 121 verfafsten Referate \u00fcber die Arbeit Tsckermak\u2019s \u201eBeobachtungen \u00fcber die relative Farbenblindheit im indirecten Sehen\u201c ist auf Zeile 20 statt der Worte \u201egleiche Weifsvalenz und Helligkeit\u201c zu lesen \u201egleiche Weifsvalenz und chromatische Aequivalenz\u201c.\tG. Abelsuorff (Berlin).","page":304}],"identifier":"lit31584","issued":"1901","language":"de","pages":"303-304","startpages":"303","title":"A. Bastian: Die V\u00f6lkerkunde und der V\u00f6lkerverkehr unter seiner R\u00fcckwirkung auf die Volksgeschichte. Ein Beitrag zur Volks- und Menschenkunde. 171 S. Berlin, Weidemann'sche Buchhandlung, 1900","type":"Journal Article","volume":"26"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:22:46.024107+00:00"}